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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927120901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-09
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1927
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Nr. 57ö Sette S — ..Dresdner Nachrichten" — Freitag. S. Dezember 1927 Mark vermebrte Dettzii -es jetzigen HaushaltptaneS in einer Gesainihöbe von »I Millione» Mark gedeckt werden. Lachsen sei gezwungen, der Besvldungsresorm deS Reiches nach,ii'olge» aber die dadurch verursachte» Mehrausgaben müsse -er Staat aus eigenen Kräften aufbringen. die durch sie Zenlratiiaiion der Steuern auf das knappste begrenz» werden leien. Deshalb müsse die Wiederherstellung der eigen u staatlichen Steuerhoheit und dingt gesondert melden. Abg. Dr. Gelfert ID. Stp.i betvnt. das, eS nicht aus die Reden aiikomme. sondern aus die tatkräftige Arbeit znin Wohlc der Beamtenschaft. Leine Partei habe von Anfang an praktisch Hand angelegt Deshalb trete die Deutsche BolkSpartei hinter die Besoldungoordnung. Sie sei eine brauchbare Grundlage sitr weitere 'Verhandlungen. Mit dem B c a m t e n r u h e g e b a l t Sj» e s e v könne man sich aber nur n v t g e d r u n g e n e i n v e r >t a n d e n erklären. ES sei dringend »ölig. daN Perbeüernngen vorgenommen würden. Der Pensionär müsse wie der aktive Beamte behandelt werden. Mit der Berivaltnngsresorm müsse wirklich Ernst gemacht werden. Die Finanzlage bleibe nach wie vor er» st. Die Deutsche BolkSpartei werde den Finaiizministcr unterstützen, die Slaalslinanzen in Ordnung zu halten. Die 86 Millionen Mark dursten nicht wesentlich überschritten werden. Es würde einfach unerträglich sein, wenn man die Borlage nicht vor Weihnachten verabschiede. Zu begrünen sei es. das; die Borlage hinsichtlich der oberen Be» amtengrnppen über die preußische Regelung hinauögehe. um eine Zttsricdenl'eil in diesen Gruppe» zu erhalten. Die Forde rungen seien nicht übertrieben. Ein Heister Kampf sei um die Mini s> e r i a l z n l a g e n und die A u s w a n dSentschäd >. g u n g e n entbrannt Hinsichtlich der Ministerialzulagen sei Sachsen daS einzige Land. das noch zurückstehe. Die Frage der Sluiwandoenlschädigniigen müsse im -lusschuß nach, geprüft werden K i n d e r b e i l> i l s e n sollten für Studie rende vis zum 2l Lebensjahre gegeben werden. Wünschens wert sei eine Nachprüfung des OrtSklassennerzcich- n i s s e s. In einzelnen Fällen müsse eine Verbesserung deS B e s o l d u n g S d i e n st a l l e r S herbeigeiührt werden. Der Redner vertritt verschiedene Wünsche der Militär anwärter. Diätare, schwerkriegSbeichädigten Beamten, Lehrer GewerbeanssichlSbeainte» Eick beamten. Bergverwaltiingd- bcamten. Forsibeamten, Polizcibeaiiiien, insbesondere der weib lichen Polizei, der Fürsorgerinnen, Kindergärtnerinnen ulw. Nicht richtig sei es, Bcainteiisorderiittgen ohne iveitereo mit der Besserstellung der Sozialrentner zu veranicken. Beide Dinge müstten getrennt behandelt werden. Nach Erledigung der materiellen Fragen müsse bald ein Gesetz über Neuregelung der bcamtenrechtlichcn Verhältnisse vorgelegi werden DaS werde der Schlußstein sein, der hoffent lich zur Beruhigung der Beamtenschasl sühre, DaS Wohl des Staates stehe und falle mit der Beamtenschaft. Abg. Kaiser lWirtsch.l begrubt die Vorlage. ES habe für die Beamten etwas geschehen müssen. Gerade bei den unteren und mittleren Beamten sei die No« groß Seine Parteiangehörigen ans dem gewerblichen Mittelstand wüsticn das am beiten. Alte Wünsche hätten freilich nicht er füllt werden können: auch seien Ungerechtigkeiten in der Vor lage enthalten. Angesichts der groben finanziellen Belastung könne man nur sehr schweren Herzens an die Dinge Heran gehen. Man Hüne de» Beamten schon im Jahre lkilll eine Ausbesse rung zntvmmen lauen müssen. Da habe die Staatskasse anders ausgciehen als gegenwärtig. Seine Partei werde der Borlage nur ziiniinmen. wenn cs gelinge, sie in, Rahme» der 86 Millionen Mark zu verabschieden. Was solle aber werden, wen,, die Wirtschaft nicht ans der Höhe bleibe? Der Mitlesstand sei nicht i» der Lage, eine höhere steuerliche Belastung zu ertragen. Den S e I b st h i l f e o r g a n i s a t i o n c n der Beamten sei die Berechtigung nicht abznspiechen aber er bitte die Be amtenschaft. dem gewerblichen Mittelstand die Möglichkeit zum Lebe» zu lassen damit er die vom Staate geforderten Steuern zahlen könne. Der Redner vertritt die vo» uns bereits ver- össentlichtcn Anträge leincr Partei. Die Ministcrgehältcr seien zu koch. Die Ministerien an sich müstten abgebaut werden. Mit einem besonderen Anträge werde mg» die DienstailswandSeniichäd!- gungen zu kürzen suchen. Auch die Ministerialzulagen werde man mit einem besonderen Antrag bedenken. Abg Elans iDemi allsten, dast die Bcamtenbeloldung In unverantwortlicher Weile hinanSgczvgen worden sei. DaS Vertrauen der Beamtenichast in die Regierungen und die Parlamente lei aui das schwerste erschüttert. Mit schönen Reden könne man die Leistungen der Beamtenschasl nicht av- gelten. In vielen Haushaltungen der Beamte» sehe es jammervoll anS. Dazu komme noch die ungeheure Sorge wegen der Schulden last. ES handle sich nicht um Geschenke, sondern um eine B e r- p s l i ch t u n g des Staates, zu bellen. BIS zum l. April sei die sächsische Vorlage weniasteiis einigermaßen gedeckt. Die Besoldiingsrcaelung habe das Reich zu bezahlen und das Reich könne cS. Die Borlage sei unbefriedigend und unsozial. Das Wobni'noSgeld reiche vielfach nicht auS. und mit 20 Mark könne kein Kind durchschallen werden. Tie vorgcschlageneBe soldung der linieren Beamten könne seine Partei nicht billigen. Die An>'«elIlmoSperbälinine seien verschlechtert. Der Redner bring» Einzel'vrderungei, vor. io bezüglich deS WobnnngS- geldes für ledige Beamte Für Sachsen müsse eine einbeitliche Ortsklasse geschaffen werden , Die Stellenzulagen seien be denklich. weil sie die Kriecherei begünstigten. In wenigen Jahren werde der Rns nach Beseitigung dieser Zulagen er schallen. Die Ruheständler müstten so behandelt werden, als wenn sic am t. Oktober 1927 noch Beamte gewesen wären. Die BesoldungSordniing sei nicht einheitlicher geworden: man hätte mehr zusaminensassen müssen. Der Vorlage in so kurzer Zeit zuzustimmen lei sehr schwer Aber eine Verzögerung über Wei^"schten hinaus könne nicht verantwortet werden. Abg Rötzscher tKomm l behauptet, dast die Bcioldungs- Vorlage dam dienen solle, die Beamten po-litii'ch gefügig zu machen. Eine Mitarbeit seiner Partei crsolae nur zu dem Zwecke, um im Nahmen des verhältnjsmästiq bclanglwen parlamentarischen Apparates das mögliche herguszuhoscn. a . ... »reter der Regierungsparteien. Er verspüre keine Neigung. Illusionen zu wecken, die sich nicht erfüllten. Die Arbeiter» und Beamte,ivrrlreler freuten sich, wenn sie eine Forderung durchgcdrnck» hätten, aber den Finanz,ninisier. beschleiche die bange Sorge, wie die Mittel ausgebracht werden sollte». Be lasteten mir die Industrie über das Mast, das im übrigen Deutschland angewendet werde, s» lei die Folge. dast man nicht der Arbeiterschaft diene, weil die Betriebe dann geschwächt würde». Man müsse die Folgen einer Stencrerhöhung beachten. Es sei zu begrüben, dast die Regierung eine Vorlage in An» iehniillg an das Reich gebracht habe Mängel und Fehler seien bei einem so groben Werke verständlich. Dast jede ge werkschaftliche Forderung rriüllt werde, könne niemand er warten. Allen Plänen aus Beseitigung deS ArbcilS. und WvhlsahrlSministerinmS wlirde seine Partei Widerstand ent- gegeiiictzcn. Der Redner bringt verschiedene Wünsche vor und verteidigt dir Höhereinstusuna der Amtsbaupileute und die Erhöhung der Ministerbezüge. Die ersten Beamten der Re publik müstten zwangsläufig Repräsentation üben. Abg. Härtel iBolksr.l äustert. wenn die Erhöhung der Be- amteugchälter gemeinsam mit der Befriedigung der Staats- gläubiger erfolge, könne keine Schicht der anderen einen Bor- ivurl machen. Diele entrechteten Kreise müstten den Gehalts erhöhungen mit gemilchten Gefühlen gegeiiüberstelien: sie zweifelten nicht an den wohlerworbenen Rechten der Beamten, forderten jedoch auch Verständnis für Ihre Rechte. Die Bc- soldiiiigsvvrlage lalle keine klare Linie erkennen: die einzelne» Gruppen seien nicht gerecht bewertet. Seine Partei werde ent- sprell'ende Abänderunosanträge stellen. Abg. Tittmann INat-Svz.l erklärt, dast leine Partei sic«, dem Llaiidviiiikt des Vorredners anschlieste. Damit ist die Ansip'Mkhe ericl ö'llt Die Vorlagen und die Anträge geben an die zuständigen Ansschiille. tü.lO llhr ist die Sitzung nach last iieiii'llnudiaer Dauer zu Ende. Nächste Sitzung DonuerStaa. den Id. Deiember. 1 Uhr. Tagesordnung: Zweite Beratuna der BcsvldungSordnuiig, falls die Aiisschustberatuiigen beendet sind. * Eine deulschnalionale Anregung zur Besvldunqsordnunff. Die d c u t s ch n a l i o n a l e Lanötagsfraktion hat unterm «. Dezember ein Schreiben an den Minister präsidenten gerichtet, in dem die Staatsregterung darum ersucht wird: 1. In allen den Fällen, in denen die Einstufung eines Beamten nicht von selbst auf Grund der Bestimmungen des BeanilenbesoldniigsgeseveS, sondern erst mittels Be förderung erfolgt, diele Beförderung giiözusetzcn, bis das durch den Antrag der Fraktion geforderte Gutachten des Präsidenten des StaaisrechnungöhvscS über die Ber- lvalluiigsreforiii vorliegt und durch den Landtag erledigt ist. 2. Ebenso bis dahin eine Neubesetzung der jetzigen Leer stellen nicht vvrziiiiehmcn. — Eine Kundgebung für die christliche Bekenntnisschule findet heute. Freilag abend, im Saale des ..Drci-Kaiser-Hoss" zu Löbtau statt. Insbesondere sind die Mitglieder der christ lichen Elternvereiiie, sowie alle deutschen Männer und Frauen. Eltern und Lehrer, die im Kample sür die christliche Bekenntnisschule zu Helsen bereit sind, herzlichst eingeladen. Es sprechen Rcichslagsabgeordneter Tr. Philipp, Mitglied des Bildniigsauoichnsseö des Reichstags, über „Der Kamps um das Neichsschulgesetz", und Laiidtagöabgcvrdiielcr Grell - ni a n n über „Gemeinschaftsschule oder Bekenntnisschule in Sachsen?" Eintrittskarten sind zu entnehmen bei Otto Müller. Löbtau, Burgkstraste 16. I: Karl Zimmerinaiin, Gor bitz. Am Lncknerpark 5: Oberlehrer Thomas. Planen. Planen- scher Ring M: Buchhandlung Holze Sc Paiil, Waiicnhgns- siraste 2». Lehmaiinsche Biichdrnckerct. DreSden-N.. Rähnitz- gaise l8. und in den Geschäftsstellen: Näcknitzstraste 18. Erdg., und Secstraste st, lll. Die Mitgliedskarte der christlichen Eileinvereine oder der Deiitichnatioiialen BolkSpartei be rechtigen ebenfalls zum freien Eintritt. — Wcihnachloprogramm im Planetarium. Wie im ver gangenen Jahre, so wird auch diesmal im Planetarium ein besonderes Weihnachtsprvgramm vorgesühri. Wieder werden wir um fast 2«Vt> Jahre zurückgesührt in die Zeit der Geburt Ehiisti. der Sternenhimmel Palästinas wölbt sich über uns, und wir sehen den Weihnachtstomclcn über den Sternen himmel ziehen, wie er die drei Weisen aus dein Morgenlandc geführt haben soll. Es ist ein Stück Geschichte der Astrologie, das wir damit erleben, denn in jene» fernen Zetten war noch alle Welt im Glauben an die Gestirne Gelangen. Tic Vor führungen, die schon im vorigen Jahre von grob und klein mit lebhafter Anteilnahme und freudigem Beifall ausgenom men wurden, finden erstmalig am S o n n t a g. d e in l l. De zember, um Uhr und um 7 Uhr stall. Wochentags täg lich um Uhr. —* Dezember-Programm der Barbcrina. Auch das neue Programm der anmutigen UnterhaltnngS- und Tanzstätte in der Prager Straste bedeutet einen starken Erfolg. Franz Engel ans Wien ulkt in manchmal verbindlicher, manchmal keck hcranssvröerndcr Art überlegen mit dem Publikum, macht allerlei alte und neue Späne und parodiert ganz vorzüglich in Schminke, eine KasseehauSszene zwilchen Grnnbaum. Moissi und Schminke eine Kaffechansszciic zwischen Grnnbaum. Moissi und Pallcuberg. Als erstes Tanzpaar zeigen sich die beiden unga rischen Schwestern Aimec in reizvoll wechselnden Kostümen, liebenswürdiger Munierkeit und beachtlichem Können. Der Tanzkvmikcr Ionnn Bing bietet eine recht ansprechende Weiterbildung Ehaplinscher ErheiternnaSmittcl und weift den Stcptanz durch allerlei Finessen zu beleben und zu erneuern. Ein kurzer Schlittschuhlauf ohne Schlittschuh und die Ver wendung deS Lvazierstockes und des verlängerte» Rückens als Ltepsclilaazeug sind komische Neuerungen ans diesem Gebiete. Ein wirklich großer Schlager ist Iuliika N e m c t h. eine Ehan- svnsängrriil. die mit einem eigentlichen Liede: „Wenn ich mein Leben neu beginnen könnt" und mit dem kräftigen Ehainvn Zwei Husaren in der Lombardei" durch ihre reiche und sicher beherrscbtc Stimme einen durchschlagenden Erfolg erzielt. DaS internationale Tanzvaar Andre und Deniie gefielen be sonders durch die scheinbare Mühelosigkeit ihrer ins Akro batische gesteigerten Gesellschaftstänze, bei denen namentlich die Tänzerin durch die Feinheit ihrer Figur und die beredte Hin gabe an den Tanz anssiel. Mit einem großen Tchlnßtoiirbillion holten sic sich einen starken Sonderbeilall. Den Abschluß bi'de» die schon krüher hier gesehenen Tanzkomiker Drei Brüder Larsen die als überraschendsten Trick ein Radschlagen Im Sinne der Zeitlupe bringen. Die verstärkte Kapelle Bösing gestaltet sich ie länger. je mehr in der Begleitung der Dar bietungen. wie in, Spiel znin Tanze als eine „Hörcnswiirdjg. kelt" Dresdens Tragödie einer kinderreichen Ehe. ISchtuß de» Mordprozell«» Richters Die angeklagte Nindermvtler Richter schilderte dann die Wvhnungsverhültntsse in Gvsteivltz. die Wohnung befand sich im Gemeinde. sArmen-j Hanse. Eü ging sehr beengt zu. dann habe ihr der Mann nur 12 bis ld Mark in der Woche als Wirtschaftsgeld gegeben, was zu größten Einschränkniigeit nötigte. Vorsitzender: Nun schildern Sie unö einmal die Vorgänge, die uns heute besonders beschäftige«». Angeklagte: De» Heinz habe ich erstickt. Vorsitzender: Das Motiv zur Tat war also der er- neute Familienzuwachs Angeklagte: Der Gedanke bestand, das, unsere Ehe glücklicher sein könnte, wenn der Heinz nicht da war. der war meinem Manne zuwider. Und deshalb kam eö zu Streitig keiten. Einmal bin ich sogar zum Fenster hinansgesprungen, wo er auf mich etngeschlagen hatte, alles wegen Ser vielen Kinder und Lasten, und wegen der Stieftochter aus erster Ehe. Vorsitzender: Haben Sie dem Manne davvn er. zählt? Angeklagte: Jawohl, wir haben darüber gesprochen, einmal weiß ich es ganz bestimmt, er tagte mir da. wenn ich es machen wolle, dann solle ich eS aus meine Ber- a ii t wo r t ii ii g tun. Vorsitzender: Wie war eS denn bet dem ersten Versuch? Angeklagte: Da habe ich dem Kind bloß ein Kops, kissen über das Gesicht gedeckt, ich bin dann zu NnppcriS lNachbarslcntenj gegangen, dort wurde einige Stunden ge- spielt. Als wir heim kamen, lebte der Heinz noch. Mein Mann sagte mir: „Da müstte ich eben etwas Schwereres drausdecken!* Vorsitzender: Und wie spielte sich dann der zweite Fall ab. wo es zur Vollendung gekommen war? Angeklagte: Der Gedanke kam mir ganz plötzlich: wir wottten abends zur Schwiegermutter nach Jahnishausen gehen, ich deckte da außer dem Kopfkissen noch die anderen Lachen darüber, wie ich schon angegeben habe. Dann gingen wir und kehrten erst spät abends wieder zurück. Vorsitzender: Wer gab die Anregungen dazu? Angeklagte: Ich fühlte, cS war sein Mille, er wollte von der vast befreit sein. Dann wurde der mttangeklagke Ehemann gehört. Er schilderte, wie er schon von der KriegSzeit her mit allerlei wirtschaftlichen Schwierigkeiten gekämpft habe. Die vielen Kinder brauchten Ordnung, so habe er denn später die Wirtschafterin geheiratet. Niemals !ei ihm ein Kind im Wege gewesen. Er bezcichnete es als eine große Lüge, wenn die Frau setzt austrete und sage, es wäre mein Wunsch und Wille gewesen. Und mit erregter Stimme sortfahrend er- klärte der Angeklagte: Am Abend des ll. Januar habe er nicht gesehen, was seine Frau in der Kammer alles sür Sachen drausgedeckt habe, denn er habe sich in der Stube angezogen. Erst auf dem Heimweg habe sie gesagt, sie sei neugierig, ob der Heinz noch leben werde. AlS man heim kam. habe er das Kind ausgcdeckt: der kleine Kerl hatte Schaum an den Lippen, er rührte sich nicht mehr. Vorsitzender: Und was geschah nun? Angeklagter: Ich sagte zur Frau, bedenke, was du jetzt gemacht hast. Ich stand auch zwischen zwei Feuern. Aus der einen Seite die vielen Kinder, und wenn ich eine An zeige machte, dann fehlte deren Pflege. Ich hatte daS Ge fühl. cS wird, ja es mußte schon einmal ranskvmmcn. Meine Frau bat mich dann, mit zu ihr zu kommen, sie sei so unruhig. Ich selbst habe gut geschla'e». In längeren Ausführungen versuchte der Angeklagte darin, alle Schuld ans seine Frau abznwälzen. Diese habe ans sich heraus so gehandelt, er habe so viel Kinder groß- gezogen, da wäre es auch wegen deS Jüngsten auch »vcl, gegangen. Gerichtsmedizinalrat Dr. Oppe berichtete über bas SektionSergcbntS. Bei Ausgrabung der Leiche waren nur noch .Knochenreste vorhanden. Daran konnten gewalt same Spuren von äußerlicher Einwirkung nicht sestgcstcllt werden. Hinsichtlich des Erstickungstodes könne man der An. geklagten Glauben schenken, wie sie die Tat geschildert habe Bezüglich ihrer geistigen Verfassung sei zu sagen, daß der 8 51 StGB, nicht einschlagc, cS liege aber ausgesprochener Schwachsinn und geistige Minderwertigkeit vor; bei ihrer geistigen Verfassung habe die Angeklagte den Begriff ber Ueberlegung nicht erfaßt, sie habe kür ihre Lage und Schuld nicht das richtige Verständnis gehabt und dies nicht zn erkennen vermocht wie sich ans deren Vernehmung und sonstigen Beobachtung ergeben habe. Staatsanwalt Zeidler plädierte hierauf nur auf Be strafung wegen versuchten und vollendeten Totschlags, er ließ insoweit die Anklage wegen Mordes fallen. Nach den Ans. fuhrungen deS ärztlichen Sachverständigen liege bei der An geklagte» ein nicht unerheblicher Schwachsinn vor. Es sei ihr nicht »gchznweisen. daß sie die richtige Ueberlegung' zu dieser sehr schweren Tat gehabt hat. Er beantrage, eine Gefängnis, strafe von drei Jahren und sechs Monaten aiiözumerfen. Be züglich des Mitangeklagten Ehemannes stelle er die Ent scheidung in das Ermessen des Gerichts. Das Urteil lautete wie folgt: Johann Luise Lina Richter geb. Ellert wird wegen ver suchten »nd vollendeten Totschlags zn zwei Jahren nnd drei Monaten Gesängnis verurteilt, anch geht sic der bürgerlichen Ehrenrechte ans die Dauer von drei Jahren ver lustig. Die erlittene Untcrsuchnngshast kommt In Anrechnung. Der Angeklagte Ernst Richter wird mangels Beweises srcigesprochen Ein Todesurteil im Doppelmordprozeh Böhm. Chemnitz. Nach IBüglger Verhandlung fällte das Schwurgericht am Donnerstag das Urteil im Toppelmvid- prozest Böhm. Der Hauptangckiagte Böhm wurde wegen Mordes an seiner Grobmutter und seiner Tante zum Tode verurteilt. Der Mitangeklagte Kirchner erhielt wegen Be günstigung eine Gcsilngnisstrafe von neun Monaten. Böhm hatte die Tat am Ostersonnabcnd begangen, um sich in den Besitz der Ersparnisse der beiden Frauen, die von einer kleinen Rente lebten, zu setzen.
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