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87. Jahrgang. 246. Bezugs-Gebühr »l«n»I>iihrl. sür D»»< d«n bei lilglich zwei, maliger Zulraau»,<on Sonn, und Moniogen nur einmast 2,dv M., durchaudwlirligeKom. mtffioniirc dl» 2,bü M. Bei etnmaliger Au- jicUnng durch die Post liM.«ohne Bestellgeld». Au»iand: Oester. reich.Ilngarn d,4» Nr., Schwei, d,UL Frk»., Italien 7. >7 Lire. - Nachdruck nur mit deutlicher Quelle», «»gab» Dresdner Nachr.»>,ulilstig. Un< »erlangle Manulkripl« werd. nichlausdewahrt. Sonnabend, 6. September 1913. Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse: Nachrichtnl Dresden. San,nielnummer für sämtl. Telcphonanschlüsie: 25841. Nachtanschluß: 11. Qöeks Wilsckruttsi' Slraüs 16 Slvinßut Ki-islall Anzrigeu-Taris. Annahme von Anlün dlgungcn bl» nachm 8 Uhr. Sonntag» »u> Marienstraste 28 vor >1 bi» '/-> Uhr. D» »inipaltige Zeile ietwa 8 Silben» 80 Pf., die zwestpaltige Zelle auf Trrlsrite 7« P! . d>e zweispalt. ReklameieUe I.S0 M.. Zamille» Nachrichten au« Dres den die einipa». Zeile 2b Ps. — I» N»m- mern nach Tonn- und Feiertagen erhdhler Tarif. — -luswilrtige Aufträge nur gegen Hauptgeschäftsstelle: Marienstraßr 4« kraul Fu88ta1tun^en unck SSSbal allae /let in neur^itiicken. »pirten rcbmLckLrictitunzen Kruken Sie Luttersl vorkeiltiLkt in äer vrsscisn -Wilscirukksr I^löbsl -2snkra!b Ink.: Lw^.t Kr»»».«, w.t«ln»r,tr. D, Sck. V.Imatr. c> Del. I2»lS. Verlangen 8ie überall nur I^acleber^er?il5ner -u» >ler kaclsdsi'Aöi' Llxpoptdlerbrsusrej. (-iaisi-is ^./^rnolc! Lcliloss-Llrasse 34. Hans v. Danses. Verniekelu, Vvrxvläeii, Vvr8ilb«rn, Vei>m«88i»x«n, Verkupfern ete. riller Ael»IIxvMU8li»näe vrsscinsr VsmiekSlun^s-^nslsIl OHO OOHdkLir, ^alksnslrasss k^r. 1—3. f-emsprsciier l^r. 7369. ZiLvi? ertrgo <Lesev. Mutmaßliche Witterung: Nordosiwindc. heiter, Temperatur wenig geändert, vorwiegend trocken. Tao A l b c r t - T h e a t c r. das bisherige Königliche Schauspielhaus, wird heute abend mit Raimunds „Ver schwender" eröffnet. Die vier Marokkaner, die den Deutschen Walter Opitz in der Nahe von Marakcsch ermordeten, wurden seht ermittelt und verhaftet. Zum Zwecke der Vorbereitung der deutschen Beteili gung an der Ausstellung in San Francisco wurde eine private Organisation der interessierten Indu striezweige ins Leben gerufen. Zur Förderung der K l e i n w o h n u n g e n sür Beamte und Arbeiter des Reiches werden in den Etat für 1V14 wiederum 4 sH Millionen Mark eingestellt werben. In Stuttgart trat der Internationale Ver band zum Studium der Verhältnisse des M i t t e l st a n d c s zu seinem 10. Vcrbandstag zusammen. Der englische Ministerrat beschloß zum Acrmel- kanalprojekt nochmals in V o r e r h c b u n g e n über die strategischen Folgen des Kanalprojektcs für Eng. land einzutreten. Der italienische Ministcrrat bewilligte 100 Millionen Lire jährlich zum Bau neuer Schlachtschiffe. Das Gerücht, daß in Nanking bei dem Eingreifen der Negicrungstruppcn mehrere Japaner getötet worden seien, hat in Tokio große Empörung gegen lshina hervor gerufen. Ser Getverkschaftsftreit in neuer Auslage. Behutsam hat man aus dem diesjährigen Katholiken tage, der im Gegensatz zum vorigen von der stramm ultra- montanen Berlin - Breslau - Trierer Richtung beherrscht wurde, jede grundsätzliche Erörterung über den Gewcrk- schastsstreit vermieden, er wurde nur ermähnt als „eine ernste Gefahr für die Einigkeit der deutschen Katholiken". Bon den schweren Kämpfen, die dem Katholikentage von Metz im Zcntrumslager vorausgegangen waren, war aus der Tagung selbst, soweit die Ocsfcnilichkcit von ihrem Verlause unterrichtet.wurde, nichts zu spüren. Ter Prä sident Fürst Locwcnslein begnügte sich damit, die Enzyklika „Kinxulari gusckam" vom 12. März 1012, die nachgerade allen bekannt ist, zu verlesen, und prägte im Anschluß daran das Wort von dem „Frieden von Metz", dem endgültigen Frieden zwischen Berlinern und Kölnern, den rein katholischen Fachvcreinen und den christlichen Ge werkschaften. Der Papst habe gesprochen, also sei der Streit erledigt und beide Parteien hätten nun Ruhe zu halten: den Führern in beiden Lagern stände cs nun nicht mehr an, die Organisation der Gegenseite als untaug- l i ch oder unerlaubt zu bezeichnen, das war der Sinn seiner Worte. Daß dieser „Frieden von Metz" ein dauern der sein wird, kann selbst der größte Optimist nicht an- nehinen. Denn ein Versuch, den jahrelangen erbitterten Kampf der beiden „Richtungen" sachlich zum Austrag zu bringen, ist ja gar nicht unternommen worden. Es ist lediglich ein Waffenstillstand, aber kein Friede ge schlossen worden. Ein paar volltönende Worte wurden ge braucht. die wohl auf einer „Generalversammlung" von Katholiken den nötigen Resonanzboden finden und von einer znr Begeisterung gestimmten Menge widerspruchs los hingcnommen, die aber in der Praxis ohne nachhaltige Wirkung bleiben werden. Die prinzipiellen Gegen sätze bleiben bestehen und müssen auSgctragcn werden, zu mal sie durch den Haß und die Leidenschaften der Führer geschürt werden. Unverkennbar haben auf dem diesjährigen Katholiken tage die „Berliner" die Oberhand gehabt. Der Präsident zählte zu den Ihrigen, und einer ihrer Hauptbcschiitzer, der Bischof Korn », von Trier, beehrte selbst die Tagung mit »einer Anwesenheit. Sic haben cs durchgedrückt, daß der Gewerkschaftsstrctt öffentlich als eine abgetane Sache hingcstellt wurde, und sie fühlen sich, seitdem Kardinal Fischer von Köln die Angen geschlossen hat. mehr in der Macht als je. Sie können immer wieder darauf Hin weisen, daß der Papst sich im Grunde genommen für sie, für ihr Prinzip entschieden habe, und daß die anderen nur geduldet würden. ES liegt in der Natur der Dinge, daß sie die Zeit der Hochkonjunktur ausnntzen und bis aus Ende gehen wollen. Die „Berliner" wollen, daß reiner Tisch gemacht, daß offen Farbe bekannt werde von der Gegenseite, sie fühlen sich dazu berufen, darüber z» wachen, daß die Weisungen des Papstes auch befolgt und nicht um gangen werden. Tic Zeit, wo sie Rücksicht nehmen mußten, ist vorbei, und der Katholikentag, wo man höheren Rück sichten sich untervrdnen muß, um die gemeinsame Sache des Zentrums nicht zu schädigen und den Gegnern kein unwill kommenes Schauspiel zu bieten, ist nur einmal im Jahre. Der frühere Reichstags- und Landtagöabgcordnete Roeren, einer der Hauptvorkämpfer der Berliner Rich tung, hat den Kampf von neuem eröffnet. Es ist ihm, seit dem er mit seinem Versuch, den katholisch-konfes sionellen Eharaktcr des Zentrums scstzulegcn, ge scheitert war. schwer genug geworden, zu schweigen, aber er hat in der Zwischenzeit und besonders seit der freiwilli gen Ausgabe seiner parlamentarischen Tätigkeit im vori gen Jahre, um so eifriger hinter den Kulissen gearbeitet und sür die Sache der „Berliner" geworben. Der gefähr lichste Gegner der „Bachemitcn" erscheint nun wieder auf dem Plan, er fühlt seine Zeit gekommen und er scheint ge sonnen, nnn keine Rücksichten mehr malten zu lassen, ist er doch der Unterstützung der deutschen Bischöfe sicher und hat er doch erst jüngst vom Papste aus ein Glückwunsch schreiben hin den päpstlichen Segen und eine offizielle päpstliche Belobigung erhalten. Sein Vorstoß hat denn auch nicht lange artt sich warten lassen. In einer kürzlich in den Buchhandel gelangten Broschüre: „Zentrum und Kölner Richtung" sucht er zu zeigen, daß die Berliner Richtung die allein folgerichtige ist. Mit un zweideutiger Offenheit entwickelt er die äußersten Kon sequenzen seines Programms. Mit unerbittlicher Logik begründet er den vom Standpunkt der „Berliner" sicher richtigen Satz, daß die Tätigkeit des Z cntru m s sich grundsätzlich im Einklang m i t d e n L e h r e n d c r Kirche zu halten habe, d. h. mit anderen Worten, er möchte das Zentrum offen zur konfessionell katho lischen Partei stempeln. Eine Folge dieser Auffassung ist natürlich die größtmögliche Absonderung der Katholiken von den Andersgläubigen. Auf den Gemerkschastsstreii übertragen, bedeutet das, daß nur die konfessionell katho lischen Arbeitervereine zu billigen und die interkonfessio nellen christlichen Gewerkschaften grundsätzlich zu verwerfen sind. In der durch päpstliche Weisung auf- gezwungenen „Duldung" der letzteren sicht Roeren daher ein notwendiges llebel und in der „Köln. Volksztg.", deren weitreichenden Einfluß er nicht abstrciten kann, von seinem orthodox-katholischen Siandpunkt aus den gefährlichsten Gegner der päpstlichen Auffassung. Wenn er die Macht hätte, würde er den christlichen Gewerkschaften, deren ge meinsame christlich-positive Grundlage ihm ein Greuel ist, lieber heute als morgen den Todesstoß versetzen und er ersehnt den Tag herbei wo den katholischen Arbeitern die Teilnahme an diesen Gewerkschaften ganz allgemein verboten wird und der Katholische Vvlksvcrein, die orga nisatorische Haupttruppe des Zentrums, in lokale Diözesan- gruppen aufgelöst wird. ES ist interessant, daß Roeren hier die letzten Ziele seiner Gruppe mit schonungsloser Ossen- heit enthüllt. Der Haß gegen die „Bachemitcn" treibt ihn dazu, alle schützenden Hüllen fallen zu lassen, und selbst der Gedanke an die Stellungnahme der preußische» Staats- regierung, die ihren Willen, der Zertrümmerung der christ lichen Gewerkschaften ihre ganze staatliche Macht cntgcgen- zusetzen, wiederholt unzweideutig kundgegeben hat. legt ihm offenbar keine Reserve ans. Die „Kölner" fühlen sich ob solcher scharfen Angriffe naturgemäß etwas ungemütlich. Sie suchen der klaren Stellungnahme a u s z u w e i ch c n. Ihr Hauptorgau, die „Köln. Volksztg." lehnt cs ab. nochmals ans die Sache einzugehen, und klagt wehmütig, ob denn der „Frieden von Metz" ewig ein Traum bleiben solle. Sic registriert vor läufig nur die Tatsache des Erscheinens dieser neuen Knmpfschrist Nvercns »nd gibt über die Gründe, die sie davon abhalten, auf die Streitschrift polemisch einzugehen, folgende Aufklärung: „Demgegenüber ldcn Hvssnnugeu der Zentrumsgcgncr, daß der ZentrumSslrctt der Jahre 1000—10 von neuem beginnet steht außer allem Zweifel der Gesamtwillc d c r Z e n t r u m s p a r t c i und der deut schen Katholiken, auf dem politischen Gebiete nicht minder wie auf jedem anderen sich durch keinerlei Ver lockungen oder Reizungen inneueStrcitlgkcttcn verwickeln zu lasten. Dieser Wille ist so oft und so unzweideutig und nachdrücklich zum Ausdruck gekommen, daß außerhalb des engen Kreises, der sich ihm bewußt ein gegenstcllt, kein Zweifel darüber bestehen kann, daß dieser Gcsamtwille respektiert werden muß, so lange cs irgend geht, ganz abgesehen von der Schwere der Ver antwortlichkeit, die diejenigen ganz besonders suhlen, die als Mitglieder und Mitarbeiter der Presse der Ver suchung, den Fehdehandschuh auszunehmen, vor allem aus- gesetzt sind." Das Blatt unterläßt aber nicht, zu erwähnen, daß cs ihm an reichhaltigem Material zur Entgegnung nicht fehle, und daß cs zum großen Teil bereit liege. Das rheinische Zcntrumsorgan fühlt also, daß cs um eine Er widerung und neue Auseinandersetzung nicht herumkommc, es verficht indessen den Standpunkt, daß die Zeiten einer Erwiderung nicht güustig sind. Es vergißt indessen nicht, auch bei dieser Gelegenheit zu betonen, daß das Zentrum eine politische und keine konfessionelle Partei sei, und bringt dadurch das Programm der „Bachemitcn", die dem Zentrum gern einen gemischt- konfessionellen Charakter geben und die Neligionsfrageu unter dem Gewände der Politik verbergen möchten, wenig stens in etivas zum Ausdruck. Tie Aktien stehen sür „Köln" zurzeit nicht günstig, die Sympathien fast der gesamten Bischöfe sind auf seiten der „Berliner", daher schweigt man in Köln vorläufig und wartet auf eine günstigere Gelegen heit, um den Fehdehandschuh wieder auszunehmen. Tie schlauen Diplomaten von Köln wollen die „Einigkeit" der Partei nicht prciSgebcn und erinnern au die gemeinsamen Ausgaben, weil es ihnen just jetzt so paßt, daher pro klamieren sic den Gvttessriedcn. Drahtmeldungen vom b. September. Zur Ausstellung in San Francisco. Berlin. lPriv.-Tel.j Dieser Tage haben hier neue Verhandlungen wegen einer Beteiligung der deutschen Industrie an der Weltausstellung in San Francisco statt- gefundcn. Es ist eine private Organisation der inter essierten Industriezweige ins Leben gerufen worden, deren Mittelpunkt eine Zentralstelle zur Vorbereitung dieser Ausstellung bilden wird. Ter Syndikus des Bundes der Industriellen Tr. Stapf hat die Leitung dieser Zen tralstellc übernommen. Zunächst soll ein Ggrantiesouds geschaffen werden, sür den bereits namhafte Beitrüge ge zeichnet sind. Berlin, f Priv.-Tsl.j Angesichts des Beschlusses der Reichsregierung von einer amtlichen Beteiligung Deutsch lands an der Weltausstellung in San Franzisto abzuschen aus der einen Seite und den Bemühungen des General direktors Ballin, wenigstens eine private Beteiligung deutscher Jndustriesirmcn an der Ausstellung herbeizn- führcn, ans der anderen Seite hat sich die „Bost. Zig." an eine Anzahl hervorragender Vertreter jener Industrie», die in erster Reihe in Betracht z» ziehe» sind, mit der Frage gewandt: welche Stellung sic zu dem Beschlüsse der Reichsregierung und der Auffassung Ballins ein- nehmen. Die dem Blatte zugegangencn Aeutzerungcn lauten beinahe ausnahmslos im Sinne des Be schlusses der R e i ch s r e g i e r u n g. Der Verein zur Wahrung der Interesse» der chemischen Industrie Deutsch lands E. B.. dgs Kalisyndikat G. m. b. H. und der Stalil- wcrksverband Aktiengesellschaft Düsseldorf versprechen sich keinen Erfostg von der Beschickung der Ausstellung sür ihr Amerikageschäst: dagegen hält dje Vogtländischc Maschinen fabrik Aktiengesellschaft Plauen i. V. eine Beschiekuna der Ausstellung im Hinblick aus die regen Beziehungen zwischen beiden Erdteilen sür sehr ersprießlich. Sie wird in Sa» Franziskv ausstelle», da sie in Amerika ver treten sei. Geheimer Kvmmerzienrat Ernst v. Borsig würde es sehr bedauern, wenn weiterhin noch eine leb hafte Agitation für die Beteiligung a» der Ausstellung entfaltet würde, da er bezweifelt, daß es möglich sein werde, eine wirklich einheitliche großzügige Darstellung der in dustriellen LcistllngSsähigkcit Deutschlands in San Fran- zisko bei der großen Abneigung weiter Kl eise gegen die Beteiligung zustande z» bringen. Der Verein Deutscher Maschinenbananstalten erklärt, i» der deutsche» Maschinen indnstric findet sich keine Neigung sür die Beteiligung an der Ausstellung i» irgend einer Form. Nile dafür aus- zngebcndcn Geldmittel würden nutzlos aufgeivendet sein. Diese Anssassiing stützt sich ans die im Handelsverkehr zwischen Deutschland und den Vereinigten Staate» ge machten Ersahrnnacn »nd aus die Wahrnehmung, daß die Ausstellung in Ehikago und St. Louis keine» bleibenden Einfluß ans die Eittivickliing der .Handelsbeziehungen anö- geübt haben. Für die Maichinenindiistric im besonderen kommt dazu, daß auch die aiigckündigten ermäßigten Zoll sätze der Vereinigten Staaten einen wirksame» Wettbewerb mit der amerikanischen Maschinenindustrie nicht gestatten und daß auch weiterhin nur solche Maschinen eingesührt werden können, -ie Amerika nicht selbst, herzpstellen vermag. -