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Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-18
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
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Sonntag. 1». September 1«7 Dresdner Nachrichten* Nr. 439 Se«e 3 Die neuen Milglie-er Die Wirkung des Ausscheidens Belgiens. (von »nfer«« ständige» Vertreter tn »enf.) Grus, 18. September. Dt« Wahlen tn den Bölkerbundsrat haben ihre Schatten lange vorauSgeworfen; der Bölkerbundsrat ist das wichtigste poltttsche Instrument und der Vollversammlung nicht untergeordnet, wie man vielfach annimmt; auch steht der Rat zur Versammlung nicht tm Verhältnis des Kabinetts zum Parlament, was ein noch wett verbreiteterer Vergleich ist. Rat und Bersammlung stehen sich durchaus ebenbürtig gegenüber, wobei dem Rat praktisch deshalb eine größere, weil direkter« Bedeutung zukommt, als er unmittelbar polt- tisch auSwirkbare Beschlüsse faßt und in dieser Richtung die weitestgehenden Kompetenzen besitzt. So kann es durchaus nicht anfechtbar sein, wenn fast alle dem Völkerbunde an» gehörenden Staaten nach der großen Würde streben, noch mehr aber nach der politischen Bedeutung, die in der A». gehörigkeit zum BölkerbundSrate liegt,- diese politische Be» deutung brückt sich nicht nur tn der ständigen Zugehörigkeit aller völkerbundlichen Großmächte der Erde aus sFrankreich, England, Italien, Japan, Deutschland), sondern ebenso stark auch in dem geradezu leidenschaftlichen Streben der halben und Viertels-Großmächte, die entweder durch Neugeburt oder -rohe Gebietserweiterungen oder besondere Beziehungen zu den Großmächten zu politischen Aspirattonszentren geworden find. Welch hohes Maß an Wichtigkeit dem Völkerbundsrat zuerkannt werden muß, konnte sowohl anläßlich der ersten Besetzung als bet Anlaß der schweren vorjährigen Kämpfe rein äußerlich festgestellt werden: es genügen zur Erhärtung die Nennung der Namen Brasiliens, Spaiiiens. Polens: und heute zeigte Belgien als kleine Locarno-Macht in allerdings sympathischerer Weise dasselbe. Es ist ganz sicher, daß die großen Locarno-Mächte einstimmig für Belgien eingetrcten find und nebst den eigenen Stimmen eine große Anzahl anderer für Belgien zu gewinnen vermochten, daß aber ander seits die kleineren Staaten — Belgien sonst durchaus wohl wollend gesinnt — die Möglichkeit der Wiederwahl ver hinderten: nicht auS Gründen der bloße» Opposition, sondern als Parierung im Kampfe der Kleinen gegen die Großen um die gefährdete Bedeutung der Vollversammlung gegen über dem Anwachsen der Macht des Völkerbundsrates. Wie mau am Ansgang gesehen hat. ha« der Einfluß der Große« nicht anfznkommen vermocht gegen die Phalanx der Nentrale» mit ihrem Anhang; an und für sich ein gutes Zeichen für die Zukunft des Völkerbundes. Daß sich der Schlag gerade gegen Belgien auswirken mußte, wird offenkundig vielerorts bedauert, und man hätte «S gern gesehen, wenn Belgien, in besserer Berechnung der »rästevcrhältntsse tn der Vollversammlung, sein auch noch durch anderweitige Bedenken etwas kompromittiertes Be gehren zurückgezogen hätte. Das Privileg der Wiederwähl- »arkett, vor einem Jahre aus gewissen Umständen heraus stipuliert, war schon damals ausdrücklich mit dem Charakter der seltensten Außerordentlichkeit umkleidet worden; es durfte aur bei ganz außergewöhnlichen Verhältnissen zucrkannt werden und jedenfalls keineswegs schon nach einem Jahre. Man dachte vor allem an die Folgen einer derartigen Wiederwählbarkeitserklärung unter den augenblicklichen Um- stände» und angesichts einer belgischen Begründung, wie sie ohne Schwierigkeiten noch von vielen Staaten ausgebracht werden könnte. Die Gefahr, daß die Wicdcrwählbarkeit zum Gewohnheitsrecht würde, nach dem schließlich stets und auch aus selbstsüchtigen Motiven gegriffen werben könnte, drängte sich in der Tat stark auf und mußte umgangen werden. Wenn feckiand, so hat — nach den Erklärungen Vander- neldcS zu schkieften — Belgien selbst zuerst diese ihm praktisch schädllche Stellungnahme der kleineren Staaten als durchaus achtenswert anerkannt; dafür haben sich aber die Sympathien für Belgien mit einem Schlage erneuert und verstärkt. -es Völkerbunüsrates SS ist tm Völkerbund« wohl noch nt« tn ähnlicher Situation ein« so bestechende und mit unmittelbarem Jubel aufgenom- mene Erklärung abgegeben worben wie diejenige des belgt- schen Außenministers Vanbervelde, die einem feierlichen Ge- löbnts »um »Völkerbund, dem großen Werk des Friedens*, gletchkam, gesprochen mit einer so schmtegsam-weichen Stimme, unter einem die Gefühle des Unterlegenen fast eher unter, streichenden als verdeckenden Lächeln, wie man dies tm Völkerbünde in Wahrheit noch nicht erlebt hatte. Es ist nicht aller Tage Abend, muß Vanbervelde tn diesem Augenblick gedacht haben, und: »Die belgische Kandidatur wird wieder einmal im Vordergründe stehen.* Nach dem feststehenden RatsauStrttt Belgiens konnte sich die stark verwickelte Lage bezüglich der verbleibenden Kan- dtdaturen iKuba, Kanada, Finnland, Griechenland, Portugal) sofort tn weitem Grade klären — es stand nun mit einem- mal so gut wie fest, daß Europa einen Natssitz ausgeben müßte, falls es nicht gelänge <waS wohl niemand erwartete), Finnland und Griechenland tn den Rat zu bringen. Die griechische Kandidatur war gegenüber derjenigen Finnlands in den Hintergrund getreten, nicht ohne eigene Schuld des persönlichen Anwärters auf den Sitz; aber auch Kanadas Kandidatur hatte sich allmählich vor ernsthaften Schwierigkeiten gesehen, die nicht zuletzt von England aus- gingen. Die Sache mit Kanada hatte für Chambcrlain zwei sich widersprechende Seiten: einerseits konnte durch eine Wahl des englischen Dominions der englische Einfluß noch verstärkt werden, während anderseits die große Bedeutung, in die sich ein englisches Dominion erhoben sah, dem Mutterlande auch unbequem werden mußte. So sanken die Aussichten Kanadas tn den letzten zwei Tagen beständig, was für die Versamm- lung schon deshalb eine Erleichterung bedeutete, als damit das amerikanische Entweder-Oder. Nordamerika oder Süd amerika, nicht mehr so unlösbar präsentiert war. Man mar sich im klaren, daß bei einer Wiederwahl Belgiens, an der man keine Zweifel hegte, der bisherige tschechische Sitz nicht überseeisch vergeben worden wäre, daß aber anderseits, trotz der südamerikantschen Zerrissenheit, die Wegnahme eines der drei südamcrikanischen Sitze sofort wenn nicht eine »süd amerikanische Einheitsfront der Beschwerde*, so doch sonst eine Atmosphäre beleidigter Gefühle geschaffen hätte. Kanada konnte man ruhig in den Hintergrund treten lassen, denn bei diesem Lande waren politische Folgen nicht zu befürchten. ES muß immerhin bemerkt werden, daß die Kandidatur stets vollgültig aufrechterhalten worben war. DaS flaue Stimmenmchr, das nach der ehrenvollen Nieder lage Belgiens für Kanada nun erreicht wurde, zeigt zweier lei: erstens, baß Kanada als Rivale Kubas nicht mehr in Betracht gefallen war, und zweitens: daß seine Wahl viel leicht mehr dem Zufall zu verdanken ist als den Verdiensten oder Sympathien des Kandidaten. Beinahe hätte eS zu einer Stichwahl zwischen Kanada und Griechenland kommen können, denn der Stimmenabstand ist äußerst gering; die Wahl Kanadas ist geradezu dem Umstande des Fehlens eines qualifizierteren Partners zu verdanken, da Griechenland wegen seiner inneren «»gefestigten Verhältnisse und auch wegen gewisser damit zusammenhängender internationaler Reserven manche Stimmen verlorengegangen sind. Es ist möglich, daß eine orientalische Kandidatur wie die aner kanntermaßen gntbegründete persische, wäre sie rechtzeitig aus gestellt und beharrlich verfochten worden, die Siimmenzahl Kanadas erreicht oder überflügelt haben würde. Diese Kan didatur ist indessen für das nächste Jahr angekündigt, wenn China anstritt und natürlich noch weniger Aussichten auf das Privileg der Wiedermühlbarkeit besitzt als Belgien. Die bessere Verteilung der Ratssitze aus die ver» schicdenen Kontinente liegt als Problem in der Lust. Europa besitzt acht Sitze, davon die Hälfte ständige. Amerika, dessen vier größte Staate» fehlen, hat vier Sitze inne, das gewaltige Asien ist bloß mit dem Aeußersten Osten vertreten und sieht China nächstes Jahr ausscheiden. ohne baß ein Er- satz im Fernen Osten möglich ist. Der ganze Riesenkontinent ist somit nur von Japan repräsentiert. Jer Konflikt Ungarn-Rumänien vor dem Rat. China verzichte! auf -en Vorsitz. (Durch Kunkspruch.) Gens, 17. September. In der G e h e i m s i tz » n g. mit der die 17. Ratstagung heute eröffnet wurde, erklärte das chinesische Ratsmitglicd Wang, daß er nach dem Beispiel Dr SircsemannS tm vorigen Jahre darauf verzichte, den alpha bethisch ihm zustehenden Vorsitz zu übernehmen, »ich den bis. herigcn Vorsitzenden bitte, die Tagung weiterzuleiten. Er werde dann tm Dezember den Vorsitz des Rates übernehmen. Sodann begrüßte der Vorsitzende die neu eingetrctenen Rats- Mitglieder, den Berliner kubanischen Gesandten Agile ro- «-Betaneourt, den finnischen Außenminister Boiannaa und -en kanadischen Staatsmtnister Dandurand. Nach Erledigung der Tagesordnung für die neue Session bean tragte Chamberlain die Absetzung des englischen Antrages aus Herabsetzung der Zahl der jährlichen Ratstagungen von vier auf drei auf die Dczembertagung. Der Rat beschloß dem. entsprechend und nahm auch die Vertagung des SalamiS- ffallcS bis Dezember t» -lussicht, fall« die überfüllte TagcS- vrdnung die Erledigung in der jetzigen Tagung nicht mehr gestalte. In der anschließenden öffentlichen Sitzung begann der Rat zunächst mtt der Behandlung des rumänisch-ungarischen Optantenstreitfalles, dessen Erledigung durch eine Verstän digung zwischen den beiden Parteien angcstrebt wirb. Der Rat fordert Rumänien auf, seinen aus dem ungarisch-rumä nischen Schiedsgericht zurückgezogenen Schiedsrichter wieder in das Schiedsgericht zu entsenden. Ueber den «ngartsch-rnmänischen Streitfall hielt Grat llpponyi ein mehr als IN stündigeö Plädoyer. Er lehnte den heute unterbreiteten von einem JuristenanSschuß aus. gearbeiteten Borfchlag i« feiner Gesamtheit ab. Bet der Ab lehnung des Vorschlages des JurtstenauSschusseS ging llpponyi von der These auS, daß der Versuch einer poltti- schen Lösung, den er in diesem Vorschläge erblickt, eine» Angriff auf das wichtigste und höchste Grundprinzip der Völkerbundes, die von ihm errichtete und tn das Völkerleben hineingetragene Schiedsgerichtsbarkeit barstelle. Graf Apponyi schloß mtt einem außerordentlich geschickten llppellan Rumänien, also an seinen Gegner, sich einem Antrag auf Vertagung der Frag« zum Zwecke ihrer juristt - schen Nachprüfung nach den erwähnten Gesichtspunkten anzuschließen. AIS andere Alternative legte er dem Rat den Antrag vor, den ständigen internationalen Gerichtshof tm Haag über die Zulässigkeit der von dem Juristenkomitee for mulierten drei Grundsätze zu befragen. Lu-apefler Arttik am Vorschlag -er Genfer Juristen. Budapest, 17. Gept. Die Stellungnahme des Genfer jurt- stlsche» Komitee» Im ungarisch-rumäntschen Konflikt hat hier in hohem Grabe verstimmend gewirkt. ES wirb darauf htngewiesen, baß da» Komitee die Frage eigentlich umgangen habe, indem eS nicht die juristisch« Sette der Frage behandelt, sondern sich tn eine Interpretierung des Trianoner Friedens« «ertrageS eingelassen habe. ES werbe eine formelle Ent. scheidung zugunsten Ungarn» getroffen, gleichzeitig aber offen- bar zugunsten Rumäniens der schiedsgerichtlichen Entscheidung »orgegrtffen, indem man de« Schiedsgericht gemissermaße« Instruktionen gebe, sich nicht von juristischen, sondern von politischen Motiven leiten z» lassen. Gleichzeitig wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, baß in der Vollversammlung des Völkerbundes auf die Unhaltbarkelt einer solchen Stellung nahme b-zw. anf die möglicherweise hieraus entstehenden üblen Folgen hingcwtesen werden wird. (TU.) Eine neue Interparlamentarische Union. Die Deutschenfeinde auf dem Kontinent. «Durch Funkspruch.t Prag, 17. Dept. Wie die Blätter melden, wird Ende Oktober tn Prag eine Konferenz von Parlamentariern auS der Tschecho-Slowakei, Jugoslawien, Frankreich, Rumänien und Polen abgehaltcn werden. Es ist die Begründung einer Interparlamentarischen Union dieser Staaten, gegebenenfalls unter Einschluß Belgiens, geplant. Außer der Tschecho-Slowakei, von der dieser Plan stammt, haben bisher Jugoslawien und Frankreich ihre Zustimmmungen gegeben. Das genaue Datum der Konferenz wird Anfang Oktober tn Paris festgesetzt werden. sWTB.) Brian- in Pari» Paris, 17. September. Außenminister vrland traf gestern abend um 10,lk Uhr, von Genf kommend, ln Paris ein. Er wurde am Bahnhof von seinem KabinctiSchef Berthelot und mehreren hohen Beamten des Außenministeriums empfangen. Kein Abbruch -er Beziehungen Paris- Moskau. Der Miutsterrat iu Rambonillet. tDurch Kunkspruch.) Paris, 17. Sept. Heute vormittag hat in R a m b o u i l l e t unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik der an gekündigte Miutsterrat stattgefunden. Wie das amtliche Kommunique besagt, wurde beschlossen, nicht anf den Bor» schlag des von der Sowjetregiernug formulierten Richtcin- mischnngspakteS zu antworten, da die Sowjetregierung ja In dieser Hinsicht bereits am 2V. Oktober 1924 eine unbedingte und absolute Verpflichtung übernommen hatte, deren Ein haltung die französische Negierung zu überwachen sich Vor behalte. Der Miutsterrat war anderseits der Ansicht, daß in keiner Weise gegenwärtig ei« Abbruch der diplomatischen Bezieh««» gen gerechtfertigt ist und hat den russischen Vorschlag eines Nichtangriffspaktes zurückgestellt. Der Mlntsterrat hat infolgedessen den Außenminister beauftragt, diese Verband, lungen fortzusetzen. — Nach Beendigung des Minister. rateS befragten Journalisten den Innenminister über den Fall Nakowskt. Der Innenminister erklärte, er habe dem offiziellen Kommuntqus, das genügend Aufschluß gebe, nichts htnzuzufügen. sWDB.) Paris, lö. Dept. An zuständiger französischer Stelle herrschte heute über die französisch-amertkantschen HanbelS- vcrtraaSverhandlungen die Hoffnung, daß eS möglich sein wird, mtt Amerika zu einem baldigen vrovtsortschen Han- belSabkommen zu aelanaeu. iTU.) Pie Reickseinnahmen im August. «Luftige Entwicklung der Eingänge. Berlin» 17. September. Die Einnahmen dcS Reiches an Steuern, Zöllen und -libgaben tm August 1927 mit rund ÜS9,8 Millionen Reichsmart, weisen gegenüber dem Vormonat, tn dem bekannllich dt« vierteljährlichen Voraus- gaLen der Einkommen-, Körperschaft-- und Umfatzsteuer, sowie die Zahlungen an ^jüllen aus den halbjährlichen Lagerabrech- nnngen zu entrichten ivaren. eine Mindereinnahme von 288H Millionen Reichsmark auf. Sie übersteigen wieder die Einnahmen des PdonatS Mai des entsprechenden Monats des vorhergehenden RechnungSvierieljahres um 37 Millionen Reichsmark, weil im August ebenso wie im Juli (wenn auch nicht in. der gleichen Höhe) Zlbschlußzahlungen auf die Ein kommen-. Kürperschafts- und Umsatzsteuer für das Jahr 192« entrichtet worden sind, und zwar hauptsächlich von den größeren Steuerzahlern, deren Veranlagung erst später durch geführt werden konnte. Das Gesamtaufkommen in den ersten fünf Monaten des Rechnungsjahres beträgt rund 3834 Millionen Reichs mark. Zur Erreichung der Halste des Jahres-Solls in .Höhe von 3875 Millionen, fohlen also noch rund 380 Millionen Reichsmark, die im September auskommen werden. Selbst wenn man berücksichtigt, daß in den ersten fünf Monaten zwei Monate fallen, in denen Vorauszahlungen auf die Ein kommen-, Körperschafts, und Umsatzsteuer fällig waren, daß ferner in dieser Zeit die Abschlußzahlungen aus diese Steuern aus dem Jahre 19-26 geleistet worden sind, und daß schließlich im letzten Monat des Vierteljahres erfahrungsgemäß die Steuereingänge erheblich niedriger sind, als in den beiden anderen Monaten dcS Vierteljahres, kann man die Entwick- luitg in dem bisher abgelaufenen Teil des Jahres als g ü n st i g bezeichnen. Sie berechtigt zu der Hoffnung, daß in Verbindung mit den Ersparnissen anf der Ausgabcnfeile, die dem Reich in der nächsten Zeit bevorstehenden Mehrbelastungen werben getragen werden können. Die Arbeilslosigkeil unter -en Angestellten. Berlin, 17. Sept. Ter Zugang an offenen Stellen auf dem kaufmännischen S t e l l e n m a r k t e ist nach Zählung der Neichsstellenvermittlung der gleiche wie im Vor monat. Dagegen hat sich der Bewerbcrzugang um 10 Proz. erhöht. Da nach der Rationalisierung der vergangenen Jahre Massenkündigungen innerhalb der Angestelltenschaft begrenzt und entscheidende Rückschläge auf die Wirtschaft nicht zu er warten sind, liegt für die arbeitsmarktpolitische Entwicklung der Haciptmert in der Vermehrung der Angebote offener Stellen. Nach den bisherigen Ermittlungen wird aber die Senkung der Stellenlvsenztffer im September nicht iveiter fortschreiten. Stellenlos sind immer noch 170 000 An gestellte. Das bedeutet, baß von rund 480 000 Arbeits losen in Deutschland mehr als ein Drittel Angestellte sind. Die Aslraris find „-gefunden. Berlin, 17. Sept. Die ASkari-Kom Mission ist jetzt nach Deutschland zurückgekchrt, nachdem sic ihre Aufgabe er ledigt hat. Die Äskaris sind abgefunden und die Löhne be zahlt worden. ES war dafür ein Kredit bis zur Höhe von zwölf Millionen ausgesctzt. An rückständigen Löhnen wurde aber nur die Summe von sechs Millionen ausgezahlt. Der Deulsch-Unlerrichi im Elfatz Paris, 17. Sept. Wie die' Blätter aus Straßburg be richten, ist durch den Rektor der Straßburger Universität der deutsche Sprachunterricht in den Volksschulen neu geregelt worden. Der deutsche Sprachunterricht, der bisher mit dem dritten Schuljahre begann, wird künftig vom zweite» Vierteljahr des zweiten Schuljahres an gelehrt werden. Das Deutsche soll ferner bet den Abschlußprüfungen der Volksschule berücksichtigt werden. Es soll eine schriftliche und eine mündliche Prüfung stattfinde», die für die Gegenden mit deuischem Sprachgebrauch obligatorisch, für die übrigen fakultativ ist. (W. T. B.) Die amerikanischen Legionäre in Frankreich. Paris, 10. Sept. Heute vormittag kamen an Bord des „Leviathan" General Pershing, der Kommandant der amerikanischen Legion, Savage, und die Nachhut der amerika nischen Legionäre tn Cherbourg an. Zur Begrüßung deS Dampfers war die „Welcome", von zahlreichen VergnügnngS- booten umgeben, cntgegengefahren. Der Zufall wollte es, daß beide Dampfer frühere deutsche Schiffe sind, der „Leviathan* die ehemalige „Vaterland" und die „Welcome" die ehemalige kaiserliche Jacht „Imperator*. Dem offiziellen Empfange im Nathause blieb die sozialistische Partei fern, während die Kommunisten in einer Nachbargemcinde eine Kundgebung veranstalteten. Die Legionäre trafen unter Führung ihrer Kommandanten Savage und General Peshings abends ln Paris ein. Für ihren Empfang war die Umgegend der Bahnhöfe festlich geschmückt. Minister und hohe Militärs waren erschienen. In der ganzen Stabt herrscht festliche Stimmung. Der 19. September ist zum StaatSseiertag erklärt worden. Riedel von -en Italienern erneul verhaslel. Innsbruck, 17. Sept. Nach einer Meldung der »Inns brucker Nachrichten" ist der Südtiroler Lehrer Nud. Riedel aus der Reise nach Bozen in Auer erneut verbastet worden, nachdem ihm in der letzten Zeit wiederholt die Verhaftung «»gedroht worden war. Die Festnahme erfolgte angeblich, well Rledcl sich im Besitz eines falschen Passes befinden soll. Riedel wird nach Trient gebracht werden. Riedel würbe feit seiner Begnadigung vom Zwangs- aufenthalt auf den sllöttaltenischen Inseln, wozu er im Fe- bruar dieses Jahres durch ein geheime» Verfahren verurteilt worden war, von den lokalen Behörden seines Heimatortes wie ein Gefangener gehalten. Da man ihm auch seine wirtschaftliche Existenz genommen hatte und ihm die AuS- zahlung der L e h r e r p e n si o n vorenthielt, sah sich Riedel gezwungen, auSzuwanbern. ES war ihm gelungen, die österreichische Staatsangehörigkeit zu erlangen und in Nordtirol eine Lehrcrftelle zngesichert zu erhalten, die er in diesen Tagen antreten sollte. Es scheint, daß man ihn an der Ausreise gemaltsam hindern will. An unsere Postbezieher! Die Bestellung auf die Dresdner Nachrichten für Monat Vktober 1927 wollen Sie sofort erledigen, damit keine Unterbrechung in der 2eitungs;ustellung eintritt. Jür Bestellungen, di« nach dem 25. September auf gegeben werden, erhebt die Post «ine Sondergebühr Verlag der Dresdner Nachrichten
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