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Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-18
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1927
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Nr. 4ZS Seile 18 — «Dresdner Nachrichten" — Sonntag. 1». September 1S27 Die Erdbebenwelle kommt nach Europa. Düstere Voraussagungen rnssischer Gelehrter. Fast lägiich werden auo allen Ecken deS Erdballes Natur- laiasiropbe» gemeldet, in ?iuömaßen, wie sie der Menschheit bis jetzt unbekannt waren. Hunderte und Tausende von Me>oä>e»>eben fallen diesen Katastrophen zum Opfer. Blü. hende Siädie liegen innerhalb weniger Minuten in Trüm» mern Muleidsvoll lesen wir Europäer die Schreckensberichte in unseren Heilungen und freuen uns insgeheim darüber, daß all dies Entsetzliche uns nicht unmittelbar berührt. Nun ist es aber aus einmal ganz anders geworden. Das Erdbeben in der Krim ist das erste Alarmsignal. Die Ausbreitung des Krimer Erdbebens ist viel gröber als nach den ersten Meldngen angenommen werden konnte. Es steht beule bereits fest, daß auch der Lüden des europäischen Rußland durch Erdbeben in Mitleidenschaft ge zogen wurde Das Srdbebengebtet — d. h. das Gebiet, wo die Erdstöße deutlich zu hören waren, und wo Zerstörungen zu verzeichne» sind — breitete sich mehrere hundert Kilometer nordivartS der Krim aus. Nicht nur Odessa und Nikolajew, sonder» auch die verhältnismäßig so weit im Innern des Lan des liegenden Städte, wie Ktjew und Jekctterinburg, haben Zerstörungen recht schwerer Art zu beklagen. Indessen gab die Ukraine bis jetzt in seiSmologischer Hinsicht zu keinerlei ernsten Beunruhigungen Anlaß. Fast vor 300 Jahren, im Jahre 1738, soll in der Ukraine ei» schwaches Erdbeben statt, gefunden haben. Dann wurden dort einige Erdstöße in den Jahren 1815 und 1838 — also genau 100 Jahre später — fest gestellt. lind jetzt, wieder nach einer 100 Jahre dauernden Pause, wird die Ukraine von einem neuen, diesmal aber viel stärkeren Erdbeben hetmgesucht. — Diese Tatsache gibt zu ernsten und weitgehenden lleberlegungen Anlaß. Schon vor einigen Jahren wurde von einer Reihe nam Hafter Geologen die Ansicht vertreten, daß es Anzeichen für eine nabe bevorstehende europäische Erdbebenkatastrophe gibt. Die Meeresbodengesraltung des Atlantischen Ozeans habe sich in den letzten Jahrzehnten so aufsallend verändert, daß zu be fürchten sei. Europa gehe einer riesigen Erd- und Meeres, katastrophe entgegen, die bereits für die allernächsten Jahre erwartet werden müßte. Durch die Ereignisse könnte ganz England und große Teil der norddeutschen, belgischen und nordfranzösischen Küste unter Wasser gesetzt werden, wobei die ersten kontinentalen Ansätze der Katastrophe für 1927 zu er warten wären. Diese Theorie, von der in der damaligen Tagespreise sensationell ausgemachte Meldungen Vorlagen, und die in ge wissen Bevölkerungsschichten eine recht verständliche Be unruhigung hervorriesen, wird jetzt durch eine andere Hypo these unterstützt, die — auch inhaltlich — aus einer ganz an deren Richtung kommt. In russischen Geologenkreiscn wird auf Grund sorgfältiger Untersuchungen die Feststellung ge macht, daß die Erdbeben der letzten Jahre, vom großen Japan. Erdbeben des Jahres 1923 an, eine westliche Richtung haben. Bon Japan aus geht die Erdbebenwelle deutlich auf die ge- nniltige Bergkette über, die am Stillen Ozean ihren Anfang nimmt und nun über das ganze Asien über das Sajan- und Altai-Gebirge nach dem Himalaja zieht. Diese Bergkette findet weiterhin in einer anderen Bergkette ihre Fortsetzung, die von Turkcstan über den Kaukasus, der Krim und den Kar- pathen zu den Alpen hinüberragt. Diese letztere Gebirgsfalte ist tertiärer Herkunft. In dieser verhältnismäßig jungen Zone flackern hie und da kleine Erdbeben auf, deren Wir kungen zum großen Teil bis jetzt recht harmlos waren. In den letzten Jahren fand aber im Zusammenhang mit den großen unterirdischen Veränderungen im Stillen Ozean eine starke Belebung in der durch das europäische Festland ziehen den Bergkette statt. Das jetzige Erdbeben in der Krim ist ein Snmptom dieser Belebung. Nach der Ansicht russischer Ge- lchrter spricht vieles dafür, daß auch in den westlichen Aus läufen der Bergkette Erdbeben von in geschichtlicher Zeit un bekannter Größe zu erwarten seien. Die Aussichten für Westeuropa scheinen, will man den russischen Geologen Glauben schenken, keineswegs rosiger Art. Es mag aber zur allgemeinen Beruhigung gesagt werden, daß bei iveitem nicht jedes Erdbeben zerstörende Folgen nach sich ziehen muß. In Deutschland finden in jedem Jahre z. B. durchschnittlich 20 bis 30 Erdbeben statt, sogenannte Disloka. tionsbeben oder tektonische Beben, die, wie man wohl be merken konnte, keineswegs gefährliche Ausmaße annahmen. Es muß anderseits daraus hingewiesen werden, daß auch Erd beben recht verheerender Art in Süddeutschland durchaus nicht neu sind. Der Schwarzwald, der Kaiserstuhl, die oberrheinische Ebene zwischen Basel und Mainz und der schwäbischen Jura können aus bedeutende Katastrophen zurückblicken, zu denen auch das berüchtigte Beben gehört, das am 18. Oktober 1857 die Stadt Basel fast vollständig zerstörte, neben 34 benach. barten Burgen und Dörfern. Was vor 600 Jahren — ein Augenblick in der Erdgeschichte — geschehen konnte, kann sich auch heute wiederholen. Trotzdem liegt selbstverständlich für eine Panik kein Grund vor. Mit dem den Menschen an geborenen Optimismus wollen wir hoffen, daß di« Theorien der russischen Gelehrten sich als irrig erweisen und daß Europa von Naturkatastrophen, von denen Japan so häufig heimgesucht wird, verschont bleibt. k. Vermischtes. Argenkinische Kul-igung für Sarrasarri. Die Eröffnungsvorstellung der Sarrasani-Schau in Han nover am Dienstag brachte einen Huldigungsakt von außen politischer Bedeutung, der diese Erstvvrstellung weit über den Nahmen einer üblichen großen Premiere hinaustrug und ihr den Stempel eines Ereignisses aufdrückte. Uns wird hierüber berichtet: Nach der Parade der Vertreter von 38 Nationen über reichte der argentinische Konsul zu Hannover im Aufträge der argentinischen Republik Direktor Stosch-Sarrasani im Namen der „Vereinigten Jugend von Buenos Aires" die goldene argentinische Medaille. Hierbei hielt er eine Ansprache, in der er betonte, daß als Beweis der Anhäng lichkeit und Bewunderung die argentinische Regierung Sana- sani eine goldene Medaille gewidmet habe. Jedermann wisse, daß der Zirkus Sarrasani Weltruhm habe. Und da Stosch- Sarrasani ein echter Deutscher sei, so hat auch das ganz« deutsche Volk Anteil an der Medaille, die die große argen tinische Republik in aller Feierlichkeit aus der Brust von Herrn Stosch-Sarrasani glänzen sehen möchte. Die Rede klang aus in einem dreisachen Hurra für Deutschland, für die argentinische Republik und für Sarrasani und seine Mitarbeiter. Ein Reigen des Sarrasani - Balletts umschlang blumen- beladen die beiden Männer, die sich die Hände reichten, ein Händedruck, der von Nation zu Nation, von Land zu Land, von Erdteil zu Erdteil ging . . . Und da slatterten plötzlich als schönstes Symbol des Friedens aus den Blumenkörben der Mädchen Tauben hoch. Sichtlich bewegt ergriff Direktor Stosch-Sarrasani das Wort. Er sei nicht der Mann langer, malerischer Reden, was er sage, fei kurz und knapp, komme aus dem Herzen. Er danke der argentinischen Regierung für diese Huldigung und wies darauf hin, daß die Argentinier ihn und seine Künstler schar wie Brüder ausgenommen hätten. Argentinien sei das einzige Land gewsen, das uns in dem gräßlichsten aller Kriege, als alle über uns Hersielen, die Neutralität bewahrt habe. Ein brausendes Hoch, dem das Spiel der argentinischen Kapelle unter Oberleutnant SessoS Taktstock folgte, bestätigte Direktor Stosch-Sarrasani. daß die Hannoveraner ihm wärmstes Ver ständnis entgegenbrachten. Daraus ergrtsf noch einmal der argentinische Konsul das Worts er wandte sich in der Sprache seines Landes zu der argentinischen Kapelle, die bekanntlich von der nrg-ntiniiclien ll'-iie niig für die Sarrasani-Schau be urlaubt wurde. Er sagt«: Gedenket auch in Deutschland eurer fernen schönen Heimat, eurer heldenmütigen vorsahren. ge denket eine» St. Martin», eines velgrano», der ruhmreichen Generale, aber freut euch auch und zeigt euch würdig der Gast freundschaft des prächtigen deutschen Lande», da» euch ebenso ausgenommen hat, wie wir einst da» deutsch« Sarrasant-Unter nehmen in Argentinien. Der Prozeb gegen die „Soll und Laben"-Firma End« Oktober oder Anfang November beginnt ln vr«»lau der große Prozeß gegen dt« Firma Moltnart, deren In- Haber de» betrügerischen Bankerott» beschuldigt sind. Dt« Vorverhandlungen und Untersuchungen haben mehrere Monate tn Anspruch genommen. Die Firma Moltnart ist be kanntltch baS Geschäft, tn dem Gustav FreytagS Kaufmann roman »Soll und Haben" spielt. «In Äexenprozeb. Im Holsteinischen ist. so unwahrscheinlich e» klingt, unter einem Teil der Landbevölkerung noch der finsterste Heren glauben zu finden, was wiederholt gerichtlich« Prozesse be wiesen haben. Ein neuer Hexenprozeß ist jetzt tn Heide vor dem Amtsgericht verhandelt worden, er entrollte ein Bild des Unglaubens, wie man es im 20. Jahrhundert nicht für möglich halten sollte. In dem kleinen dithmarsischen Dorfe Barken holm erkrankten seit einiger Zeit die Ortsschweine und die Tiere starben, ohne daß die Ursache genau fcstzustellen war; Schweineseuche war weder im Dorfe, noch in der Umgegend. Eine alte Bäuerin wußte schließlich den Grund: Die Tiere sin- verhertl Andere bestätigten den Befund der Alt«n. Um die Zeit »og eine Aigeunerbande ins Dorf und «in altes Zigeunerweib erklärte auf Befragen: Es ist eine Here im Dorf! Sie gab Verhaltungsmaßregeln, um diese auSftndta »u machen. Auf ihren Rat holte ein Landwirt alle im Dorfe auf. zutreibenden Stecknadeln zusammen und bespickt« damit den Kadaver seines soeben verendeten Ferkels. Der Zigeuner- spruch besagte: Wer am dritten Tage zuerst da» Hau» betreten würde, der habe die Schweine behext. Tatsächlich erschien nach drei Tagen eine Nachbarin des Landwirtes. Er trieb sie mit wüsten Worten und Beschuldigungen und mit Besen und Forke vom Hose. Die ahnungslose Frau glaubte nichts andere», al» daß ihr Nachbar den Verstand verloren habe und erzählte tm Dorfe, der Landwirt sei plötzlich verrückt geworden. Da» Amtsgericht hatte sich mit den gegenseitigen Beleidigungen zu befassen. ES wurde vor Gericht festgestellt, daß die Nach, barin weder eine Hexe, noch der Landwirt verrückt sei und es erfolgte die Freisprechung der beiden. Juristisch ist der all. wie alle anderen vorher schon, erledigt, nicht aber der exenglauben, der auf dem Lande tiefe Wurzeln geschlagen Kai. Leider konnte die Zigeunerin nicht zur Verantwortung gezogen werden. Sorojelruhlanb uni» die Kirche Das russische Nationalkomitee in Paris — die ständige Vertretung aller russischen Emigrantengemeinschafien — gibt eben eine Liste von 117 Erzbischöfen und Bischöfen heraus, die von den Sowjets nach bestimmten Deporiationsstädte« ver bannt worden sind. Zu diesen 117 kirchlichen Würdenträgern kommen noch vierzig andere, über deren Schicksal keine be- timntten Angaben vorliegen. Diese Verbannten unterliegen ehr strengen Bestimmungen. Sie müssen an dem ihnen zu» gewiesenen Orte leben und sich an bestimmten Tagen und an bestimmten Stunden bei der nächsten Sowjetbehvrde melden. Viele von ihnen werden zu erniedrigenden Verrichtungen herangezogen: sie müssen Straßenwärter, Köche, Nachtwächter usw. sein. Znm monatlichen Lebensunterhalt erhalten sie drei bis fünf Rubel, eine Summe, die zur Beköstigung ganz un- zureichend ist und außerdem nicht immer auSgezahlt wird. Alle diese Deportationen sind ohne gerichtliche Untersuchung und rechtskräftiges Urteil, lediglich auf Grund einer Verwaltung». Maßnahme ausgesprochen worden. Das russische National komitee erhebt einen entrüsteten Protest gegen die Gewaltherr- chaft und fordert alle Schriftsteller der Welt auf, sich diesem Protest anzuschlleßen. Das erste antike KolzmSbel enldetkl. Unter den neuesten Entdeckungen, tzie bet den Ausgrabun gen in der »Straße des UeberslusseS" zu Pompeji gemacht wurden, befindet sich rin einzigartiger Kund, nämlich ein hölzerner Kleiderschrank, das erste hölzerne Möbel» tück deS Altertums, das man in guter Erhaltung anS Licht ge bracht hat. Dieser zweitausendjährige Kleiderschrank stand an die Mauer des Atriums eines Hauses gelehnt. Außerdem fand man eine Apollo-Statuette in archaischem Stil, di« von großem künstlerischen Wert ist, und einen silbernen Becher, der mit Tritonen und Nereiden in erhabener Arbeit geziert ist. Die Gegenstände sollen nach Möglichkeit, so weit das für ihre Er haltung zuträglich ist, an den ursprünglichen Stellen gelassen werden, an denen sie gefunden wurden. Neue ErdskStze auf -er Krim. In der Nacht zu« Sonnabend «nrben t« »er ganzen Krim erneut Erdstöße verspürt. I« Laspi bei Sebastopol kürzte der Ellasselsen ab. Es wurde festgestellt, baß die während des Erdbebens über dem Wasserspiegel zwischen Sebastopol und dem Kap Luknll erschienene» Kenersänlen ans einen großen Einsturz des Meeresgrundes znrückzuführe» ind. Die infolge des Einsturzes hervorbrechenden Gase ent» zündeten sich bei ihrer Verbindung mit der Luft «nb bildete« vom User ans sichtbare Feuersäule» «nd Ranchwolke«. ** Direktes Gespräch MoSkan-Berli«. Im Moskauer inter- nationalen Telephonamt fand ein direktes Gespräch zwischen Moskau und Berlin statt. Moskau rief die Sowjetbotschaft in Berlin an. Das Gespräch war gut vernehmbar. ** Hypnose im Dienst« der Kriminalistik. Freitag nach mittag fand da» geplante hypnotische Experiment an der Breslauer Wirtschafterin Neumann statt, die sich tm Trance zustand über den Mordfall Rosen äußern sollte. SanttätS- rat Dr. Flatau nahm in seiner Klinik da» Experiment vor. ES dauerte ungefähr eine halbe Stunde. AIS die Wirt- schafterin in bas Bewußtsein zurückgerufen wurde, war sie ehr erschöpft. Der Sitzung wohnte der RechtSanwalt Dr. Sulz bei. Er registrierte die «uSsagen der Wirtschafterin. Der Raum war in Halbdunkel gehüllt. Dr. Flatau versetzte die Neumann nach seiner GuggefttonSmethob« zuerst tn hypnotischen Zustand. Dan« suggeriert« er ihr eine Kräf- tignng des Gedächtnisses, damit die Wirtschafterin anS sich heraus noch einmal vergangene Geschehnisse erlebte. In un- gehemmtem Ablauf der Vorstellungen erzählte da» Medium schleppend sich erinnernd. Im Anschluß daran wurden Fragen gestellt, deren Beantwortung durch die Hypnotisierte wertvolle Aufschlüsse gibt. ** HochwassernnfSlle auch in Spanien. Rach einer Mel. düng aus Madrid versuchte auf der Straß« von Santa Coloma (Provinz Barcelona) da» Anto «ine» Gpinneret- dtrektors elnen durch Regengüsse zum retßenbea Strom ge worbenen Bach zu durchqueren. Der Wagen wurde von den Fluten fortgerissen. Der Besitzer und der Chauffeur konnten sich durch Schwimmen retten, währenb dt« Fra« de« Be- sitzerS, deren Schwester, seine Tochter und dte Gouvernante durch Ertrinken ums Leben kamen. Da» Geheimnis eine» belegte« Brötchens. Ei« eigenartiger amerikanischer Prozeß. Neuyork hatte letzthin wieder einmal eine Sensation, dte den Zeitungen reichen Stoff zu allerhand tiefgründigen Be- trachiungen und auch zur Bebilderung bot. Im Mittelpunkt dieser Scnsationsasfäre stand ein Modell, Miß Kathy'ina Purce. Diese Dam« b Begleitung zweier Fremrdinnen ein am Broadway gelegener Automatenrestaurant, tn dem auch nicht der Schatten einer Kellners sichtbar wird, sondern alles aus automatischem Wege geschieHt. Die drei Damen leisteten sich einen kalten Imbiß, und zwar erstand Fräulein Purce eln GlaS Milch und ei» mit Et» und ein paar Blättchen Salat belegtes Brötchen I» dem Augenblick, wo sie ihr« schönen Zähn« tn da« Brötchen vergrub, fühlte sie tn der Unterlippe eins» stechenden Schmer,, der von einem in dem Sandwich verborgenen Tierchen her- rührte. Doch lassen wir sie über dieses Ereignis selb» »u Worte komme» tn dem Berichte, den sie ein paar Tag« danach der UntersuchungSkommtssion erstattete.^te mit der Klar- stellung de» eigenartigen Falle» betraut war. »Ich fühlte" so erzählte sie, «einen furchtbaren Schmer» am Mund«: es war, als od ich auf ein Bündel glühender Nadeln gebissen hätte. Ich wurde ohnmächtig und blieb lange ohne Bewußtsein: al« ich wieder zu mir kam. standen der Direktor de» Restaurants und einige seiner Angestellten »or mir. Wir suchten mit aller Sorgfalt nach dem Tierchen fan den aber keine Spur von ihm. Augcnschelnlich l-atte >>k es verschluckt. Wir suchten ferner nach dem Teile deS Bröuheno, den ich weggeworfen hatte, und fanden In chm dte Zäisie eines TtereS, da» eine kleine Eidechse zu sein schien, mu einer Unmenge von Füßen. Als ich diese» widerwärtige kleine tl„> geheuer sah und an dte andere Hälfte dachte, dte ausgnftnde» unmöglich ivar, wurde ich ausS neue ohnmächtig! Ich hatte den Mund ganz blutig gehabt, und die Lippe, die den Biß abbekommen hatte, war stark geschwollen Ter Direktor lieb unverzüglich einen Arzt kommen, der die Wände desinfizierte und mich in Behandlung nahm. Sr vcrnchcrte mir. daß ich bald wieder vollständig geheilt sein würbe Tic Freundinnen von Miß Katharina Purce bestätigten, daß sie, als sie tu da» Brötchen gebissen, laut aufgeschrien habe: Das Brötchen hat mich gebissen," und tn Ohnmacht gefallen ici. Da Miß Purce eine smarte Amerikanerin war, so ver. fehlte st« nicht, von den Besitzern des Restaurants für de» er- Mienen Schaden und die ausgestaudenen Schmerzen eine Eni. schädiguug von 2000 Dollar zu verlangen, die allerdings ab- gelehnt wurde, weshalb die Sache vor Gericht kam. Hier er zählte di« Klägerin ihre Leidensgeschichte, die sich mir ihrer oben wiedergegebenen Darstellung im wesentlichen dectte „ns von den beiden Freundinnen Wort sür Wort bestätigt wurde. Der Arzt, der Miß Pure« behandelt hatte, wurde als Zeuge zittert. Er sagte aus, daß sie an mehreren Stellen i» die Lippe gebissen worden sei und von diesem Tage an sich iu einem Zustande hochgradiger Nervosität befunden habe. Auch Ici sie wiederholt von Nebeltest befallen worben. Diese dnrchans ernst zu nehmende« Störungen haben etwa zwei Mvu.iic ge> dauert, während deren Miß Purce nur sehr selten ruhigen Schlaf finden konnte. Zudem habe auch ihre Ernährung er- blich gelitten. Jedesmal, wenn sie eine Speise ihrem nnde näherte, dachte sie mit Schrecken an das verlningnis- volle Sandwich. Der Direktor -e» Restaurants seinerseits behauptete, unterstützt von einigen seiner Angestellten, -aß in dein Sand wich sich ein Tausendfüßer un- keine Eidechse befunden lmbe. „Aber." so urteilte der Richter, ,^was es auch für ein Tier ge wesen sein mag, cs durfte sich nicht in dem Sandwich befinden, Die von dem Restaurant hergerichteten und verlausten Speisen müssen so beschaffen sein, daß sie von jedermann ohne Gefahr gegessen werden können. Der Eigentümer hat die ltzarantle zu übernehmen für alles das, was er dem Publikum bietet. Wenn der Inhalt des Brötchens, wie es sich gehörte, eprtift worden wäre, bevor es zum Verkauf kam, so wäre sitß Purce nicht gebissen worden." Nach kurzer Debatte kam der Gerichtshof zu dem Urteil, daß Miß Katharina Purce mit 1000 Dollar zu entschädigen sei. die von den Eigentümern des Restaurants zu zahlen seien. Damit war nun -war die rechtliche Seite des eigen artigen Falles erledigt; eS war aber noch leine Aufklärung geschaffen über dte Art des Tieres, das sich des Bisses schuldig gemacht hatte. Miß Katharina behauptete, wie bereits gesagt wurde, daß eS sich um eine kleine Eidechse gehandelt l-abe. Dagegen schworen der Direktor des Wirtshauses und seine An. gestellten darauf, daß ein Tausendfüßer der Uebcttäier war. Und auch die Gelehrten deS Amerikanischen Naturhiiloriichen Museum», dt« sich mit dem Falle befaßten, erklärten sich für den Tausendfüßer. Bei der peinlichen Gewissenhaftigkeit, dt« die amerikani schen Richter auSzeichnet. suchten sie die Spezies des Tieres auch au» dem Herkunftsorte deS SalatS, der in dem Brötchen enthalten war. zu ergründen. Aber auch diese Bemühung führt« zu nicht». Immerhin neigt die'öffentliche Meinung Neuyorks überwiegend zu der Annahme, daß «8 sich in der Tat um «inen Tausendfüßer gehandelt habe, well diese nicht gerade lieblich anzuschauenden, aber im Vergleich zu den Ei- dechsen ziemlich ungefährlichen Tierchen tn vielen Nennorker Wohnungen keine Seltenheit sind. Sie gehören einer ameri kanischen Spielart an. die verhältnismästia kräftige Kiefern ha't. die sehr wohl Wunden verursachen können gleich denen, die die Lipve von Miß Purce zum Bluten brachten. Eine Anzahl amerikanischer Zeitungen, darunter auch einige Neuyorker Blätter, ließen es sich nicht nehmen das erschreckliche Drama ihren Lesern auch noch im Bilde nor- zuführen. Die beste -er Frauen. .HNelche Frauen werden am meisten geliebt und sinden das größte Glück?" Diese Frage wirst Lady Fitzron Sicwart in einem Londoner Blatt auf und gibt «in« überraschen), Ant wort: „Bor kurzem wurde die Verlobung eines reichen, schönen und bekannten Staatsmannes gemeldet. Zur grenzenlosen Ueberraschuna seiner Freunde war seine Braut keine elegante junge Schöne, keine Dam« der großen Gesellschaft, sondern eine Dreißigjährige, di« durch nicht» auffiel, weder besonders hübsch noch besonders geistreich war. Al» ihn ecin inümer Freund fragte, warum er diese Wähl getroffen, erwi-erie er: ,<Weil st« dt« beste -er Frauen ist," Tatsächlich sichert nur die Schönheit de» LharakterS und die Anmut einer harmonc chen Persönlichkeit der Krau das wahre Glück tn der Ehe, All« äußerUchen Reize, all« Extravaganzen, dte heut« so beliebt ind. verlieren tm alltäglichen Verkehr ball» ihre Wiitting. Nur die Fra« behält immer thren Zauber, die durch ihre ganze Erscheinung und ihr Auftreten den Reichtum eines warmen Gemüts und den Glanz einer edlen Gesinnung offen- bart. Dies« ^boste der Krauen" ist keine hinreißende Gesell- chafterin: aber sie besitzt dte Kunst, zuzuhören, und wen» sie Pricht, waS nicht oft vorkommt, sagt sie das richtige Work an der richtigen Stelle. Ihr Lächeln ist nicht verführerisch, aber eS hat jenen goldenen Schimmer, -er der Abglanz einer schönen Seele ist." Allerlei Aumor Vbgebttßt. Gin junger Mann, der sich entschlossen hatte, einer jungen Dame da» große Geständnis abzulcgen. war überzeugt, baß ein paar Worte genügen würden, sinn sein Glück zu sichern. Er wußte nur nicht recht, wie er ansangcn ollte. Schließlich kam ihm ein Gedanke. Gr kam zn der Geliebten, zeigte ihr plötzlich einen Ring und sagte: „Meine Stöbe zu Ihnen ist gleich diesem Ringe — sie hat kein Ende," Dte junge Dame lab sich den Ring genau an. dann gab sie ihn zurück: „Meine Liebe zu Ihnen , sagte sie. gleicht auch diesem Ring« — sie hat keinen Anfang." — Die größte Sorge. „Denken St« sich, meine Frau ist mit einem Mann« in meinem Auto burchgegangenl" „Um Gotte» willen! Es ,var doch nicht Ihr neuer Wagen?" »etrat eine» Tages in
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