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Dresdner Nachrichten : 28.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-28
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.07.1874
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I»7 «»,». »ürlchÄs- lj» «Ä K«r-. durch dt, «oft l» Ngr. fttnjrln, Nu»m«rn t N»r. «uflage: 24VOÜ«r»l. gar dt« Nttikgate «tn»,- sindtrr Manuscrtvte «acht sich dir Redactton nicht verbtndltch. Jnseraten-ilnnah«« aul- toirtl: uuä V->»I«r tn Hamburg. Rer- Itn, wte„, Lctdjtg. «nie,, «retlau, tzrauksuri a. M. — LaL dloo^ tu «erUn, Leivjta. Wie». Hamburg, Nranksurt a. M., Mlln- Jen. — vaad« t La. in Frankfurt a. M. — Valgt tn Ltiemntg. — «»- ru. luUItt«. Laltior » 0a. tn «arid. Unterhaltlmg Snleratewvcdenftftanrt». ttrate :s Lngenommetb dt» Ab.SUlU, Sonntaal di« Mittag» »2 Ut,r. I» Neultadt: »rode Sloiter aafseSbi» Naänn.4 Udr Der Raum einer ein ivalttaen Pctitzetle toll« IS Psg. Si>tgcla»dt dt, Zeile it Ngr. Line iilaramie tiir dai ,>»chittiigige Erschei »eu der Iuicraic wir» nicht gegeben. Auswärtige Annonien Auslräge von nur und» kannten Firme» u. Pc>^ ionen inicrire» wir nu> gegen Planumerandn Zablung durch Brief,, marken oder Pofteinzah» lung. l> Silben kostet >>/, Ngr. Inserate s!i, di- Montag»-Numm«, oder »ach einem Festtag' die Zeile !! Ngr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Liepsch L Nekih ardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: IllltllS Ntichardt in Dresden. «r. SOS. Retiurehntrr Jahrgang. »ZSL Dresden, Dienstag. 287J»li ML Poliltsche-. Allmälkg, aber unverkennbar nimmt der Carlistenkrieg in Spanien die Physiognomie eines internationalen Ereignisses an. Die verschiedensten Interessen rühren sich, um gegenüber den Schlächtereien des spanischen Bürgerkrieges Position zu nehmen, und es scheint fast, als sollte sich jenseits der Pyrenäen nicht blos deutscher und französischer Einfluß bekämpfen, sondern der große Lulturkampf, der Deutschland bewegt, iir mächtigem Ringen geför dert werden. So lange es blos schien,' als suche ein entthronter Fürstenstamm sich den Weg zu der legitimen Krone mit dem Schwerte zu bahnen, so lange in Madrid eine Regicrungvform die andere, eine Partei, eine Revolution die andere ablöste, so lange durste die öffentliche Meinung außerhalb Spaniens mit verhältniß- mäßigem Gleichmuthe den wechselnden Chancen des spanischen Bür gerkrieges folgen. Seitdem jedoch die Barbareien der europäischen Nothhäute, so sich Carlistcn nennen, jeder Barmherzigkeit Hohn sprachen, erwachte die verletzte Menschlichkeit ringsum; man unter suchte den Grundgedanken deö Carlistenkrieges genauer und ge wahrte mit tiefem Schaudern, daß die nicderzüchtigsten Freveltha- ten, gegen welche Kullmann's Pistolenschuß noch als ein verhältnih- inäßig geringes Vergehen erscheint, gerade von den Streitern Got tes, von der ultramontanen Priestcrschaft verübt wurden. Man lese die Correspondenz in der Tagesgeschichte über die Ermordung des deutschen HauptmannS Schmidt, man vergleiche damit dasSünden- registcr, das die „Köln. Ztg." den Carlisten ausstellt: „Diese Ver- theidigcr der Religion erschossen in Ullcedona den Advocaten San tiago Vidal, weil er im Jahre 1800 Verrath an den Carlisten geübt haben sollte; vierzehn Jahre lang also hat die blutdürstige Nachsucht in den frommen Herzen gebrütet. Sie, die Schirmherren der Geist lichkeit, ermordeten mit Tigcrwuth den Priester Valentin Galceran in Segorbe, weit er die Verfassung von 1809 beschworen hatte. Sie, die Verfechter der Legitimität und des Rechtes, gewährten am 13. Juli 1873 eine ehrenvolle Capitulation den 62 Freiwilligen, welche das Fort von Estella verthcidigt hatten, aber als diese waffen los die Festung verließen, wurden sie von den Soldaten Dorrega- ray's, der die Capitulation unterzeichnet hatte, feiger Weise gemeu chelt. Sie, die Kämpfer für die Heiligkeit der Familienbandc, er schossen in Marquina zwei Väter, welche ihre Söhne nach den Ver einigten Staaten hatten auswandcrn lassen, um sie dem Kriegs dienste zu entziehen. Sie, die Beschützer des Eigenthuws, tödtcten in Vinaroz den Postconducteur Fortea, weil er für das ihm anver traute Gut einstand, raubten eine Unzahl von Eisenbahnzügen und Postwagen aus, wobei sie oft genug d-e samten erschoss««, ««Uh« die Züge nicht halten lassen wollten, und erpreßten überall, wohin sie kamen, große Geldsummen ohne anderes Recht als das des Stär keren, oder schleppten, gleich den Banditen der Sierra Morcna oder der Abruzzen, die Zahlungsunvermögcnden fort. Sie, die dem Lande die Schrecken des Petroleums weissagten, wenn cs sich nicht ihrem Könige Karl unterwerfen wolle, haben 150 Eisenbahnstatio nen in Catalonien, Valencia, Aragon, Navarra und de» baskischen Provinzen niedergebrannt. Die scheußlichste Unthat aber sthienen sie sich noch aufgespart zu haben, um ihren durch Concha's unzeitigen Tod gewonnenen Erfolg zu schänden. Nach der Schlacht von Abar- zuza hat Dorregaray, der Oberfcldherr des Prätendenten, 82 Ge fangene erschießen lassen, deren einziges Verbrechen nach der Aus sage aller parteiischen und unparteiischen Zeugen darin bestanden, sich unter die Fahne der Regierung zu stellen, welche Gewalt über sie hatte." Für solche Horden begeistert sich der Ultramontanismus in ganz Europa. Sammlungen aller Orten ergeben reiche Erträge, ein großer Theil des Peterspfennigs, der wie durch Drainirröhren nach Rom gezogen wird, fließt von dort den Carlisten zu; in Fulda colli- girt man Liebesgaben, da Don Carlos, Gott sei Dank, Streiter genug habe. Die von den Carlisten besetzten Landstriche, seit zwei Jahren durch den Krieg verarmt, sind nicht im Stande, die carlisti- schen Truppen zu ernähren; die Erzeugnisse der baskischen Provin zen reichen selbst in guten Jahren nicht hin, um einer Armee von 30,000 Mann den Unterhalt zu sichern. Selbst Lebensmittel müssen noch aus der Fremde herbeigeschafft werden. Alle Nationen sind stark genug, die Ultramontanen wenigstens zur militairischen Ohnmacht zu verurtheilen; nur in Spanien hat es der Ultramonta- nismus zu einem bewaffneten Heere gebracht, und diesen Vorposten stützen die Gesinnungsgenoffen in ganz Europa. Eine nicht geringe Hilfe läßt ihm Frankreich angedcihcn. Heuchlerisch schreibt der Moniteur: „Frankreich ist über die Zustände in Spanien betrübt, kann aber durchaus nicht interveniren. Seine Rolle besteht darin, die Grenzen zu überwachen, wie es dies seit Be ginn des Kampfes gewissenhaft gethan hat. Es ist gewiß, das, die Waffen und Munition der Carlisten nicht französischen Ursprunges sind. Es sind nicht französische Schiffe gewesen, die sie dahin beför- oerten. Wenn Frankreich Kanonen geliefert hätte, würde Don Carlos Bilbao erobert haben. Frankreich wünscht lebhaft das Ende des Bürgerkrieges in Spanien, denn es spürt dessen Rückschlag." Der Moniteur tadelt schließlich das Vorgehen der preußischen Jour nale, welche die Beziehungen Frankreichs zu Spanien zu stören suchen, wie sie dies erfolglos bezüglich Italiens versucht haben Man weiß genau, daß im Pyrenäendepartcment der französische Präfect Nadaillac dann und wann einmal einen Carlisten, der be waffnet die Grenze überschreitet, festnimmt und davon ein großes Geschrei macht, daß er aber zu den großartigsten Transporten von Waffen und Kriegsmaterial aller Art aus Frankreich die Augen zu drückt. Wenn jetzt Deutschland ein Geschwader an der spanischen Küste kreuzen läßt, die spanischen Journale aber lebhaft die Franzo sen wegm ihrer Begünstigung des CarliSmuS tadeln, so darf man sich darauf gefaßt machen, daß zwischen den französischen und deut schen Zeitungen sich demnächst em hitziger Kampf entspinnen wird. Obwohl die französisch« National-Versammlung die Dringlich kcit für den Antrag auf ihre eigne Auflösung abgclehnt hat, wollen die Republikaner doch noch den Antrag selbst durchsetzen. Großer Zorn herrscht gegen den Herzog von Vroglie, weil dieser in seiner Bekämpfung der republikanischen Staatsform nachweist, daß die Republik kein Bollwerk gegen den Cäsarismus, das Kaiserthum, sei, daß letzteres zweimal, am 18. Brumaire und am 2. December aus organisirten Republiken hervorgegangcn sei und daß sich dies immer wiederholen werde, weil, wenn das Volk der parlamentarischen Kämpfe müde und voller Ekel vor dein republikanischen Treiben geworden sei, es sich dem bewaffneten, mächtigen Soldaten als Retter der Gesellschaft willenlos in die Arme werfe. Raschen Schrittes nähert sich sder Schluß des englischen Par laments. Schon hat der sog. Kindermord stattgefunden, d. h. die Negierung hat die Gesetze bezeichnet, die wegen bevorstehenden Schluffes des Parlaments nicht mehr behandelt, werden, also als Kinder sterben sollen. Der Chef der Negierung, Premier Disracls, hat neulich eine Rede gehalten, die voller Eitelkeit war und der jetzigen Rcgierung^Verdienste um das Zustandebringm von Gesetzen über Fabriken, Schulen und Kirchen zusprach, die eigentlich auf Rechnung ihrer Gegner zu setzen sind. Diese Rede hielt Disraeli bei dem Lord-Maire der City von London, Andreas Lusk, der vor Kurzem wegen seiner außerordentlich demüthigen Haltung und Adresse bei der Bewirthung des Kaisers von Rußland in England zum Baronet gemacht worden war und nun als geadelter Londoner Krämer, Sir Andreas, gedörrte Pflaumen, Pökelfleisch und Heringe verlaust. Locales «u» Sächsisches. — Se. Maj. der König ist im Seebad Ostende glücklich angc- kommen und im Rotel cko I-» plage abgcsticgcn. Unterwegs nahm er in Trier einen mehrstündigen Aufenthalt. — Der Cultüsminister 1)r. v. Gerber tritt heute seinen Som- merurlaub an. — Zum Rector der Leipziger Universität für das Jahr 187-1 bis 1875 ist in der am 25. Juli abgehaltenen Wahlversammlung mit 32 von 48 Stimmen Herr Consistorialrath Iir. Baur erwähl: worden. — Der königl. sächsische Bevollmächtigte, welcher dem Ver treter Deutschlands beim Brüsseler Congresie, General von Voigt- Nheetz, als Assistent beigegeben wird, ist Major v. Welck. — Die Beispiele über Nichteinlösung defekter Bank- rcsp. Staatsnoten nehmen so überhand, daß es wahrlich noth thut, von Reichswegen recht bald dieser Mißwirtschaft ein Ende zu machen. E» liegt d«m D. «. H. Bl. eir^ Staats-Kassenschein über ITHkr. des Herzogthums Anhalt vorn Mai'1861 vor, welcher die Nr. 34545 führt, an welchem aber das linke obere Viertel fehlt. Dieser Schein ist mittelst Brief vor einigen Tagen der Staatsschulden-Verwaltung in Dessau zur Einlösung präsentirt, worauf folgende Antwort er folgt ist: „Lr. manu zurück an Herrn N. N. in Dresden, mit dem Bemerken, daß wir den zurückcrfolgenden Kassenschein, an welchem die Serien-Nummer nicht mehr vorhanden ist, nach den Bestimmun gen der Gesetze vom 1. August 1849 resp. 20. Mai 1861 nicht cinzulösen vermögen. Dessau, 21. Juli 1874. Herzogs. Staats schulden-Verwaltung, gez. Oeltze." — Der vom Generalrath des deutschen allgemeinen Arbeit geber-Bundes des SchneidergewerkcS (Sitz Berlin) einberufene Con- greß der Schneidermeister Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz findet in Dresden in den Tagen vom 4. bis 6. August d. I. statt. Die Eröffnung der Ausstellung der vom Gewerke ge lieferten Arbeiten und darauf bezüglichen, im Gewerke in Anwen dung zu bringenden Maschinen re. selbst, erfolgt schon am 2. August Nachmittags 3 Uhr unter später noch bekannt werdenden Feierlich keilen. Als Tagesfragen zur Debatte beim Congreß sind angesetzt u. A. die Creditfrage, das Lehrlingswesen, die weitere Organisation des Bundes selbst, die Genossenschastssrage, dieGcfangenhausarbeit. — lieber die Ausstellung und Verhandlungen selbst werden wir seiner Zeit weiter berichten. — Tie neuen Briefkästen in Berlin, mit deren Anbringung man bereits begonnen hat, unterscheiden sich von den bisher in Ge brauch gewesenen nicht nur durch Größe und Eleganz, sondern auch durch ihre Einrichtung. Die Ocffnung zum Einschieben der Briefe ist bedeutend größer und durch eine beivegliche Klappe geschützt. Außerdem sind auf der Vorderseite der neuen Kasten sämmtliche Abholungszeiten, auch Sonntags, und die Straße und Nummer der betreffenden Post-Expedition angegeben. Durch ein besonderes Uhr werk wird beim Abholen der Briefe auch die nächste Abholungszeit angegeben, ohne daß der Vriefbote erst die Zeit durch Einsteckcn der betreffenden Schilder anzugcbcn nöthig hätte. Geleert werden die Kasten halbstündlich von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends. Es sollen diese neue Art von Briefkasten im ganzen Bereich der kaiserlich deutschen Postverwaltung in Anwendung gebracht werden. — In Bezug aus die von uns dem Leipziger Tageblatt ent lehnte, demselben aus Berlin zugegangene Mittheilung über die Beförderung von Kindern auf Eisenbahnen, gehen uns von verschiedenen amtlichen Seiten Meldungen zu, welche die Rich tigkeit jener Angaben bestreiten und vielmehr Folgendes versichern: tz 10 des Reglements sagt: Kinder unter 10 Jahren werden zu er mäßigten Fahrpreisen befördert. Für Kinder die noch getragen werden müssen und ihre Stelle auf ihrer Angehörigen Plätze mit finden, erfolgt keine Zahlung. Es ist nun zunächst lediglich Sache der betreffenden Eisenbahn-Verwaltungen Special-Bestimmungen für den Lokal-Verkehr zu erlassen und lauten dieselben für die Säch sischen StaatSbahncn wie folgt: Kinder unter 10 Jahren werden befördert: I. je 2 Kinder auf ein Billet der bctr. Wagenklossc; 2. ein Kind in I. Klasse auf 1 Billet II. Klaffe, in II. oder III. Klaffe auf 1 Billet III. Klaffe, in II. Klasse derjenigen Züge, in welchen sich Wagen III. Klasse nicht befinden, auf 1 Billet II. Klasse; 3. ein Kind mit einem Erwachsenen gemeinschaftlich in II. Klasse auf 1 Billet I. Klasse, in III. Klasse auf 1 Billet II. Klasse. Finden Zweifel übe; das Alter der Kinder statt, so entscheidet der Ausspruch des bei de: Revision anwesenden obersten Beamten. Achnlich sind die Verhält, niffe auf der Leipzig-Dresdner Bahn, wie das Lpzg. Tgbl. sich eben falls berichtigend bemerkt. — Für die in Dresden Unkundigen zeigt sich die neue Ein richtung der königl. Polizeibehörde, die vermehrten Geusdarmerie Posten an den Knotenpunkten undHauptpassagen der Straßen Dres dcns, als sehr voitheilhaft. ^Wiederholt hat man bemerkt, daß Fra gcnden nach irgend einem Ort die sofortige höfliche Zurechtweisum durch die Mannschaften ward, das irrige Umherlaufen vermiedet und dadurch viel Zeit gespart wird. — Nach genauer Zusammenstellung deS Verkehrs am letzten Sonntage auf hiesigem Böhmischen Bahnhof hat derselbe eigentlick alle bisherigen Sonntage übcrtroffen, woran einerseits das König' steiner FestungS-Concert, andererseits das schöne Wetter schuld sein mag. Außer den fahrplanmäßigen Zügen verkehrten 22 Extrazüg, und zwar 10 von Dresden nach Tharandt und retour, sowie 12 au Bodenbacher Linie (2 Vodenbach, 2 Krippen, 6 Königstein und L Pirna). In den Zügen liefen 1180 Wagen mit mehr denn 27,000 Passagieren, hiervon konuncn 14,000 auf Bodenbacher und 13,000 ans Chemnitzer Linie. — Die früher auf dem schlesischen Bahnhof befindlichen Werk stätten und Magazine sind nun alle weggerissen und präsentirt siH jetzt zwischen der Heller- und Lößnitzerstraßc ein großer freier Platz. Das neue Bahnhofsgebäude, welches noch großartiger wie das aul dem böhmischen Bahnhof wird, erstreckt sich von der alten Restau ration bis zur Lößnitzstraße und kommt das Hauptgebäude für an kommende und abgchcnde Züge zwischen letztgenannter Straße und der Hcllcrstraße zu stehen, so daß die Kutschen und Droschken die eine der beiden genannten Straßen auszufahren, die andern abzu- sahrcn haben und zwar nicht mehr den Palaisplatz, sondern die Haupt- und Königsbrückerstraße. Ileberhaupt werden zu dem neuen Bahnhof fünf Zugänge werden, als die Lößnitz-, Heller- und Ma- schincnhausflraße, die Oucrallce und der Turnerweg. Außerdem gelangt man von den Scheunenhöfen über die neue Brücke der Bahn, auf der Lößnitzstraße, noch dahin. Diese großartigen Bauten dürf ten eine Zierde der Neustadt werden. — Der Director der Fundgrube Saxonia sammt Morgenröthe. Wolf ist sein Name, von dem wir gestern berichtet hatten, daß der selbe unbekannt wohin abgercist sei, soll, wie wir weiter hören, be reits seit vorigen: Freitag von hier verschwunden sein. — In unfern Nachbardörsern Loschwitz und Weißer Hirsch, beide durch Kirche und Schule mg verbunden, obwohl in Bezug aus letzteren Punkt schon seit Jahren eine Trennung anaestrebt wird, welche, schon durch örtliche Verhältnisse gerechtfertigt, früher oder später eintretcn muß,wohnen nach den für Jedermann in den Gasthöfen aushängendcn Fremdenlisten bis jetzt ca. 400 Sommer gäste, welche Zahl sich wohl in: nächsten Monat noch auf 500 er höhen wird. Zwei Dritttheil davon kommen auf Loschwitz, drei Viertel der ganzen Summe stellt Dresden, den Rest Leipzig, Chem nitz, Berlin, Wien, Hamburg, Zürich, Florenz, Petersburg und noch mancher andere große nnd kleine Ort unscrs europäischen Conti nents. Doch ist auch England (London und Glasgow, und Amerika (San Francisco) durch mehrere Personen vertreten. Die Mehrzahl der Sommerbewohncr auf dem Weißen Hirsch sind Beamte oder deren Angehörige, während in Loschwitz meist Künstler, Kauflcute und Rentiers ihr Domicil genommen haben. — Wenn irgend ein Sommer die Fabel, daß es sieben Wochen lang an jedem Tage wenigstens etwas regne, wenn es am Sieben schläfcrtagc geregnet habe, Lügen zu strafen geeignet ist, so ist es der heurige. Bei der großen Hitze leiden nicht blos Felder und Lbst- bäume an Trockenheit, sondern auch die "Nadelholzwälder. Die jungen Pflanzungen, welche sonst jährlich aus Nadclholzsämereicn zur Ergänzung der Lücken in den Staatsforsten gezogen werden, sind an vielen Stellen wegen allzu großer Dürre gar nicht aufgc- gangen. — Ein wiederholt schon wegen Hochstapelei bestrafter und seit dem Monat Mai d. I. erst wieder auf freiem Fuße befindliche: Steindruckergehilse von hier hat, nachdem er nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt eine Zeit lang fleißig gearbeitet, diese ihm nicht sehr behagende Art, seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, bald wie der aufgcgcben und seinen Lieblingsberuf, die Hochstapelei, wieder ergriffen. Er hat sich bei einer Anzahl hiesiger namhafter Künstler als armer hilfsbedürftiger College einzuführcn gewußt und in den meisten Fällen das, was er gewünscht, baares Geld, als Unterstütz ung erhalten. Die Sache ging so lange, bis einer der in Anspruch genommenen Herren mißtrauisch wurde und sich bei der Polizei nach dem angeblich hilfsbedürftigen Menschen erkundigte. Die Polizei legte dem Burschen sofort sein Handwerk und nahm ihn fest. — Der Bau der Elbbrücke bei Niederwartha (Eisenbahnbrücke der Berlin-Dresdner Bahn ist so weit gefördert, daß die Pfeiler in spätestens drei Wochen vollendet sein werden. — Mittelst Einsteigens durch ein offen gestandenes Parterre fenster wurde vor einigen Abenden eine größere Partie Kleidungs stücke auf der Oucr-Allee gestohlen. Eine Hausbewohnerin hat den Dieb mit den gestohlenen Kleidern, die er in ein großes Packet ein- gcschlagcn, aus dem Hause hcrausgehcn sehen; da sie aber damals noch keine Ahnung von dem Diebstähle gehabt, ihn ruhig seines Wc gcs gehen lassen. — Eine Bewohnerin der Victoriastraße beauftragte in diesen Tagen ihre 13 Jahre alte Tochter mit dem Einkauf von Fleisch in einem benachbarten Flcischladcn und behändigtc ihr hierzu einen Zehnthalerschein. Als das Kind das verlangte Fleisch erhalten und nunmehr auch bezahlen sollte, war auf einmal der Zehnthalerschein, den es in der Hand gehalten und mit in den Laden gebracht haben wollte, verschwunden. Das Mädchen behauptete, ein unbekannter Mann, der mit ihr zugleich im Laden anwesend gewesen, hätte ihr
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