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»«Ott »»gl«« arütttm srud 1 U»r t» de« «rvedtO-n Marten« ftrade ». ildonne« mentddret» viertel, iahrliih 22 ff, Ngr., durch die Pol, 2» K«r. »(njelne Kr. l Kar. — «uslage: 20,wa Sxrmvlare. Inseraten-Unm»me autwitrt«: II»»»«»» »tei» » V»,I«' tn Hamdura. verltn, Wien, Leiplla. «°>cl. «re,lau. Rranklmt , M.—Pa-.Uo>»«(» ««rlOi.Lclpjta.wie», Hamdura. granksurt a. M., Mllnchcn. — v»ad«»ca. tntzran«, furt I. m. — r«. v«l,t tn Itiemntd — ll»r»O, liutltla, out- lia« 0 Vo. tn Pari». >«/Äd.' Tageblatt skr Uuterhaltmig und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch ör Nekchardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Retchardt. --IO » »t« »er »«E^etE. !tle»I tttne »arantt« für nächst»--,»« «en de, In»«»»tr nicht ,e,e»e«. («nen mteriren wir «r» «egen Pranumerand»« gahlunz durch N ' ' marken »der »«stet lim,. l« «Uten l't, Kar. Va,»tr0a» kdnnen die Aahlmi, «W »us «tn« Dr,»dn»rHiim, l tz». anweise«. Die l Rr. 43 Achtzehnter Jahrgang. MItredacteur: vr. Di»U Nieren. Für das Feuilleton: Luckvl« Nartmnn». Dresden, Mittwoch, IS. Februar 1873. Politisches. Die großen Organisationsgesetze der inneren Verwaltung, der Behörden, der Heranziehung des LaienelemcntS zur Selbst regierung in Bezirks- und Kreisauüschussen, der neuen Städte- und Landgemeindeordnungen sind nun auch in der 2. Kammer genehmigt. Der Minister v. Nostitz-Wallwitz hat die Grundge danken seiner Entwürfe durch das klippenreiche Fahrwasser beider Kammern in sicheren Hasen gebracht. Alle Vorschläge der Ver einigungs-Deputationen beider Kammern wurden gestern und vorgestern mit respektabel» Majoritäten gutgeheißen, vr. Bieder mann, dem ein gewisses Verdienst um das Zustandebringen dieser Gesetze nicht versagt sein soll, befolgte mit großem Geschicke die Taktik, die unser Landtagsbericht zeigt: mit der linken Hand auf den CultuSminister loszupauken und gleichzeitig mit der rechten den Minister des Innern zu streicheln. Die National liberalen verleugneten jedoch ihren Führer Biedermann zum größten Theil in allen den Fragen, ivo die 2. Kammer das Ent gegenkommen der 1. durch Fallenlassen früherer jBeschlüsse zu erwidern hatte; doch blieben sie, trotzdem sie den größten Theil der Fortschrittspartei auf ihrer Seite hatten, in entschiedener Minorität. Ludwig und vr. Wigard stimmten in allen Punkten gegen das Compromiß. Mit dem glücklichen Tvrchbringen der Neformgesetze aus dem Ministerium des Innern steht der Land tag so ziemlich am Schlüsse seiner größeren Arbeiten; denn gegen die Steuerreform, wie sie von der 1. Kammer beschlossen ist, bilden sich, wie es scheint, in der 2. so viele, wenn auch kleine Strömungen, daß dieselben doch zuletzt einen Fluß bilden werden, dessen Fluthen das Steuerfahrzeug kaum gewachsen ist, das Herr von Erdmannsdorff in Uebereinstimmung mit den Plänen und Zeichnungen des Ministers v. Friesen zimmerte. Ander Spitze der Bewegung, welche die große Rede Las ker'S gegen die Gestaltung des preußischen Eisenbahnconcesfions wesenü hervorgerufen, steht die „Nat.-Ztg", zu deren Leitartikel schreibern notorisch Lasker gehört. In ihrer letzten Nnm-ner eonstatirt sie aus der Einmüthigkeit der Zustimmung, die Lasker gefunden, die frohe Thatsache, daß das deutsche Volk nicht gleich giltig ist gegen den Aufschwung der Corruption, der im Gefolge des industriellen Aufschwungs unbestritten eingetreten ist. Man verlangt, daß Staatsbeamte und Parlamente dieser Corruption fern bleiben. Die preußische Negieruirg ist zur Heilung des Schadens, so ist der Ideengang der „N. Z." nmsomehr ver pflichtet, als das gesainmte Staatsministerium durch den einen LaSker eine empfindliche Schlappe erlitten hat. Leider habe es sich von Wagener bestimmen lassen, sich mit ihm zu identisiciren Folgt ein Lebenslauf Wageners, ungefähr wie in einem Steck briefe. Unbedingt unterschreiben wir aber die Schlußfolgerun gen der „N. Z", daß es nicht genug ist, die Jesuitenmoral mit Worten anzugreifen, man dürfe ihr auch praktisch keine Zuge ständnisse machen. Das deutsche Reich würde aus Sand gebaut sein, wenn die schlichte bürgerliche Moral nicht überall in vollen Ehren bleibe. Daher hat die preußische Regierung zunächst eine ernstliche Verfolgung WagenerS einzuleiten, daS Abgeordneten hauS hat eine Untersuchungscommission einzusehen, der die Re gierung Material liefern muß; der unfähige Handelsminister Graf Jtzenplitz hat seine Entlassung zu nehmen und das Reichs gesetz über die Actien-Gesellschaften ist nach der Richtung zu re formiren, daß Schwindel und Betrügereien erschwert und dem Publikum bessere Garantien: gegen die gesetzliche Zulässigkeit seiner Ausbeutung gegeben werden. Vor Allem aber soll sich das hochverehrte Publikum durch solche Fälle belehren lassen und klüger werden. Doller Widersprüche lauten die Berichte über den fran zosischen Verfassungsausschuß und sein Verhältnis; zu Thiers Ter Ausschuß hat nach langer Arbeit sich endlich entschlossen, Thiers die Chinesenstellung anzuwcisen, die er nicht haben will, seine Macht zu beschränken, seinen Einfluß auf die Debatten der Nationalversammlung lahmzulegen. Er ernannte den Herzog von Broglie zum Berichterstatter, der, von Thiers ein persönlicher Gegner, ihn noch mehr dadurch reizen will, daß er den Bericht in einer für Thiers sympathischen Sprache abfaßt. Wir müssen uns auf die Möglichkeit einer neuen und diesmal sehr gefährli chen RegierungSkrisis gefaßt machen, da die Eonservativen so lange als möglich das Ruder in den Händen behalten wollen und sich weigern, an ihr Testament zu denken und ihren Erben den Weg zu bahnen, wenn es nicht gelingt, eine freundlichere Stimm ung zu erzeugen. Zunächst Hetzen die Blätter der extremen Par teien, um den Conflict möglichst auSzubcutcn. In Südwales haben einige Eisenwerke ihre Hohöfen wieder ungebrannt, der Strike der Arbeiter scheint zu ihren Ungunsten zu enden. r'ocalcS und Sächsisches. — Wegen erfolgten Ablebens der verwittmetcn Kaiserin Caroline Auguste von Oesterreich ist von gestern an am König lichen Hofe eine Trauer angelegt worden, die sechs Wochen bis mit 24. März getragen werden soll. ' - Landtag. Die Generaldebatte in der Montag- Abendsitzung der Zweiten Kammer über dieOraan isationö- gesetzt der inneren Verwaltung eröffnet Haber- korn mit der Erklärung, daß. nachdem er alle Mittel er- scvöptt habe, diese Gesetze anders zu gestalten, er sich still schweigend und resignirt denselben unterwerfe. Er hofft, mit seinen biöbcrigcn Befürchtungen nicht zu schwarz gesehen zu haben, wünscht ausrichtig den Gcseäc» die von Andern gehoff ten gute» Erfolge und wird hierzu daS Seinige beitragen. Vicepräsident Streit bekämpft die Rede tcS Herrn v.d. Planitz in der Erslcn Kammer, der, ohne einen Ordnungsruf erhalten zu haben, ihn nahezu einen Verleumder genannt. Er wird sich jedoch nicht abhaltcn lassen, an etwaige ungerechte Vor schläge der Ersten Kammer daS Messer der schärfsten Kritik anzulegen. Für die vorliegenden Gesetze wird er stimmen, wenn auch mit schwerem Herzen für einzelne in dieselben durch die Erste Kammer gebrachten Bestimmungen; er thut dich, um diese iruchtrcichcn Gesetze nicht scheitern zu lassen, vr. Biedermann, der das Schulgesetz trotz vieler Vorzüge nicht annehinen konnte, ist heute in der Lage, die jetzigen Ge setze sämmtiich zu empfehlen; er rechtfertigt sich jedoch vor den Liberalen, daß er jetzt rathe, svon früheren Beschlüssen zurück- zutretcn, um die Gesetze selbst zu retten; diese leien im inner sten Kerne gesund, an Entwickelungen reich und würden mit offener Hand von der Regierung gegeben. Die letztere stand scst mit der Zweiten Kammer gegen die Erste, welche die Ge setze scheitern lassen wollte. Nachdem diese aber vielfach nach- gcgcben, habe auch er Manches ausopicru zu müssen geglaubt. Am schwersten verzichte er darauf, daß die Bezirköbcrtretun- gen nicht den Amtobauvtiiiann Vorschlägen sollen, doch käme dieser Vorschlag auö der feudalen Lauiitzer Verfassung; die Eompetenz der Kreisauöichüsse sei wenigstens beschänkt geret tet worden. DaS Volk könne mit den Gescken zufrieden sein: für Selbstverwaltung würden ausgedehnte neue Gebiete ge schaffen, am denen das Volk die Negierung controliren und deren lkcbcrgriffe verhindern könne, die Laiidgemeintcordnung stelle die Landgeincinden auf einen neuen und breiten Boden. Ludwig giebt zu, daß diese Gesetze einen gewissen liberalen Anstrich haben, aber die Zweite Kammer müsse wiederum zu viel nachgeben. Wenn in der Ersten Kammer,,,unseren ge borenen Gegnern", ein Falkensicin gesagt, bieKrciSdirectionen kämen wieder verbessert herein, so genüge ihm daS, um gegen edeS Gesetz zu stiinmen. Ein Andrer hätte die Zustimmung der Ersten Kammer zu dielen Gesetzen einen Kaufschilling für daö Durcbbringcn deö Sclmlgcjctzes genannt. Die Presse »iisclrc die öffentliche Meinung, wenn sie sic die Freundin des Schulgesetzes nenne; eö werde, um das Schulgesetz durch,zu- brlugcn, die Verfassung in einer Weise interpretirt, wie nie mals in rer ickstecbtcstcn Zeit Sachsens. >Oho! recbtö.) Red ner schätze auirichtig taö redliche Streben des Ministers v. Nostitz, erkenne daö viele Gute der ucuc» Gesetze an, aber man hätte nicht soviel der Ersten Kammer nachgcben sollen. Wenn die Regierung das Schulgesetz vuVUcirc, werde Sach se» aut der Tagesordnung des Reichstages neben Mecklen burg genannt werden. (Gelächter und Obs rccvtö.) Er sei zwar der erste, der die Negierung jederzeit unterstütze. (Stürmisches Gelächters und habe im Rcichotagc immer verschmäht, dort gegen sein engeres Vaterland aii'.zutrctcn; wenn aber die Regierung die Verfassung nicht hielte, wäre er nicht der letzte, dcr gn die große Gl ockc 1'chls'-ge. vr. Biedermann: Wenn wir jetzt diese Gesetze scheitern lassen, so freut sich nur die l. Kammer. Beim Schulgesetze war eS etwas Anderes. Dort stützte sich der EultuSministcr auf die I Kammer, bicr dcr Minister des Iiincin aus die zweite. Minister b. N o stitz , der seine Uniähigkcil, sich mit der Beredtiamkeit Ludwig s zu messen, bekennt (Heiterkeit», will ihm nur erwidern, daß die licgierung der Bcschwcrdcmbnmg beim Reichstage mit gutem Gewissen entgegensetze. Die Reichöver assuug stellt ausdrück lich taö bestehende Recht unter ihren Schutz und die Regier ang wolle nicht dao geringste gegen dasselbe ttzuu. Den Vor- wurf Biedermann s von vcrichiedcncu Ansichten im Mini tcrium weist er alö gänzlich unbegründet zurück. Sachße: Soviel Zeit auch Ludwig vorhin iür seine Beredtiamkeit ge braucht, daS Privilegium habe er nicht erkauft, die Sack'ßc che Auslegung dcr Verfassung, worugch daö Schulgesetz zu dubliciren ist, schlecht zu nennen. P räsident: Das hätte Ludwig nicht gesagt. L u d w i g: Er habe cs nur arff die -presse de,zogen, Günther: Ludwig könne nicht im Zweifel sein, daß dcr Ludwigen näherttebendc Theil der Presse jetzt ost versucht habe, die öffentliche Meinung zu fälschen, einzelne Abgeordnete lächerlich zu machen und il-rcn Abstimmungen die abscheulichsten Beweggründe untcrzulegcn, (Man bezog dies aut einzelne Artikel teS Leipziger Tageblattes. derEbcm uitzcr Nachrichten und der Dresdener Presse,> — In raschem Finge wurden nun die Gesetze votirt. In dcr B ebördcn organisation (Res. Biedermann) erheben sich stets n»i Ludwig und Biedermann gegen alle Vereinbarungen mit der l. Kammer. Präsident vr. Schaf > rat h bittet, da sich einzelne Abgeordnete zwischen ihn und die beiden Opponenten steilen, ein Wenig zur Seite zu treten, da er immer dorthin leben müsse und mau ihm nicht die Aussicht verderben möge lSchallendes Gelächter)-. Mit 5t gegen 20, resp. 47 gegen 2!) Stimmen genehmigt die Kammer sodann die Verminder ung der Eompetenz der KreiSauSsck'üsse; in der Land gemeind cordnung «Rcf. v. Könneritzl mit 60 gegen 12 Stimmen die Bestimmung, daß die Gemcindevorstcindc in dcr Regel nur Geld-, nicht FreiheitSstraien verhängen können Erhebliche Debatte verursacht dcr Antrag aus angemessene Verinehrnng der LandgcnSdarmeric. Oehinichc n fürchtet, dcr Landtag binde sich dadurch die Hände, die Ge- meinten sollten nur ihre Schuldigkeit zur Wahrung einer besseren Polizei thun; vr. Wigard will nicht die Landtagö- kosten durch roch überflüssige Ovvosttion vermehren, er stimmt gegen diese ganzen Gesetze, bezüglich deren er, da sich nun einmal die Extreme berühren, ganz ans dem Standpunkte deö Herrn v. Zebmcn steht (Bewegung und Heiterkeit». Fahnauer stimmt auch nicht für Vermehrung der Land- genödarmcrle; je mehr GenStarmen, desto mißliebiger sind sie; warum der Regierung auf dem Präientirteller etwas cntgegcnbringen, waö man ihr bisher stets abgelehnt? Dcr Minister betont die dringende Nothwendlgkeit der Vermehr» ung deö Sicherheitspersonalö, zumal in Zukunft daS Diener- personal der Gerichtsämter nicht mehr zum Gicherhrtt-bicust verwendet werden könnte. Pen zig: Dann möchten die Gemeinden sich selbst die nöthigen Organe schaffen. May: Die Genödarmerievrrmehrung sei die erste schlimme Frucht dcr neuen Gesetze. Res. v. K 0 nneritz: Ohne diesen An trag hätte die 1. Kammer nicht soviel nachaeaeben. Wollte man jetzt den Landgemeinden noch die Last d« Beschaffung von Gensdarmcn auslegen, so würden sie nicht die neuen Gesetze mit großer Freude auffnchme«. Ludwig: Die Lantgemeindeordnung, die unbedingt etnA der besten sei, werde nicht durch 'Ablehnung des GenStarmerie- antrags scheitern. Brauchte die Regierung wirklich zur Auf» rechterhaltung der Ordnung mehr Gensdarmen, so wäre eS unerhört, wenn eine künftige Kammer sie ablehnen würde; jetzt aber danke ibm Niemand in seinem Wahlkreise, wen« « für den Antrag stimme. Der Minister bittet die jetzige Kammer doch lieber um Annahme, obwohl ihm die Ludwig' sche Aeußerung eine wahre Herzensstärkung gewesen. (Heiter keit.) Nachdem sich noch vr. Minkwitz dagegen erklärt, nimmt die Kammer den Antrag aus angemessene Vermehrung der GenSdarmerie mit 43 gegen 24 Stimmen, bei dem Gesetze über Bezirksvertretungcn (Ref. vr. Pfeifser) die Wahl der Amtöhauptleute durch den König mit 40 gegen 24 Stimmen, die Städteordnung (Ref. Schreck) gegen K Stimmen, die Städteordmmg für mittle und kleine Stätte (Referent v. Könneritz) und daS Gesetz über daS straf gerichtliche Veriahrcn «Ref. Petri) so gut wie einstimmig an. — Gestern beantwortete tcrJiistizminister Abeken eine esetzeS für daö deutsche Reich ausgearbeitet worben. Eine oniercnz von Jnslizcommissioncn tritt noch diese Bloche in Berlin ,zusammen, uin die Details dieses Entwurfs auözu- arbcitcn, dann wird taö Werk einer Eonfercnz dcr Justiz- minister der größten deutschen Staaten vorgelegt. Damit hofft man eine Vorlage zu gewinnen, deren Scvlußieststellung im Bundesrathe keinen weiteren Aufenthalt Enden wird. Waö die Frage über Ersetzung der Schwur- durch Schöffen- g e r r ch t e anlangt, so wünscht man allseitig das Laimelement zur Strairechtövstege bcranzuzicben; wie und in welchem Uin- lange jedoch und ob insbesondere der Wirkungskreis der jetzigen sächsischen Schöffengerichte ausgedehnt werden soll, sind noch offne Fragen, die Meinungen darüber sind getheilt. Welchem SUstenrc der dein Reichstage dereinst zugehendc Entwurf dm Vorzug geben wird, hängt von den Erörterungen der Eon- ierenzen ab. Bei dem jetzigen Stande dcr Vorarbeiten kann sich die sächsische Regierung in Betreff der von ihr zu den cinzeineu Fragen emzuncbmende Stellung nicht im Voraus durch eine amtliche Erklärung die Hände binden. Ebenso ist eS bezüglich deö obersten Reichsgerichts. ES ist ein Bedürfnis,, daß die gleichmäßige Anwendung des gemeinsame» Rechts, soweit mögliw, sichergestellt wird; auf welchem Lüeze freilich diesem Bedürfnis, in einer ausgedehnteren Weise, als es bereits durch das bestehende Reicbsobcrhandelsgericht ge schieht, Genüge geleistet werden könne, ohne andere eben falls beachtcnswcrtbe Interessen zu beeinträchtigen, ist noch Gcgsnstand der Erörterungen. Diese werden hoffent lich zu einem Vorscbiagc iührcn, der den sich durchkreuzenden verschiedenen Interessen bei häitnißmäßiMerecht wird. Darüber, ob die Sächstiche Regierung ibrcn Widerstand gegen ein ober stes Retchögcricht aukgcbcn will, wenn sein Sitz nach Leipzig verlegt wird, gab der Minister keinen Ausschluß. — Da diew Erklärung die Liberalen zu befriedigen schien, behält sich vr. Biedermann die Stellung weiterer Anträge vor. — Die von fünf Dresdner Schuldirectoren ausgehende Adresse an den Herrn CultuSminister von Gerber zu Gunst« ses neuen Schulgesetzes und für Publication desselbm hat im ganzen vaterländischen Lehrerstande außerordentlichen Anklang gefunden und konnte gestern mit den Originalunterschriftrn »o» 2370 sächsischen Lehrern an den Minister abgesendet werden. Roch weitere Beitrittserklärungen stehen in Aussicht, da di« Li*» culation in entlegenen Orten in der kurzen Frist nicht überall so schnell möglich ivar. Da nun auch vorher, ehe di« Amegung von hier kam. von Seiten mehrerer Lchrerconferenzen rmdLqrer- eollegien im Sinne der Adresse Petitionen und Zustimmungs erklärungen an das Cultusministerium gesendet worden sind, so hat die große Majorität der vaterländischen Lehrer sich für daS Schulgesetz ausgesprochen. In vielenBriefen, die bei Gelegenheit oiescr Adresse an die Veranstalter derselben gekommen find, wird oer Freude unumwunden Ausdruck gegeben, daß der besonne« Theil der Lehrer Sachsens sich nicht von einigen Wortführer», wühlerisch in ihren Tendenzen und nicht wählerisch in ihren Mitteln, ins Schlepptau nehmen lasse. Der Adjutant des I)r. Biedermann hätte wohl vorsichtiger sein sollen, als er der Kammer glauben machen wollte: hinter ihm und seinem Stabs chef stehe dcr Lehrerstand, stehe das sächsische Volk. — Die letzte Nachtfahrt aus der nunmehr gänzlich einge schneiten Pferdebahn war nicht uninteressant. Der Director der Bahn, Hr. v. Stülpnagel, ist in der strengen Schule der höhere» preußischen Militärs erzogen worden, und er glaubte sei«, Energie etwas zu vergeben, wenn er ohne zwingende Noch dt« Fahrt einstellc. Kürz vor 11 Uhr langte durch die Finsterniß der hell erleuchtete Blasewitzer Wagen am Böhm. Bahnhof «, die Pferde furchtbar erschöpft. Der Schnee fiel dicht und dichter, das Personal, von dem Beispiel des Vorgesetzten angefeuert, mustk nicht selten den Wagen im Geleise halten helfen. Um die PstMl zu stärken, schickte der Director zum böhm. Dahnhof und ließ Kornbranntwein holen. Die erhitzten Thiere tranken ihn mit