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Stunden nach gezahlt« Säumigkeit-strafe abgrrist und gestreut ' haben; « wird ihm dann nicht an Arbeitern fehlen und bin nen Einem Tage kann den Rücksichten auf da« Publikum Ge« nüge geschehen sein. Damit erfüllt der Rath zugleich ein wohl- thäligeS Werk, er unterstützt die Armuth mit gut bezahlter Arbeit. Wenn der Rath den unfolgsamen, faulen oder schmutzig egoistischen Verpflichteten die Strafe erlassen wollte, so fragen wir, wie will er denn in anderen Fällen der Wohlfahrt-Po lizei noch eine Strafe zu verhängen sich getrauen? Würde nicht Jeder, den er bestrafen*will, auf jene Sorte von Haus besitzern Hinweisen können, welche durchschlüpften? Säume der Rath nicht, da einmal energisch und schnell zu handeln, wo Energie allgemein Freunde findet. — Das Directorium des König!. Bezirksgerichte- in Leipzig veröffentlicht Folgendes: Der in dem redaktionellen Theile des „Leipz. Journ." unter der Ueberschrift: .Ein Beitrag zur sächfi- scheo Justizpflege" befindliche Artikel enthält, wie schon jetzt auf Grund der sofort nach dessen Einsicht angestellten Erörterungen amtlich versichert werden kann, mehrfache Unwahrheiten und ent- stellt namentlich den darin erwähnten Kriminalfall — welcher übri gens feiner Beschaffenheit nach eine öffentliche Besprechung nicht erlaubt — in auffallender Weise. Auch zeigt eS von sehr man gelhafter Gesetzkenntniß seines Verfassers, wenn darin behauptet wird, daß nach den bestehenden Vorschriften jeder Gefangene bin nen 24 Stunden verhört werden müsse, während Art. 152 de. Strafvrozeßordnung lediglich bestimmt, daß dem Verhafteten inner halb dieser Frist die Gründe der Haftanlegung zu eröffnen find, was auch im vorliegenden Falle, wie sich sowohl aus den Akten, als aus dem Zournal-Ärritel felvst ergicbt, geschehen ist. Dafern sich bei den weiteren Erörterungen Herausstellen sollte, daß di« in gedachtem Anckel erzählte üble Behandlung des einen Verhafteten mehr oder weniger gegründet sei. so wird deshalb ohne Zweifel von der zuständigen Aufsichtsbehörde das Erforderliche verfügt weiden. Das Direktorium spricht aber bei dieser Gelegeuheit den Wunsch aus, daß Beschwerden über einzelne Beamtete des Bezirks gerichtes lieber unmittelbar zu seiner Kenntniß gebracht, als zum Gegenstände öffentlicher Mittheilungen gemacht werden möchten, indem letztere r>ur zu leicht, wohl selbst unabsichtlich, den Erfolg haben, bei dem weniger unterrichteten Publikum daS Vertrauen zu der Gerichtsbehörde zu schmälern, ja selbst Haß gegen dieselbe ,u erregen und daher nach Befinden die Anwendung der Straf» bcstlmmung Art. 128 des Strafgesetzbuches herbeizuführcn, wäh rend das Diick-'oiium den an dasselbe gebrachten Beschwerden ab- zuhelten pfl chtmäß-g stets bereit sein wirb. — Zu Leipz g hat im Jahre !860 die Hundesteuer nach Abzug dcr 887 3hlr. betragenden Kosten im Ganzen 2936 Thlr. e »gebracht, die dcr Kasse dcS JakobShospitalS zvgeflossen sind. — Im Zweiten Theater tritt heute wiederholt Fräu- j,m Gen he in dem so gern gesehenen Lustspiel: „Der kleine Li chclicu" auf, cine Partie, welche so ganz dem Naturell der Gästin zusagt und wahrhaft vollendet zur Geltung gebracht w rk. Zu bedauern ist. daß Herr NcSmüller Lurch seine' Darstellung genannte Künstlerin nicht unterstützen kann, indem de-sclbe durch einen schweren Fall vor bereits 14 Tagen auf das Krankenlager gebettet ist und nach Aussage der Aerzte wob? noch drei Wochen an dasselbe gefesselt sein wird. — Die Kirchennachrichien zu Chemnitz aus dem Jahre 1869 geben zu interessanten und fast durchgehend« erfreulichen Vergleich ungen Anlaß. Getraut wurden 414 Paare (darunter allein in der JohanniS'nche 316 Paare) 36 mehr als 1859. Geboren wurden 2352 Kinder (darunter 1675 in Johannis), 195 mehr a>s 1859. Gestorben sind 1462 (darunter 1959 in Johannis) 151 weniger als 1859. Kommunikanten waren 17,199, im Ganzcn 334 mehr als 1859 — Infolge der bei der Kirchenvi- sitation gemachten Wahrnehmungen ist dem hiesigen Rathe wegen des voNl'ffllctcn Zustandes, in welchem die hiesigen Versorgungs- und Armenanstalten gefunden worden, Seiten des k. Ministerium- LeS (Lulius und öffentlichen Unterricht- die vollste Anerkennungs ausgesprochen worden. — Ans Dippoldiswalde schreibt man der W-Z. Am! 89 Dezember v. I. fand auf dem Dippoldschacht die Einweisung c es kürzlich gewählten neuen Dirertoriums de- DiPpoldiSwalde- Eolberoder Strmkohlrnbauverein« statt. Mehrere Mitglieder de« rühern und gegenwärtigen Direktorium- sowie de« VerwaltuntzS- rathe» benutzten, in Begleitung einiger für da- Unternehmen sich lebhaft interessirendrr Freunde, die ihnen geboten« Gelegenheit zu einer Fahrt im Bergmann-anzuge in die Tiefe de- Schachtes, die denn auch auf einem mit allen Sicherheit-Vorkehrungen versehenen, an einem auf 159 Centn» Tragkraft geprüften Eisendrahseil, mit Hilfe der Dampfmaschine htnabgelassenen Gestelle binnen 5 Minu ten glücklich von Statten ging. Nachdem man ein Stündchen in den nach verschiedenen Richtungen getriebenen Strecken herumge wandert war. an den Wänden hcrumgeklopst, sich von dem gün stigen Stande der Kohle Andenken an die kühne Fahrt mitgenom men und das Verlöschen der Grubenlichter und die Unmöglichkeit zu athmen an mehreren Endpunkten der Strecke wahrgenommen hatte, kehrte man zum Fahrgestelle zurück, um die Rückreise in dir Oberwelt wieder anzutreten. Aber, o weh, die Maschine hob auf das von unten durch einen Klingelzug gegebene Zeichen dreimal an und dreimal kam das Gestelle, nachdem e« einige Ellen hoch gehoben worden war, nicht ohne einige gewaltsame Stöße und Erschütterungen der darauf Befindlichen unten wieder an. Einige, denen die Sache zu lange dauerte, hatten unterdessen den mühsamen und langweiligen Weg. auf den Fahrten empor zu klimmen, unternommen. Endlich, nach mehr als stundenlangem Warten, schlug auch den Uebrigen die Stunde der Erlösung. (Die Dampfmaschine, dcr der Dampf ausgegangen war, hatte erst frisch geheizt werden müssen, um die nöthige Kraft zum Emporziehen des Fahrgestelles zu ent wickeln.) — Aus dem Plaumschen Grunde schreibt man dem Dr. I.: Am 8. Januar Nachmittags verunglückten im Augustusschachte zu NiederhäSlich zwei Bergarbeiter, Rudolph au« ValperSdorf in Preußen, in Großburgk wohnhaft, und Bär au- Burgk, durch Herabstürzen einer Kohlmdecke, welche beide verschüttete. Rudolph, welcher eine Frau und vier kleinere Kinder hinterläßt, war auf dcr Stelle todt, während Bär nicht unerhebliche Verletzungen da- vontrug. — Ein UnglückSsall ereignete sich in dem Dorfe Schön brunn bei Bischofswerda, indem der 8jährige Knabe des Nah- runzsbcfltzers T. in einem Spreuhaufcn erstickt aufgefunden wurde. Er war in der sogenannten Häckselkammer beim Häck- sclschnciven gewesen, daselbst unbemerkt zurückgeblieben und je denfalls auf einen dort befindlichen Stroh- oder Ueberkehrhau- fen geklettert und von diesem kopfüber in den nahe dabei ste henden Spreuhaufen gestürzt und erstickt. LlMögkWHtt. Berlin, 8. Januar. In vergangener Nacht um 1 Uhr erhielten die Redactionen der größeren hiesigen Blätter Abschrift der Ansprache des Königs: „An mein Volk* und es mußten zum Theil Arbeitskräfte zum Satze requirirt werden. Die Ansprache war heute früh an den öffentlichen Gebäuden und Straßenecken angeschlagen und zog Schaaren von aufmerksamen Lesern an. Die Ansprache unterscheidet sich von den gewöhnlichen Erlassen dadurch, daß sie von keinem dcr Minister mitunterzeichnet ist, sondern allem Namen und Unterschrift de« Königs führt. Sie ist selbstverständ lich von der allerh. Person selbst verfaßt. Dieser Umstand ist von wesentlicher Bedeutung. Die Ansprache will demnach nicht al« ein formell-politische- Document, sondern als der ureigenste Ausdruck dcr Gesinnungen und Grundsätze de- König- angesehen, und als solcher muß sie jedem Preußen und Deutschen im höchsten Grade willkommen sein. Der König will die Verfassung und die Gesetze nicht blos seinem Eide gemäß selbst halten, er will sie auch schirmen; er übernimmt das deutsche Vermächtniß seine« Heimge gangenen Bruders, Preußen als den Hort Deutschlands der Er füllung seines Beruf« entgegen führen zu helfen; seine Pflichten für Preußen fallen mit denen für Deutschland zusammen; und er glaubt ihnen am besten dadurch zu genügen, daß er den Tradi tionen seines Hauses treu bleibt. ES liegt etwas Bedeutsame- iu : de- König« Worten; sie werden möglicher Verkennung der Auf« l gäbe, die sich der König gestellt, begegnen, müssen aber unter allen ! Umständen den Fürsten in Deutschland als «ine neue und feste Garantie ihrer eigenen Rechte erscheinen. Mögen st« ein Herz für die deutsch"* König- hqhm! Ankämpfen gegen