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Dresdner» Nachrichten. Nr. 292. Seite 2. MM Sonnabend» 21. Oktober 189V Lärm bestieg DIetal die Tribüne und bankte für dle Da«. Seine Worte verhallten aber bei der anbaltenden Unruhe. Als dann zur Wahl des »weiten Vice-Präsideuten geschritten wurde, verliehen olle Klubs der deutschen Linken den Saal. Die Abg. Dr. Pacak und Genossen richteten eine Anfrage an die Regierung, ob sie ge neigt sei, die Geiehe betreffend den Gebrauch beider Landessprachen bei den autonome» Behörden in Böhmen, sowie betreffend die gesetzliche Regelung des öffentlichen Schulwesens in den national aeniischten Ländern zur allerhöchsten Sanktion vorzulege». Die Interpellanten weisen daraus hin. dag beide Gesetzentwürfe mit peinlicher Schonung der Rechte für andere Nationalitäten aus- gearbeitet seien. Schließlich wird der Rumäne Lupul mit 169 Stimmen znm »weiten Bicc-Präüdente» gewählt. Die ganze deutsche Linke enthält sich der Wahl. Abg. Erb beantragt, alle Nothstands- anträge dem Nothstandsausschutz zuzuweisen, v. Juworski bean tragt Dringlichkeit der Nvthslandsvortage und deren Zuweisung an den Nothslandsausschuß Die Dringlichkeit wird anerkannt und die Anträge werden cinstiminig dem Nothstandsailsschuß überwiesen, Wien. Der nenernannte Professor der österreichischen Ge schichte -Hirn, welcher heute an der hiesigen Universität seine Antrittsvorlesung halten sollte, wurde trotz der Intervention des Rektors und des Dekans durch anhaltendes Lärmen der Studenten am Sprechen verhindert und mutzte den Hörsaal verlassen. 'Aus studentischen Kreisen verlautet, dass eine Wiederholung der Demon stration nicht beabsichtigt sei. Die Universitätsbehörden trafen ihrerseits die nöthigen Borkehrungen, um einem etwaige» Versuch der Wiederholung der Kundgebungen auf das Entschiedenste ent gegen zu treten. Brnsse l. Hier wurden 4 auS London eingetroffene fran zösische Anarchisten nach heftiger Gegenwehr dingfest gemacht, als 2 von ihnen gerade in ein Kloster nr Scdaerbeek einorange» und von Mönchen gewaltsam Geld zu erpressen suchten. Nach dem Gestäudniß war ein großer Eoup in Deutsrhland geplant, zu wel chem Zwecke ein fünfter Anarchist in Straßdurg aus die hier Ver hafteten wartete. London. Unterhaus. Der erste Lord des Schatzes erklärt, es lei keine Abmachung mit der portugiesischen Regierung über den 'Ankauf derDelagoabai getrosten, auch sei his letzt keine Entscheid ung hinsichtlich der zukünftigen Verwaltung Samoas erfolgt. Die Angelegenheit werde »och von den drei Regierungen erwogen. Ferner theilt Baisour mit, bis zur Ernennung eines Nachfolgers des bisherigen Vice-Koniuls in Finland Wolfs werde der General konsul in Petersburg die britischen Interessen in F-inland vertreten. Balfonr beantragt sodann eine 'Adresse an die Königin, in welcher derselben der Dank für die Botschaft betreffend die Einberufung der Miliz ausgesprochen wird. Tillvn beantragt ein Amendeinent, in welchem die Einberusung der Miliz für unnvthig crtlärt wird. London. Eine amtliche Depesche ans Ladpiinith von heute früh 10 Uhr 45 Minuten besagt: Stach Meldungen aus Glencoe greifen zwei Regimenter Infanterie den Hügel an. auf dem die Artillerie der Buren postirt ist. Gedeckt von dem Feuer der eng lischen Artillerie sind sie bis auf 300 Meter an die 'Anhöhe heran gekommen. Tie Austlärungspatrouille berichtet, daß 9000 Buren auf Hattingspruit vorrücken. Eine englstche Batterie ist ihnen entgegen geschickt worden. Das Kriegsministerium erhielt eine Depesche, nach welcher der Koniniandirende der Truppen im Lager von Glencoe, General Siimvus, im Kampfe mit den Buren ver wundet worden ist und die Zahl der Glencoe angreisenden Buren vugrsähr 9000 beträgt. Tie Abendblätter veröffentlichen ein Tele gramm vom Lager von Glencoe vom heutigen Tage Vormittag 8 Uhr 25 Minuten, wonach die Stellung der Buren genommen wurde. Der Kamps war 'erbittert. Fünf Kanonen der Buren wurden erbeutet. London. I» Pretoria ist rin Baron von Gnensbcrg, der sich im Besitze von kompromittirende» Schriftstücke» befand, einem Kapstädter Telegramm der „Daily News" zufolge, wegen Hochver- raths zum Tode vcrurtheill und sofort erschossen worden. Petersburg. Die Blätter trete» in warmen Artikeln für die Absendung von Kolonnen des Rothen Kreuzes nach Transvaal ein. Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" meldet, ein ent scheidender Beschluß über die Abscndung russischer Sanitätszüge stehe noch heute bevor. Die „Rvssiia" schreibt, ihr seien Geld sendungen zur Absenkung russischer Freiwilligen-Abtheiluugeu zu- gegangcn, und sie habe sich deshalb mit dem Gesandten von Trans vaal rn Brüssel in Verbindung gesetzt. Die gemmmte russische Presse tritt aus das Wärmste für Transvaal cm. Auch Blätter von der Richtung der „Moskowststa Wjrdvmosti" befürworten mit diesem Blatte gemeinsame Aktion. K o u sta n t i n op e l. Das für den 11. d. M. in Aussicht gestellte Jrade, durch welches die Wünsche der Armenier santtionirt werden solle», ist gestern offiziell dem armenischen Patriarchat durch die Pforte übermittelt worden. Caracas. Ter Friede ist nunmehr beschlossen. General Castro kommt am Sonnabend hierher. Es soll rin Konvent cin- berufen werden, welchem die neue Konstitution vorgrlegt werden soll. General Ändrade verläßt Venezuela. Ladysmtth. Die Artillerie der Buren hat heute das Feuer aus Dundee eröffnet. Die heutige Berliner Börse erösfnete in fester Tendenz, in Uebereinstimmung mit den Tendenzberichten ans Wien, Paris und London. Das Geschäft hielt sich indes; in engeren Grenzen mit Rücksicht aus die Situation der internationalen Geldvcrhält- nisse. Im Vordergründe des Interesses standen Montanwerthe. Die durchweg glänzenden Marktberichte, welche ein vor der Hand unverändertes Fortbestehen der Hochkonsultur für Kohlen- und Eisenindustrie dvlumentiren, sowie insbesondere die günstigen Jahresabschlüsse einzelner Werke veraiilaßten eine wachsende Kauflust für Bergwerke und Hüttenaktien bei stetig steigender Bc- werthniig. In Banken war wenig Geschäft. Kreditakucn lebhaft und höher. Von Eisenbahnen Transvaal trotz des Krieges besser bezahlt. Fremde Renten fast geschäsislos. Die Börse schloß leicht nachgebend aus 'Realisationen. Privatdislont 50- Prozent. — Am Spiritus -Markt wurde Loco 70er mit 43,M Ml., unver ändert, gehandelt: Termine nominell behauptet. Der Getreide- Markt crössnete lustlos und schwach aus mattere Meldungen aus Eng land und Frankreich; nenncnswerthe Preisschwankungen sind indeß nicht zu verzeichnen. Am Frühmarll war Brotgetreide im Preise nominell unverändert. JmMlttagsverkehr hielt sichRoggen aus einige Kauflust gut behauptet, während Weizen 50 Psg. nachgab. Haser still und wenig verändert. Stach Ermittelung der Centralnotirunqs- stelle der preußöche» Laiidwirthschnftslamincr» wurden bezahlt in Berlin: Weizen 154, Roggen 152,50, Hafer 140,50: Stettin- Stadt: Weizen 151, Roggen 145,50, Hafer 131 Mk. — Wetter: Schön. Sudsüdwestwind. ttrarllvr, o. Ltt. Kredit 228.10. Dirconlo 191M Dresdner Bank Staatsbahn198,10. Lombarden 92,60. Laurahütte 247,00. Ungar. Gold —. Portugiesen 25.60. Fest. ariS. (9 Uhr Nachmittags. 1 Rente 100.42»/,. Italiener V2.20. Spanier LI.87»/,. Portugiesen 25.45. Türken 21.95. Dllrkentoole 112,50. Ottomanbank 554,00. StaatS- bahn 700,00. Lombarden . Fest. VariS. Produktenmarkt. Weizen per Oktober 13,70, per Jan.-April 19.45. matt. Spiritus per Oktober 95,50, per März-Jum 87,75, fest. Rüböl per Okldr. 54,00, per Januar-April 55,75, ruhig. Nmiirrdam. Produtten-Vertcht. Wetten per November geschäftSloS, per Mär» rnhig, weichend. Roggen per Oktober 146. per Mär» 141. London. Produktenbencht. Getreiden,artt trüge, Preise unverändert. — Wetter: «alt. — In der vorgestrigen Etadtverordnetensitzung kam zunächst ei» Schreiben de» Herrn Oberbürgermeisters zur Ver l leiuna. in welchem er mlttheikt, daß Se. Ezcellenz der H ^ minister v. Watzdorf die Besichtigung der beiden Mi err Staats- cerlltcdeS und Sächsisches. — Se. Maiestät der König nahm gestern Vormittag im Residenzichlosje militärische Meldungen entgegen und empfing hierbei auch Se. König!. Hobest den Prinzen Michael von Vragauza. der »ach längerer Beurlaubung zum Dienst beim Komm. Gardereiter-Reglment zurückgekehrt ist. Wester empfing Se. Majestät die König!. Staatsmiuister, die Hofdepartementschefs und den König!. Äabinetssekretär zu Vorträgen und lehrte in den Nachmittagsstunden nach Strehlen zurück. ^ > — Bel Sr. Kaiser!. Hoheit dem Großfürsten Michael Nicola- jewitsch von Rußland fand gestern im Hotel Bellevue ein größeres Diner statt, an dem u. A. Se. König!. Hoheit der Grotz- herzvg von Mecklenburg-Schwerin, der Erbgrotzherzog von Meckien- durg-Strelih, die Herzogin Eecilie von Mecklenburg-Schwerin thellnahmen. — Ihre Kaiierl. Königl. Hoheiten Frau Großherzogin von Toskana und die Erzherzoginnen Anna Margarethe und Germane beiuchten das Magazin von I. Olivier, Königl. Hoflieferant, Progerstraße. Derselbe Besuch wurde dem Magazin der Königl. Hoflieferanten Hirsch u. Co.. Pragerstraße, zu Theil. — Wie das „Leipz. Tgbl." mittheilt, ist das Ersuchen des Pache-Wahlausschusses. wegen der von diesem bestrittenen Giltig keit der Wohl des Herrn Generatkoniul Dr. Schober zum Landtagsabgeordneten die Entscheidung der Verwaltungsbehörden einziiholen. vom Wahlkommisi'ar Herrn Dr. Schanz abgelehnt und der Wahtproteft der Zweiten Kammer üherwieien worden. tändehausbaue durch da« Kollegium genehmigt habe. Da« Ministerium bat gleichzeitig erklärt, daß gegenwärtig für dirRegierung nnr das Modell 6 in Frage kommen könne, für dessen Aus führung sie im Einklänge mit der Ständehausbau-Deputatlon beim Landtage eintrelen werde. Im Falle der Ablehnung seitens der Stadtverordneten sei zu befürchten, daß dle Ständevrrsammlung die Ausführung deS Baues ausschließlich auf fiskalischem Terrain und ohne >rde Rücksichtnahme anf städtische Wünsche beschließen werde. (Widerspruch.» Man entschließt sich hierauf, die Besichtigung Sonnabend Bormittags 11 Uhr vorzuuehmen. — Ferner theilt der Rath, wie bereits kurz erwähnt, mit, daß Herr Oberbürgermeister Beutler sein Kaussangebot aus ein Areal in der Nähr des Räcknitzer Stadtgutes mittels Zuschrift vom 13. ds. M zurück gezogen habe. Schriftführer Dr. Häckel bedauert dieie» Entschluß des Herrn Oberbürgermeisters lebhaft. Man hätte von diesem erwarten können, daß er nickst über Stacht einen anderen Entschluß fasse, sondern sich sein Vorhaben reiflich vorher überlegt hätte. Die Rcsthsabtdeilungen, das Plenum, die berichkerstatteuden Aus schüsse, endlich eine geheime Sitzung des Kollegiums hätten sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt, und nun sei alle Mühe und Arbeit umsouft gewesen. Demgegenüber meint Vicevorsteher Haitwig. man dürfe kein abfälliges Verdikt aussprecheu, wenn man nicht genau wisse, aus welchen Gründen die Ablehnung er folgt lei. (Sehr richtig I) Das betreffende Areal werbe erst dann zur Baustelle, wenn eme ganze Reihe Nachbarn sich gleichmäßig zum Bau der Straße bereit erklären, bis dahin sei es mir eine Feldstäche. Cs könnte nu» sehr leicht denkbar sein — er wisse cs nicht — daß inzwischen Erklärungen ablehnender Art von dieier Seite gekommen sind. Dr. Häckel verweist noch auf den Umstand, daß das Kollegium am !2. ds. M Beschluß gefaßt und Herr Oberbürgermeister am 13. sein Angebot für erledigt erklärt habe. Er müsse deshalb annehmen, daß Gründe anderer Statur dem Entschlüsse zu Grunde gelegen haben. Ter Herr Vorsteher fügt hier ein, das Schreiben des Herrn Oberbürgermeisters an den Rath liege nicht vor, es lei auch kein 'Rathsmitglied anwesend, welches Auskunft geben könne, man vermöge also nicht zu wissen, in welcher Weise die Rücktritlserkiärnng begründet worden ist, und Vicevorsteher Hartwig bemängelt, daß Dr. Häckel sein Tadels votum auf eine Annahme begründet habe und „wieder einmal viel zu schnell vorgegangen sei". Damit wird die Angelegenheit nls erledigt angesehen. — Mit Befriedigung wird hierauf von einer Mitthciliing der Königl. Polizeidirektivu Kemitiiiß genommen, daß sie auf den Wunsch der Stadtverordneten das Verbot des Durch- sübreus von Kleinwagen und Fahrrädern unter dem Viadukt der Staaisbahn an der Palaisstraße während des Straßen- iimbanes wieder aufgehoben habe. Sl.-V. Dich giebt seiner Freude Ausdruck, datz die Pvlizeidirektion dem Ansuchen des Kollegiums io mich Folge gegeben habe, und ermahnt die be treffenden Geschirrfübrer und Radsahrer. die größtmögliche Rück sichtnahme gegen die Fußgänger walten zu lassen. — Nunmehr wird i» die Tagesordnung eingelreten. Bei starker Unruhe des Hauses begründetSt.-V. Rocsner folgenden Antrag: „Kollegium wolle beschließen, den Rath zu ersuchen, mit der Kouigl. Pvlizei- direltion zu vereinbaren, daß zum Schutze der Bürgerschaft folgende Sicherheits - Einrichtungen im Straßenbahn- Ber kehr eingesülirt werden: 1. T ie Vorderperrons der Strntzeu- bahittvagen sind auch aus der rechten Seite und zwar durch leicht zu össneude Thüren während der Fahrt zu schließe»; 2. die Tritt bretter sind länger und schräg «gegrenzt herzustellcn: 3. die Tritt bretter sind niedriger, als bisher, anzubringeir: 4. Bei Begegnung von Motorwagen hat der rechte (vom Innern der Stadt aus ge rechnet» langsam zu fahren; 5. Droschken sowie andere Wagen haben an Halteplätzen der Straßenbahnen bei Andrang von ein- und aussteigcndem Fahrvubliknin langsam zu fahren: 6. Verzögerungen sind an anderen Theilen der Strecke nicht durch vermehrte Fahrgeschwindigkeit auszugleichen, sonder» der Zeitverlust Hut nnf der Enditntion seinen Ausgleich zu sindcn." Dein Antrag liege ein Vorfall in der Neustadt zn Grunde, als der Kellner Beck beim Nebcrichreiten der Bantznerstraße, während er einer Droschke ansmich, von der Straßenbahn überfahren wurde. Die gelbe Dresdner Straßenbahn maße (ich das Recht an, eine der ersten Straßenbahnen überhaupt zu sein. Das mochte sic sein, als sie ihren vorzüglichen Pserdevestand hatte, heute sei dicsenige Straßenbahn die vollkommenste, welche die besten Sicherheits- Vorrichtungen ausweise. DaS Hastpslichtgesetz für die VoUbahucn tonne für den Straßenbahnhetricb nicht genügen, weil es sich bei den Vvllbahnen nin eine geschlossene Fahrbahn handelt, während der Straßenbahnverlehr sich auf den össentlichen Stratzen der Stadt abspiele. Tie Glockensignale könne man leicht überhören, die Wagen selbst kämen säst geräuschlos heran, und wenn dann ein Unglück geschehe, stelle sich überdies das Publikum meist auf die Seite der Straßenbahngcsellschaft. Die Motorwagen führe» mit unter in grausiger Geschwindigkeit an einander vorüber, und den entgegenkommenden Wagen könne man beim Ueberschrestcn der (sileite hinter dem einen Wagen gar nicht sehen und Horen. Es könnte der linke Wagen datier gehalten werden, etwas langsamer zu fahren Ter Herr Vorsteher fragt den Antragsteller, ob er in seinem Punkt 4 daS Wort „rechte" in „linke" nmgctanscht wissen wolle. Herr Rvcsner stimmt dem zn und erklärt sich schließlich auch aus freien Stücken bereit, Punkt 5 ganz fallen zn lassen. Die Debnttc brachte dielen Anträgen leine Freunde Schristjubrer Dr. Häckel erklärt die ersten 3 Punkte für unzeitgemäß. Die Be triebsordnung könne man nicht heute schon wieder ändern. Wenn ans den Vorderperrons leicht schließbare Thüren angebracht werden sollten, müßten sie auch nach außen zn össnen sein, und dann liege die Gefahr des HcrausstürzenS von Obenstchendcn sehr naye. Jetzt könnten die Fahrgäste bei einem drohenden Zusaininenuoße sehr leicht dorn «wringen. St.-V. Ploetner spricht auch gegen die Punkte l und 2. Wozu habe der Mensch leine Augen im Kopse? Man könne doch nicht immer Rücksicht nehmen aus die Rentiers, die hübich langsam und beaucm ausiteigen wollen. Ten Geschäftsleuten dürfe man einen raschen Slraßenpahnhctrieb nicht verkümmern. Er srrnc sich, daß der Ruth das Znianiinenkopveln von drei Wagen nicht gestattet habe, und empfehle als praktische Neuerung die Kennzeichnung des Endzieles an der Stirweiie des Wagens an Stelle der Nummer. St.-V- Tictz meint, diuch das Osscnlassen des Vorderperrons sei bisher noch kein Unfall passict, höchstens könnte man Kindern dorthin den Zutritt verwehren. Für die Trittbretter schreibe dns Ministerium aus guten Gründen einen Abstand von 36 Eentimetcr vor, damit Jemand, der nnter'S Tritt brett komme, nicht gleich zerauetscht werde. Wenn Antrag 4 an genommen würde, hätte der yanze elektrische Betrieb überhaupt seinen Zweck verfehlt. Der linke Wagen müsse dann ständig bremsen. Punkt 6 sei überflüssig, denn es stehe in der Betriebs ordnung schon die Bestimmung, „die Wagensührer haben es zu unleriasien, eingetretcne Versäumnisse durch erhöhte Jahr- zeichwindigkeit wieder einzuholen." Schließlich habe er nichts »agegen, daß der Antrag an den Rath gelange. Vielleicht licke ich doch noch etwas Gutes herausichälen, wenn auch »nr niit zrößter Mühe. Stadtrath Dr. Körner betont, daß sich die Be- liminungen der Betriebsordnung im Allgemeinen gut bewährt »aben. Mit der Einführung durchgehender Bremse» sei Dresden Auf Antrag des St.-V. Müller-Gelineck wird hierauf die Debatte geschlossen. Unter großer Unruhe des Hauses betont noch St.-V. Roesner im Schlußwort, die Bürgerschaft gehe heute mit Angst über die Straßen, in Nürnberg gebe cs auch Thüren, die nach außen geöffnet werden und solche Thüren wünschte er eigentlich auch aus den Hinterperrons. Nuiimehr wird über den Antrag «'gestimmt und jeder einzelne Punkt mit großer Mehrheit ab - gelehnt. — Hieraus veiHließt man oknc Debatte eine Gehalts erhöhung des Hilfsarztes beim Stadtkrankenhause um jährlich 500 Mk.» die Begründung einiger neuer Beamtenstellen, die Her stellung einer Berbiudungsschleuie, welche dir Abwässer des Wasserhochbehälters an der Saloppe dem cschleusennetze zusühreu soll, die Legung von Gas- und Wasserrohren in der Hamburger- straße, den Ausbau der Devrientstratze zwlschcn der Permoser- und Stallstraße und der großen Packhositraße zwischen Stallstraße und Thcaterplatz und nimmt Kenntnitz von dem Rückschreiben des Ralhes betr. den Antiag der Stadtverordneten wegen Sperrung der großen Packhositraße durch die Bauleitung des staat lichen Fernheizwerkes. Darnach will die Bauleitung an das Tief- bauamt ein Schreiben gerichtet haben, welches «er thatiächlich beim Rathe nicht elnaeganaen ist, daß ein Theil der grvtzen Pack- bosstraße zu Zwecken des Fernheizwerkumbaues in Benutzung ge nommen werden müsse. Andererseits liege ein eigenmächtiges Vor gehen des Bauunternehmers vor, wegen dessen um Entschuldig ung gebeten wird. Vorwürfe gegen die Leitung de« Fernbeh» Werkes sind hiernach unberechtigt. Der Rath ist dann bei der Poiizeidirektion gegen die Sperrung der alten Packdofstrahe vorstellig geworden, dieselbe war jedoch nicht ln der Lage, die , Sperrung aufzuheben, weil dies ein völlige« Einstellen der Bau- l arbeiten für das Fernheizwerk bedenken würde. Der Rath dal > dann nach Lage der Verhältnisse beschlossen, die Dringlichkeit des ! Ausbaues der große» Packdofstrahe in ihrer neuen Lage an zuerkennen und den Ausbau dieser Straße nach Fertigstellung des in derselben zu liegen kommenden Abkangskanals mit allen Kräften zu betreiben. — Ferner bewilligte man 24.840 Mk. für die Ein legung von Gasrohren in die Friedrich-, Walther- und Magde- burgrrstrciße und emes Wasserrohres in die Magdeburgeritrahe znm Zwecke der Gas- und Wasserzusübrung nach dem Festplatze für das 13. Deuts ch eB undeSs ch ieß en. Vicevorsteher Hartwig hatte zunächst den Einwand erhoben, daß schließlich, wenn man ein weben erlnssenrs Rundschreiben des Vorsitzenden vom Centralausschnfse. Stadtrath Dr. Lehman» in diesem Sinne deute, aus dem ganzen Feste nichts werde, weil man zunächst eine Unterbilanz von 3—400,000 Mk. herausgerechnet habe, man daher füglich lene Aus--' gäbe noch erspare» könne. Die Bewilligung wurde jedoch aus gesprochen.. nachdem der erst eben eingetretene Herr Oberbürger meister erklärt batte, er komme soeben uns einer Sitzung der ein zelnen Ausschüsse kür das Bundesichießen. in welcher festgestellt worden iei, datz sich an dem Voranichlage wesentliche Aenderungen vornehmen lassen. Allerdings werde die Gemeinde dabei auch Opfer bringen müssen (Ruf: Aha!», die sich aber meist aus Herstellungen auf dem Festvlaye erstreckten, welche ohnehin in den nächnen Jahre» gescharfe» werden müssen. Stadtratd Dr. Lehmann habe in seinem Schreiben entschieden zu schwarz gemalt und habe über haupt nnr seiner persönlichen Meinung den Mitgliedern des Eentralausschussrs gegenüber Ausdruck geben wollen. — Eine Debatte entspann sich über den Antrag des Verwaltungsaus- sckniscs : „Kollegium wolle sich der Rathsvorlage gemäß grund sätzlich damit einverstanden erklären, daß der 'Neubau sur die städti'che höhereTöchterschnle in Dresden-Neustadt aus dem der Stadtaemeinde gehörigen Grundstücke des Paulinen- gartens, Wasserstraße 7, errichtet werde, und dem Rathe zur Er wägung anlieim geben, das verbleibende Restareal dem Verein Volkswnhl für seine Zwecke anf eine längere Reihe von Jahren pachtweise zn überlasien." Berichterstatter St.-V. Leutemann er innert daran, wie Herr Geh. Rath Pros. Dr. Bühmert es bei den Erben der Prinzessin Paiiline vvn Schleswig-Holstein dnrchgeietzt hatte, daß diele in Anbetracht der gemcinnützjgen Zwecke, zu welchen das Grundstück verwendet werden sollte, den zuerst geforderten Kauf preis von 243,000 Mk. auf 188,000 Mk. herabictzten. Als der Ankauf >889 genehmigt wurde. Hube der Rath schon die ganz be stimmte Absicht gehabt, eine höbere Töchterschule aut diesem Grund stücke zu errichten, und nur ui» es bis dahin nicht nutzlos liegen zu lassen, eS sur jährlich 1000 Mk. an den Verein „Volkswohl" verpachtet. Die später mit dem Verein „zum Fmuenschutz" em- geleitelen Unterhandlungen haben zu deni neuerlichen Ergebnisse geführt, daß der Verein >edes Arealaugebot dennitw zurückzog und erklärte, die Frauenschutzschule werde mit 31. März 1900 aufgelöst und das Schulgebäude leibst ans zwei Jahre anderweit vermietdet. Ter Rath habe daher einstimmig beichlvssen, an der Verwendung des Paulinengartens znm Bauplatz für eine höhere Töchterschule seilrubalten. Schlictzlich iprnch Referent den Wunsch aus. das Schulgeld möge an der neuen Schule nicht höher als an der Altstädter Anstalt gestellt werde». Vicevorsteher Hartwig stellte den Zusatzantrag, das verbleibende.Restart« dem Verein „Volks- wohl" pachkweöe „oder läuslich" zu überlassen. St.-V. Heimbold rieth hiervon ab, da man nicht wissen könne, ob man das Areal nicht einmal selber brauche. Vicevorsteher Hartwig gab ihm da gegen zn bedeute», daß gerade Prof. Böhmerl es gewesen sei. der das Grundstück uneigennütziger Weile in die Hände der Stadt überleitete. Tie Bestrebungen dieses Mannes, dem zu verdanken sei, daß in Dresden die Verrohung der Jugend bei Weitem nicht in dem Umfange wie in anderen Großstädten zu verspüren sei, stünden thurmhoch üver solchen Veranstaltungen wie veiipielsweise die Pferderennen, zu denen die Stadt auch 500" Mk. beitrage, die mich dem Ausspruch des Herrn Oberbürgermeisters selbst nichts weiter seien als eine Thicrgnäierei und ans denen die niedrignen Leidenschaften durch das Spielen am Totalisator gereizt und ge fördert würden. Stadkrath Fischer erklärte, den Bedenken Herrn Heimtwld's werde dadurch Rechnung getragen werden können, daß sich die Stadt das Rückkaufsrecht sür den Fall Vorbehalte, daß der Verein „Volkswohl" das Aceat an dritte Perionen weiter verkaufen sollte. Um ans demselben ein weiteres Schulgebäude oder eine nrnhalle zu errichten, dazu sei es doch zu klein. Die Gleichstell ung des Schulgeldes lasse sich gegenwärtig noch nicht durchführen, weil der Raum in dem provisorischen Grundstück aus der Bautzner- straßc sehr beichränkt iei und ein zu großer Andrang vermieden werden müsse. Er hvsse aber, daß dieser Wunsch nach Fertigstell ung des Neubaues in Erfüllung gehe» werde. Hiernach erklärte sich auch St.-V. Heimbold mit dem eventuellen Verlaus ein verstanden. Im gleichen Sinne verwandten sich die St.-V. Pros. Dr. Schcsfler und Ploetner. Daraus wurde der Antrag des Aus schusses samint dem Zusatz Hartwig einstimmig zum Beschlüsse er hoben. — Ter össentlichen folgte eine geheime Sitzung. — Die Stadtverordneten wählen finden am Freiing den 24. 'November statt. — Eine Asfaire. welche seit reichlich Jahresfrist weite Ge- schästskrciic in lebhafte Ausregnng versetzt hat u»o zu einem Prozeß von unahschbarer Länge sichre» konnte, ist nunmehr durch einen Vergleich ans der Wett ge'chasst worden. Im September 1898 stellte sich eine Psandvcrletznng heraus, die bei der Oesterreich- ischeu N v rd w e il - S ch i s ff a h r ts - G es e l li ch a ft statt- gesunden hatte. Die genannte Geiellsihast war Pfandhalterin für die Hamburger K o in in erz b a n k gegenüber der Aussigei Zuckcrrassinerie Lieber. Fieber hatte der Nvrdwestgesellschast für 4,5 Mill. Mk, Zucker in Psaud gegeben und sich dieie Vvrräthe von der Hamburger Kommerzbank entsprechend beleihen lassen. Hinterher sind daun aber die gelammten Pfandvorrätbe aus den Magazinen der Nordweitgesellichast obne Benachrichtigung der Hamburger Psandglänbigeiin von Fieber herausgcnommen und nochmals beräußecl worden. 'Rach Feststellung dieses Tharbcstandes gab der Generalüireltvr Libbertz der Nordwcstschisssahrt, welcher mit Fieber in srenndichafttichem Vcrhältniß stand, seine Entlassung. Die Geiellscbast hatte zur Einlagerung des ZuckerS ein der nebenan liegenden Anjsiger Znclerrasiinerie gehöriges Magazin gemiethet, und die Belastung des Magnzinschlüssels in den Händen des Fabrikbesitzers Fieber war Ivwoyl den Direktoren und Beamten als auch den AufsichtSrätbe» der Kommerz- und Tiskontobank be kannt. Die „Nordwest" bcbaupkele nun, der betreffende 'Vertrag sei mit ibrer Generaldirektion geschlossen und von dieser der Ber-, Wallung nie zur Kenntnitz gebracht worden. Tie Auisiger Zucker- rafrinene wurde zunächst durch die Landwilthichaftsiche Kreditbank für Böhmen, eine ihrer Hauptgläubigerinnen, über Wasser ge halten, es kam aber doch noch znm Konkurs, wobei die Hamburger Bank ca. 900,000 Mk. autheilig erhielt. Die restlichen 3,600,000 Mk. klagte sie von der Nordwest-Gcsellschaft ein, stellte aber vorsichtiger Weise in ihrer Bilanz vom 31. Dezember 1898 eine 'Rückstellung von 2.000,000 Mk für etwaige Verluste in dieser Affaire ein und vertheilie an die Aktionäre eine nur 3prozeistige Dividende. Jetzt ist ein Vergleich zwischen den beiden prozetzsührenden Gesellschatten zu Stande gekommen, wonach die Hamburger Kommerz- und Tiskontobank 45 Proz.. die Nordwest-Geiellichaft 55 Proz. der strittigen Summe übernimmt. Die Zahlung der Vergleichsiumme hat bis spätestens Ende Januar 1901 zu erfolgen, ist durch eine erstklassige Garantie gesichert und versteht sich einschttevltch einer angemessenen Verzinsung. — Zur Frage der Einverleibung Löbtau« nach Dresden wird uns vsnzjell mitgetheilt, datz der Gemeinderath zu Löbtau keineswegs schon Darüber Entschließung gefaßt hat, ob der Ein verleibung zumstimmen sei oder nicht. Diese Hauptfrage >o schnell in dein eine« oder anderen Sinne zu entscheiden, wäre ganz unthunlich gewesen. Die vom Gemetuderath erwählte neun- glievrige Kommiiiroil soll vielmehr vorerst das Für oder Wider der gedachten Anregung des Raths zu Dresden prüfen und wird daraus» hin dem Gemeinderathe über ihre Feststellungen zu berichten haben. Der Gemeinderath selbst aber wird dann erst die Grundfrage, Einverleibung oder Nichteiiiverleihung. zu beantworten haben. ES können deshalb auch die zwischen den Herren Vertretern der Stadt Dresden und der Lödtauer Gemeindevertretung künftig ,u pflegende» Verhandlungen »och keineswegs als irgendwie entscheidend, sondern lediglich als nur zur Klärung der Verhältnisse dienend betrachtet werden. Nicht unerwähnt soll dabel nochmal« bleiben, daß der Gcmeinderath vvn Lobtau ein Bedürfnis sür die Einverleibung mit Einstimmigkeit keineswegs a»zuerkennen vermochte und daß deshalb auch die kürzlich durch einige Blätter veröffentlicht« 'Notiz, da« der Löbtauer Gemeinderath mit U gegen 10 Stimmen die Einver leibung abgelehnt habe, ai« unrichtig erklärt werde« muß. lieber