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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260902024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-02
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
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Nr. 412 Setter — »Vr—dner Nachrichten'' — Donnerstag. 2. Septemb« 1S2« Die zweite Dawes-Annuilüt bezahtt. Ein Bericht Parker Gilberts. Berlin, 2. Sept. Der Generalagent für dir Repara- itonözahlungen teilt mit, daß mit der gestern erfolgten Zahlung vvn 4 5 Millionen Äoldmark durch die Deutsche Reichsbahngcscllschaft Deuischl««d den volle« Betrag der i« Sachverständigenbericht sllr das -»eite Jahr v»rgesehe»e« JalireSzablung von ILA Millionen Goldmark bezahlt hat, mit Ausnahme eines kleineren Betrage- vvn etwa 8 Millionen Goldmark ans der Transfersteuer, der erst am 21. September 1S26 fällig ist. Die gestern von der Drntschen RcichSbahngesell» schalt geleistete Zahlung stellt den am l. September 1926 fälligen Ztnscnbetrag für die ReparattonSbondS für da» zmeite Jahr dar. Deutschland kommt demnach seinen Ber» pflichtungen pünktlich nach und hat die während de» -weiten Jahres des DaiveS - Planes fälligen Zahlungen richtig ge» leistet. iT.-U.» Besserung der ftnanzleNen vage Oetterreichs. Wien, 2. Sept. Wie die Blätter Mitteilen, sind die Staatseinnahmen in der ersten Hälfte des laufenden Jahre» außerordentlich gestiegen. Sie betragen rund 40 Millionen Schilling mehr als ursprünglich veranschlagt war. Die Ausgaben weisen demgegenüber keine Steigerung auf. Die belgische Eisenbahnqesellschas! in Kraft getreten. Gin Pachtvertrag auf 75 Jnhrc. Brüssel, 2, Sept, Die belgischen Staatsbahnen sind gestern um Mitteriiacbc der neuen Gesellschaft übergeben worden, die einen Pachtvertrag für 75 Jahre abgeschlossen bat. Die Gesellschaft hat beschlossen, die Passagier- und Frachtsätze vorübergehend um 25 Prozent zu erhöben. tTU.i Die Danziger Finanzsanierung. Annahme der Regierungsvorlage in zweiter Lesnng. <T u r ch F u n k s p r « ch,I Danzig, 1, Sept, Der Kamps um die Sanierung Danziger Staatssinanzen bat einen gewissen Abschluß ge funden, In der heutigen Volkslagssitzung wurde in zwei- dcr ter Lesung die Vorlage der Regierung, die unter anderem die Kürzung der Beamtengehälter je nach der Höhe des Gin. kommend um 4 bis 10 Prozent, die Einführung einer Art Ledigensteuer, sonne einen Zuschlag zur Einkommensteuer und eine besonder« »b««»e fttr die «rWerbRnsensftrsor^ vorsieht, angenommr». Die dritte Lesung finde» am Freitag statt. Veschetterle IsUoertzssdlunp»« -«ischrn Danzig nn» Pole«. Dan-io. 1. Sept. Die fett einige« Woche« schwebenden Verhandlungen zwischen Danzig und Polen über die Nenregelnnq des ZvIverteilungSschlüffels sind abgebrochen worden. Die Verhandlungen werden vorau»sichtltch erst in Genf durch Vermittlung de» vdlkrrbund-rats wieder a«f- genommen werden. Keinen Wald für die Deutsche«! National-tschechische Hetze i« der Waldoerieilnng-frag«. Prag. 1. Sept. In der tschechischen nationaldemokrattfchen Presse wird gegen die Absicht Einspruch erhoben, anläßlich ber vorgesehenen Beschlagnahme des Grenz wald. besitze- den deutschen Bewohnern den Waidbvden ebenso znzuteilen wie den tschechischen. Die Waldungen liegen fast durchweg in von deutscher Bevölkerung besiedelten Grenz, gebieten. Di« gegebenen Zusicherungen betreffend Zuteilung derartigen WaldbobenS an deutsch« Bewohner haben dir deutsche Agrarpartei zu ihrem Zusammengehen mit den tschechischen bürgerlichen Parteien, also auch den National- demokraten. in der Zollfrage geführt. Die nattonaldemokra, tische Presse vertritt nunmehr die Meinung, daß die Wald, resor« wieder fallen gelassen werde« sollte, ehe «an dentfche» Interessenten Waldparzeüe» znteilt. Nach nattonaldemokra» ttschcr Ansicht, die auch von den tschechischen Nationalsozialisten geteilt wird, soll ähnlich wie bei der Agrarreform in deutschen Gebieten nur tschechischen Bewerbern Waldbvden zu- geteilt werden. Die russisch-amerikanische Schul-enfta-e. Ncnnork, 2. Sept. Obwohl die Sowjetregierung bisher an Washingtoner amtlicher Stelle noch kein« Erklärung ad» gegeben hat, daß sie die Absicht habe, die russischen Kriegsschulden .zu regeln, wie es gestern von Moskau angeregt wurde, erklärt der Washingtoner Korrespondent der Associated Preß": Wenn eine formelle Eröffnung gemacht iverde, so liege die Entscheidung bei der amerikanischen SchuldenfundterungSkom misston, deren Mit- glicder augenblicklich fast sämtlich von Washington abivesenb seien Außerdem werde wahrscheinlich jeder Sowjctkommission daS Betreten des Landes versagt werden, josern nicht ihre Vorschläge bereits vor Ankunst der Kommission geprüft und als aussichtsvoll besundeu worden seien. Vv Oerlliches un-Sächsisches. I«n Wettere Veränderungen I« der GlaalnanuxrHschafl. Wie n»ir erfahren, werben am l. Oktob'r nnAter« wich, ttge Veränderungen im Bereiche de» sächsischen Justiz. Ministerium» vorgenommen werden. Der Generalftaat». anwalt beim OberlandeSgertcht zu Dresden Gras Vitzthum ». Eckftädt tritt am l. Oktober in den Ruhestand. Z« seinem Nachfolger wurb« OberstaaWanwalt Schlegel bei,« Lande», gertcht Leipzig unter Ernennung zum GenrralftaatSanwalt berufe«. An die Stelle Schlegels wirb ber Oberstaatsanwalt »l Aber. Zwickau a« da» Landgericht Leipzig versetzt. Wetter wirb Oberstaatsanwalt DLw«ritz-Bautzen in die durch Klübrr sreigeworbene Stelle al» Oberstaatsanwalt an da» Lanbgertcht Zwickau versetzt- Zum Oberstaatsanwalt beim Landgericht Bautzen wird ber Staatsanwalt beim OberlanbeSgertcht Tr. Buch ernannt. Beginn -er oslpreuhischen Kerbslmanöver. Königsberg. 2. Sept. Die Herb st Manöver der 1. Division haben heute bei schönstem Wetter in der Gegend von Preubisch-Holland-Mohruilgen ihren Anfang genommen. Reichsivehrminister Dr. Ge kl er wohnte den Gefechts übungen bei, die sich zunächst im Rahmen der verstärkten Regimentsvcrbände der Jnfanterieregimentcr 2 und 3 ab wickelten, Während der Donnerstag als Ruhetaa bestimmt ist, werden die Hebungen am Freitag und Sonnabend im Divisionsverband fortgesetzt werden. Reichsivehrminisier Dr, Geßler wird sich moraeu nach Marienbnra und von dort aus nach Königsberg, wo Besprechungen im Obervräsidium statt- sindcn werden, begeben, lT-U.l Neue Anschuldigungen Baemeiflers. Berlin, 2. Sept. Der Herausgeber der „Bergisch-Märkt- schen Ztg.". Bac meist er, will Nachweisen, daß das gemein- same Bankkonto Schiichling-Severing bei der Banksirma David Homburg in Berlin noch am 10. September 1923 be standen habe, während in der Linkspresse behauptet wird, Sevcring hätte die Löschung des Kontos schon vor dem 28. März 1923 veranlaßt. Bacmeistcr teilt ferner mit, daß Sevcring noch am 21. Marz 1926 an die Tochter Schltchtings eine» Brief geschrieben habe, in dem er für sich und seine ganze Familie baldigen Besuch in Aussicht stellt, um »in einer Nachfeier seinen Lebensbnnd zu begießen". Wie der „B. Z." zu den neuen Angriffen auf Minister Sevcring von unterrichteter Seite authentisch erklärt wird, hat sich Scvering niemals bei der NcichSbank oder bet der Seehandlung für Schlichting verwandt. Der Minister habe, als er von den Bemühungen Schltchtings. bei der Nauener Sparkasse ein D-arlehen zu erhalten, erfuhr, den Landrat in Calbe sofort gewarnt. Besuch des Beschsprüsidenlen 1« Bad LVIz. München, 2. Sept. Reichspräsident v. Hindenburg besuchte gestern Bad Tölz, wo ihm auf Grund eines ein- stimmigen Stadtratsbeschlusses die Ehrend ürger-Ur- künde überreicht wurde. Der Reichspräsident daükte ge. rührt für diese ehrende Ueberraschnng und gab seiner Freude über die neue Würde Ausdruck. Dem Reichspräsidenten wurden von den Gasten und den Einwohnern des Bades stürmische Ovationen dargebracht. sT.-N.) Dr. Luther in Peru Lima, 1. Sept. Der frühere 'deutsche Reichskanzler Dr. Luther ist gestern als t^ast der Regierung hier eingetrosfen. Am Abend veranstaltete der deutsche Klub ihm zu Ehren einen Empfang. lWTB.1 Der Aaupischrttttetter de» ..Stahlhelm" verhaftet. Im Zusammenhang mit dem Fememord an dem Haupt mann a. D. Wagener. einem Beteiligte» an der Befreiung des Kaprtänlentnants Dittmar ans dein Naumburgcr Ge fängnis. ist vor einigen Tassen, wie eine Berliner ZeitungS- korrespondcnz zu melden weiß, der Hauptschristlciicr der Zeit schrift „Stahlhelm". Friedrich Wilhelm Heinz, in Magde. bürg verhaftet und in das UntcrsnchnngSgesängnis in Gießen cingelicscrt worden. Wieder ein UeberjaU auf einen Polizisten. Berlin, 2. September. Der Hanptwachimeister Regler wurde, ats er sich heute früh 2 Uhr aus dem Heimwege befand, auf der Straße überfallen und durchMessersttcheschwer verletzt. Aus die Hilferufe des Verwundeten eilten Passan ten herbei, bei deren Nahen die Täter die Flucht ergriffen und entkamen. Der Hauptwachtmeister wurde in das HubertuS» Krankenhaus gebracht, wo er in Lebensgefahr schwebt, lieber die Gründe des Ueberfalles herrscht vorläufig noch Dunkel. Abschied v»m Amte. Am 1. September ist ber Ministerialdirektor tr» Justiz. Ministerium. Geh. Rat. Dr. h. c. Heinrich Bernhard Ritsche, nach Erreichung der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhe, stand getreten. Nachdem er zunächst als Amtsrichter bei ver. schtedenen Amtsgerichten und dann al» LandgerichtiSdtrektor bet dem Landgericht Dresden tätig gewesen war. niurde er am 1- Oktober 1V10 in da» Justizministerium berufen, dem er vom 1. Januar Ivll an als Vortragender Rat und vom 1- Januar 1S2l an als Ministerialdirektor angehörte. I» letzterer Eigenschaft leitete er zuerst die früber« Personal- abteilung. und seit dem 1. Oktober lS22 die 1. Abteilung. Außerdem war er Vorsitzender des PrttfungsamtS Air die Prüfungen der ExpedttionSbeamten und stellvertretender Bor. sitzender des PrüsungSamtS für die zweite juristische Staats. Prüfung. Dt« von ihm bekleideten Stellungen gaben th-m reich, ltche Gelegenheit, seine hervorragenden, all« RechtzSgebirte umfassenden Kenntnisse, seinen sicheren Blick für die Br- dürfntsse de» Wirtschaftsleben» und seine nie erlahmende Arbeitskraft in besonderem Maße für das Gemeinwohl nutz, bar zu machen. Peinlichste Gewissenhaftigkeit und strengste Objektivität waren stet» die Richtschnur seine» amtliche» Wirken». Der dienstliche Verkehr mit ihm gestaltete sich in- folge seines wohlwollenden, liebenswürdigen Wesen» außer- ordentlich angenehm. In Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn die juristische Fakultät der Universität Leipzig im Frühjahr 1926 zum vr. jur. ehrenhalber. Seine uwcrmü». lichc Schaffenskraft und seine geistige sowie körperliche Frische lassen erwarten, daß er auch noch im Ruhestände dem Wvüle der Allgemeinheit nützen wird. Net seinem Scheiden aus dem Staatsdienste, dem er über 40 Jahre lang in seltener Treue alle seine Kräfte widmete, begleiten tbn die beste» Wünsche aller, die ihm dienstlich und persönlich näher- getreten sind. —* De« «»stakt znr große» Dagnng »e» ReichSvertzand«» der Dentscheu Industrie in Dresden bildet« der Besuch d«S Präsidiums des Verbandes und des HanptauSschusse« am 2. b. M, auf der L e i p z t g e r M c s s e. Am Vormittag wurden die Gäste in der alten Handelsbörse durch den Vorstand deS Leipziger Meßamtes Dr. Raimund Köhler offiziell begrüßt. In seiner Ansprache wies er darauf hin. daß die Herbstmesse mitten in eine schwere wirtschaftliche Depression falle, die natürlich nicht ohne Einfluß auf die Aussteller, und Besiocher- zahl der Messe sei. Leipzig sei und bleibe jedoch bei weitem doch die größte Messe der Welt, nicht nur nach der AuSstel- lerzahl, sondern besonders auch nach der vermieteten Au». stellungSsläche, die über 156 000 Quadratmeter wett hinaus- gehe. Er micS weiter darauf hin, daß daS Meßamt eine Grün dung der deutschen Industrie sei >md schilderte den Aufgaben- kreis des McßamteS, daS vor allem Sinkäuserpropagand« im Auslands treibe. Zahlreiche dem Rclchsvorband der Deutschen Industrie angeschlosscne Verbände hätten ans die Beteilt<p>ng ihrer Industrie an der Messe einen bestimmten Einfluß. Hauptsächlich verdanke die Technische Messe ihre Entstehung und Ausdehnung geradezu der Zusammenarbeit mit den Ver- bänden. Eine solche finde aber auch ans der Mustermesse statt. v!e sekmsle front onssrss QosctzSstsioksiss tziocisrt non nwtzl. soi drsitsr Sss>s ru srbsltsn Zisbsri tziotorso uvtsrsiMrsa cilo bsl- stnvgso uossosr tztstarbsstor. SEIN«», «>»»»- Str»e» re ! könnt, Jnfol! grad vrrän gehört besrte schaft« hat di, unerh zrtchn, bring, gestell gut l typtstt verschi arbeit der L, hrbltct nach r -er A säht« . Line garre, Krisen «erde D Drei ,u ei, bei d Sach schütz i des V befind Rcdne druck Vrrei, eiiima Katze, eines licbket! in sei, die Nc Katze. P nächst Pslan, ungeh, sich sch der T Mense gleiche Tier, sein g Tiersci ber H zerstör Angel Natur wahre Menst U gcradi Geschö großa ihre r Gleich und d Hunde liebe , Neuer ander, Verso! jedes erhöhe sittlich bring« J> mit g, Er w ti ..Bismarcks Entlassung. Ein Stück Geschichte in drei Akten von Emil Ludwig. Gastspiel des Stadttheaters Altona im Alberttheater, 1. September 1926. Als durch die geöffnete Tür des Kabinetts die Gestalt BiSmarcks in der weißen Kürassierunisorm cintrat, begrüßte ein säst allgemeines Klatschen des Hauses den Darsteller deS Bismarck, Friedrich Otto Fischer. DaS wiederholte sich, als Bismarck, im dunklen Wasscnrvck, seine Häuslichkeit betrat. Wem galt der Beifall? Einem geglückte» Wagnis. ES erschien nicht als PanoptikumSesfekt, daß da einer als eiserner Kanzler angezogcn und angcmalt war, baß ein körperlich großer und stattlicher Schauspieler einen geistig und geschichtlich Großen nachzubilden wagte. Die Leibhaftigkeit der Erscheinung eines Mannes, dessen Bild in irgendeiner Form in Phantasie oder Herz jedes Deutschen steht, verblüffte beim ersten Anblick so. baß jene leichte Erregbarkeit deS Publikums, die oft ganz naiv ansbricht, die schauspielerische Verkörperung begrüßte, als wenn Er selbst erstanden wäre. Darsteller und Dargestcllter wirkten als Einheit mit einer Art SinneSüberrumpclnng. Ein Zeichen, wie lebendig Bis marcks Gestalt noch in den Köpfe» und Seelen lebt. Unsere Zeit kennt noch seltsamere Uebcrwältlgungen des leiblichen TodeS. Wer aus Schallplatten die Stimme, aus der Film leinwand den bewegten Schattenleiü eines großen Toten er stehen sah und hörte, empfand jenen eigentümlichen Schreck und Schauer der Wiederbelebung eines Verstorbenen. Aus der Bühne ist diese Wirkung heikler und gröber zugleich. Es ist eine Frage de? zeitlichen Abstandes, wie uns die schau- spiclerss'^e Nachbildung einer geschichtlichen Persönlichkeit an mutet. Wallcnstcin hat ja wohl keiner von unS mehr gekannt, auch Napoleon nicht, aber eS ist uns gleichgültiger, ob Wallen stein historisch getreu ersteht, als daß Napoleons Gestalt un. glaubhaft hcranskomme. Denn von ihm haben wir noch eine lebendige Vorstellung. Um wieviel mehr erst von Bis marck! Und wenn unS dessen mimische Gestaltung nicht ver letzt ober abstößt, vielmehr fesselt und lebendig erscheint, so ist zunächst rein äußerlich eine Abneigung überwunden, uns die großen Akteure der neueren Weltgeschichte in Kostüm und Maske vorgaukeln zu lassen. Fast noch eigenartiger liegt der Fall bet Wilhelm H. Der lebt noch in der Zeit, und sein Eharakterbtld schwankt nicht nur in der Geschichte, sondern in der Vorstellung von Millionen Lebender. Nun tritt der Schansvielcr Adalbert Kriwatt herein, in GeneralSunifvrm, tngendltch strass, die linke Han- ans dem Rücken, und ist Kaiser Wilhelm II, 1890, Und siehe da, auch ihm gelingt die JNnsionI Erleichtert wird tbm dog dadurch, daß k-incr von nnS den Mäh'Ogen Monarchen so kennt wie den älter gewordenen Kaiser. Aber man '«eit. S-' ^fe des s^rfche„S und BewcgcnS, an die Mischung von Höhe und Wiirbe, die die Vertraulichkeit entfernt, und von Neiaung zu zwangloser Leutseligkeit un- Willen zur Ueberwindung fremden Willen» durch persönliche Liebenswürdigkeit. Selbst die Porträt ähnlichkeit scheint unö erreicht. Und so ist auch nach dieser Seite hin das Fatale der Nachahmung eines Lebenden säst ganz beseitigt, zumal Kriwatt taktvoll jede Ucbcrtreibung ver- meidet und alles darauf anlegt, den idealen Glanz, der den junaen Kaiser umgab, als er ein Volkskaiser werden wollte, aufschimmern zu lassen. Die beiden Unterredungen zwischen Bismarck und Wilhelm, die den Kern des Ludwiaschen Historienbildes auSmachcn, hatte» durch Geschick und Takt der beiden Darsteller die Suggestion großer geschichtlicher Augen- blicke. Daß Bismarck in väterlich-warmem Baß sprach, während die Stimme de? erste» Kanzlers bekanntlich ziemlich hoch lag, störte dabei nicht, sondern festigte die Vorstellung des Gewichtigen. Man erhielt den Eindruck: So kann cs gewesen sein, so können sie miteinander gesprochen haben, so brandete dkc aufgeregte Flut des einen an die fclsharte Stetigkeit k»eS anderen, so prallte alte und neue Zeit an einander, und so rangen zwei Persönlichkeiten um Herrschaft und um Freiheit. Einer von ihnen mußte weichen. Diesen geschichtlichen Anschauungsunterricht erteilt unS Emil Ludwig im Stile des historischen Realismus. Sein Zeitgemälde ist nach Anton v. Werner gemalt, gnellengemäß, sachlich, urkundengetreu, im Stil der Zeit. Er stellt den Kamps der Dynastien Bismarck und Nohenzollcrn dar, wie man es schon 1890 auffaßte, und läßt ihn gipfeln in der Formel, die Übrigens schon Friedrich Wilhelm IV. in einem Schreiben an Kaiser Franz Josef von Bismarck gebrauchte: „Er gehört einem Rittergeschlecht an, das länger als mein HauS in unseren Marken seßhaft ist." Ludwig läßt Bismarck selbst voll Adelsstolz diese Worte gebrauchen und dadurch den ge kränkten Hohcnzollcr zum letzten Entschluß treiben. Das Verhalten deH Kaisers hat BtSmarck im dritten Bande seines ErtnnernngswerkcS dahin znsammcngesaßt: „Er unterdrückte seine Neigung, einen ererbten Mentor lvSznwerdcn, pur mit Mühe, bis sie explodierte." Diese Explosion stellt Ludwig bar: sie vollzieht sich in gebändigten Formen, von beiden Setten mit letzter Beherrschung der Leidenschaft, im Zu- sammcnprall zweier grundverschiedener Temperamente, als ein Kamps um die Macht zwischen Staatsmann und Kaiser. Nach seiner Entlassung la» BIßmarck einmal wieder Schillers „Wallenstcin" und fand darin seinen Konflikt von einem großen Dichter und GeschichtSdcnkcr dargcstellt. Ob er wohl Sehnsucht und Hoffnung empfunden haben mag, daß auch sein großer und letzter Kamps einmal den großen Dichter finden möchte, der ihn monumental und erschütternd, wie die Ereignisse de» März 1890 eö waren, einer fernen Nachwelt gestalten würde? Emil Ludwig ist natürlich dieser Dichter nicht, will und kann e» auch nicht sein. Er ist nur der ge schickte Chronist in Diakogform. der Onellenkcnncr, der seinen Studien einmal 5ramatlsche Form gibt, ein, wie man z». aesteben muß. wNallchst objektiver Darsteller heute ziemlich klargelegter Geschehnisse, der gewandte Verwerter zeitlicher Stimmungen, die er als Scbeiostcller praktisch verwendet. Er tut e» so sachlich kühl, daß man ihm ehrlicherweise keine Tendenz ngchsagen kann. An dieser Sachlichkeit scheiterte auch die Neigung im Publikum, die Vorgänge und Worte in diesem „Stück Geschichte" im Sinne der augenblicklichen politischen Stimmung für oder wider auSzunützen. Im Ver halten BiSmarckS wie deS Kaisers in jenen verhängnisvollen Märztagen lag doch so vieles, was heute ganz anders wirkt. Entscheidend wird einmal doch nur die große Tragödie de» Sturzes Bismarck sein, und die wird nur einer nachdichten kön- neu, wer den ganzen Hintergrund der Zeit — bei Ludwig nur flüchtig gngedeutet — so freskvhast groß und weit zu spannen weiß, daß sich BiSmarcks Monumcntnlgestalt beherrschend aus ihm abhcbt wie Lederers Bismarckdcnkmal ans der Elbland- schast aufragt. Der gewaltige MvGus Bismarck wird erst von der Zeit geschasfe» werden. UnS Heutigen bleibt vorerst nur daS tragische Idyll, daS Menschliche, daS „interessante" Theaterstück. AlS solches hat sich Ludwigs Dramatisierung von „Bis marcks Entlassung" in der Darstellung deS StabtthcaterS Altona, das als Gast im Alberttheater spielt, ehe HannS Fischer seine Direktion antritt, in der Tat bewährt. Der pikante Reiz. Bismarck und Wilhelm II. leibhaft auf den Brettern zu sehen, ist bank dem Taktgefühl der beiden schon gerühmten Darsteller Friedrich Otto Fischer und '>dass"''-l Kriwatt keine nur äußerliche Sensation, sondern gute schauspielerische Verlebendigung. Fischer wirkt besonders wuchtig im Mckvräch mit dem kleinen Wtndtlwrst, den «wert Heinrich Burger als verschlagenen, scharfsinnigen, epi- grammatisch gewandten kleinen Greis von geistiger Prägung hinstellt. BtSmarck im Familienkreise mit Frau Johanna sEharlvtie v. Durands und den Söhnen Herbert sJnliuS v. K l t n ko w st r ö ms und Bill (Hans Ohlendorfs ,n sehen, hat idnlllschen Reiz und entbindet BiSmärckische» Humor, und die Gestalten der Bötticher, Lukanu», Eulenbura, Hinzpeter bilden eine vorsichtig abgestimmte Gruppe der Hof kamarilla ohne verletzende Neberschärsungen. So fand die aus gezeichnete Vorstellung besonders am Schluß allgemeinen, langanhaltendcn Beifall. Dr. Felix Zimmer mann. Kunst und Wissenschaft. Opernhaus. Elair« Born hat zunächst alS Sängerin im deutschen Stil, vor allem als Bayreuther Evche» von 1925, vvn sich reden gemacht. Aber auch anläßlich der Wiener Erstausführung von „Andrä Ch^nier" ging ihr Name rühmlich durch alle Blätter. Wieder einmal eines der Beispiele, daß echter Wagner-Stil sich sehr wohl mit Belcanto vertrügt. In Dresden haben wir ja schon an der Dcsdemona der Künstlerin gesehen, daß Llatre Born sich sehr schön italienisch etnstellen kann. Die Mabeleine im „Ehönler" freilich Ist noch betonter romanisch al» die Verkitsche Heldin, und doch fehlt auch ihr kein charakteristischer Zng. Vor asscm nicht die lyrische Wärme der Stimme, die mit schönster Ausgeglichenheit durch alle Sopranlagen ging und sür da» Trio und den dramatischen Schwung der vertsttscheu Kantil ließ di die frc Und l schönh kam e Steig« W schon ebenso die S druck, samm« im zn klinge! Ein s, eigene klangl gcschm den Hi voll« d Ul holnn, gröber nahele tressli, gemeti Gertch Plas dieser inner! 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