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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.08.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19190802013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-08
- Tag 1919-08-02
-
Monat
1919-08
-
Jahr
1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.08.1919
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«retsUch mache». Laß el«e demokratisch« Negierung aus sie »icht verzichte« wollte. Der Wirkung nach vorhanden waren sie schon früher, wenn man «S damals auch nicht für nötig hielt, sie mit solcher Feierlichkeit zu umgebe«. Vom demokratischen Gesichtspunkte au», der ja für La» ganze Werk bestimmend war. bedeutungOvvller sind et«« Reihe anderer Bestimmungen, die »um Teil in den Ab schnitt über die Ärnnorcchte htneiugearbettet wurde«. ohne daß sie »nmitteldar aus naturrechtltchen Ideengänge» her- zulettcn wären. Da ist beispielsweise der Räteparagraph. der nach dem Willen seiner Väter, die bekanntlich sehr wett link» sitze«, zum Ausgangspunkt für eine völlige Um- siellung unserer Wirtschaft werden soll. Da sind ferner die Bestimmungen über das Wahlrecht und die BolkSentscher- beso " ' ' ----- -2 -r x» x» -- « düng in besonders wichtigen Fragen. Diese letzteren sind entnommen aus der schweizerische» Verfassung, in der manche altgermanisch« BersassunaSeleinente feststellen zu können glaube«. Ob die Anrufung der Entscheidung des ganzen Volkes, die nun verfassungsmäßig möglich ist. grobe Bedeutung bekommen wird, mub abgewartet werden. So viel kau« man aber heute schon sagen: der Allmacht deS Parlaments dürste durch den Volksentscheid kaum Abbruch getan werden. Das Referendum ist bekanntlich entstanden und wurde auch in England schon gefordert aus der Erwägung heraus. Satz gegen die Selbstherrlichkeit deS Parlaments ein Gegengewicht geschaffen werden müsse. In allen parla. merttarisch regierten Staaten hat man ja die Erfahrung gemacht, daß Volksvertretungen sehr rasch ihre gesetzgebe- rttcheu Befugnisse zu überschreiten pflegen und mehr und mehr Einflutz gewinnen auch auf di« Exekutive. Damit rvrlieren diese Körperschaften allmählich ihren ur sprünglichen Charakter und lverden zu rein obrigkeitlichen Instanzen, denen, wie die Erfahrung vielfältig bestätigt hat, die Interessen der Allgemeinheit genau so fremd iver- den können, wie irgend einer reinen Beamtenregierung Darüber wird in der staatSwissenschastlichen-Literatur aller Republiken geklagt, am eindringlichsten tat es in seinem Buch vom Staate — Professor Woodrow Wilson, gegen ivärtt« Präsident der Vereinigten Staaten. ES ist zu be dauern und es wird sich rächen, daß WilsvnS Klage» über den Parlamentarismus, im Gegensatz zu den sonstigen Aeußerungcn des Präsidenten, in Deutschland so wenig Ge hör geschenkt wurde. Dieser Fehler ist um so bedenklicher, als man bei allen Bestrebungen, unttarischen Wünschen gerecht zu werden, doch versäumt hat. eine starke Zentralgewalt zu schaffen. DaS unitarische Prinzip istz so wie es in der ReichLverfassung zum Ausdruck kommt, nur negativ, nur zerstörend. Es ist die Möglichkeit gegeben, die alten Bundesstaaten, die doch durch oll die Jahrhunderte hindurch den deutschen Gedanken ge tragen haben, die lange Zeit hindurch das Deutschtum allein repräsentiert haben, zu zerschlagen, auszuteilen und alle möglichen neuen tzkbilde zu schaffen. Die Macht aber, die das entstehende Reue straff zusammensaßte unter dem all- beherrschenden Gedanken der Reichseinheit — sie fehlt. Grundsätzlich sollen das der Reichspräsident und das Reichs- kaüinett tun. Aber die Macht des Reichspräsidenten ist so beschränkt, daß er kaum eine Rolle zu spielen vermag, das Reichskabinett ist aber nichts anderes, als der Exponent der Volksvertretung, eine Gruppe von Mehrheitsführern, die üurchaus abhängl von den Parteien. Wie schlecht bei ihnen der Gedanken der Reichseinheit aufgehoben ist, das zeigt die Haltung des Zentrums in der Frag« der rheinischen Republik. Man geht wohl nicht fehl, wenn man an nimmt, daß der preußische Minister des Innern, Heine, gerade diese Verhältnisse im Auge hatte, als er am Tage, da die Ver fassung mrabschiedei wurde, schon auch ihre Revision ..in vielen Punkten" für die nächste Zeit in Aussicht stellte. Zusaurmenfassend läßt sich von dem Weimarer Werk >agen: man wollte die Demokratie und bekam dafür den Parlamentsabsolutismus,' man wollte die Rcichseinheit und bekam die Aussicht auf Bildung aller möglichen Donder- republiken: man wollte eine Konsolidierung unserer inner- politischen Verhältnisse überhaupt und bekam dafür — man denke nur an all die Kompromisse — die Gewißheit »euer Kämpfe. Man hat die alte Rcichsfahne niedergeholt und die schwarz-rot-goldene Flagge auf dem Reichsschisf gehißt. Die neue Flagge deckt die neue Fracht Veavttestsragell ia der Rattovalversammlmrs. von ünferem nach Weimar «»tsaudte« Mitarbeiter. tSortsetzung au* dr» v»ra-»ub-vlall.s <D. Bp.) begründet dt« Interpellation «gen. Au» dem Bertraasverhäitnis der st " »» s Sie Mobilmachung des Sahres 1S14. In dem demnächst erscheinenden Augustheft der »Deut schen Natiort" veröffentlicht das bekannte Mitglied der deutschen Friedensdclegation von Versailles Gras Mont- gelas zum ersten Male eine hochinteressante Uebersichi über die Reihenfolge der Mobilmachungsbefehle, die dem Kriege vorausgingen, auf Grund amtlichen Materials. ES waren Mobilmachungsbefehle ergangen für: Lou Leit« der Entente: Bon Sette der ZentralmSchte: 2s. Juli: Teile der britischen Flotte. Teile der britischen lö serbische Divisionen. 29. Flotte. Teile der britischen 1U russische') Flotte. M Juli Juli: 24 osterreichisch-uusarische Divisionen. Juli: 24 österreichisch - ungarische Divisionen. 15 serbische ^ 147 Divisionen. 11 französisch« I abends: 24 österreichisch - ungarische , . , Divisionen, ranzösisch«' Teile der britischen Flotte. Russische Flotte. *) Davon konnten allerdings 30 sibirische. Illrkrstanische Divisionen erst sehr spät eingrcifcu. 31. Juli vormittags: kaukasisch« und !. 137 (141 ?> s Divisionen 51 österreichisch - ungarische Divisionen. Grenzschutz durch 18 deutsche Divisionen auf FriedenSfuß. Oesterr.-ungarische Flotte. «u gust. 51 österr-ungar., 88 dentsch« sein»> schl. 7 Ersatz. Divisionen). 187 Di- Visionen. 111 russische 15 serbische II sranzöfische smtt IS. Korps 1l5i Teile der britischen Flotte. Russische Flotte. 1. III russische > 15 serbische r 1S4 Divisionen- in französische! Teile der britischen Flotte. Russische Flotte. Oestcrr.-ungarische Flotte. Französische Flotte. Deutsche Flotte. Diese Zusammenstellung spricht für sich und bedarf keine- KommentarS. Keine objektive Erörterung der Verantwort lichkeit am Kriegsausbruch darf diese Zahlen verschweigen. Man kann die deutsche Kriegserklärung an Rußland sehr wohl vom pazifistischen Standpunkte bekämpfen, mau kann sie vom politischen Standpunkt alS unklug und sogar nach rein militärischen Gesichtspunkten als übereilt bezeichnen. Aber man wird schwerlich behaupten können, daß gegen die Zentralmächte eine um mehr als 48 v. Hundert über legene Streitmacht von 194 Divisionen, darunter Truppen aus Sibirien, dem Kaukasus. Turkesdan und Algier ans Kriegsfuß gesetzt wurde, ausschließlich zu dem Zwecke, um nach einiger Zeit wieder zu friedlicher Arbeit nach Hause zurückzukehren. Darüber wird an -er Hand der nunmehr bekannt gewordenen französisch-russischen Militärkonventton vom 17. August 1892 bei anderer Gelegenheit noch manches zu sagen kein. Die Zahl von 194 Divisionen gegen 137 aber zeigt zur Genüge, welche furchtbare Verantwortung eine Reichs- leitung auf sich nahm, die ruhig zulteß, baß rin« so erdrückend« U ebermacht sich an den Grenzen sammelte. De» Luftverkehr «iugestellt. verktn. 1. An«. Der gesamte L«ft»erk«hr «nrd« mege» Ma«g«ls ««Betriebest, ss «ester« «Mag 1 UHr «Lrm-stelt. »dg. Dr. Mast über dt« Veanttenfr , Lebenslänglichkeit ««d -er Unkündbarkest der Beamten ergibt sich «nsexe» Erachten», daß den Beamten da» Streik- recht nicht »ukommi. Der streike«-« Beamte ist «t« «iders»r»ch in sich selbst. Auf dem sozialdemokratischen Parteitage lag ein Antrag vor. die öffentlichen Waylverein« möchten Liften von Per- svnen, namentlich aus der sozialdemokrati schen Partei ausstellen, die sich für Sieanttrnstellen eignen. Durch die Bevorzugung einer oder mehrerer Par teien wird das Vertrauen der Bevölkerung in die Un- Parteilichkeit der Beamte» stark erschüttert. Bor allen Dirken aber ist dieses Softem außerordentlich teuer. Hat doch ,. v. die hessische Kammer schon beschlossen, daß künftig all« Minister, wenn sie sechs Monate Ihren Posten bekleidet haben. 50 Prozent ihres GebalteS al» Pension wetter beziehen sollen. (Hört, hört!) Wir wünschen einen Schutz des Beamtentums gegen dieses ttebermaß der Parlamentarisierung und der Politisierung. «Beifall rechts.) Zu dem Zwecke verlangen wir die Schaffung eine» neuen Beamtenrechtes. Bor allen Dingen aber verlangen wir ein« Errett»»« des Beamtentum« an» der wirtschaftlichen Rot. Was sind die Folgen der wirtschaftlichen Slot'? Späte Heirat, geringe Kinderzabl. Ausscheiden des Nachwuchses der Beamten im Berus mit günstigeren wirtschaftlichen Aussichten und vor allen Dingen, so schwer cS mir fällt, ich mutz eS auSsprechen. der bedauerliche Rückgang der Moral. Reichsmiuifter Dr. David: E» ist mir dringendes Bedürfnis, der deutschen Be amtenschaft meine wärmste Anerkennung für ihre überaus pflichttreue und aufopfernde Arbeit, di« sie nicht nur während de« Kriege», sondern auch vorher unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, ausznsvrechcn Im Einvernehmen mit dem Finanzminister bin ich der An sich, daß ein«Neuordnung deSBesoldungS- und deüPenstonS- mesens, sowie der Hinterbliebencnfürsorge unbedingt nötig ist. Zurzeit freilich ist eine generelle Regelung leider nicht möglich. Zunächst werden wir durch Teuerungszulage« der Notlage entgegen treten, soweit «S mit der Finanzlage irgendwie zu vereinbaren ist. Wieivcit eine einmalige Entschuldung der Beamten vorgesehen werden kann, ist noch nicht zu überblicken. Das neu« parlamentarische System wird die Gewähr geben, daß fortan die Beamten ihre be- rcchtigicn Forderungen leichter und rascher zur Geltung bringen können. Der Beamte wird den Segen des parla mentarischen Systems immer mehr empfinden. Ein teder trägt den Marschallstab für die leitenden Stellen im Tor nister. Freie Bahn dem Tüchtigen! Abg. Krone» iSoz.): Wir treten für die Koalitions freiheit und auch für das Sitcikrccht der Beamten ein. Abg. Allekotte sZ.): Wir halten eine durchgreifende Besoldungsreform für erforderlich. Diese ist zu verbinden mit einer durchgreifenden Personalresorm. di« de» Ausstieg von unten nach den höchsten Stellen ermög- itcht- Di« Beamten dürfen nicht berechtigt sein, durch Streik auf die Regierung einen Druck auszuüben. Abg. RemmerS iDeui.): Die Besoldungsresor», muß schleunigst in Angriff genommen werden. Aber es wird dabei nicht bloß auf die Fixigkeit ankommen, sondern auch etwas aut die Mächtigkeit. sBeisall und Zustimmung.) Abg. Deglerk (D.-N.): In die Beamtenschaft ist Er regung hincingctragen worden durch die seinerzeittge Er klärung de» Bolksbeauftragten Ebert. daß die Beamten auf ihren Posten verharren sollten, bis die Stunde der Ab lösung komme. Den Beamten werden auch dt» Bestimm««- Vas Abkommen über die besetzten Gebiete. Berti». 1. Aug. Die Antwort -er Entente wegen der Ausführung des WkommenS über die militärische Besetzung der rheinischen Gebiet« trägt in einer Reihe von Punkten dem deutschen Stand punkt Rechnung und ist im allgemeinen in einem von versöhnlichem Geist getragenen Tone gehalten. Unter dem Vorbehalt, daß die Entente kommission das Recht haben soll, in linksrheinischen Ge bieten Verordnungen mit Gesetzeskraft zu erlassen, die die Sicherheit der alliierten militärischen Kräfte gewähr leisten, soll die bestehende und künftige tbesetzgcdung des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten im besetzten Ge biete keiner Beschränkung unterliegen. Unter diesem Vor behalt wird ferner anerkannt, daß die Bevölkerung die freie Ausübung ihrer persönlichen oder staatsbürgerlichen Recht« genießt, religiöse FNi- hett, Freiheit der Presse, der Wahlen und Versammlungen und freie politische, rechtliche, administrative und wirtschaft liche Beziehungen mit dem unbesetzten Deutschland. Ebenso wird die BerkehrSfreiheit zwischen dem besetzten und unbesetzten Deutschland gewährleistet. Wertvoll ist das Zu geständnis. daß der bevorrechtigte Gerichtsstand, den die An- und Zugehörigen der alliierten Truppen genießen, nicht au deutsche Staatsbürger erteilt werden wird. Die Antwort erklärt, daß nicht die Absicht besteht, die politisch« »nd verwaltungSrechtlrche Einteilung abzuändern, und daß die Ziviloerwaltung auch die Verwaltung der Finanzen umfaßt, daß also die Einkünfte des Reiche» und der Bundesstaaten in den besetzten Gebiete» vereinnahmt und von den zuständigen deutschen Behörden verwaltet werden können. Die Freiheit des Verkehr* durch Briefe. Telegramme oder Fernsprecher wirb zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiete wieder hergcstellt werden unter dem allgemeinen Vorbehalt oder dem der Folgen eines Belagerungszustandes. Der öffentliche Unter richt bleibt ein Bestandteil der deutschen Zivtlverwaltung. TS heißt ausdrücklich, daß die deutsche Regierung nicht zu befürchten hat, daß fremdsprachlicher Unterricht auf Anord- nuug der Besatzung-Mächte eingcführt werden wirb. Bon zuständiger Seite wird bemerkt: DK Antwort der Entente hält das deutfchrrseitS Unterzeichnete und ratifizierte Ab kommen aufrecht, will aber in seiner Handhabung Zlv- geftändnisse und Erleichterungen zugestehen. Den in der Antwort mehrmals zum Ausdruck ge brachten versöhnlichen Geist wollen wir gern anerkennen, im übrigen aber nach den bisherigen Erfahrungen der WaffenstillstandSzett abwarten. ob dieser Geist auch alle Nachgeordneten militärischen KommandosteSen beseelen wird. Härten bleiben trotz alledem noch überreichlich genug. * Die BSlkrrbnndSrrrine. ^ Amsterdam, 1. «ug. Rach einer Meldung des Presse- bureauS Rädto schreibt di« „Neuyorker Tribüne": Eine Be- wegung bezwecke, den Völkerbund über Bord »« werfe n und den Weltfrieden durch den Vertrag als dauernde Entente »wischen den drei Mächten, die den Krieg gewonnen haben, stcherzustellen. Wilson soll einigen Senatoren gesagt haben, bah «r den Vertrag mit Frankreich nicht für notwendig gehalten, aber LlLmeneeauS Bitte» nachgegeben habe. Der Widerstand gegen den amertkantsch^französischen Vertrag kommt sowohl von denen, die darin einen Beweis für die Schwäche de- Volkersundes erblicken, als von denen, die die beiden Verträge nicht vo«. einander zu trennen wünschen. „Neuyork Herald" schreibt, ein« rasche Ratifikation dr« Vertrags sei notwendig, um SkSmrncea» zu rette«. sekretären erspart werde«. Bet der esoldung-reform müssen namentlich die «nsau^grhälter erhöht und die Ausrückung»»««» verkürzt werden. Vo» der Güte des parlamentarischen System», da» Dr. David i« de» höchste« Tönen gefeiert hat, haben wir uns bisher »och nicht überzeugen können. Das bis heute gutgebaute Haus ist ein Kartenhaus, das von dem nächsten Windstoße um gestürzt werden kann. tZustimmung rechts. Hesttger Widerspruch links.) Reich-minister de« Inner« Dr. David: Der Vorredner hat der Regierung den Vorwurf ge macht, daß^ie «S mit der Psltcht zur äußersten Sparsam keit nicht genau nehme. Diesen Vorwuis weise ich zurück. Auch hat der Vorredner die Behauptung aufgestelü- unter den Mitgliedern der Regierung befänden sich dekorattve Figuren, die Gehalt ohne Gegenleistung bezöge». MeiueS Wissens sind sämtliche Mitglieder der Regierung mit Ar beit überlastet. Dabei gab eS tm alten Preußen eine deko rative Figur mit der Krone auf dem Kopfe, die ein Jahres einkommen von 18 Millionen batte, und ebenso war e» t« den Einzelstaaten. Diese dekorativen Figuren will der Vor redner obendrein noch wieder Herstellen (Zustimmung) urtd ihnen alle Einnahmen wiedergeben. (Erneute Zustim mung.) Er und seine Freunde mögen sich gesagt sein lasse«, daß heute außerordentlich viel billiger regiert wird als unter dem alten System. (Widerspruch recht».) Abg. Dr. Mittelmann (D. Bp.): Wie steht -er Minister zum Streikrecht der Beamten'? Meine Partei» sowie die Deutschnationalen und das Zentrum lehnen e» entschiede» ab. Merkwürdig ist der Widerspruch zwischen Dr. David und seinem preußischen Mtnisterkollcgen Heine. Jener sagt, das jetzige System arbeite billiger. Heine dagegen stellte gestern fest, das alte preußische System sei das billigste gewesen, das es überhaupt nur geben kann. Die Bemer kung. früher habe der oberste Beamte in Preußen 18 Mil lionen Mark Gehalt bezogen, war recht wenig geschmack voll. Eins aber steht scsi: Wenn jemals gehofft werde» kann, daß das Reichsschisf «ine gute Fahrt fährt, bann mrr dann, wenn es gelingt, den alten Geist der alten Beamten schaft hineinzubringen in die neue Zeit. lBeifall.) Minister deS Innern Dr. David: Ueber das Etreis- recht der Beamten bin ich nicht in der Lage, mich klipp und klar zu äußern. Hierauf wird ein Sch lußan trag angenommen. Persönlich bemerkt Abg. Stelnkops lSoz.): Ich muß dem Abgeordneten Deglerk den Borwurf machen, daß er die Treue gebrochen hat seiner Partei gegenüber. Er hat in demokratischen Versammlungen versucht, ein Mandat b» erreichen, und als ihm das dort nicht gelang, ist er zu den Deutschnationalen ttbergegangcn. Abg. Deglerk (D.-N.): Ich habe darauf nur zu erkläre», daß diese Behauptung eine Lüge ist. — Vizepräsident Haußmann ruft den Redner zur Ordnung. Eingegangen ist eine Interpellation der Frau Drans feld lZ.), unterzeichnet von weiblichen Mitgliedern aller Fraktionen, betreffend Maßnahmen gegen den Notstand, in welchen zahlreiche Frauen infolge der wirtschaftlichen De mobilmachung geraten sind. 'Nächste Sitzung: Donnerstag. 7. August, nachm. 4 Uhr: Interpellation Dransfeld (Z.), zweite Beratung der Ge setzentwürfe betreffend die Erhebung einer außerordent lichen KriegSabgabc für 1919 und einer KrtegSabgabe vom BcrmögcnSzuwachs. — Schluß 2 Uhr. Bshern und das Weißbuch. München. 1. Aug. In dem deutschen Weißbuch über die Vorgeschichte de» Waffenstillstandes sind Tele gramme des damaligen preußischen Gesandte« t» München v. T r e u t l e r und des deutschen Gesandte» in Bern v. Romberg erwähnt, in denen an mehreren Stellen von der Stellungnahme der damaligen bayrische» Negierung, von der Frage der Abdankung des Kaisers u«d von angeblichen Sonderfriedensbestrcbungen Bayerns die Rede ist. Die Schristleitung der „Münchner N. N." ist wegen dieser Angelegenheit mit dem Letter der damalige» bayrischen Regierung Ministerpräsidenten v. Dan bl in Verbindung getreten. Er ermächtigt sie, folgendes fest zustellen: 1. Nicht zutreffend ist die nach dem Bericht d«S dcutschcn Gesandten in Bern vom 8. November 1918 an die Entente gelangte Nachricht. Bayern habe im Bundesrat die Abdankung des Kaisers vergeblich gefordert. Es bestehe in Bayern an maßgebender Stelle der Eindruck, daß der Kaiser den Plan verfolge, die neue deutsche Regierung zu stürzen. Die damalige bayrische Regierung hat vielmehr den Stand punkt zur tzkltung gebracht, daß der Kaiser mit aller Offen heit aufzuklären sei und daß sie mit einem freiwillige« Rücktritt des Kaisers einverstanden wäre. 2. Der deutsche Gesandte in Bern hat in seinem Be richt vom 3. November 1918 die Behauptung, daß Bayern von einem Gesandten der Entente zu verstehen gegeben wurde, sich von der Reich «Politik unter allen Um ständen loSzusagen. selbst als abenteuerlich bezeichnet. Tatsächlich entbehren solche Gerüchte jeder Grundlage. Der bayrischen Regierung war allerdings seinerzeit zur Kennt nis gekommen, daß in der Schweiz Nachrichten der bezeich net«» Art umliefen. Deswegen wurde damals der bay rische Gesandte in Bern nach München berufen. Bon ihm erfuhr man. daß die Gerüchte ans Redereien unverant wortlicher und übergcschäftiger Personen zurückzuführen seien. Die bayrische Regierung hat derartige, die Einheit und den Bestand de» Reiche» gefährdende Bestreb«,,gen stets aufs schärfste verurteilt und ihre direkte »der indirekte Förderung entschieden abgelehnt. Der Gesandte erhielt Weisung, diesen Standpunkt -er Regierung gegenüber um laufenden Gerüchten zu vertreten. Wenn dt« Entente -letchwvhl mit bayrischen Gonberbestrevungen ernstlich ge- rechnet haben sollte, so hat ihr jedenfalls die Haltuug der damaligen bayrischen Regierung hierzu keine Berechtigung gegeben. . slt»enc«m» «Ickkitt. l»«a»er Drabtbericht der „»,«»»«. AaHrtchte»".» ver«, 1. >»s- .... g. Minist«rprässde«t Lle«e»cea« be« i, «ach de« fra«z»sische« Ka«»«r»ahle» i« Oktsber Als hei« Nachfolger en?§U?ig "V« r » ckz »'tretend Als fsti k»««t i» erster Li«i« vriasd i« Betracht. Koch britischer Keldmarschnll. Au» London wird gemeldet: Marschall Foch, der zum Ehrenbürger von London ernannt wurde, erhielt vom König Georg den Rang eines Feldmarschall» tm britischen Heer. Bet dem Empfang d»rch di« Ehrenbürgerschafi hielt Joch im Londoner Rathaus ein« Red«, in der er das Zu sammenwirken »wischen England und Frankreich hervorhov und besonder» de« Mut der britische« Soldaten loste. Wen« der Waffenstillstand nicht abgeschlossen morde« «sre. hätte der Mut der Briten sie wett «ach Deutschland hinein geführt.
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