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i6184. i6106. Klaffe esonderer e außer- atcnt«, ren sur. er r-. Tageblatt filr Unterhaltung »nd Geschäftsverkehr. ^ 2V6 Montag den 25. Juli i>59. Ersch. tägl. Morg. 7 U — Inserate die Spaltzetle 5 Pf werden bis Ab. uneiitgeldl, Lieferung in'» Hau». Durch die Post Mertelj 20 Ngr. Einz. 7 (Sonnt, v. 11—r U f angenommen. — Abonn. Vierteljahr rv Ngr. bei Nummern I Ngr. Ervedittonr Jobanne»« Allee K u. WaisenbauSstr. 6 pt. Dresden, den 25. Juli. — Die Schmerzensschreie der Italiener sind durch den Frieden von Villafranca durchaus nicht gestillt, kein Mensch, weder in Oesterreich, noch Frankreich, noch Deutsch« land, noch Rußland, am allerwenigsten aber in Italien ist dadurch befriedigt, Alles schreit dort über Berpath. Als ob nicht jedes Kind in Denifchland schon vor Ausbruch des Krieges gewußt hätte, daß Italien und sein angeb« licher und wirklicher Schmerzensschrei nur und allein den Absichten des Franzosenkaisers dienen sollte! Der Sarbcn- könig hatte von einem Königreiche bis anS adriatische Meer geträumt, sah Italien unter seinem Zepter schon als Groß« macht — und soll sich jetzt mit der zwar, schönen, aber doch immer noch nicht 3 Millionen Menschen enthaltenden Lombardei begnügen! Und dafür bat er sein Land und Volk ruinirt, dafür ist er thatsächlich Lehnsmann des Franzosenkaisers geworden, dafür soll er wohl gar noch sein Stammland Savoyen mit den Alpenpässen hcrgeben — wer weiß, ob dies nicht von Louis Napoleon ausbe- dungen ist, dafür soll er von Oesterreich auf die Lombar dei 300 Mill. Gulden oder 800 Mill. Zwanzigkrcuzer Staatsschulden übernehmen, dafür mit der unruhigen Lom bardei sich «'gern und plagen! Dazu kommt noch, daß Oesterreich sein Festungsdreieck behält, die Lombardei eine offene Fläche ohne eine Spur von einer Festung ist und von den Oesterreichern bei der ersten.besten Gelegenheit wieder wcggenommen werden kann und noch rin Stück Piemont, vielleicht die Lomellina dazu. Und darum Theil am Krimkrieg, darum Ruin des Landes, darum die Fran zosen ins Land gerufen, Italien aufgewühlt, Oesterreich zum Todfeind sich gemacht, die Zuneigung, das Vertrauen der Völker in Italien gänzlich verscherzt, ihren grimmigsten Haß dafür eingetauscht! Noch wurmiger sind über den Frieden die Völker Italiens, die Loscaner, Romagnolen rc. Louis Napoleon zwar weniger, aber Graf Cavour desto mehr, hatte den Mund übervoll genommen von Verspre chungen, wie die .deutschen Barbaren" hinter die Alpen gejagt werden und Freiheit, Einheit, und was sonst für schöne Melodien die Lockvögel pfiffen, in Italien aufgrich- tet werden sollten. Und siehe da, die Loscarted, Lombar den Romagnolen, Modenesen rc. rebellirten so »Hacker, brüll ten so brav: Viva Itali» und Victor Cmanuel! jagten ihre Fürsten so tapfer fort und jetzt? ES bleibt Alles beim Alten, dem Papste sollen Verbesserungen in seiner schlechten Verwaltung anrmpfohlen werden, und der ita lienische Bund soll ein gemeinsames Band um die Jta- likner schlingen! Darüber ist namentlich Toscana wütdend und will durchaus sardinisch werden; in Mailand brachen bei der Friedensnachricht Tumulte aus, denn das stolze Mailand will Turin nicht unterthan sein, und nun sch-eit Alles Verrat!) über den uneigennützigen Sttller der ita lienischen Schmerzensschreie, der hunderttausend Franzosen und tausend Millionen Franken aufgervendet hat, um die Lombardei an Sardinien und einen italienischen Bundes tag zu Stande zu» bringen. Ihr undankbaren Italiener! Es bleiben noch 50,000 Franzosen unten bei Euch, diese werden Eure letzten Schmerzensschreie schon stillen. Hättet Ihr freilich Euer Itslia lara da se, d. h. Italien wird sich durch sich selbst frei machen, vor zehn Jahren und Heuer nicht blos im Munde geführt, sondern zur Tbat- sache gemacht, so stände es um Euch anders. DaS hättet Ihr aus der Geschichte wissen sollen, daß ein Volk nur durch sich selbst frei werden kann. Ihr aber wolltet dies den Franzosen überlassen und habt nun mit schweren Opfern — theilweise die Herren gewechselt, theilwcise Al les beim Alten. Der Erzwühlhuber Mazzini hat dem Stiller der italienischen Schmerzensschreie vom Anfänge nicht über den Weg getraut, Garibaldi aber ging auf den Leim. Dieser und seines Gleichen, Cavour ebenfalls, sind gebraucht, gemißbraucht, über den Löffel barbiert worden. Tausend Andere haben trotz der Amnestie ihre bürgerlichen Stellungen verloren, ihre Ideale sind vernichtet, ihre Träume zerronnen, der Rausch ist vorüber, der Katzenjammer dafür da. Wer kennt nicht den Charakter der Italiener? Für so viele Enttäuschungen bleibt ihnen nur ein Gefühl — der Rache. Und wenn nun in Toscana, in Mailand rc. Aufstände ausbrechen, wenn Garibaldi gar die Republik ausruft und die Unzufriedenen aller Orten unter seine Fah nen samtnelt, wie dann? Erfolge wird er schwerlich er ringen, aber kommen kann es, daß dann der Sardcnkonig und die Franzosen dieselben Bevölkerungen, zumal die lom bardischen, stockösterreichisch gesinnten Bauern, zusammen- kartäischen, denen sie Einheit, Freiheit, Unabhängigkeit ver sprochen haben und nicht halten konnten. Oesterreich, das früher der Sündenbock für allen Mißbrauch in Italien war, wird sich hüten, Ordnung zu schaffen, und dies den Italienern, ihrem Bundestag, wenn dieser noch zu Sande kommt, und den Franzosen überlassen, und sind diese«tetz- teren jetzt schon nach drei Monaten in Italien verhaßt, so wollen wir erst sehen, ob nicht, wenn sie erst die befreiten italienischen- Brüder einigemal mit Kanonen civilisirt haben,