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Dresdner Nachrichten : 15.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-15
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.12.1899
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VeA«a»aebüvr imrq u. yo, «» «««»e »«» ,«,dlz»^ lür »«, -achst» «umnur erl-I-t m der .'»VyM»,««»,, ««Unftraz, U ». « ,» d>» »!«»«>>-m>a-»isl«0kn vo„ Sonn. X dt« I Uhr Ra^m. s«m,i . N»«» , I» v. tl—>/,1 Uhr ! gl nur »g«. Slazeigentarif. Di« 11palti«» Srundzttl« tu - Si!Lcu> u> Ps-, Lnjün: i-un-e» Ü»I drr Prt»<tt- ItU» A«ll» K> Ps..' L»»pr>Me ,unt«-> Slrich» tatngrknd«, 4S Pf. Gruutijril^ «ir oder «ach Fcsttogc» A> Pi. >»r UomiL-nn-chrichi-n u. > w.), de,. A» Pf. — iludoLttIa« rilMrdg« nur s»g»u 0-r>ui»I>«,«chUma. BelegdWär werd «itl0Ps. berechnet. Mir Mckaode «tnqelandler SchriMilUK kein» SerdtadUchketi. F«r»Iv»«chanf<»lut! »«rt i Nv. 11 »». N-. sc»«s. L» ^re»E ««-richten» «fchnnrn »Ngllch Jivrgcn». Sr,r»ndrl 185K ckalivs Vvvtlsr, Iren!«». Vatlstr. IS empüoklt iu cku>«-,ül: <r«»r«»i, uncl Kiielivii- uuä I>an«>«litkeerkiu1t^-k»s>nti>Ili'. Vollkommenst«', «ldst- tdLvMr xerLnschloear IdürsvdUes8er. s 80.U0U 8t.tm s«dr»ael>. kwepsot» gratis u.lnuu». Qonl LL»Vl. ktod». NoN,»«««, l»rr»che»«^ Tclcgr^Adressc: Nachrichlc», Dresden. ^ R7MUOw 1. 8. E Fabrikation koinLtsr Iff-ärnsions- ^ Lasodsnudrsn nur erster (lualittli, mit Ltvrn- »' vcartmi - tteps n I iorn n n. A ln sllsn soinorvn UkngesekMsn vofpüiiiir;. I 8r^»iMMrr»»t»«d^»r^»E»krÄ ÜKIN!!l!NI8lkN83st (eüslksZtsnien-Lxirsel) 'j H r i» i 7» i » zZA ! ILvu<IiIii»!«1«;i»ptIr»'d1v^ > 50 ?s A vorrvLUt^o, rnvovl.iksi^o >fitr-»l 8ur I/iväs'rirrlk ttn<l ir<-8,ii.i^nx; ctes seriell- ^ Inltttcrvs. V<?r.inn«ir. mu^k lUlsvkrli. l^o»s,l-Icto W M Z 8. «osaxotkeks, IkezllT ßMkiÜM. Z'' «Inlü>8 8eltü«ilied Sss 1ö, xgrt. rl. I. Lt. kur Oas, vlsktr. Iriekt, kvtrolema, Ler/.ou. 8 vorLäskattsr verkossertvr linustruktiou 8«-rr«'» irknrii'n unä Iiüi'i»<»rtir»Ituns, iiesontiers Kr kefnilkinkler uml »Ns, velvlw sirk eins seliluü's Iviiimr- IisItullKf »o,?e«sbnt k»do», fertigt fireisvsrtli Larl Vvllä8eduek, Ai'Mrll'sm Ü)»» ^,4 ^ Ccntrnni istTnimvfund — Mimie! sticht. Sl»na6,richten. Landtaasvechandlunge». Welnmn^s- Muthmas;l. Witterung: »re»1«,r» 1 7^. AKT » e»rO-» * VptrNlt. für die sächs. Beamtenschnst. Alldeutscher Verband. Wechuachtsschau. .Tmvintn." Schnecfasi. k? l Vjt-ltltlkl > »r »r» naiue Art. wie die Flotteiworlage vorbereitet worden ist, ist teristuch für unler nanzes Neaierungssystcm. Da reit Tirpii; nach Wiesbaden, ein Minister reist nach einem l Orte und schliesslich mich immer ein Minister dem > nachreiscn (Heiterkeit). Wir haben da gleichsam eine Nc Centrum ist Trumpf ul»d — Miquel sticht. Ln der Mittwochssitzung deü Reichstags blieb der eigentliche litat immer noch im Wesentlichen herrenloses Gut, aus daS nur wenige der Redner ei»en emsthaikcn Zugriff machten, indem sic ein> reinen Positionen eine schüchterne Würdigung r» Thcil werden liehen. DaS. womit sich das Haus am Mittwoch in erster Linie beschäftigte, betraf den AuStrag der persönlichen Fehde zwischen dem Wächter aus den Zinnen des Centrumsthnrmes und dem Bieevräsidciitcn des preußischen StaatsniinisteriumS. Daß daS Haus sich bereits aus eine Sensation nach dieser Richtung vorbereitet hatte, bewies das allgemeine »Ah! und »Ach!". mit dem Herr v. Miauel bei seinem Erscheinen begrüßt Ivurdc. Ter Preußische Finanrniinister sah kampfesfreudig und siczcsgewiß auS und schien iu seiner sichtlich gehobenen Stimmung auch durch den Umstand nicht beeinträchtigt -u werden, daß er längere Zeit auf der Ministcrbank »Mauer blümchen'' blieb. Zeichcndeuter wollten in die'er Vereinsamung Herrn V. Miauel's ein „böses Omen" erblicken. Indessen machte die Art. wie Herr b. Miquel die von seinem ultramontanen Widersacher am Dienstag gewaschene Wäsche »;u- rcchtlegte und glättete", keineswegs den Eindruck, als ob der vicl- gcwandte preußische Staatsmann am Ende seines Lateins an- gclangt sei. Nur zuerst vergriff sich Herr b. Miguel ein wenig, indem er erklärte, Herr Dr. Lieber habe sich »erlaubt", seine (Miqucl's) Person mit einer Aeußerung des Kaisers in Zusammenhang zu dringen. Auf diese Aeußerung antwortete den, Minister, wie ein Bericht zu melden weiß, „ein Sturm der Erregung". Hierauf las Dr. v. Miquel die Stelle aus der Rede des Dr. Lieber vor. in der Herr v. Miquel ohne direkte Namensnennung allerdings, aber mit unverkennbarer Deutlichkeit angegriffen wird, und ging so dann auf den Hamburger Appell des Kaisers an daS deutsche Volk in Sachen der Flottenvermcdrung ein. Bei der Vertretung des kaiserlichen Vorgehens erhob sich die Rede zu hohem Schwünge und mit edlem Pathos rief der Minister schließlich ans: „Sc. Majestät braucht keine Rathgcber. um seine Anschauungen auf dem Gebiete der Marine und der Flotte anszndrnckcn!" Obwohl dieser Ausspruch selbst in seiner bcdingungsweisen Form staatsrecht lich vielleicht nicht ganz »»bedenklich erscheint, bewirkte doch das ganze eigenartige rednerische und persönliche Milieu, in dem sich Herr v. Miquel bewegte, daß das Haus zu einem allgemeinen „Bravo!" bei jenen Worten hinaerissen wurde. Nachdem der Redner sodann seine persönlichen Wandlungen und de» „Vorwurf", daß er »Agrarier" sei, beleuchtet hatte, beschäftigte er sich eingehend mit seiner Stellung gegenüber dem (kcntrum. Als Quintessenz der auf diesen Punkt bezüglichen Ausführungen darf der Saß gelten, daß der Aufgabe der Regierung, den Frieden unter den Konfessionen zu erhalten, bestimmte Grenzen durch das StaatS- intercsse aezogen seien, die der Staatsmann nickst nbcrichreiten dürfe. Gleichzeitig bemühte sich freilich Herr v. Miquel sehr leb haft, den etwaigen üblen Eindruck dieser Festigkeit bei dem Cen- 1mm durch allerlei Komplimente so weit als möglich wieder gut zu machen. Die dabei u. A. gefallene Bemerkung, das Eentrnm sei heute sogar „zu rcichsfreimdlich" (im Gegewnn m seinem frühe ren mehr auf das einzelstaatliche Interesse gerichteten Verhalten) erregte olvmvischc Heiterkeit. In der Form blieb Herr p. Miquel durchaus ruhig und vornehm, mir einmal schien ihm rin wenig die Galle überzulausen, als er den Borwurs zurückwies, daß er „das deutsche Volk bei Sr. Majestät verdächtigt" habe. Darauf erklärte der Minister, in parlamentarischen Formen überhaupt nicht antworten zu können, weil „sein moralischer Widerwille ihm das unmöglich machen würde". Sonst aber war den Auslnssunge» des Ministers nichts Cholerisches anrumerken; der Redner wurde Interesse. Die Rede wurde am Schlüsse von reichem Beifall auf der rechten Seite des Hanics gekrönt, während sic von links des Oefteren durch Zischen, Grunzen und Zwischenrufe unterbrochen Wochen war. Nunmehr erhob sich Herr Tr. Lieber, kirschroth vor Zorn, und plauzte mit ungeheurer Vehemenz auf Dr. v. Miguel loS, den er, offenbar um seine Verlegenheit zu maStirr», mit der wiederholten malitiösen Anrede »Der verehrte Herr" belegte. Herr Dr. Lieber meinte spöttisch: »Ich habe zunächst von unverantwortlichen Per sonen gesprochen, dann von verantwortlichen, die hier säßen, und schließlich von Leuten, unter deren Porträts er sein eigenes zu er kennen — nun. wie soll ich sagen — die große Güte gehabt hat. (Heiterkeit.) Es ist für den Porträtmaler ehrenvoll und schmeichel haft, daß er so ähnlich gemalt hat (Erneute Heiterkeit). Mit ezug auf seine an der Hamburger Kaiscrrede geübte Kritik bemerkte der Thurmhüter des Centrnms emphatisch, »er werde sich niemals das Recht streitig machen lassen, soweit es die Geschäftsordnung erlaubt und der Präsident es gestattet, aw Vertrtter des deutschen Volkes anch von Sr. Ma jestät dem Deutschen Kaiser, in aller Ehrerbietung und aller Ent schiedenheit. DaS zu sagen, was er zu sagen für nöthig halte." (Beifall im Centrum.) Eine gewisse dramatische Kraft hatten die drei »großen An klagen", die Herr Dt- Lieber gegen Herrn v. Miquel erhob, auf Gmnd deren dem preußischen Finanzminister eine intrigante »Wühlhuberei" gegen verschiü>rne Akte der ReichSgesehgebuiig vor geworfen wich, bei deren Zustandekommen das Centrum mit- aewirkt hat. Die Reichs-Finanzpolitik auf der Grundlage der Lieder'schen Anträge, daS Flottengeses» von 1SS7. daS Gesetz über di« Fliedensprasenistärke vom vorigen Jahre, sie alle sollen von dem Bicepräsidenten des preußischen Staatsministeriums derartig durch geheime Machinationen auf die Spitze getrieben worden sein, daß di« »große Katastrophe", welch« die Parteien durch ihre Nach giebigkeit zu vermeideu strebten, beinahe zur Entwickelnna ge kommen wäre! Angesichts solcher verblüffenden Kunde war eS begreiflich, daß die Rechte zu erfahren wünschte, von Wannen denn eigentlich Herrn Dr. Lieber seine Wissenichnit ge kommen sei. Ta setzte sich aber der EcntriunShcrr gewaltig in Positur und mit löwcnhaster Majestät donnerte er den vorwitzigen Fragern zn: „Sie können mich todtichiagcn. ich nenne keine Namen! Hier steht Mann gegen Mann und ick beanspruche für mich dieselbe Glaubwürdigkeit wie Herr von Miauel!" Herr V- Miquel beschränkte sich in seiner Erwiderung auf eine kurze Zurückweisung der Liebcr'ichcn Verdächtigungen und schloß mit den Worten: „Ich habe mehr Respekt vor arr Ebre eines Mit menschen. um auf solche Vermuthungen hin solche Geschichten aus- zusircucn". Aus dem weiteren Verlauf der Sitzung ist hcrvonnhcbcn, daß der nalivnalliberalc Redner Dr. Sattler m zwar nicht unmittei- barcn, aber doch genügend verständlichen Wendungen ebenfalls gegen Herrn v. Miauel Stellung nahm und st ne Haltung gegenüber Herrn Dr. Lieber >o zuvorkommend einrichtete, daß die Schlaucht der Aationolliberalen nach einem Zulaimnengchcn mit dem Eentrnm, die vor einiger Zeit zuerst in der „Köln. Ztg." erwacht war. nickst verkannt weiden konnte. Bedeistlam nach dieier Richtung ist der fernere Umstand, daß die „Rat.-Ztg." gleichzeitig einen Artikel bringt, in dem es heißt: Eine einiger maßen befriedigende Entwickelung der innere» politischen Lage sei abhängig davon, daß daS Eeistrnm sich mit den gemäßigten Liberalen, d. h. den National Liberale» und der freisinnigen Vereinigung zur Bewilligung der Flottcnverstärknng zistammen- finde. Zieht man diese eigenartige pvlitiiche Konstellation in richtige Erwägung, io wird man im nationalen Inter esse wünsche» müsse», daß die von Herrn Dr. v. Miguel dem EentriimMhree crtheüte Abfuhr gehörig nnchwstten und den ictzigen Vicevräsldeiitcil des vrcußisthen Staatsministeriiims in seiner Stellung befestigen möge, damit der vom Een.'rnm augenblicklich bestgehaßte Mann die Führung in dem unbedingt »otgwcndigen Kampfe grnrn die steigende Amnaßniig und Begehrlichkeit des Centrnms behält. Hoffentlich ist das Spiet noch nickt zu Ende, sondern bringt Herrn v. Miguel noch manchen guten Stich! ist charat- reist Herr- anderen dem anderen Ferstsch-eiß- nnS FernspreL-Berich.e vom 14. Dezember. "—Dresden. Tic Stadtverordneten beschlossen in ihrer bentigcii Sitzung »ach längerer Debatte e i n s! i ni m i g , den Rath zn erinche». mit größter Beschleunigung bei dem Fiiia»,- Ministerium dahin zu wirken. daß die Unterführung der Leiv- zigerstraße in 21 Meter, und nicht wie jetzt Ist Meter. Tmchsahrtsbreitc hcrgcstcllt werde, oder andernfalls mindestens darauf zu bestehen, vnß eine neue Unterführung der Hedwigstraße in Ausführung gebracht werde. - L o ndo ii. (Reuter - Meldung.) Hier geht das Gerücht, Ladvsmith sei entsetzt, doch hat das Kriegsanst darüber noch keine Nachricht. " London. Den heute Abend veröffentlichten Mittbeiliingeii des Kriegsamtes zufolge wurde die 6. Division mobilisirt. 1 Bataillone dieser Division werden noch vor Sonntag eingeichifft. Die Regierung genehmigte auch die sofortige Mobilisirung einer 7. Division. " Loiido n. Tie Abendblätter veröffentlichen eine Debeicke nus Wecnen vom Tiensing Nachmittag, welche besagt: Tie Garni son von LcstNsimith machte einen neuen glänzenden Ausfall und zerstörre die über den Moodersvrnit jührcnde Brücke, was die Buren in große Verlegenheit setzen werde. Berlin. Reichstag. Die heutige Sitzung trug durch aus das Gepräge der Sitzungen an den letzten Tagen. Am Bnndesrathstijchc waren der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, Graf PoiadomLku. Thielen. Tirpitz, Gras v. Bülvw n. s. w. er schienen. Die Sitze der BnndcsbcvoUiiiächtiglcn waren voll besetzt. Die Zahl der Abgeordneten war eher noch stattlicher als gestern. Am den Tribüne» drängten sich die Zuhörer. Die Diplomatc»- logen waren dicht gefüllt. Die erste Leimig des Etats wird fort gesetzt. Minister Thielen: Herr v. Kmdvrff soll gestern von nn- sähigcn pieußüchen Wasscrbaiitechnikern gewrocken haben. Diele ganz unglaubliche Beleidigung hat bereits der Vice-Präsident des Hohen Haiises gestern zurückgewieien. Ich muß dem aber noch hiilzusügen, dag die prcußilchcn Wasserbanlcchnilcr sich solch' all gemeiner Anerkennung im In- wie im AuSlniide erfreuen, daß diese durch den Ausspruch des Herrn v. Kardorff in keiner Weise beeinträchtigt werden kann. Herr v. Kardorff hat auch von der tech- nischen Unmöglichkeit gesprochen, den Kanal mit Wasser zu füllen. Er zeigt damit nur entweder, daß er die Begründung der Kanal- Vorlage nicht gelesen hat. oder daß er dieic Begründung Mangels technilchcr Kenntnisse nicht verstanden hat. Ich werde mich mit Herrn v. Kardorff im preußischen Landtag aiiseinandcrietzen. Aba. Richter (freist Volksp ): Die Wasser müßten doch sehr hoch gehen, daß Herr v. Miquel sich gestern hier eingcfniiden lind seine Meinung geäußert habe. Es ist schade, daß er nicht länger geblieben ist. um daraus zn antworten, was Herr v. Kardorff über die Maßregelung von Landräthen sagte. Herr v Kardorff meinte freilich, Genaueres darüber wisse man nicht, — Allah weiß es besser. (Heiterkeit.) Wenn der Monarch von seiner Redefreiheit in solcher Weise (siebrauch mache, wie in Hamburg, dann haben auch wir das Recht und die Pflicht, daraus einzugehen. Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es wieder heraus. Entschuldigungen, als ob wir das Wohl de» Ganzen dem Parteiintercsse unterordnen, abzuwehren, ist einfach Pflicht der Selbsterhaltung. Was ist denn eigentlich ürden ersten LLahren seit l888 abgelchnt worden an Schiffen? Nur zwei Küstenpanzerichiffc. Inzwischen hat die Regierung selber den Weiterbau dieser Slit von schiffen abaelehnt, well eS sich herausstellte, daß sic den Erwartungen nicht entspreche«. Jetzt soll sogar die Knstenpanzerflotte ganz beseitigt werden. Die Ab in dem große Steuererhöhungen Wir lebnten eS damals ab. olche steuerliche Ueberlaitung deS Volke-weit mehr Nachtheile mit sich bringe, als etwa die Hinausschiebung deS Baues zweier Schiffe um ein oder «i» paar Jahre. Herr v. Miquel versicherte gestern, der Monarch bedürfe keine- Rath aeber»; ' in Mar vorher zur Kennrntß der Verantwortlichen Perionen gebracht werden, damit diele sie in Uebereinstimmuug bringen können mit ihrem eigenen Wissen und mit ihrer Kenutniß der Verhältnisse. Die gierung im Umherziehen (große Heiterkeit), ivi Kabinetsregierililg. Die Minister sind nicht ! um durch ihre Unterschriften zu beglaubigen, wa wir wollen keine blos dazu da. em was der Monarch will. Es ist so gekommen, wie ich cs im Jahre 1698 vorausgeiagl habe. Ter Reichstag verließ sich damals ans die „Bindung". Nun, die verbindenden Elemente sind schon setzt zerrissen. Jetz! liaben wir einen Floiteiüpcktakel. Herr v. Thielemann rechnet ans fortgesetzte Steigerung der Einnahmen, aber der neue Ausweis der NeichZeiiinahmen »der die letzten 7 Monate weist bei Zöllcn und Verbrauchssteuern nur eine halbe Million mehr gegen das Vorjahr auf. Da waren die Ausweise in den letzte» Jahren bei weitem günstiger. Unsere Ausgaben zn Lande und zu Wasier haben sich enorm gesteigert, dazu die Steigerung der Aus gaben für die Kolonien. Kicnstschou, der berübmte Platz an der Sonne, kommt lins doch sehr theuer zn stehen. Jm Abgeoidneten-. hanic hat uns der Herr Fiiianzmiiiistcr v- Miguel jahrelang an- geiammcri wegen norbwendiger »euer Stenern, und hier sollen wir das Geld in Scheffeln hinnuSgeben. Tie Flottenbegeisterten sollten doch wenigstens sich selber veiteuern, statt denen sucht man »ach neuen Getreibezöllc!!. Herr Tirvitz hat Erklärungen gegeben, die sich in Widersprüchen bewegen. Hätte er vor 2 Jahren getagt, was er, ivic ec setzt behauptet, damals gedacht haben will, so hätte ein Jeder gewußt, daß die damalige Bindiiug n w eine ganz ein seitige war Wern soll min bei solchen Erklärungen der Herren nun noch glauben ? Herr Tirvitz Hütte am Montag einfach sagen sollen: Ich habe 1898 so geiprochen, wie mir besohlen war. und ick) spreche letzt, wie mir befohlen ist: ich steuerte damals Zick und Zack und steuere auch heute Zick und Zack. (Stürmische Heiterkeit.) Auch die Veranschlagungen der Baukosten haben sich als nicht ausreichend erwiest». Es ist gar kein Verlaß aus seine Erklärungen. Herr v. BiUow thürmle leine Worte sehr hoch empor, inan glaubte, er hätte etwas gesagt, und deshalb wollte man am Man tag das Stenogramm sehen. Aber wie man näher zusah. hatte er n'chis gesagt. .Große Heiterkeit.) Es war nur eine Flotlenrede. Die letzten 2 Jahre sollen uns ecwas gezeigt haben. Nun dachte man. es werde etwas Besonderes kommen, aver diese Hoffnung! wurve völlig getänichi. Es wurde ein Rückblick über die alten! Zeiten gegeben, oic für die jetzige Zeit ohne jeden Werth sind. Weshalb greift denn der Regiecungsvertreter nicht noch weiter zurück? Am Ende ist das Flottengesetz die nothwendiae Konie-^ qnrwiz der Völkerwanderung. (Heiterkeit.) Und weshalb konnte nicht auch ans Noah ziirückaegänge»^werden? Was wäre aus Noah geworden ohne seine Flotte! (stürmische Heiterkeit.) Herr .,. Zülow hat auch den spanisch-amerikanischen Krieg in seine Be- lrachcungen lsiiicingezogen. Gerade der Fall Spanien lehrt doch: Kein Land soll größere Kolonien haben, als es der Volkskraft im Lande entipricht. Tic Losung der Samoatrage bedeutet für uns eine Entlast'.inq. denn jetzt brauchen wir doch nicht mehr so viel Schiffe. Und was den Krieg iu Südafrika anlangt, so kann der Gcsammteind'.nck doch nur der sein, daß man die koloniale und' Landmacht Englands weit überschätzte. Herr v. Lülow meinte, wir dürsten nicht bei Seite stehe», ohne etwas vom Kuchen abzu betommen. Jawohl Kuchen! (Stürmische Heiterkeit.) Was »och übrig ist an Kolonien, das sind doch Koionien sind leine Stützen für iliiseien »ur kleine Krümel. Die Handel, sie wollen viel Veiaiitwortnnsi" gehoben? Tic cn Han . . mehr selber gestützt lein. Mit den 17 Millionen Mark, die wir für die Karolinen bezahlt haben, haben wir außerdem nur die Proste verdorben: kein Wunder, daß jetzt schon das Gerede geht, Dänemark wolle gern seine westindischen Kolonien an nns verhan deln. Was nützt es uns. die alte Bisiiiarck'stbc Politik zu be folge», wenn schon ictzt für Deutschland alle Macht und alles Ansehen verloren gehen sollten, wenn wir nicht neue Scblachl- nnd Anslandssthiffc bewilligen. Durch solche Darstellungen zückten Sie mir einen nnnaliiilichen Größenwahn. Ich wünschte, Herr v. Bülow hätte nicht das Wort gelirancht, Deutschland wolle lieber Hammer als Ambos sein. Deutschland hat nicht den Bern', darauf los zu hämmern und die Welt zu gestalten, wie es uns er wünscht erscheint. Der Herr v. Miquel wünscht, der Reichstag solle geschlossen hinter der Regierung stehen. Das ist aber nicht die Verpflichtung einer Volksvertretung, solidem die eines Lcib- RegimeiitS. (Heiterkeit.) Hat nicht auch Fürst Bismarck seine vor Gott auch dem Monarchen gegenüber hervin Die ganze Flottciingitation ist nur ein Geschästs patriotismus auf der einen Seite und blöde Liebedienerei auf dor andereii Serke. Alles hat man zum Flottcnverein gepreßt, vom Reichsbankpräüdeiiten an bis zu den Kellnern im Rcichstagsrestan- rant. (Heiterkeit.) Den Stoff liefert das Marineamt, 'Artikel sür alle Flugblätter und Kreisblätter zu liescrii war Herr Hollmann nicht zu vornehm. Das Allerstärkste aber ist, daß in diese Agita tion die Standarte des Kaisers lsincingctrageil woiden ist. und die der anderen Fürsten. Je oster so etwas geschieht, desto weniger wird ein Appell von Kaiser und Fürsten an das Volk helfen, wenn er einmal unerläßlich ist. Das war seiner Zeit navvleonische Taktil, niid gerade diese versagte im Jahre 187«) gleich nach der ersten verlorenen Schlacht. Einer Regierung, die so sprunghaft verführt, und von lliiielvstständlgeii Ministern geführt wird, können wir nur entschiedenes Mißtrauen entgegenbringe». Die auswärtige Politik Bismarck's haben wir im Wesentlichen billige» können, die letzige auswärtige Politik ist uns zu impulsiv, sie ist — ich will nicht sagen phantastisch — aber doch zu phantasievoll, um ihr irgend, welches Vertrauen entaegenbringen zu können. (Beifall links.) Bayerischer Bundesbcvollmächtigter Graf v. Lerchenfeld stellt Kardorff fest, daß bei den Vorbereitungen durchaus loyal argen die Bundesregierungen . . Denselben lei das Material der Vorlage rechtzeitig mitgetheilt worden, aus dem ein eigenes Urtheil ge wonnen werden konnte. Dieses Urtheil gehe dahin, daß der heutige Bestand unserer Flotte nicht ausreichend sei. Wenn der Abg. Bebel gemeint habe, er werde argen eine Eywoprilruna des BuiideSraths nichts einwenden, so ist das wohl nirgends ernst ge nommen worden, aber eS muß doch dagegen protestirt werden. In der Einigkeit der verbündete» Füllten, in einer starken Arincc und in einer starken Flotte liegen vre Garantieen sür die Wohlfahrt deS Reiches: und so lange uns diese Grundlagen erhalten bleiben, wird der Weizen deS Herrn Bebel und seiner Freunde nicht blühen. (Beifall.) Staatssekretär Tirvitz: Der bekannte Artikel der »Nordd. Allgem- Ztg." erschien tm Einverständnib mit dem Reichs kanzler. um unS daS Feld nickt durch eine vorzeitige Agitation.
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