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s„ vtto Htköner. Vtnrer t« Gpora. «r. Zeitz. — ..Die Gewerken der Lchmlebehandwerk». b»so»ders »er WafsenzUntte Freiberas". Neunter «ette«^» z»r Geschichte »er Kunst und de» Handwerk«. Bon Kanrad Knebel. Endlich salaen verschieden« intereflanl« kleiner« vlitteilmige», lauste et» Hers«,«».. Ort»» nn» Gachverzelchnis. — Z»« bei Zwickau. Der Molch«. nenwLrter Wendler. der sie verunglückt« Fördcr- moschine im J^UHelnrsckwcht 1* in Zwickau bediente. ist seit -1» Jahren auf dem Werke belchästtgt und besorgt den Fahr- stubldteust feit 28 Jahren, ohne daß sich bisher ein Unsoll ereignet Hot. Die nach dem Königl. Krankenstift überge- führten zehn Verungbückten sind noch olle am Leben. — Vorgestern wurde in Dippvldiswalde aus den Wirt de- Restaurant- „Garküche" ei» Raubansall verübt. Zwei Männer knebelten ihn. Wäbrend sie die Räume nach Geld dnrch- Iiichten, gelang e- dem Wirte, das Freie zu gewinnen und Lärm zn schlage». Die flüchtenden Verbrecher wurden in Effenberg ergriffen. — I» Cbemnitz ist am Freitag abend der Stadtrat Herr Friedrich Otto Hinkel im Allel von «4 Jahren gestorben. Achtzehn Jahre, vis znm Schlüsse 1903, gehörte er dem Kollegium als unbcivldeteS Mitglied an. — Eine Versammlung von Mitgliedern des Bn » d es xy l o g r a p t> i s ch er A »staIte». die am 21. d M. i» Leipzig tagte, beschloß die ReuetnsteUnng von Tylvgraphcn- Ichrlinaen. Angesichts der Tatsache, daß die Lylographie ein ab- sierdender Beruf ist. ivoran auch der augenblicklich etwas bessere Geschäftsgang nichts ändern kann, verwahrt sich die im Dentichen .iiilographenverbande organisierte Gehilsenschast in der Quartals- versammlniig vom 25. b. M. »egen da» Anlernen von Lehrlingen. Eltern und Vormünder werden gebeten, sich in dieser Sache an !» » Burschenden Pani Reinhardt, Leipzig - Eonncwch. Zmenkauer Straße 8, lll., zu wenden. — I» Leipzig-Connewitz stürzte vorgestern nach mittag da- ein Jahr alte Kind des Schutzmanns Ärinnn zwei Deppen hoch aus das Straßenpslaster hinab und erlitt einen so schwere» Schädclbrnch, daß es an den Verletzungen starb. — Auf der Flur des Börthen er Rittergutes wurde «rin Dienstag eine etiva 35 Zentimeter im Stamm n.rrte Birke vom Blitze getroffen. Der ysonm wurde ein'«, 2 Meter über der Erde obgebrochen, der Stumps in lausend Splitter zerrissen und einzelne Teile davon wur den 25 Meter weit uanhergeschlcudert. T-er l-albc Wnrzel- iiock ist aus der Erde gerissen. — Die Einweihung des Krematoriums in Zittau «folgt am 10. Mai. — Amtsgericht. Der 40 Jahre alte Arbeiter Ernst Wilhelm Kühn schnitt vor einigen Wochen auf seiner Wanderung nach Weißt« eine Baum kröne ab und band sic au seinen Spazierslvck. Das Urteil lautet wegen Sach beschädigung auf 2 Monate Gefängnis. Kühn ist wieder holt bestraft, darunter auch wegen Sachbeschädigung. — Ter 27 Jahre alte Schweizer Andreas Paul D ain is be schäftigte fich an einem in einer Schankwirtschaft aufgestell- leu Schießapparat und eignete sich schließlich die in dem Geldbehülter angesaminclten Schießgelder an, die fich aus 6,30 Mark beliefen. Ten Diebstahl muß er mit 2 Wochen Gesüngnis sühnen. — Die Wirtschafterin Anna Ha üben- reiß er hat aus dem Jahre l!»07 einen Diebstahl abzu rechnen. Sic war lange nicht zu ermitteln gewesen, bis sie vor kurzem in Bischosswerda austauchte. Sie wurde sofort sksigcnvinmcn und nach Dresden gebracht. Jetzt be soldet sie sich auch noch wegen einer anderen Sache in Ilnlcrsuchnngsliaft. Die jetzige Anklage legt ihr zur Last, im Jahre IW7 einer ihrer Bekannten Wäschestücke weg- aenoiniuen und einer dritten 2 Mark unterschlagen zu haben. Sic gibt das zu und erhält li Wochen Gefängnis. — Desscnttiche Bersteigernngen in anoivärtifte» Amtsgerichten Dienstag. 8N. März. Ptrna: Gustav Porischs Wiese und Jcld. wovon ein Teil mit Spargel bepflanzt is, l2 Hektar 54 Ars, daselbst an der Dresdner Giraszc »>ed am Lchimvea, II4 80N M. Pirna: Älsred Reinhard Büttners Wohn baue, mit Backerei an bau und Schuopengabäu'de, sonne großer Obst-, Gemüse- und Grasgarten, letzterer zu 2 Baustellen geeignet i26,4 Art, j„ nlcinscdlitz, «in- tchliehlich des Inventars 24 8no M. Nadcburg: s- Tcilcrmcistcr trniil kheodvr Svbes Wohn- und Hinlergebäude niit Hofraum ,l„5 Ars daselbst, 528» M. Versteigerung zwecks Aushebung der orbengemkinschaft. jiaincnz: Heinrich Julius KebrS Grundstück: en, alles und ein neues Wolinhans, sowie Itzaschhaud. Holz- schui'pen. Hniranm und Garic» c.5,l 2Iri daselbst, PiilSniher Ltrafie. 4« !M M. Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Konkurse, Jahliiiigücinstellniigen usw. Im TrcLöiier rl ni l s g c r i ch i s b c z i r I: lieber das Bermbge» des Kauf mann a Ernst Otto Juliiio Rtaranaridt in Dresden, aUciniger Jnliaber der Firma Dresdner tz i g a r e I l e n s a b r i k M a r L a n g 2! ach!. Otto M ara » ardl hier, Blumen strafe Rr. 1.5, ^1., ist das Kvnkiirsver'ahren cröflnct umd Herr Rechts anwalt Ztadtrat a. T. csnstav Mittler hier, Pillnitzer Straße 1, znm Koittiirsvinnvalicr ernannt worden. Kviiturosordcrinigen sind bis zum l7. Äpril anziiinesden: — über das Br:wogen des Mödethäudlers Paul Otto M ü l l c r in Dresden. Dürcrplay 12, walinkast Dürerstraßc 88, iß das Koiikiirsvcrsachreii crössnet und oerr ÜIrchtSanwalt Dr. Krug hier, Grunaer Straße 2N, zum Kon- inrsoerwattcr ernannt inorde». .ZloirkurSsorderiiitgen find bis znm 17. April aiizumclde». Bcrcinokalcnder für heute: Drcsdn. Ortsgr. d. Hüter. Bundes: Vortrag ißewerbe-Berein: Vortrag steglerbund: Ajitgl.-Bers., „Victoriahaus» Uhr. Reucr Drevdn. Twrsch.-Ber.: (steneralvers.. Serrestr 12, 8 Uhr. Wetterlage in (»nrova am 2>«. Mär» Der hohe Druck bal ßch nach Siidaßen verlegt, eine neue tiefe Deorelßon mit einem Minimum unter 74N Millimeter nabt westlich von Jilaiid. Mit der Slusbreitung des Koben Drucks ltt bei »ns Aufklärung und u.emperal»rabnabnie «ingetretc». Mit dem Herannnden des tiefen irucks von W ften ist jedoch auss neue Trübung und späterhin Nieder schlag zu erwarten. Prognose für Montag den SV. März 1VVV. Südwestwind : Bewölkungszunahme: wärmer: kein erheblicher Niederschlag. Wasser»,and der k-Ive «nd Moldau. BndweiS Kriwenitz Pardubitz Melntk Leltmeritz Aussig Dress«» 27. März — — -s- Sl2 -f 26» -4- 272 -t- »4» -l- 177 2». März -s 65 — -h 250 -ß 286 4- 285 -s- 380 4- 205 TiMSfteschichte. Die offiziöse Erklärung zur Reichssinanzresorm, die am Donnerstog in der „2lordd. Allg. Ztg." verüffenllicht ivurde, ist, wie mehrere Blätter Mitteilen, nicht als eine offiziöse Erklärung im gewöhnlichen Sinne onzusehen, viel mehr ist der Inhalt in der P l« » o r s i tz u ng des B li n - desrotcs om Donnerstog festgestcllt worden. Zu der Affäre des Paticntenschochers nimmt, nachdem von den vier ongcschuldigten Univevsitäts- vrofessvren bereits die Herren Senator und Ewald ent schieden jede Verfehlung beistritten, jetzt als dritter auch Pro fessor Pvsncr das Wort. Seit Wochen auf Reisen, erfuhr er erst durch die Zeitungen von, der jüngsten Gerichtsver handlung und sandte, do eine ausführliche Erklärung nicht rechtzeitig gngekvmmen wäre, der von ihm redigierten Ber liner klinischen Wochenschrift einstweilen dos folgende in der neuesten Nummer veröffentlichte Telegramm: „Ich pro testiere gegen die entstellte Veröffentlichung einer vertrau lichen Unterredung, welche ich „nausgesvrdcrk herbctgefllhrt lmttc, tu der Hoffnung, an der Abstellung zu mißbilligen der Gepflogenheiten mitzuwirkcn und eine fachliche Er ledigung der Angelegenheit vermitteln zu können. PvSncr." Reaier»««Srot Rudolf Martin vor dem Reichsdlsziplinar- gerichtshof. Gegen den in letzter Zeit wegen seiner fontastifchcn Flugprojekte und seiner Angriffe aus den Reichskanzler Fürsten Bülow ln der Oesfentlichkeit wiederholt gcnann- ten RegierungSrat Rudolf Martin findet heute (Montag) vor dem NeichSdtSziplinargerichtShvs die BcrusungS- verhandlung wegen Verletzung der Beamten, di » zipli » in mehreren Fällen statt. Tie Ttsz > pti li a r k a m m r r in Potsdam hat sich mit dieser Angelegenheit am 7. Mat lüOb beschäftigt und aus Di r n st e n l l a s s u n g erkannt. Die dem Beschuldigten zur Last gelegten Dis ziplinarvergehen beziehen sich aus die Preßangrisse, die bei Gelegenheit des Rücktritts des Staatsministcrs Grasen von PosaoowSkv t» verschiedenen Zeitungen erschienen und die zum Teil aus Negierungsrat Martin zurüctgeführt wer de». Die auf Beschluß des Staatssekretärs vom Retchs- amt des Inner» v. Bethmann-Hvlwea am t7. Juli 1907 erhobene Anklage umfaßt 4 Punkte. Beim ersten Anklage- punkt handelt eS sich darum, daß Regier»ngorat Martin in einem Schreiben an die „Germania" vom 5. Juli 1907 sich über den Grasen PosadowSln, seinen früheren Vor gesetzten. in einer Weise auSgclaffcn haben soll, die mit der Amtsdisziplin unvereinbar ist. Gegen Martin war der Borwurs erhoben worden, daß er hinter den An griffen der „Nheinisä>-Westsalischcn Zeitung" aus den Grasen PosadvwSky stelze. Diesen Borwurs wieS Martin in dem Schreibe» an die „Germania" zurück. Gleichzeitig aber übte er an der Tätigkeit des Grasen PosadowSkn unv an dessen Fähigkeiten, namentlich in bezug ans die Finanz- rcsorm, eine scharfe Kritik. Die Anllnge wirst - und das bildet den zweiten Anllagepunkt — Regiernugsral Martin aber vor. daß er den Artikel der „Rhciniich-Westsälischcn Zeitung" vom 2l. Juli 1907 veranlaßt habe, von dem das Blatt selbst geschrieben hatte, daß er ihr „ovn besonderer Seite" zngegangen sei. In diesem Artikel ist die Rede von der politischen Kurzsichtigkeit des Grafen PosadvivSt» und von seinem politisch höchst wandelbare» Eharalier. Weiter wird Marti» vvrgeworsen, daß er Auszüge aus einer Be schwerde, welche er am 12. Juli 1907 gegen eine» ihm er teilte» Verweis des Reichskanzlers vom II. Oktober 1905 eingercicht hatte, in der „Breslauer Zeitung" und „Rhei nisch Westfälischen Zeitung" habe veröffentlichen lassen. Dieser Verweis war Ncgicrungsrat Martin noch dem Er scheinen seines Buches: „Die Zukunft Rußlands und Japans" erteilt morden, indem er bekanntlich die russischen Finanzvcrhältnisse sehr ungünstig beurteilte. Der letzte Anklagepunkt stützt sich daraus, daß Martin eS abgelehnt hatte, einer dienstlichen Aufforderung seines »»mittelbaren Vorgesetzten, deS Präsidenten des Kaiserlich Statistischen Amtes van der Bvrght, Folge zu leiste», sich über eintin Artikel der „National-Zcitnng" vom 3. Juli l!>07 zu aoßeru, worin er als Urheber der Angriffe auf den Gra sen PosadvwSky und Unterstaatssekretär Mermuth bezeich ne: worden ivar. Die Ablehnung ist mit dem Bemerken -'.folgt, daß es sich um rein persönliche politische AngeJg.-n- heiten handele, über die er stch nicht äußern könne. In cicicr Antwort hat der Angcschuldigte sich wiederum in ab fälliger Weile über seinen Vorgesetzten ausgelassen. Die Kaiserliche D i S z i p l i n a r k a m in e r in Potsdam kam nach eingehender Verhandlung z» dem Urteil, daß der An- geschnldigte sich gegen den 8 10 des Gesetzes über die Rechts verhältnisse der Reichsbcamtcn vergangen und sich der Achtung, die ici» Amt erfordert, unwürdig erwiesen habe. Die Tisziplinarkammer hatte keinen Zweifel, daß aus keine andere Strafe als ans Dienstent lassung zu erkennen war: sie hielt RegierungSrat Rudolf Marti» des Dienstvergehens für schuldig und verurteilte ihn zur Dienstentlassung. Gegen dieses Urteil hat der A»geschuldigte Berufung eingelegt, die heute zur B.'rhand- lung kvnnnt. Zu dem Termin wirb Rccfternngsrat Rndols Martin persönlich erscheinen. Er wird seine Bcr- tcidignng, die in der 1. Instanz in den Händen deS Rechts anwalts Dr. Ehrhard lag, dieses Mal selbst führen. Deutsches Reich. Daß der Kaiser im Anschluß an die Kieler Wvche seine N o r d l a n d 8 r e is e zu mache,, beab sichtigt, gilt als sicher. Im großen und ganzen dürfte diese Nvrdlgndsreise sich im Rahmen der früheren bewegen. Die Kaiserin wird sich wahrscheinlich mit der Prinzessin Viktoria Luise während dieser Zeit nach Eadinen begehen. Kunst und Wissenschaft. f König!. Hosthcatcr. Im Opern Hause geht heute „Lohengrin" in Szene. Im Schauspielhaus«: wird „Die Liede wacht" gegeben. s- Rcsidenztheatcr. Heute „Der Jongleur". s- Ccntral-Theater. Heute „Der sidele Bauer". t Hcutc abenb '5» Nhr sindcl im „Pcttmciigarten" da« Kon zert Q u m i r o f s - M a r n Wurm tKlaviers mit nachstehen dem Programm statt: Slradella: ftioOi, !üp:norc!: Givrdani: Euro min den: Ealbana: Lome ragcrin <I> pc>1: Schubert: Der Dovpct- anngcr: Schumann: Aufträge: Tn bist mic eine Blume: Brahma: Wie biß Du meine Königin: Ständchen „Der .Mond stch! über dem Berge": Klavicrsoli: Schionann: Aantwsiesiückc Dp. 12: Lieder: Bourgault-Ducoipdray: dto ckouce /«nnettc: i."RngeIuöi fecinc sillettes, Romanze ans dem >8. Jahrhundert: Dvorak: Die Klage: Liebeslied: Gute Nacht: vier Zigennerlicdcr. -t Heute abend '66 Uhr im BcreinShauS Eptrakonzcrt »cs M o z a r t v c r e i n o zur Gcdcnk.seicr an »cn tOO. Todes tag von Jojeph Haydn. s- Die Litterarische Gesellschaft hatte sür ihre zweite Theatermatiiiee ursprünglich Ernst Hardts Drama „Tan tos der Narr" gewühlt, ivar aber von dieser Absicht ans Wunsch der Leitung des Königl. Schauspielhauses zurück- getrctc». Zum Ersatz war das Ensemble des Berliner „Kleinen Theater s" unter Leitung des Direktors Vietvr Barnvwsk» eingeladen wurden, um im Residen z- theater die zugkräftige Komödie „Moral" von Ludwig Thoma z» spielen. Der in München lebende Dichter gehört zu -en sestumrissenen markanten Persönlichkeiten unserer zeitgenössischen Literatur. Als vor fünfzehn Jahren seine ersten Bauernnovellen im Beiblatt der „Angsburger Abcndzeitling", dem „Sammler", erschienen, gewann man aus der Lektüre sofort die Ucberzeugung von etwas unge wöhnlich Kraftvollem, von einem WahrhcitSsuchcr, -er seine Eindrücke und Empfindungen lapidar in einer breiten großzügigen Manier, die in vieler Hinsicht an Rvdin er innerte. zum Ausdruck brachte. Seine Kunst ist später Wege gegangen, auf denen man ihm nicht immer zu folge» ver mochte, aber „ic verminderte er den Eindruck, daß mau es mit einem ganzen Kerl und einem ungemein scharf denkenden, witzige» Kops zu tun hatte. I» seiner lang jährige,, Mitarbeiterschaft am „SimplicissimuS" hat seine Schärfe, seine satirische Ärgst natürlich beträchtlich zu genommen, aber er gehört nicht immer zu den unbedingten Verneiner», im Grunde seines Herzens »nd seines künst lerischen Wesens blüht eine starke Freude an de» Dingen ans, die ihm tüchtig, wesentlich, entivicklnngSwert er scheine». Er bat mit dem Engländer Shaw verwandte Züge, ist aber nicht sv raffiniert und frei als dieser, »nd manchem mag er anscheinend in dem Streben nach Um wertung -vvn herrschende» Moralbegrissen an Wcdckind er innern, aber hier würde eine Achnlichkeit wirklich nur in Aeußcrlichkcitcn bestehen. Am nächsten steht ihm wohl der Däne Gustav Wied. Thoma hat vermutlich nicht das ge ringste Bedürfnis, irgendwo den „Reformator" der Gesell schaft zu spielen, er hält nur einen Spiegel hoch. Da schaut hinein, liebe Landsleute, und wundert euch! Wie Otto Erich Hartleben, hat Thoma gar kein Talent zur Feierlichkeit, er gibt sich, wie er ist, originell und deutlich, aber er zwingt sich niemandem aus: wem er zu derb ist, der kann ihm ans dem Wege gehen. Er hat Menschen und Dinge» gegenüber ein beinahe erhabenes Wurstigkeitsgcfühl. Tlioina war ursprünglich Jurist und lüft noch hcutc ans das Ins einen unstilllmrcn Zorn, der sich bei passender, manchmal auch unpassender Gclcgenhcft überaus heftig entladet. Assessor und Staatsanwalt sind für ihn das rote Tuch. Wie in der „Lokalbahn" »nd der „Medaille", gibt Thoma auch in der Komödie .Moral" eine Satire ans gewisse Gescllschastü- zuslände. Er geht dabei mit einer bemerkenswerte» Un bekümmertheit, schlagfertigem Witz und schmunzelndem Verständnis sür komische Sftuatto»«», zu Werke. Technik ist ihm 'Nebensache, der Si»» für drainatijcheu Ausbau ist bei ihm sehr gering entwickelt. Da es sich in seinen Büh- nenwerken eigentlich nicht um mehr als eine Reihe a,»ü- lantcr anekdotischer Szenen handelt, wird er bei der Aus walzung zu eine», abendfttllenden Stück gelegentlich breii, verfällt i» Wiederholungen und wird dadurch etwas lang weilt«. In „Moral" handelt es sich natürlich um die öffentliche Moral, die oft von Leuten verkündet und be schützt wird, die sür ihre eigene Person ganz entgegengesetzte Anschauungen zur Geltung bringen. Gegen den Teil der Gesellschaft wendet sich das Stück, der von anderen kaic gvrisch verlangt, was er selbst nicht zu leiste» willens ist. Die Polizei hat i» EmilSbur«. der Hauptstadt des Herzog tums Gerolstein, die Private Nino» de Hauteville recte Therese Hvchsiädter sisliert und zugleich ihr Tagebuch mit Beschlag belegt, in dem Tarne Ni»v„ ihre Erfahrungen und Geschäftsgeheimnisse ossen nicdergelcgt hat. Die halbe Residenz, besonders die Mitglieder zur Hebung der üsseni lichen Moral, sind in Mitleidenschaft gezogen. Es ivürde zu einem jener großen Skandale kommen, „die erst an- sangcn, wenn die Polizei ihnen ein Ende macht", aber Dame Ninvn behält den Ereignissen gegenüber ihre ruhige tung, sie suhlt sich ganz sicher, denn der Erbprinz von Gerolstein gehört zu denen, die ihr huldigte» er sieckle sogar beim Einbruch der PoUzei im Kleiderschrank. Schließ iich ist man sroh, die Dame ans gifte Manier los zu wer den, der Verein zur Hebung der össenliicheu Moral sieht sich durch die Macht der Verhältnisse gezwungen, ihr zehn tausend Marl mit ans den Weg zu geben — gewissermaßen eine ausgleichende Gerechtigkeit. Eine unwahrscheinliche Voraussetzung, aus der sich die Entwicklung anfbaut, ist der Umstand, daß der Polizeiafscssvr das fragliche Tagebuch nicht nur nicht liest, sondern sich von einem Mitglied des mora lische» Vereins kurzerhand stehlen läßt. Eine Reihe von Gestalte» sind in> Slinplieissiinuö-Ttilc karikiert, aber da neben stehen auch einige durch ihre Eiiisachheit stark wirkende, so die prächtige alte Frau Lund, aus deren Munde der Dichter am überzeugendsten über „Moral und Grundsätze" spricht: auch die resignierte Frau Beerinann, die eine ernste, sehr eindrucksvolle Szene mit ihrem Gatten hat, rst eine seine, vornehme Franennatnr. Der Dialog ist von denkbarster Einfachheit. — Das Ensemble des „Kleinen TixaterS" ver fügt über eine ganze Anzahl tresslicher Schauspieler. Tic famose Ilka Gr li n i na als Frau Lund, mal in hervor ragender Ehnratteristik eine wirkliche alte Dame, nick» „aus alt" frisiert. Bvn eranickender Natürlichkeit war Herr Adalbert als Justizrat Hauser, der wissend und lächelnd über de» Dingen steht. Das tarikaturistische Ele ment trat in der Darstellung der Herren Nvttmann, Marx, Heinich, Haack besonders lebhaft hervor. Herr Erich Zingel, an sich ein hervorragender Schauspieler, unterstrich noch kräftig die vom Dichter an sich schon mit liebevollem Haß bedachte Figur des Polizeiaffessors — es war eine im künstlerische» Sinne vollendete Karikatur. Der Ton, ans den die Komödie gestimmt war, erschien etwas laut, die meisten Pointen wurden mit zu viel Absicht unter ' strichen, aber das Znsammenspiel klappte wie aus der Pistole geschossen. Tic Litterarische Gesellschaft nahm die Scherze und satirischen Einfälle der Komödie mit schallen der Heiterkeit ans — die durchaus einfache, unkomplizierte Art Thomas fand rasches Verständnis und erweckte Be Hage». Hartwig. P Schulz-BenthenS 3. Sinfonie „Maestoso", welche bei ihrer Anfsühriliig in der Königl. Kapelle hier iw Opern haus einen durchschlagenden Erfolg erlebte, wurde nach Bonn vcrlarigt und erntete daselbst begeisterte Aufnahme. — Sehr bedeutsam für den Komponisten dürfte eS sein, daß sich in Bonn ein Schulz-Beuthen-Berein bibdetc, wel cher sich die Aufgabe stellt, im großen dahin zu wirken, daß des Kompvnistcn zahlreichen Werke weiterhin mehr aufgc- führt, gedruckt »nd verbreitet werden. — Ausführungen Schulz-Beutlxlisch.er Werke stehen bevor: in Stockholan durch Kapellmeister Aulin: Klavierkonzert mit Orchester für eine Turnöe durch Italien lKlamervirtnos Otto Ma r- schall lSchnler von -Schulz-Benthen): dasselbe noch für England und Leipzig sGeniandhans): größere Werke für Ehvr und Orchester in Leipzig nsiv. In das Programm der hiesig en GewerbchauSkapelle für die Tournee durch ver schiedene Städte von Nordamerika wurde die „Tokeninsel" ausgenommen. «Verlag L. Oertel, .Hannv-verJ. f Professor Rcinhold Begas hat jetzt in seinem Atelier ein neues Werk nahezu vollendet. Die in Pastilina nwdellicrte Figur zeigt eine jugendliche Mädchenknospc von anmutigen For men und Linie». Sie steht an einem kleinen Postament und saßt mit ihrer rechten Hand in das reiche herabflutenbe Haar. Große Freude macht cs dem Meister, einzelne seiner früheren Hauptwerke, die er nur in Gipsmodellen besitzt, in edlem Ma terial ausfnhren zu lassen. So arbeitet sein Steinbildhauer Gcritz gegenwärtig a» einer Marmorwicdergabe der Statuette der Venus, die ihr Haar mit einer Rose schmückt und das Antlitz in einem zwischen den Knien gehaltenen Handspiegel betrachtet Ferner wird im Atelier von Prof. Begas gegenwärtig die Gruppe Pan und Psyche, die vor gerade 59 Jahren den Nüf des Meisters begründete, nach dem vorhandenen Modell in Marmor punktiert. Ein anderes Werk aus der gleichen Epoche, Pan als Lehrer im Flötenspicl, ist in Ladiner Ton ausgesührt. f Ein Brief Gerhart HauptmannS. Der Direktor des Wiener VurgtheatcrS, Hosrat Dr. Schlcnther, erhielt von Gerhart Hniiptnrann einen Brief, in dem es u. a. heißt: „Es war sehr schön bei Euch in Wien: ich Habe wertvolle und liebe Erinnerungen davongctragen. Eure Griselda wärmt mir noch immer das Herz. ES war cttvgs Ruhiges. Beherrschtes und etwas Romantlsch-BglladeSkes darin, das meiner dramatischen Improvisation sehr zum Vorteil ge dich. Ter nette und warme Empfang, den mir die Wiener im Theater bereitete», hat auch seinen angenehmen Nach geschmack. Wir haben nnS in einem sonderbaren kleine» italienischen „Wirtshaus an der Straße" niedergelassen. Das Meer kommt bis vor die Haustür. Vielleicht kann ich hier etwas vv» meinen griechischen Plänen realisieren. Uebri- gcns sollen hier überall Eier gelegt werden: aus dem höchsten Pnnlte von Portofino, in der Nähe, sitzt d'Albcrt— Siegfried Wagner in Sancta Marghcrita." f Rudyard Kipling weilt seit einigen Wochen in Rom. Vielleicht luftte er die Idee, sich dort zu erholen: aber diese Idee wäre unsagbai töricht gewesen. In Rom nämlich gibt c» sehr viele dcntschc, englische, französische und auch römische Damen, die nicht sehr viel zu tun haben. Als sic hörten, daß Rnduard Kipling, „der berühmte Schriftsteller", der „Verfasser des Dschungell'uchcö", in erreichbarer Nähe sich befinde, stürzten sie scharenweise in sein Hotel. Die eine» schleppten Fächer heran, die anderen elfenbeinerne Armbänder, wieder andere Notizbücher, Tagebücher oder sonstige Dokumente: aber alle wollten dasselbe: ein Auto gramm, und am liebsten ft»ggr einen ganzen Satz, eine Idee! Dem nnwidcrstclilichcn Lächeln, mit dem dieser Wunsch jedesmal vvrgetragen ivurde, konnte der Dichter anfangs nicht widerstehen. Aber te liebenswürdiger er war, desto häuftgcr kamen sie, und schließlich reißt auch einmal einem so großen Schriftsteller wie Rudyard Kip ling die Geduld. Da faßte er einen energischen und echt amerikanischen Entschluß: er beanspruchte pro Buchstaben, gleichgültig ob Konsonant oder Vokal, ein halbes Pfund Sterling! Das half . . . Sport-Nachrichten. es Rennen zn Antenil am 28. März. I. Rennen. 1. Matsvune lA. tzartcrj, 2. Hipparque, Pachico. Tot. 18 : tlt, Platz 14, >7 : tti. — 2. Reimen. I. Fair Klug lParsrcments, 2. Grlvouille, 8. Kurwenal. Tot. 6N : in, Platz 17, 15, 18 : IN. — 3, Rennen, t, Bathilve II «Heaths, 2, Limite ine, 8, Flcsole II. Tot. 58 : IN, Platz 24. 18 : IN. — 4. Rennen. I. Lappicllo lParfrement). 2. Donttiiotioii, 8. Bol. Tot. 25 : in. Platz 15, lS : IN. — 5. Ren nen. I. Jiingirau iBcftncrl. 2. La Lomcllc, 8. Poigny. Tot. 28 : l6, Platz 15, 14 : 18. — v. Rennen. 1. La Loese -artert, 2. -Lchafshouse, «. Diaktsa. Lat. 1V : 10.