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Dresdner Nachrichten : 14.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188801140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-14
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.01.1888
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wl» am 14 Januar entmündlat Weetzen. A aNt al» pvellevo», »aß von Eriie» der Tozialdemokraten W Liebknecht ausaestrllt Verden wird. Im Hoslheoter tu Weimar fand (wie schon telegraphisch ge' meldet) eine Explosiv» statt, die die Stadt in einige Ausceauna versetzte. Für den Abend war eine Aufsührnng des „Freilchiitz augeietzt. Bernnilhlich bat der mit der Herrichtuna der dafür be stimmten FeueriveikSkörper bcichästtgte Obermaschliust, ein ieit Jahre» anäestellter und sehr umsichtiger Man», die erforderlichen Vr'rkichtSmatzreaeln unterlassen, so das, die Stoffe ervlvdirten. Die Fcnsteffchriveli deS übrigens teuerfcst gewölbten Naumes platzte», die Oiahmen wurde» nach außen geworlen. leider aber der Ober- maschinist leibst a» dem Obcitops, namentlich de» Augen und an beide» Armen lo schwer verletzt, daß am Mittag eine Ampu tation der letzteren unvermeidlich erschien. Dem Gebäude ist kein Schaden ziiarckigt worden. Die Meldung von einem Duell, welches an der belgischen Grenze zwischen einem deuischcn und französischen Ossijicr stcittgesun- de» habe und bei dem elfterer aetüdtct sein sollte, wird.deinrnlirt. Der Zimmerina»» Martin Etter, der sich ins vor Kurzem i» England autbielt, ist. als dcö AuarchiSinus verdächtig, aut dem Bahnhof in Rciitlingc» verhaftet worden. Tie englnche Polizei batte die wüickemhergische» Behörden aus die Anwesenheit Etter'S in seiner schwäbischen Hcimath aufmerksam gemacht. Etter steht im Verdacht, eine größere O>iantit»l D»>ia»ut n»S Eiialand »ach Zürich gebracht und dort an Parteigenossen verlbcilt r» haben. Die Perinnthiing liegt nahe, das,' Etter auch an der letzter Tage in Wnrtteinberg voraekoininenrn starke» Perbreitung anarchistischer Flugblätter vrthcitigt ist. Der Spiritaolchinnggel nach Polen hatte seit dem Jakrasttretc» deS neuen Zallgesetzes last ganz ausgehört der Dnist der Nasse» und Pole» blieb ober de,leibe, geivicht mußte er natürlich nnrden. I» der letzten Zeit hörten sie vo» unserem billige» denattmrte» EpirituS. Sie kosteten davon, eö schmeckte zivar nicht besonders, aber der Nüsse gewöhnt sich an alles, also auch an die Mischung. In Masse» gebt jetzt unser denaturater SpiritilS über die Grenie. und die Nacht»»» trinke» ihn nut Wohlbehagen. Sie mischenden denaliiricien Spiritus mit dem Gebraniet ihres Landes und cs schmeckt vortrcislich. Eikranknugen sind bis sicht »ocb nicht vvigc- kvmmen, trotzdem neulich ein Grenzioloat einen halben Liter in eini ge» Zügen leerte. Der Naicsch aber von dem Getränke sickl fürch terlich sein. — In der letzten Zeit wurde auch viel Thee und Schiiiltwaarc über die Grenze geichmnggelt. Lesterreicti. I„, nieceröslerreichlschen Landtag beantragte» die Aoliieniilcn. künsiig keine indischen Lehrer mehr an christlichen Volksschulen aiijnstellen. Der Ülntragsteller, Abg. Tötz, beinerkle zur Pcgrüiidniig, daß es vo» üblem Einflüsse sei. wenn die Kinder in der Schule oder in der Kirche beten, während der jüdischeLebrerden Schüler» denRncken kehre und jnmFenstcr hinanSschaue. Er verlangt daher, die indische» Lehrer nicht anznstellen. Neierent Wertlos: Ge nuß wild reuic vernünsiige Verwaltung in eine ausschließlich katho lische Schule eine» jüdische» Lehrer hlneinsetzeii. Allein unserem Landtaae zurnmulbcn, entweder selbst ein Gesetz z» machen oder ein solches bei der Neichsveitretung anzuregen, in welchem eine kaiaorie von Staatsbürger» von einem öfsentlichen Amte ausge schlossen werden soll, wodurch eine slaatsgriindgesetzliche PeNi»»nr»ig verletzt wird, eine solche Zninnthnug kann sich der Landtag nicht bieten lasse». Die Anträge der Antisemiten wnidcii abgeikhnk. In der Pfarrkirche in LaviS bei Trient brach bei der Abcnd- prcdigl infolge einer iinruhe, welche der epileptische Anfall einer Fra» veinriachte. eine entsetzliche Panik aus. Fm» Personen wurden todt gedrückt, drei weitere starben im Lause der Nacht, zahlreiche Personen wurden verwundet. Die .Presse' sagt, die Londoner Meldung, die Mächte hätten bereits einen geineintchastlichen Schritt bei der Pforte gethan, um dieselbe zu brliiinme», den Prinzen Ferdinand von kvbnrg niffzu- svrdcrn. Sofia z» verlassen, »inde in den dipiomalischen Kreisen von Wien keine Bestätigung. Man wisse in diesen Kreisen absolut nichts von diplviurrliichen Verhandlungen in der bulgarischen Frage, geschweige von einein bereits erfolgten kollcktivschriltc in die,er Sache. Das halbamtliche „Fremde,rblatt" sagt: Die aus Peters burg gemeldeten Stimmen des ..Journal de St. Pet." und der „Pinie»»»." seien gewiß geeignet, in der Publizistik wieder jene Strninren zu veistärlen, welche den Glauben an den Anbruch einer dauerhafte» sriedlrchen Situation belebe. Im Wiener Gemerndeiath kam eS zu einem »och nicht erlebten Auftritt. Der schon oit als unerschrockener Gegner der Eorruption nufgetretene Stadtverordnete Dr. Mandl behauptete bei Gelegen heit der Pegrüodniia einer städtischen Versuherirngskasse: das Unternehme,, sei unmöglich, weil die Majorität des Gememdci'alhes in Abhängigkeit von großen Finanzmächteii sei. Neferent Bo'chn» erwiderte m seiner Polemik gegen Mandl, er wurde ihm anders anlivorlen, wenn er sich nicht »n Nathsiaale beninde. (ssiedner machte hierbei eine Haiidbewegmig, welche eine Ohrfeige ausdr nckt). Hieraus entstand ein Tnmnlt und eine längere stiliimsche Diskainon. Lueger lorde», daß diese Haadbeivegriirg im P,otakolle verzeichnet werde, damit man wisse, vv» welcher Seile ein solcher To» in die Versammlung gebracht werde. Schließlich erklärte Poschan, sein Pragehe» zu bedauern. Ein, Schlinge Bankhaus Wnche »nn eines seiner Op'er, Namens Blascvvcksf nicht zahlen konnte, mußte ihn der Zwi>chcnhä»dler NecklS verklage»; slkccht selbst er schien als Zeuge vor Gericht Hierbei kam aber heraus, daß er von demselben sich tlc ausslellen lassen, sofort verhalten. Fraiilreieti. Abgeordneter Michelin will bennlragen, daß die M.nisier des Kriegs, der Marine »nd des Aeußcre» künslig von kribinetskriserr nicht mitgerissen werden. Alle Pariser Plätter widmen der Absetzung PigneauS laiige Artikel. Tie Auslegung ist auch im Parlamente groß, wo die Re gierung von einem Mitgliede der Union der Linken darüber intcr- velliit werden soll. Tie radikale» und monarchistische» Plätter be- hauvlc» fast einstimmig:, der wahre Grund der Maßregel iei die Flucht davor, das; durch den Uehcrcifer PigncanS Enthüllungen von Wilivii gemacht weiden könnte», welche hochstehende Personen conipromtitiren würden. Ter „Ganlois" theiti »nt, Iolibois, Führer der Pvnapartislen uud früherer Staatsainvalt. habe erklärt, daß die Maßregel nneihöit sei und dnö ganze Pvrgehe» deS Slaats- amvalls m dein Prozesse allen Gebräuchen wideffpreche, da derselbe dem Uiileiiuchnngstichler Instructionen ertheill habe. Wiiwn habe in England Tveumenle depvuirt, die er z» publicuen gedroht, und durch die schreckliche Enthüllungen über hochstehende Beamte zu erwarten seien. Trotzdem habe Pignra» nicht nur bei Wilson, ioudern auch bei Greoy Hanssilchiliigc» vornehmen und gegen letztere» eine Untersuchung cinlkiten wollen. Alle diese Behaup mne» ais Zeuge vor (»ericht Hicrvei tarn avcr dem PliiscovilS nur 16,000 Gulden gegeben, vv aber Wechsel in Höhe von lOr.OOO Gulden häkle Der Unlcrinchnngsrichtcr ließ den Blutsauger solo tungen sind mit großer Porsicht auiznnehinen. „Oi'appel" verlangt, daß die Negierung sofort von der Kammer die Anwrisation zur Verfolgung Wilsons verlange; sonst könne sie den Perdacht nicht von sich abivalren, de» Lai» der Gerechtigkeit ansznhalten, und sie winde dann selbst daS Schicksal checken, daS sie Pignean bereitet hat. In dem liefe» E>dein!chnitke zwischen Narbonne und Lezignan sannnclte sich am 12. d. eure Bande von bcivassneten Slri'lchen, welche zwei Gnserzüge anhiell. Die Ncktglieder der DiebSgesell- schatt rissen die Plomben von den Waggonthnren und entnahmen den Wagen säinmckiche werthvolle Waaren, die ans bereit stehen den Wagen forlgenihrt wurden. Die Aufregung über dieses sieche Attentat ist sehr groß. Die Gendarmerie sahnoet »ach den Ver brechern, die Bauern ans de» umliegenden Dörfern sein sollen. Präsident Flognet begrüßte, als er den Präsidentensluhl in der Tepulirtenknnnner einnabin, die Kammer mit einer Ansvraebe, in welcher er die energische Lebenskraft der Kammer (?) rühmend hcr- vorhob, die mit nneischüllerlichcr Festigkeit ein nothwendigeS, wenn auch schmerzliches Opier gebracht unv eine von der Ehre der Ne- pnblit geforderte konsliliiliviielle Wendung herbeigesnhrt habe. Es iei die Pflicht der Kammer, ans testen Grundlagen eine dauerhafte Harmonie zwischen de» öfsentlichen Gewalten aufrecht zu erhallen, cs entspreche dem nationalen Interesse, daß nicht »nninchr die Autorität der gesetzgebende» Gewalt erschüttert werte, nachdem diese das Aniche» der Exekutivgewalt glücklich wicberhergestellt habe. Fiognrl konltalirte denmäch», daß die den Gang der Politik be rührenden Fragen die Nativ» im Augenblicke wenig inlcrc'sirlen, man müsse sich mit den sinnnzielten Fragen beschäftigen, wwie mit der Industrie, dem Handel, dem Lome der Arbeiter, mit den mili- läriichen Perhällinsse», mit der internationalen Lage. Warum solle sich tue Kammer nicht verständige» über diese Fragen, da sie doch in gleichem Maße die Gerechtigkeit für Alle wolle bei der Regelung innerer Angelegcnhciten. wie bei der Pcrhgndlnng über auswärtige Interessen die Lrchacktät eines friedliebenden, über der Schwäche nicht zugänglichen Pottes? Strenge Geiechligkeit im Inner», skrupulöse Lovalilüt in auswärtigen Angelegenheiten seien di« Be dingungen kür bl« nationale Gtklrw, Frankreich ncklste stark sei«, wenn » al» Alliirter begehrt, als Gegner gefürchtet sein solle. — Leteltter richtete ein« Auslage a» de» Jnstlzministei FalliSre» über die Enthebung PigneauS vn» seinen Funktionen als Untersuchungs richter. Der Minister enviederte, PigneauS Anhalten stehe tm Widerspruche mit der Würde und der Unparteilichkeit, die ein An- arhöuger dcS NichlerslandeS zu beobachten habe, klebrigen« werke die Lage der Angeschnldigte» durch das Po>arhc» gegen Bianca» nicht berührt, das gerichtliche Pertahre» werde ruhig keine» Gang gehe». Der Dcpnckrte BaSlv brachte den Antrag aus Annieslirnng aller wegen politischer Perbreche» uud Vergehe» veruriheiltei, Per sonen ein »nd beantragte dnsür die Dringlichkeit. Der Minister präsident Tirard erklärte, er sei nicht gegen die Dringlichkeit, er sci auch zu Milde und Gnade geneigt, müsse sich aber ganz »»be dingt gegen die Bewilligung einer Amnestie ausipreche». Nacki längerer Debatte wurde die Dringlichkeit mit 205 gegen 10? Stimmen abaelehnt. Zum Präsidenten des Senat» wurde Lervner mit 171 pan 201 Stimmen wicdrracwäblt: ebenso wurde» Humbert, Magiun, Tesjecenc und Peyrat zu Vicepräsidcnten wiedcrgewählt. Ter Fall Pigiieau ist em Beispiel daiiir, daß allzu scharfe jiiilstische Fnidiakeil leicht schnrckg wicd. Dieser sonderbare U»ler- slichuiigsrichter hat die neueste Errungeiiichait der Phigik. de» Fern sprecher. als Mittel cmsersehc», die Schnldiacu »u übecinliren. Mittels Fernsprechers richtete er z. B. a» den Angeklagten Legrnnd folgende Worte: „Ich bm Ihr Freund Wilson, Ihn» Sie sich keine» Zwang an; Sie können mir Alles erzählen." Ein anderes Miliel waiidte er dem Angeklagte» Nibandee.u aeaenübec an: er lud den srühcren Sekretär Wchon'S »ach den> Perhör znm Früh stück ein. zechte mit ihm Ehampaaner und ließ gleich darauf seine» Gast verbacken. Aach Iheitle Pignean Jede»,, der ihn höre» w"llte, alle Einzelheiten der l>»tci'»ch»,ig mit. Infolge der Maß regel argen Binnen» muß die Untersuchung in dem Falle Wckio» von Neuem beginne». Die Avfetznng Pignean's aiebl nuch zu allerlei vvlckischen Deutungen Anlaß, weil derselbe der Sohn des ehcmaliaen Perwalters der Güter der Prinze» von Oileans in Dreur ist. Paris. I» den verschiedenen Kriegs!,äien macht man gegen wärtig den Versuch, Brieckanben-Llationen zu errichte». Die hier gehaltenen Bneckanben solle» im Kriegsiallc den Verkehr zwischen den KnsleiisNiche» Herstellen. — Die Parüer Polizei glaubt den Dieben, welche bm einigen Wochen im Inwelierladen „ä I'Aneien Paris" während de» Nacht cmbrachen und Dianninten nn Weiche bon 500,000 F-ccs. stahleii, aui der Spur zu sein. Die Eutdeckung iviiide diirch eine Pen «ckmchlignng der Londoner Polizei h rbcige- siihrt, welche de» Parner Polizeipräiekte» ans eme Gesellichait Abenteurer ansinerklaii, machte, die sich a>» der Necke bon London nach Paris befand. A>» Anordnung des Präfekten wurde d>e sau bere Gesellschaft von einer Anzahl verkleideterSicherlnilsbe,unter»! Havre erwartet und vrnz, La ab nicht mehr ans den Augen gelassen. Die verdächtigen Herren, sechs an der Zahl, halten weder am dein Schisse noch bei ihrer Landung in Havre das Aussehen, sich zu kennen. Sic reisten sofort »ach Paris und wohnte» ein Jeder in einem anderen Hotel Des Nachts fanden sie sick, aber in irgend einem Kasseehause zusammen — selbstredend immer unter polizeiliche! Beobachtung. Als man diese Thatiache eme Zeit lang ieckgestellt halte, veihattetc man sie insgesninmt. Der Aelicste davon winde svlvrt als ei» mehrfach bestückter Taschen- und Ladcndwb erkannt. Diesmal sviclte er die Nolle eines modernen Nmaldv Ninaldini. Was die Änderen stahlen, übergaben sie ihm. Ec exvcdirte den Nanb, der z»m größten The» ans werckivollen Gold- und Silber- sacben bestand, sofort nach London und erhielt dann Vv» dort Geld nnweisnugcn, die er zu gleichen Theilen unter „seine Leute" ver checkte. Bei ihrer Verhaltung mnßlen sie eben eine solche Geldsen dung wieder briidrrlich zerlegt haben, denn bei emem Jeden fand man fast dieselbe Summe, nämlich etwas über 100 Frcs. vor. Der Eoncwrge des Hanies, in welchem sich der beraubte Intvelenladen befindet »nd ein Evmniis des Geschäftes wollen i» einem der Ver- ha'teien dieselbe Person erkennen, welche sich seiner Zeck verschiedene Male in verdächckger Weise i» der Nähe des „Ancicn Paris" zeigte. — Der Geschworene»!»'! von Parigord sprach einen Mann unter allgemeinen Bram des Auditoriums frei, der seine Fra» mit einem enormen knchciunesser im Angcnblick erstach, als er sie in tln^iunti der Untreue ertnpptc. Italien. In der Sitzung des Miinizipalrathes von Rom verlas der i» Folge der Eiilbebang des Herzogs von Tvrlonia m.t den Funktionen des BürgerincislerS betraute Asinntl Gniccioti den von der Kommission des MnmzipaliatheS gefaßte» Beschluß, das; der Mniiizipalrath in seinen Funktionen zu verblckben habe. Er duickte sernrr die Hvsfnnng ans, daß eine Debatie über die Ereig >usse, welche zu dein gegenwäitige» Stande der Dmge Beranlassnng gaben, ve>nuede» >vc>den wird; denn eine Debatte in dieiem Mo mente, sagte er, würde nas van dem gemeinsamen Ziele, welches das Wohl Italiens und Noms ist. entfernen. Schlicßlich ersuchte er den Genicinderath Campcllo und alle Klerikalen, ihren anläßlich der Enthebung des Herzogs von Tvrlonm eingebrachtcn Antrag, das Verhalten desselben zu loben, zninckziinehme». Campello er klärte hicrai». in scineni und seiner Kollegen Namen, daß er in Folge der Eikiarung Ginecioli's den Antiag zurnckziehe. Das Hills Korps des Tuba-Königs von Goggmm, 8»«tO Mam> Infanterie und >500 8,'eilrr, hat Senase vaisirt »nd lrisst am 2» d. M. in Aslnara cm. Als der Ncgns hörte, daß sieb in diesem Korps auch 500 heidnische Bogenschiitzen ans kaffa besänden. be- tahl er, dieselbe» zu berabichiedcn. „Ich bin ei» chiistlicher Fürst." sagte er, „»nd verlange nicht, mit Ungläubigen zu kämpfen". Dic Italiener siihreii auch Land Torpedos mit sich. Portugal. Aus Lissabon kommt die Nachricht von einer nicht unbedeutenden revolutionären Bewegung, die sich ans dem Lande und in den kleineren Städten bemerkbar mackit. In Arrndo durchzog eine große Menge vo» Aibcckern die Stadl unter Ab- singnng revolutionärer Lieder. Es kam auch zu Ihäckichcn Ausschrei tungen. Ueberall wird das Militär verstärkt. Belgien. In Folge dichten Nebels im Kanal war der Verkehr zwischen England und dem Festlande vollständig nnterbioche». Be richte aus Antwerpen, Ostense. Vliisingcn, Rotterdam »nd Amster dam besage», daß am ll. in die»» Häfen kein Schiss ein- oder auslautt» konnte; man befürchtet Ungiücksiälle auf der Lee. England. Ter P>ciiiicrin>nisler Lord Salistmrt) Inelt bei einem Bankett der Konservativen eine Rede, i» welcher er hervor hob, daß die europäische Lage sich etwas gebessert habe; der Friede sei ledenialls für die nächste Zukunft gesichert. Die Souveräne und ihre Minister widmete» ihre ganze Energie der Ai»icchterhal- tnng des Friedens; er hoffe deshalb, derselbe werde schließlich er hallen blechen. Schweden. Vor etwa vierzehn Tagen durchlief die europäische Presse b>e Nachricht, daß i» dem königlichen Schlosse zu Stockholm ein Kronleuchter von der Decke des Rauchziminels herabgestürzt sei. und zwar aus ein Fauteuil, auf welchem wenige Aiigenblicke vorher köni^OStar gesessen Halle. Ans Anlaß dessen gingen dem Könige von Lckiwcdc» von Seiten der be>rcu»dele» Höie und seinen ion- stigen zahlreichen Bcrehrern herzliche Glückwunschtelegramme ob der wnnderbarc» Rettung ans dieier Gerat», zu. Die Glückwünsche hoben König Oskar zwar sehr erfreut, ihm indessen doch ei» kleines Hücheln abgerungcn; denn der ominöse Sturz des KconlenchlecS ist zwar i» Wirklichkeit pascht, jedoch bereits . . . vor dreizehn Jahre». Russland. Die schon gemeldete Entlassung des ältesten Maunichacks-Iahrganges der rnichchen Gaide-Insantcrie und der Kavalene und Artillerie des GardekorvS wird von der deutschen „St. Petersburger Ztg.", einem »nbestritlcnen, sehr elirenweillien und wahrheitsckcnndlichc» Organ, folgendermaßen bespiochen. „Be kanntlich behält daS GardekorvS wegen dcS anstrengende» Garnison- und Wachtdienstes m St. Petersburg uns Warlchau du- alle» Mannschaften noch etliche Monate nach Einstellung der Rekruten lm Dienst zurück, wählend bei den anderen Aiineetorvs im Allge meinen die Enckassmig bereits srnher, oit schon nach Beendianiig der Hecbstnbnngen erivlgt. Beim Gardekorps fand die Entlasst,»g gewöhnlich gegen Ende Februar oder Anfaag März statt. Wenn aber gerade jetzt die Einlassung so viel früher als gewöhnlich »atl- sindet, so ist dies als eine Maßregel anznsehen, die klarer als alle diplomatischen Noten die min,neblige Friedlichkeit der Lage betont, kein Arimeikorpö ckt io schwer in Kriegsbereitschaft zu letzen, als das Gardekorpö, welches bekannilich seinen Ersatz ans dem ge- sannntc» curvpäiichen Rußland bezieht. Unsere kiiegSverwailnnq würbe daher wahrhackig nicht einen ganzen Mannichiicksiahigong. noch dazu früher al- gewöhnlich, nach den entsernteslc» Gegenden des Reichs entlassen, wenn irgend welche Aussichten voihunden wären, jener Mannichast in Bälde zu vedutten. Wir begrlißen daher diese ckiedensverhcißende Maßregel mit Freuden." Die „Nowojc Wremia" bestätigt, daß Erzherzog Johann eine Woche im strengsten Inkognito »; eigener Sache ohne politischen Zweck in Petersburg geweilt hat. Die Petersburger Polizei arretirtc jüngst einen ans der Sta tion dc» backilchcii Bnh» angestelltc» „Heckgehckien", welcher langst verdächtig war, der revolutionären Partei anzngehoren und dieser 1 «er» rrchtteMa dte EilendadModrlrn de» Sät«,« in signotlsire«. Der „Hrllgehilke", der aus der Station seine Dienstwohnung tnne halte, wurde dabei in st»>,'ii»>ck ertapp! und machte einen Selbckniord- perlnck. welcher aber Mißglückte. Wie »eilaulet. habe die Polizei durch diele Arrctllmig abermals eine >veitve>z>vcigle Berichivör»»« entdeckt, welche ein Attentat gegen den Koner vorbeikilete. Die in der Wolniuiig deS „Heilgehilicn" vorgriundcne» Schiiilstückc suhlten ans die Spur der Mckbethrckialen. darunter zwei Oistziere, welche ebenialls sogleich verbacket ivmden Monte«egro. Ter in einigen Bezirken des Fürstenthunis ariSgebrorhene Noibslund hat de» Charakter einer ernste» Hungers noch angenommen. Lnut verläßlichen l?- Nachrichten sind über llo.OOO Individuen aller Subsistenzmittel entblößt Die russische Kackersninilie hal eine Schissaladnng Gelreibe ans Odessa als Ge schenk sür die Noihleidenden entsendet. Allein dieie niit Sehn sucht erwartete Hilfe ist biS in dic ersten Tage des neue» Jahres nicht eiiigetrosfen. Tie von der Negierung und der Beuöltecung aickgeboteiik Hilfsaktion enveist sich aber der Giöße des Elends gegenüber als dnirhans unzulänglich. 4I nn rlka Ans Bradford, einem kleineren Orte in Massachusetts, kommt die Nuchrnht von emei» großen Eisenbahnunglück Der Schnell »ng de» Boslvn-Ntaine-Eisenbahn entgleiste bei Bcadivrü nick surcht barer Gewalt. Zwei Waggons winden zerschmettert und zehn In sassen derselben fände» sofort den Tod. Unter den Verunglückten befindet sich auch eine anSBiler, Mutter und2k>nocrn b.ileheade Familie, die aus einer Uebersiedelniigsrecke bcguffen war. Vierund- jünizig andere Passagiere wurden zumeist schwer oerletzi. Ei» Theil der aus dein Geleiie geipu»igc»c» Wagen rannte mit der Maschine gegen eiue» von Bahnarbeiiern beivohnleii Holzbau und leM den- sclbcn durch die große krack des Austoßes in Trümmer. Die ge rade bei Tische sitzende» Bewohner des Hänschens wuiden getöalet. Ehina. Um die Geldmittel zur Verbesserung der Schissiah» ans dem Gelben Flusse zu beschaffen, ist eine Beringung erlassen, wonach gewisse Aemler, Wurden und gelehrte Ansjeichauiigen gegen Geld erweckt werden sollen. Außeidem ist eine neue Würde eigens zu diesem Zivecke ges,hasse» worden. Aeiiilletml. -ß Im Laule der nächsten Woche steht im Königs. Hvstheater (Altstadt) eine Ai,fsüh<ii»g der „Götterdämmerung" zu er warten. Zn Lejsiiig's Gebiutstag, am 22 diel., hat dic Geneml- dicektivn eine ^Ausführung von „Emilia Galotti" i» Aussicht gestellt. ck Pielsache Otachsragen haben Herrn Direktor Karl bestimmt, morgen Sonntag »och eine Aiifsülming von O. Köhlers Weih- nnchisniärchen „Der Za über s ch leier und der goldene Ball" aiizuietzea. Die reizende Komödie gehl demuach morgen als Nach- mcklagsuoistellnna z» den gewohiilcn ermäßigte» Preiie» zum letzien Mate i» Sceuc. Sonntag Abend hiliea „Die sieben Schwa ben", Operette rn 0 ä'tkten von Millöcker, ihren Einzug nn Resisenztbealcr. Allen Anzeichen nach werden sich die wackeren Schwaben dort längere Zeit häuslich eninchleu, denn das Weck gehört mit zu den besten, die vo» Millöcker geichrieben wurden. 's Pcsper in der krenzkirche, heute Nachmittag 2 Uhr: is Präludium für Orgel (6-molt) von F '.>N''iioe;Zi0hi> Ba>tholdh. 2) „Singet dem Herrn ein neues Lied" Pialm 08 iür Dapvetchor ("I>. 50 z. l. MI von Oskar Wermaiin. 3j Anoauie re-iiz-iosu rar Orgel von Ad. Hensell. 4) Zivei Purinienlieder fürEhor (z. I.Ai.) von Peter Cornelius: a. Aii Babels Wasserflüssen, b. Jerusalem. 's Die Soli des M. Br'ich'schrii Ehorwcrkes „Das Lied von der Glocke", das nächste» Montag von der Drevßig'ichen Singakademie unter Leitung des Herrn Hoitapellmeister Hage» im Börseniaale zur Aufführung gebiachk wirb, haben dic Herren Hoioperninnger Scheideinantel, Nteincke und einige Mit glieder des BereinS übernommen. 's Die von uns neulich nach einem auswärtige» Blatte ge brachte Mitlheilung über den Anlaut eines Gnbricl Max'schen G^emäldes seitens der hiesigen königl. Galerie bestätigt sich. „a.aS Pale>»me>", wie das bettefsende Bild beickelt ist, ist eines der »eneslen des beriihinten Münchener Professors, denn cL ward im vorigen Jahre gemalt. Ehe es hierher kam, war es in Wien, Berlin, Köln. Düsseldorf n. >. w. ausgestellt. s Das große Inleresse des ffir Ende d. Vt. in Slnssicht stehen den Cvncerles von Pablo de Saraiaie lenkt von sttencm die Anf- meikiainkeit der Mnsitivelt an' eine» semer hervorragendsten Schüler, Sennor 3tasael D i az 2l l b e r t i n i, und erweckt in den seine- re» iniisikulischen krcise» den Wiini b, die Leistniigen dieses jüngsten aller Geigenvirtuosen mit der Meislecsckiatt iemes beivilnderlcn Lehrers emem Beigieichc z» unterziehe» Der Wunicb euch.an! um- ivttielir berechtigt, als Älbeciiiii gelegentlich seines Anilretens im 0. Geiviindhans-Eoncerte in LciZbig in Hinblick a>» Technik und Vortrag direkt nick Saraiate gleichgestellt ivnrde. Die „Signale für die iniisik. Welt" schrieben damals: „Der jugendliche Virtuose ist em Schüler Sarasatc's »nd präientirte sich io. daß man ihn trotz seiner Jugend unbedenklich de» ersten Geigern der Gegenwart beizählen darf. In der Giöße des Tones, der Glätte und llnsehl- bacleit des Passagenspiels, der makellosen JnionnttonS-Rcmheit und in dem Freiieni von alle:» Matennlistiich 2'ceinlrächligenden der Bogeusiilmmg ist Herr Albert»» mit «einem Lehrer absolut zu vergleichen re." In gleichem Sinne nrlhcilten dic „Lcnpj. Zgk". nno die „Lew;. Nnchr.". Es iväre denlnach hochinteressant. Herrn Albcrttni direkt vor oder noch Saraürte'S Anckretcn zu hören. — Tie Bekanntschast einer iolchen hervorragenden künstterischeii Er- ichcinung müßte die einer ganzen Anzahl Hccklckalente entschieden amwiegen. -s Tic Berliner könial. Hokoper hatte am Mittwoch die „Zanberslole" mit Frau Marcel la Leinbrich als Königin der Nacht angeietzt. In Anbetracht der gebotenen seltenen knnsl- teislnug waren die Billetpreise beträchtlich erhöht. Abends mußte Frau Sembiich einer Jnbispositio» ivegc» absagen. Was thal nnn die Intendanz? Sie ersetzt einfach den Gast durch eine mckteimä- ß,ge Anfängerin. Das Remttat hiervon war selbstverständlich das, das; der größte Theil der Billetiirhaber ihr Geld nmer uiiaiige- nehni-li Bcmerklliigen an der Kasse zurncksvrderte. Das HauS war in Folge dessen am Abend der Vorstellung gähnend leer. 's Das Berliner Königl. OVcrnli a n s steht vor einem Defizit von 700,000 Mark! Das größte Jahresdcfizck belief sich bisher unter Herr» von Hülsen» Zeiten, am 300,000 Btt. — im Hinblick hieraus hätte der neue General-Intendant, Herr Gras Hochberg, eine Newn» allerdings erreicht. s Hvskapellmeister Felix Mottl soll nach dem in kürze bebvistehendeii Rückttitt des Herrn von Pnllitz, welcher sich ins Privatleben zuruckziehh zum Intendanten des Karlsruher Hor- thcakers ernannl werden. f Das jüngste, soeben erschienene Heit des „Nniversu m s" enthält neben emec Anzahl nnlcrhalleadcr »nd belehrender Anisätze eine fesselnde, zeOgeinäße Plauderei „Dresden im Schnee" betitelt, von Dr. Fr. Kappel - Eüfeld, der außer verschiedenen WiiOerland- schasts-Genikbildecn eine von Albert N'ichter vortrefflich gezeichnete ä'tnsicht ver eingkschneiten Hanpistiaßc. der Angiistiisblücke. mit einem Blick aui die Altstadt, beigeaeben ist. Anßcrgeivölnilich mter- cssant ist auch der in demselben Hecke enthaltene (mit Abbildungen erläuterte) Auisatz „Eine mittelalterliche Krone" von R. Freiherr v. Maniisberg. Ein spezielles sächsisches Interesse düute hier die Be schreibung und Abbildung der Krone dcs heilige» Ludwig erwecken, die bekannilich durch Erbschaft in den Besitz Sr. Königl. Hoheit des Pernze» Georg nbergegangen ist und seitdem ein unzcrtten»iichcs Zubehör der Serniidogencknr dcs sächsiseheu Königshauses bildet. 's Herr Eoncei lsänger Enge n H > ld a eb übernedelt nn Oktober dieses Ighres nach Berlin. Tie zahlreichen Eoacerlanträge. welche ihm und ieinei Gemahlin zugehen — in dieiem Winter h>.ben beide Künstler bereits in 30 Eo»ce>lcn gesungen - lassen eine» stabilen Wohnort »i Berlin, das inehr als Eenlralvnnlt für Eoncerlaus- fluge gelten darf, voriheilhack ericheineii. Niit dieser llcbeisiedelnug wird He,r Engen Hildach zugleich eine Veränderung iciacs Gesangs- nnlerrichls ii»o>'crn einiceten lassen, als ec »nr noch wenige, ganz besonders begabte Schüler zu mitemchle» gedenkt, ein Ealschluß. der diiich ieme öoere Mittvirtniig in hervoiragenden Eoncerlcn und Oralanilmsaufsührnnge» völlig begründet und gercchtscrtigt erscheint Wir können nn Hinblick ans seinen eriolgreichen Wir kungskreis die Ilebettiedelniig Hckdachs nur bedauern. s- Der Aiisschilß ffir das in Eniin zu einch'.endc Dentmas für Carl Maria v. Weber hat die Anssilhriilig deS Dcirkmals einem jangen Künstler, Paul Petrich, gebüriig aus Schioartan, Fnisteii- Ihnm Lübeck, übertragen, dessen Entwurf um meiste» Anklang ge- „mdeii hat. Prtrich ist erst 21 Jahre alt. Das Denkmal wnd aaS einer Büste an» einem Sockel hcstcben. Vorn befindet sich iu sitzender Slellnng die Weber'sche Mr»e, eine weibliche Figur von hoher Schönheit. Dic Rnckiecke zeigt eine aiimnllffge Ölruppe singender Kinder. Ei» darüber besindlichcs Relief stellt eine Scene ans dem „Freischütz" dar. Das Denkmal, ffir welches 20.000 Mk. zur Beriiigttng liehen, wird aus rolhem schwebischcii Granit, di« Gestalten Mid Abzeichen werden aus Bronccgllß helgestellt E- wird eine Höhe von 5'/, Meter habe».
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