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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» als Ab-nd-Arrrgabe zugestellt, während eS die Post»Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe' erhalten. verugsgebllhr: R,»'-»«» Ne.Dresdner Nachrichten" erscheinen »«,» «",-»<! öl- v'iieber m DceÄen und der nächsten Ui»,ebun,. wo dk Luträaunft durch eiaene Bolen vder Sommilllonare ertvlel. rUiolin, d»L Bla» an Wochentagen, die nicht aultzoy». oder stetertaae loloen. in twei letiauoaaixn »»««»1 und tnaeitellt. N achdruit aller Artikel u. Original- Mitteilungen nur »nt deuttlcher Quellenangabet.PreSd Nachr ) iu>W», Nachträgliche Lonorgr- anivruche bleiben unberuiitlchllat: mtbkllangts Manuskripte wen oruche bleiben unberui kllangte^.ManuMte uicht autdewadrt. relggramm-Adrell«: Nachricht»" »re»d««. Nerlao von Kiepstl- L Ueicliardt. FInreigen-Lanf. Unnalim« von Ankündigungen dis nachmittags 3 Uhr Eon» und gciertaaS nur Manentlrabe «t bau n bis '/»l Ubr Die i waliiae Wrimd zette tca s Silben! 2» Pta. An- kündiaungcn aut der Privaticiie.Ncilc LS Psg i die stvaltige Zeile als „Ein- oetaiidl" oder am Tertieile so Pia ün üiuminrrn nach Sonn- und iseirr tagen t- bez. rivalligc Grundzeiten so. <>a be». so und so Pta. »ach be tonderem Larit. AuSwürtige Am träge nur gegen Vvransbezablnna. Bklcgblüller werden »ni lo Nig. berechne«. Serntvrechanlchlubt Sliut t Nr. Il und Skr. 2UV«. 8ulä 8lo KIlLtKLII»? Triulevu 8is „Lslriaxliit"! «r.1Z8. AMI: ISotvr IZnI»»nti»vr RLii8tvi»Dvei« («nistsNLl»). t/i l-'Iwcbo ülaric 1,25 vrel. Olas. —- /.» linken in rillen besseren Iroloninlunren-, ^lelikutessen- unä Lroxen-Ilnnttluoieen. Neueste Drahtbclichte. Hvfnachlichtcn, Fackcltiig, Familieiiabend Christus» arochie, Justus von Liebig, Johannes Brahms. Gerichlsverhandluiiaeti. Slinnabeno,«.). Mai 1W3. Neueste Drahtmeldnngen vom 8. Mai. Glauchau. Die „Glauckauer Z»q." schreibt: Infolge der Entlassung eines Arbeiters hatten in einer hiesigen Weberei die Arbeiter vor einigen Tagen d>c Arbeit inedergelegt, da ihrem Verlangen, den Entlassenen wieder cinziistcllc». nicht entsprochen wurde. Die vereinigten Fabrikanten haben nun ihren Arbeitern mitgctcilt. daß Montag, den II. Mai, sämtliche Fabriken gesperrt werden würden, falls nicht bis Sonnabend früh 6 Nhr die Streikenden die Arbeit wieder ausgenommen hätten. Hier auf erklärten diese, das; sie auf die Wiedereinstelluiig des Eni- lassencn verzichteten. Hiermit ist der Zwischenfall als erledigt auzuseheii: die Wiederaufnahme der Arbeit dürste morgen, Sonn, abend, erfolgen. Breslau. Amtliche Meldung. Aus bei» Biaunkohleiiberg- werk „Karoline" bei Muskau sind geslein ein Steiger »nd c!» Häuer durch Schwimmsand töttich verunglückt- Der Steiger ist herausgezogen worden. Die Bergungsvelliicbe sür den Häuer sind noch im Gange. Eine Gefahr für die Grube lsl ausgeschlollen. Neapel. Gestern abend hielt P>os. Znmbliii ini deuliche» Klub in Gegenwart der Spüren der Behörden und vieler Mit glieder der deutschen Kolonie eine» Borlrag über Goethe, der sehr beifällig ausgenommen wurde. Der Saal war mit deutschen und italieniichen Jahnen geschmückt. Petersburg. Der Schnellzug Wirbnlleir—Petersburg ist heute nach Mitternacht zwischen Luga »nd Gatichina cntglci st. Es waren Schwellen auf das Gleis gelegt. Der Lokomotiviührer, beide Maschinisten und cm Passagier wurden leicht verletzt und in ein hiesiges Hospital gebracht. Das Gleis ist gesperrt. Konsta » t!» o p e l. Mitteilungen .infolge, die ans der Psorte eingetrossen smd, buben gestern früh Bulgaren aus das niuhamedanilche Viertel in M o n a st i r Schüsse abgegeben, was eine Panik und die Schliesinng des Bazars zur Folge hatte. Der Bali hat alle notigen Masircgeln zum Schuhe der Stadt, ins besondere der Mnhamrdaiier, ergriffen. Zahlreiche Ruhestörer sind verhaftet und Ordnung »nd Ruhe wieder hcrneticllt. — DicPsorlc bezeichnet die Zeiluiigsnachrichlc». welche dre jüngsten Ereignisse ihrer Schwäche oder ihrem ungenügenden Willen znschreiben. als unrichtig und weist darauf hin, das; sic das Gegenteil bewiesen babe. — Nach offizielle» Erhebungen beträgt die Zahl der in Saloniki getöteten Bulgaren 35, von denen einige sich iclvst ver giftet haben. Konstantinopel. Nach Angabe der Psorte ist nicht General Zontschcw, sondern der Bcindeirsülircr Beltschcw bei einem Bandenkampfe im Sandschak Serres gefallen. — Tie Nachricht, die letzte Beschwerdenotc der Pforte sei von der bulgarischen Negierung nicht angenommen oder zurüclgcschickt worden, ist unzutreffend. Ministerpräsident Tcrnew ersuchte den türkischen Komniissar, die Note zurückzunchmen, weil sie einige ungerechtfertigte Besckuldigungcn gegen Bulgarien enthalte. Diesem Ertlichen ist der türkische Kommissar, nachdem er entsprechende Instruktionen aus Koirstantinopel erhalten hätte, nachgckomincir. Tie hiesigen diplomatischen Kreise legen dem Vorfälle keine Be deutung bei. Ko »sta »tinopcl. Türkischcrscits wird versichert, das; rkach den letzten Nachrichten ein Widerstand der Albanesen weder in Jakova noch in Jpek, wohin sofort ousgcbrochcn wird, zu er warten sei. Nach vertrauliche» Nachrichten haben anscheinend die Albanesen den Widerstand arrfgegebc», weil türkischcrscits ver sichert wird, die Truvpenkonzcutrationerr in den übrigen Gebieten erfolgten hauptsächlich aus Rücksicht gegen eventuelle kriegerische Absichten der Nachbarstaaten. Bei dem gemeldeten Zusinumen- stoß bei Krapeschta sind zwei Ossiziere und mehrere Soldaten verumudet worden. Eine Bande, die nur 10 Mann stark war, soll ganz orrsgerieben worden sein. In den Dörfern der Um gebung wurden 30 Personen verhaftet. Äonstantinopcl. Am 4. d. M. wurde in Saloniki die Verhängung des Standrechts, nicht des Belagernnaszustcrndes, proflamiert. Die polizeilichen Nachforschungen nach Mitschuldigen der Komiteemitgliedcr und sonstigen Verdächtige» werde» »irrer militärischer Assistenz eifrig fortgesetzt. Die Stadt wird Tag und Nacht gut bewacht. Die Ordnung wurde nicht gestört. Handel und Verkehr haben wieder begonnen. Die Nachricht, das; fremde Truppenabteilungen gelandet worden seien, ist falich. Während der Unruhen wurde kein Oestcrreichcr getötet. Ein Kaufmann, der ums Leben kam. ist ein Schweizer. Damit die in Saloniki zurückbehaltcnen Bataillone der Rcdrsdivision Konia, die für die Aktion Omer Raschdi Paichas bcstinrrnt sind, frei werden, wurde die Mobilmachung der restlichen 6 Bataillone der Kleinasiatischen Redifbrigade ungeordnet. In Monastir und Umgebung wurden bis heute Nacht hundert Bulgaren verhaftet. Washington. Tie Vertreter Deutschlands, Englands und Italiens haben heute mit dem Gesandten Bviveir als Vertreter Venezuelas Ei.nzelabkommen über die ;ur Feststellung der deutschen, englische» und italienischen Reklamationen berufenen ge mischten Kommission unterzeichnet. Gleichzeitig sind von den genannten Vertretern Einzelabtommen geschlossen worden, wo nach die Frage der berechtigten und gesonderten Befriedigung dieser Reklamationen aus den von Venezuela zur- Verfügung ge stellten Zollcittkünftc» durch das Haager Schiedsgericht entschieden werden soll. Buenos Aires. Die Regieinng versagte ein Verbot der Ausmhr von Lchicii, Hammel» und Schweinen infolge Ausbruchs der M aul - n » v Klanenleu ch c inner dem gegenwärtig »ach dem Halen von Buenos Aires gebrachten Vieh. Peking. Die Russen besetzten wieder Niutschwang mit größerer Streitmacht und leatc» ferner Garnisonen in die Forts an der Mündung des Liao-Flusscs. Sie sollen ferner rrm- fangrcsihc kriegerische Vorbereitungen treffen. Melbourne. Nachdem der Verband der Staat seifen- bahnarbeiter, in einer Anzahl von 11000 Mann, die For derung der Regierung abgelehnt hat, die verlangte, das, dieser seine Verbindung mit dem unter der» Namen „TradcLhali" bekannten Zcutralarbeitcrverband löste, kündiate der Verband der Lokomotiv führer heute Mitternacht den Ansstand an. Sämtliche Lokomotiv führer werden dann ihre Maschinen an dem Orte, wo sie sich gerade befinden, verlasse». Tie Regierung verspricht den Nicht- ausständigen doppelte Löhnung. Das Publikum ist entschieden auf seiten der Regierung. Oertliches imd Sächsisches. Dresden. 8. Mai. —* Se. Majestät der König traf heute vormittag tzstIO Uhr vo» Hosterwitz im Nesidenzichlosse ein, nahm hier zunächst mehrere militärilche Meldungen entgegen und erteilte dann den nachgc- nairntcn Herren vom Zivil Audienzen: Geh. Fiiiciuzrat a. T. Jcnckc. Geh. Regicnurgsrat Morgenstern, LcmdgerichtSdircktor Tr. Burdach, Studiendirektor des Kadettenkorps Hvsrat Professor Dr Götze, Hofrat Dr. mcd. Unruh, den Lehrer» an der Königl. Kunst akademie Professoren Müller und Schindler und dem -Oberförster Schulze. Nach diesen Empfängen horte Se. Majestät die Vor träge der Herren Staatsmimster, der Departenreiitschess der Königlichen Hofstaate», sowie des Königs. Kabrnettssekretärs und kehrte nach Erledigung dieser Negiernngsgeschäste in den Nach- Mittagsstunden nach Hosterwitz zurück. —* Seine Königliche Hoheit Prinz Johann Georg be suchte den Kriirslsalon Emil Richter, Prager Straße, um die Altarbilder der Freiin von Oer und bas große Gemälde von Eugen Burnand sPari-si, das „hohepriesterliche Gebet vor dem Abendmahl", zu besichtigen. —* Der Fackelzuy, den die Dresdner Studcntcrrschaft gestern abend zu Ehren Seiner Majestät des Königs ver anstaltete, hatte eine überaus rege Teilnahme gefunden — 500 Fackelträger wurden gezählt — und zzestaltete sich zu einer glän zenden, imposanten Huldigung sür Se. Majestät. Bereits von 7 Uhr ab zogen die einzelnen Korporationen, die die Studenten schaft der Tech»!scheu Hochschule, der Tierärztlichen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste zu Dresden, sowie der Forstakadcinie zu Tharandt und der Bergakademie z» Freiberg stellten, die Char gierten in vollem Wichs hoch zu Ros;, die Fahireirabtciluirgeii in eleganten Vierspännern, dem Rendezvous-Platze aus der Reichcn- bach- Strasie zu. Hier entwickelte sich ein frisches, bewegtes Bild, das Hunderte von Schaulustigen, obenan die schöne Welt und die Schuljugend, umrahmten. D>c Ausstellung vollzog sich nach den Anordnungen des Generalissimus Verrrr Cand. ehern. Kaiser, in schönster Ordnung. Als alles gegen V,9 Uhr znm Abmarsch bereit war zählte der Zug 0 Mnsikkörps, 38 Wage» und 50 Reiter. Gleich einer feurigen Schlange nahm der Zug, den die Technische Hochschule tan der Spitze das MusrkkorpT des 48. Artillcric-Reats. in schmucken Kostümen! eröffrrete, seinen Weg durch die Sedairslrasie, Lindenaristrasie, Werdcrstratze, Srdonicrr- strahc, Lüttichoustrastc, Zinzendorsslrasie nach dem Theatcrplatzc, wo er nach einstüridigem Marsche anlangte. Ueberall bildere das Publikum zu beiden Seiten dichtes Spalier und beglciteie die Ovation mit wiederholten Zurufen, Blumcnwcrscii. Hut- und Tüchersch'veiilcn. Die Zugsvrdnung war folgende! „vr. V. E.", freischlagcnde Verbindungen „Polphomista" miv „Franconia", die wifjcnschastlichen Vereine, „Ercsto", die Burschen schaften „CheruskicG und „Cstnbria", Wifsenschasilicher Verein „Russin", Verein Dculichcr Studenten, Aiadcmiichcr Turnver ein „Germania", Ncformbnrschenschast „Arminia", der Ausländer- verein und der .,8. 0.", die Korvs „Teutonia", „Thuringia" und „Marconrannia". Daran schlosi sich die Tierärztliche Hochschule, und zwar: der Ausschus;, der „8. O".. bestehend aus den Korps „Saxonia", „Allcmannia" und „Aibinzia", die, Turirerschastcir „Saxo-Borussia" und „Rhcnania , die, Fiiilcu- schaft, der Finländifche Studentcnklub und die Biirschcnschail „Arminia". In ver dritten Abteilung folgten die drei Tharaildtcr Korvs „Saronia", „Silvania" und „Hnbcrlia". Die Freibergcr Bergakademie war durch eine Abordnung von 9 Mann zu Wagen und 18 marschierenden Bergleuten, darunter 2 in ältester Tracht, vertreten, Tie letzte Abteilung bildete die Akademie der bildenden Künste und der AkanthuS. — Tie Kapellen der Gardereitcr und des 43. Artillerie-Regiments waren beritten. Aus dem Thcaicrplatze, der von 150 Gendarmen für das Publikum abgespcrrt worden war, konnte sich der Zug bei seinem Ilinmarsch prächtig entfalten. Er defilierte zunächst an der Oper vorüber, deren Besucher von Treppe», Fenstern und Balkoncn herab den Ausinarsch mit grosicm Interesse verfolgte». Von der Ercdra »ahmen Se. Mcstestcst der König, Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde, umgeben von Ihren Exzellenzen Hausmarschall von Earlowitz-Hartitzscsi, Obcrzere-. monicnincister Gras Wallwitz, den Herren General n. Ia »iiitc; d'Elia, Obcrstallineistcr von Hangt. Kämmerer Oberst von Schimpfs, Zercuionicnriieistcr Graf Rex, Stadtkommandanten Generalmajor Freihcrrn von Slralenhciin, Polizeipräsident Le Maistre, Flügeladirstanteu Oberstlentn. von Kospoth, Major Frei herr» von Wclck, Major von Schönbcrg usw., die Huldigung ent gegen. Als sich der Zug um das König Johann-Denkmal gruppiert halte — ein prächtiges Anblick —, begab sich eine Deputation zu Sr. Majestät dem König, die aus folgenden Herren bestand: Cand. Kaiser tz.Eraw") und Sind. Tropitzsch von der Technischen Hochschule siKorps „Marcomamiia'st, Cand. mcd. vet. von der Tierärztlichen Hochschule <Korps „Sarorria'st, Cand. Otto Müller von der Tdnrandtcr Forstakademie siKorps ,,Silvania"!, Stud. Hilgenberg von der Bergakademie Freibcrg sKorps „Franconia"! und Maier Schmidt als Vertreter der Akademie der bildenden Künste. Herr Oberstkämmerer von Schimpfs führte die Herren ins Foyer, wo der Monarch mit Helm und Mantel allein ein- getreten war. Mit markanter Stimme hielt Herr Cand. Kaiser die bereits in der Morgenausgabe mrtgetcrlte Ansprache. Seine Majestät der König erwiderte hierauf nach einleitenden Worten des Tankes nngcsähr folgendes: „Ich freue mich, das; die Ge sinnung, die Sie ;n Ihren Worten znm Ausdruck gebracht habe», echt ist, und hoffe, das; sie bleiben wird, um die Loyalität auch im späteren Leben zu p f l c g c n u n d z u e r h a l t c n. E s i st n ö t i g. d a s; g e r a d e d i e Jugend diese betätigt." Und mit einem srcnndlrchcn: „Nun. wer sind Sie?" lies; sich der König die 'Namen der einzelnen Herren nennen und gab seiner Freude über die Veranstaltung in höchst ehrenden Worten Ausdruck, dabei betonend, das; er gar nicht eine so grosie , tierten auf die Exedra, wo Herr Cand. Kaiser zu den auf dem Platze enger zusämmcngcschlossenen und näher hcraligctretcneii Kommilitonen sprach: „Wir bringen unsere Huldigung dar, indem wir rufen: Seine Majestät der König lebe hoch!" Die Worte des Sprechers fanden einen begeisterten Widerhall. Sc. MasestLr der König enilies; hierauf die Herren, nochmals hcrvorhcbend, das; ihm die Ovation sehr gefallen habe und das; die Herren den Kommilitonen seinen königlichen Dank aussprechcn mochten. — Es war st',10 Uhr geworden, als der Zug sich zum Abmärsche nach dem Endziele, dem Litra-Ufer, durch die Packhofstratzc und Devricntstrahe, anfchickte. Hier flogen unter den Klängen des „Gaudeamus" die Fackeln zusammen. Tic Studierenden aber ver fügten sich nunmehr in ihre Knciplokale, wo der schöne, auch vom herrlichsten Wetter begleitete Abend den üblichen frohbclcbtcn Ab schluß fand. —* Im 13. sächsischen Kreise (Leipzig-Lands hat der Hauptvertrcter des Bundes der Landwirte erklärt, daß er gedacht habe, das; die Zahl der Teilnehmer an der Ovation so grosie sei. Nunmehr trat der König mit den Depn- en hundert ag. fällt, ist im Kirnst und Wissenschaft. f* Ter Name Justus von Licbig, dcssi jähriger Geburtstag auf den heutigen T„ . Volksbewusitsein unauflöslich mit dem von ihm erfundenen und nach ihm benannten Fleischextrakt verknüpft. Wohl ist die Er zeugung dieses Nahrungsmittels, das Liebig selbst der Wohlfeilheit Halver in Südamerika Herstellen liesi. weil dort bei dem vorhandenen iehreichtum die Rinder nur der Felle, nicht des Fleisches wegen schlachtet werden, von ungeheurer Tragweite für die Volksernäh- gesi Bestandteile haben, führte ihn von selbst zum Ersatz der Mutter milch durch Kuhmilch vermittelst Zusatzes von Kalisalz, indem er das schwer lösliche Stärkemehl durch Behandlung mit Malzousausi in leicht lösbaren Zucker verwandelte. Namentlich ober ist ' ' rikul ' ' bahnbrechende Ägrikülturchcmie zu erwähnen, durch die er die Land wirtschaft von dem gedankenlos betriebenen „Raubbau" befreite und ihr durch die Erfindung des künstlichen Düngers unschätzbare Dienste leistete. Hier wie überall in seinem Wirren zeigte er sich als einen Reformator von weit ausichauendem Blick, als einen Empiriker im besten Sinne des Wortes gegenüber der dainals auch die praktischen Zweige der Naturwissenschaft beherrschenden un- seligen »Naturphilosophie" Schellings. Er führte speziell die Chemie von der unfruchtbaren Spekulation, in die sic verfallen war, aus den gesunden Boden der durch Experimente im Sinne Bucos von Verulam gestützten Erfahrung zurück. Auf die geistige Entwick lung deS ehemaligen Apothckerlchrlings, der als Professor und Mit- glieo der Akademie der Wissenschaften in München un Alter von nahezu 7V Jahren am 18. April 1873 starb, batte neben dem be rühmten französischen Physiker und Chemiker Gay Lussac, mit dem Liebig zusammen das Knallgas erfand, keine Geringerer als Alexander v. Humboldt die größte Einwirkung. Er wies ihn auf die rechte Bahn der induktiven Methode und machte ihn in Paris mit dem eben genannten Gelehrten bekannt. Liebig hat den Wohl- tätigen Einfluß, den der geniale Polyhistor auf ihn ausübte. stets dankbar anerkannt und ihm besonders in der Einleitung zu seiner „Kulturchemie" mit folgenden Worten ein ehrenvolles Denkmal ge- setzt: „Diese Unterhaltung mit Alexander v. Humboldt ist der Grundstock meiner Zukunft gewesen: ich hatte den für meine Zwecke mächtigsten »nd liebevollsten Freund und Gönner gewonnen." So haben wir es dem Zufall der Bekanntschaft zweier io hervorragen der Persönlichkeiten zu verdanken, daß Liebigs Geist, der bekannt lich als Schiller, da ihm die klassischen Sprachen nicht zusagten, nur minderwertiges leistete, nicht verkümmerte, sondern die Bahnen cinschlug, auf denen sein Genius sich betätig-« »nd ausleben konnte. Durch Entdeckung der Elemciitaraiialysc wurde er in derselben Weise Reformator auf dem Gebiete der organischen Chemie, wie vor ihm Berzelius auf dem der anorganischen neue, bis dahin unbe kannte Wege einaeschlagen hatte. Die edelsten Geister des vorigen Jahrhunderts zählten zu Liebigs Freundeskreise, u. a. der Dichter Platen, der in einem an Liebig gerichteten Sonett, vorahnend von der Bedeutung, die durch denselben die auf ganz neue Grundlage gestellte Wissenschaft der Chemie gewinnen würde, mit Begeiste rung sang: „Es ruhen auf gold'ncr, künftiger Zeit die Blicke." Johannes BrnhmS. Gestern, am Tage, an dem Brahms 70 Jahre geworden wäre, sch' ' - wrdi , . : a« ist, wie schon kurz erwähnt, sein Grabdenkmal in Wien em- ...... s'l Brahms-Heft hcrausgetzebcn, das nebst zahlreichen, auf die Per- sönlichkeitdes großen Symphonikers Bezug habenden Kunstbeilagen eine Reihe interessanter Aufsätze enthält. Ein persönliches, bis her nickt mitgeteiltes Erlebnis erzählt der Wiener Musikschrift steller Ludwig Karpath. Es handelt von dem ersten Stadium der Krankheit Brahms. Korvath erzählt: Des Menschen Wege sind seltsam und absonderlich, das Schicksal waltet launenhaft und systemlos, und man muß wahrlich kein Fatalist sein, um ernsthaft zu empfinden, was die Ironie des Zufalls verschuldet, was lediglich dem rhapsodischen Charakter unserer Lebenswege anzurechnen ist Ist es nicht sonderbar, daß Existenzen sich begegnen, da die eine, und zwar die große, erhabene, im Absterben, die andere, flein wertige, im Aufslrebcn begriffen ist? Ist es nicht eine merk würdige Fügung, ein schmerzliches Ereignis un Dasein des Minder- wertigen, der lichtvollen Höhe eines Großen, eines Gewaltigen erst in dem Augenblicke näher gerückt zu sein, da dessen Körper vom Geiste sich lossagt und der sublime Gehalt seiner irdischen Wesen heit sich anschickt, zn entschwinden für immerwähr^nbe Zeiten? ! Siech und morsch an allem, waS leiblich an ihm gewesen, zu einer Zeit, in der er, schon bar der Schcisscnsfreudigkeit, die Leycr wcggciegt. trat er mir entgegen mit jener grobkörnigen Aufrichtig keit, die die Außcnhüllc seiner wie Edelmetall glänzenden inneren Persönlichkeit bildete. Flüchtig kannte ich ihn schon seit Jahren, doch es war zum ersten Male, das; er eine längere Unterhaltung mit mir pflog, und bei dieser Gelegenheit geschah,cs eben, das; mir das Schicksal so grausam mitspiclte. Es war also das erste Mal. daß ich mit Johannes Brahms in nähere Berührung kam. Dies stimmte mich trendig und traurig zugleich, so traurig, daß ich fortab leder neuerlichen Begegnung mit ihm ängstlich ans dem Wege ging. Es war an einem heißen Julitagc des Jahres 1896. Die Abendschattcn senkten sich immer tiefer und tiefer, über der Land schaft waltete Frieden, die ganze Natur atmete nichts als reinste Harmonie. Gern folgte ich der Aufforderung der Pianistin Ilona Eibenschitz, an den grünen Matten und blühenden Geiildcu vorbei hinallszuwandcrn zu jenem welteiitleqcncn Häuschen, das am Ende der Salzburgerstraßc stand, in dem paradiesischen Ischl, wo Meister Johannes ungefähr zwei Jahrzehnte lang sein Sommcr- quartier ausgcschlagen hatte. Wir schritten wohlgemut den Berg hinan, um von ihm selbst Kunde zu holen über sein Befinde», das, wie man sagte, kein sonderlich gutes sei: man erzählte sich, daß Brahms seit einigen Tagen eine große 'Niedergeschlagenheit zeige, weil ein Helles Gelb sein Gesicht überzogen habe. Die stille Klause lag auf einer Anböhe: nevcu derselben dehnte sich ein kleiner Garten, an dessen Vorderseite, der Straße zugekehrt, unter einem weitverzweigten Baume eine Bank sich befand. Auf dieser saß Brahms als wir uns seiner Behausung näherte». Kaum waren wir in sein Zimmer getreten, als die erheuchelte Freundlichkeit, mit der er den Besuch cmpsanaen hatte, seiirer natürlichen gedrückten Stimmung gewichen war. Man sah cs ihm deutlich an. daß er sich für die Tauer nicht verstellen konnte. Ei» Hausherr von be zaubernde Liebenswürdigkeit, wollte er auch diesmal eine freund- liche Miene ausstecken, allein vergebens, er war ungehalten über die verhaßte gelbe Farbe, die sein Gesicht und seine» Körper be deckte, und er sprach wohl nicht wenig über seinen Zustand, aber resigniert und unwirsch. Trotzdem machten seine Aussiihrungcu nicht den Eindruck, als fühlte er sich ernstlich krank. Was mir nur einigermaßen aufsicl, tvar die häufige Wiederkehr des Wortes „Karlsbad" in seinen Reden, das er bald willig, bald geradezu zornig ausjprach.