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Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-18
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
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Ar. 4ZS Seite 4 — «Dresdner Nachrichten" — Sonntai, 1». September 1927 HinöenburgspenSe. Frau 2^'chnuiigrrat Glüh, Dresden, ZNI.; T. u. Al., Dresden, ^ VI! Uiizenoniit I VN.: Dr, Strache, Oberbaurat, Hermsdorf, lö VII : ^r. Dr. ^iegiier - Snüchtel, Lalberlastr. IS. IS Al.: dV P., Lilchiuimerstrnhe. i 211.: Dr. ff) Quen;el, Schillingstr. b, ? V!!.: Körner aus Bauyen, ). Zt. Schellerhau, 5 Al.; L. R., Dresden, 2 SN. Weikere Betrüge für die 5pende erboten an die Hauptgeschäftsstelle der „Dresdner Nachrichten", Nlarien- strasch' Lrdg. oder auf deren Postscheckkonto I0bS Dresden. Oertliches und Sächsisches. Verlegung des InfanIerresührersIV von Dresden nach Magdeburg. ID r a h t m c l d » ii g unserer Berliner S ch r i f t l e t t n « g.) Am 1. 'November ds. Js. wird der Jnfanieriesührer IV mit seinem Stabe von Dresden nach Magdeburg verlegt. Weitere Ltaude>tVeränderungen, vvn denen immer wieder die 3Iede ist, sind vorlänsig nicht beabsichtigt, wenngleich der Plan einer Zusammenlegung vvn verschiedenen Gamisonen in Erwägung gezogen wird. Stuf Anfrage beim Reichswehr- ministerium ersabren wir darüber, dass es sich lediglich nm eine Maßnahme rein militärorganisatorischer Art handelt. Augenblicklich sind sämtliche Stäbe des Wehrkreises IV in Dreadeu vereint. (5s hat sich jedoch als notwendig herans- gestellt, auch in dem preußischen Teile deS Wehrkreises einen höheren Stab zu stationieren. V! ach dem früher der Artillerie- sührer des Wehrkreises IV bereits eine Zeitlang in Magde burg gestanden hatte, dann aber nach Dresden versetzt wur den war. wird das fehlen eines höheren Stabes in Magde burg durch die gemeldete Neuordnung kompensiert. Am den Veichszuschrch für das Unwetter- gebiei im ÖNiichen Erzgebirge. Seit "längerer Zeit steht Sachsen bereits ln Erwartung der Beschlußfassung des ReichskabiiiettS über die Höhe des vom Reiche zu leistenden Zuschusses für den Wiederaufbau der von der Hochivasserkatastrvphe heimgesuchten Gegenden des östlichen Erzgebirges. Im Anschluß an die Trauerkundgebung des Reichstags für die Opfer dieser Katastrophe war ein kommunsstlscher Antrag, die erste Hilfe des Reiches auf zehn Millionen Mark zu bemessen, zugunsten eines weitergehenden. Die 2luto„gräfin". War ein schlankes Bubiwcib, Das zu lust'gem Zeitvertreib Sich ein Herr, reich, vornehm, fein. In sein Auto laset ein. Uns,— was habe ich gelacht! — Fertig hat sie es gebracht. Daß sie schließlich ungeniert Ohne ihn davonkutschiert. Uns als „Gräfin" spießte sann Auf sie einen andern Mann. Auf ien Hirsch sin- sie gereist» Haben dort feudal gespeist. Doch in Lübben, wo geboren, Kriegte man.sie an den Dhren. Aus dem Auto holte raus Sie die Polizei, s' war aus! Die Moral von der Geschicht': Fremde Damen lade nicht Freundlich in dein Auto ein! Denn es könnte doch wohl sein, ^ Daß sie, sei sie noch so schön, Autofahren tut verstehn Uns du auf der Straße sitzt. Während sie ins Weite flitzt. Luginsland ln den „Dresdner Nachrichten" , vvn der Sozialdemokratie eingebrachten und von sämtliche« übrigen Parteien des Reichstages unterstützten Antrag«» Müller der Ablehnung verfallen. Der Antrag Müller ver. pflichtete die NeichSregierung dazu, die Lage tu, sächsischen Unwettergebiet zu prüfen, und ermächtigte sie. auf Grund dieser Prüfung die Höhe deS ReichöznschusseS von sich aus und ohne abermaliges Befragen des Reichstages festzusetzen. Inzwischen haben Verhandlungen amtlicher und privater sächsischer Stellen, die in Berlin über diese Angelegenheit ge- pfioge» worden sind, ernste Zweifel darüber entstehen lassen, ob die nüchstbeteiligten Reichsministericn wirklich bereit sind, dem klaren Sinn des vorerwähnten Antrages fast deS ge- samten Reichstages zu entspreche». Die Deutsche Volks- Partei O st s a ch s e n hat sich darum schon vor Wvchenfrist veranlaßt gesehen, die vvlksparteilichen Mitglieder des Kabinetts aus die in Berlin zu beobachtenden Widerstände gegen die Bewilligung einer ausreichende» Reichsbelhilfe auf- merksam zu machen. Sie hat in diesem Schreiben darauf hin» gewiesen, daß der beim letzten Finanzausgleich benachteiligte Sächsische Staat mit seinen Bewilligungen für den Wieder- anfban des sächsische» Ilnwettergebietcs bereits an die äußerste Grenze des ihm Möglichen gebe, zumal im sächsische» Staats haushalt bereits ein Defizit sichtbar sei. In dieser Lage würde ein unzureichender Neichsznschiiß die schwierige und ver antwortungsvolle Wtederansbauarbeit im Müglitz- und Gottleubatal sowie darüber hinaus die zur Sicherung der be troffenen Bevölkerung vor einer Wiederkehr von Hochwasser katastrophen geplanten Anlagen unmöglich machen bzw. gänzlich ins Stocken bringe» müssen. Das Schreiben weist weiter darauf hin, daß es unter diesen Umständen besonders unverantwortlich sein würde, wenn die Beschlußfassung über die Höhe des ReichsznschusseS von bürokratischen oder sonstigen Erwägungen der Fachressorts tFtnanz. und Innenmini steriums beeinflußt werde» sollte. Endlich bringt das Schreiben zum Ausdruck, daß hinter seinen Forderungen nicht nur die vvlksparteiliche Vertretung des Unwettergebiets und des übrigen Sachsen, sondern darüber hinaus zweifellos die gesamte sächsische Bevölkerung mit Einschluß aller sächsischen Wirtschaftskreise stehe. Die Beschlußfassung des — leider nicht vollzählig ver sammelten — Kabinetts ist schon für die allernächste Zeit zu erwarten. Die Kochwasserschä-en im böhmischen Grenzgebiet. AnS Aussig a. d. Elbe wird uns berichtet: Nach den nunmehr abgeschlossenen Feststellungen erreichen die Schäden, welche Privatpersonen in den Bezirken Aussig, Karbitz, Töplitz und Tetscheu durch das Hochwasser vom Juli 1927 er litten haben, folgende Höhe: 1. im Bezirke Aussig 304 700 Kr.. 2. im Bezirke Karbitz 5 828 472 Kr., 3. im Bezirke Töplitz 520 580 Kr., 4. im Bezirke Tctschen 3 174 028 Kr., zusammen »833 780 Kr. Den Geschädigten wurden Spenden im Betrage vvn 304 425 Kr. zuteil. Die beim Zentral-HilfSausschnß für die durch das Hochwasser Geschädigten bis zum heutigen Tage durch die Sammelaktionen eingelaufenen Spenden erreichen die Höhe vvn 398 798 Kronen 91 Heller. Aus diesen Ziffern ersieht man, daß die bisherige Hilfe leistung für die Hochwassergeschädigten im böhmischen Grenz gebiete ganz ungenügend ist. Die tschechische Regierung be- handelt die Hilfsmaßnahmen für die Hochwassergeschädigten mit einer geradezu unbegreiflichen Gleichgültigkeit, offenbar deshalb, weil eö sich um rein deutsche Gebiete handelt, die den Schaden zu tragen haben. wird, dte gewerblichen und die Berufsschulen einander nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich näher zu bringen und die Lösung der vielerörterten Dnalismuöfrage zu fördern. Die Berufsschullehrer werden die Ernennungen mit be- sondere» Freude begrüben, weil damit ein von ihnen schon lange gehegter und oft auSätiprochener Wunsch in Erfüllung geht und die Berufsschulen der Aufsicht von Schulmännern unterstellt werden, die aus den Reihen der Berufs- und Ge- merbeschullehrer hervvrgcgange» und mit den besonderen Belangen und Bedürfnissen der ihnen nunmehr unterstellten Schulen und ihrer Lehrerschaft aus langjähriger Tätigkeit und eigener Erfahrung vertraut sind. Abermals gescheiterte Lohnverhandlungen in der ostsüchsischen TeMindustrie Am Freitag fanden die ersten Verhandlungen zwecks Er- Neuerung der Tarifverträge für die Textilindustrie Ostsachsens statt. Trotz mehrstündiger Verhandlungen war keine Aussicht auf Annäherung der Parteien vorhanden. Die Verhandlungen wurden ergebnislos abgebrochen. Die Teilung der Schulaufsichlsbezirke. DaS Ministerium für Volksbildung hat mit Wirkung vom i. Oktober d. I. ab die Aufficht über die Schulbezirke Dresden. Leipzig und Chemnitz geteilt und, wie früher schon mitgeteilt, den Berufsschuldircktor Sludicnrat Burkhards in Ehemnitz znm Bezirksschulrat für Dres den I, den Berusoschuldirektor Rollig in Leipzig zum Be zirksschulrat für Leipzig I ernannt und ihnen die Aufficht über die FortbildnngS-iBerufs-sschnlen der genannten Be zirke übertragen. Der für Chemnitz I zuständige Gewerbe- schnlrat aber ist gleichzeitig mit den Obliegenheiten eines Bezirksschulrats für die Fortbildungs-tBernfs-sschulen von Ehemnitz beauftragt worden. Diese Teilung der AufsichtS- bezirkc nach Schulgattungcn soll die bisherigen einzigen Bezirksschulräte der großen Anfsichtsbezirke entlasten und der fortschreitenden Entwicklung der Berufsschulen Rechnung tragen, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem selbständigen und reich-gegliederten Schulwesen neben dem Volksschulwesen entwickelt haben. Das WirtschaftSministcrium hat dem neuen Bezirksschul rat für Leipzig I die Aufsicht über die gewerblichen und Fach schulen übertragen, die diesem Ministerium unterstehen, während, wie schon erwähnt, der Gewcrbeschulrat, der bereits die gewerblichen und Fachschulen des Wirtschaftsministeriums in der Stadt Chemnitz beaufsichtigt, vom Volksbildungs- Ministerium mit den Obliegenheiten eines Bezirksschulrats für die F-ortbildungs-lBerufs-jschulen dieser Stadt betraut worden ist. Das Abkommen zwischen den beiden Ministerien stellt einen Versuch dar, der voraussichtlich dazu beitragen — NcsormationSscst «nd Bußtag sächsische Feiertage. Der Reformationstag am Montag, dem 31. Oktober, und der Buß tag, am Mittwoch, dem 10. November gelten als gesetzliche Feiertage. — Grenzbesichtignng. Die Begehung der sächsisch-tschecho- slowakischen Landesgrenze durch den zwischenstaatlichen Aus schuß soll nicht erst im Dezember erfolgen, sondern findet, nach dem bereits im Mai ein Teil der Grenze begangen worden ivar, für die Strecke Bärenstein—Weipert bis zur Elbe seit 15. September statt. — Die Dreikvnigschnle wieder im eigenen Heim. Die Dretkönigschnle bezog am Freitag nach neun Wochen wieder ihr eignes Gebäude, nachdem sie seit den großen Ferien in der Oberrealtchule Neustadt gastliche Aufnahme gefunden hatte. Diese Zeit diente einer baulichen Umgestaltung und vielfachen Erneuerung der Schulräume. Durch den Ausbau der freigewordenen Nektorwohnung konnten mancherlei dringende Bedürfnisse befriedigt werden. So entstand ein Gesang- und Prüfnngszimmer, ein Arztzimmer, ein Schülerarbeitszimmer, ein Erdkundcnzimmer. Die Büchereien konnten besser »ntergebracht werden, auch die Räume für die Lehrer und die Verwaltung wurden etwas erweitert. Dabei machte sich eine umfängliche Aenderung der Heizungsanlage nötig. Mit der ausgeworfenen Summe konnten freilich nicht alle Wünsche befriedigt werden. Ein An- bezw. Aufbau der Turnhalle, eine gründliche Erneuerung deS Schnlsaales stellen weitere Aufgaben für die nächsten Jahre. Vor allem ist auch im Einvernehmen mit dem Schul amt tnö Auge gefaßt worden, einen geeigneten Platz als Spielplatz zu gewinnen, da der Schulhof völlig unzulänglich ist. Bleiben demnach noch mancherlei Wünsche, so ist doch Lehrer- und Schülerschaft heute dankbar eingezogen im Hin blick aus so manche Befserungcn und Erneuerungen, die ihnen begegneten. — Der Allgemeine Handwerkcrverein zu Dresden be- sichtigte die Porzellan Manufaktur in Meißen. Außerordentlich zahlreich waren die Mitglieder und ihre An gehörigen der Einladung gefolgt. Die Besichtigung erfolgte unter sachkundiger Führung: die Erzeugnisse der Manufaktur erregten die vollste Bewunderung der Teilnehmer. Ein ge mütliches Beisammensein hielt die Mitglieder des Verein- noch einige Stunden in dem gastfreundlichen Meißen fest. — Mangel an Bergleuten. Der Mangel an Bergleuten im Lugauer wie auch im Zwickauer Steinkohlenreviere macht sich nach wie vor bemerkbar und hat dieser Tage zu einem erneuten Transport von 125 Mann tschechischer Bergarbeiter geführt. Infolge Mangels an Wohnungen mühten ptese zunächst in Baracken untergebracht werden. ^ — Tödlicher Verkehrsnnfall. Am FreitqL/,/heüt 10, .Sep tember, gegen 5 Uhr nachmittags wurde kr;sfs-ßpV,en bei Schandau «ine dort zu Besuch weilende S2,Ja,p«e alte Dam« aus Berlin-Charlottenburg von einem Personenauto tödlich überfahren. Nach Zeugenaussagen solt sie selbst die Schuld treffen, da sie plötzlich vom Fußweg heruntergetrctcn und direkt in das Auto hineingelaufen ist. CkMol. Infolge des sensationellen Erfolges der FeskvorsteNnna des Ludwig Berger-Films der Phoebus «Der Meister von Nürn- berg" wird die Vorstellung Sonnlag den 18. Seplember» abend» 8.ZV Uhr unter Mitwirkung von Kammersänger Max Kirzel von der Staatsoper wiederhol! werden. Vorverkauf finde! am Sonntag von 12—2 Uhr und ab 3 vhr an den Kassen des Capitol statt. Cinlrillspreise l — bis 3.— Mk. § Don den Berliner Bühnen. Oper. Obwohl BizetS einaktige Oper „Djamtleh" um ihrer köstlichen, feinen und aparten Musik willen vvn allen Musikern hoch geschützt wird, ist es bisher doch weder in Deutschland noch auch in Frankreich gelungen, sie dauernd dem Spielplan der Opernbühnen etnzubürgern. Wir haben es hier mit einem Parallelfall zum „Barbier von Bagdad" unseres Peter Cornelius zu tun. Beide Werke werden stets gelobt, sie sind aber beim Publikum nicht durchzubringen. In beiden Fallen ist der Mangel an Anteilnahme weiterer Kreise im Textbuch zu suchen. In „Djamileh" geht nichts weiter vor, als daß ein junger reicher Türke in Liebe zu einer seiner Sklavinnen entbrennt. Den seinen, mehr auf Stimmung und Kolorit beruhenden Zutaten der Handlung scheint eine Wirkung in die Breite ein für alle Mal versagt zu bleiben. Der Versuch, das Werk Bizets cinznbürgern. dürfte diesmal um so weniger gelingen, als die Aufführung in der Städtischen Oper dem Geist und Stil Bizets wenig gerecht wird. Der neue Kapellmeister Robert Denzlcr bewies nicht das Fein- und Klanggefühl, das Bizets Partitur fordert, und ließ sich auch die rhyth mischen Reize dieser feingeschliffenen Musik nicht genügend angelegen sein. Eine so ausgezeichnete Künstlerin Sigrid Onegtn auch ist, als Djamilch versagte sie ganz empfind lich, da ihr die Partie durchaus zu hoch liegt und ihr Organ der feinen Melodik Bizets nicht betkommcn konnte. Gesang lich und darstellerisch unzulänglich war die Nolle des Harun mit Albert Reiß beseht. Dagegen hörte man einen neuen lyrischen Tenor, der. wenn es ihm auch an Weichheit für die Partie des Harun fehlte, doch eine schmclzreiche, feste Höhe und ein sauberes, natnrivahres Spiel bot. Dieser Künstler, dessen Verpflichtung wohl einen Gewinn bedeuten dürfte, mar Hans F i d e s s e r. Auch die „Cavalleria rustt- cana" mar neneinstndiert, — Anfang Oktober sott „Ionny spielt ans!" von Krenek in der Städtischen Oper in Szene gehen, während die Staatsvper BusvniS „Doktor Faust" als Neuheit vorbereitet. P. Zschorlich. Schauspiel. Der wertvollste Abend der bisherigen Spielzeit, über dies thcatergeschichtlich ein Ereignis, war die Aufführung von Shakespeares „T r o i l u s und C r e s s i d a" im Deut schen Theater. Oft gewollt, nie gekonnt, wiederholt an gekündigt und ebenso oft unterlassen, immer ersehnt von wenigen, mißachtet und mehr noch mißverstanden von vielen, hat vr"''le:nn!i'hste Dichtung Shakespeares 23 Jahre warten müssen, bis sie in der Theaterstadt Berlin, wo uns sonst kein Experiment erspart bleibt, zu ihrem Rechte kam. Zwar hatten gerade für diesen Winter auch das Staatstheater und Piskatvr Aufführung der Tragikomödie angekündigt, man ahnt warum, aber es ist sehr fraglich, ob sie es nach dieser hervorragenden Leistung noch für ratsam halten. Der Regisseur Heinz Hilpert hat freilich wohl unter starker Mitwirkung Max Reinhardts, der seit Jahren sich mit der Bühnenetnrichtnng von „Trotlus und Cressida" beschäftigte, das vielumstrittene Stück so gespielt, wie der Dichter es ge- dichtet hat, eine alte Forderung Grabbes. Will sagen, er hat nichts ausgelegt, auch nichts hineingelegt, er hat keinen Versuch gemacht, vvn den verschiedenen Motiven, die in- einander verschlungen sind, eines auf Kosten des anderen auszubauen — wie 1925 die Münchner Kammerspiele in einer an sich sehr beachtenswerten Aufführung eine Hector- Tragödie daraus machten —, sondern er schmiedete »nd glättete jedes Stück ln seiner Art für sich. Die TroiluS- Tragöbie kam, obwohl die Darstellerin der Cressida nicht die Erwartungen erfüllte, die man auf sie setzte, doch im Trotlus selbst bank einer echten und tiefen Beseelung dieses tumb- gläubigen Jungen durch Mathias Wiemann zu reinster Wirkung. Die Hector-Tragödie nicht minder durch Hans Reh manns natürliche Wärme und Männlichkeit in dieser Rolle. So war der menschliche und tragische Kern des Stückes gerettet. Um so freier entfaltete sich nun die mit bitterem Spott gewürzte Komödie, in der Shakespeare seiner Ver zweiflung an den Werten des Lebens nicht mehr tu dem yual- vollen Aufschrei des Trotlus, sondern in dem giftig geifern den Mcnschenhaß deS Thersites ein Ventil öffnet, in dieser beißenden Verhöhnung alles dessen, was die Welt als hoch und edel preist, in dieser bis zur Grimasse verzerrten Satire, die Shakespeare tm Kern hoch über Shaw stellt, weil er and tiefer, verwundeter Seele schreit. Diesen Kern traf Homolka als Thersites wunderbar. Er war nicht der kleinliche, verbissene, zynische Geiferer, den man meist in dieser Rolle sicht, sondern ein Kerl, ein Titan, wund und zerrissen, geschüttelt von Verachtung, aufgewühlt von Ekel und Abscheu, furchtbar in seiner Wut. Und daneben, gleich sam als leibliche, fettgewordene Rechtfertigung dieses Nihilismus der feiste Kuppler Pandarus Jakob Tiedt- kcS, der die eigene Nichte Cressida dem Prinzen Troilus verkuppelt. Damit sind sozusagen die Karyatiden des großen Erfolges aufgczählt. Weitere Stützen waren ein kostbar blöder Aiax lKampcrss, ein schwatzhaft murmelnder Nestor lHörblgerj, Bonn als Agamemnon, Kühne als Kalchas und Miiihel alo Achilles. Ei» Versuch, die ln ihrer Art einzig artige Blandine Ebinger als Kassandra für die Tragödie zu gewinnen, gelang noch nicht ganz. Den Prolog hatte man mit Recht gestrichen, ebenso die Schlußrede des Pandarus. So bezeichnend es für Shakespeares Stimmung in dieser düstersten Periode seines Schaffens ist, daß der feiste Kuppler darin das letzte Wort hat, die Bühnenwirksamkeit leidet er- fahrungsgemäß darunter, und bas schmerzliche Wvrt des Troilus gibt einen wuchtigeren Schlußstein. Karl Strecker. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theater-Spielpla« für heute. Opern haus: „Aida" sl-47). Schauspielhaus: „Prinz Fried- rich von Homburg" l^8j. Albert-Theater: „Maria Stuart" (Residenz-Theater: „Der fibele Bauer" <>64j; „Ich Hab' mein Herz in Heidelberg verloren" 1A8j. Die Komödie: „Ein besserer Herr" <^8j. f Mitteilungen der Sächsischen StaatStheater. Oper». Haus. Morgen Sonntag, 18. September, außer Anrecht: „Aida" mit Meta Seinemeyer in der Titelpartie, Julius Puttlitz, Helene Jung, Curt Taucher, Adolph Schoepflin, Friedrich Plaschke, Hanns Lange. Angela Kolniak. Musika- lische Leitung: Hermann Kutzschbach, Spielleitung: Waldemar Staegemann. Anfang A7 Uhr. Montag, 19. September, Anrechtsreihe V: „Fidelio", mit Eugenie Burkhardt in der Titelpartte, Curt Taucher, Friedrich Plaschke. Paul Schöffler, Adolph Schoepflin, Erna Berger szum erstenmal Marcellina), Hanns Lange. Musika- lische Leitung: Fritz Busch, Spielleitung: Alfred Reucker. Anfang 1L8 Uhr. Dienstag, 20. September, NnrcchtSreihe V: „Der Waffenschmied" mit Adolph Schoepflin in der Titel partie, Angela Kolniak. Waldemar Staegemann, Hanns Lange, Ludwig Ermold, Elfriebe Haberkorn. Musikalische Leitung: Hermann Kutzschbach, Spielleitung: Alfred Reucker. Anfang 1L8 Uhr. Dte Ausgabe der Anrechtskarten für die S i n f o n i e k o n z e r t c 1927/28, Reihe und N, erfolgt vom 19. bis mit 20. September 1927 ab täglich zwischen 10 und 2 Uhr an der Opcrnhauskasse. Schauspielhaus. Zum Gedächtnis Heinrich vo» Kleists, dessen Geburtstag am 18. Oktober d. I. sich zum 150. Male jährt, wird sein „N mphitryon" neu einstudiert. Das Werk, in welchem Kleist ein Lustspiel MoliöreS von Grund ans umgcstalict und mit seinem eigensten Gcist erfüllt hat, ist im früheren Königlichen Schauspielhaus nur ein'
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