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Dresdner Nachrichten : 16.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189710169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18971016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18971016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-16
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.10.1897
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Schloff« Meiling über den Verlaus Mahr, wodurch! wrrden könnte, ferne die Aushebung Mlich der Ntchtbelheiligung an denL« hatten jeden überzeugten Genossen zur Militttrsrage und dessen Vertbrivlgung durch Auer, anderen Worten genau dasselbe sagte, berühren müssen. des Parlamentlrens wegen in'S Parlament schickt, ' „ide ' ^ " des Kölner Beschlusses be . sunderlich die Ausführungen Sc^ippel'S Dieser ( M sie nicht „ sonder» damit sie von dort aus sozialdemokratische Propaganda treiben. Wenn die Schippel'sche miiltärfromme Taktik in der Partei Platz greife, dann habe ihr letztes Stündlein geschlagen, sic ranaire dann als Opposilioiisvarlei »och hinter dem Freisinn. Gastwirt!) Klein klügle darüber, daß die Parteiführer mit den Genosse» nach Belieben umspringen, ohne ihre Wünsche — und lügen dieselben noch Io sehr im Interesse der Gesammtpartci — zu beachten. »Wir denke», sie lenken nud machen mit uns, was sie wollen!" Ter Hauptfehler liege in der Zusammensetzung des Parteitags, es seien stets dieselben Leute, die da Zusammenkommen, und wenig Wirkliche Arbeiter darunter. Deshalb sei es auch in Hamburg weit mehr diplomatisch als sozialdemokratisch zugegangen. Würde ddr Parteitag aus eine für den Arbeiter günstigere Zeit verlegt, gäbe gleich ein ganz anderes Bild. Mechaniker Gabriel trat für die sozialdemokratischen Abgeordneten ein. Man Kurse sie nicht nach ihren Worte», sondern nach ihren Thoten benrtheilen. und da fei an ihrer Haltung, a» ihrer strammen Opposition gegen die Militärsorderungen keinerlei Zweifel. Man möge über die Bethciligung an den Landtagswahlen urtheilen wie man wolle, aus Disziplin werde man sich den Beschlüssen fügen. Cs sprächen taktische Erwägungen dasür. das; die Äclhciligung -- wenn einmal beschlossen — eine möglichst allgemeine, nicht ans einzelne Kreise beschränkte sein müsse. Unter den In diesem Jahre eingestellten Rekruten der preußi- schen Armee befanden sich nur 250, d. i. 0,l0 Prozent, die nicht lesen und schreiben konnten. Bor lO Jahren waren noch N10, d. s- 1,14 Prozent ohne Schulbildung. Unschuldig zu 18 Monaien Zuchthaus verurtheilt. Der Kutscher H. wurde Ansang Juli d. I. vom Hamburger Landgericht wegen Verleitung zum Meineid zu 18 Monaten Zuchthaus verurtheilt. Verwandte besorgten ihm nach seiner Verurthetlung einen Anwalt. Der legte Revision ein, und nachdem das Reichsgericht das Urthcil aufgehoben Halle, wurde der Kutscher in der erneuten Verhandlung vor dem Landgericht Hamburg dieser Tage kostenlos frcigcsprochen. DerMann hat vi.rMonate in UntersuchnngSImst znbringen müssen. Das klerikale »Regensb. Mvraenblatt" erhielt ein Straf mandat von 25 Mark wegen groben Unfugs und das Amtsgericht hat das Mandat bestätigt, weil das Blatt den Fürsten Bismarck einen »alten Stänkerer" genannt hatte. In der Urthcilsbegründ- nng des Amtsgerichts heißt es, der Ausdruck »alter Stänkerer" sei geeignet. BlSinarck zu beleidigen und ihn in der öffentlichen Meinung verächtlich zu machen Durch den Ausdruck habe si eine große Anzahl Personen, ,a jeder ans Bildung Ansprw machende Mensch in seinen« Gefühl verletzt fühlen müssen. Ausgchoben wurde vom Reichsgericht das Urthcil des Land gerichts 1 Berlin vom 27. November 1895, durch das der sozial demokratische Reickstagsabgevrdncte Arthur Stadthanen wegen Be leidigung zu 1 Jahr Gefängnis) verurtheilt worden ist. Die Sache wurde an das Landgericht zurückverwiesen. Die Aufhebung er folgte. ebenso wie in der Sache vor acht Tagen, wegen inkorrekter Behandlung des vom Angeklagten vorgcvrachlen Ablehnnngs- gesuchs. Das Komitee der mit dem 4. Oktober geschlossenen Allgemeinen sich letzt Gartenbau-Ausstellung i . ^ über die Verwendung des UeberschusseS von rund M.Ooo Mk. Es in Hamburg bat e,nacht ist bestimmt worden, daß denjenigen Personen, welche sich uni das Gelingen der Ausstellung besonders verdient gemacht und ihr einen roßen Theil ihrer Zeit und ihres Könnens zur Verfügung gestellt .oben, eine besondere Dotation zugesprvchen werden soll, wie dies schon bei der Hombnrgischen Industrie-Ausstellung von 1889 der Fall gewesen ist. Es ist deshalb beschlossen worden, dem Garten bau-Ingenieur Ludwig Jürgens, der dem ganzen Gelände die Bestallung gegeben, und dem geschäftlichen Leiter der Ausstellung, echtsanwalt Dr. Rudolf Hertz, eine Dotation von je 20,000 Mk. l uberweisen; außerdem soll der Erbauer der großen Festhalle, der ingeniöse Architekt Thielen. 25,000 Mk. erhalten, während dem Bure inchef des Finoiizansschusses, Nilschke. 10,000 Mk. be willigt worden sind. Die subalternen Angestellten der Ausstell ung, etwa 200 Personen, haben sich in das gesannnte am letzten Tage einaekommeite Eintrittsgeld von 17,000 Mk. zu theilcn. Ein Militärzug mit Rekruten für das Gardekorps lief auf dem Bahnhof in Naumburg an einen haltenden Güterzug an. Der Militärzug blieb unbeschädigt. Sieben der letzten leeren Wagen dH GütcrzugS sind beschädigt: drei davon sind entgleist. Die Schuld trägt der Lokomotivführer des Militärzugs, der bas Halte signal nicht beachtete Oesterreich, In mehreren Provinzblättern tritt mit bc- merkenswcrther Bestimmtheit die Nieldung aus. daß Gras Badem noch vor Weihnachten von leinen, Amte zurücklrctcn werde. Er werde nur versuchen, das Ausgleichs- und das Budgetprovisorium durchzubringen, dann aber halte er seine Mission sür beendet und sei unwiderruflich entschlossen, ans dem Amte zu scheiden. Frankreich. Der ehemalige Präsident Casimir-Perier be absichtigt nach dem „Echo de Paris" in seinem alten Wahlkreis dcr Aubc für die Kammer zu kandidirer, Als er nach der Ermord ung Carnot's zuni Präsidenten gewählt worden war. ging sein Kammersitz an die radikale Partei verloren. Er wird nun im nächsten Frühmhc seine Kandidatur gegen seinen radikalen Nach folger. den Apotheker Bachimont, ausstellcu. Schon jetzt bereist Eastmi,.Perier. der leidenschaftlicher Radfahrer ist, olle Ortschaften des Wahlkreises, um sür sich Stimmung zu machen. Es ist dies das erste Mal, daß ein gewesener Präsident der Republik seine Laufbahn auf diese Weise wieder von vorn beginnt, aber Casimir- Pyier liebt es, wie schon sein Rücktritt gezeigt hat. durch seine Entschlüsse selbst seine besten Freunde zu überraschen. Donnerstag fand das von den Spitzen der Pariser Handels welt zu Ehren des Präsidenten Faure au-s Anlaß seiner Rückkehr von Rußland gegebene Festmahl statt. Ans dem Banket waren alle Minister, die Spitzen der Behörden, die Chefs der großen Hand- InngShäuser und der Finanzadel, im Ganzen ca. 750 Personen, anwesend. Der Präsident des Handelsiribunals Go» betonte in seiner Rede die Verdienste Faure's und des Kabineis Melinc bei der Herstellung der französisch-russischen Union. Frankreich bedaure keinen Augenblick, sein Schicksal der Republik auvertraul zu baben. Die Stabilität der Regierung sei ein wahrer Segen sür .Handel »nd Verkehr. Der Redner wünschte dem gegenwärtigen Kadinet langes Leben und schloß mit einem Hoch auf den Präsi denten der Republik. Faure sprach in seiner Erwiederung das Hort Allianz nicht aus. Er gab seiner Freude Ausdruck, sich inmitten der Männer der Arbeit zu befinden. Er erinnerte an die Bewegung, die er bei der Rückkehr von der russischen Reise empfunden habe, als ganz Paris unter einmvthigcr Begrüßung die patriotische Genugthuung bekundete, welche die ganze Ration infolge der zwischen dem Czaren und ihm gewechselten Worte empfunden habe. »Ich habe schon gesagt", fuhr der Präsident sort, »und es ist meine Pflicht, es zu wiederholen, um dem Lande seine Verantwortlichkeit vor Augen zu führen: der großen Weisheit des Landes und seinem politischen Geiste verdankt eS unsere Demokratie, daß sie sich der erlangten Ergebnisse erfreuen kann. Sie wußte eS zu begründen, daß die republikanischen Einricht ungen, denen sie unerschütterlich anhänat, den inneren Frieden verbürgen und nach außen die Kontinuität der Anschauungen und Ziele sichern, ohne welche nichts Festes und DauechaltrS gegründet weiden kann " Sodann beglückwünichte der Präsident den sranzö- Rede des Prä . bebt besonders der Verantwortlichkeit gemüßigte» Partei finde künftigen Kanrmrrwahlen, der Kapitalien unterstützen und die privaten Unternehmungen in noch kaum gekannten Gegenden begünstigen. Alle Völker seien in einem dewunderirngswürdtgen Anlauf begriffenFrankreich rechne aus leine Kaufmannschaft, um seinen Ueberiieserungen gemäß daran .« Presse spricht slch sehr befriedigt au» über dle enten Faure bei dem Borienbanket. Der »Figaro jene Stelle hervor, ln welcher der Präsident vor veS Landes spricht. Die ganze Politik de l in diesem Worte Ermuthigung für die üs Numea wiä> gemeldet, daß drei Artilleristen durch eine Explosion von Granaten, die als unbrauchbar in'S Meer versenkt werden sollten, getödtet worden sind, Spanien. Die Madrider Sozialisten baden in einer Ver- iammlung die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht verlangt. Die gesummte Presse hat nunmehr zu dieser wichtigen Frage Stellung genommen. Die angesehensten Blätter stimmen der sozialistischen Forderung zu. Der »Imparcial" fordert die Regier ung aus. die betreffende Reform baldthunlichst vorziinebmeni und meint, sie sei von hoher iozialer Bedeutung: die Gerechtigkeit er fordere, daß die Blutsteuer von sämmtlichen Laudeslindern entrichtet werde Nur so werde die von den unteren Klassen erhobene Hauptbeschwerde verstummen und daS Heer eine wahre Vertretung des Vaterlandes sei». Wäre dies schon der Fall gewesen, so wären die Mißbräuche im OperalionShcer aus Cuba nicht vor- gekomme»; die Soldaten wären besser gepflegt worden und es wäre mit größerer Aufrichtigkeit auf die Beendigung der unseligen Kolonialkriege vingearbeitet worden. In der Provinz Granada wurde ein Erdbeben verspürt: beträchtlicher Schoden wurde nicht verursacht; die Alhambra hat nicht gelitten Das Blatt »El Eorren" bestätigt, daß die Negierung be absichtige, wichtige Stellen auf Cuba an Anhänger der kubanischen Autonomie zu vergeben. Ter »Heraldo" meldet, Giberna. einer der ersten Führer der Autonomisten, sei inkognito nach Madrid gekommen, habe mit dem Kolonialminisler unterhandelt und jei alsdann nach Paris gereist. Der Ministerralh beschloß, alle cubanischen Deportirtcn, soweit sie nicht in die bisher erlassenen Amnestien einbegriffen sind, zu begnadigen. Belgien. Zwei schwere Eiienbahnunsälle ereigneten sich ans den belgischen Staatsbahnen. In dcnr Bahnhof zu Llbramont stieß eine ans dem Schuppen abdampsendc Lokomotive mit den beiden eine» Güterzug schleppenden Lokomotiven zusammen. Ter Zusammenstoß war furchtbar: alle drei Lokomotiven wurden unr- gestürzt. Ter Lokomotivführer Volest wurde aus der Stelle gc- tvdtet, ein Heizer wurde lebensgefährlich verletzt, der Zugführer des Güterzugs sehr schwer verwurrdcl. Der angcrichtcte materielle Schaden ist bedeutend. — In Landen stieß der abgelasscne Personenzug mit einem Zug der Linie Brüsscl-Lüitich zrriammen: drei Reisende sind verletzt. England. Als Ergebniß der Konferenz zwischen den Leitern der Schisfsreparatrrr- und Kcffelschmredefirinen Londons und ihren Arbeitern wurden die angedrohlcn Aussperrungen zurückgezogen, und es wurde ein Uebereinkomnicir abgeschlossen, trotzdem die Arbeitgeber den Acktstunden-Tag nicht zugesiande» haben. Dänemark. Nansen Sußerie über Äiidrve, cs sei kein Grund Vorhände», wegen des Schicksals Aiidröc's Furcht zu hegen: wahr scheinlich sei er in Nordsibirien herabgcsticgcn, um dort zu über wintern. Rnstland. Die Kaiser!, russische Geographische Gesellschaft rüstet unter Leitung Tmitoiews Expeditionen »ach Abessinien L»r Erforschung des Landes irr anthropologischer Hinsicht ciuS- Die erste Expedition soll noch im Lause dieses Herbstes aufbrcchcn. Die russische Telegraphenagenlur erklärt die Blätlernieldung über das angebliche Eirkular Murawiews bezüglich der Kretasrage als gänzlich falsch. sGraf Murawiew sollte darnach in kategorischem Ton eine unverzügliche Löiirng der Kretafrage gefordert haben.> In Gegenwart des Generalgouverneurs des Aniurgebictcs, Genciallerrtnant Duchowski, fand in Wladiwostok die feierliche Grundsteinlegung sür den neuen Handelshaien statt. Bulgarien. Der Korrespondent des »iLtandard" in Konstan tinopel erführt, von angeblich vertrauenswürdiger >seitr, daß Bul garien der Türkei eine Offensiv- und Defensio-Alliance vor- geschlogcn habe, nach welcher Fürst Ferdinand Geiieralgoiweriierir von Rnmelien bleiben und dicies Amt in der Familie des Fürsten erblich werden solle, Bulgarien erkenne die förmliche Snzeränetät deS Sultans an, während die Türkei die Integrität Bulgariens gewährleiste. 3m Falle eines Krieges müsse die Türkei mit 200,000 Mann, Bulgarien mit 100.000 Man» dem anderen Thcilc zu Hilfe kommen. Es bestehe Grund, cinzunehme», daß über die Präli minarien zu diesem Bündnisse bereits ei» Einvernehmen erzielt sei. Amerika. Aus Viktoria wird gemeldet: Die über Land von Klondvte kommenden Bergleute bringen viel Gold oder Geld in Wechseln mit. Sic sagen, daß die Lebensmittel in Klondyke knapp werden. Der Reichthum der Goldfelder aber sei nicht über trieben. Bor einem Jahre nannte der Goldsucher Alexander Mac- donald ani Pnkoir keinen Piennrg sein eigen Jetzt ist er der reichste Mann von Klondyke. Man schätzt sein Vermögen aus 20,000,000 Doll. Vor einem Jahre konnte er nicht sür sein Essen zahlen. — Der Agent des Hauses Rothschild. Bcatnoter, der, wie es heißt. Verhandlungen wegen des Erwerbs von Goldgruben cin- leiten soll, sagt, daß er innerhalb zwölf Stunden Goldslaub und Goldklumpen im Werthe von 20,000 Doll, aus einem einzigen Schacht am Eldoradobach hat fördern sehen. Kunst und Wissenschaft. f Kvnigl. Hofschaujpicl. Die Physiognomie des letzten Premivren-DonnerStagS zeigte zuerst keine allzu freundliche Miene: eine »Scene in ernem Aufzuge" — was ivürde der große Gotthold Ephraim zu dieser schiefen Bezeichnung gesagt haben? — von Marie von Ebner-Eschenbach »Am End e" cröffncle den Reigen. Dle Schriftstellerin Hot als Erzählerin ein viel zu fest begründetes Renommee, als daß ihr das Mißlingen ihres dramatischen Gehversuchs, über daS sie sich selbst trotz des vor gestern Abend zu hörenden Beifalls am allerwenigsten im Unklaren sein wird, irgendwie schaden könnte. Sie ist eben eine der vielen ouS den, „teutichen Dichterwald", die von der fürchterlichen Krank heit lsbris tbeatraliL — ini Deutsch der virorum od8e»r»ruw „Bühnenfieber" genannt, — ergriffen worden sind, die freilich leider in den seltensten Fällen heilbar ist Warum nur — um eines der Dicta aus dem erschreckend harmlosen Dialog des dramatisirten Novellchcns zu brauchen — immer statt nach dem ruhig glän zenden Demant des sicheren Erfolgs bei dem Lesepublikuni — nach der glühenden Kohle einer voller nicht zu bestimmenden Thraterwirkuiig greisen ? DiehJdee der Scene: zwei Ehegatten nach 26jähriger Trennung sich »am Ende" ihrer Tage noch einmal be gegnen nud sich wieder finden zu lassen, ist >a ganz nett, aber sic oiebt leider allzu viel Anlaß zu Reflexionen und allerhand Philosophirereien über das »nd leires, Jugend und Alter, Tugend nnd Laster :c. w.. und das ist nun einmal nicht dramatisch. Die mehr amüsante als psüchologisch vertiefte Charakterzeichnung, bei der eS sich allerdings die Versasserin mit allerhand »bet Seite sprechen" nicht gerade sehr schwer macht, hält aus die Dauer die Langeweile nicht fern, und die ist bekanntlich nach Scride die größte Feindin icdes theatralischen Erfolgs. Merkwürdig und auffallend bei der Ebner-Eschenbach ist der matte Dialog, der geradezu an Pointenarmuth leidet und dle in ihren Romanen sonst nicht gerade seltenen »Blitze" ganz und gar vermissen läßt. Die Bilder. Tropen nnd Metaphern sind bisweilen recht wind- schles, wie z. B. der dunkle Vergleich der Lawine mit gebrochenen Schwüren, bei dem daS tsrtinm eompiwutionis schon mehr als gesucht ist. Auch die Darstellung, die nur auf zwei Hauptrollen ruht, konnte daS Merkchen nicht retten, so brillant Tljell zn haben. »Bei der bevorstehenden Ausstellung Im Jahre IN»", so schloß der Präsident, »wird die Einigkeit nns unbesiegbar machen durch die Initiative und die Arbeit für den Ruhm und die ge des Vaterlands." der Zuckerfabrik ln EScaudoeuvreS in der Nähe von brat fand «ine Kessel-Explosion statt. duwh die 2 Arbeiter getödtet und 12 Arbeiter, darunter mrhrrrc lebensgefährlich, ver- vundet wurden. .... berg Altern vergr,. . . bar Frl. Ulrich als nahezu siebzigjähriges Mamachen auch aus sah. Die Stimmung dieser herb enttäuschten Frau mit dem goldigen Optimismus, die dem Alter und seinen beschaulichen Freuden Avancen gemacht hat und darum im Herzen jung geblieben ist. denken wir uns noch sonniger: die Künstlerin wurde bisweilen zu weinerlich im Ton. — Dem Einakter folgte ein Dreiakter: »I u Behandlung", Komödie von Max Dreher, der einen äußerlich wie künstlerisch gleich großen Erfolg hatte und den Winter unteres Mißvergnügens bald in glorreichen Sommer wandelte. Max Dreher ist noch jung, hat sich aber schon in mehreren dramatischen Werken — »Drei", .Winterschlaf", »Eine" — versucht, die zwar noch nicht als vollwerthig angesehen werden konntm.abnbereilSdmchmlSden ernsten, gewissenhaften Schriftsteller verrlethen, der sich von den naturalistischen Raddaubrüdem wie von dm veilchenblauen Familienblattfüllern in gleicher Weise fem zu halten wußte. In seinem lüngsten Werke ist der Dichter nun effektiv kein Anfänger mehr. und eS läßt sich mit aufrichtiger Freude aeaen früher ein Fortschritt konstatiren, für un- wmigstmS: den» die Linkser in d« Kritik werden wegen der soliden Technik, wegen der Sicher heit der Mache und AuSnützuiig wirksam« klein« Thratermittcl der ''alten Schule Lärm schlagen «nd Dreher zu den Verlorenen zählm. Di« tragende Idee ist sehr originell, wenn es auch bei der Ausgestaltung nicht ganz ohne Entlehnungen abgeaangrn ist, an die sich aber, da sie durchaus nebensächlicher Natur und selbstständig verarbeitet sind, selbst Plagiatschiiüjsler von Profession nicht stoße» werden. Die Handlung werden wir uns hüten zu erzählen: man würde dem Stück daS Beste nehmen und könnte doch seine Frische nnd seinen Reiz in verklingenden Worten nicht wiedergeben: denn aus das »Daß" kommt es schließlich gar nicht an, sondern nur aus das .Wie?" Es ist ein Stück soziale und ein gut Theil Frauenfrage, an die sich Dreher dramatisch gewagt hat: er will sie nicht etwa löten — bei Leibe nicht, da ist er viel zu klug dazu! — er beleuchtet sie nur, stellt sie in ein gewisses Milieu und läßt sie ans verschiedene männliche nnd weibliche Mitglieder des tugendhaften und ehrsamen Ostermündr.t einer Art modernes Krähwinkel oben an der Nordsee, wunderbar wirken Die Mischung von »Gezähmter Wider spenstigen" mit den sattsam bekannten .Kleinstädtern" macht sich dabei ausgezeichnet. Wenn auch hier und da der Autor in das Schwankaelände abbiegt, im Ganzen bleibt er aus der anständigen Lusttpielchaussce, nnd das Ganze ist so frisch und flott, etwas tendenziös nnd sathrisch gemacht, daß man gern kleinere kritische Bedenken unterdrückt. Unter Hosschauipiel ha! iedensalls bei seiner ersten wirtlichen Premiere — das Stück iff Manuckript und noch nirgends ausgeführt — mit diesem Griff Glück gehabt, und der schlichte und anspruchslose Dreier erwies sich als ei» echter und rechter Gold- guldcn, Tie Anwesenheit des Dichters nnd die vorzügliche Dar stellung beeinflußten den Erfolg des Stückes günstig. Hatte man bei Anzengrubers „G'wissenSwurm" alle Darsteller österreichischer Nationalität in'S Treffen geschickt, so kanien diesmal die Nord deutschen daran, und iiameniltch Herr Müller in seinem wasch echten Platt, das er virtuos handhabte - ganz abgesehen von der wirksamen, holzschnittartigcn Zeichnung seines Sckisiskapitäns hatte gar nicht besser sein können, als ec gerade war. Neben ihm war Fr!, Diacono als spätes Mädchen mit Prinzipien, spitzen Ellenbogen nnd Simpelftanscm geradezu hinreißend und begeisterte zu Hellem Entzücken; oder sollte das die Künstlerin nicht, die aus Koste» einer leicht zn erzielenden Wirkung ihr liebciiswürdigeS Exterieur dermaßen entstellt, um dem Dichter und seiner guten Sache eine» Dienst zu erweisen ? Aber auch die anderen Schauten von Oslcriiiündc, Frau Hilbcbrandt (Frau Bolzendahls und Irl. Guinand (Frau Steuerratb Vornemami). sowie Frl. Tullingcr als reinliche Hausbesitzerscheirau konnten sich iehen lassen neben den männliche» Tugendbolden wie dem Großkaufmann Ferdinand Säubert (.Herr Witts und dem heimlichen Schwerenöther Iantzcn (Here Bauer). AIS 10,. merk, mssoulini xonm und als 10 weü. tomini Mnori« thatcn Herr Paul und Frau Bastö in einem iernici! Zusammenipiel ihr Bestes: beide Rollen können sich aber nicht im Entferntesten an Tankbaikeil mit irgend einer Episode des Stückes messen, nnd wäre nicht schon im ersten Akte die Wendung im Charakter der enirincipilten Lisbelh vorauSzusehen, würde sogar manch' burschikoses Wor! und derbe Wendung im Munde der »Frl. Doktor" allzu herb klingen. In kleineren Rollen bewährten sich Frl. Gasin, als Backfisch und Frl. Schendler als Dienst mädchen, während im ersten Stück Herr Hufs den fürstlichen Kammerdiener spielte. — Das Publikum folgte dem 'Werk, wie der Darstellung, der die Regie des Herrn Lewinacr beson deren Schliff gegeben hatte, mit von Akt zu Akt steigendem Interesse, das sich in stürmischem Applaus und Rusen nach deni Dichter kunbgab, der wiederholt vor der Gardine erscheinen durfte und mit vollem Recht stolz sein darf auf den Dresdner Erfolg. Vinit seguente!,' P. A. Wolsf. x Recitalions-Abend von Paul Struve. Der .mistige Eindruck, den Herr Struve bei seinem früheren Auftreten iec hiiitcriasscn. wurde mit den vorgestern gebotenen Vorträgen wesentlich erhöht durch geklärte Vortragslunst, Vertiefung ocS Ausdrucks und Beherrschung des geistigen Materials, die der inngc, des Augenlichts beraubte Künstler im weiteren ernsten Studium sich zu eigen gemacht. Mit diesen unter erschwerenden Umständen erworbenen Mitteln ist-Herr Struve heute berechtigt, als iutcccffan- ier, aus gediegen künstlenschei Erziehung hervorgegangeuer Reci- tator auszutreteu und die allgemeinere Aufmerksamkeit zu be anspruchen. Ob es ihm gelingen wird, in dieser Kunstrichtung, in der nur höchste künstlerische Begabung in Bereinigung nütz großen phtzsnchcn Mitteln sichere Siege feiern kann, eine hervor-! ragende Stellung cinzunehmen. bleibt vorläusig noch offene Frage, j Die Wahl der vorgestrigen Vorträge war nicht in Allem eure^ sonderlich glückliche. Dichtungen wie »Montmartre" c Stern . »Der ! Zauber der Heimath" (Hemaus. deutsch von Freiligratl» »Tie sieben Nixen" (Roauettes werden in ihrem allgemein verstand-! lichen, ansprechenden Inhalt ans sichere Wirkung eher zählen! dürfen als die aus K. Sticlcr's „Winter-Idyll" entnommenen! Fragmente: »An meine Mutter", »An meinen Vater", Ohne den hohen poetischen Werth dieser Gedichte, die Bedeutung Slicler's zu verkennen, ist diesen Poesien eine größere Anziehung nicht zuzu- sxiechcii. Bei aller Schönheit der Gedanken und Form bleiben I>e Bruchstücke eines Ganzen, das nur als solches auf volle Wirk-! ung zählen kann. Roch bedenklicher steht cs um die Recitatwnj des dritten Aktes aus Wildenbruch's »Kaiser Heinrich". Das mehr thcatraliich als poetisch empfundene Werk schreit förmlich nach seinem wahren Bestimmungsort, der Scene. Hier erschüttert nicht nur der gewaltige historische Stoff, vor Allem kommen hier auch die absichtlich cingeftchttcn scharfe» Gegensätze zur ganzen Geltung: die furchtbare Gcwittcmacht. in der Kaiser Heinrich mit helden hafter Todesverachtung über den Rhein setzt, die Furcht und Be stürzung der Klosterfrauen, der Eintritt des sterbenden, mit dem Baniislnch des Papstes belegten .Herrichers, die ergreifende Begeg nung mit Praxedis, das rosige Dämmern des Tages nach der entsetzlichen Nacht, die hinreißenden Segnungen Deutschlands ans dem Munde Heinrichs, der Tod des gewaltigen Mannes, die sür die Umgebung Heinrichs vernichtende Erhebung des jungen Herrschers — das Alles wirkt, wie hundert Mal erprobt, auf der Bühne mit elementarer Gewalt. Im Concerlsaale müssen diese großartigen Effekte aber mehr oder weniger, wenn nicht gänzlich vcriagen. Wenn Herr Struve trotz alledem auch hier einen Achtung gebietenden Erfolg erzielte, so mag dies um so lauter sür seine Begabung und die Hingebung sprechen, die der sympathische Künstler seiner Ausgabe entgegen bringt. U. 8t. i Heute vor 70 Jahre», am 18. Oktober 1827, wurde zu Basel Arnold Böcklin geboren. Nicht nur seine Vatechtad! Basel, nicht nur seine zweite Heimath Florenz, nicht nur Deutsch land, nein die ganze künstlerische und gebildete Welt feiert diesen Tag. Die Werthschätzung dieses Meisters, der ohne Frage zn den originellsten und genialsten Malern unserer Zeit gezählt werden darf, ist nach Jahrzehnten der Mißachtung, ja Verkennung »einer allerdings oft ohantaslischen nnd cxcentrijchcn Kunstrichtung heule so allgemein, daß allenthalben Ehrungen mannigfachster Art an diesem festlichen 10. Oktober sür ihn geplant werden und daß kaum eine Zeitung oder Zeitschrist bei dieser Gelegenheit seiner und seiner Kunst nicht gedenken wird. Von all' den zahlreichen Anerkennungsartikeln wird Meister Böcklin aber kaum rin zweiter so viel Freude machen, wie der seines Freundes Georg Hirlh zn München in der Huidigungsnummec der »Jugend", der mit kon- aenialem Verstandntß eine ebenso irrsfendc, wre erschöpfende Charakteristik des Menschen und Künstlers Böcklin giebt unter der Ueberschrift »Sein Auge, seine Hand, sein Herz und sein Zorn", Von bcsondereni Interesse dürfte der Schluß dieser Darstellung von des Meisters Schaffen sein, der hier Platz finden soll. »Wie der große Arnold überhaupt nur dazu gekommen ist, gerade Maler" — so schreibt Georg Hirlh — »zu werden nnd zu bleiben? Er hätte ja auch Mechaniker. Naturforscher oder Baumeister werde» können, ganz gewiß aber Bildhauer oder Lustschiffer. Tenn er hat nicht nur das Zeug zu einem Leonardo, sondern auch du ecntrifugalen Gelüste. Ein so feiner Beobachter, ein so reiche, Phantast, ein solcher Meister im plastischen Denken ist fortwährend in Gefahr, auf jeinen Luftfahrten an einem unbewohnten Eiland hängen zu bleiben. Ihm hatte es insbesondere die Luftschifferci angethan. der Schwalbcnflug nnd das Sehnen nach hohen Lüsten, wo er allein wäre. Das Problem Plagt ihn heute noch gewaltig, und dennoch hat er den Pinsel nicht mit dem Steuerruder des Aeronauten vertauscht. Warum? Man könnte an den brave» Pflichtmenschen, an die Sorge um die große Familie, an die Noth des Lebens denken nnd müßte ihr dankbar sein, dieser lieben Noll,, nr das gute Werk, daS sie an der kunstliebenden Menschheit voll- iracht. Aber ich glaube bei ihm an eine andere Macht, das ist sein feuriges starkes Herz, der Urquell seiner phänomenalen Gesundheit, seiner wundervollen leiblichen und geistigenEpIgenesiS, seines eisernen Fleißes, seiner Ehrlichkeit, seines Humors, seiner Frömmigkeit, seiner Treue, seiner Poesie, seiner Musik, seiner ZecherfröhUchkeit, lauter Dinge, über die man besondere Aussätze schreiben könnte. Aus seinem Herzen steigen die glühenden Farben herauf, aus seinem Herzen quillt das Leben des lieblichen Gelichters nnd der leibhaften Gespenster, die er uns vorzaubert. Dieses Herz und sein leidenschaftliches Bednrfniß, sich rwszusprechen. bat ihn immer wieder an dir Staffelet getrieben, sein Blutstrom hat sh» üb«- Dresdner Nachrichten. Sir. 287. Seite S. Sonnabend. 1«. Oktober 1897
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