Volltext Seite (XML)
DIB« vültt wird de» Lese« von Dresden «vd Umgedmig am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während S die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgebM: «nt»>i«rua d-> «esna »w»t»al>««r Ü»tm,»n, duck unter» Volk« <«»«»»« und ««,»«», an L«m- »ich Vontaskn nur etnmav »Li» «««.> durchandwürNorKom. mtMo»»« » Mkbee» MI »0 Bf. vrt etmnali,«r Zukellun, durch dt« vott«Mt. l,lw»v»f««llaeldl. i,n Aus land int» «nttvrckendrvi Zutchlaae. Ä «»druck aller «riikl u. Oriainal- WUt«ilun,en «ur mit deutlicher Quelienanaabe I-Dreddotachr.^ tulLM,. SlacktrSaitche tzouorar- «»«»rüch» bletden «nberückNchtiat! ^»»«lauatt Manuikrtvt» »eck» nickt auidewallrt. »elearamm.Adresse: A«ch»tchta» »r««»«» 18SV Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen-tarsf. Nnnakmr von AnkündlaunseA dis nnchn>ttine» s Illir Lo„n< und Jeierlogs nur Äsanrinliade 38 vo» N bis '/,!»kr. Die livalliueGrund- /eile ica. s Eübeu> oo Ps».. Nn- kiindiuunaen auf drrVnvallcite Zeile rs Pis : Sie LiouiiigcZeile aus Leit- iciie so Vk» . uls Siinieiandt Zeile eo Pia. In »Imnmrr» «an, Sou», und ileirrtagcu i waliiae Gruudjeile so Pf» . auf Privaiicile «o Pfz., rivalliae Zeile aus Lerikeite und al» Eiuoelaudt so Pf». tluöwäctlge Aus» Iräsc nur ae«e» BoranSbeaabluni. Beieabliilier solle» io Pfenniae» Fernsprecher: Nr. 11 und »OSSl. HauptgeschiistSIlell«: Marienstr.llL I-snolin-Ssifs mit c!sm „I^fsilrinA" M 25 pfZs. per Ltück. plioioKsspsiiselis ApMrLtS m A1'Ö88t61' ^U8>VLlK1 dvi kmil Vkiiiizelie iirekf.!.. l.sng DW^otrt Hodiv Idlo, it»- onel Ninpfeilra«»'^. TWtz «r. 27«. 8»it,kl: """"" > Toutttag, 7. Oltol'cr 190«. Nenefte Draljtmeldnngen vom 6. Oktober. Zur Braunschweigischen Frage. Brau »schweig. sPriv.-Tel.) Infolge der Antwort des Reichskanzlers trat der Regentschasisrat gestern zu einer außerordentlichen -Sitzung zusammen. Er beschloß, den Land tag sofort «inzuberufen und ihm die Wahl des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, jüngsten Sohnes des verstorbenen Regenten Prinzen Albrecht, zum Regenten vor zuschlagen. SluSttaudSbewegungen. P a rI s. Da infolge des Zwischenfalles des w o ch e n t lichen Ruhetages ein Ausltand der Pariser Bäcker für möglich gehalten wird, erließ der Gencralgouverneur von Paris «inen Befehl, daß die Militärbäckcr für die Brotversorgung vM Paris verwendet werden können. Pamiers. Hier veranstalteten die ausständigen Metallarbeiter neuerdings Ruhestörungen, wobei es zu Zusammenstößen mit den Truppen und der Gendarmerie kam. Zur Lage in Mustlanv. Petersburg. Der ehemalige Kommanoeur des dritten Geschwaders, Konteradmiral Nebogatow, die Komniaudeure und ein Teil der Mannschaften der Panzerschiffe des Ge-chwaders sind wegen kampfloser Ergebung an die Japaner vor einen besonderen Gerichtshof des Kronstädter Hafens gestellt worden. Petersburg. General Mischtschenko ist zum kom mandierenden General des 2 kaukasischen Armeekorps ernannt worden. Petersburg. Der kommandierende General der Trup pen im fernen Osten, General Grade low, ist durch Ver ordnung d«S Kaisers unter Belastung in seiner Eigenschaft al< Mitglieo des Reichsrates von seinem Posten enthoben worden. Petersburg. Die Zahl der im Institut der Wegebau-Ingenieure entdeckten Bombenbüllen be trägt 80. Sie wurden bei einem Studenten und in der Studenten-Bibliothck gefunden und scheinen ausländffcher Her kunft zu sein. Petersburg. Ein im Kadcttenblatt „Rjetsch" im Wort laut veröffentlichtes Rundschreiben des Ministerrats an alle Restarts untersagt im Staatsdienst stehenden oder auch nur in staatlichen Institutionen beschäftigten Personen die Teil- nähme an Parteien und Vereinen, die der Regierung Opposition machen. Petersburg. Das zeitweilige Zentralbureau des „All- russisch-Ukademisch-'StuvjentisKen Verbau- deS" veröffentlicht einen Statuten-Entwurs unter der Devise, daß die Hochschulen ausschließlich der Wissenschaft dienen sollen. Der Verband verwirft politifche Meetings, Obstruktions- Boykotts und politische Ausstände. Mitglieder können Studenten jeglicher politischer Richtung werden. Mi tau. Gestern endete hier der Prozeß gegen 3V Letten und Litauer, die im Dezember 1905 in Windau die Stadtobrigkeit absetzten, die Bevölkerung terrori sierten und die Errichtung einer Föderativ-Republik anstrebtcn, mit der Verurteilung des Windouer Hasenchefs Wirkt. Staats rats Schiwotowski zu dreimonatiger Festungshaft, der übrigen Angeklagten zu Zwangsarbeit, Ansiedliiiig oder Gefängnishaft von verschiedener Dauer. Simbirsk. Der Gouverneur Storynkjewitsch, der bei dem vorgestrigen Attentat zahllose Wunde» erhalten hat, ist gestern an Blutvergiftung gestorben. ^ Rom inten. Der Kaiser und die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise sind heute vormittag 9 Uhr mit Sonderzug nach Königsberg abgereist. Breslau. Die Schief. Ztg/ meldet aus Kön-gshütte, daß gestern früh auf der Gräfin Laura^Grubc bei einem Pfeiler- abba» fünf Bergleute durch Zusammenbruch von Kohlen- massen verschüttet worden sind. Zwei der Verunglückten wurden schwerverletzt zu Tage gefördert. Die übrigen waren bis zum Abend trotz nnausgesctzter Rettungsarbeiten noch nicht geborgen. BresIa u. Die Schles. Ztg. erfährt, daß von den übrigen auf der Gräfin Äuira-Grube verschütteten Bergleuten einer gestern abend und einer nachts tot zu Tage gefödert wurden. Der letzte wurde schwer verletzt geborgen. Hameln. Heute morgen ertranken bei dem Hamcl- ner Weser-Wehr zivei bei der Reparatur des Wehres beschäf tigte Arbeiter. London. „Daily Mail" berichtet über die bereits ge meldeten ersten Probefahrten des „Dreadnough t" folgende Einzelheiten: Das Schiss machte zunächst eine Dauerfahrt von 30 Stunden bei niedrigem Dampfdruck. Dann folgten viermal dreistündige Fahrten mit 10, 12. 15 und 17 Knoten Geschwindig. keil. Sodann folgte eine forcierte Fahrt über eine halbe Stunde, in der das Schiff einen Durchschnitt von 21,5 Knoten zu halten vermochte. Durch dieses letzte Ergebnis ist die Abmachung um einen halben Knoten übertroffen worden. London. Nach Meldungen hiesiger Blätter aus New- york sind die Verhandlungen zwischen dem Stahltrust und der Great Northern-Vahngejellschaft wegen Erwerbs von in Minne- iota gelegenen erzhaltigen Landgebieten zum Ab schluß gelaugt. Ko n stantinop k. Der bisherige österreichisch-ungariscln Botfchafter Gras v. Calice wurde beute vormittag vom Sultan in längerer Audienz empfangen in der er sein Äb- berlifungsschreiben überreichte. Der Sultan gab seinem leb- Haftesten Bedauern über die Abreise des Grafen Ausdruck und lud ihn ein, ihn bald in Konstantinopel zu besuchen. Ocrtliches und Sächsisches. Dresden. 6 Oktober —* Se. Majestät der König wird heute abend von Nehe- feld nach Pillnitz zurückkehren. Prinz Ernst Heinrich und die kleinen Prinzessinnen, die mit in Neheseld weilten, sind bereits in den Nachmittagsstunden wieder in Pillnitz cingctroffen. —* Der preußische Kultusminister Dr. v. Studt und dessen Gemahlin haben nach mehrtägigem Aufenthalte im „Savoy-Hotcl" Dresden wieder verlassen. —* Der Vorstand der Amtshauptmannschast Dresden- Neustadt. Herr Ämtshauptmann Geh. Negierungsrat von Salza und Lichtenau ist vom 8. Oktober bis 17. No vember beurlaubt. Mit seiner Stellvertretung während dieser Zeit ist Herr Negierungsrat D r. Caspari bez. Herr Re- gierunasaffessor D r. Drechsel beauftragt worden. —* Mit 1. d. M. ist der König!. Sächsische Oberzolleinnehmer Wilhelm Kohlhardt in Bodenbach i» den Ruhestand getreten. Aus diesem Anlnsse wurde ihm der Titel eines Nevisions - Obcr- kontrolleiils verliehen. —* Der Ko n z l« i-I n sp e kt or Weiße im Reichs gericht beging gestern sein 5HährigeL Dienstsubüäum. Viele Ehrungen -wurden dem Jubilar zu teil. Es wurde ihm der Rote Adler-Orden 4. Klasse mit einer goldenen 50 verliehen. —* Heute früh starb aus seiner Besitzung in üoschwitz nach längerem Leiden der ordentliche Professor an der Tech nischen Hochschule hier, Herr K. F. Ä. Weichardt, Professor des Ornamenten-Eiitmurfes und der farbigen Dekorationen. Vor seiner Anstellung an der Dresdner Hochschule war er eine geschätzte Lehrkraft an der Leipziger Akademie und Urheber zahlreicher tüchtiger Bauten in Leipzig. Bekannt ist sein großes Bilderwerk, in dein er eine Wiederherstellung der Ruinen von Pompeji gab. —* Um Aushebung des Epiphaniasfestcs erging in diesen Tagen an die Landesjynode eine neue Petition der sächsischen Industriellen. Lurch die besonders fest- aestelll werden ioll, daß entgegen der Aussassung des Landes- ivn'sistoriums, die diese bei der Eröffnung der -Synode geäußert hat, in weiten Kreisen der Wunsch nach Aushebung des Festes wohl vorhanden sei. Die Petition ist von Hunderten angesehener Firmen unterschrieben. In den Gründen, aus denen man die Synode bittet, sich „dem Kirchenregimcnt gegenüber damit ein verstanden zu erklären, daß der 6. Januar in Zukunft aufhört, ein allgemeiner Feiertag zu sein, und daß die Feier des Epiphaniasfestcs auf einen Sonntag verleg: wird", lehnt sich die Petition vorwiegend an die Petitionen der Handels- und Gewerbekammern vom Mai 1891 an das Ministerium des Innern, vom 28. Mai 1891 an die Landessynode, vom Januar 1892 an die Zweite Ständekammer, vom 15.April 1901 an die Landessynode, ferner an die Petition des Rates der Stadt Leipzig nebst Aii'chlußpeütion des Vereins der Buchhändler in Leipzig vom 31. Juli 1905 an die beiden Ständekammcrn, sowie an die i» den Verhandlungen der Ersten Kammer vom 17. Januar und der Zweiten Kammer vom 27. Februar 1906 vorgebrachten Gründe für Aushebung des Festes an. Im übrigen äußert sich die industrielle Petition u. a. folgendermaßen: „Wer ist es denn überhaupt, der beute noch entschieden für Er haltung des Epiphaniasseiertages eintritt? Zunächst ein nicht großer Teil kirchlich gesinnter Gemeindeglieder, die alles Be stehende um jeden Preis erhalten sehen wollen. Solche Ge sinnung ist gewiß zu achten, aber richtig ist doch nur die Er haltung dessen, was -kirchlich lebcns-sähia ist. Tote Formen iw Wideripruch mit dem kirchlichen Bewußtsein der Mehrheit er- lmlten, heißt der Kirche schaden. Wenn insbesondere die Freunde der Heidenmiffioil für das Epiphaniassest sind, so wird der Heidenmifsion nur gedient werden, wenn man die Kollekte auf einen Tag mit bcsterem Kirchenbesiich verlegt. Zum andern treten die Freunde der erzacbiraischen Wcihnachtsspiele für das Epiphaniassest ein. Diese -Spiele können aber erhalten bleiben, auch wenn der 6. Januar nicht mehr kirchlicher Feiertag ist. Keinesfalls kann ein solches Partikularinteresse den Ausschlag geben. Und schließlich sind es Gastwirte. Fcstbesoldete und andere, die sich den Feiertag nicht nehmen lassen wollen. Dem wirtschaftlichen und persönlichen Interesse dioer Gruppe stehen die weit größeren Interesse» der Mehrheit unseres Volkes gegen über. — — — Früher, als cs eine gesetzliche Sonnlaosruh« überhaupt nicht gab, oder nach dem Gesetz vom 10. September 1870 und der Verordnung vom 14. Oktober 1896, durch di« wenigstens eine beschränkte Sonntagsruhe in Sachsen ein- gesührt wurde, war c>n Feiertag in ganzj anderer Weise ein Be dürfnis als jetzt, wo jeden Sonntag der Fabrik-betrieb volle 24 Stunden ruht. Danach haben in allen denjenigen Fabriken, die Tag und Nacht durcharbciten — und ihr« Zahl ist nicht gering — die Arbeiter infolge des Schichtwechsels alle 14 Tage 48 Stunden Sonntagsruhe. Ein Bedürfnis nach außerorden:- lichen Feiertagen ist da natürlich ein viel geringeres geworden. als cs früher war. Auch bezüglich der Ärbeiterfürsorge stehen dem Epiphaniasfeiertage große Bedenken entgegen: Denn wen» Feiertage io dicht aufeinandersolgen wie in der Weihnachts zeit, so wirke» sie aus einen großen Teil der Arbeiterschaft direkt ichädlich. Auch von denjenigen Arbeitern, die sich zur Kirche halten, gehen am Epiphaniassest, dessen Bedeutung ihnen unbekannt geworden ist, wenige in die Kirche, weil an einem Kunst und Wissenschaft. s*Wochen-Spiclplan der Königs. Hostheater. Opernhaus. Sonntag: „Oberon." <7 Uhr.) Montag: „Die Fledermaus." t7 Uhr.) Dienstag: „Die Boheme." E/A Uhr.) Mittwoch: ^Die Aauberflöte." l7 Uhr.) Donnerstag: „Manon." (7 Uhr.) Freitag: „Oberon. (7 Uhr.) Sonnabend: „Der Evangelimann." lvqL Uhr.) Sonntag l14.>: „Oberon." l7 Uhr.) — Schauspielhaus. Sonntag: „'Der Compagnon. (August Voß: Herr Höfer a. l. G.: Mutter Lerche: Frl. Dall dorf a. G.) E/z8 UhrF Montag: „Der Dieb." „Der verlorene Sohn." ff/A Uhr.) Dienstag: „Zopf und Schwert." E/28 Uhr.) Mittwoch: „Figaros Hochzeit." i^h8 Uhr.) Donnerstag- Don Carlos." (^7 Uhr.) Freitag: „Der Bibervelz." lFrau sSolfs: Irl. Dalldorf a. I. G.) jtzhZ Uhr.) Sonnabend: „Aar Peter." 0/r8 Uhr.) Sonntag <14.): Für die Montags-Abonnenten des 15. Oktober: „Die Journalisten." ltzA Uhr.) s* König!. Kapelle. Erstes Sinfouie-Konzert l-k-Serie). Wenn Generalmusikdirektor von Schuch den Taktstock zum ersten Sinfonie-Konzert im Hosopernhause hebt, gilt uns in aller Form die Konzertsaison für eröffnet. Eine lange Reihe von Muslkaufführungen vom Oktober bis tief in den Mai hin ein tnt sich dann vor uns auf. Viele reine, edle und inter essante Kunstgenüsse dürfen wir erwarten, daneben ckber auch «ine erdrückende Masse von Dutzendleistunaen belangloser Talente, von MitleidS-Äonzerten und musikalischen Betteleien. Namentlich haben sich die letzteren mit der Zeit erschreckend vermehrt. Die gute Hälfte von dem, ivas geboten wirb — in anderen großen Mustkstädten ist eS allerdings auch nicht besser —, -ist m die Kategorie der Minderwertigkeiten und der Prätentionen zu verweisen. Dafür entschädigen um so mehr die großen, von reiner Kunst und vornehmem Geschmack ge- tragenen Musikabende, in erster Linie die Konzerte der Königl. Kapelle. Was wir in diesen hören, ist unter allen umständen hörenswert, zum mindesten — soweit gewisse Novitäten in Frag« kommen — in der Vollendung der AuS- sührwn^. Das erste Wort hatte diesmal Robert Schumann mit der B-Dur-Sinsonie, «ineL seiner bedeutungsvollsten Werke. Sie ist gleichsam wie in einem Zuge niederyeschrieben. In der kurzen Zeit von vier Tagen war si« im Entwurf« fertig. Ar Inhalt soll mit dem Adols Böttigerschen Gedichte: „Du Geist der WRke tr.ib' und schwer" in Beziebung sichen. Die Worte: Tale zieht der Frühling auf leiteten Schinna«», der das Wert seine „FrühlingS-Sinfonie" genannt hat. Wie Frühlings^rwachen weht es auch öfter aus ihr heraus, und ein kräftiges, frisches Leben trägt das Ganze. Besonders inner lich und tief mutet das herrliche, von Bcethovcnschem Geiste erfüllte Larghetto an, und ganz wunderbar berührt nach diesem das zwischen Schmerz und Freude gestellte Wiegen, Klingen und Singen des Scherzo. Schumann hat ähnlich Schönes und Originales, wie es die beiden Sätze enthalten, nicht wieder geschrieben. Auch nicht in seiner D-Moll-Sinfonie, die viel- fach über die „B-Dur" gestellt wird. Aber trotz allem Sonnest- Ichein, Frühling und der yier und da durchleuchtenden jugendlichen Fröhlichkeit trägt diese erste Sinfonie in der Hauptsache doch das Gepräge des tiefen Leides und charakterisiert uns ihren Meister als den Sänger der übermächtigen Leidenschaften und des un besiegbaren .Schmerzes. An zweiter Stelle im Programm stand der in Deutschland längst vorteilhaft hefkavnk gewordene Italiener Enrico Bossi mit einer Sinsoniette „Intermezzi Goldoniani". Unter diesem Titel bringt er sechs kleine sinfonische Stücke für Streich instrumente in der frei behandelten Form der klassifchen Suite. Die Bezeichnung „Intermezzi" will gewöhnlich nicht viel mehr sagen, als Zwischenspiele, eine Benennung, die zuerst von Schu mann als Name für eine Kette zusammenhängender Stücke ge braucht wurde. Hier im Zusammenhänge mit Carlo Goldoni gebracht, gewinnt das Wort eine individuelle Bedeutung. Es soll Goldonbs gedacht werden, des gefeierten italienischen Dich ters, dem Molitzre Italiens. Phantasievoll, von leichter Er- findunaskraft, geistreich und witzig, in Einzclzügen auch sentimen tal und schmachtend, manchmal sogar etwas zu süßlich, wie es die Goldonischen Lustspiele und Possen sinv, ist auch Bossis Musik. Vor allem leuchtet aus ihr eine Fülle der berückendsten Klangschönheit heraus, die unmittelbar: und anhaltend gesonaen nimmt. Mit diesem rein Melodisch-Schönen weiß Bossi den Reiz des Rhythmisch-Aparten zu verbinden und die Eleganz der Form. Es liegt in diesen Stücken, von denen gestern vier leie zur Aufführung gelangten, außerordentlich viel Adel der Emp- sindung, viel Geist, Humor und Witz und die vollendete Kenntnis der instrumentalen Klangwirkungen. Aedes Instrument läßt gleichsam nur di« schönsten seiner Saiten tönen. Ganz reiz voll wirkt daS Präludium mit dem darauffolgenden Menuett: desgleichen Li« Gaaliarda. in Form und Rhythmus vortrefflich dem alten Tanzstücke des 18. Jahrhunderts nachgeahmt. In wirksamen Gwensatz hierzu ist die laut lebhaftes Verlangen wied-rholt gespielte) Serenatina gehracht, ein eigentümliches, zartes Stück voll süßer, heimlicher Licbesseuszer und melodischen bis zur Verhimmelung schwelgenden Kantilenen (meist der Viola übertragen) und die oas Ganze abschließende, in echter Künst- Icrlaune und sprudelndem Humor erfundene Burlcsca. Mit höchster Bravour von der König!. Kapelle unter v. Schuchs elektrisierender Leitung vorgetragen, erwarben sich die Stücke die volle Gunst der Hörer. Den Abend beschloß Beethovens „Eroica". Unver gleichlich schön gelang namentlich der Trauermarsch, dieses herr liche Stück, das ein ganzes Drama für sich ist. Bertioz sagt von ihm, man könnte darin eine Umschreibung der Virailschen Verse vom Leichenzuge des jungen Pallas finden. Mächtig ergreift der Ausgang. Das Marfchtempo erscheint wieder, aber in Bruchstücken, durch Pausen unterbrochen . und ohne jede andere Begleitung, als drei Pizzicati der Kontrabässe. Als dann die Trümmer der Trauermelodie vereinzelt, entblättert, verhauchend, nach und nach bis zur Tonica gefallen sind, stoßen die Blaßinstrumeute einen Schrei aus — ein letztes Lebewohl der Krieger für ihren Wafsengesäbrten — und das ganze Orchester verlischt piauffsimo auf einer Fermate. So meint Berlioz, und er fügt hinzu: Manche anderen Werke Beethovens machen auf die Hörer einen gewaltigeren Eindruck. Aber ich spreche es aus, daß dieser Satz,- so mächtig im Gedanken und in der Behandlung, so durchgeistigt und gleichmäßig im Stil und so poetisch in der Form ist, daß er den höchsten Eingebungen ihres Schöpfers im Range gleich steht." II. 8t. s* Königl. Hosschauspicl. Zwei Rollen in Schillers „Kabale und Liebe" — Louise Miller und Hofmarschall v.Kalb -- gaben die Prüfsteine ab für das Schlußgastspiel vo« Frl. Trepnitz und von Herrn Höser. 11m zunächst von diesem zu reden, so stand der Eindruck seines schauspielerischen Könnens gestern nicht aus der gleichen Höhe, wie nach seinem Dorf richter Adam. Man vermißte an der Figur die sichere, markante Linie, die lür den parfümierten Schranzen in der höchsten Soigniertheit und einer unabsichtlichen Komik liegen muß. Herrn Höfers Hosmarschall Kalb war mehr ein besse rer Kammerdiener, denn ein hochgeborener Kaurmer- herr, sicher kein Kavalier, der Kalb bei aller Lächerlich keit seines Auftretens doch sein soll. Angenehm fiel an dem Künstler wieder die Decenz seines Spiels auf, das sich von jeder llebertreibiing fern hält, und die lebendige Natürlich- keit in der Behandlung des Dialogs. Um das Engagement deS Gastes energischer befürworten zu können, müßte man ihn un bedingt noch in einer gröberen Roll« sehen, in einer darstÄl»