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Ar. 805 Seile 2 — »Dresdner Nachrichten" — Monlas. 27. Oktober 1«0 PrMeakung NS zum Serdnmibrr! SaS RestdSwirWMmstiistertmn an Sk Midcr Berlin, 26. Okt. lE i g e n e Drahtmelbung.s Da» Schreiben, das der mit der Führung der Geschäfte des ReichS- wirlsctiaftsministers beauftragte Staatssekretär Dr. Tren del e n b u r g an die Länderregierungen gerichtet hat und das diese aussvrdert, für eine Preissenkung im Anschluß an die Kohlenpretssenkung zu sorgen, wird bei den Länderregie- riingen, wenn die Wünsche der Reichsregierung erfüllt werden sollen, eine ganze Reihe von Maßnahme» notwendig mache». Die Landesbehörde» haben die Möglich- keit. auf Grund der Notverordnung des Reichspräsidenten in lokale K a r t e l l b i n d u n g e n e t n z u g r e i f e n. Sie lönnen den Versuch machen, durch Aushebung solcher Kartelle Preisbildungen >»i Kohlenhandel innerhalb der einzelnen grogeren Gemeinden oder Veriorgungsgebiete zu verhindern. Der Versuch, schon jetzt die örtlichen Preisbandelüorganisa- iionen zu Preioberabsehnngen zu veranlassen, kann dagegen nur ans der Basis einer inoffiziellen Einwirkung vor- genominen iverden. Ebenso sollen die Länderregierungen gegenüber den Gemeinden eine Herabsetzung der Tarife für Gas, Wasser und elektrischen Strom nur aus dem Wege erreichen, das, sie in ihrer Eigenschaft als Auft'iclusbehördcn die Kommunen ersuchen, die Herab setzung der.Kohlenpreise bei der Feststellung neuer Tarife zu berücksichtigen. Die Länderregierungen können dabei auch die Gemeinden veranlassen, im Rahmen der Neuregelung der Sleuerverteilung von dem jetzige» Snstem wieder abzugehen, bei dem noch immer der Versuch gemacht wird, einen Teil der städtischen Schulde» durch Erhöhung der Tarife zu decken. Einen direkten Zwang können die Länderregierungen als Aufsichtsbehörden gegenüber den Gemeinden bei der Tarispolitik nicht ausiibcn. Sie können sich nur »«direkt, dei dem Versuch der Gemeinden. »e»e Steuern durchzusetzen, auch mit der Tartfpoltttk -er Kommunen beschäftigen Die Reichsregtcrung hat die Hoff, nung, daß die jetzige Pret»se»kungSaktton wenigsten» einen geringen Erfolg auch beim letzten Verbraucher haben wird. Preissenkung für Kaus-ran-kohie Berlin, 28. Oktober. Fm verkauf der gestrigen Sitzung de» ReilirSkabtnett» beschäftigte man sich auch mit der Krag« de» Hausbrandes. Die Rctchsregtcrung wird dafür Sorge tragen, daß die im Bereich des mitteldeutschen und ostelbtschcn B r a u n k o h l e n s y n d i k a t ö vorgesehene Preissenkung gleichmäsiig auch dem Hausbrand zugute kommt, wie dies im Bereich der übrigen Kohlensyndtkate bereits sichergestellt ist. Aeizrnzoll aus LZ RM.. Gersten-oll auf 20 RM. erhöht Berlin, 28. Oktober. Rcichsmintster der Finanzen und RcichSministcr für Ernährung und Landwirtschaft geben unter dem 25. Oktober bekannt, dasi aus Grund des Gesetzes über Zollünderungen vom 15. April IE der Zollsatz für Wetzen und Spelz von 18.50 aus 25 Reichsmark je Doppelzentner und der Zollsatz für Gerste von 15 aus 20 Reichsmark je Doppelzentner, und zwar mit Wirkung vom 28. d. M. erhöht werden. Der Satz für Hartiveizen zur Herstellung von Hartwetzengrieß unter Zollsicherung wird — wohl im Interesse der verarbeiten, den Industrie, da sich nur der kanadische Wetzen zur Ver» arbeiiung eignet und das heimische Produkt ungeeignet ist — mit Wirkung vom 5. November auf 11,25 Reichsmark fest gesetzt. Bekanntlich erfolgte erst am 28. September die letzte Weizenzollerhöhung, während der Gerstenzoll seine Erhöhung in Anpassung an den Zollabsatz für Wetzen erfahrt. Sewt mit Lllkrs Antwort niWisrlttm Paris, 26. Okt. Unter der Ueberschrift a s mir Hitler erwidert" setzt Hervö seine Artikelreihe i» der „V i c t o i r e" fort. Er sagt darin u. a.: Hitler habe den ihm von Rechberg uigeleileten Fragebogen nicht beantwortet, son dern im „Völkischen Beobachter" neue Fragen ausgeivvrsen. Nach Wiedergabe des betreffenden Artikels sagt Hervö, dah er sich keineswegs in der Adresse geirrt habe. Nach dem Wahlersolg der Nationalsozialisten sei die französische Regierung weit davon entfernt, zu seinen. Hervös, Anregungen Stellung zu nehmen. Sie sei ausschließlich da mit beschäftigt, die Grenzen zu befestigen, das Kriegsmaterial zu vervollkommnen und die französische Armee zu verstärken. Er. der schon vor dem Kriege Anhänger einer deutsch-franzö sischen Verständigung gewesen sei, habe diesen Gedanken im Interesse beider Länder und ganz Europas jetzt wieder aus genommen. Das habe er unter der Voraussetzung und Be dingung getan, das? der Haft zwischen beiden Ländern durch diele Zugeständnisse endgültig begraben werde. Eine der artige Zusicherung erwarte er in der Form einer Ehren- Verpflichtung von seiten der Leitung des Stahlhelms und der siingen Nationalsozialistischen Partei, Nur ans diesem Wege könne eine endgültige Versöhnung kierbeigesübrt wer den. Hitler scheine zu glauben, dag er, Hervö, Deutschland ein Militärbündnis mit Frankreich anszwin gen «volle. DaS sei ein Irrtum. Er wünsche nur. das« Deutschland gemeinsam mit Frankreich die Garantien für einen neuen, durch die Abänderung der Friedensverträge zu stande kommenden europäischen Stalus übernehme Gemeinsam mit Frankreich müsse Deutschland die Neu ordnung schützen, wenn es jemandem cinfallen sollte, mit bewaffneter Hand daran zu rütteln. Dabei denke er an den Bolschewis mus und ziele aus keinen anderen europäischen Staat, be sonders auch nicht aus das faschistische Italien, dessen Freund er sei. Er persönlich glaube nicht an den Völkerbund, der ihm aus lange Zeit hinaus als eine Art „Scherz" erscheine, In Frankreich glaube nur Vriand wirklich an sein Genfer Schoßkind, während der Rest der Franzosen nur ans sich selber zähle. An eine Abrüstung Frankreichs sei bei der heutigen europäischen Lage gar nicht zu denke». Er bitte Hitler, jetzt ganz klar aus seine ernsthast gemeinten Vorschläge zu ant worten. Sntrmativnalrr Rrdeweltbewrrd der Primaner Washington. 28. Okt. Vor mehreren tausend Zuhörern, unter denen sich der deutsche Botschafter und die Missionschefs der übrigen beteiligten Länder befanden, wurde gestern abend hier der 5 internationale Redewetlbewcrb veranstaltet, an dein je ein Schüler ans Deutschland, Chile, England. Frank reich, Irland. Kanada Meriko und den Vereinigten Staaten teilnahm. Eingeleitet wurde der Wettbewerb mit Begrü ßungsworten Präsident Hoovers. Jedem Bewerber standen sechs Minuten sür eine vorbereitete Rede zur Versügung. An schließend erhielt jeder von ihnen ein ihm bis dahin nicht mit- geteiltes Thema, über das er dreivtertel Stunde Nachdenken und sodann vier Minuten sprechen konnte. Der Deutsche Heinz B o ck h a ck e r aus Wuppertal-Elberfeld sprach zuerst über das Thema« „Die Bedeutung der Geschichte sür die sunge Generation", und nachher über „Politische Realitäten im heu tigen Deutschland". Zum Sieger erklärt wurde der in Washington gebürtige Amerikaner Edmund Gullion, der nach überein stimmendem Urteil in seinem Vortrag Hervorragendes leistete. Ein mußWes MstvroltoiiSvrvgramm Berlin. 27. Okt. Gleichzeitig mit dem bereits gemeldeten Arbeitsbeschassungsprogramm hat der preußische Mintsterprä- sideut ein umtasseudes Meltorattonsprogramm des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Dr. Steiger, das ebenfalls die Zustimmung des StaatSmtnistc- rimns gefunden hat, au den Reichskanzler ivettcrgelcitct, Landwirtichaftsmintster Dr. Steiger schlägt vor. Im Rahmen des ArbeitsbcschafsungsprogrammS des Reiches mit größtem Nachdruck sür die Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Meliorationen einzntrcten. An Hand eines «msangreichen Zahlenmaterials weist er aus di« der landwirtschaftlichen Kultur noch nicht er schlossenen S.» Millionen Hektar Hoch- und Nieder««»»- moore hin, deren Erschließung den jährlichen laudwirt» schaftlichen Ertag Deutschlands um gewaltig« Wert« erhöhen könne. In der 3«> Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche ausmachenbcn Griinlandwirtschast seien 2 Millionen Hektar ungenügend ertragsjähig. Mit gutem Beispiel voran Berlin, 28 Oktober. Der Herr Reichspräsident hat sich dem gestrigen Beschlüße des Reichskanzlers und der Reichs minister. nicht erst eine gesetzliche Herabsetzung der Bezüge ab» zuwaricn, sondern bereits am 1. November d. I. aus 28 Pro zent ihrer Gchaftsbezüge zu verzichten, angeschlosten und dem entsprechend mit Wirkung vom 1. November d. I. ab dem Rcichssinanzminister 28 Prozent seiner Gehaltsbezüge zur Verfügung gestellt. Die Kan-lerbesprechmrs mit öen norööeutschen Ländern verschoben Berlin, 26. Okt. Die ursprünglich aus Dienstag, den 28. d. Ni., anberaumte Konferenz des Reichskanzlers und deS Retchsfinaiizmintsters mit den Vertretern der norddeutschen Länderregiekungen ist — sicbeLem Vernehmen nach — vor läufig aus Freitag, den 81. Oktober, verschoben worden. Am Nachmittag des 31. Oktobers soll dann noch eine Sonder- konfcrenz mit den Vertretern der.Hansastädte stattfinden. Parteiische PersoimIvoM in Preußen Vraktivsläung uausrar Sarttuar 8vl»rtM«ltnn« Berlin, 26 Oktober. Die preußische Landtagssraktion der D e » t s ch ii a t i o n a l e n hat zusammen mit den Natio nalsozialisten folgenden Urantrag eingebracht: Durch die Tagespreise sind Nachrichten gegangen, daß der Land rat z. D. Dr. Sch o l z gegen daS preußische StaatSmintsterinm den Vorwurf erhoben hat, er sei auf einen wissentlich n n r i ch t i g e n B e r i ch t des preußischen Innenministeriums hin in den einstweiligen R n h c st a n d versetzt worden. Dieser Fall scheint ei» neues Beispiel für die oft in der Oesfentlichkeit erhobene Behauptung zu sein, daß die Personalpolitik in der preußischen Verwaltung nicht nach sachlichen Gesichtspunkten geführt wird, sonder» »ach parteipolitischen Grundsätze». Der Landtag wolle daher einen Untersuchungsausschuß zur Unter- suchung dieser Frage einsctzen. ylonng in Paris. Owen Aoung und die amerikanischen Vertreter sür die vorbereitende Abrüstungskonferenz sind am Freitag in Cherbourg eingctrosfen. Boung begab sich nach Pari s. Beaftttens pesvisveische Regierung Unter Führung Me», Kra«e»» V«i»- 28. Oktober, «i« Haoa» g«A M, de J«»«tr» de« richte^ ist eine »r,»il«ris»e Regier««« gebildet «wrde», die Ach s»I«ender«aße« zusammeusetzt: L»ste««i»t S«stt»mt»tfter ««rine»t»»fter , Die »ed-ntendfte Versiinlichk KetzneZ, der lgngjgHrig« Vertreter VrasiU«,» im Völker. »u«b. West, Keane», »er «iederhglt Minister war. ist »ährend de» Wahlkampfe» «l» et««r der schärfste« Gegner des Präsidenten Washi«gton Snt» her,»rgetr«te». General Barett, gehört« »ekanniltch schon der Militäri««ta g«. R»ch der Marineminister ist in vraplte« lehr bekannt, während die übrigen Mitglieder des Kabinett» Htsher kein« politische Rolle gespielt haben. „Associated Preß" meldet au» Rio de Janeiro, di« provi sorische Militärjunta hat den Präsidenten von Rio Grande d« Snl, Getnli» varga», ausgesordert, die Präsidentschaft von Brasilien,« übernehme«. Roch keine Derrrhisuris Ri» de Janeiro, 28. Oktober. Die provisorisch« Regierung wird mit de» Vertretern der Revolutionäre in Rio Grande do Sul in Verhandlungen etntreten. Der Staat Sa, Paulo soll sich einer Meldung zusolge der Ausstands bewegung angeschlossen haben. Der MilitärbesehlShaber im Norden wird nach einer weiteren Meldung sich an einer Ne gierung aus militärischer Grundlage nicht beteiligen. Die Lag« i« Land« ist «ach wie »or anßergewöhnlich. ganz besonders im Staate Sao Paulo, wo in dessen gleich namiger Hauptstadt augenblicklich keinerlei Staats- gemalt weder von den legalen noch von revolutiu. nären Behörden ausgcübt wird. Es kam in Sao Paulo im Lause deS gestrigen TageS zu einigen Schießereien. Als die Nachricht etntras, dah der Bundespräsident Washington Luis zurückgetreten sei, verließen die Beamten fluchtartig die Stadt, ohne sich um die 'Verwallling zu kümmern. Die in Sao Paulo ln Garnison stehenden Bundestruppen blieben ohne jede Instruktion zurück. Weiter wird aus Rio gemeldet: Die Lage ist immer noch gespannt, io baß eS infolge der Rivalität der poli. tischen Persönlichkeiten leicht zu neue» blutigen Konflikten kommen könnte. Tic Militärjunta hat beschlossen, dir abgesetzten Minister sür Justiz und Landesverleidigung in Haft zu behalten und die anderen Minister in Freiheit zu sehen. Der während der gestrigen Zerstörungsorgie angerichtete Schaden wird ans eine Million Dollar geschäht. Sieben Zeitungs- druckeretcn wurden zerstört. Nach weiteren Meldungen hat sich Präsident Luis in dns Fort Copacobana in Schutzhaft begeben. Luis soll sich immer noch weigern, das D i m i s s i o n ö s ch r e i b e n zu unterzeichnen. Er soll erklärt haben, die vorläufige Regierung nicht anzuerkenncn. Ndtoßonl -«Wen RatlviwisoMsten und Kommunisten Dortmund, 26. Okt. Zwischen zwei Zügen von National sozialisten und Kommunisten, die von den in gleichen Stadt- teilen abgehaltenen Parteiversammlungen zurückkehrten, kam eS zu einer Schießerei. Plötzlich sielen beim Vorbeiziehcn der politischen Gegner ungefähr 25 Schüsse. Es wurden 16 Kom munisten verletzt. Einer von ihnen ist in der Nacht noch seinen schweren Verletzungen erlegen, sechs weitere wurden schwer und drei andere leicht verletzt. Bei dem Toten handelt es sich um einen 18jährigen Mitfahrer. KommunlstWe Ausschreitungen in MH« Itzehoe, 28. Oktober. Anläßlich der gestrigen Kollegicn- sitzung in Itzehoe, in der unter anderem auch zahlreiche kom munistische Agitationsanträge beraten mnrdcn. kam es zu schweren Ausschreitungen. Etwa 266 Kommnntstc» versuchten sich mit Gewalt Eingang inS RathauS zu verschossen. Sie durchbrachen nach mehreren -Versuchen die erste Polizei- kette. Die Polizei sah sich schließlich gezwungen, vom Gummiknüppel Gebrauch zu machen, wobei es auf seile» der Angreifer mehrere Verletzte gab. Srcßei Wassrnlager ln Westfalen gesunden Dortmund. 28. Oktober. Beamte der politischen Polizei in Dortmund »ahmen ans dem Gute des verstorbenen Freiherr» von L a n d S b e r g» V e h l e n , Ahausen bet Finnentrop, eine Suche nach Waffen vor, die nach einer bet der Polizei ersolg- ten Anzeige sich dort befinden sollten. ES wurden auch tat sächlich aus dem Gutsspeicher 8 Kisten mit 1 5 6 I n f a n t e r i c- gewehren. Modell 68, gefunden, denen aber die Schlösser fehlten. Diese fand man später bet dem Privatförster des Gutes, der in einem Nachbarort wohnt. Außerdem batte der Förster noch 7000 Schuß Insantericmu nitton in Verwahrung. Besetzung der Älsdorfer Dpfrr