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Dresdner Nachrichten : 13.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188712139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-13
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.12.1887
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on der Kammer erklärte Direktor Finanzminister Dauphin gewarnt tetne -lr««md« getvdtet seien. — Dte Blätter oller RiSltma «n ihre Entrüstung über da» Attentat au». Da» Journal debai». die virpublique Fronvaise und der Solei! beschuldige» die deniagvgiiche Presse, dem Auberti» die Hand gegeben zu haben, und fordern zugleich ein neues Preßgrsetz vehuis Abänderung de» Geietzes vom Jahre 188l. Bor der Enquete-Commission Tivhaigne, daß er seiner Zeit den »r>»anzmin>iirr ^.aupuin grivarni Hab«, dem Guano-Hause Dreysuß die von Carnot srliher abge schlagenen Gelder »urilckzuzahle». derselbe habe ihm aber keine Ant wort gegeben. Wilson bat, die ihn betreffende Untersiichung bald zu beenden, da man nicht aushöre, die gemorsten Anschuldigungen gegen ihn aut Grund der winzigsten Thatiachen zu erfinden. Wenn er den Anklägern Auoe in Auge gegriiiibergestanden, habe er immer Erklärungen geben kvnnen, die auch den BorurtheilS- vollsten bekriedlgten. Der Präsident Carnot hat Tirard mit der Bildung des neuen KabinetS beaustragt. Tirard beabsichtigte, in. Lause des Sonntag Abend» nochmals inS Elhsee zu kommen und Carnot von dem Er folge seiner bezügliche» Schritte zn benachrichtigen. Parts. Der.Figaro" checkt »iit, daß der neue Präsident berechtigt sei, sich Vicomte von Carnot zu »eniien. Sem Groß- vater wurde von Napoleon I. in den Grascnstand erhoben und 1815 nach den Ce»t-JvurS zeichnete der Großvater Carnots unter der Ludwig XVIII. überreichten Crgcbenhritöadrcsse: Graf Carnot, Ritter vom heiligen Lridwigsorde». Den LudwigSorden hatte er während der ersten stiestanrationszcit verl ebe» erhalten. — Die Schweiz hat sich erklärt, a» der Weltausstellung von 1889 offiziell Tdeil zu nehmen. Man rechnet auf Betheilmna von ca. 300 schweizerischen Gewerbtreibenden. — M, Carnot hat bereits den ersten Gnadenakt vollzogen. Er hat die über einen Soldaten des 2. Jägerregiments verhängte Todesstrafe, welche über diesen wegen Angriffs auf seinen Vorgesetzten ausgesprochen wnrde, in lhjährige Geiängnibstrase und Degradation gemildert. — Doktor Pjatnizky in Moskau hat der dortigen militärisch medizinischen Gesellschast i» der lebten Sitzung einen Mann vorgcsteüt, dessen Rückgrat, wie bei den Affen i» einen 25 Cenlinictcr langen Schwanz ausläust, der mit Knorpeln. Muskeln und Haaren versehen ist. Der Mann soll eine Rundreise zu alle» gröberen medizinischen Fakultäten und Gesellschaften antreten. — Eine neue Nähmaschine „Mignonne" genannt, die nicht mehr als 140 Gramm wiegt und in der Tasche des Kleides z» tragen ist, macht gegenwärtig in Paris Sensation. — Die Brücke von St. Gcrmain war am Sonnabend der Schau platz eines unglückliche» Ereignisses. Zwei junge Männer wnrde», ohne Ursache gegeben zu haben, von einem kolossalen Gebirgskunde angesallen. Die Bestie stürzte sich ohne Weiteres auf einen der jungen Männer und ritz diesem sofort die Gurgel aus dem Halse. Daraus zerfleischte das Thier dem Unglücklichen buchstäblich das Gesicht. Als man mit Knütteln und Steinwürsen aus das wüthendc Ungeheuer eindrang, suchte es das Weite und konnte trotz einiger Nachstellung nicht eingesangen werden. Der unglückliche junge Mann starb auf der Stelle. Die rechte Backe fehlte ihm ganz, auch das rechte Auge und die Unterlippe. Der Leichnam wurde zu Pasteur geschafft, der in den Bissen die Tollwuth des Hundes ronstatirte! Italien. Bezüglich des Handelsvertrages mit Frankreich er klärte Crispi in der Kammer, Italien wäre, wenn bis Neujahr kein Einvernelnncn erzielt sei, in die traurige Notbwendigkeit versetzt, den Gcneraltarif anzuwenden, wiewohl ein Tnriskrieg uneiwünscht sei. Aus eine Interpellation Franchetti's, der auf die Absicht Frank reichs, die Grenze von Tunis gegen Tripolis hinanszuschieben, hin wies und Italiens Handelsinteressen gefährdet sieht, antwortete Crispi: Italien sei durch Verträge verpflichtet, die territoriale In tegrität der Türkei ausrecht zu erhalten. Auf nach Rom gekommene Gerüchte, Frankreich habe die Grenze von Tunis hinausgeschoben, habe die Negierung wiederholt in Konfiantinopel angelragt, ob Wahres an den Gerüchten sei: die türkische Regierung aber und alle an der Integrität der Türkei intcressirlen Mächte leugneten die angebliche Grenzverschiebung. Auch bestehe keine Convention zwischen Frankreich und der Türkei betreffs einer Rektifikation der Grenze zwischen Tunis und Tripolis. Crispi glaubt, es gäbe in Frankreich Leute, die das Gleichgewicht im Miltelmeer stören möchten, aber die leitenden Kreise Hütten diele Absicht nicht. Uebri- gens werde Italien wachsam lein. Der Botschafter in Petersburg, Graf Greppi. ist durch Erlab des Königs zur Disposition des Ministeriums gestellt. England Mr. Gladfione beabsichtigt vor Wiedcrzusammcn- tritt des Parlaments den Kontinent zu besuchen. — In Wales ist Gold im Werlhe pon 158,000 Lstrl. gesunden worden. Man hat der Regierung bereits 100,000 Lstrl. tür ein Viertel der Mine ge boten. — Die Mitglieder der Home-R»le-U»ion, die Irland berei se», werden in Kurzem einen Bericht von Land und Leuten ver öffentlichen. Zuletzt sind sie zu der Ueberzeugung gekommen, daß das irische Volk sich nach dem Frieden sehnt, und dich das jetzige englische Regierungs-System sich in mannigfacher Beziehung als schwerer Druck erweist. Dänemark. In einem starken Sturm strandete in der Nacht aus Freitag bei Lynghy (an der Nordweslküste von Jütland) die Vrigiz „Johann Friedrich" aus Wolgast in Pommern. Ter Kapi tän Struck und süns Mann sind ertrunken, während der Steuer mann Schöiiborn ans Memel und der Ziuimermann Veberdicb aus Iaicnitz gerettet wurden. Morgens 2ff« Ubr wnrde man von der Küste ans, die dort steil abfüllt, das gestrandete Schiss gewahr. Tie See ging thnnnlwch. Als man Rettiiiigsapparatc hcrheigeholt Halle, waren die Mosten gefallen, da? Wrack war in der schäumen den Brandung nicht mehr sichtbar. Als man an den Strand hin- abtletlertc, trieben Stücke dcS Schisses heran: ans einem Wrack- stninp' sah der Steuermann zerschlagen und verwundet. Die Heiden Geretteten sagten aus. der Kapitän habe das Feuer von Hirtshals als dasjenige von Marstrand angesehen, so habe er mit vollen Segeln mit Curs gegen die Küste gesteuert, statt nach dem Kattegat! zu gehen. Als das Schiff anfslieh, kroch der Steuermann i» den Groß mast, die übrige Besatzung in den Bordermast. Der Grohinast ging zuerst über Bord, dann der Bordermast. Ein verwcifelier Schrei der Ertrunkenen war Alles, was Steuermann und Zimmcrmann gehört hatten. Rusiland. Das in Brüssel erscheinende russische Blatt, der „Nord", bezeichnet die Erregung, welche die angeblichen Rüstungen Ruhlands in Polen in einem Theile der deutschen und österreichi schen Presse hervorgem'en haben, als erheuchelt, grundlos und un gereimt. Die signnlisirten Trnvpenverschiebungen entsprächen ein fach der durch die Bedürfnisse der Bcrtheidigung und Verprovian- tirnng auserlcgten Nothivendiakest. Könne man voraussctzen, daß in Zeiten, wo die Heere nach Millionen zählen, und im Beginn des Winters Rußland darauf sinne, in Oesterreich mll 120,000 Mann einzusallen? Uebrigeus liege die Frage nicht blos in der mehr oder minder hohen Ziffer der russischen Besatzungen an der polnischen Grenze. Bismarck sagte unlängst, der Kaiser vo» Ruß land habe den Mutt, seiner Meinung, und wenn er m seiner aus wärtigen Politik anderer Ansicht tverde, so werde man es erfahren. Der Kaiser Alexander habe seine Ansicht durchaus nicht gewechselt, und in Berlin inüsie man das wissen. Rußland sabre >ort. nicht für den Krieg, sondern tür den Frieden zn arbeiten (Na, na!). über den ausmciksainer und stärker zu wachen es angezerat sei, seitdem drei große Mächte sich beanitragt fühlen, seine Geschäfte mittelst eines Kontingents von Bahvnetien. deren Zahl von ihren Blättern allezeit laut betont werde, zn besorgen. Urbar die Tödtnng dreier Arbeiter in der dem Fabrikanten Tictel in Sielce bei SaSnowice gehörigen großen Spinnerei durch eitle» Spinnmcistcr, geben der „Oberichl. Presse" nachstehende Milchest lungen zu: Herr Dietel hatte vor kurzer Zeit «inen Arbeiter in seiner Spinnerei zum Meister avaneiren lassen, lieber dicic Ernen nung sollen mehrere Arbeiter ungehalten gewesen lein und dem neuen Meister wiederholt unter Drohungen den Gehorsam versagt habe». Trotzdem sich der Bedrohte so viel als möglich nach Ar- beitSschlnß von den Arbeitern kern hielt, batten doch vier rabiate Männer dem Meister nach Schluß der Schicht am Sonnabend iniierhalb der Fabrikniauelii ansgclaurrt, um an demselben ihre Rache ausübcn zu tönnen. Der Anguss kam dciiselben aber thcncr zn stehen, denn der Meister hatte sich mit einen, scharfen Messer ver sehen und erstach damit hintereinander drei seiner Angreifer, der vierte soll mit dein Leben davvngckoinmcn sein. Der Thäler, welcher ans Nolhwchr gehandelt batte, ist von einem reitenden Ko saken »acb dem Bendrinc» Bezirks-Gefängnisse avgeiührt worden. üintgariett Die Geiücbte, daß eine Bewegung im Gange ist, um de» Fürsten Ferdinand loszuwerden und stall seiner einen Prinzen aut den lnilgarücheii Thron zu erheben, welcher Rußland und drm Füislen Bismarck genehm ist. sind doch zn vage, gls daß man sie ernstlich erörtern könnte. Dennoch habe» sie keine inner liche U»wah»cl>eiiilichkcit. Im Gegenlheck ist cs lehr wohl »iöglich, daß sic den Ziern der gehcliimißvoNe» Erzählungen über die Unter redung in Berlin bilde». Die normale Haltung des Fürste» B>S- marck gegen den Fürste» Ferdinand ist eine seind'rlige. Es schien, als ob er diele Stellung unter dem Einflüsse der Gereiztheit gegen Rutzland ein« Zelt lau» aufgab. Hat sich diese «erchtheit M Folge der Unterredung mit dem Zaren gelegt, so ist Nicht» wahr scheinlicher, als daß seine Feindschaft gegen die Orleanisten wieder in voller Kraft besteht. Wenn e» ferner die Persönlichkeit de» bulgarischen Machthabers ist, an welcher der Zar Anstoß nimmt, und sich ein Anderer finden läßt, welchen Rußland und die anderen Mächte anerkennen wollen, so sind die Elemente eines Abkommens gegeben, welches dein Fürsten Ferdinand unangenehm sein mag, aber nicht den Frieden Europas zu bedrohen scheint. Egypten. Dir eghptische Regicruna lohnt die Dienste, welche ihr der verstorbene General Gordon in Khartum geleistet hat, mit Undank. Die vo» Gordon während der Belagerung von Khartum aus die eghptische Regierung gezogenen Wechsel im Betrage von 40.00v Psd. St. sind von der Regieruim, gestützt aut ei» für sie günsti geS Erkeniitniß des internationalen Tribunals in Kairo, nicht hono- rlrt worden. Tie Besitzer der Wechsel haben nun um zu dem Ihri gen zu kommen, einen Prozeß gegen das Privatvcrmögen des Generals Gordon angestrengt. Eyina. Der vmiorbene Prinz Ehuna, der Vater des Kaisers von China, war während der Minderjährigkeit des Kaisers Kitslang Regent in China, und wurden uuler seiner Regentschaft die ersten Handelsverträge mit europäischen Staaten geschlossen. Amerika. Nachträglich wird die Anklageschrift gegen den so eben zu I Jahr Gefängnis; vcrurthciltcn Anarchisten Most bekannt. Hier der Wortlaut der Anklage: „Das Volk des Staates Ncivhork gegen John Most. Die Grand Juch der Stadt und der Conth von Newyork erhebt hiermit gegen John Most wegen des folgen den Vergehens Anklage: „Genannter John Most, bekannt als ein boshaft gearteter und gefährlicher Mensch mit einer höchst ver ruchten. lasterhaften und zur Ruhestörung geneigten Disposition, bat am 12. Tage des November im Jahre unseres Herrn 1887 in Ncwhork zusammen mit ungefähr fünfzig anderen ebenso ungesetz liche», verruchten und Böses brahsichtigeiideii Personen, welche daran» ausgehcn, de» öffentlichen Friede» zu stören, Unzufriedenheit und Unruhe hcrvorznrusen und die guten Bürger unseres Staates und der Vereinigten Staaten zu Haß und Verachtung gegen die Negierung und die Constitution des Staates und der Vereinigten Staaten anfzurcizen, damit sie eine Insurrektion, Tumulte und migcsehliche Versammlungen in diesem Staate und den ganzen Bereinigten Staaten herbcisühren und die Gesetze, sowohl die Re gierung behindern, ihre Funktionen ansziiüben und Alles dies mit bewaffneter Hand, sich in ungesetzlicher Weise, in boshafter Absicht, ruhcstvrcnd und malitiös versammelt: und genannter John Most und die genannten übrigen schlechten und gefährlichen Menschen haben hier und dort in ungesetzlicher Weise mit Insurrektion, Tu multen und ungesetzlichen Versammlungen in unserem Staate und i» den ganzen Bereinigten Staaten, sowie mit der Ermordung ver schiedener guter Bürger der Bereinigten Staaten, und mit Wider stand gegen deren Gesetze und Negierung gedroht, um deren Aus- tührung zn verhindern und sich Waffen und Munition, sowie die Mittel zu verschaffen, womit und wodurch sie jene verruchten und ungesetzlichen Drohungen zur Ausführung bringen könnten, entgegen de» Bestimmungen der einschlägigen Gesetze niid gegen den Frieden des Volkes des Staates Ncwhork und dessen Würde. W. Nandolpti B. Martine, Distrikts-Anwalt". Die Rede, ans Grund welcher dicke im Stil etwas sonderbare Anklage erhoben ist, wird gleichfalls veröffentlicht, wir müssen aber ans naheliegenden Gründen von der Reproduktion derselben abstehen. Wen» schon in Amerika wegen derselben Anklage erhoben wird, kann man sich einigermaßen den Inhalt denken. Die Rede beginnt mit folgenden Worten: „Mit-Sklaven! — Die Todtent'eier, welche wir heute Abend zu Chrcii unserer tobte» Kameraden abhastcn wollten, wurde durch die Polizeibluthilnde verhindert. O, Ihr Schutte, seht Euch vor! Auch Eure Zeit kommt!...." Das republikanische Natronal-Komitce hat einen Ausruf er lassen, in welchem alle Diejenigen zur Mitwirkung eingeladen werden, welche iür den Schutzzoll eintretcn und die Reduktion der Stenern wünschen, uni eine Anhäufung der Uebcrscbüsse aus den Staatsein nahmen, den Grundsätzen der Schntzzöllner entsprechend, zn ver hindern. Aus Halifax (Ncu-Schottland) wird telegraphirt, daß ein Ver such gemacht worden sei, eines der großen Forts in jenem Haken in die Lust zu sprengen. Obwohl der schändliche Plan in der be absichtigten Ausdehnung mißlungen sei, so hätten doch die Ge bäude und Vorrätve beträchtlichen Schaden erlitten. Seitens der Garnison werde große Auslegung und Entrüstung lundgegeben. Fruiüeton. s- König!. Hostheater (Altstadt). „Des Tensels Ru th e i l". Komische Oper in 3 Acten von Ander. Ncurinslndirt. — Wie die zündende Wirkung eines genial erfundenen Trink liedchens diejenige einer großen grundgelehrten Dissertation über den Hansen werten und übertrumpfen kann, so macht eine zierliche, geistreiche komische Oper auch einem grvnen musikalischen Nittcr- n»d Göttcrdrama noch immer wirksame Conciirrenz n»d die gra ziösen. bestrickenden Gedanken voller Geist und Humor dieser lassen die gezwungenen contravunktischen und steifleinenen poly phonen Sätze jener, aus denen sich Haupt- und Staatsaction«» avwickeln, nleich — düstere» Gründen erscheinen, auf denen die heitere» Frühlinasstrahlen der lachenden Muse flimmernd und glitzernd spielen, Maienluit erweckend und das Herz erfrischend und erquickend. Ist cs schwer, durch die Macht der Musik große Asfecte z» schildern und znm packenden Ausdruck zn bringen, so ist es bei nahe noch schwerer, dem Geist und Humor, diesen lustigen, genialen Gesellen, das Wort mit Erfolg zu verleihen. Nur Wenige ver mögen es. und m unterer Zeit scheint sogar Geist und Witz in der Over völlig ausgestorben zu sein. Einer, der den Lieblinge» der heiteren Mitten und Grazien obcnainncht, ist und bleibt noch minier Ander, und sein „Antheil des Teutels" darf als eines seiner artigste» und graziösesten Kinder gelten. Wagner hat Anders Muse zwar irgendwo „inusikalische Niederträchtigkeiten" genannt und sie in Acht und Bonn getrzan, aber mit aller Ehrfurcht Vor dem flam,»enden Genie dieses Niesengristes und Reformators, siebt cs doch, Apollo sei Dank, noch gar Biele, die noch andere Götter haben neben ihm und mit ihrem »on oroäo den tiefempfundenen Seittzer nicht unterdrücken können: Wenn wir doch recht viel Cvm- poiiislen ausziiwenen hätten, die solcher „musikalischer Niederträch tigkeiten" fähig wären. Die vorgestrige neueinstudirte, in allen Theile» wohlgeliingenc Aufführung des charmanten Werkes machte die Berechtigung dieses stillen Wunsches recht klar — funkelt die Partitur doch trotz ihres Alters von vielen geistreichen, blitzenden Gedanke», voller Grazie, Delikatesse und Vornehmheit. Ueberall giebt sich weiieS Maß kund, leichte bestrickende Sangbarkelt, diScrctcs Orchester und Alles fließt leicht und ungezwungen dahin. Zu diesen Obr »nd Herz kesselnden Eigenschaften des Werkes gesellte »cv, wie gesagt, auch eine ganz vortreffliche Darstellung desselben. Or chester und Ensembles waren unter Hofcavellmeister Hägens Leitung in alle»Einzelheiten kein n»d diöcret abgetönt, die Solisten ganz vorzüa- lich. Der Carlo BroScki ist bekanntlich eine Milsterleistnng von Frau Schuch. Die glockenreine, sympathische Stimme, die reiche ieclciwvlle Anodruckssähigkeit derselben, sowohl für die Empfindungen des Schmerzes wie der Frrnde, die fertige Darstellung der Rolle, die ganze Auffassung und Dulchiührung der heikle», namentlich auch im verzierten Gesänge schweren Partie, das Alles zusammen war von be strickender, fesselnder Wirkung, die ihren Eindruck nie veriehlte. Einen vortreffliche» Partner hatte Frau Schuch in Herrn Erl als Ramel d'Estnuiga. Solche Spiclpnrtien weiß Herr Erl reizend und mit seinem, ausgesuchte» Geschmack zu verkörpern. Die Kunst seines Vortrages und seiner vornehmen Darstellung ergeben eine Gcmmmt- leistimn, wie sici» der sein-komische» Operiinrimmergewünichiwerden kann. BollerHohcit.Aiimiithund Noblesse interpretirteFrl.v.Chavaime die Königin. Gleich schön und ihmvatliisch fand sich Irl. Renther mit ihrer Cassilda ab, und Herr Scheidemanlel war ein König Ferdinand, wie er m der Partitur steht. Die kleinen Nolle»: Großinquisitor-Herr Decarll und Bargas-Herr Eichberaer standen dazu i» schönem Einklang. So erzeugte das reizende Werk einen Eindruck voll Grazie »nd Frische, kesselnd von Aittang bis zu Ende. Ander erzählt — und man darf ihm glauben — er hätte leine wertdvollcn und lnnreißeiidstcn Melodien frühmorgens denn Nasi- re» gesunden, namentlich wenn er in seiner molligen Jnnggesellen- wohmmg beim Seisenschanmichlagen war. Die meiste» der jetzigen „preisgekrönten" Compvniste» und „Overnichrciber" ziehen sich, wenn sie üvec ein Suiek brüten, monatelang oin's Land zurück, reisen nach Italien, Frankreich, der Schweiz und sonst wohin, um sich zu „begeistern" n»d in einem Aittall gekünstelter tritt im Lager', wie i« der Forums««« de» „Julius Cäsar*. be stechend und störend zu Lage. Was die Darstellung de» .Laaer»* anlangt, lo muß jedoch anerkannt werden, daß dieselbe jetzt ruhiger und weniger grell erscheint, al» früher: der Dichter wird nicht mehr blo» materilch illustrirt, er kommt mehr zu Won. Doch macht da» Ganze immer noch mehr den Eindruck, als ob eine Künstlcrgeiell- schast wie der „Malkasten" in Düsseldorf oder die „Allotria" in München sl» Festspiel arrangirt hätten. Das hat seine Lichtseiten, aber auch leine schauspielerischen Schattenseiten. Einzelnes ist immer noch zu grell, wie das Gekreische des verfolgten Bauern, öfteres Johlen und Preisen und die auf dem Boden herumkrauchcn- den böhmischen und kroatischen Lagerdrrnen: namentlich aber die manierirleii, geradezu in Ulk ausartyrden Unterbrechungen der sonst köstlichen Kapuzinerpredigt-Episode. Die Bnulscheckigkcit der aus alle» Gegenden der Windrose »usammenaeworbene» Arni« des Friedlünder's kommt in unvergleichlichen Gruppen zur Erscheinung, das Ganze ist wenrger geleckt und stilvoller gehalten als an unse rem Hostheater. wo daS „Lager" bekanntlich auch meisterhaft in Scene gesetzt wird. — Inden „Piccolomini" glänzen die Meiniiiaer wieder recht durch das hlstvrische Quellenstudium ihrer Regie. Die Zimmerdekorativnen, die aoldvcrbrämte» Mäntel, die fächerartigen Halskrause», die weiten Bauichärmel. die aus- und umgestülpten Neckerstiefcl, die sreskenartigen Gobelins, Alles trügt dazu bei. den Zui'chauer oft mehr in die Zeit des dreißigjährigen Krieges zu ver setzen, als die allgemein »icittchliche Sprache und die manchmal ganz modern sentimental anklingcnde Stimmung der Schiller'schen Dichtung verträgt. Einen Glanzpunkt aber, ein Akt, aus den allein die Meiniiiaer retten konnten und volle Häuser verdienten, ist und bleibt die Bankeltlecne. Das ist in der Thal das echte Bild eines üppigen Gelages, wie es kein Pinsel der Renaissance mit prächti geren Farben gemalt hat. Welch' ein plastisches Leben an diesen schwelgerischen Tafeln mit ihren prunkenden Aussätzen. wo der „Willekoinm" umgeht, die kunstvoll ansgclegten Becher kreisen, weit- bauchige Humpen von übermüthiaen Zechern geschwungen und ganze Psauen im vollen Schmuck der Feder» servirt werden! Welch' über raschendes Detail in diesem beständig lesselndeii Ganzen, dies Her über und Hinüber, dazwischen die Jntrianc mit der Verschreibung, das Kommen und Geben — mit einem Wort und ohne alle Klausel: ein uiiübertreifliches Bravourstück der Jliscenesetzung. Was die ein zelnen schauspielerischen Leistungen anlagt, so kann ein Gcsammt- urtheil füglich erst am Schluß der Trilogie gefällt werden. Für heute sei einfach konstatirt, daß Frl. Lindner die Thekla mit herz gewinnender Lieblichkeit gab, und daß Erscheinung, Spiel, Sprache unü Gesang ganz von echt deutscher Mädchenhaftigkeit durchweht war. Ein Max nach dem Herzen Schiller's war Herr Barthel: ein unbe zahlbarer „schlechter Zahler" Jsolani war Herr Arndl, eine monu mentale Leistung der Charakteristik auf einem kleine» Piedestal vo» krummen Netterbcinen: echt und künstlerisch sein angelegt m vor züglicher Maske und konsequeitt durchgeführt war der Questcuberg Max Gruve's: fein, vielleicht zu fein gab sich die Gräfin Terz ko des Frl. Loren;; eine Charakteranlagc aus selten Füßen »nd viel versprechend sür den folgenden Abend erschien der Bnitler Herrn Tellec's; über Herrn Weiser» Jllo, über Andere last van least — über den Wollenstem" des Herrn Knorr, der vorläufig gejagt r.r der Kriegscathsicenc einen sehr guten Eindruck machte, sei ein die Summe ziehendes Uclheil noch dahingestellt. Dr. Frnnz Koppel-Ellskid. f Anders reizende komische Over „Des Teufels A» theil" wird heute im Königs. Hostheater (Altstadt) wiederholt. x Das Nrpertoir der Meininger ist bis znm Schluß des Gastspieles wie folgt sestgeslellt: Heute „Marino Faliero", morgen, „Alexandra", Donnerstag und Freitag „Jnlins Cäsar", Sonnabend und Sonntag „Die Gespenster" von Henrik Jbien. Für Montag den 19. ist als Abschiedsvorstellung Shakespeare'» Lustspiel „Was Ihr wollt" gewählt worden. Diese letzte Vorstellung findet zum Beste» des Pensionsfonds für die Mitglieder des Meinmgen'schen Hoslheaters statt. Laut testamentarischer Verfügung des verstorbenen Directors und Inhabers des König!. C o n s e rv a t v r i u ins, Herr» Hoi- rath Pudor. ist dessen Sohn Herr Heinrich Pudor zum Erben und Eigenthümer dcS Instituts eingesetzt und dem Lehrer-Collegium des Königl. Conservatoriums in einer kürzlich statlgehabteu Ver sammlung als solcher bereits olfiziell vorgestellt worden. Um ocm neuen Inhaber zu ermöglichen, seine vor 2 Jahren begonnenen Universitälsstudien zu Ende zu führen, wird Herr Hoscapellmerster Hagen, artistischer Directvr der Anstalt, bis dahin, wie es bereits während der Krankheit und seit dem Tode des Herrn Hofrath Pudor geschehen, sowohl die artistische, als auch vertretungsweise die oberste allgemeine Leitung des Königlichen Conjervatorrums fortsühren. f Frau Karchow - Lindner, welche in der glücklichen Lage war, von ihrem ersten Vortragsabende dem Carolahause einen Ertrag von 300 Mk. adznliefern, gedenkt an, 5. Januar ebenfalls zu milden Zwecken ein größeres Concert folgen z» lassen. Es ist ihr gelungen, hierzu die Primadonna des grvßherzogl. Hoslheaters in Weimar, Frau Staumann-Giingl z» gewinnen. Als sonstige Milwirkende bezeichnet man uns den trefflichen Baritonisteir Heim Kiefer und für Ktabiecsoli Herrn Lehmann-Osten. f Der bortrcistiche Clavierhumocist Herr Otto La m borg, der gegenwärtig in Leipzig große Erfolge erzielt und ganz speziell von Herrn Prof. Reinecke, Frau Sophie Meister, Clara Ziegler ic. lebhaft apvlaudirt wurde, kommt noch einmal nach D-esdcn zurück, um sich nächsten Sonntag in einem eigenen letzten Concerte von unserer Residenz zu verabschieden. -j- Die kürzlich der „Frankfurter Zeitung" entnommene Notiz: Ei» Tenor: st der Berliner Kgl. Oper hätte in der Zeit dcS Interregnums zwischen Hülsen und Höchberg einen ungewöhnlich günstigen Cvntrakt zugesichert bekommen, weil der Säuger für diesen Eontrakl dem ihm befreundeten Direktor seine Dantbarkctt in einer Form zugesichert hat, welche — da Berlin nicht PariS und Herr v. Strantz nicht Mr. Wilson ist — als die landesübliche nicht kann bezeichnet werden, wird von verschiedenen Berliner Blättern dcmenlirt. Auch Herr von Strantz und Herr Rothmühl sagen in ihren direkten Schreiben an die „Franks. Ztg.", daß jenes Gerücht vollständig erdichtet sei. Die „Franst. Ztg." selbst be merkt hierzu: Wir würden eS selbstverständlich auts Lebhafteste bedauern, wenn das Berliner Gerücht, das unser Korrespondent als solches an dieser Stelle rcgfftrirt hat, der Verleumdung oder dem mißgcleiteten Euer entstammen sollte, das offenbar bestehende Mißverhältnis; zwilchen dem Disziplinarvergehen des Herrn v.Strantz und der harten Strafe (p.nsionslose Entlassung), die ihn betroffen, zu erklären; unserem Korrespondenten, der anderer Meinung ist und oessen Mittbcilungen wir mit Spannung entgegenieheii. würde dann jedenfalls immer noch das Verdienst bleiben, das im Dunkeln arbeitende Gerücht an das Licht der Ocffentlichkeit gebracht und dadurch de» Betroffenen Gelegenheit geboten zu haben, auch öffent lich an weithin bemerkbarer Stelle gegen dasselbe zu protesliren. -s Herrn DirektorKarlist vom Vorstand der Hilsskassc der Leipziger Journalisten und Schriftsteller ein warmes, ehrendes Dankschreiben für die zum Besten desselben gegebene Äenefizvor- dem der >M Darniederlregende autrichtcn und Elende trösten wird, werden Sie den reichsten Lohn sür Ihren Entschluß finden. Ekstase die arme» Musen zu vergewaltige». Wenn m i» dann aber die Eigebnissc solcher Borberritmigeil näher besieht, ist daS AileS zu sammen nicht soviel ivcrlh, a>S das, was ein vielgejchmähler Ander in seiner Barbimchüsski zn sindcn pflegte, v Herri» ann Starcke. s Nesidciiztheater. Vor total anSverkaiittcin Hans gaben die Meininger" am Sonntag , Wa l le n ste > n's Lager" und IDie Piccolomini". Aas Eigenartige tbrrr virlnoicn Ncgie > Messer! vermischtes. Eine poetische Absage. Ein junges Paar in Heidelberg, das sich in den Ehestand begeben wollte und um die Einwilligung des Herrn Papa bat, erhielt von demselben folgenden kurzen Bescheid: „Sie hat nichts und Du desgleichen; Dennoch wollt Ihr, wie ich iehe, Zu dem Bund der ticil'ge» Ehe Euch bereits die Hände reichen. Kinder, seid Ihr denn bei Sinnen? Uebcrlegt Euch das Kopitel: — Ohne die gchör'ge» Mittel Soll man keinen Krieg beginnen . * Heiteres. Bei einem studentiiche» Trinkgelage bemerkt ein älterer vcrr, daß von zwei Studenten, die er beide genau kennt und von denen er weiß, doß sie beide an Semestern sich gleich stehe», der Eine den Anderen öttcr „pro poona" trinken — oder ivic's im studentischen Deutsch heißt: „spinnen" — läßt. Ec erkundigt sich daher bei seinen inngcn Freunden »ach dem Grunde dieser cigen- tliümlichcn Abweichung vom allgemeine» Gebrauche, dem zn Folge nur der an Semestern Aeltere Jemanden „in die Kanne steigen" lassen darf. „Das ist sehr einfach", cittgegnete ihm der Spinnende, „ich,stamme ans Neuß jüngere Linie und mein Eommilitonc an» Neuß ältere Linie!" * Gast: „Herr Wirth, sehen Sie sich 'mal gefälligst dieses Beef steak an. ES ist so hai l, daß ich nicht einmal mit dem Messer hin ein kann!" Wnlh: «Kellner, bringen Sie dem Herren ein andere» i». I* sS IN s ft LL. — *** 2 **> ß?
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