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Dresdner Nachrichten : 08.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-08
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.06.1899
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Seite 4 »Dresdner Nachrichten" Seite 4 Dvmierstag, 8. Juni 18»» »M Nr. 15- Elnbknlsnna" ist >nn ein Bedeutendes bester als die leichtfertige» linksrheinischen Opera gleichen Genres, die Saison für Saison, meist gleich rudelweise, über dst uauptstädtischen Bühnen des neuen Deutschen Reiches ziehen und ihren Autoren zwar zweifelhaften Ruhm, aber reiche Tantieme» bringen. Selbstverständlich geht es auch in der ^Einberufung" nicht ohne ein klein wenig Pikanterie ab. die diesmal die Tänzerin Marinette a» den Mann, oder besser, an die Männer zu bringe» hat. um das fran zösische Kolorit dein meist harmlos amüsanten Bilde möglichst echt zu geben. Ihr wird auch die vergnügende Aufgabe zu Theil, dem Notar LcstamboudoiS die Leiden der angebliche» Einberufung zu versüßen, die plötzlich für den armen Reservisten bitterer Ernst wird, und zu einer Reihe lustiger Komplikationen, Verwechselungen rc. führen soll. Das Stück, dessen .Handlung alte und neue Schwankmotive in der Hauptsache mit glücklichem Geschick verknüpft, baut sich gefällig ans und hat namentlich einen slott geschriebenen und bühnenwirksamen zweiten Akt. der mit seiner guten Situationskomik und manchem hübsche» Einfall immer den Erfolg des Abends besiegeln wird, wen» auch der dritte Akt. wie gewöhnlich bei den dramatischen Arbeiten der Jmig-Fran'oje». nicht unbeträchtlich abfällt und die so klug im zweiten Alt erzeugte Spannung viel zu plötzlich gelöst wird. Die Darstellung des Schwankes bietet den Schauspielern allenthalben angenehme und dankbare Ausgaben: namentlich die Partie des Notars Lestamboudois haben die Autoren reichlich mit hübschen Scencn bedacht, die den Spieler zum natürlichen Träger des Erfolges machen müssen. Herr Witt überraschte mit der Repräsentation dieser Rolle, die Richard Alexander ans den Leib geschrieben sein könnte: er war von nngesüchtem Humor, großer Beweglichkeit und einer Treffsicherheit in Gestik und Mimik, die nur wenige Wünsche offen lies!- Neben ihm durste Herr Friese, der als Bureau vorsteher Manillon nicht den kleinsten komischen Effekt seiner Rolle unansgcnützt vorüber geben ließ, den Löwenautbeil des Applauses erobern. Die übrigen Figuren des Schwankes sind eigentlich nur Staffage und bieten den Schauspielern höchstens vorübergehend Gelegenheit, darstellerische Vorzüge in ein Helles Licht zu rücken. Am besten kann das noch der Tänzerin Marinette gelingen, die Frl. Gusti Brandt mit großer Routine und wvhlthuenoer Bühneu- sicherhcit gab. die es ihr ermögliche», sicher und zuverlässig zu voiiitiren. Frl. Niedt (Genevieve) hätte dagegen mehr Liebens würdigkeit entwickeln können, die ihr Talent bedeutend sym pathischer erscheinen lassen würde. Das Zusammeuspiel war schon ziemlich slott und gewann besonders im zweiten Akte durch ein rasches Tempo; nur die Textsicherheit ließ hier und da zu wünschen übrig. — Die Ausnahme der Novität darf trotz des schwach besuchten Hauses als durchaus beifällig bezeichnet werden, und ein Besuch des Stückes wird auch Anspruchsvolleren zwei knappe Stunden angenehmer Unterhaltung in dem kühlen Theater bringen. IV- j- Die König!. Hofoper giebt heute Weber s „Enryanthe". Anfang 7 Uhr. Im König!. Schauspiclhause geht „Ewige Liebe" in Scene. Anfang halb 8 Uhr. V Die Ferien für das König!. Hofschanspiel dürften am 2k. ds. M. beginnen. Die.König!. Hosvpcr wird voraussicht lich acht Tage später schließen. r Unter Ehrenbezeugungen, wie sie Wien selbst seinen ge feiertste» Söhne» nur selten zu Theil werden ließ, ist Johann Strauß vorgestern Nachmittag in seine geliebte Wiener Erde gebettet worden. Um dieselbe Stunde, da er gerade nach seinem Jschlcr Sommersitze abreiien sollte, trat er seine letzte Fahrt an. Tausende und Abertausende folgten seinen! Leichenwagen oder bil deten die langen Straßenzeilcn entlang Spalier. Vom Trauer hause wurde der Sarg ans einem mit 8 Pferden bespannten Gala wagen zur protestantischen Kirche gefahren, dahinter 6 Blumcn- wagen. und im langen Zuge folgten in geschlossenen Reihen alle namhaften Persönlichkeiten der Musik-, Litteratur- uud Theater welt, sowie die große Schaar persönlicher Freunde von Strauß. Feierliche Stille herrschte, die Gasflammen brannten am Wiedner- Theotcr, der Wiege seines Ruhmes als Overetten-Komponist, als der Zug vorbeitäni. Nach halbstündiger Fahrt gelangte er m die Kirche, wo Statthalter Gras Kielmniisegg, der Bürgermeister, viele Gcmeluderäthe. Tonkünstlcr rc. harrten. Pfarrer Zimmer- innnn hielt die wnrmgesiihtte Trauerrede, in der er ausführte, daß Strauß, der zeitlebens Tausenden Traurigen durch seinen Melodieu- zanbcr fröhliche Augenblicke verschafft, durch seinen Tod Tausende Fröhliche in Trauer versetzte. Ter Müiinergesangvereiii ließ nun „Wanderers Nachtlicd" (Reißigcr) ertönen. Von der Kirche ging der Zug durch meuscheiiuiusäumte Straßen zum Musitvereius- gebäude. Dort richtete das Vorstcmdsmstglied Hofrath Koch von Laiigeutrcu Abscliiedsworte an de» Todlen, und der Präsident der Gesellschaft der Musikffeuude. Gchcimralh Baron Bezecny, legte ans den Leichenwagen einen Kranz. Hierauf sang in> rgreiseuder Wirkung im Freien der Franensingveiein unter Pcrger's Leitung „Fahre wohl' von BrahmS. Run wurde in etwa 150 Wagen die Fahrt nach dem entfernten Tvdtenselde des Ccntralsriedhofcs an getreten ; inmitten blühender Büsche und im üppigen Frühliugs- grün prangender Bäume wurde Strauß zur Ruhe gebettet. Neben seinem Freunde Brahms, dicht gegenüber seinem Abgott Schubert und unweit von Beethoven befindet sich dus von der Stadt Wien gewidmete Ehrenmal'. Bürgermeister Lueger hielt eine Ansprache, nach ihm der Dirigent der Musiksreuude-Gcscllichuft Pergcr, schließlich Binceiiz Ehiavncci, der Namens der „Cvncordia" sprach. Erst gegen die 7- Abendstunde trafen die Traucrgäslc wieder in der Stadt ein. Es wurde allgemein bemerkt, daß Eduard Strauß, der einzige Bruder des Verstorbenen, unter den Leid tragenden fehlte. In der Wiener Hofoper findet morgen zu Ehren des tobten Meisters eine Aufführung der „Fledermau s" statt. — Ueber das bereits kurz erwähnte Testament Strauß' er fährt man noch Folgendes: Ter Erblasser bestimmte, daß alles Häuscrzins-Erträginß. l0,T>0 Gulden jährlich, seinen Verwandten ansznbezablen sei. Die Gesellschaft der Musikfreunde erhält erst nach dem Ableben aller Nutznießer das Erbe. Die Tantiemen, die etwa 30,000 Gulden jährlich betragen, gehen in erblichen Besitz der Wittwc und Tochter über. Um Erbstreitigkeiten vvrzubengen, bestimmte der Testator, daß, falls das Testament nur von einem Erben cmgesochten werde, das Gesammterbe an den Staat ver falle. Letztere Klausel nahm Stiauß erst auf nach Brahms' Tode mit Rücksicht auf die Tcstainentsichwierigkcitcn bei Letzterem, der gleichfalls die Gesellschaft der Musikfreunde zur Univerialcrbin einsetzte. Das Testament Strauß' enthält ferner die Klausel, wo nach. falls die Wittwc sich wieder verehelichen sollte, sowohl sie als auch deren Tochter Alice den Rcntenniisprilch verlieren. 1- 'Aus Schwerin wird geschrieben: Das Gastspiel der großlierzoglichen Hofoper in Berlin hat den Erfolg gehabt, daß sich die Generatdirektion der Hostheater in Dresden an die hiesige Genercilintendantiir mit der Einladung wandte, noch in diesem Sommer die Schilling'sche Oper „I ngweId e" durch das hiesige Ensemble und Orchester dort zur Ausführuiig bringen zu lassen. Wegen der vorgerückten Jahreszeit hat die Schweriner Oper die Einladungen ablehueu inüsseik? i Das letzte Heft der Wochenschrift „Dresdner Kunst und Leben" enthält eine ausführliche, fesselnd geschriebene Biographie Carl Gram in ann' s aus der Jeder von H. Platz becker. In Dresdner Mnsikkreisen wird der interessante Aussatz, dem sechs Illustrationen beigegeben sind, lebhaft interessiren. x Der Heidelberger Mediziner Hofcath Franz v. EheliuS. ein Sohn des berühmten Ehiinrgen Maximilian v. Chelius, ist in Ahrweiler im Alter von 78 Jahren gestorbe n. 4 Der seine» Zeit in der Deutschen Revue" erschienene, rutzer- ordentlich fesselnd und überzeugend geschriebene Aufsatz „Künstle e, Kuustschreiber und der gesnude Menschenverstan d" von Heinrich Deiters lTüffeldorfs ist nun auch als Broschüre «Verlag von Joses Selling in München) erschienen und darf aus das Angelegentlichste allen Interessenten zur Lektüre empfohlen werden. Charakteristisch für den Verfasser, dessen klares und sach liches Urthcil von vornherein für ihn cinnimmt, ist namentlich der dritte Abschnitt des Büchleins „Die Presse und das Publikum", aus dem hier eine Reihe von Leitsätzen mitgetheilt sei. Deiters schreibt: „Es hat noch Niemand bestritten, daß junge Künstler bereits Hervorragendes leisten können. Dies ist von den Tüch tigen und Gereisten niemals mehr anerkannt worden wie in den letzten Jahrzehnten. Man hat die Jugend in der Kunst in einer Weise gefördert uud gelehrt, wie vielleicht niemals vorher, und sich über icoe frische Kraft gefreut, welche in frischem Schaffen mit neuen Gedanken hervortrat. Die Jugend aber wird irregeleitet durch die „modernen" Knuslschreiber. welche, unter dem Scheine, sörderungsbedürftigen jungen Künstlern zu Hilfe zu kommen, solche „moderne" Künstler auf den Schild heben, die ohne geschäfts mäßige Reklame nicht zur Anerkennung de- geiund denkenden Publikums gelangen können. Mit welcher horrenden Unkennt nis weiden von dieser Art Kunstschrciber die ältesten und jüngsten Künstler durcheinander geworstn. passive künstlerische EtnsWe wlcher versiändnißlos zugeschrieden, deren aktiver Einst'» außer allem Zweifel steht. ES kann nicht befremden, daß sie solche, Ideen und Darstellungen als neu und originell bewunden,, welche; der Erfahrene als Aufwärmung älterer künstlerischer Darstellungen, ! als bloße Anleihen bet der Kunst und den, Knnstaewerbc des Aus landes, wenn nicht gar als Plagiate erkennt. Wie gefährlich eine > solche Preßthätigkeit aus das besördeningsbrdürftige Talent wirkt. ^ ist kaum hoch genug anzuschlage». Erstens verwirrt sie die Köpfe mit unklaren Ideen. Dann aber führt sie durch die Anpreisung. dcö Unreifen die destcn Talente früh auf Abwege im Schassen j und läßt sic sich sestreinicn in Gedanken, die nicht Wurzel schlagen > können in ihrer Zeit und in dem gesunden Menschenverstand. In der Kunst, wie überall, steht die Jugend aus den Schultern des Alters. Auch die Kunst muß täglich jung werden, um ewig jnuo zu bleiben, nicht blos in den Werten, sondern auch in den Künstlern. Auch das Können der „Modernen" ist hewvrgewachscn aus dem Können der Alten : cs hat sich aus ihren Erfahrungen und ihrem Gelernten vervollkommne» können, ist aber meist da stehen geblieben, wo die ernste Arbeit ansängt. Welche Rücksichts losigkeit. welches schroffe Urthcil wird dagegen von einseitige» und »„einsichtigen Kmislschreibern nicht heute geübt gegen die verdienst vollsten älteren Künstler, die nicht mehr in der vollen Frische des Schaffens stehen. Mit welcher Pietätlosigkeit werden ihre Werke von einseitigem Blicke als ein überwundener Standpunkt übcischcn, gegenüber deni Unbedeutendsten, von dem sich der Gebildete lächelnd abwcndct." -s In Wien will der Ausschuß für ein Strauß - Lanner- Denkmal das geplante Doppeldenkmal in ein dreifaches um- wandcln. zugleich sür den setzt verstorbenen Johann Strauß. i Arnold Böckliu bat. wie die „Züricher Post" erfährt, in Florenz neuerdings einen Schlaganfall erlitten. Sein Zustand ist sehr bedenklich. Svort - Nachrichten. (Mligeiheilt vom Dresdner Sport-Wett Bcruüttclu»goburea» OSkar Richter, Dresden, Marti» piitdcrstrabe 2.> Bei dem gestrigen Rennenzu Auteuil (Paris) im Vrancko (üourso <Is Nsioo ä'-V„tv»iI wurden Sieger: l. „Herum". S. „BigouidiS", s. „Prowtole". (Tot. II : 10. Platz : 14. 28. 16 -. 10.) Oertliches uud Sächsisches. — Die vom Ministerium des Innern für die evangelische Waiscnanstalt Ncuzcdlitz in Posen genehmigte Hans- kollck tc hat in diesen Tagen in Dresden begonnen. Tie Anstalt hat sich die Aufgabe gestellt, verwaiste evangelische Kinder des deutschen Westens in ländliche Bezirke Polens zu verpflanzen und. so der Sache des Protestantismus und des Tcutschthums zu dienen. Möchten die beauftragten Sammler überall offene Thürcn und offene Herren finden! — Ter Buck >edes Besuchers der Terrasse wird mit Wohl gefallen auf den Anlagen des ehemaligen Gondrlhafciis ruhen. Unter der strebsamen Leitung des Herrn Obcrgärtners Lichtward stehend, ist seine gärtnerische Ausschmückung jederzeit geschmackvoll gewählt. Augenblicklich ist den Tulpen-Rabatten eine hübsche Tcppichbcet-Anlage gefolgt. Große Phönix-Patinen bilden den Mittelpunkt der in edlen vrnamentalen Formen gclial- tencn und durch Pelargonien, Alternnntheren. Jrisiue», Begonie», Echcverien u. s. w. gebildeten Beete. Einen gleich guten Ge schmack verräth das am Zwingerteich an der Stallitraßc be findliche große Rondel, welches säst noch reichere Linienführungen und Farbencsfektc aufweist Wer dann znm Schluß noch seine Schritte nach dem in der Nähe gelegenen Herzogin-Garten lenkt, wird sich auch dort an dem Blumenslor erfreuen. — Pol i z e ibericht. 7. Juni. Ans der Forststrnße stürzten am Montag Nachmittag in Folge Scheiiwerdens eines Pferdes zwei Leute, Mann und Frau, von einem Wagen. Sie ivnrdcn eine Strecke geschleift: die Frau wurde überfahren und erlitt Untcr- schcnkclbrüchc. Der Mann trug leichte Verletzungen davon. — In einem Hanse der Tornblüthstraße stürzte am Montag Nachmittag ein 86 Jahre alter Maurer aus der Treppe und erlitt eine Gehirnerschütterung. — Der nenerschienene Taichen-Fahrplan mit Fahr preis-Verzeichniß der Sächs.-Böhm. D a mp sich is ffahrts- Gesellschast verzeichnet sämmttiche Thal- und Bergfahrten und orientirt in seiner übersichtlichen Anordnung sofort über alles Wissenswcrthe, namentlich auch über Abonnements- und Concert- fahrscheine, Saison- und Monatskarten. Zeitfahrteu, Schülcrsabr- marke», Kilometer-Abonnement und Nundrcisevcrkchr. Ter Preis des neuen Fahrplans ist lächerlich billig — 5 Pfg. — Die beliebten Sä ngcrwanderabende des Vereins „Volkswohl", welche sich einer stetig wachsenden allgemeinen Beliebtheit erfreuen, werden heute Abend >/°9 Uhr im Garten des Volkshcims, Wasserstraße 7, ihren Anfang nehmen und von da an bei günstigem Wetter regelmäßig jeden Donnerstag statlsinden. Die Gesangsvorträge des ersten Abends hat der Männergesang- vercin „Dresdner Apollo" übernommen, während für die folgenden Abende die Gesangvereine Wettiu, Dresdner Männerchor, Zephyr, Phönix, Jäger und Schützen u. a ihre Mitwirkung in bereit willigster Weise zugeiagt haben. — In der Fabrik der Firma Seidel und Naumann verunglückte vorgestern Nachmittag ein jugendlicher Arbeiter da durch, daß er sich, trotz der wohlmeinenden Warnung eines Ar beiters, mit einer Schaufel in der Nähe einer Ecntrisuge. die in der Minute weit über tausend Umdrehungen macht, anshielt. Er wurde plötzlich in Folge Zuuahekvmmeus mit der Schaufel an die Centrisuge von dieser einige Bieter weit weggeichleudert und trug verschiedene Verletzungen besonders an der Kinnlade davon. Der Verunglückte wurde nach dem Earolahanse iibersührt. Die Ver letzungen sind glücklicher Weise nicht schwerer Natur. Die Schuld an dem Vortoiilmniß trifft den Verunglückten selbst, da Betreffen der an der Ccntriiuge nichts zu schaffen hatte. — Der Heu schnitt hat begonnen. wenigstens kn der Dresdner Gegend ist man eifrig dabei, dns erste He» zu mache». Durch die anhaltend feuchte Witterung in diesem Frühjahre haben sich die Futterwiesen überaus günstig entwickelt, sodaff bei halbwegs andauernd gutem Wetter das erste Heu qualitativ und quantitativ zur vollste» Zufriedenheit auSsallcn wird. Aber nicht blos das Futter hat sich in dieiem Frühjahr gut entwickelt, auch das Gctrerde siebt in der Hauptsache gut aus den Feldern. Zu wün- lchen ist nun, dah nach der langen Reihe von schlechten Dagen eine ebenso lange Reihe guter Tage «inlriit, damit das Gewachsene auch in seiner wei teren Entwickelung kräftig vom wärmenden Sonnenschein untcrsttiht wird. Freilich, wenn man sich nach den Wahrzeichen richten wollte, das uns Dresd ner aus das Untrüglichste das Wetter angcbcn toll, so muffte cs in de» nächsten Tagen wieder Nitzenweiler geben, denn — die Thrünenwicse an, Nenstädter Elbufer ist dleicr Tage geschlagen worden und das deutet sür jeden Dresdner sicherer als alle Falb'säien Prophezeiungen aus schlechtes Wetter! Znm Glück gilt cs auch hier: Kein« Siegel ohne Ausnahme. — Ein Riese seines Geschlechts, ein 98 Pfmid schwerer Wels, ist lebend in der Fluß-und Seefisch-Handlung von Theodor Richter, Breitestraße 10, zu sehe». Der Fisch wurde in Mecklen burg mit Netz gefangen und traf vorgestern Abend in einem patentirten Fischtransportfaß hier ein. Ende der Woche soll er verpfundet werden. Bis dahin kann Jedermann die Seltenheit unentgeltlich besichtigen. — Ban » ewi tz. In der hiesigen Flur wurde der seit Sonn abend verschwundene Handarbeiter M. aus Nöthnitz erhängt aus gefunden. Arbeitslosigkeit soll das Motiv zum Selbstmord ge wesen sein. — In Stadt Wehlen ist man emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt, um den Theilnehmern am 26. Deutschen Gastwirthstag, welche am Freitag einen Ausflug per Dampfschiff nach Rathen und der Bastei unternehmen, einen freundlichen Empfang zu bereiten. Auf dem rings mit Birken geschmückte» Marktplatz tst ein Fest geplant, bei dem u. A. Bistaermeistcr Schnalc eine begrüßende Ansprache an die deutschen Wirthe halten wird. Das Arrangement der Festlichkeit liegt in den bewährten Händen des Herrn Hotelier Nöyrmaer („Hotel Sächsische Schweiz"), bei welchem auch zwei große Buffets für kalte Speisen errichtet werden. Die großen Brauereien Dresdens haben für das Fest reichliche Mengen vorzüglichen Bieres gespendet, welche durch kostümirte Blauburschen an die Festtheilnehmer ausgcschänlt werden. — In Wurzen hat vorgestem ein circa 11 Jahre alter Knabe, der Sohn eines Müblenarbciters, seinem Leben ein Ende gemacht. Furcht vor einer Strafe soll der Beweggrund zur Thal gewesen sein. — In Wahren bei Leipzig brannte in der borbergangcncn Nackt ein Theil des Gcbüudekompleres der Aktiengesellschaft „Polyphon-Musikwerke" nieder. Die Holzvorräthe der Tischlerei bildeten den Herd des Feuers, und der gerade ungünstig wehende Wind hatte dle vollständige Zerstörung der Tischlerei zur Folge. Dagegen sind die Haupträume der Fabrik, namentlich die Maschinen« gedäude, nur soweit beschädigt, daß der Betrieb ziemlich ungestört fortgesetzt werden kann. Der Materialschaden ist durch Versicherung gedeckt. Elne Entlassung von Arbeitern findet nicht statt. — Ein großes Schadenfeuer hat am Dienstag früh ln der :'>. Stunde in Zittau in dem an der Grottauerstraße gelegenen Restaurations-Grundstück „Stadt Wien" gewüthet. DaS ein stöckige. aber ziemlich große Gebäude, mit Tanzsaal, Nestaurations- u»d Wohnräinnen rc. Ist zum größten Theilr niedergebrannt, viele Möbel. Wäsche und Gerüche sind den Flammen zum Opfer gefalle», ober als ein walirrs Wunder ist es anzusehcn, daß bei dem Brand unglück leine Menschenleben zu beklagen sind. Das 21 Jahre alte Dienstmädchen Minna Paul aus Heiurwalde, dessen Leichtfertigkeit bei, Ausdruck des Feuers verschuldet hat. ist mit einigen un gefährlichen Brandwunde» davongckommen und befindet sich im städtischen Krankcnhnnse. Das Mädchen war nach 12 Uhr zu Bett gegangen, hatte einen kleinen brennenden Lichtstumps ohne Leuchter »nt »ach der Kammer genoinmen und denselben ans den neben dem Bett stehende» Reisekvrb mit einige» Tropfen Stearin festgeklebt und ist dann eingeichlafen, vbne das Licht auszulöschen. Das Feuer hat reichliche Nahrung gefunden und sich schnell weiter verbreitet, schließlich konnte sich die Anstisterin mit Mühe, nur mit dem Hemd bekleidet, retten. — Der frühere Gemeiiidcvorstand Michael Mürbe ln George wik b. Löbau feierte mit seiner Gattin die goldene Hochzeit. Nachträglich ist ihm von Sr. Majestät dem König eine prachtvolle Traubibel mit Widmung gespendet und am Sonntag während des Gottesdienstes in der Kirche zu Kittlitz überreicht worden. — Schwer verletzt wurde am Montag Nachmittag in Kott- marsdors b. Ebersbach der Windmühlenbcsitzer Friedrich Burk dadurch, daß ihm bei Ausführung einer Reparatur aus beträchtlicher Höhe ein Schraubenschlüssel aus den Kopf siel und die Schädcldecke zertrümmerte. — I» Ncnsalza feierte am Sonntag der Schlchmachermcister Eduard Schulz mit seiner Ehefrau Marie die goldene Hochzeit. — Am Montag machte i» Netzichkau der pensivnirte Bahnwnrler O. durch Erhängen seinem Leben ein Ende. — Der »acl, dem Brande i» Hahenstein-Ernstthal in's Kreiskrankenstiit Zwickau ciiigcliescrte Roch ist seinen schweren Verbrennungen erlegen. — Am 3. Juni bat die Ehefrau des Steinbrnchausiehers Pläuitz in L ü Ptitz ans Versehen ans einer mit bitterem Mandelöl gestillten Flasche getrunken, worauf sic 2 Stunden später au Ver giftung gestorben ist. — Glaucha u. Auf der Mulde ereigneten sich zwei Iliiglückssällc. Ein am Ufer spielendes Mädchen siel in den Strom und wurde von der Strömung mit sortgerissen. Ebenso siel ein Knabe, welcher sich in einem Kahne belustigte, in die Mulde. Es gelang aber in beiden Fällen, die Verunglückten »och rechtzeitig zu retten. — Mn tzsch e n. Das Interesse für eine kräftige Entwickel ung der deutschen Flotte, das in dem sich rasch über ganz Deutsch land verbreitenden Flottciivereiu zum Ausdruck kommt, hat auch hier zur Gründung einer Ortsgruppe des Jlottciwereins geführt. Als Vorstand der Ortsgruppe wurden die Herren Bürgermeister Loos und der erste Ratlimaiin Albert Berger gewählt. — Schö »eck i. S. linier um die Stadt wohlverdienter Bürgermeister Herr Haupt wird demnächst Schönest verlassen, da er in Zwickau als besoldeter Stadtrath gewählt worden ist. Herr Haupt bat während seiner dreijährigen Thätigkeit an der Spitze der städtischen Verwaltung durch sein unermüdliches Schaffen ein lebhaftes Aufblühen iicrbeigesührt, so daß sei» Fort gang hier sehr bedauert wird. Obgleich ihn der Stadtgemcinde- rath vor Kurzem als Bürgermeister auf Lebenszeit gewählt und ihm damit einen besondere» Beweis seiner Anerkennung entgegen- gedracht hat, wird Herr Haupt doch der Beruiung nach Zwickau Folge leiste». Der Stadtgemcinderath hat beschlossen, die hiesige Bürgcrineistcrstelle zur baldigen Wicderbesetzung mit einem Juristen, der die zweite Staatsprüfung bestanden hat, öffentlich auszuschreibeii. — Am Sonntag brannte das Liebotd'sche Gut in Hirsch - seid vollständig nieder. Das Feuer soll dadurch entstanden iein, daß iiia» die im Schweinestall massenhaft austrctcude» Ratten mittels Räucherung auSrotten wollte, wobei durch Unvorsichtigkeit das ganze Gut in Flammen ansaing. Der Besitzer wurde wegen fahrlässiger Brandstiftung gefänglich eingczogcn. — Abgestürzt vom Tachsenster ist am 4. d. M. in A u e ein Rühriges Mädchen der Familie Weiß und hat dabei seinen Tod gefunden. — Durch eine seltsame Verkettung von Zufällen ereignete sich am Dienslag in dem bayerischen Grenzortc K l e i n > ch l op p e n ein schwerer Unglücksiall. Ein Steiiibrnchs- oder Eisenbahnarbeilcr hatte muihmaßlich vergangenen Herbst aufderKicßling'schen Wiese eine mit Sprengpulver geladene Blechhülse verloren, die so mit in das Grummet gelangt und jetzt den Kühen mit vorgelegt worden war. Der Oetotwiii Kießling fand die Kapsel, deren Gciährlichleit er nicht tannte, und legte sie bei Seite. Der 7iäbrige Sohn Kicßliiig's benutzte die Knpscl als Spielzeug »nd brachte sie durch Aufschlagen zum Explodirc». Arg verstümmelt, mit abgerissenen Fingern und einer tiefen Flcischwuiide am Unterleibe, wurde der Kleine bewußtlos ausgehoben und in ärztliche Behandlung ge nommen. — Amtsgericht. Der 1853 geborene Maurergeselle Friedrich Theodor Wcinhold stahl einem Berufskollegen eine Schubkarre, den er sür .5 Mk. verkaufte. Der Angeklagte wurde zu 10 Tagen Gesängniß verurtheilt. — Gegen den Kutscher Hermann Earl Paul Höser wurde wegen Verübung groben Unsiigs auf 3 Tage Haft erkannt. — Der 1871 zu Nenfchatel geborene Kaufmann Heinrich George Sandos wurde wegen versuchten und vollendeten Zecbbetnigs zn 14 Tagen Gcfängnih verurtheilt. — Wegen vermessener Bedrohungen erkannte das Schöffengericht gegen den Schiieidergcicllen Franziskus Laverius Salzmann. 1868 zu Bliimenthal bei Charlotkeiibnrg geboren, der „einige Kollegen" mit einer großen Schueidcricheere erstechen wollte, aus 10 Mk. Strafe. — Ter 1881 geborene Kanimann Carl Alfred Friedrich Waller aus Blasewitz verübte groben tlnsiig, indem er sich unbefugt in die dienstlichen Angelegenheiten eines Gendarmen mischte. Später leistete W. dem Beamten, als ihn dieser für verhaftet erklärte, Widerstand. Ter Angeklagte legte übrigens auch an Gcrichtsstelle Proben ungehörigen Verhaltens ab und verwirkte deshalb eine sofort vollstreckbare sttägige Haitstrafc. Wegen der übrigen Strafdelikte erkannte das Schöffengericht gegen den mchrsach vorbestraften An geklagten aus 1 Woche Haft und tl Tage Gesängniß. — Im Gcichäslsbcreicde des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Ncbenschulilclle an der zwccklassigen Volksschule z» Arras. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: neben freier Wohnung im Schnlhause 1200 M. Gehalt »nd tvo M. persönliche Zulage ohne Einrcchnung m die McrSzulagen. Gesuche sind unter Aeisuguna sämiiltlichcr Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum n. Juli bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulratb Dr. Böhme in Roch- litz einzureichen. — Im Geschäftsbereiche des Ministeriums deS Kultus »nd össentlichcn Unterrichts. Erledigt: eine Milbige Lehrerilclle in Eppendorf. Kollalor: die oberste Schulbehörde. Der Gehalt beginnt nach der neuen Staffel mit 1200 M. und steigt nach je 3 OrtSdienstiabren aus 1100. IK00, 1800. 1950, 2959, 2160, 2259 M. Auswärts verbrachte Dienst jahre können in Anrechnung gebrocht werden. Aerliciratbeten Lehrern wird eine Wohnnngsentschädigung von 189 M., unvcrheiratbelen eine solche von 12» M. gewährt. Bewerbungen sind bis zum 24. Juni an den Königl. Bezirksichiilinspellor Schulrath Dachiclt in Chemnitz einzureichen. vre. Bar. Wind. «Wetter. Lp. vr». Bar. Wind. Wetter. B«d° 768 8 mäßig heiler l- « Chemnitz 767 8V leicht bedeckt Havarand. 66 still woUettl. 11 Wien «S cv leicht wolkens. Memel 54 84V starlbedeckt - 7 Prag VS w schwach bedeckt Hamburg 67 NW sti-ch wollig -19 Pcicred. a'h-rdoulg 69 leichxGiwiltcr -16 Hernistdt. v« «V leicht wollen!. Berlin 65 mäßig wolkig 1« Liest «S still wollen!. München 69 VV mäßigwolle»!. 20 Aberdeen ,S c» leicht bedeckt Wetterbericht des Kgl. Sächs. Meteorolog. Instituts in Chemnitz vom 7. Juni. 8 Uhr Morgens (Temperatur nach Celsius). r». 4-ls 4-S0 4-IS 49 r;> w Minimum und NiiderlchNig« werden »m Mittag »dgrlelen. Am 6. Juni verlics die Witterung tn Sachsen bei schwachen Aordwest- winden wieder allenthalben beiter und trocken. Die Temperatur war noch weiter angesttcaen und erreichte die Wärme in Leipzig ihren höchste» Werth (28,6 Gr.» Die Deprcision an der Nordostbeulschen OstseelUste hat sich be deutend vertieft, ihr Minimum beträgt bei Ritza 769 Mm. Gleichzeitig hat eine Verlegung des Druck-Maximum« nach Nordwesten ftaUgelunben; sein Kern liegt über Nord-Schottland. Durch dies« neue Druckverthcilung wird aus dem Kontinent eine nordwestliche Strömung hrworaernsm. welch« Trüb ung und Wälmeabnahme, stellenweise bereits auch Niederschläge bringt. Nm im Süden de« Erbtheils herrsch« noch wolkenloses warmes Witter. Dresden. 7. Juni. Baromuer von Optiker Wiegand (vorm. Otto Böiold». Wallftraffe S. Abend« « ULr. 759 Milliinet«, l g„ fasten. Aussichtm: Veränderlich. Thermomekoarapb nach Lelstu«. Tem. peratur: büchst« 29 Gr. Wärme. niedngft«s,5 Gr. Wärme. Bewölkt. Nord- weftwind. a. Amu 7. Jim» . . . . 4- A 4- W . „ agffnwilrm« der «de «« 7. Juni 21 «e«d 0.
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