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l» < - 7« - . Tan, leise und »erftohlen zieht er letzt de« Gchlav:t»L au» der Laste, u« sich des Hteiels aus diese Weise zu «ntledtgen. Da aber lpringe« die ander« dazwischen und trennen sie gewaltsam. schweratmend, leichenblas» lehnt Hiesel am Türpfosten. Der andere, dem bas Blut aus einer Dttrnschramme über» Gesicht läuft, kauert im btntersten Winkel der Hütte. Bon dort züngelt der Blick seiner hellgrauen Augen, die wie Lichter in dem blatternarbigen, von schwarzem Haar umrahmten Gesicht glimmen, hinüber zum Feind. Und plötzlich sag« er laut und höhnisch: «Saunst Dich sa überzeugen, ob ich recht hob'! Geh' zur Näher-Nandl nach St. Saodi. dort wirst sie wohl antrefsen. Deine heilige Magdalena, wie sie ... Kind'Swäsch' nähen tut!" Es ist. als ob das Wort wie eine Kugel über die Köpfe der andern hinweg- flöge — mitten in HieselS Brust hinein. Sr wankt. S*in starker, breiter Körper sängt an zu zittern, und die braunen, wie in jähem Schreck aufgerissenen Augen treten säst aus ihren Höhlen. So stiert er den Sprecher an — stumm — ohne sich zu rühren. Zenzl. dem Angst wird, bah diese stumme Srbitterung sich säh in einem zweiten, noch heftigeren ZvrnauSbruch Luft machen könnte, zieht den freund kurzerhand zur Tür hinaus ins streik. Wie ein Kind läßt Hiesel sich führen. Abwesend starrt er bann in die sternklare Nacht: denn der Tag ist inzwischen versunken hinter dem Gewänd. ..Kind'Swäsch' nähen — Kind'Swäsch' nähen —" Das Wort rauscht und braust durch sein Hirn wie Sturmeswehen. Das also war'-. So steht'» um sie! Darum ihre stille Traurigkeit, als er sie zum letzten Male sah im Spätherbst. Darum die blassen Wangen, der bange, verlorene, weitsichtige Blick in ihren lieben, blauen Augen und er hat nicht einmal daran gedacht. Arme, liebe Dirn! WaS sie beide vermeint hatten, daß eS nie ein Mensch erfahren werbe — die wilde — ach. und doch ko fülle Sturmnacht in des Kohlermartls verlassener Hütte — jetzt kam eS doch unter die Leute! Und sie. die so stolz gewesen aus ihre Bravheit — mit Fingern würden sie jetzt weisen auf sie — ein Kreuzweg lag vor ihr. Nicht HauS und Heimat, wie er gewollt, hat ihr seine Liebe gebracht, sondern Schande.... Tief und heill stöhnt er auf wie ein verwundetes Tier. Zenzl legt ihm die Hand aus die Schulter. «Muht Dir'S nit so nahe gehen lassen, Hiesel. Wenn'» so wett ist mit ihr. nachher war sie's nit wert, daß..." Da unterbricht ihn der andere mit wildem Auflachen, das wie ein Schluchzen durch die Nacht klingt. «Wirst doch das unsinnige Geschwätz nit glauben von — von dem Lamm- bauer! Taö Kindl, für das sie jetzt leiden mutz —, so wahr unser Herrgott im Himmel ist —. das ist mein!" «Hiesel!'?" „Ist mein! Was sie ihr sonst aufbringcn. ist elendig Verlogen! Kannst es jedem sagen, der's hören will." «Aber warum laßt sie dann die Leut' so reden? Warum sagt sie'- nit?" ..Selb weiß ich nit. Aber zu ihr muß ich jetzt. Auf der Stelle muß ich »u ihr! Halt' mich nit auf. Zenzl!" ü. Kapitel. Im Kirchöorse geht'S heute bunt und lärmend zu. WaS Füße hat und gehen kann, ist auf der Straße, um Sie «Heiligen drei Könige" von Haus zu Haus ziehen zu sehen. Da stampft durch den knirschenden Schnee in buntem Flitterkleid ein Bursche, der an langer Stange einen goldenen Stern voranträgt als ..Weg weiser". Um ihn herum tanzen in langen, weißen Hemden mit vapiernen Flügeln an den Schultern die „Englein". Und setzt kommen, von Hirten ge folgt. gar feierlich die „Heiligen drei Könige" in langen Mänteln, mit goldenen Papierkronen, falschen Bärten und ernsten Mienen. Einer davon ist mit Ofen- rub kohlschwarz gefärbt. Das ist der «König ans Mvhrcnland". Aber die genau Hinsehen, merken's wohl: der Schwarze, das ist der Steirerwirtssohn, der lustige Wastl, der sich da hinter Ruß und Rauschgold ge steckt hat. Bor den Türen der Häuser bleiben sie stehen, und die Hirten singen ikr Dreikönigslied, bis die Bäurin erscheint und ihnen ihren Lohn zustcckt. «Viel haben wir halt inst nit im Haus, aber ein paar Krapfen sind noch La. weil ihr gar so brav singt. Müßt halt vorlicb nehmen." - TU - den und Gche t's Kr erzen weiter. «Auw Rust- ipset' " Dann zieht der Lug unter . bauer. sagt ein vorwitziges Engkein. «dort gibt'» Kreuzer statt Krapfen..." Und der Zug schwenkt ab am Ende des Dorfes gegen den Rusthof zu, de« reichste» Hof im Tal. Dort, wo er abzweigt. ttHt da» kleine Häuschen der Näher- Nandl. Aber es fällt niemand «in. ihr ei» Dretkünigslird zu singen, obwohl sie breit und behäbig, im Gefühl ihrer Nebenwürbe alS «Helferin des Storches", an der Haustür lehnt. Die Näher-Nandl ist eine, die gern nimmt, aber nicht gibt. Höchsten» baß sie. wenn sich » gerade schickt, dem Bauer sein Neugeborenes auf die Arme legt, um dessen glückliche Ankunft sie sich gewichtige Verdienste erworben hat. Sonst näht sie fleißig in ihrem kleinen Stübchen, in dem es immer nach Leinwand und Appretur riecht. Manchmal hat Ne «tn Mädchen bei sich «zur Hilfe", dem sie als Entgelt für die Hilfe beim Nähen die rückwärtige Kammer überläßt, und da- dann eine- Tage» plötzlich wieder verschwunden ist. wenn die Nandl ihrer und sie der Nandl nicht mehr — bedarf... Zuweilen hat sie auch kleine Klnber tn Pflege. Ader es geht dle Sage, daß diese kleinen Wesen im Hause der Näher- Nandl die Lust nicht vertragen. Sie sterben meist nach einigen Wochen, und bi« Nandl sagt dann tröstend zu der jungen Mutter: «Du mein, mußt wohl unserm Herrgott banken, daß er Dir ein Englein tm Himmel draus gemacht hat. baS jetzt beten tut sür Dich! Wär' Dir eh' nur ein' Last gewesen Dein Lebtag, wo Du nur ein armer Dienstbote bist!" Manchmal gibt es GtttckSfülle im Leben der Nandl. Zum Beispiel wie gestern mittag, wo Ne eilends vom Ruftbof geschickt haben: «Die junge Bäurin laßt halt schön' bitten, wenn doch die Nandl recht schnell kommen täte! SS wäre jetzt so weit. Und dte Erbbäurtn — dir künftige Godl, wäre auch schon da." Wie ist die Nandl gelaufen zum reiche» Rust! Und richtig, abends, ol der Bauer tust den Wacholder in der Räucherpfanne angezündet hat und Haus und Hof mit Weihrauch und geweihter Kreide besegnet und auf jede Tür drei Kreuze malt, dazwischen dte Anfangsbuchstaben -er heiligen drei Könige: 6., Ll.. V.. da tritt ihm unversehens die Nandl mit strahlendem Gesicht tn den Weg. «Bauer, ich gratulier' Dir halt schön! Ein' Dreikönigsbuben Haft kriegt! Prophezeien will ich nit. aber das sag' ich Dir: Ein Glückskind wirb baS!" Natürlich mutz die Nandl jetzt die Nacht über dableiben und flettzig mttessen bei den «drei Mahlen". Und am Nusthos heitzt die „Dreimahlnacht" vigott nicht umsonst so. Da gelten noch die alten Bräuche, und man setzt sich wirklich dreimal zum Essen nieder — zur Ehre Gottes und der heiligen drei Könige. Am Morgen steckt ihr der glückliche Rust noch drei große Silberstücke <n die Hand und sagt: „Sv, setzt geh' nur heim derweil, Nandl. Wissen'S, daß jetzt viel Arbeit hast, wo der Fasching da Ist und jede Dirn Ihr neues Gewand haben will. Am Nachmittag kommst halt wieder nachschauen, gelt?" (Fortsetzung folgt.) Mibwachr 1818 und Hungerjahr 1817. Sine lehrreiche Erinnerung von S. Lutz. Ueber die diesjährigen Ernteberichte freuen sich Erzeuger und Verbraucher in erhöhtem Maße, denn der reiche Segen, der uns aus Feldern und Wiesen, aus Bäumen und Sträuchern entgcgenlacht, bedeutet nicht nur für das Vermögen beS Erzeugers einen bedeutenden Zuwachs, ist nicht nur sür das Nationalvermögen ein wahres Himmelsgeschcnk, es gibt auch jedem einzelnen der Verbraucher die erhöhte Möglichkeit, fast die Gewißheit des Durchhaltens gegen die Feinde, die uns von allen Seiten umlauern und niedcrringen wollen, «ttö die gerade auf den Mangel an Nahrungsmitteln einen Teil ihrer Berechnungen gegründet hatten. Die glückliche Ernte ISIS macht einen dicken Strich durch diese feindlichen Absichten, und da mag es denn angebracht sein, sich dcr'Mißernte zu erinnern, die vor hundert Jahren die deutschen Lande heimsuchte und das so verhängnisvolle Hungeriahr 1817 verursachte. Wie lebhaft wurde in meinem Elternhause noch ein halbes Jahrhundert und einige Jahre später von den Schrecken des Hungers gesprochen, der arm und reich vor hundert Jahren angrinste, als im Jahre 1816 Halm- und Hackfrüchte, Obst und Beeren den gleichen Mißwachs zeigten, während die Wunden des Frei heitskrieges und die durch langjährige französische Gewaltherrschaft erzeugten Leiden nvch nicht verharscht oder gehoben waren. Deutschland hatte noch keine Industrie, welche den Leuten Erwcrbsmöglich- keiten bot und dadurch den Ausfall der Landwirtschaft ausgleichen ober in etwas ersetzen konnte. Es war deshalb nicht nur bei den Armen die größte Not zu befürchten, auch der Handwerker- und Kleinbürgerstand, der zu jenen Zeiten den Kontore und Lagereien: Drcsdcn-A. 5. Telephon 21634. Zn Prachtgualitiiten heute eintresseud: ScliMkeli etwa voktionsgroh. etwa 1—1 !-i>siindis M. 70 P«. M. 78 Pf. Oliiitz Seriigttclielri »inck Vu«Ii Kicdllrä INüonlcd, 8pemli8t m 6er LnferlieunL von SrueddsaaLjea unä vor unä nacd Operationen, 5ovi6 Verkertiger ediirurjiredsr larlrumeiile u. keiner 8t»dl Msrea. vrv8üvir-Mvii8tM, ÜAiipt8trL88v ll.