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Dresdner Nachrichten : 08.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-08
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.06.1899
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»Sche der Nord-Süd-Expreßzug rum Entgleisen gebracht werden sollte. — Der Aufruf des Gustav Adolf-Haupt- vereinS zur Unterstützung der zahlreichen neu entstandenen tnden Oesterreichs ^ " evana Gemein! hat in Dresden wie in für ihre Kirche haben, auch gem die Hönde für die neuen Glaubens genossen tu nnserem Nachbarland öffnen. Jeder Geistliche ist znni Empfang von Gaben bereit. — Die HohensteinerPastoralkonserenz. eine seit beinahe 40 Jahren wiederkehrendc Vereinigung der nieder- erzgcbirgischen Pastoralkonferenzen. wird dieses Jahr am 14. Juni nbaehalten weiden. Auf der Tagesordnung steht ein wissenschaft licher Vortrag des aukcrordenllichen Pros. Lie. Tr. Kunze aus Leipzig über „Katholffchcs und cvangelikchcs Schriftprinzip" und ein praktischer Bortrag dcS dortigen AmtSgerichtsratheS Kaßberg über „Die Beziehungen des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches zur Kirche". — Hotel- und Gastbos-Adretzbuch für Oesterreich-Ungarn, Bosnien und Lerzeavwina. Das von dem Lorltebcr des Gremiums der Wiener Hoteliers, dem bekannte» Besitzer des „Hotel Kronprinz" in Wien, vor ungefähr drei Jahren zum ersten Male herauSacgcbene Adressenbuch liegt in der Neuausgabe vo» IMS >900 vor. Auf !!L Druckbogen sind nahezu tP.POO Adressen von Hoteliers und GalthosSbesitzern in 7OM Städten und Orten obengenannter Staaten angeführt, nebst einem Anhänge »er Hoteladrefsen bedeutender Städte und Orte der euroväischen Staaten. Bei jedem einzelnen Hotel oder Galthos ist der Name des Besitzers, Pächters oder Direktors, die Anzahl der Zimmer angeaebc», ebenso wenn das Hotel elektrische Beleuchtung, List oder Bahn-OmnibnS besitzt. DaS hübsch aus gestaltete Buch ist zum Preise von 3 sl. 50 Kr. durch den Herausgeber L. Seiler iWien H, Hotel/Kronprinz! 'zu beziehe». TagtSgeschichlk. Deutschest Reich. Der Kaiser traf gestern früh 7 Uhr 15 Min., a»S Prökelwitz konimend, in Wildpark ein. Die Kaiserin war zur Begrüßung aus dem Bahnhofe anwesend. Ihre Maje stäten begaben sich alsbald nach dem "Neuen Palais. Se. Majestät der Kaiser begab sich gestern früh 0 Uhr vom Neuen Palais in Potsdam zu Pferd nach dem Born- stedter Felde, wo die Besichtigung des Regiments der GardeS du Corps und des Leib-Gardc-Hniaren-Regiments stattsand. An die Besichtigung schloß sich ein Exerzieren im Jener, zu dem In fanterie und Artillerie hinzugezoacn worden war. und ein Parade marsch. Sodann führte Se. Majestät das Leib-Garde-Husnren- Regiment nach der Kaserne zurück und nahm bei dem Offizier- korps des Regiments das Frühstück ein. Der Besichtigung wohnte die Kaiserin in offenem Wagen bei. Der Kaiser wird dem Vernehmen nach Ende nächsten MonatS in Bonn zu kurzem Besuche seiner Schwester, der Prinzessin Victoria von Schaumbnrg-Livpc. eintrcffcn. Offiziös wird geschrieben : Um irrthünilichen Deutungen bor- zubcugen, muß bemerkt werden, daß der Besuch des Prinz-Regenten Albrecht von Preußen bei der K ö nigi n von H anno v e r ans Höflichkeitsrücksichten erfolgt ist. Dadurch wird selbstverständlich die sogenannte Wclfen-Fragc nicht berührt. Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern ist gestern Mittag m Karlsruhe cingetroffen. Der vom Großyerzog beabsichtigte große militärische Empfang war dankend ab gelehnt worden. Vor dem Rathbauic. wo die Spitzen der Be hörden versammelt waren, hielt der Oberbürgermeister eine An sprache. in der er den Prinz-Regenten als den hohen Verbündeten und Freund dcS Landesherr» feierte. Hierauf fuhren die Herr schaften in's Schloß. Herr v. Bülow leidet, wie nntgetheilt wird, an den Folgen einer starken Erkältung. Am 3. Juni ist zu Kröchlendorfs nach langen Leiden der Ritt meister a. D- Hans v. Arnim gestorben, der einzige Sohn der einzigen noch lebenden Schwester des verewigten Fürsten Bismarck, der Frau Malwine v. Arniin-Kröchleiworff, und Schwager des Overpräsidenten Grasen Wilhelm Bismarck. Es verlautet, daß die Regierung jetzt den Schluß des Reichstags anstatt der bisher in Anssicht genommenen Ver tagung plant. Die Aussichten des Geietzentwurfs zum Schutze Arbeits williger werden angeblich mit ledern Tage schlechter. Das Centrmn erklärt, daß die sozialpolitische» Grundsätze der Partei die Annahme des Entwurfs unmöglich machen. In Regierungslrcffc» besteht man nur darauf, daß in dieser Soinmertagniia wenigstens die erste Lesung des Gesetzentwurfs stattsinde. Die Ueberweisnug an Sine Kommission ist gewiß und dort wird die Vorlage in den ersten Monaten des Jahres 1900 eine Gestalt erfahren, daß man — wie cS in ReichSIagskreiscn scherzhaft heißt -- eine „Idee aus dem Porigen Jahrhundert" gern fallen lassen wird. Dann würde die Regierung die Konscanenzcn ans der Lage ziehen müssen. Im Reichstage war am Dienstag bereits wieder die Wahl- Vrüsunaskominissivn in Thätigkeit getreten. Es wurden mehrere Berichte fcstgestellt. Außerdem wurde das Mandat des Abg. v. Christen (4. Kassel, Eschwegc-Schmalkalden. Rp.> für gütig erklärt. Tie Wahl des Abg. Müller-Rudolstadt (nat.) wurde be anstandet. Es sollen Beweiserhebungen stattsinden über verschiedene Behauptungen überreichter Proteste. Der „Deutschen Tagesztg." zufolge beabsichtigt die Regierung, in der Kanal sra ge nochmals mit einer eindringlichen Kund- gcbung an die Oessentlichkeit zu tieten. Im Falle der Ablehnung der Knnalvorlage sei man entsthlossen, das Abgeordnetenhaus aus- znlösen. Eine Depesche des „Reuter'schen Bureaus" ans Apia meldet: „Alle Mächte handeln jetzt in Gemeinschast und haben Wach- truppcn gelandet. Ter britijcbe und der deutsche Konstil werden am 17- Juni nach Europa abreisen. Der 86. Geburtstag der Königin von England wurde festlich begangen. In feierlichen! Zuge wurden die Gräber der Engländer, der "Amerikaner, sowie der Deutschen besucht, die im Kampfe bei Fagalt im Jahre 1889 ge fallen sind. Tie Amerikaner gaben Gewehrsalven über die Gräber ab." — Ferner wird dem „"Reut. Bureau" gemeldet: Das amerikanische Kriegsschiff „Philadelphia" mit dem Admiral Kautz an Bord ha! am 2l- Mai Samoa verlassen. Die Eingeborenen gewinnen Vertrauen wieder und bringen ihre Beschwerden ohne Rückhalt vor die Oberkommijsion. Als vor zwei Jahren unser Panzeigcichwadcr in Kronstadt war. trat das Offizierkorps des russischen Schlachtschiffes „Peter Weliki" in nähere Beziehungen zu dcmicnigcn des deutschen Flagg schiffes „Kurfürst Friedrich Wilhelm". Jetzt hat das genannte russische Offizier! orps ein von einem dortigen Seeoffizier sehr hübsch gemaltes Bild des Schisses „Peter Wcliti" dem Ofsizierkorps des deutschen Linienschiffes als Andenken an den Aufenthalt in Kronstadt übersandt. Das russische Schlachtschiff ist auf dem Bilde dargestellt, wie cs bei stürmischem Wetter und schwerem Seegang gegenan dampft. Das Bild wurde am 3. Juni Mittags durch den russischen Marinc-Attachs zu Berlin den Offizieren an Bord des „Kurfürst Friedrich Wilhelm" in Gegen wart des russischen Konsuls in Kiel übergeben. "Nachdem deutscher seits der Dank für das schöne Geschenk und die dudnrch bewiesene freundschaftliche Gesinnung der russischen Kameraden ausgesprochen war, folgten der russische Seeoffizier und der Konsul einer Ein ladung zum Frühstück ans unserem Flaggschiff, an dem, außer dessen gelammten Ossizicrkorvs. der Gcschwaderchcf nebst Stab, sowie der frühere Kommandant, der den „Kurfürst Friedrich Wilhelm" damals in Kronstadt befehligt hatte, theilnahmcii. Au der Frage „Wer hat das Deutsche Reich gegründet?" schreibt die „Köln. Volksztg.": "Vielleicht intereisirt ein uns früher aus konservativen Kreisen initgetheiltes angebliches Bonmot Bis- marck's. als auch einmal eine Preßcrörterung über dieses Thema im Flusse war. Der Altreichskanzler soll damals mit grimmigem Humor gesagt habe» : „Schließlich werden sie noch hcrauskriegcn. Boetticher wäre es gewesen". Dein „Neu-Streliher Taaebl." zufolge hat der Givßherzog von Mecklcnburg-Strelitz die Bitte der lutherische» LandcSgelst- lichkeit, der als bcvorstcyend angesehene Konfessionswechsel der Herzogin Jutta. Braut des Erbprinzen von Montenegro, möge sich noch verhindern lassen, abschlägig bcschieden. Die Herzogin sei großiährig und habe aus eigenem Ermesseil gehandelt, und ferner sei es der „Wunsch des Czarcn". daß die Herzogin zur griechisch-orthodoxe» Kirche übertrete. Die echte amtliche Streikstatistik, das echte Quartal des laufenden Jahres umfassend, ist soeben in de» Vicrtellahrsheften ^tattmk des Deutschen Reichs (1899, 2.1 erschienen und wird - - ... '-—hi M 154 zu letzterer Summe treten noch 7 Streiks, welche vor dem Die beendeten Streiks hatten sich Dtill- 1. Januar eingesetzt hatten. über 408 Betriebe ausgedehnt und 145 hiervon zu völligem St'... stand gebracht. Die Zahl der bei AuSbruch der Streiks In den Betrieben beschäftigten Personen belief sich auf 16,24«! Arbeiter, davon streikten 8l29. und zwar unter Jnnehaltung der Kündigungs frist 4784 Arbeiter: kontraktbrüchig aber wurde die hohe Zahl von 3166 oder ziemlich die Hälfte aller Streikenden. Am ausgedehn testen war die Streitlust, was die Zahl der streikenden Arbeiter aulangt, im Baugewerbe (1884 Arbeit bist" ' brüchig , kontraktbrüchig), dann in der Maschinenindustrie (709. davon 393 kontraktbrüchig', in dem Bckleidunas- und Reinignngsgcwerbe «782. davon 47 kontraktbrüchig), in der Industrie der Nayrnngs- und Genußmitlel «69!. davon 276 kontraktbrüchig). Tie übrigen Industrien weisen geringere Ziffern aus: erwähnt mag nur noch werden, daß die 274 streikenden Arbeiter ini Bergbau. Hüttcn- und Salinenwesen sämnitlich Kontraktbruch begingen. Den Streiks kamen nur gegenüber ist die Zahl der Aussperrungen gering; es deren 6 vor. die in 9 Betrieben mit 5l2 Arbeitern sp >plcl! sich nur ans Zahl der gleichzeitig ausgespcrrteii Arbeiter belief 95 Personen. Auf der 35. Wanderversaiinnlung bayerischer Landwirthe in Hos hielt auch Prinz Ludwig eine längere Rede, in derer u. A. sagte: „Der Herr Regierungspräsident hat soeben meiner Person und meiner Verdienste um das Land gedacht. An nieineni Streben und an meinen Wünschen fehlt cs nicht, das wissen die Herren, und ich brauche cs Ihnen nicht erst zu sagen. Gestatten Sie mir, daß ich heute als Landwirth zu Ihnen spreche. Die Mehrzahl von Ihnen hier sind ,a Landwirthe und Jene, die es nicht sind, als Freunde der Landwirthschast hierher gekommen. Ich möchte aus die heutigen Verhandlungen eine» kurzen Rückblick Wersen. Sie zeichneten sich vor vielen anderen, die ich milgemacht habe — der ersten wohnte ich schon im Jahre 1870 bei —, durch die Ruhe und den Emst der Berathungen aus. Von den augen blicklich die Landwirthschast tief bewegenden Fragen wurde nur eine behandelt, das war die des jetzt dem "Reichstag vorgclegtcn Fleischbeschangesctzcs. Es war kein Landwirth. her diese Frage hier angeregt hat. sondern ein Fabrikbesitzer, ein Indu strieller. und darum ist es dovpclt hoch anzuerkennen, daß es von dieser Seite ans geschehen ist. Wenn man sich aus den Stand punkt des absoluten Konsumenten stellt, kann man jede Verbillig ung der Flcischzusuhc nur gul heißen. Tie Landwirthe wollen aber ja durchaus nicht, daß das Fleuch übermäßig vccthencrt wird, sondern sic wollen nur, daß das Fleiscy, das sie selbst produziren, einen angemessenen Schutz hat. und daß sie, ähnlich wie bei ande ren Produkten und wie die Industrie, als sie noch schwächer war und eines Schutzes bedurfte, einen mäßigen und die übrigen Volksschichten nicht schädigenden Schutz genieße». Bezüglich des Flcischbeschaugcsetzes ist die Lcindwirthichast noch viel bescheidener, sie verlangt nur, daß das Fleisch aus dem Ausland nicht einer leichteren Konrrole unterliege, als das des Inlands. Das Fleisch- ücschauaeictz ist gerechtfertigt durch den Schutz, der im Allgemeinen der Gesundheit aller Klassen des Reiches zu thcil werden soll, aber in keiner Weile dadurch, daß das Fleisch, das aus dem "Aus- laud kommt, einer leichteren Konlrolc untcrworfcn werden soll, als Inland gewonnen wird. Ihr Wunsch ist gewiß der den man äußern kann; er will keine Lortheilc, son dern nur Gleichstellung mit dem "Ausland." AuS Bremen wird gemeldet: Der im Belt aufgelaufene Nord deutsche Lloyddamvser „Kaiserin Moria Theresia" ist durch die tbatkrästige Hilfe S. M- Schiffe „Aegir", „Odin" und „Norden" glücklich abgekonnnen. Ter Dampfer wird unter eigenem Dampf nach Stettin zurücksahren, um dort zu docke». Nach einer in Bremen verbreiteten Mittheiluna der Admi nistration des Suczkanals ist die P c ft in Egypten erloschen Die "Vertreter von 11 Gymnasien Berlins uird der Umgebung, eines Realgymnasiums, einer Obcrrealschule und von vier städtischen Realschulen waren im Bortragsiaalc der Königl. "Turnlehrer- bildnngsanstalt in Berlin versammelt, um Beschluß zu fassen über den diesjährigen Wettkampf um den aus Anlaß des 80. Geburts tags dcS Fürsten Bismarck gestifteten B iS m ar ck> ch ild. Be schlossen wurde, auch in diesem Jahre als Kampffpiel wieder den Barlauf zu wählen. Bisher haben bereits 16 "Anstalten ihre Theilnahme an den Wettkämpfen zugcscigt. Folgende Verfügung über die Beförderung beurlaubter Kadetten hat die Epenbahndirckiion Kaltowitz erlassen: ES ist festaesieUt. daß in Uniform reisende Kadetten mehrfach unziein- tichen Belästigungen von Seiten Mitreisender i» der 3. Klasse der Personen,züge auSgesetzt gewesen sind. Es wird daher bestimmt, daß die Kadetten fortan grundsätzlich zur Benutzung der Schnell züge, welche 3. Klasse führen, ans Militärsahrkarteu zuzulassen sind. Bei der Beförderung von Kadetten in größerer geschloffener Menge mit Personell- (nicht Schnell-sZügeii weiden ihnen thun- lichst besondere Wagen 3. Klasse zur Verfügung gestellt werden. Die Dienststellen haben vorkommenden Falles streng darauf zu achten, daß diese Wagen de» Kadetten zur Verfügung bleiben. Einzelne reisende Kadetten sind auf ihr Ansuchen möglichst in "Nichtraucher-Abthcilungen unterzubringen. Beschwerden über un ziemliche Belästigungen sind sofort nachdrücklich zu verfolgen: nvthiaen Falles ist durch einen Wechsel der Cvnpss nnvcrweilt "Abhille zu schasse». Sind bei Ucheriüllung der 3. Klasse Reifende in der 2- Klasse vorübergehend iiiitcrznbriiigen, so ist hierbei uns einzeln reisende Kadetten angemessen Rücksicht zu nehmen. Oesterreich. Der K äi > cr empfing de» Grafen Thun in längerer "Audienz. Der Aus st and im "Nachoder und im Eipcler GcrichtSbezirke erscheint nunmehr völlig beendet. Frankreich. Sena t. Ter Präsident erklärt bezüglich des Skandals in Autenil, daß nichts das Vertraue» des Landes in die Republik tJchüttern könne. Er versichert, daß der Präsident der Republik in der hohen "Versammlung die wärmsten S»m- pathien genieße, welche ihm niemals fehlen würden. Senator Guyot stellt "Namens der vier republikanischen Gruppen folgenden Antrag: „Ter Senat schließt sich den vom Präsidenten a is- gesprochenen Gefühlen an, brandmarkt die durch die Feinde der Republik in Autenil begangenen, nicht zu rechtfertigenden Hand lungen und geht zur Tagesordnung über". Lc Eonr-Grandmaison tadelt die Brutalität der Polizei und wird von der Linken lebhaft unterbrochen. (Zniischenrusc: „Nieder mit den Jesuiten!"! Ec erklärt, daß er die Bezeichnung „Jesuiten" nicht für beleidigend anscbe, und spricht seine Verwunderung darüber aus, daß man Patrioten verhaftet habe, welche ihre Sympathie für die Armee knndgcgebeir haben. Die Wahl im Februar iei verhänonißvoll ge wesen. ("Allgemeiner Tumult.) Präsident Jalliercs fordert den Redner auf. seine Worte znrückzimchmen Er muß unter all gemeinem Tumult die Rednertribüne verlaste». weigert sich aber auf wiederholte Aufforderung, seine Worte znrückzunchmen. Unter cinmüthigcr Zustimmung der Linien wird die Ecnsnr über ihn verhängt. Ministerpräsident Dnpuy schließt sich dem "Anträge Gnhvt an und führt aus, die Behauptung, daß die Ruse: „Es lebe die "Armee!" als aufrührerische angeichen worden seien, sei eine Lüge. Ebenso verhalte cs sich niit der Behauptung von der Brutalität der Polizei. Allein in ihren Reihen habe cs "Verwundete gegeben. „Tie "Armee ist eng mit der Republik verknüpft und wird dieselbe vcrtheidigcn, davon bin ich überzeugt. Uebrigens weigert sich die Armee, sich aut das Gebiet der Politik zu begeben. Sie kennt ihre Pflicht." «Beifall.) Lc Provost de Lanna» erklärt, er mißbillige die "Vorgänge in Autenil, stimme jedoch aus politischen Gründen gegen den Antrag. Der Antrag Änyot wird schließlich mit 258 gegen 20 Stimmen angenommen. «Lebhafte Ruse: „Es lebe die Republik!") Lc Provost de Lanna» verlangt die Regierung über die gegen gewisse Beamte ergriffenen Maßnahmen zu rntcrbelliren. Er bespricht die Verhandlungen im Prozeß Dsrouleve und tadelt, daß ein Zeuge nach seiner Aussage zum Minister berufen wurde, und fragt, warum man erst am Tage nach den Vorgängen in Autenil Maßnahmen ergriffen habe. Redner tadelt weiter, daß inan gegen Richter vorging. Die ergriffenen Maßnahmen glichen einer Beeinflussung des Richterstandes. Redner giebt sich über das Schicksal seiner Interpellation keiner Täuschung hin, sic sei aber hauptsächlich an das Land gerichtet. Le Provost de Launay fordert schließlich die Regierung auf, ein Vertrauens votum zn verlangen, dnrcy welches die Handlungen gntgehcißen werden. Die Linie fordert die einfache Tagesordnung, welche mit 252 gegen 1 Stimme angenommen wird. (Ausführlicher wiederholt.) Ctemenceau berichtet in der „Aurore". daß Präsident Loubet am Tage nach der chauvinistischen "Aussage des Generals Hervü im Prozeß Döroulöde den Ministerpräsidenten zu sich ruse» ließ und tagte: -Ich will, daß Hcrvö in Nichtaktivltnt versetzt werde und van er sich entschuldige; andernfalls werde ich morgen eine Botschaft an das Parlanient richte». „Petite Republiciue" veröffentlicht Einzelheiten über ein rovaintisches Komplott, aus dem die Kundgel'nngcn in Neidet ausgehc. — Das Blatt behauptet. Dnpu» habe oies bereits früher gewußt, und fragt, warum der Ministerpräsident noch nicht gehandelt habe. Alle republikanischen Blätter besprechen das Votum des Senats und äußern ihre Freude darüber, daß Loubet in dieser Weise für die Beleidigungen einiger Aufrührer gerächt wurde. Ein Mitglied des Kassationsyofcs führt im „Figaro" aus, da> Kric " ' " ' ' " ' ' beschä Schliffs . . Hofes, sowie der Gcneralprokuratvr ausdrücklich erklärt hätten, daß das Äordereau von Esterhazn geschrieben sei. so sei das Urthcil mit Leichtigkeit borauSzuschen. Wie m parlamentarischen Kreisen ver lautet. beabsichtigt die Seiiatskoiiimission, die mit der Prüfung des "AinncstiegcictzcL betraut ist, den Text derart abzuändern, daß Zola nicht mehr von der "Amnestie ausgeichlosien sei. Tic Regier ung werde die dahingehenden "Anträge unterstützen Der „Gaulois" wollte General Pcllicn' über die gegen ihn gerichtete Untersuchung befragen lassen, der General lehnte jedoch formell ab, irgendwelche "Auskunft zu geben. Dem „Echo de Paris" zufolge ist der Militärgouvcrneur von Lhon, Divisionsgeneral Z-de, zum "Nachfolger Zurlindcu's auscrsehcn. Andere Blätter erklären jedoch diese Nachricht für unrichtig. Der „Figaro" macht Mitthcilungeii über die Haussuch ungen. Interessant sei besonders diejenige bei der Gräfin Dion in Putcaux. Der Kommissar versuchte vergebens den Sichcrheits- schrank zu öffnen, zu welchem ihm der Gras den Schlüssel ver weigert hatte. Graf Dion mußte nach Puter»,'- gebracht werden, damit de, Schrank geöffnet werden konnte. Er beschuldigte den Kommissar, einer unedlen Sache zu dienen. Er weiche nur de, Gewalt und werde "Alles ansiagcn. Der Kommissar beschlagnahmte zahlreiche Papiere. Der Gras sagte ivdann zu einem Ingenieur: „Versammeln Sic meine 8M Arbeite». Sagen Sie Ihnen, daß ihr Direktor verhaftet ist. weil er. „Es lebe die "Armee'" gerufen hat. Sie mögen von Loubet meine Freiheit fordern, damit sie nicht zu feiern brauchen." — In der Wohnung des Grafen Christians wurde nichts Besonderes gesunden, "Alles war bei Seite geschasst. Tie Anklagckainmcr hat die Beschlußfassung in der Sache Picguart vertagt. Wahrscheinlich wird sic erst am Freitag er folgen. "Stach einer Meldung des „Journal" aus Bordeaux ver anstalteten dort Royalisten vor dem «tsrel» miliOuro, sowie vor der Wohnung des Kommandeurs des 18. "Armeekorps Kundgeb ung c n. Es ertönte» die Rufe: „Es lebe das Heer! Es lebe Teroulede!" Tie Polizei nahm 10 Verhaftungen vor. Holland. Ter „Standard" meldet aus dem Haas: Tie Flottcuabtheiluiig der Kommission für Rüstungen hat rhre Arbeiten thatsächlich mit der Verwerfung aller russischen Lorschläge beendet. Die britischen Vertreter hatten die Anweisung, icde Bemühung, der Scckriegsühriiiig neue Beschränkungen auszuerlegcn. zu bekämpfen. Bezüglich der unterseeischen Boote batte Lord csalisbury die eng lischen Delegirten angewiesen, der Ausschließung dieser Boote bei zustimmen. wenn die Kommission einen solchen Beschluß ein stimmig fasse. Ta aber andere Nationen Einspruch erhoben, so stimmten auch die englischen Vertreter dagegen. ^ In der Hauptkasse des indischen Staatsschatzes wurden 1100,«M Gulden au baarem Gclde gestohlcn. Der Dieb ist noch unbekannt. („Magd. Ztg.") Bclgien. Ein allgemeiner Aus st and der Bergleute ist in Moniceau les-Mines ausgebrochen. Alle Schächte sind verlassen. Militärische Hilfe ist erbeten worden. England. Bei der Säkularseier des R uhal Instituts in London thciite der Prinz von Wales mit, daß u. A. die Pro fessoren Ncriist-Gvttingen, Liebreich-Bcrlin, Ostwald-Leipzig, Kayser-Bonn und Egvros-St. Petersburg zu Ehrenmitgliedern ernannt worden sind. Bei der Bcmthnng des "Ansschußbcrichtcs über die Vorlage betreffend die "Verwaltung von London nahm das Unterhaus mit 196 gegen 16> Stimmen einen "Antrag Eourtneh an. der Frauen die Wählbarkeit zu Graff'chastsräthen oder Aldermen verleiht. ffiustland. Gestern beging ganz Rußland die Feier des 100. Geburtstags Pus chk in s. Die beiden Residenzen, sämmt- j liche Gouvernements-, Kreisstädte. >a selbst kleine Dorfgemeinden nahmen an der Feier Thcil. Industrielle, sämmtliche Lehranstalten, von der Universität bis herab zur Volksschule, die Jugendverclne :e. haben insgcsammt große Summen aufgebracht, um durch Stiftungen von Stipendien. Bibliotheken, Schulen n»o dergleichen das An denken an den großen Dichter zu verherrlichen. "Alle Blätter ohne Unterschied der Partei bringen schwungvolle Jestartitel: aus Paris, Bulgarien, Serbien :c. sind Deputationen zur Puschkin-Feier in Petersburg eingetroisen. Amerika, lieber eine erfreuliche Organisation derdeutschen Presse in den Verein. Staate» von Nordamerika wird berichtet: „Die Herausgeber von 46 der größten deutsche» Blätter Amerikas haben sich zn einer „Assoziation deutsch-amerikanischer Zeitungs-Heraus geber" verbunden, welche in Zukunft gemeinsam die Interessen der deutschen Bevölkerung und der deutschen Preise zu wahren bemüht sein wird. Die Veranlassung dazu haben die "Angriffe der gelben Presse und die "Verdächtigung der Stellung der Deutschen bezüg lich ihrer Gegnerschaft gegen eine englisch-amerikanische "Allianz gegeben. Der Verband will für einen Tepeschendienst sorgen, welcher die "Vorgänge im Dentschthum mehr und besser berück sichtigt, alS es bisher der Fall gewesen ist. Für die Entwickel- nngsgeichichts der deutsch-amerikanischen Presse rst die Gründung dieses Verbandes ein großes Ereianiß. Es gehören dazu Zeit nnge», die sich von jeher auf das Bittente bekämpft haben. Mau darf sagen, daß die Tentichen und die deutsche Presse in "Amerika nie zuvor cimnüthiger zniammengestanden haben." In Deutsch land wird dieser Schritt allgemein init lebhaftem Beifall begrüßt werden, er liegt ans dem Wege zu einer dauernden und engen Verständigung mit den Vereinigten Staaten. Afrika. Tic offizielle Mitthcilnng. daß die britische Regier ung die Vertagung des K o mv lo tt - P roz c sj cS in Prätvria erlangt habe, hat dort und in Blocinfontcin einen peinlichen Eindruck hervorgerlifen. Tie meisten unabhängigen Blätter wollen in dieser Thatjachc, wie in der allerdings offiziell noch unbestätig ten Meldung, daß die britische Regierung sx otlieia die "Verthcidig ung der Gefangenen übernehmen wolle, ein indirektes Zugeständnis; dafür sehen, daß ivcnigstens gewisse offiziöse englische Pcriönlich leiten in die "Angelegenheit verwickelt seien, und das um so mchi. als die englisch-offiziöse Presse des Kaplandcs von vornherein aus drückiich dagegen Protest»! hatte, daß man sich irgendwie direkt oder indirekt in die Koinplottgcschichtc milche. Die Londoner „Snnday Times" ünßcrt sich zu der Sache wie folgt: „Wir können uns nur schwer entschließen, »» die Meldung zu glauben, daß der britische "Agent in Prätoru" für die Bertyeidignng der Gefangenen sorgen soll. Es muß angenommen werden, daß keinerlei Grund für die Unterstellung besteht, die britische» Militär- Autoritäten hätten irgend etwas mit dem Komplott zn thun. Wenn aber keine solche Verwickelung vorliegt, so werde cs im höchsten Grade nnweisc von der britischen Regierung gehandelt sein, für die Vertheidigung der Gefangenen zu sorgen, von denen doch an genommen werden soll, daß sic keinerlei Beziehungen zn irgend einem britischen Offizier gehabt haben. Ein einfaches Gerücht ist keine Entschuldigung für einen Schritt, welcher als ein Zugcständ- niß ausgelegt werden kann, daß an dem Gerücht doch etwas sei. Das Ganze ist >v unglaublich, daß wir mit Zuversicht auf dessen Widerlegung warten." Die „Times" bedauern, daß nach ihnen zugcgange- nen Meldungen die hoffnungsvolle Stimmung bezüglich der Konfercnz in Blocmfvntcin nicht begründet sei. und befürchten im Gegentbeil, daß Präsident K r ü g e r keine Neigung gezeigt habe, den "Anschauungen Milner's hinsichtlich irgend eines der zur Bc mthnng stehenden wichtigen Punkte entgegeiizulomincn. Sollte die Konferenz erwiesen haben, fügt das Blatt Hinz», daß ein der artiger Wunsch bei der Regierung von Transvaal nicht vorhanden ist, sv wäre es müßig, den Ernst der Lage, dem England in Süd afrika gegenüberstcht, zu bemänteln. Kunst und Wissenschaft. O Ein neuer französischer Schwank „Die Einbcrnfun g" von Sylvane und Gascoane ging vorgestern Abend im Residenz- theater zum ersten Male in Scene und wurde überaus frennd- lich ausgenommen: er würde sogar einen Riesenerfolg erzielt haben, wenn das HauS voll gewesen wäre, und —was die Hauptsache ist - die Arbeit hätte den Succeß auch voll verdient. Denn „Die Dres-irer NcO^-riehten. 157. Seite :r. M» Donnerstag. 8. Juni 18SS
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