Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.02.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300205013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930020501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930020501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-05
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.02.1930
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr.« S-NrS MMwoch. S. Aebruor 19« vom Hau-haltau-sckub .V cltt gleicher Antrag komme. Mit der Lenden» der Punkte 1 und » set seine Fraktion jedoch einverstanden. «dg. Gitnther sWtrtsch.) betont, ,» »nterlte«« kein»» Zweifesi daß die sächsische Wirtschaft durch dt« Zentralisation der (Selber in Berlin sehr schwer z« leide« habe. Die in ständigen Steilen in Berlin sollten es doch endlich verstehen, daß gerade ein Land wie Sachsen ein gröberes Entgegen kommen verdiene. «dg. Liebmann iSoz.t begründet einen SrgänzungSantrag, in dem die Negierung ersucht werden soll, bet der RetchSregie» rung auf eine Aenderung des Neicksbankstatuts in dem Sinne einznmirke». daß die Diktat urüesReicksbankpräsi- denten und der im Generalrat der NetchSbank vertretenen Großbanken gebrochen werde, damit die Stellung des Reichsbankpräsidenten nicht mehr zu eigenmächtiger Politik gegenüber der vom deutschen Bvlk gewühlten Vertretung miß braucht werden könne. «bg. Dieckmann <D. Bp s beantragt, die Regierung »u er- suchen. Punkt 4 des AnsscknßantragS in folgender Fassung an- zunehme»: „Bei der künftigen Aenderung des ReichSbank- gesetzes auf eine angemessene Vertretung der wirtschaftliche» Organt» sationcn der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in de« Organen der Neichobank hinzuwirken.* Der Redner bezeichnet es als eine Manie der Sozialdemokratie, Herrn Schacht zum allgemeinen Sündenbvck zu erklären. Dem Abg. Dr. Kästner entgegnet der Redner, dab es nötig sei. die vorliegende Frage jetzt wieder zur Debatte zu stellen. Durch die immer weiter fortschreitende Zentralisation leide der sächsische Kredit außerordentlich. Man müsse alles tun, das? dieser Zustand geändert werde. Punkt 4 des Aus schukiantragS habe eine Tendenz, die seine Partei nicht mit machen könne. Daher die Abänderung, die hoffentlich die Mehr heit des Hauses finde. Adg. Liegert «Dn.l meint, das, kein parteipolitischer Grund vorhanden sei. Punkt 1 bis 3 abzulehnen. Es handle sich ein fach um sächsische Erwägungen, denen man znstimme» müsse. Dr. Eberle habe schon vor längerer Zeit auf die Anhäufung -er Geldmittel in Berlin htngewtesen. Diese Grundgedanken mühten immer wiederholt werden. Was der Abg. Liebmann in die Anträge liineingelegt habe, sei politischer Wider sinn. Die Anträge des Ausschusses bedeuteten natürlich kein Allheilmittel, vielmehr sei die Ursache des Hebels die Beseiti gung der Finanz- und Steuerhoheit der Länder. Punkt 4 wolle nichts anderes, als die Stärkung des sozialdemokratischen Ein flusses bet der Neichsbank. lUnruhe links.) Seine Fraktion stimme dem Anträge Dieckmann zu. Abg. Siegel i.üvmm.i beschäftigt sich mit den Sozialdemo, kratcn. von denen der mehrerwähnte Punkt 4 des Ausschuh- antrages stammt. Durch die Bertretung sreigewerkschastlicher Arbeiter würden die Belange der Arbeitnehmer nicht gefördert. Die Sozialdemokraten seien mit dem kapitalistischen Staats und WirtscbastSapparat eng verwachsen. Die Ablehnung dieses Punktes würden die Kommunisten vor der Arbeiterschaft durch aus verantworten können. iZurufe der Sozialdemokraten.) Auch der Antrag Liebmann höre sich merkwürdig an. wenn man an die Praktiken des sozialdemokratischen Innenministers Severing denke. ES komme lebten Endes darauf an. die bürgerliche Gesellschaftsordnung auS dem Wege zu räumen. Alles andere seien Täuschungsmanöver. Pnnkt 1 bis 8 der Ansschusianträge werden gegen die Stim, men der Linksparteien angenommen. Punkt 4 findet Annahmein der Fassung des Abg. Dieckmann. Der Antrag Licbmann wird ab gelehnt. Die solgenden drei Punkte der Tagesordnung befassen sich in der Hauptsache mit der Notlage -er Gemeinden. Sie werden gemeinsam beraten. Abg. Hcrrmann «Komm.) begründet den Antrag, die Negie rung zu beauftragen, den notleidenden Gemeinden sofort Mittel zur Erfüllung ihrer sozialen Aufgaben zur Verfügung zu stellen: jede Uebereignung von Kommunalbetrieben an Privatunternehmer sowie auch die Umwandlung von Kom munalbetrieben in gemischtwirtschaftliche Betriebe zu unter- sagen. Innenminister Richter erklärt, die Negierung habe nicht darauf gedrungen, bah kom munale Betriebe an Privatunternehmer ansgeliesert werden, sie habe vielmehr davor gewarnt, wie im Fall Meiden. Im übrigen seien im Fall Meinen nur der Elektrizitätsverband Gröba und die AG. Sächsische Werke als Käufer in Frage ge kommen. Der elftere sei ein ausgesprochener Gemeindever band, die letztere befinde sich im Besitze des Staates. Privat unternehmer seien überhaupt nicht in Betracht gekommen. Gemischtwirtschaftliche Betriebe könnten aus Grund der bestehenden gesetzlichen Vorschriften nicht ohne weiteres untersagt werden. Im einzelnen würde von den Aufsichts- behörden zu prüfen sein, ob eine Veränderung von Vermögen der Gemeinden in Frage komme oder ob eine schuldhafte Ver nachlässigung der Gemcindeaufgabcn vorliege. Die Vorschriften der Gcmeindeordnung erschienen ausreichend, um Unzuträg lichketten zu verhindern. Die Negierung halte den Erlab weiterer Vorschriften nicht für erforderlich. Abg. Dobbcrt <Soz.» behandelt eine Anfrag« zu dem gleichen Thema In der letzten Zeit seien über die Finanz- und Ver mögenslage vieler Städte und Gemeinden Sachsens, besonders von Meißen und Freiberg, alarmierende Tendenz meldungen verbreitet worden. Der Redner fragt, was die Regierung zu tun gedenke, der schwierigen Kassenlage der Ge meinden zu begegnen, und ob sie bereit sei, wirksame Hilfe zu leisten. Es folgt eine KegieruiMrklönmg des ZnnenminlstrrS Züchter Die Negierung hat bei der Pressekonferenz am 22. Ok tober lO.'O Aufklärungen über die finanzielle und wirtschaftliche Lage der sächsischen Gemeind eu, insbesondere auch der Stadt Meiben, gegeben und er achtet insofern die Anfrage für überholt und erledigt. Bei derselben Gelegenheit und »ach dem wiederholt hat sie betont, dab ihr die Kassen- und Finanzlage der Städte und Gemeinden, die sich namentlich noch infolge der nun schon Monate anhaltenden Wirtschaslskris« und der da durch bedingten Steigerung der Ausgaben für soziale Zwecke erheblich verschlechtert hat, ernste Sorge bereite. Sie hat aber anderseits von vornherein darauf Hinweise» müssen, dab auch die Finanzlage und insbesondere die Kasse »läge -es Staates und des Reiches, wie hinlänglich be kannt sein dürfte, außerordentlich gespannt ist. Die Negierumz erachtet es als eine wichtige und vordringliche Staatsausgabe, nach Möglichkeit dafür ,n sorge», dass die Gemeinden in finanzieller Beziehung gesund erhalten werden. Auf der anderen Seite müssen auch die Gemeinden und Vcztrksvcrbande das größte Interesse daran haben, daß die Finanzen des Staates nicht in Unordnung geraten, stellt doch der Staat nichts anderes dar. als die Verkörperung der Ge samtheit der Gcmetudcn des Landes und stehen doch Staat und Gemeinden in einer unlöslichen Schicksals« gemcinschast. Die finanziellen Belange müssen deshalb sorgsam gegen- einander abgewogen werden und es kann ein« Hilfe für die Gemeinden nicht einfach lediglich durch eine ent sprechende Mehrbelastung des Staates durchgcführt werden. Es ist weiter zu berücksichtigen, dab die Verhältnisse ln den einzelnen Gemeinden verschieden liegen. Während einzelne Gemeinden noch in der Lage sind, auch an die Lösung nicht unbedingt erforderlicher Ans- — „Dresdner Nachrichten'' — Botschafter a. D. Dr. Gots über Japan Der Humbolbt-Llnb, die -entsch-anSlän- btsche Veretntgung Dresdner Akademiker, halte »« «ine« Vortrag Seiner Exzellenz de» früheren d««t» scheu Botschafters in Japan, Dr. Sols, über „Japan als Grob macht* in das Studentenhaus eingeladcn. König Ferdinand von Bulgarien sowie zahlreiche Behür- denvertreter wohnten der bedeutsamen Veranstaltung bet. Botschafter Sols führt« einleitend au», nach achtjährigem Aufenthalt ln Japan hielte er es für seine Pflicht, die dort gemachten Erfahrungen seinen deutschen Landsleuten mttzuteilen und die Kenntnis japanischer Verhältnisse zu fördern. Er habe das Bolk im Glück und im Unglück kennengelernt: im Glück als Sieger, nach dem beispiellosen Aufschwung durch den Weltkrieg, im Unglück als besiegt durch die ungeheure Gewalt des Erd bebens im Jahre 1023. Gerade in diesem Unglück hätte er das japanische Bolk bewundern gelernt. Sämtliche Europäer, die Zeugen des großen Erdbebens gewesen wären, hatten sich ge fragt, woher die starken moralischen Kräfte stammten, wodurch dieses Volk fähig sei, ein so ungeheure- Unglück mitfühlend für den anderen zu ertragen. Der Redner schilderte dann im einzelnen die Eigen schaften des japanischen Volkes und wandte sich in der Hauptsache gegen die irrtümliche Allsfassung, daß der Japaner zwar tüchtig, ober doch nur sekundär tüchtig sei, da er» ohne eigene Originalität, mehr oder weniger alles nachahmte. Wie wir die Antike und das Christentum übernommen Hütten, so hätte» die Japaner die chinesische Schrift, den Kon- fuzianiömus und schließlich den Buddhismus von dem großen Nochbarn übernommen. Später hätten sie sich auch der westlichen Kultur zugcwandt. Die Uebcrnahme dieser geistigen Güter von allen Seiten sei aber niemals eine sklavische Nachahmung gewesen: sowohl der Konfuzianismus wie der BnddhtSmuS sei sozusagen japanisiert worden und organisch ver schmolzen mit der Weltauffassung des rezipierenden Vol kes. Ebenso hätte man bei der Rezeption der westlichen Kul turgüter verfahren. Der Redner hofft, das; das deutsche Volk im innigeren Verkehr mit Japanern von der irrtümlichen Auffassung abkvmmcn und dem begabten, strebsamen und über aus fleißigen Volke die rechte Würdigung angedethen lassen würbe. Er ging dann im einzelnen aus die Eigen schaften der Japaner ein, die ihren Staatsmännern eS ermög licht hätten. ans einem mittelalterlichen Feudalstaat in der kurze« Spann« Zeit eines halben Jahrhunderts ein Weltreich zu gründen. E» sei et« ln der Geschichte bisher einzig dastehende» PH», nomen. dass eine einzige Generation «ine solche ungeheure Umwandlung der innerlichen «nd äußerlichen politische» Per- hältnisse zustandegebracht hätte. Der Redner gab dann einen kurzen Abriss der wetter fortschreitende» Jndnftriallflernng des Sande» und sührte au», dass diese allmählich in Japan di, gleichen Folgen haben würbe, die sie in den westlichen Staate« gezeitigt hätte. Die Schwierigkeiten des Westens seien aber noch nicht in gleich gefährlichem Ausmaße in Japan vor. Händen. Der Redner ging dann auf die AnssenpolMk der Japaner ein, insbesondere aus ihre Verhältnisse zu dem benachbarte, China. Er betonte dabet ausdrücklich, dass er die feste Ucker- zeugung gewonnen habe, -aß die Politik Japans eine sried- ltche sei. Er glaube nicht an die Absicht, daß Japan chine- sischeS Territorium mit Gewalt erobern wolle. Der Kern punkt der japanisch-chinesischen Politik sei und bleibe die Mandschurei. Die Japaner dächten nicht daran, die Mandschurei dem japanischen Reich als eigene Provinz ein- zuverlctben. Sie wollten die Süd-Mandschurei als Rohstoff, und Agrarland entwickeln. Die Möglichkeit einer Gefahr dürfte nur dann gegeben sein, wenn irgendeine andere Groß, macht in der Entwicklung Japans zu einem erstklassigen In- bustricstaat des Fernen Ostens eine Gefahr für die eigene wirtschaftliche Expansion sehen würde. Nach Ansicht des Rcd- nerS sei dies aber eine grundsätzlich falsche Einstellung Gerade der weitere wirtschaftliche Aufstieg Japans könne aus die Dauer den anderen Industriestaaten nur zum Vorteil gereichen, denn ein reiches Japan würde mehr und nameullich hochwertige Waren kaufen, als ein armes Japan, und eine blühende Mandschurei würde ein günstigeres Absatzgebiet nicht nur für Japan und China, sondern für alle konkurrenz- fähigen Industriestaaten werden. Der Redner bittet, betonen zu dürfen, dass tn der Tat die allgemeine Politik Japans die des Friedens sei. Es sei für diese Tendenz kennzeichnend, daß bei der Krönung des japanischen Kaisers im vorigen Jahre, der er als Vertreter Deutschlands beiwohnte, der neuen Negierung», zeit der symbolische Name „Show a* betgelegt worden ist. Showa bedeutet Zusammenarbeit, nicht nur zmischy, dem Herrscher und seinen Untertanen, sondern eS bedeutet auch Friede und Zusammenarbeit mit den anderen Völ- kern. Diese anderen Völker möchten aber an dem Beispiel Japans lernen, daß gesunder Fortschritt tm Innern un- internationale Gemeinschaftsarbeit wohl vereinbar mit der Erhaltung des nationalen Gutes sei, das ein an sich selbst glaubendes Bolk von seinen Vätern ererbt habe. gaben heranzngeben, ohne ihr« Finanzen zu gefährden, wissen andere nicht, wie sie die Mittel für die Unterstützung ihrer Hilfsbedürftigen und die Gehälter für die Beamten aus- bringen sollen. Diese Verschiedenheiten sind auf mehrfache Ursachen, z. B. Charakter und Struktur der Wirtschafts lage, Zahl der Unterstützungsberechtigten bei einzelnen Ge meinden. sicher auch aus eine nicht genügende sorgsame AnSgabenwirtschaft, zu einem Teile aber auch aus die Unterschiede bet der finan ziellen Beteiligung der Gemeinde, und Bezirksverbände an dem der Gesamtheit der Gemeinden zur Verfügung stehenden Anteil an den Erträgnissen der Ueberwetsnngssteuern zurück- znführeli. Es gilt den Versuch zu machen, diese Unterschiebe wenn auch nicht zu beseitigen, so doch wenigstens zu mildern. Die Beteiligung der Gemeinden und Bezirksvcrbände an den Steuerübcrwetsungen ist geregelt tn dem FinanzauS- gletchgesetz vom 15. Februar 1026. Die Negierung wird in allernächster Zeit, spätestens mit dem Haushaltplan für bas Rechnungsjahr 1830, dem Landtag eine Vorlage über die Aenderung dieses Gesetzes zngehen lassen, in der Vorschläge gemacht werden über eine Veränderung der Verteilungsgrundsätze mit dem Ziele, diese Verteilung mehr als bisher dem Bcdarfe anzupassen. Den weiteren Ausgleich, insbesondere aber auch die Hilfeleistung bei hervortrctenden Kassenschwicrigkeiten, wird zur Zeit allein der Ausgleich stock ii vernehmen können. Die Regierung will deshalb tn der Gesetzcovorlage eine Verstärkung der Mittel dieses Stockes, und zwar da sie, wenn auch die Meinungen hierüber auseinandergehen, als richtig unterstellen will, daß die Gemeinden unter der gegenwärtigen Wirtschaftslage noch schwerer zu leiden haben als der Staat, zum Teil auch zu Lasten des Steueranteiles an den Ueberweisungssteuern in Vorschlag bringen. Die Negierung glaubt aber schon jetzt darauf Hinweisen zu sollen, daß diese BermtnderungdeöStaatsantellS sich angesichts der finanziellen Lage des Staates und der Not wendigkeit einer Ausgleichung des Staatöhaushaltplanes auf der Einnahmen- und Ausgabenseite nur in recht bescheidenen Grenze« halten und nicht das Ausmaß annchmen kann, wie e» von den Gemeinden gewünscht und vielleicht erwartet wird. Soweit bisher im Staatshaushaltplan für einzeln« be- besonbere Zwecke der Gemeinden Mittel vorgesehen waren, wird das auch im Staatshaushaltplan für das Jahr 1030 ge schehen, allerdings wird sich auch insoweit die Höhe der Ein stellungen nach der Gesamtstnanzlage richten müssen. Länder und Gemeinden sind, was immer wieder betont werden möchte, sowohl hinsichtlich ihrer Einnahmen wie hinsichtlich der Möglichkeit, sich Kredite zu verschaffen, je länger desto mehr abhängig geworden vom Reiche. Es mutz das gemeinschaftliche Interesse beider sein, dass bei der in Aussicht stehenden Regelung der finanziellen Ver hältnisse im Reich, namentlich bei der Gestaltung des Neichs- sinanzausgleichs, die besonderen Belange der säch sischen Gemeinden und des Landes Sachsen, als des dicht bevölkertsten Landes im Reich und als des Landes, das, wie die Erwerbslosenzisfern zeigen, bet weitem am schwersten unter der gegenwärtigen Wirt, schaitskrise zu leiden hat, ihre angemessene B«, rticksichtigung sinden. Abg. Dr. Blüher sD. Vp.) ist der Meinung, dass der Staat auch die Pflicht habe, dafür zu sorgen, baß die Gemeinden existieren könnten, wenn er die Staatsaufsicht ausübe. Dem, was heute iiber die Lage der Gemeinden und Bezirks- verbänbe gesagt worben sei, und was der Gemetndetag aus geführt habe, sei kaum etwas Neues hinzuznfttgen. Nament lich durch das Anwachsen der WohlsahrtSauögaben seien viele Gemeinden, besonders tn Sachsen, in große Schwierigkeiten gekommen. In erster Linie sei das Reich schuld. Die Belastung ber Gemeinden durch die Wohlfahrt», Erwerbslosen könne von einem normale« Etat nicht ge tragen werden. Aber ehe die Berliner etwas geben, dauere baS immer einige Zeit. Verhältnisse wie Glashütte und Meissen dürften nicht wiederkommen. Da sei es Ausgabe der Regierung, gegebenenfalls mit Darlehen etnzusprtngen. Alnanzminisler Dr. Weber führte unter anderem folgendes aus: Die Regierung habe bereits durch den Innenminister zum Ausdruck gebracht, daß sie völliges Verständnis für die Notlage ber Gemeinden und Beztrksverbänbe habe. Aber dem Wohl wollen «nd Entgegenkommen ber Regierung seien Grenze» gezogen durch die eigenen Staatsaufgaben. Die Schwierig, ketten ber Gemeinden und Bezirksverbände seien nicht durch die Staatsregierung, sondern durch die Netchsgesetz- gebung entstanden. Der Staat befind« sich in der gleiche« Lage wie dt« Gemeinden. Auch er unterliege Eingriffen durch die RetchSgesetzgebung, die für das Land erhebliche Mehrbelastungen auf verschicdnen Gebieten bedeuteten. Die Gemeinden und der Staat hätten einen Ausfall von je 16 Millionen Mark durch die RetchSgesetzgebung erlitten. Das seien die Beträge, die heute fehlten. Der Landtag habe bereits die Bewilligung von 10 Millionen Mark beschlossen. Dazu sollten nun heute weitere 4 Millionen Mark kommen. Wie solle da eine ge ordnete Ftnanzwirtschast möglich sein? Er, der Minister, habe seinerzeit schon im Plenum des Landtages darauf hin- gewiesen, dab es wahrscheinlich nicht möglich sein würde, diese 10 Millionen Mark aus dem Geldmarkt zu beschaffen. Da» sei auch tatsächlich der Fall gewesen. Wenn es aber tn aller nächster Zeit doch möglich sein würde, eine Anleihe unier- zubringrn, so müsse sie dazu verwendet werden, di« schmebenden Schulden zu konsolidieren» weil man sonst Zlnsbcüingungen etngchen müsse, die ans die Dauer nicht tragbar seien. Die Kassen läge sei (Segen- stand monatlicher Besprechung der Negierung. ES sei un möglich, die Steuerschraube wetter anzu- spanncn. Wir hätten tn unserer Wirtschaft in ganz er schreckender Weise Zusammenbrüche. Aus diesen Verhältnissen heraus seien die Kräfte der Regierung beschränkt. Der Geld markt sei auch dadurch beschränkt worden, daß das Reich mit Anlethebebttrfnissen ausgetreten sei. Auch für die Zukunft muffe er erklären, baß es wahrscheinlich unmöglich sein würde, Geld- mittel zu beschaffen. Wenn eS aber der Negierung bock ge lingen sollte, tm Rahmen der bewilligten 10 Millionen Mark Kredite aufzunehmcn, so würde sie für den gedockten Zweck gern Mittel zur Verfügung stellen. An dem guten Willen der Regierung fehle es nicht, es seien ihr aber durch die Ver hältnisse die Hände gebunden. Abg. Müller-Planitz iSoz.) behauptet, baß ev dem Finanz- Ministerium nicht ernst gewesen sei, die LandtagSbcschlllffe burchzuführen, und fordert die Annahme des sozialdemokra tischen Antrages. «bg. Dr. «berle sD.-N.) bestätigt bte Ausführungen de» FInanzmtntstcrs, baß ber Negierung die Hände gebunden seien. Die Gemeinden müßten tn die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen durch Wiederherstellung der Selbstverwaltung, indem man Ihnen die Steuerhoheit wiedergebe und ste nicht von außen her mit Aufgaben belaste. Dte Abg. Fra« Nischwltz <Kvmm.) spricht für den kom munistischen Antrag. Die Notlage der Gemeinden spiegelt die Unfähigkeit ber Regierungen im Reiche und in den Län dern, den Bankrott des ganzen gegenwärtigen Systems wider. Während man Mittel für die Kirche habe, so habe man nicht- übrig für dte Opfer des Kapitalismus, die Arbeitslosen. Abstimmungen werben, wie bereits zwei Stunde« vorher beschlossen worden war, heiete nicht mehr vor genommen und die übrigen Punkte von der Tagesordnung abgesctzt. 8,30 Uhr werben bte Verhandlungen abgebrochen. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr. Tagesordnung: Anfrage de» Abg. Arndt über dte beabsichtigt« Stillegung der Schachianlagc Kaiscrgrubc tn Lugau. — Auseinander setzung zwischen Sachsen und dem Reiche Uber die ElgenlumSvcrbält- nissc an den ehemaligen sächsischen HeerSgrundsiiicken. — Entwurf «tue» Gesetze» über das Anerbcnrecht. — Entwurf eine» Gesetzes über die Zusammenlegung von Grundstücken. i Halstücher, Sie grob« Med«. Ste kommen wieder zu Ehren, dt« Halstücher, bte «inst schon unseren Grobeltern gefielen Helle, empfind, ttche Farben, auch dte dtsstztlsten Muster und Gewebe, taffen sich rtntach und bequem selbst waschen: Man bereite« etne kalte Persil-Laug« laus zwei Liier Nasser — rin Eßlöffel Pcrsil», schwenk» da» Luch darin leicht htn und her, vermeldet jede» Reiben oder Zerren und spült es sofort und schnell mehrmals in klarem Wasser. Bet farbigen Tüchern setzt man dem ersten Spülwasser etwas Essig zu. Nach de« Spülen wird das Tuch sofort gut vorgetrocknet. d h. es wird so oft in trockene, die Feuchtigkeit aussaugciidc Tücher eingerollt, bis kein« Nässe mehr vorhanden ist. Man plättet dann aus ber linken Seite mit mäßig heißem Eisen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)