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Dresdner Nachrichten : 23.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187412236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-12
- Tag 1874-12-23
-
Monat
1874-12
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.12.1874
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Mirttulkotl >» M-»I« tz-st » »,r «iq„«, Hummern > N,r ssoovrm gllr die rill«,»», «I,,«» fandttr Manuskripte »acht sich die N-daltta» «Ich! verbindlich. Inseraten-Iliinabme au»< tvirt,: ll»»-«a,I»Ia r.u« V»,I«e ln Hamburq. vier- litt. Wien. Leivjig. valel, Breslau, granNu» a. M. — Ua«. Ul»», in Beriltt, Leipjtn, Wten Hamburg, liranliurt n. Bl,. M,in- cheu. — v-udo L va. j„ ?>rany„rr », M. — lr. V°i,t in llbemiti». - ll»- llulu«, » v«. in Pari». Rr. 357. Ren»zeh»ter Jahrgang. Tageblatt sürPolitik, Unterhaltung ».Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: §iepslh <r Nktchardt in Dresden. Snier»t«»avm>»«O>» «träte ,» au,«,»»»»« »t, »».N Udr.SMiett«» dt« vitNag, ,2 lNr. PN ««utiadt: »ratz» iNaliar- «asiiLtt« Nachm.« ulb«. Der Raum einer em- Ivalilain Peiitzeile käset >ü Pfg. Sinaeland» bl« Zelle 2 R,r. »ine tiiaratiiie tllr dal niichlltiiaiae Lüchrt- «eit der JnIeraU »Ul nicht »e,«»»». AuswSrllji «lnnancen- Aultröge van »n> unte» iannleit Nirmen u. Per« tonen iniertten wtr lUir aea-n Prlttumeraiido- jZablung durch Briete rnartcn oder Patlel»»ah« lung, » Liibe« »olteu >>/, Ngr. Initiale tü« die Montag« Nummir »der nach einem Jetilaa« die Zelle 2 Sizr. Mitrebacteur: vr. Ln»>» N>«r»zr. Für das 8euMtt-fl.: n»»«»»»«». Dresden» Mittwoch, 23. Tcccmvcr 1871- A b o n n e m e n t. Die gcehrtc» answiirtigt» Leser der „Dresdner Nachrichten" bitten wir, das Abonnement für das erste Onartal I87S baldigst erneuern zu wollen, damit wir die Nummer» ohne Unterbrechung weiter liefern können. Siimmtltche Postanstalten des dentschen Reichs und aan; Oesterreichs nehmen Bestellungen ans unser Blatt an. In Dresden abonnirt man (inel. Bringerlohn) vierteljährlich mit » Marl LS Pf., bei den sächsischen Poftanftalterr mit » Mark SO Pf. Expedition der Dresdner Nachrichten, Dresden, Marieustr. L». Politisches. Das Weihnachtsfest findet die Mitglieder der meisten Volks vertretungen Europas am häuslichen Herde. Nur die Franzosen führen anläßlich der Wahlprnfung eines bonapartistischcn Deputir- ten eines ihrer beliebten Spektakelstücke auf; in der Bukarest» Kam mer wehren sich die Rumänen gegen den Schnapsverkauf hausiren- der Juden. Sonst ist unter allen Präsidentenglocken Nuh. In Grie chenland thut sogar die Opposition lieber gleich gar nicht mit. In Lilien hat der NeichSrath das Budget für das nächste Jahr recht zeitig erledigt. Einen Glanzpunkt der Debatten daselbst bildete die Ankündigung des CultuSmimsters v. Stremeyr, daß in Czernowitz eine neue Universität errichtet werden soll. Diese Thatsache hat auch für Deutschland eine erfreuliche Seite. Oesterreich erfüllt hiermit seine Mission als Träger deutscher Cultur, wenn es im fernen Osten eine wissenschaftliche Leuchte anzündet. Czernowitz ist bekanntlich die Hauptstadt der Bukowina, eines Kronlandcs, das von der nächsten deutschen Universität 130 Meilen ent^rnt ist. Ungarns NeichSrath beschäftigte sich vorzugsweise mit der trü ben Finanzlage, die fast unausweichlich auf einen Landesbankerott zu drängen scheint. Hat doch vor Kurzem Kaiser Franz Joseph ge sagt, er wolle den Zusammentritt der beiden Neichshalften gemein samen Delegationen möglichst weit in das neue Jahr hinausschieben, da er fürchten müsse, es könne in Ungarn leicht im März zu einer Katastrophe kommen. So schroff sich in Ungarn die politischen Par teien bekämpfen, so bedenklich die sociale Lag« in Ungarn ist — der Kaiser kann hier zunächst nur die finanzielle Katastrophe gemeint haben. Zur Illustration der Finanzlage Ungarns diene eine Inter pellation, die der Deputirte Nagy an den Finanzmiuister Ghyzy richtete und die dahin ging: „A.Ngcmeln Ist der Glaube verbreitet, daß ein großer Tbcil der Miaioncn betragenden Steuerrückstäirde bei den großen Steucrzal'lcr» auöstctze. Ob die Ansicht begründet ist oder nicht, kann einzig und allein die Vcröfsentliel'uiig der Name» der mit chic» Steuer» im Rückstände befindlichen Bürger er weisen. Soviel stc'dt cumcr Zweitel, daß rer allgemein ver breitete Glaube nicht anclsernd auf die Erfü'Inng der Siencr- zahlungSpflicht wirkt. Ich richte da per an den Finanzmlnistcr die Frage: I. Hält er cö nicht kür nowwcndig die Raine» der Stcucr;a»icr zu veröffentlichen, welche mit einer größeren Cummc, alS ihre cinjcchrige ttrccte Steuer beträgt, im Rück stände Und « 2. Glaubt der Minister durch ei» solches, der Gerechtigkeit entsprechendes Vorgehen nicht nur die öffentliche Meinung zu beruhigen, sondern auch seine Pflicht alö Leiter der StaatSflnanzcu zu knüllen?" Man kann auf die Antwort Ghyzy'S gespannt sein, aber was ist das für ein Patriotismus und für ein Staatswcscn, dem derlei Rcvolvcrkniffe erst auf die Strümpfe helfen müssen! Das Schul- digblciben der Stenern durch die Wohlhabenden betrachten die Un garn als ihr historisches Recht. Nur die ärmeren Klaffen werden herangezogen, aber auch das hat seine Grenzen. Die Kosten für die zwangsweise Eintreibung der Steuerrückstände in den Jahren 1871 bis 1873 haben die erzielten Einnahmen um 155,733 Fl. über stiegen. Eine Besserung der Finanzlage Ungarns wäre, abgesehen von der Erhöhung einzelner Steuern, nur zu erzielen durch die Re- ducirung der kostspieligen Honvcdarmee, Verminderung der Mini sterien, des BcamtenheereS und eine gerechtere Politik gegen die nichtungarischcn Nationalitäten, die Ungarn bewohnen. Da jedoch die Unterdrückung der Nichtmagyaren durch die Magyaren der Glaubenssatz dieser herrschenden Race ist, aber nur mittelst derHon- vedarmee und des BcamtenheereS durchgeführt werden kann, so ist an das Einschlagen einer gerechteren und billigeren Politik bei den Herren in Pest nicht zu denken. Amerika hat sich von dem Staunen über den demokratischen Ausfall der Wahlen wieder crhclt. Augenblicklich freilich tritt die Wirkung dieser Wahlen, welche den Republikanern die Macht neh men, noch nicht zu Tage, indem nach amerikanischen Gesetzen, ab weichend von den europäischen, das jetzige Repräsentantenhaus in Washington noch bis in den Herbst hinein, Präsident Grant aber noch bis 1876 fortfungirt. Erst zu jenem Termin treten die ncu- crwählten Deputaten ihr Amt an. Die jetzige republikanische Mehr heit will mit Grant die Zeit benutzen, um sich einigermaßen in der öffentlichen Meinung zu rehabilitiren. Daher hört man Nichts mehr von den künstliche» Aufstachelungen der Farbigen im Süden gegen die früheren Sllaven-Barone, wohl aber strebt Grant darnach, zwei Schattenseiten seiner Politik gut zu machen. Er denkt daran, die Zahlungen in Bankgeld wieder aufzunehmen und dem Papier- geldschwindcl zu begegnen, er will mit der unsinnigen Zollpolitik brechen und die Einfuhr ausländischer Rohprodukte in das Unions- gcbiet entweder ganz zollfrei oder wenigstens zu ermäßigten Zoll sätzen gestatten. Durch die jetzigen Schutzzölle würden die Verei nigten Staaten selbst nicht minder geschädigt als England, Deutsch land und andere Staaten, deren Ausfuhr leidet. Durch die hohen Zölle auf Eisen werden die Eisenbahnen und Eisenbahnsrachtcn so vcrtheuert, daß die Erzeugnisse des Westens entwertet sind und die, Leute mit ihrem Mais oft nichts Anderes anzufangen wissen, als damit die Schweine zu füttern. Außer diesen politischen Fragen fesselte die Aufmerksamkeit der Amerikaner wesentlich die Geistlichkeit. Ist es nicht ein seltsamer Gegensatz, daß der CultuS des heiligen Dollar, der in Amerika bis zur Abgötterei getrieben wird, neben sich den CultuS des Sonntags und der ganzen Kanzclherrlichkeit zu solcher Blüthe gelangen ließ? Und doch ist die tief in diesem Volke liegende religiöse Richtung so lebenswahr, als die des weltlichen StrebenS. Der Amerikaner, der vom frühen Morgen bis zur späten Nachtzeit von Eisenbahnen, Börsenwcrthen, Patenten, Wetten und erlaubten und nicht erlaub ten Handels Affairen spricht, derselbe Amerikaner, der des Abends, wenn ihm die Augen zufallen wollen, noch bereit ist, einen Kauf ab- zuschließcn, der ihn vielleicht morgen zum armen oder zum reichen Manne macht, sitzt des Sonntags in tadelloser Toilette entweder in der Kirche oder zu Hause, hört Predigten oder blättert in der Bibel. Handel und Wandel sind vergessen, als ob sie ihn nicht gestern ganz mit Beschlag belegt hätten und als ob sie ihn nicht morgen wieder ganz mit Beschlag belegen würden. Wunderbare Doppelnatur, die das Profane bis zur Leidenschaftlichkeit liebt und doch das Heilige so mächtig und inbrünstig zu erfassen weiß! Der Prediger der Ply mouthkirche in Brooklyn, der größte Kanzelredner »unserer Zeit, .Henry Ward Beecher, bezieht von seiner Gemeinde eine:: Jahreöge- halt von 20,000 Dollars, neben den zahllosen Spenden seiner Gläu bigen, welche massenhaft an ihn verschwendet werden. Ein Prediger hat in Amerika einen hohen Preis, und die Geistlichen, welche von ihren Gemeinden 10,000 Dollars Gehalt beziehen, sind kaum zu zählen. Wer nur zwei- bis dreitausend Dollars erhält, muß ein ge waltiger Stümper sein. Ob in dem Processe Arnim die Staatsanwaltschaft oder der Verurteilte appclliren wird, ist zur Stunde noch zweifelhaft. Die Kosten des erstinstanzlichen Verfahrens sollen sich auf 1500 Thlr. belaufen. Eine Person, die in den Verhandlungen viel genannt wurde, der Journalist Beckmann, tritt jetzt in: Lichte einer außerge wöhnlichen Gesinnungslumperei in den Vordergrund. Beckmann ver sah der deutschen Botschaft zu Paris den Posten eines Preß-Chcfs, er ging bei Arnim aus und ein, vermittelte den vielbesprochenen Artikel Arnims in das Brüsseler „Echo", arbeitete für die Pariser Journale und ist noch jetzt der regelmäßige Correspondent der „National- Zeitung" in Berlin. Man hat nun jetzt aus den in Paris von Napoleon zurückgrlassenrn, von der Republik aufgcfundenen gehei men Papieren zwei Briefe veröffentlsiU« die .Beckmann 1868 an dir Kaiserin Eugenie und an denponkksckfeN MsivlA-NrtUA. MpvttvnS gerichtet hatte. Daraus ergiebt sich, daß Beckmann eine Zeit lang Welfen-Agcnt war, mit dem König Georg in Hietzing vertrauliche Gespräche unterhielt, über die er dann Napoleon berichtete. Ferner bettelt er Eugenie an, sie möge sich mit einen» Geschenk bei einer Lotterie betheiligen, die für die an» Hungertuche leidende katholische Bevölkerung in Meppen damals veranstaltet wurde. Und ein solches Subjekt »var der Intimus der kaiserlich deutschen Botschaft! Welche Partei verneth er? Die Welsen? Die Napoleons? Das deutsche Reich? „LaSkcr ist ein guter Soldat, aber kein General", soll Bismarck gesagt haben. Der Reichskanzler strebt sichtlich dahin, die Führung der Nationalliberalcn den Händen LaSkers zu entwinde»» und denen Bennigsens anzuverlrauen. Das zu erreichen, dürste dem Kanzler nicht schwerfallcn, so sehr sich die zu- u»1d vordringliche Eikclkcit LaskerchcnS gegen das Kaltgestelltwerden auch sträuben wird. Wenn hierdurch erzielt wird, daß LaSker im Jahre auch nur ein Rieß Maculatur weniger schwatzt, so wäre das gewiß die Linderung einer allgemein gefühlten RcichSplage. Kaum daß der Kullmann abgcsthan ist, flugs kommen gleich zwei Attentate auf Bismarck auf einmal. Das ist ein Bischen viel. Doch steht'S in den ossiciösen Blättern zu lesen, daß die Berliner Polizei schon wieder einem Attentate auf der Spur ist und daß noch vor Kullmann'S Schandthat, Duchesne, ein belgischer Fanatiker, einen Mord jaus Bismarck plante. Ist Alles das wahr, so werden die Polizcizügel, namcntlich gegen die Klerikalen, schärfer denn je gezogen werden. LocakeS nvd Sächsisches. — Der außerordentliche Professor der Veterinärwissenschaften' vr. weck. Züm in Leipzig, hat dm russischen St. Stanislausorden 2. Elaste erhalten. — Dian schreibt uns: Sie haben bisher viel zu wmig den Umstand hrroorgehoben, daß zu der Verstimmung des Fürsten Bis marck auch mit der Umstand bcigctragen hat, daß der Reichstag trotz Bismarcks energischer Gegenrede die Verschmelzung des sächsischen mit dem preußischen Militärctat beschlossen hatte. Dies ist zwar bei der dritten Lesung wieder gutgcmacht worden, cS hat aber doch Be fremden erregt, daß der sächsische Nationallibcrale Krause nationaler als der Führer der nationalen Politik, der Reichskanzler selbst, sein wollte. Herr Krause hat sich nicht gescheut, in öffentlicher Rcichs- tagssitzung einen nicht anders als spöttisch aufzufasscnden Seitenblick auf den guten sächsischen Namen zu werfen. Die Sache hätte größere Bedeutung, wem» cS nicht gerade der Abg. Krause mar, der also sprach. Dieser aber steht in seiner eigenen Fraktion ziemlich isolirt da und übt keinerlei ncnnensivcrthcn Einfluß auf seine sonstigen Ge sinnungsgenossen aus. Natürlich hat er keinen Erfolg erzielt. Er stand auf, sprach einige Minuten und setzt, sich wieder; somit find so ziemlich alle Gliedmaßen in Bewegung gewesen. Das ist Alles. — Zwischen dem Justizministerium und der Stadt Dresden schweben noch Differenzen über die Bebauung des Areals am Rampeschen Hvlzhofe. Bekanntlich ist dort die Errichtung dcS neuen Justizpalastcü proiectirt. Im Bebauungsplan unserer Stadt, der seiner Zeit von allen Competenzen, auch vom Ministerium selbst, genehmig» ist, wurde an genannter Stelle eine Straße in Aussicht genommen, welche die Pillni'tzerstraße von dort, wo die Albrechtsgasse mündet, in der Richtung nach der gr. Ziegelgasse, mit dieser verbinden soll. Wenn diese Straße den werthoollen Holzhof nicht in zwei Theile zerschneiden soll, so kann sic nicht mitten durch, sondern muß an die Westseite des Areals, der inner» Stadt zu, gelegt werden. Soweit gab die Stadtrepräsentanz nach, »in» die Einheit des Baues nicht zu zerstören. Auch hat nach längerem Hin und Wider der Stadtrath sogar beigeben »vollen, daß das Ministerium als alleiniger Adjacent dieser Straße, von dieser nur die Hälfte bauen resp. unterhalten solle. Aber das Justizminiskrum bleibt bei seinem „von xor-buwus": Für den Justizpatast bliebe, so meint das Ministerium, nicht Platz genug, falls eine Straßcnbreite von» Areal abginge. Der Rath hält aber ciuen bloßen Durchgang durch den Justizhof für ungenügend und beharrt bei der Straße. Hin und wieder sind die begonnenen Arbeiten sistirt worden, und der Streit ist nicht unwichtig. Streng genommen müßte die Justiz die westlich des Holzhofs anschließenden Häuser kaufen, und behuss der Straßendurchlegung niederrcißcn. Jedem Privaten würde das Ministerium diese harten Bedingungen ganz gewiß zumuthen. Es selbst aber, die Justiz selbst, will diese Opfer nicht bringen. — Die Frage ist nun die: 1) Ist das Areal, wenn die Straße abgezogen wird, wirklich nicht mehr breit genug für die Justizbauten? 2) Ist die Straße ein dringendes Bedürfniß? — ack 1, so ist vorläufig die justizministerielle Behauptung noch gar nicht erwiesen, -rä 2 kann die Bedürsnißfrage auch in zweierlei Licht betrachtet werden. -Hart an die Ostscite des Areals grenzt schon eine fertige Verbindungsstraße zwischen Pillnitzcr- und Zicgelstraße: die Mathildenstraße von der Storchapotheke bis an die frühere Sonn- tag'sche Wiese. Soll aber die Ziegelstraße an ihrer schmälsten und verkehrsreichsten Stelle, d. h. von der Pillnitzerstraßenecke bis an die kleine Ziegelgaffe, gehörig entlastet werden, so nützt die Mathildenstraße, welche weiter nach der Blumenstraße hin mündet, nur halb; eine Straße von der Albrechtsgasse zur kleinen Ziegelgasse durch den Holzhof wäre eine erwünschte ganze Hilfe. Bereits hat das Ministerium des Innern dem der Justiz, von den sonst mit der größten Strenge gehandhabten StraßcnabtretungZpflichten Dispens ertheilt; andererseits besteht die Stadt auf ihrem Rocht, hier die vorgesehene Straße zu haben. Wer nachgebcn wird, ist eine offene Frage. Neu ist der Conflict deßhalb nicht, »veil Stadt und Mini sterium des Kriegs an der Königs! rückerstraße ähnliche Kämpfe aus- gefochten haben. Das Justizministerium würde also im ungünstigen Falle die westlich des Hvlzhofs gelegenen Haus- und Gartengrund stücke ankaufen und dort die regulativ >näßig vorgesehene Straße durchk-gei, utttsftst, - ^ ^ — In den höheren Kreisen haben-die geselligen Vergnügungen bereit Sehren Anfang genommen. Den Reigen eröffm-ten d»r Ver treter Oesterreichs und BaiernS; an» 29. d. M. findet eine Soiree bei dem Minister Abeken statt, am 30. d. M. der erste Repräsen- tationSabend bei dein Kriegsministsr v. Fabrice, am 2. Januar k.J. eine größere Soiree beim Grafen v. Platon. Für dm 6. Januar ist der erste Hosball angesetzt. — Bei der städtischen Anlage für 1875 von 12 Pf. pro Mark Miethe, und 36 Pf. pro 100 Mark Grundwcrth ist eine eigenartige Theilung insofern beschlossen, als im Januar eine kleinere Einheb ung erfolgt, die sich als Schulbcitrag darstellt und also z. B. auch von den Offizieren und sonst Steuerbegünstigten zur Zahlung abge führt werden muß. Vier, resp. zivölf Pf. kommen proMarkMiethe, relp. pro 100 Mark Grundwerth zur dcmnächstigei» Euihebung. — Durch starken Schnccfall haben sich am gestrigen Tage mehrere Züge der DrcSden-Reichenbacher Staatsbahn verspätet; die Linie Annaberg-Weipert soll die Fahrten gänzlich vi'ngcstcllt haben. — Die Dampfschifffahrt ward des starken Eisganges wegen eingestellt. Ein Kettenschlepper ist inmitten der Elbe zwischen den beiden Brücken vollständig eingecist. Er kann nicht herüber, »roch hinüber, und muß am Ende warten bis zum nächsten Eisgang, ehe er aus seiner gefrorenen Situation erlöst wird. — Das Stück der Lindenaustraße von der Schweizerstraße zur Bergstraße soll evcnt. Liebtgstraßc benamst werden. — Das altehrwürdige Institut des AlumncngesangeS bei der Kreuzschule hat sich ziemlich überlebt. Die 30 Alumnen, welche bei Hochzeiten und Begräbnissen statutarisch zu singen hatten, rücken in die Zeit der Märchen: der Rath will ihnen diese nicht ohne Misslich keiten geschehende Kunstpflcge in der Zukunst ersparen. Aus pädago gischen Gründen ist dieser Beschluß nur zu billigen, seine Ausfüh rung hängt aber noch vom Kreuzkirchcnvorstand ab. — Um die Freude des WcihnachtSscstcS auch seinen Zöglingen im Eltern- oder Vermandtenhaus zu Theil werden zu lassen, hat der Commandeur der sächsischen Unterosficier-Schule zu Maricnbcrg, Herr Major Auerunüllcr, den Schülern einen mit dem heiligen Abend früh beginnenden, mehrtägigen Urlaub genehmigt und werden die für Dresden und weiter östlich beurlaubten jungen Krieger und Helden Donnerstag Mittag auf dem böhmischen Bahnhof anlommm. — Ein hiesiger Schuhmacher, ein Mann von 40 und einigen Jahren, Vater von 4 lebendigen Kindern, dessen Frau ciucn kleinen Handel treibt, um die Bedürfnisse der Familie, die der Mau» durch seine Arbeit nicht allein ernährt, zu bcsriedigcn, ist, wie uns aus guter Quelle mitgcthcilt wird, vorgestern gefänglich eingezogen wor den, weil er, was neuerdings erst an den Tag gekommen ist, seit be reits 2 Jahren seine in» 14. Lebensjahre stehende älteste Tochter gc- mißbraucht, seit Kurzem aber seine jüngere, im 8. Lebensjahre stehende Tochter zu mißbrauchen angefangcn und Weigerungen der Kinder mit Mißhandlungen und Bedrohung mit solchen zu beseiti ge» gewußt hat. — Kaum halte gestern Nachmittag der Schneesall aufgchört, der 1*/z Tage lang die Straßen mit dichter Winterdccke verhüllt hätte, so strömten zahlreiche Kauflustige aus den Häusern. Da nunmehr ein leichter Verkehr von auswärts nach hier vorhanden ist, dürften die Käufer aus der Provinz kurz vor dein Feste noch zahl reich sich nach Dresden ausmachen. Trotz des dichtcn Schneege-
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