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Dresdner Nachrichten : 15.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-15
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.12.1899
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Seite 4 »Dresdner Nachrichten" Seite 4 Freitag, LS. Dezember 18VS »> Nr. 347 ehrcr der Maffia geblieben? Jedenfalls stellt fest, daß der >>eilla,uscye AbLeordnete in der Deputirieiikanuner 18. wenn auch nur heimliche Jrcunoe besitzt. Und das giebt genug zu denken! Ucbiigcns kvmml aus Palermo die Stachricht, daß vier Feldhüter von den Besitzungen Palizzolo's, alle vier als gefährliche Misse- thäter bekannt, plötzlich die Flucht ergriffen haben oder sich ver bergen. Sie werden eifrigst von der Polizei gesucht. Palizzolo selbn dagegen denkt noch immer nickt daran, sein Abaeordneien- mandat ineoerznlegeu. Bon anderG Seite werden noch folgende Borgtinge, die mit dem Prozeß Palizzolo im Zusammenhang sieben, gemeldet: Bei dem zur Maffia gehörigen vielfache» Millivnür Fürsten Mirto in Palermo fand eine Haussuchung statt. LUS der Pvlizeikvmmisfar dem Fürsten mit sofortiger Verhaftung drohte, falls er einen bei sich versteckten Mörder nickt abliesere, stellte Letztere» sich leibst. Dieser ist der dritte am Morde des Barons Notarbartolo bctheillgte Spießgeselle des Deputirte» Palizzolo. Bei einer Reihe großer Herren, die Mitglieder der Maffia sind, wurden Hanssiichungen ongeordnet. Gleichzeitig crklürt der sozialistische Deputirte Defrlice in einem Aufsehen erregenden Artikel des „Avanti Codronchi". er habe während seines Kommissariats in Sicilicn Palizzolo zu Wahlzwcckrn 10,000 Lire übergeben. Die Anklage Defclice's wird viel kvmmcntirt. weil man glaubt, hierin eine Erklärung für die Ernennung Palizzolo's zum Kommandeur des KronenordcnS zu finden, welche unter dem Ministerium Rndiui erfolgte. England. Der Lord Geheime Siegelbewahrer Croß hielt in Lvughborouah eine Rede, in der er aussührte, ungeachtet der Unglückssälle und schweren Opfer müsse die Sache der Freiheit den Sieg davontragcu. Nach dem Kriege dürfe Transvaal nie wieder gestattet werden, England zu drohen, wie cs dies in der Vergangenheit gethan habe. Amerika. Die „New-L-vrk Times" bezeichnen die Rede Bülow' S als ein Muster ihrer Art und fügen hinzu, wenngleich dos Deutsche Reich nicht so sehr wie Großbritannien und Amerika zur eigenen Bertheldiaung im engeren Sinne aus eine große Flotte angewiesen sei. es doch einer solchen bedürfe für seine Expansions politik. die für Deutschland eine Nvthwcndigkeit sei. — Tie „New Uorker Stantszeiiung" hebt hervor, daß die Grundlage jeder Politik Handelspolitik sei, was die Rede Bülvw's wiederum be zeuge. — Das „Baltimore Journal" vergleicht die Reden, welche in Berlin und Paris fast gleichzeitig gehalten wurden, und weist darauf hin, daß Frankreich sich einfchränken und Deutschland sich ansdehne» müsse. — I» der Rede des Grafe» Bülvw erblickt die „Washingtoner Eveningpost" die Erklärung, dag nach Erlangung der politische» Einheit Deutschland zur Kolonialmacht heranwachse und danach strebe, einer unbesiegbaren Armee eine unbesiegbare Flotte zur Seite zu. stellen. Transvaal. General Jonbcrt. der sich in Bolksrust in ärztlicher Pflege wegen Dysenterie befindet, ist aus dem Wege der Besserung. Sollte diese anhalten, wird Joubert den Oberbesehl wieder über nehmen. Der Präsident Steijn hat über das Gefecht bei Stormberg folgende Einzelheiten iiiitgethcilt: Tie Brite» griffen mit sechs Kanonen die Buren unlcr swanepocl und Olivicr an. sic versuchten die verschanzten Burenstellungcn ans KopseS zu erstürmen, wurden aber nach heftigem Kampfe gezwungen, sich zu ergeben. Gefangen genommen wurden 1 Major, 6 Offiziere. 20 Unteroffiziere und 210 Altan» der Nvrlhuinbrrland-Füsilicre, 2 Offiziere und etwa 250 Mann der irischen Schützen. Es ist unmöglich, die Zahl der britischen Todtcn und Verwundeten anzugeben. Die Buren er beutete» 3 Kanonen und 2 Muuitionsivagcu. Das Kricgsamt in London vcrösfenllicht folgende Dcpe,cye vom General Merh »en: „Modder-River, den 12. Dezember, Abends >/s8 Uhr. Da die Buren heute Morgen die Laufgräben stark besetzten, habe ich »reine Truppen ganz ordnungsmäßig nach Modder-River zurückgezogen. Ich bin rn voller Sicherheit. Ich erfuhr von Gefangenen, daß der Verlust der Bure» schrecklich ist. Das Fort von Eltickc ist gänzlich vernichtet. Die Buren erwcne» meinen Verwundete» jede Fürsorge." Ferner thcili das KriegSamt mit, daß die Hochländerbrigade in dem Gefecht am Montag allein einen Verlust von 650 Unteroffizieren und Mannschaften an Tobten und Verwundeten hatte. Von den Offizieren wurden lO getödtct, 38 verwundet, 4 werden vermißt. Gleichzeitig wird bestätigt, daß der Marquis vs Winchester gefallen ist. Ter Korrespondent der »Daily Mail" in Modder-River meldet über das Gefecht vom Montag: Der Kampf begann bei Tagesgraurn. Tie Hochländer rückten über die Ärasebene vor und iahen sich plötzlich einem mörderischen Feuer aus Laufgräben von 200 Nords Länge ausgesetzt. Ter größere Theil des Tages nahm einen fürchterlichen Verlaus. Die Verluste, die so in einer einzigen Minute erlitte» wurden, waren erschreckend und über wältigend. Die Brigade zog sich rasch zurück, erholte sich aber wieder und behielt ihre Stellung. Dies war aus dem linken Flügel. Ans dem rechten Flügel war die Garde-Brigade durch die offene Ebene gegen andere Lausgräben vorgc'gnnacn und kämpfte 15 Stunden lang gegen einen rrnsichlbaren Feind. Um 11 Uhr Vormittags wurden die Gordons. die an dein ersten Vormarsch nicht betheiligt waren, voracichickt. Die Bure» ließen sie eine Linie der Schützengräben palsiren und nähme» sie dann unter Feuer. Tie englische Artillerie bestrich den ganzen Tag hindurch die feindlichen Verschanzungcu Erst beim Einbruch der Nacht hörte der Kampf auf. Dem „Daily Telegraph' wird über die Schlacht gemeldet, Lord Mcthuen's Truppen vcrinchlen einen Durchbruch durch die linke Flanke der Buren, aber diese waren zu stark. Der Angriff aus die Front, wo die Hochländer am Vor mittag zurückgcschlagen wurden, wurde den ganzen Tag hartnäckig fortgesetzt. Die Gordon-Hochländcr machten eine» hcldenhasteu Versuch, diesen Mißerfolg wett zu machen. Ihr Oberst fiel Auch der Marquis os Winchester. Mcyor bei de» Cvidslrcam Gnnrds, ist gefallen. Ein Bericht des „Standard" erzählt: Rach dem Zurück- gehcn der Hochländer-Brigade konnte bei der Neuausstellung das unter dem Namen .Schwarze Wache" rül,milchst bekannte Re giment nur noch 160 Mann aufweisen. Am Vormittag wurden die 1. Gordon-Hochländer vorgeschickt. Sie schritten mit äußerster Tapferkeit zum Angriffe auf dnS Ecntrum des FeindeS. wo ihre tvdlen und verwundeten Kameraden lagen, fanden es aber un möglich. die feindliche» Schützengräben z» nehmen, deren Front init Stacheldraht gebildete Verhaue schützten. Englnche Soldaten habe» sich nach Berichten englischer Zeitungen folgender Ucber griffe schuldig gemacht: An Bord des „Sumatra" (lagt der „Natal Advertiser") bcsand sich auch der Soldat, der General Kock bei Elandslaagte gefangen nahm Er eignete sich aus den Kleidern des Generals 105 Lstrl. in Gold an und hat diesen Betrag seinen Eltern bereits nach England gesandt. Ein anderer Soldat ist in dem stolzen Besitz einer goldenen Uhr, die er dem deutschen Obersten Schiel stnhl — verfehlte aber 500 Lstrl., die sich ebenfalls im Besitz des Oberste» befanden. Sind das erlaubte Gebräuche? General Kock war, wie man weiß, tödtlich verletzt und Oberst Schiel schwer verwundet. Auch die „Eape Times" melden diese Thatsachc» mit einer gewissen Gcuug- khuuna. Von Abscheu ist in diesem Blatte keine Rede. Nack Telegrammen aus Kapstadt sind ernste Differenzen zwischen dem Gouverneur Milner und dem Kap-Ministerium aus- gebrochen. und es gilt eine Ministerkrisis als bevorstehend. Den „Times" wird aus Kapstadt gemeldet: Lourcnyo Mar ques entwickelt sich schnell zu einem regelrechten Handelsemporinm für Transvaal und zu eine», Hauptquartier für seine Agenten, die ganz frei mit anderen Agenten und mit Europäern verkehren können. Die Schwierigkeit, die Einfuhr von Spreiiastvsicn für die Regierungssabrik. selbst von Munition, zu verhindern, ist bedeutend dadurch erhöht, daß es thatsächlich unmöglich ist. eine gründliche Untersuchung fremder Schiffe auszusüyren. welche angeblich Lebensmittel führen. Die von der englischen Negierung ein genommene Haltung ist. wie man annimmt, lehr geeignet, den Krieg zu verlängern. Der gegenwärtige Stand der Tinge an der Telagoabai bringt den Buren mehr Vortheile, als wenn sie that sächlich zum Gebiete Transvaals gehörte. Die Blätter besprechen einmüthra die ernste Niederlage Methuen's und stimmen darin übecein, daß man nicht zurückgrhen könne, sondern daß die Sache durchgefochten werden müsse. Die „Times" dringen darauf, unverzüglich eine weitere Streitmacht von 30,000 Mann aus zurüsten. Das KriegSininisterium in London hat die Jormirung dreier neuen Batterien Feldartillerie ongeordnet. beklagen, denn^rau Belliucionl sowohl wie Frl. Prevosti liefer- Aunst uud Wissenschaft. k Die Aönigl. Hofoper Hot in letzter Zeit Berdi'S „Travrata dem Repertoir wegen Mangels einer geeigneten Vertreterin der Titelrolle entziehen müssen, und nur mit Gästen war die Aufführung der Oper zu ermöglichen. Ueber gute, sogar ganz vortreffliche Vorstellungen hatten wir nnS dennoch nicht zu ten in ihren Gastspielen niustergiltige Typen der in Musik und Schwindsucht aufgelösten Camellendame. Seit vorgestern aber haben wir auS dem eigenen künstlerilchen Bestände der König! Oper in Frl. Abendroth eine Violetta kennen und schätzen lernen, die als solche ebenso überraschte, als sie sich in Allem ganz ausgezeichnet bewährte. Die anspruchsvolle Partie entspricht ihren Mitteln fast vollkommen und was sie an GesangSkunst, an geklärtem, fein abgetöntem Vortrag, an darstellerischer Gewandt heit mit der musikalischen Durchführung zu vereinige» versteht, giebt ei» arrziebendrs, »reist sogar ein fesselndes Bild dessen, was die Canicliendamc ln der Oper sei» soll und muß. Ueberaus sympathisch, oft sogar bcwundernSwerth berührte Frl. Abendrvth nicht nur r» der Technik ihrer Kunst — ihre Skala, die Verzier ungen, namentlich die Staccati, der kunstvoll auSaebildete Triller, mit der künstlerisch geschmackvollen Behandlung des Nachschlnges waren fast immer tadellos — auch die Weichheit und Schönheit der Stimme, der warme, von seelischer Anrheilnahme zeugende Timbre sprachen auf das Vortheilhasteste an. Gute, elegante Repräsentation, Dccenz »nd Natürlichkeit im Spiele, auch i» den Momenten, die nach Vertiefung und psnchvloaischcr Auffassung verlangen, vervollständigten die Darstellung auf bas Beste. Nach de» verschiedensten Beweisen hervorragender Begabung, die Frl. Abendroth uns bisher in bedeutungsvolle» Aufgaben gegeben, dürfen wir in ihr eine Künstlerin begrüßen, die ihre Stellung und damit zugleich eine in de» letzten Jahren fühlbare klaffende Lücke ganz vortrefflich ausfüllt. Frl. v. Elinvanrre war, wre gewohnt, eine sehr gute Flora, die sich vorgestern mit einer Walzer-Einlage einen Erfolg für sich holte. Auf das Lebhafteste wurde Herr Scheidemantel nach Verdienst für seinen Georg Merniont aus gezeichnet. und auch Herr Gießen fand lebhafte Anerkennung für die sorgfältige Durchführung des Alfred. Tie Vorstellung unter Herr» v. Schuch'S geist- »nd temperamentvoller Führung wurde in alle» Theilcn zu wirklichem Genuß. U. 8t. f Morgen, Sonnabend, findet im Königs. Opcrnhansc eine Aufführung von Richard Äagner's „Tristan und Isold e" statt. Die Partie des „König Marke" hat für den erkrankten Herrn Perron Herr Nebuschkn übernommen. 7 Im König!. Schausvielhanse geht heute Gustav Freytaq's Lustspiel „Die Ivurnaliste n" in Scene. Anfang halb 8 Uhr. f Eine Schauspiel-Aufführung im Königlichen Konservatorium, die vorgestern Abend vor dichtgefülllcm Saale staltfand, ließ den augenblicklichen Stand der Schau spielschule dieses Instituts an einigen gefälligen dramatischen Proben erkennen, die als ihr Bestes den Vorzug an sich Hallen, keine allzu großen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der jugendlichen Aspiranten zu stellen. Man gab drei Einakter „Die Ballschuhc" nach dem Französischen des Octavc Gastineau. die Körner'sche „Gouvernante" und „Das Schwert des Damokles", das unverwüstliche Schwänkleiu Gustav zu Puttlitz. bis aus einige Unsicherheiten iiu Text säminllich ziemlich flott im Tempo und glatt in der Darstellung. Das entschiedenste theatralische Talent bewies wieder Frl. Martha Dingcldry (Klasse WoltecS). eine große und vieheitige Begabung, die nnmcnllich für das Fach der komüchen Alten und für statt chnrgirte Rollen schon jetzt ausgezeichnet zu ver wenden ist. Ihre cindinclsvollste Leistung war dcrLchrjunge Fritz in dem Pnttlitz'schcn Schwank, die schwächste ihre Pseudo-Kammer zofe Margarethe in den „Ballichnhen": hier schädigte ihr wenig lvignirtcS Wesen die seine, geistreiche Wirkung, dort wurde durch die derbe Diolene ihrer Komik das Stück erst aus den recht schwaiikhasten Ton gestimmt. Durch hübsche äußere Mittel und eine anmuthige Erscheinung besticht Frl. Felicitas Kohrt (Klaffe Starcke). der man in der Sprache nur hier und da noch die russische Nationalität zu sehr cmhört. Ihr Spiet als Susanne von Marcillh war zwar noch ein wenig unfrei, aber nicht ohne Dislinction uud gute Poiutiruug. Recht artig machte» sich auch die Damen Simon (Klasse Stanke) und Fischer (Klasse Winds): besonders die Ecslcre agirte als falscher Gras in der „Gouvernante" lehr flott und gab ihre nette Rolle auch nicht ohne Humor. Von den beide» i» dem „Schwert des Damvllcs" mitwirkenden Herren verdient Herr Otto Fiicher (Klasse Starcke) an erster Stelle genauut zu werden. Er g»v den Buchhindcrmcister Kleister mit einer ziemlich drastischen Komik in Sprache uud Allüren, vergaß keine der spaßige» Wenduuge» dieses gelehrten Handwerkers nach Kräften anszunützen und betonte ohne Aufdringlichkeit die ja nie versagenden Wirkungen deö Dialektes: die Maske war etwas sehr verschminkt. Die Figur des Elenienlnr- lchrers Karl Stahlfeder, die Herr Metzger (Klasse Winds) zu mime» hatte, ist zu wenig belangvoll, um au ihrer Ausgestaltung die Fähigkeiten eines Schauspielers zu ermessen. — Sehr durstig war wie gewöhnlich und entschiedene» Tadel verdient immer wieder die dekorative und sonstige äußere Aufmachung der ganze» Ans führung. Schließt dos Beiwort „Königliches" Konser vatorium auch keineswegs irgend eine» amtlich verbrieften Charakter oder die Garantie von besonders hervorragenden Leistungen ei», so sollte es doch die Leitung dazu zwingen, wcuigstcus den „schonen Schein" — in des Wortes verwegenster Bedeutung — zu wahren. Ter Rahmen, i» dem die Kcilil die schauspielerische» Probcleisluugen der KoiiservntoriumSIchüler bisher zu beurlheilcu gezwungen war uud nock ist, genügt selbst den billigste» Ansprüchen an eine Provinzbühne drillen oder vierten Ranges nicht. IV. f In dem heute stattsindenden 3. Sinfonie-Concert der K ö ir i g l. K av e l l e. Serie L. gelangen zur Aufführung: Sinfonie Ds-ckir (Nr. 39 der Breitkopf u. Härtcl'scheu Ausgabe) von W. Li. Mozart; Vorspiel zur Oper „Die Kriegsgefangene" von C. Goldimuk; 8»>t<»iw eioica von L v. Beethoven. Die Generalprobe zu Vielem Eoncert findet Vormittags lO Uhr statt. f II. K l a v i e rc o » c e rt von Alfred Neife » auer. In der goldenen Zeit der Bazare vor einem halbleere» Saale zu spielen, ist für Niemand eine Schande, und wenn vorgestern dieses Mißgeictnck Herr» Reiienauer im Mnsenhansr paffirte, so wird er sich mit dem künstlerischen Erfolge zu trösten wissen; jedenfalls aber dürste dadurch sein ungerechtfeittgtc» Aageimtth. noch für die letzte Woche vor dem Feste einen dritten Klavierabend anzni'etzeii, etwas abgclnhtt wviden sein. Bis aus einzelne Museiistüchtige hielt die kleine Schaar der Erschienenen in dem mehr als zwei stündigen Klaviereonccrt tapfer aus. und ein Theil war auch damit noch nicht übersättigt. Z»m Glück wuchs Herr Reiienauer mit seinem Programm. Er begann mit Mozart s allbekannter Sonate in L: Thema mit 6 Variationen. Menuett, Finale all» tnicit. Die Art »nd Wciie. wie sich der Klnvierrecke ans der Schule Liszt's mit diesem bescheidenen, leichtbeschwingten Mozart absand, war oft mehr interessant als genußreich. Keinesfalls verträgt diese Musik des Absolut-Schönen die hier vielfach beliebte »ngraziöie Wiedergabe, wie sie haupffächlich in der ve»kchrten Be handlung der schweren und leichten Tnlttheile hervortrat. Moderne Drücker und Lichter sind hier nicht am Platze. Im ersleulichen Gegensatz hierzu stand die glänzende Charakteristik der eigenthüin- lichen Melodik und Rhythmik des Schlußsatzes. Weit mehr in seinrm Elemente war Herr Reisenauer in Beethoven's Werk op, 55 („Thema mit Variationen"), in Rob. Schumann's davidSbünd- lerischcm „Karneval", dessen Bilder- und Phantasiereichthiim unter seinen Händen in seltener Größe zu Tage trat, weiterhin in einer wenig bekannten Jngeiidkvnivvsitivn Felix Weingartncr'S („Phan- tasiebilder"), deren stimmungsvoller Eindruck allerdings beein trächtigt wurde durch die Breite der thematischen Durchführung und den Anschluß an Schnmann's „Karneval". Lille Vorzüge eines echten »nd cechten Klaviervirtnose» ließ der Conccrlgeber in mehreren Stücken von Chopin und der Liszl'scheir Taranlelleii-Phnntasie (nach Melodien aus der „Stummen von Portici") in so Hellem Lichte leuchten, daß man die eingctretene Ermüdung darüber fast ver gessen konnte. Leider wird nur durch einen solchen knalligen Schliißefsekt. wie ihn die modernen Oltavciidonnerer ihren Pro grammen anzuhängen pflegen, alle bis dahin glücklich erzeugte Stimmnna in Grund und Boden zerschlagen. Der Virtuose kommt dabei zweifelsohne aus sein« Rechnung, nicht aber die wahre Kunst, welche in Höherem ihre» Zweck zu erfüllen suchen muß. —p. ß In der Kirche zuLoschwitz fand am Dienstag Abend eine geistliche Musikauffiihruna statt, die in Allem einen sehr guten Eindruck hinterlieb und ihrem Veranstalter. Herrn Kantor Kettner, allseitige Anerkennung einbrachte. An künstlerischen Kräften wirkten Frl. Anna Klotz. Gesanglrhrerin und Concert- sängerin in Dresden, und Herr König!. Kammermusikus Adolf Els- maun mit. Die Elftere sang mit schöner Stimm« und gutem Vor trag ein geistliches Lied von Giorduni, die „Heiligen drei Könige" von Peter Cornelius, Advenlsiied von A. Becker und ein lehr stimmungsvolles WelhnachISffed von Pittrich. In diesem und dem Giordani'ichen Liede führte Herr ElSmann die obligate Vivlin- stinime mit Decenz durch. Außerdem spielte er da» Lurghetto auS op. 6l von Beethoven, ein Cantabile von Lectair und. als vor nehmste Leistung, Schuma-.n'S „Abendlied" cmS op. 85. In dem akustisch vortrefflichen, trotz seiner vorjährige» Renovation altehr- würdigen Kirchlein entwickelte sich der Ton des Künstlers ans daS Vortheilhasteste. Der freiwillige Kirchenchor erfreute unter Herrn Kellner'» umsichtiger Leitung mit recht aut vorgetragenen geistlichen Chören von Frank. Schröter. E- F. Richter und dem vesonders hcrvorznbebenden Adventsgesana „Machet die Thore weit" von Aiberi Becker. Die Begleitung der Soli besorgte mit Geschmack und Sorgfalt ebenfalls Herr Kantor Kettner, der außerdem mit dem Präludium und Fuge in 6-ckur von I S. Bach, dem stimmungs vollen WeihnachtSpnstorale von Psretzlchner. und der chroinatifchen Fuge mit vorangehendem langlamen Satze von Rheinberger tresf tlche Leistungen bot. Der Besuch der wohlgrlungenen Aufführung hätte besser kein können. i Von dein anßrrordentlichen äußeren Erfolge deS Wiecke - Gastspiels bei dem Tbraterpublikum von Leipzig ist schon gestern kurz an dieser Stelle berichtet worden. Daß auch die Kritik leine künstlerische Berechtigung vollauf anerkennt und der bedeutenden Leistung in umsangreiche» Referaten gerecht ist. de weilen die vorliegenden Blätterberichte. So schreibt Rudolf v. GvttschnÜ im „Letpz. Taget,!." über den Tasso u. A.: „Herr Wreckc gab leine» Rolle eine große Ton- und Farbenlkala; er vermiev icde einlönlge Deklamation, wenn er auch der Schönheit der Bette vollkommen gerecht wurde; er zeigte ein lehr modnla- tionsfähiges Organ, welches in der Höhe etnrs begeisterten Llu>- lchwunges fähig war und in der Tiefe für die Gemüthsstimin u»ge» von erdrückender Art, für Trauer. Klage, Verzagtheit über den geeigneten Tomchlüssel verfügte. Bor Allem aber vob er das Pathologische des Charakters hervor, die leichte Gereiztheit, das Leideiiscynsttlche. aber auch wieder Haltlose ... kurz. eS war ein Tasso von Fleisch und Blut, bei dem die innere Zerrissenheit die Harmonie deS dichterische» Ausdrucks durchbrach, welche bei dein Vortrag mancher Darsteller die innere Zerklüftung des Charakters allzu sehr verdeckt." f Für das Gustav Freytaa-Denkmal in Wiesbaden wurde» bis letzt über 25.000 Mk. zusammen gebracht. Säch-ticber Kunst verein. Neu arrfgeftellt find Sondcrausllcllungen von A. Demant (Montircronl. Julius Latin V (Dres den) und Julius Wenzel <Atlin>. Ferner zahlreiche Werke von htefigen und auswärtigen Künstler». Vergönne»« Woche ivurvcn verkauft: M. Miese „Winterabend ain Kanal" und Bernhard Mühlig „Im Wald" und „Aus sicht vom Schneeberg nach Südwcil". Lertlichcs und SiichsischeS. — Poli - eibericht, 11. Dezember. In der Neustadt stürzte am Dienstag Vormittag ein Arbeiter auf einer Keller treppe und erlitt eine» Bruch des linke» Unterschenkels. — Seit Juni d. I. ist ans einer hiesigen im Erdgeschoß befindliche» Wohnung ein aus braunem Filchvtterscll gefertigter Herrenpelz <600 Mk. werth) init schwarzem Tuchüberzug und bergt. Knöpfe», sowie Kragen »ns gleichem Fell, vecdachtlvs gestoklcn worden. ring der Königl. Polizeidirellion gelangen lassen. — Ende vorigen Monats ist in de» Abendstunden von einem aussichtslos stehen ge lassenen Lastwagen 1 Faß Wein, 19 Klgr schwer, gez. >V. 80 Pvdgvrze. ca. 30 Nit. werlh. gestohlen worden. — I» den letzten Tagen vorige» Monats sind aus einem hiesigen Keller- raume, mittels Einbruchs, 1 großer Tilsiter und 3 Algüucr Käse im Gciammtnierlhe von ca. 10 Mk. vcrdachtloS gestohlen worden. — Als charakteristisches Kennzeichen der allernächsten Nähe des Weihnachlsfcstes erstehe» bereits die Bude» und Verkanss- slärrde für den sogenannten Striezelmarkt. Dieser Striezel markt ist für Viele auch heute noch eine wichtige Einnalimegnelle und erst nach erfolgreichem Abschluß desselben athmet Mancher er leichtert auf. denn oen acht Tugen flotter Geschäftszeit gehen meist Wochen vorher, während welcher nicht ein colhcr Pfennig ver dient. sondern das bischen Erlparniß ansargeben »nd in s Geschäft gefleckt wird. In der Haupliache betrifft dies die tlcinen »nd sogar im strengen Sinne des Wortes genommen die kleinsten Ge schäftsleute, die Kinder, die in Folge ihrer Bedürftigkeit und Würdigkeit die Erlaubnis; bekommen, ihre meist leibst ge fertigten Erzengnisse, in der Hauptsache Schmuck für de» Chnst- bauni, Hampelmänner. Nupprechte und die berühmten Pflaumen toffel nicht z» vergessen, an den Mann rclp. Käufer z» dringen und Io mit verdienen zu Helsen zu den Ausgaben für die Feier tage. Der Striezelmarkt beginnt, wie bereits mitgetheilt, Sonn- taa den 17- Dezember und endigt den 21. Dezember Abends 9 Uhr. — Der Dresdner Spar- und Bauverein giebt be kannt, daß die Einweihung und Besichtigung seines in Reu-Kaditz, Leipzigerstraßr, Ecke Lnisaflrnße, ncnerrichtcten Arbeiterhauscs, welches den Namen „Prinz Friedrich Angnst-Haus" trägt, am 27. Dezember um 12 Uhr slattfiiidet. Alle Mitglieder deS ge- nauuleu Vereins könne» bei dieser Gelegenheit das muslecgillig eiligericht-ie Haus besichtigen. — In Nr Sll unfercs Blattes befindet sich eine Notiz, nach welch« der Sucblifchc Militär-Lebens-Lerlich erunas-Ber- e i n gegenwärtig »2« Mitglieder zähle» und ein Versicheruiigskapit.il von lv3,970 M. besitzen soll: ansicrdcm tollen iür Todesfälle und ionft fällig geworbene Versicherungen 6881 M 68 Vf. zur Auszahlung gelangt sein Diese Angaben detrcsscn keincSwcgs den gelammten Bestand des Lächsischcii Militär- Lebens-VkrlicheirmgsvereivS. beziehentlich die von ihm überhauptgeleiftecen Kapital,zahlunqen, landen» ledialich den Zuwachs an neue» Mitgliedern, de» daS Jnllliut lm Monat November zu verccichnen batte und die in diese», Monate (November» fällig gewordenen Kapitalien. Der Sächfiicde Maitür LcdcnsvcrllüerungSverein zählt zur Zeit 42.833 Mitglieder mit 16.554.216 M VerlicherunaS'aoital. Es sind bisher für TodeSiälle und sonst fällig gewordene Versicherungen rund 000,606 M. zur Auszahlung ge langt. Das VcrcinSocrmögcn beträgt gegenwärtig rund >,666,606 M. — Die neue am l. Januar I»u6 in Krait tretende Eisenbahn- D e r k e h r S o rd n u n g ist soeben iin Verlage von Julius Springer i» Berlin in Druck crichienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden. Beinerkcnswertb ist, daß der VerkchrSordnung am Schluffe ei» Sachregister nnnesügt worden ist. welches das AMinden der BesSrdeningS- bcstinimlingen ungemein erleichtert; namentlich dürste diese Neuerung von der Gci'chästs- und Landclswelt mit Dankbarkeit begrüßt mrrdeii. In dem selbe» Verlage ist serner erlöste,>c» : „Die neuen Vorschriften in der Eilen bahn-VcrlehrSvrdmmg" von Dr. Tb. (Nrstner, Geh. Oberregicrungsraih und Vortragender Noll» im Neichs-Eisc»bab»-Amt. Der Breis dieses Werlchens, das in übersichtlicher Weile die Abweichungen der neuen VerkchrSordnung gegen die jetzt gütige anffuhrt. beträgt nur 25 Vlennige. — Eine fieberhafte Thätiakeit herrscht, wie stets vor dem Wcihnachtsfeste. aegenwälkia in unseren Dresdner renommirten Bäckereien, ailt cs doch, nicht nur die Plcitzkuridschast mit dem unter alle» umstände» irökhiacu- Ehristftollen zu versorgen, sonder» auch zahlreiche Aufträge nach auswärts zu erledigen. Tie alljährlich zum Versandt gelangenden Mengen dieses Gebäcks be weisen am besten, in welch' ausgezeichnetem Rufe gerade unsere Dresdner Feinbäckeieien und Kondttvieien weit und breit flehen. In hervoriageiider Weise ist an der Gcsamnitprodnktion auch die Bäckerei von Robert Günther, Mathildenstcaße 38. betheiligt, aus welcher alljährlich ganze Berge von Mandel- und Nosinen- slvllen 1.. 2. und 3. Qualität hcivergehen, die, dank ihrer Güte, ganz dazu angethan sind, dem genannten Geschäft fortgesetzt neue Kunden zuznsühren. — Heute wurde in Nossen eine Stadt-Fernlprechetnrlchtrmg eröffnet — Für den Arissichls-Thurnibau aus der Schönen Aussicht in Reichenbach bat Fra» verw. Kommcrzicrrrath Sattcrt dem dortigen Touristcnvcrein abermals die Summe von >660 M. geschenkt. — Im GelchSfwbereiche deS Ministeriums der Finanzen. Beider fiskalischen Straßen- und Äafferb au-Verwaltung ist ernannt worden: Busch- deck, zeiiher städtischer Lilfsardeiter i» Dresden, als etatsmWger Expedient bei der Straßen- und Wasstrbacunipcklion Grimma. 8ar. itzinb. ^ WcNcr. Tv Ort. «ar. Wind. Seiler 7ÜS ÜH0 mäßig wolkcnl. - » Sdemnttz 752 c> leicht «edel 7l MUbrdrac - r Lien bl PM Schnee »5 080 Ichwach bedeck» - s Prag »2 still »eb« bl orrv ieichiwoMg >o PeuerSb. 72 so kelchi hecter bl c> letchhbedecki Ois Lrest^' «I o " leicht bedeckt «tz c) Ichivach wollig ro Aberdeen «» MO leicht wollig Minimum und NreberlchMg« werbe» am Mittag abgeleien. Wetterbericht des Kgl. Sächf. Mrlevrolog. Instituts in Chemnitz vom 11. Dezember, 8 Uhr Morgens (Temperatur nach Celsius). Ort. «odö Haparand Memel Hamburg Cherbourg Hierin, München Bei ziemlich anhaltendem Schneefall trat am lS. Dezember in den Teinpcratmvechältniffen kein merklicher Wechsel ein. Wenn auch die Mi nima etwas böser lagen als am Voitag und von — 10,v (Dresden) nur herab gingen bis — >8 Gr. (Fichielberg), so blieben doch die Mittelrvertbo wieder zwilchen — V.S Gr (Dresden) und — >3.4 Gr. (Fichtelbcrg). Im Sllvwesten lagert «lne tles« Depressiv», welche sich bereri» über den wttt- lichcn Tbeil Centraleuropa« ausgebreltct hat. Da sedoch der Hobe Druck im Nordosten noch immer mit unveränderter Intensität sorlbcftchl. so hält bei leichten östlirben Winden im übrigen WitterungSgedlet der strengeFroft noch weiter an; die Temperaturen geben bei un« und in Schlesien »irrt« — >ö Gr., in Süddeullchland drinabr dt« — 26 Gr. herab. DaS Wett« ist (bei« beiter, tbeil» neblig: vereinzelt finden Schneesall« Katt. Dre « de n. 1«. Dezember. Barometer von Optiker Wiegand (vorm. Otto vblold). Wallfiraß, r. Abend» « Ubr. 7«l Millimeter, « g». fallen. Aussichten: Ntrderschlgge. Thermometrogravb na«d iketffu«. Ten», veralur: bbchfir 7,ö Sr. Kälte, niedrigste >2.5 Gr. Külte. Heiter. Olt»>nd.
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