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Dresdner Nachrichten : 08.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-08
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.03.1874
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». Mn! 2»» ktna rttolgeo soll, so wollen unsere Templer dudln um die erste zrüßungS-Vtsite macken und da- erste .Ltvlk GvtteS" bilden zu können. Kurz vor dem Schlüsse seiner Siebe warb der Vor tragende recht komisch untcrdl ochen. Einer der Anwesenden stund pus Und bebuuptete, der Redner Hube tön einen „»Bengel" und «Marl" genannt. Damit war das Zeichen zum Skandal sie ge»«,. Augenblicklich lösten sich alle vanden frommer Scheu «nd durch wüste-Getöse Hörle man: „Schineisit den Kerl nuuö". Hör ein Volk Gottcö kann dieser gesellschaktliche Ton freilich »lclst Lassend erscheine». Die Templer waren arg bedroht, biö recht- zeitig im Hintergründe die imponircnbe Gestalt des Frauensicincr tvraue arm'S austäuchte. der uuo ganz gewöhnlicher irdischer Macht- ollkouuncndeit daö Volk Gottcö und die Andern »ach Hause ü'ven hieß. — Radeburg. 8. März. Zu dem am Mittwoch stattge ftmdenen Biedmarkt batten sich hier bereits den Tag vorher nicht weniger aiö 9 „Bauernfänger" eingeiunde», welche, nachdem eS Ihnen gelungen war, in üllcnberg bei Aloritzburg, wo am Diens tag Viehmarkt war. einem Viehhändler auü Orirand 40 Thuler lm Kümmelblättchen abzunehmen, hier Ihr Glück versuchten und richtig auch einen Bauer auö Dobra sanken, der 100 Thlr. setzte, natürlich um sie zu verlieren. Diese Leute sollten dlclcldcn aber sticht vollständig nach Hause bringen, denn der hiesige SlintS- wachtmeitter Klein», setzte ihnen nach', fand sie im Gasthoie zu Berbisdorf, als sie eben die Beute theilten, und arretirte unter Beihilfe deö OrtSrickters nicht weniger als siebe» derselben. Sic wurden regelrecht gebunden, auf einen Wagen geladen und unter zahlreicher Bedeckungömannschaft AbendS halb 10 Uhr in das Amt hier eingeliefert. Unter den Arretirten befinde» sich zwei. RamenS Splitt und Müller, die in Frietrichstadt-DreSden An fangs vor. I. bereits einmal mit abgeiange» worden waren, aiö sie 100 Thlr. erkiimmelblätkcrt hatten. — Oberrod er». März. Gestem entleibte sich hier durch Erhängen auf dem Boden seines Hauses der Mischer L. — Gestern Siachmittag 5> Ubr fand man in einem Apparte ment de» hiesigen böhmischen Bahnhofes ein todteü, etwa einige Tage altes Kind männlichen Geschlechts. Bis gestern mangelte ev an jeder Spur der Berbrecherin. — Aus Chemnitz, 28. Febr., wird der „Reichsztg." berichtet: »Folgende edle Handlungsweise eines im Jahre 1852 mittellos und mit Hinterlassung einiger Schulden von Chemnitz fortgegangencn Feilenhauergesellen verdient bekannt zu werden. Derselbe ist 1854 «ach Südafrika ausgcivandert und dort inzwischen durch eigene Thätigkeit in sehr günstige Bermögensverhältnisse, in den Besitz großer Ländereien und zweier Dampswollwäschereien gekommen. Im vorigen Herbste hatte er den Rath um Ermittelung seiner hie sigen Gläubiger gebeten, und nachdem diesem Wunsche entsprochen war, hat er jetzt den fünffachen Betrag für jeden seiner Gläubiger in Wechsel auf London an den Rath eingesandt mit dem Ersuchen, die Auszahlung zu bewirken, den lieberschuß von 110 Thlr. aber an hiesige unbemittelte Feilenhauer oder in deren Ermangelung nach Gutdünken des Rathsvorstandes an arme Wittwcn zu vertheilen. — In dem Lungkwitzbach bei Kreischa ist am 2. d. der Karls Mann Lübeck aus dem genannten Orte ertrunken. Er war mit sei nem dreijährigen Kinde ausgegangen und amNapde des Baches Hai ihn wahrscheinlich ein Schlaganfall getroffen. DasKind kehrte allem »urück und sagte nur, der Bater ser ins Wasser gefallen, worauf man die Leiche suchte und nach mehreren Stunden fand. — Am 3. d. hat der Tod i», Dorfe Quohren bei Kreischa da- irdische innige Freundschaftsband zweier Geschwister: Car! Gottlob Psützner (80 Jahr) und Johanne Pfützner (70 Jahr' getrennt. Ab« — da dieses Geschwister-Paar von den Kinderjahren an nie getrennt von einander gewesen und stets ge»,einsam eine Wohnung gethestt, so war auch der Tod einsichtsvoll und lieh sie gemeinsam ststch«». Beide Geschwister sind am selben Tage gestorben und in ei» Grab bestattet worden, — Das Schachtgebäude des Einheitsschachtes vom Jwickam , Hrückenbergverein ist in den Frühstunden des 6. ds. niedergebrannt ES ist dadurch nur eine kurze vorübergehende Betriebsstörung ein getreten und dem Schacht selbst kein Schaden zugefügt worden. — In Neuspremberg ist am 4. ds. früh 7 Uhr die dein toetigen Bürgermeister gehörige Flachsfabrik mildem Transmifsionü- werk durch Feuer zerstört worden. Bis jetzt kann man nur an nehmen, daß Fahrlässigkeit die Ursache zun, Brande war. — Am 1. d. ist ein 6 jähriger Knabe in einem Wasserbassin ür Niederplanitz ertrunken. , -- Versteigerungen am 9. März i» Len GerichtS- trst: Bautzen: Johann Jänichcn's Haus in Seidau, 1800 är.; Pirna: Bankdirector Bretschncider's Baustellen, 21,189 Ar.: Abbau: Ernst Fiedler'» Grundstücke in Klelnschweituitz, 580 Thlr. tarirt. ^ ^-Oeflentliche Gerichtssitzung am ü. März. Ein schon 9 Mal bestrafter Mensch saß heute auf der Anklagebank, um gegen das Erkennt,,iß erster Instanz, welches auf 2 Jahr AuchthauS, 3 Jahre EhrenrechtSvcrlust, Stellung unter Polizei- «issicht und Erstattung der Kosten lautete, Einspruch zu erheben. Der frühere Schuhmacher, dann Handarbeiter, Friedlich Gottheit Schmidt, erst am 8. Januar dies. I. aus Waldheim entlassen, schien wieder großes Verlangen nach einer Versetzung dahin zu haben, sonst hätte er nicht schon 8 Tage nach seiner Entlassung auS dem Zuchthause einen neuen Diebstahl auSgenchrt. Das Thlr. DievstahlSodjekt war diesmal ci» neuer, aui 10 Werth ae- ia sogar Letzteren gar nicht zu kennen. Bei der Verhaft,»« den gleichzeitig 3 Taschentücher vorgesunden, welche Nagst»»«, der «gne* verw. Heber wider Johanne Christiane venhel. Täuscher hier und Gen.; 9'/- Uhr wider Christiane Henriette Ddring in Wil-bruff weg» Diebstahl; IG/, Uhr wider Rosine verehrt. Fischer und Ge», in Nirtergorditz wegen HauSfrictcnbruch- u. 7. w.; 11 Uhr wider Johann« Auguste Pappel bäum au- »Reudorf a. b. Spree wegen Diebstahl-; IN/» Uhr in Prwatklagsache» Carl Gottlied Herolds wider Carl Vottlled Förster in Radeburg. — Den 1t. März, «ormit- »,Mag- 9 Uhr, Hauptverhantlung wider de», Klempnergesellen Gustav Adolph Johann Oberländer wegen schweren Dieb stahls; Nachmittags 4 Uhr Hauptverhanklung wlder den Hand arbeiter Paul Mar Bö „Hardt wegen schwere» Diebstahls. — Witterungs-Beobachtung a», 7. März, A'otö. 5 U. Barometerstand »ach Otto L Bösest hier: 28 Paris. Zoll 3 L. iielt gestern gefallen 2 L.). — Thermometer nach Reaumur: 6 Grab über Aull. — Dir Lchloßthurmfahne zeigte West- Wind. Himmel: bedeckt. — Slblivlie tu Dresden, 7. März, Mittags: 2° 4" oder 1 Met. 22 Cent, unter 0. Tageggeschtchte. beantragt, die BundeSregterungen einzuladrn, biö zum Eing und biö zur Berathung einer in Vorderathuvg begriffenen 8 läge betreffs der Reform der Eisenbahntarise aus Grundlage Markrechnung ihre Entscheidung über Abänderungen von Urberziehec auö dem Herccngarderobegeschäit von Ru« olvh, Babcraasse. Zur Entdeckung führten die umsichtigen Be mühungen keS Genöbarmcn Gönncrt. Schmidt dritte den Ueber- ckeher beim Pfandleiher Graöhofs für 5 Tblr. versetzt. Beim Transporte deö Diebes durch den GenSdarm Gönncrt hat erster« seinem Transporteur 1 Tvlr. augcbotcn, wenn er ihn wieder frci- laffe. Daraufhin wurde auch die Anklage wegen Bestechung er hoben. Der Angeklagte bestreitet letzteres entschieden, da er kein Geld gehabt habe, hält es aber für möglich, daß er gesagt l aben könnte, er wolle dem Genöbarm überhaupt Etwas geben, wenn er Ihn frcilaffe. Bezüglich der Frage, wo er den Ueberzieher her habe, hatte der Angeklagte geäußert, daß er ihn in der Winh- schast von Schwarze aui der Annenstraße von einem Unbekannten tür 7 Thlr. 25 Ngr. gelaust habe und baß namentlich außer den damals Anwesenden auch der dort in Condition stehende Fleischcr- geselle Wenzel eS gesehen habe, wie der Verkauf vor sich gegangen sei. DaS hierzu nothige Geld hätte er noch mit aus dein Zucht- Hause gebracht; 8 Thlr. bat er auch bei,einer Entlassung dort erhalten. Der pp. Wenzel behauptete jedoch bei der Couiroiita- tlon mit den, SliMklagten, nicht« von einen, Verkaufe zu wisse», ' " ' " D ng wur- ... „ . „ Schmidt heim Abgang aus dem Znchthause erhalten haven wollte; Indem vetr. Effectenverzeichniß war lcdoch hiervon nichts zu ersehen; cd konnte ihm aber auch ein Diebstahl der Tücher nicht nachgewlescn werden. Zur Charakteristik de» Angeklagten möge dienen. daß er in der Voruntersuchung behauptet hatte, er wäre schon bei den zwei letzten Vergehen wegen Diebstahls unschuldig bestraft worden. Staatsanwalt vr. Hartmann beantragte Bestätigung dev erst instanzlichen UrtheilS. Derselben Ansicht war der hierauf zu« samniengctretene Gerichtshof unter Vorsitz keS Herrn Gerichts- rathS Trummler. — Angekündigte Gerichts-Verhandlungen: Den S. März Vormittags 9 Nhr Hauptverhandlung wider den Maurer Johann Friedrich Ernst Starke aus Losckwitz und Gen. wegen Diebstahls. — Den 10. Nachmittags 30, UbrHanvt- verbandlung wider Henriette Klara Leuschke von hier wegen Unterschlagung; desgl. Vormittags 9 Uhr unter Au-schluß Deutsches Skeich. Der Reichskanzler hat beim BundeSrathe « der chnung ihre Entscheidung über Abänderungen von Eisen« bahntarlstn auSzusctzen. In der Commission für die Novelle zur Gewerbeordnupg werben »Anträge vorbereitet, welche dahln gehen, die Wewcrbe- aerichte falle» zu lassen und an deren Stelle Schiedsgerichte zu bringen, welche a» die Orlögcmeiudcn angelehnt werben sollen. DaS Schiedsgericht besteht nur auS einem Vorsitzenden und vier Beisitzern. Die Gemeindebehörde soll au» den einzelnen Gewer ken eine entsprechende Anzahl von Beisitzern wählen, und zwar »ach Vorschlägen der Gewcrblreibendcn. Der Vorsitzende, welcher von der Gemeindebehörde bezeichnet wird, soll dann aus den so Gewählten die vier Beisitzer ernennen. DaS Verfahren und die Executlvbcsngnisse der Schiedsgericht« sollen durch eaö Gcirtz geregelt werden. So wird dabei von dem Gedanken auSgegangcn. daß man einerseits die bestehenden ordentlichen Ge- richte vor Zersplitterung zu bewahren habe', andererseits der CI- vilproeeßordnung nicht vorgreifcn dürfe, wie dies allerdings durch die in der Vorlage beabsichtigte Verbindung der Gewerbeaerlckte mit den Gerichten erster Instanz unvermeidlich wäre. In der Gewerbeordnung ivaren seither schon Schiedsgerichte verglichen; cö fehlte lür dieselben nur das gesetzliche Verfahren und die »Be stimmungen über die ExecutionSbrsugnisie, deren Ausführung dort dem Ortsstatute überlasten ist. An» diesen Gründen sind im Reiche viSher nur 27 Schiedsgerichte in Tbätigkeit getreten. Am Freitag Abend 0-8 Uhr ist der Bischof von Trier, 1)r. Eberhard, durch den Landrath verhaktet und in das Gefängnis, gebracht worben. Eine große Anzahl von Geistlichen begleitete den Bischof ans dem Wege dahin, der zusammengeströmten Men schenmenge ertbeilte derselbe seinen Segen. Ruhestörungen haben nicht statigestindc». Auch die zweite Pfändung deö Bischofs von Münster ist nun mehr richtig vollzogen. Um 9 Uhr Morgens am 5. März er schien nämlich abermals der Ereentor deö KreiSgerlckstS, um für 8 >0 Tblr. Möbel avzuviäudcn. »Rur zwei Zimmer dcS Bischoio b'iebcn dieses Mal noch unberührt. Trotzdem waren die gcsu»- r.nen Möbel nicht ausreichend, die genannte Summe zu decken; deshalb ging der Erccutor zum »Bischof, um sich nach Gelb, Gold- »nd SUdersachci, umzusehen. Der hochwürdige Herr zeigte unter entschiedenem Protest seine Kasse, in der man aber nichts sür ent behrlich hielt. Wie überall die Kirchen dcd Großherzogthumv Baden, In denen altkalhelischer Gottesdienst stättgeiunten oder bevorstcht, von den Jnialtiblsten als „entweiht und interbiclrt'. geräumt werden, io geschah ev letzten Sonntag auch mit der Spitalkirche i» »Bade». Um 10 Uhr war der erste altkatholische Gottesdienst; zwei Stunden vorher wurde nach der Messe daS ewige Licht, auö- gelölcht, der »Altar abgeteckt, das Allerbest laste in die Stadtkirchc iibcrgciührt. nachdem der baplan einen Protest dcS Stadtpfar- rerS verlesen, der überhaupt dreimal an Diesem Tage vorgetragcn wurde. Daö Ganze bot den widrigen Anblick einer in unsere Zeit nickst mehr passenden Intoleranz und Ausschließlichkeit. — Sind wir wirklich noch nicht weiter? Zur Berliner Sittenchronik schreibt die ,.V- Z.": Die Frau dcS Schuhmachcrmcistcrs Kasten stahl vor einiger Zeit in einem Matcrialwaarenlatcn einen Schinken zum Preise von 3 Thlr., nahm dcnsctben mit nach Hause und »Mann wie Frau dclectictcn iicd an dem seltenen Genuß. AIS der Schinken halb aufgegesten war, schlug dem »Manne plötzlich daS Gewissen in übergroßer Moralität, — er ging zur Polizei, dcnuncirte seine eigene grau wegen Diebstahls, und die vierte Criminaldevutation vcrurthcilte am Mittwoch grau Kasten trotz ihres Protestes, daß ihr treu loser Mann sie nur angezeigt habe, um seinen ehebrecherischen Gelüsten beaucmer nachgehcn z» können, zu sechs Wochen Ge- iängniß. Der Mann trat auch vor Gericht gegen seine Frau aiö Belastungszeuge aus. Aui der Flur des GerichtsgebäudeS traten beide Gatten wieder zusammen. „Nun werde ich Dich dock' endlich loS, taS ist doch ein Scheidungogrund!" lautete die Be grüßung dcS ManneS an die von dem UrtheiiSipruch ticl erschüt terte Frau. Frankreich. Wie daö „Journal de Marseille" meldet, hat daS »Appcllationsgericht von Air aus Grund deS Gesetzes vom Vendömlciirc des Jahres IV. die Stabt Marseille verurtbeilt, den dortigen Jesuiten, deren OrtenshauS im Jahre 1870 bei einer Emcute geplündert worden war, hierfür einen Schadenersatz von 39,ooo Fr. zu leisten. Gegenwärtig wird ein Gesetzentwurf, betreffend Bestrafung dcS Tragend falscher Namen, vorbereitet. ES ist nicht zn sagen, wie viele Personen in Paris, rhellS »m den Nachforschungen der Justiz, tbeilS um den Wcchselglänbigern zu entgehen, thcilv auch auö bloßer Eitelkeit »AdclSnamci, angenommen habe». England. Die Eröffnung deö Parlaments gm 5. März besteht in erster Linie nur auS einer Reihenfolge formeller Acte. Die »Vorgänge bei der Eröffnima sind durch den »Brauch bestimmt vorgeschriebe«. Ilm 2 Ilhr Mittags versammelt sich daS neue Unterhaus und envartet die Botschaft derköniglichen Commission, die vom Träger dcS schwarzen StabcS übermittelt wirb. Besagte Botschaft rust die Mitglieder des Unterhauses in das Oberhaus, und der Sccretär begiebt sich In Begleitung von so Vielen, alö der kleine Raum hinter der Schranke saßt, in die glänzende Kam mer der Peers. Die Commission tbut ihnen alövalb de» könig lichen »Wunsch kund,' daß daö Unterhaus zur »Wahl eines Spre chers (Präsidenten) schreite und die zn diesem Posten ausciiehene Person am folgenden Tage zur königlichen Bestätigung vorstelle. In seinem Versammlungslokale angekoinmen, nimmt da» Ha»S die Wahl ungesäumt vor. Et» Mitglied bringt, mit der Hand aui ein anderes Mitglied deutend, dlesrü als Sprecher in Vor schlag. Ein zwc tcö Mitglied erbebt sich, diesem Anträge zu le- eiinvlren und wenn, wie ,m vorliegenden Falle, eine Ilcbcreln- kunft zwischen Regierung und Opposition getrosten ist, welche eine Beanstandung des Vorschlags ausschsießt, so erfolgt die »Wahl ohne Weiteres durch Acclamation.. Der Nrugcwäblte äußert zu nächst von leine», Platze a„S einige Worte dcS DankrS und wird dann anfgetvrdert, den Vorsitz zu übernehmen. Die beiden Mit glieder, welche ihn vorgeschlagen. Holm ihn von seine», Platze ab und geleiten ih» z»,n Stuhle deö Sprechers. SS ioigen nun die üblichen Glückwünsche, und der Sprecher glebt zum anderen Male zu erkennen, wie sehr er die Ihm zu Thell gewordene Ehre em pfindet, worauf er den ersten Antrag aut Vertagung des Hause» biv zum folgenden Tage zum Beschlüsse bringt. Am Tage daraus begiebt sich dann derneuerwäblteSprecherzurscstgeictztenStunre mit den Mitgliedern dcS Unterhauses ln den Saal der LordS und erhält dort b,e königliche Bestätigung durch die Commission, bei welcher Gelegenheit er nach alter Weise ausdrücklich die Siechte und Privilegien des Unterhauses, hauptsächlich auch die Freiheit der Debatte, ausdrücklich beansprucht und zugesichert erhält. In daö Unterhaus zurückgekebrt, rankt der Sprecher den Gemeine» nochmals für die ihm erwiesene Ehre und erinnert sic daran, daß zunächst die »Vereidung vorgenommcn werden müsse. Kr selbst leistet dann den Eid allein und es beginnt daraus dl« Vereidung der übrigen Mitglieder, ivobei seder Einzelne rin Lertificat dar über apszuwelsen bat. daß seine Wahl vom Kvvnsecrrtär dem ' " Fes aiigrzrigt worden Ist. Erst nach der «er- ung, welche mehrere Tage in Anspruch vimM, rede verlesen. Türkei. In Lahadsch (Arabiens hat die , unter britische», Schutz, siebenten Person durch Truppen zuMIßbelli führt. L eriolgloS g Truppen zull Behörden gril «elto bisher ,> bat di«««hartnnaAn», Person durch die tsMch« iten zwischen den türkische» und englischen Freilassung de» Verhafteten M rrWyer esorben worden. Feuilleton. -s In derAuSfteNung de» Sächsischen Kunst, veretnö au» der Terrasie ziehen drei Bildwerke t» Marmor/do» v. Hoher Ich 1873) autgelührt, viele »Beschauer »». Man Mn zwar zunächst bedauern, daß der talentvolle Bildhauer nicht de" Lebensgröße bei »einen Figuren belieb» hat. Um unterlr ' zu erscheinen, sind sic wiederum zu groß und somit tcraroße vorherrschend, die bei plastischen »Werken nici fftrizend fein i», Ausdruck ist der Kops der «Leda ml( Sck-wan". die vorgebcugte und doch schüchtern abivehreude > luiig zu de», Schwan sehr bewegung-voll «nd bi» in- Dttatl ästhetisch durchgearbettet. Die Grupp« Ist geeignet, v. Hoher - frühe- Hlnsckstide» zu beklagen. Wie befruchtend mußte auf sein Talent der gesund«, köstlich« RealiSmu» der italienischenBildneret wirken, wie er sich auf der Wiener Weltausstellung — gewiß iebxm Beschauer unvergeßlich - varstelltr. Minder gelungen in der Haltung ist eine liegende Nymphe. Die Körpenormen sind „»schön gedrückt, der Anschluß der Unken »Achsel und der Brust «zwar sehr richtig, aber kein bildschönes Moment. Auch diese Figur ist seinzzcarbeitct. Außer Ihr ist noch ein geseffrlter Amor vorhanden. Man würde hier mehr Humor ln der Auffassung gewünscht haben, obschon auch dir» Werk gute Züge enthält. — Alle Freunde der Plastik werben mit Vergnügen höre», daß B rehmann'» „römische Spinnerin" vom Sächi. Kunsiverriu angekaust ist. Mochten doch recht bald GvpSnachblldungen der reizenden kleinen Figur da» Werk popnlartsiren. von Donn- dorf ist da» Reliefvlld de- verstorbenen König» Johann ausge stellt. Die energischen, ungebeugten Züge lassen aui frühere Le- denösahre deö Verstorbene» schließen, und das Bild macht auch sonst den besten Eindruck, weil eö die Kernpunkte in deö König- Evarakter: Wahrhaftigkeit und strenge Rechtlichkeit, veranschau licht. — »An Oelgemälten Ist nur »Weniges neu zu erwähnen. Ein Hohlweg mit trefflicher Perspective und schbncr Baumzeich- nuna von E. Sehbel verdient zunächst Erwähnung. Frische Farven sind Seybcl'ö Sache nicht; um so anziehender wirken seine Bilder auf die Dauer und beschäftigen die Phantasie de» Beschauer», wie seine bedeutende Technik den Kenner befriedigt. Der Oberste (KönigSsce) von Naiver iz. Z. hier) ist ungemein schön schwerinütbig beleuchtet. Von Simooson ist eln fpeci stsch DreSbensches Genrebild hübsch auSgeiührt: Im Zwinger ein i Kanone mit Schilbwache und eineKindergrupde, die ahnung-Ioi auf dem zweträderigen Morkwerkzeug herumsplclt. 4 Sächsischer Kunst verein, Brübl'sche Terrasse. Geöffnet täglich von 11—3 Uhr. I. OelgcmSlde: Choulant, Kgl. Hofmaler hier, Egnale grmide in Venedig. Claus hier. Landschaft, Motiv au» Loschwitz. v. Hassten dcSgl., Etranege- mälte, Seestück. Maetzer io Düsseldorf, z. Z. hier, Landschait, der Oberste Im balerischen Hochlande. ' Schröter hier, Genrebild. 4 In der permanenten Kunstausstellung. Gewandhauöstr. 1 (A. Elb), sind von heute. Sonntag an, neu ausgestellt: A. Orl« gcinäkde: „Bocca dt Cattars" und „Sonnenuntergang an der Küste von Dalmatien" v. Professor R.Kummer hier. — „Sign Bach", Landschaft von E. Weichberger tn Weimar. „An der Nor- wcgischcu Küste" von W. Schierd iu Christians». - „Plloten- hovt," Mariuebild von Schütz i» Antwerpen. - 8. Aguarelle: Puerto del Sol, Cathedrale von Cortova, SacramenthäuSchen i. d. St. Lorcnzkircbe in Nürnberg, sämmtlich von F. Pcriberg in Nürnberg. Genrebild von David BleS im Haag. 4 Unter dem anspruchslosen aber poetischen Titel: „Blüthen- staub" bat Wild. Jerwitz ein tüniicö Bändchen Dichtungen In Brosa in der König!. Hofbnchhantlung von Burtach erscheinen lassen, welches sinnigen Gemütbrrn wohl zu empfehlen ist. Phi losophische Reflexionen sind in ansprechender poetischer Ausdrucm- n-cise darin »ickeracicgt und manche zartsinnige Beobachtung überrascht und erfreut. de» Haus, LermischteS. * New - Vork. Neulich Abend spielte sich In der 28. Straße eine Scene ab, die ein trauriges Licht aus manche bcrNewhorkcr Famllienzustänte wirft. Im Hause Nr. 217, West 28. Stt> be wohnt ein Kohlentrüger, Namens John Donellh, mit seiner Fan,Nie, die aus seiner Frau Marv,' einem löjährlgen Sohne Patrick und einer Schwägerin Namens Rosa Rilrv bestand, da» Hintcr-Basement, das als eine der schlimmste» Spelunken der A>. Ward geschildert wirb. Die ganze Familie war dem Trünke ergeben, und sogar der 15jährige Sohn zu», GewohnheitSsänfer geworden. Neulich besauten sich Frau Donellh. Patrick und Rost, Rilch in obigem Lokale, wohin sie eine Nachbarin, Namen» B arh Harris, beichtete» hatten. Die junge Sippschaft war sehr bald betrunken, und der Bursche wurde gegen seine Taute un verschämt. Dieses führte zu Streitigkeiten. Rosa schlug kkn Knaben zu Boden, trat Ihn, aus den Untcxieib und setzte sich aut seinen Kopf, biö er erstickte. Die Mutter, aiö sie da- Unheil sab, rannte ans die Straße und schrie um Hille. Polizist Joi^r erschien, verhaftete die ganze FamIUe und brachte die Leiche in» StationShauS, von wo man sie In die Morgue tranSportirte. In einer von dem Coroner angesleliten Voruntersuchung erklärte Frau Donellh, daß ihr Sohn gestern betrunken war und seine Tante beleidigt habe, die ihm eine Ohrfeige gab. Die Mutter schritt ein. wurde aber dop Ihrer Schwester in die Hand gestochen. Letztere schlng den Knaben nieder, hielt Ihn fest und hämmerte mit einem Knüppel aut dessen Kopf, bis er leblos war. Der »Vater deö Knaben kam nun tn die Stube und pars seiner Schwägerin eine Lampe an den Kops. Tie Angeklagte sagte, daß der Junge sie zn erstechen vcrsuck't habe, daß aber der Streit bcigelcgt wurde, woraus der Bursche Whiskey holte. Nachdem der Whtvkeh getrunken war, wurde der Streit erneuert, und sie habe den Jnngc» umgeworien, aber nicht geschlagen. Sie schloß ihre Erklärung mit den Worten: „Wenn ich gehangen werde» soll, macht ra'ch; Ick, will rasch zum Kyaken." * Duellwntb. Wie anS Haimu berichtet wird, hat tm Hochstädter Waid bei WilhelmSbab ein Pistolrn-Durll zwischen dem Hanauer Oberbürgermeister Cassian und dem Amtsrichter OstuS stattgcsundci,, In welchem der Letztere einen nickt gefähr lich;«, Schuf, in den Oberschenkel erhielt. Als Vcranlassimg zu der Herausforderung bezeichnet man die Art und Weile, in wel cher sich Ostuo (zum größeren BürgeranSickuß gehörig) mehrfach und vor Andern über die dienstliche Thätigkeit de» Oberbürger meisters . insbesondere gegenüber der i» Hanau jüngst lehr leb haft ventiliiten Frage, betreffend die Ilcbcttragung der Polizei an die Stad», ausgelassen hak. Die Sacke kam al-vald st» in die Oeffentiichkeit. daß e>» straiaerichtlicher Auötrag de« Falls wohl unvermeidlich sein wird. — Auch auS Halle wird über den trau rigen AuSaang eines Duells berichtet. Daselbst starb der Stu dent .snr. Gundlack in Folge von Wunden. die er aut einer ln der Halde stattgehabte» Mensur empfangen batte. DI« Trauet der an,,en. tiefgedeuatrn Mutter, einer Wtttwr. über den Ver lust de- hoffnungsvollen Sohncö soll unbeschreiblich sein. * Der Berliner „Börsen-Conr." schreibt:,.Vor wenIgenWocken ging durch die Zeitungen eine Nachrick t von eiiwm unterbrochenen HochzestSseste lm Hause de- Generalfrltmarsck'all» v Manmiffcl. Alle- war zur Hochzeit vorbereitet, die Geschenke an-gestellt. die HochzeltSgäste versammelt, als die Braut „plötzlich von einem hef tigen Unwohlsein befallen sein sollte." DaS Hockzeltötlner fand ohne Braut und Bräutigam statt, welcher sogleich nach der Ka tastrophe abgrrrist war. Jetzt ist, wie wir au- sicherer Quelle ersah«», die beabsichtigte Heirath von beiden Theilcn definitiv aufgehoben worden." * lieber eine unwillkürliche Vergiftung durch Phosphor berichtet da» Berliner „Fr. Bl.": Wieder ist ein« diesige acht bare Fa»,Ille durch da» Absprltzen eine» Fünkchens Phoepkwr» beim Anzündcn eine- Streichholzes >n Trauer versetzt worden. Die Ehest«,» eine« Antiquitätenhändlers, Mutter zweier Kinder, batte die Angewohnheit, sich ihre Neidnägel anSznziehcn. Vor agen wollt« sie ein Streichholz anzünden, hierbei schen PboSvkor ad und gerade an d!c wunde irisch au«gcris.-enrn Neidnagel». Ein grrluaeS Brennen und rin kleiner Schmerz wurde aniänallch nickt be achtet und erst zu spät ärztlich« Hittr gerufen. Die nngincklichr ungefähr l l Tage sprang ein Stück Stelle de- eben
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