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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030813027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903081302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903081302
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-13
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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Dresdner Nachrichten Donnerst«,,. »3. August ELS Ar. 223 die Deevorstadt und da» Ditzchumsche Gymnasium nach den vom städtischen Hochdauamte bearbeiteten Planen unter der Ober» leitung des Herrn Stadtbaurals Bräter und der Leitung des Herni Stadtbauinspektors Sachße von Hemi Bonincister mause »uSgesührt worden. DaS BezirksschuI haus an der Ecke d,r Earolastraße und der neu angelegten, nach der Großen Plauenjche» Straße führenden Vitzthuiustraße wird schon in io>.nigeii Tagen in Gebrauch genommen werden. Dieses Ge» danve besieht aus Grd. und zwei Obergeschossen und enthält außer ->> Klassenzimmern inehrere Säle. eine große Zahl weiterer Räume iur D-tenstzwecke und ii» Untergeschoß eine Kochlehrküche mit Herden, sonne l Brausebad uul 16 Brausesländen und 32 Alts- kieidezellen sdas erste Schulbad in Dresdens mit alle» ersorder- ilü>en Redenräumen. Getrennte Eingänge mit überdeckten Vor hallen vermitteln den Zugang zu den auch uincrlich getrennten r'tbleilunuen iür »naben und Mädchen. Das an der Vitzthum- siraße stellende Realschulgebäude enthält im Erdgeschoß und zwei Obergeschossen l7 Klassenzimmer, inehrere Säle, Samm- iultgszimmer. Lebrräume silr Physik, Raturbcschreibung und Oyeinie und eine Aula mit 374 O.uadratmetern Bodenfläche, so nne viele weitere Dienslräiime und Wohnungen im Erdgeschoß für den .Hausmeister, im dritten Geschoß für den Hausmann und Heüer Äußer der Hauvttrepve vermittelt eine bis ins dritte beschoß durchgefnhrte Rebenlrevve de» Verkehr. Das V>tz- t h n m s ch e G n,» u a s i u in itt mit der Hauptfront der Dippoldis- u-aldaer Gasse zugekehtt Es birgt ii» Erdgeschoß und zwei Ober geschossen 9 »lassenziminer und 2 für kombiniene Clanen, Lehr- iäunie flir Physik und Ebenste, Rauirgeschichte. Sammlnngs- uild Zeicheniäle, einen Singsaal. Bibliothekzimmer und eine weitere Ainabi Diensträume für den Rektor und Hausmeister, desgleichen t,n dritten Geschoß und im Erdgeschoß Wohnungen für den Haus mann und Heizer. Die Aula besitzt bei einer Hohe von 7 Metern einen Flächenraum von 228 Quadratmetern. Durch eine Vorhalle und ein Vestibül gelangt mau zu der dreiarmigen Haupttreppe, durch einen Nebeneingaiig zu der bis ins dritte Geschoß führen den Rebentrepve. Der zwischen den Schulen verbliebene, zum Teil mit Bäumen besetzte Hofraum wird in getrennten Abteilen als Durn- und Spielplatz Verwendung finde». Am Treffpunkte dieser Plätze erhebt sich noch ein teilweise zweigeschossiger Bau :u,t drei Turnhallen. Im Untergeschoß desselben befindet sich die Heizzenirale für alle drei Schulen. Fiins Niederdruck- damptkessel mit je 33.5 Quadratmeter feuerberührter Fläche wer den den Heizungsdampf erzeuge», welcher durch Rohrleitungen in begehbaren Kanälen de,,. Schulhäusern zugesührt wird, lieber die Bauan der Gebäude ist folgendes zu erwähnen: Die Grundmauer» ruhen auf starken Kalkbetonfundamente» und bestehen auS Sand- sleincirundstücken. Das Mauerwerk des Oberbaues ist aus hart gebrannten Ziegeln, in Kalkmörtel gemauert, ausgeführt. Die rrevpeustufen und Podeste wurden sämtlich aus Granit hergeslellt, d-e Fußböden der Zimmer auS eichenen Riemen, die der Gänge, Kleiderablagen und Aborte aus sogenanntem Guhtcrrazzo. welch letzterer auf Gewölben, der Riemenfußboden aber aus Balken decken ruht. Die Architekturarbeilen an den Fronten aller Ge bäude, sowie die Fensterumrahinungen bestehen durchweg aus Sandstein. An den Straßensckmuseiten sind auch die Wandflächen des Erdgeschosses mit Sandsteiiiverbleudungen versehen, während die übrigen Waudflächen geputzt sind. Die Silhouette der Ge bende ist belebt durch meist in Sandstein ausgeführte Giebelaus- bauien, welche von den mit rotglasierten Dachsteinen gedeckten Dächern überragt werden. Eine moderne Formensvrache ist so wohl bei der Architektur und der Ornamentik der Fassaden, wie bc, der Ausschmückung des Junen, der Gebäude angewandt wor- den. Die Baukosten für die hier besprochenen Bauten belaufen sich auf zusammen rund Iss Millionen Mark, - * Die T otu n g de r Ba kl e r ie n durch das Licht ist eine der bedeutsamsten und interessantesten Entdeckungen der modernen Wissenschaft. D,e verschiedenen Lichtarten üben je nach Inten sität eine mehr oder n-eniger bakteriewchädigende Wirkung aus. Am stärksten ist dieie Wirkung naturgemäß beim Sonnen- licht, das ichvn »ach l'pstündlger Einwirkung Bakterien aller Art rötet, Aeußerst instruktive Verluche nach dieser Richtung werdet« uns in der Sonderausstellung „V o l ks kra n kh er ten u ud > h r e B e k ä m v s u n g" lPavilloi, XII der Deutschen Städte- AuSitelluugl vorgeführt, Um die baklcrientötende Wirkung des Sonnenlichtes zu zeigen, sind mehrere Doppelglasschalen mit verschiedenen Bcrkterienarten, unter Zuhilfenahme von Agar-Agar als Räbrboden, gcimvft und zwei Stunden lang dem vollen direkten Souneulicht ansgesetzt worden. Durch einzelne Papicrftreifen ui duchstabeistorm, welche auf die Glasplatten gelegt wurden, wurde das Sonnenlicht von den darunter liegenden Teilen des Nährbodens abgeblendct, iodaß die Bakterien im Schatten der Papierbnchsiaben wachsen konnten, während sie außerhalb der Deckung derielbe» ringsum durch das Sonnenlicht getötet wurden. Man lieht deshalb die im Schatten gediehenen Bakterien- kulturen in Buchslabenfonilcn auf den Dopvelglasschalen, Dieses Experiment weist uns nachdrücklich darauf hin, daß wir jederzeit darnach trachten sollen, unseren Organismus und unsere Umgebung, unsere Wohnung, unsere Gebrauchsgegenständc usw. möglichst viel und möglichst lange den heilsamen Strahlen des Sonnenlichtes auszuletzen die nicht nur auf den Organismus wirken, sondern auch die schädlichen Krankheitskeime töten. „Wo d:e Sonne nicht hinkommt, da kommt der Arzt hin," —* Sellens des sächsischen Landes-Obstbanvereins wurden in diesem Jahre an die Vorsitzenden der Bezirks-Obstbauvereine Kurten znm Zwecke der Feststellung der Obsternte-Aus- > ich ten in Sachsen versendet. Aus der Zusammenstellung dieser Becichtc ergibt sich, daß für Aepscl die Ernte mittel. Birnen mittel biS gering, Kirschen gut, Pflaumen gut bis mittel, Aprikosen gering. Piirsiiche mittel. Stachelbeeren gut bis sehr gut, Johannisbeeren gut bis lehr gut, Nüsse mittel und sür Weinreben mittel bis gering zu bezeichnen ist, — Bis 30, September d I werden Liebesgaben, wie Lebensmittel, Kleider, Decken, Betten, HauSgerät »sm.. die zur Unterstützung der vom Hochwasser im Stromgebiet der Over Geschädigten bestimmt und und von Privatpersonen. Unterstützungs- komitces oder staatlichen und Kommunalbehördcn ausgegebcn und an die mit der Verteilung betrauten Stellen gerichtet lind, aus den iächsischen Eiiendabnstrecken frachtfrei befördert. Nähere Aus- kunst erteile» die Güterabfertigungsstellen. —> In rapider Weise haben sich in Dresden und Umgegend Brikett- emgeführt und behauptet Nach statistischen Angaben sind lm Januar 10687 Tonnen gegen 37V. im Februar 8519 Tonne» gegen 3651. im März 7668 Tonnen gegen 3503. ini April 8296 Tonnen gegen 2946. ii» Mai 7814 Tonnen gegen 356l tm Vorjahre etugegangen. Besonder» waren die Plessaer Kohlenwrrke an diesen BrikettUeserungen beteiligt. Um deren Erzeugnisse auch weitere» Kreisen bekannt zu machen, hat die Kovlengroßhandluna A, W, Schänder,-DreSde» im Aufträge und als Tellbaber der Plessaer Braunkohlenwerke und Brikettsabnk Plessa dle Grube und Brikettsadrik samt der nächsten Umgegend ln der Abteilung für „rauch- und rußverhütende Feuerung-anlaaen" der Deutschen Städte-AuSstelluna in origineller, panoramaähnltcher Weise ausgestellt und dadurch die übrigen Ausstellungen der Brikeltindustrie interessant und praktisch ergänzt, —* Polizei bericht, 12, August, Bor einigen Lagen ist bei einem hiesigen Händler ein P osten Zinkblech von mehreren Zentnern Wellbleche für Bauten, Bedachungen usw j unter Um ständen verkauft worden, die darauf schließen lassen, daß der Verkäufer unrechtmäßig in den Besitz dieses Metalles gelangt ist Eine Anzeige darüber ist bisher nicht erfolgt. Etwaige Ge schädigte werden ersucht, sachdienliche Mitteilungen an die »briminalabteiluiig zu E. V. 1062 zu geben, Ivo auch das Metall besichtigt werden kann — Der Senior unter den seit Jahren regelmäßig ln Oybin anwesenden Sommergästen ist Herr Dr, med, MatterSdors aus Dresden. Der mit seltener Körper- und Gelstrsfrische ausgestattete Herr wird in den nächsten Tagen sein 93, Lebensjahr vollenden — Im Pseiserschen Steinbruchc in Cunsdorf wurde vor gestern früh von elnci» dir Strecke passierenden Bahnbeamten ct»r etwa 25iährlge Frauensperson mit je einer Schußwunde in der rechten Schläfegegend und der linken Brust lebend ausgesundcn Sie gab aus Befragen an, daß ihr Geliebter oberhalb des Steln- bruchs sich in einer Holzbude erschossen habe. Diese Angabe be stätigte sich. Der Entleibte wurde als ein aus Retchenbach ge bürtiger, seit Februar aber im Rheinland in Stellung befindlicher Kaufmann R, S, rekognosziert. Die Schwerverletzte, namens A, K. aus CunSdors, dle, wie die alsbald erfolgte ärztliche Unter suchung ergab. Gist zu sich genommen batte, brachte man nach dem städtischen Krankenhause zu Retchenbach in ärztliche Behand lung. Sie war seit etwa Mitte April nach dem Domizil ihres Geliebten verzogen. — Dem Arbeiter Stockmann aus Rittergut Gundors ist das tragbare Ehrenzeichen sür Treue in der Arbeit verliehen worden, — Vor Beginn der Preißelbeerernte schreibt man uns a»S A d o r f: „Von dem früher geübten Branche. Prcißelbreren nicht vor dem 24, August pflücken zu lassen, sowie vom Erlaß der lange Jahre in Geltung gewesenen qesttzllchen Vorschriften ist man abgekommen. DaS Ministerium des Innern hat vielmehr bemerkt, cS könne nach wie vor nicht für angezeigt erachten, daß gegen daS vorzeitige Einsammeln der Preißelberren mit Pvlizeiverboten ein geschritten werde. Bereits in einer früher vom Ministerium er lassenen Verordnung war erklärt worden, eS solle von beschränken den Vorschriften in dieser Hinsicht Abstand genommen werde», weil die hierüber befragten Sachverständigen sich für die Unscbäd lichtest der Preißelberren auch im unreifen Zustande ausgesprochen haben, -* Oberverwaltu ngsgericht. Durch Verfügung des Sladtrats zu Pirna vom 7, Dezember 1898 war dem Steinmetz Richard Alwin Roth und der Näherin Elisabeth Rosa verw, Halter, die damals in Pirna zusammenwohnien, unter Androhung einer Geldstrafe ausaegeben worden, getrennte Wohnungen in ver schiedenen Häusern zu beziehen, so lange sie nicht den Nachweis erbringen, daß sie die Eye mit einander eingegangen seien. Die Genannten — R. ist verheiratet, lebt aber von seiner Frau ge trennt, während Frau H. Mutter von fünf unmündigen Kindern ist — erhoben hiergegen Klage bei der Kreishauptmannschast, wur den aber abgewiesen. Nachdem auch eine hierauf eingereichtc Nichtigkeitsbeschwerde erfolglos geblieben, erklärte der Ztadtrat, da beide der Verfügung zuwiderhandelien, die angedrohte Strafe für verwirkt, gleichzeitig eine höhere Strafe anknndigend, falls die Verfügung auch weiterhin unbeachtet bleibe. Am 26, Mai 1899 ergab eine Revision, daß beide nach >vie vor zusammenwohnten. Infolgedessen wurde anch die zweite Strafe für vollstreckbar er- klärt, und eine abermalige Strafe bei Fortsetzung des Verhaltens angedrohk Die Kläger verzogen nunmehr nach Dohna, kehrte» aber im Dezember 1900 nach Pirna zurück R, meldete sich ans der Polizei als bei Frau H, zur Astermiete wohnend an, Der Stadtrat verwarnte zunächst beide, ihr früheres Verhalten fort zusetzen, jedoch ohne Erfolg, so daß gegen die Genannten eine >e fünftägige Haststrafe ansgeworsen wurde, die dos Paar anch verbüßte, nachdem es erst noch Vorstadt Striesen und dann nach Mügeln und Heidenau verzogen war. Schließlich kehrten beide wieder nach Pirna zurück, wo sie nun wohl getrennte Wohnungen in verschiedenen Häusern bezogen, aber ihren Verkehr sortt'ehten Die Folge war eine erneute Verfügung des Stadtrats, in der beiden Teilen untersagt wurde, sich in der Wohnuna des anderen, auch bei Tage, au'zuhalten. Im Nebertreturgssalle wurde eine dreitägige Hastsirase angekündigt. Diese Verfiignng wurde nicht angewchten und erlangte somit Rechtskraft. Erst als sie infolge ihres fortgesetzten Verkehrs mit einander bestraft werden sollten, richteten beide einen Widerspruch an die Kreishauptmannschast. Es wurden neue Erörterungen angestellt, aus denen hervorging, daß Rotb wohl eine eigene Wohnung habe, sich aber bei Tage bei der H. aufbalte, dort esse und »rinkc, und daß beide auch sonst zusammenlebten. Der Widersoruck tmirde demnach ab- schlägig beschieden, woraus die Genannten die Anfechtungsklage er hoben. in der sie behaupten, es könne ihnen der gegenseitige Auf enthalt in der Wohnung des anderen nicht verboten werden, während sie jeden unerlaubten Verkehr in Abrede stellen. Das Oberverwaltungsgericht wies die Anfechtungsklage kosten pflichtig ab. Tagesgeschichte. X Deutsches Reich. Die Kaiserin ist gestern abend 10 Uhr in Wildpark eingertossen und am Bahnhose von dem kurz vorher aus Plön znrückgekehrten Kronprinzen empfangen worden. x Reichskanzler Gras Bülow ist von Norderney wieder in Berlin eingetroffen. x Nach den Eindrücken, die sich in maßgebend« Kreisen d« Preußischen StaatSrealerung befestigt habe«, darf dle «in. schöstliche KrislS. unter der die ErwerbSvrrhältnlsse im Reiche lange gelitten haben, als lm wesentlichen überwunden an. gesehen werden Einen sehr wertvollen Gradmesser für dir Besse rung der wirtschaftlichen Verhältnisse bildet die stetige Zunahme der Einnahme» anS dem Eisenbahnverkehr ln Preuße«. Im Monat Mai belief sich dle Steigerung der Einnahmen an» dem Personen- wie aus dem Güterverkehr glelchmäßlg aus 3 Will M Der Juli ergab bel gesteigertem Reiseverkehr «ine Medieinnahme gegen daS Vorjahr, welche die de» voraufgegangenen Viertel,adrs des EtatsjahreS — beinahe l8 Mlll Mk. — als einen Faktor er scheine» läßt, mit dessen stetigem Wachsen zu rechnen man be rechtigt ist. x Unter der Ueberschrist „Ein bedanerNchrr Mißgriff' schreibt daS „Evangel. Klrchrnblalt für Schlesien": KreiSichulinspeklor Pastor prnn. Foersicr in LandeShut zeigte Mitte Juli den OrlS- schulinspektorrn seiner Inspektion a». daß während der Zeit seines diesjährigen Sommerurlnnbs Pastor Kobbelt t» Landcshut ver tretungsweise die KreiSschulinsvrktion führen würde. Ebenso ist die Angelegenheit im vorigen Jahre geregelt gewesen. Nun aber e,fahren die Benachrichtigten, daß die Vertretung von anderer Seite geführt werden würde, WaS ist vorgegangen) Zur Erklä rung erfahren wir aus sicherer Quelle, daß die königliche Regie rung in Liegiiitz Anstand genommen hat. die Vertretung dem Pastor Kobbelt zu übertragen, und daß sie diele WillenSmeinung insbesondere mit dem „agitatorischen Auftreten" des Genannten bei den letzten ReichstagSwablen motiviert hat. — Pastor Kodbelt bat. >o fugt das Blatt erläuternd hinzu, anläßlich der letzten Reichstngswahl den konscrvaliven Kandidaten über seine Stellung zur I e > u i te n s rage interpelliert und aus dessen unbetiiedigte Erklärung hin mit anderen Pastoren aus die Unterstützung seiner Kandidatur verzichtet, auch über die Angelegenheit mit einer Reihe von AmtSdriidenr schriftlich und mündlich verhandelt. DaS ist alles. — Dazu bemerkt die „Tägl. Rundsch,": „Wenn dem so ist. »an» muß dagegen lauter Einspruch erhoben werden. Ist der königlichen Regierung in Liegnitz wirklich nicht bekannt, daß z, B katholische Geistliche unbeanstandet alientlialben ii» Dcullchen Reiche die Träger der politischen Agitation einer Partei sind, die lehr oft gefährliche Ziele verfolgt? DaS heißt doch ganz osfenbar mit zweierlei Maß messe»," x Ungarn. Die morgen in Wien stattfindende Audienz des Grase» K h u cn - H ed c r v a r » beim Kaiser wird als der erste Schritt zur Lösung der Krise bezeichnet. Allgemein herrscht die Auslassung, daß der Losung bedeutende Schwierigkeiten eiitgegenstehen, da ein über das v, Szell und Gras Khuen-Hcder- vaiy bewilligte Maß von Konzessionen in der Armeesrage binaiis- gehendeS schwer duichzusetze» lein wird. Man gibt sich der Hoff nung hi», daß sich die Opposition beruhigen werde, falls die Per- sönltchlrii des tünstigen Ministerpräsidenten ihr Gewähr bietet, daß die Konzessionen ui nationalem Geiste durchgcsührt und die Reformen in den ungarischen Regimentern lo schnell wie möglich verwirklicht werden. Die Blätter bezeichnen den ehemaligen Ministerpräsidenten Dr, Weierle und Graf Appvnyi als die Kan didaten für das Minislelpräsidilim, welche am meiste» Aussicht haben. X England. DaS Oberhaus hat die dritte Lesung der irischen Land-Bill angenvmmen. — Das Unterhaus hat die dritte Lesung der Motorbill angenommen, X Die Kommission für Fremde nein Wanderung empsiehlt, daß die Eimvanderung gewisser Klassen von Fremden unter staatliche Ueberwachniig gestellt werde. Ein Einwande- rungSamt soll errichtet werden, um den Zutritt von Personen schlechte» Charakters, die dem Staate lästig fallen könnten, sowie vvn solchen, die an ekelerregenden und ansteckenden Krankheiten leiden, zu verhindern. Die Kommission stellte fest, daß die letzte Zunahme der Einwanderung hauptsächlich dem Zufluß russischer und polnischer Juden zuzuschreib^n sei und empfiehlt besonders die Ueberwachung der aus dem östlichen Europa kommenden Ein- Wanderer. Die Schifsseigentümer sollen angehalten sein, Ein wanderer gegebenenfalls nach den Einschiffungshäfen zurück- znbringen. Alle Einwanderer sollen, »>«nn sie irgend eines Ver gehens schuldig erkannt sind, eingeschrieben werden. Der Richter soll befugt sein, einen Einwanderer zum Verlassen des Landes an- znbalten, und, wenn dieser nicht gehorcht, soll er als Landstreicher bestraft werden. X Türkei. Aus Konstantinopel wird der „Schi. Ztg." geschrieben: Die zuversichtliche Stimmung, die noch vorige Woche über die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung der makedonischen An gelegen beit die Oberhand hatte, ist verflogen. Selbst die unverbesserlichsten Optimisten sind bedenklich geworden und leug nen die Möglichkeit eines Krieges nicht mehr ab. Tie Zugeständnisse, zu denen sich die Pforte bereit erklärte, haben augenscheinlich die Bulgaren nicht befriedigt, denn aus Make donien wird ein neues Aufleben der Bandenumtriebe gemeldet, das sich gegenwärtig in Attentaten aus die Eisenbahnen äußert. Im Vilaiet Monastlr wurde der allgemeine Ausstand proklamiert und alles, toas nur eine Waffe tragen kan», folgt den Bandenffihrern, Trotz aller Ableugnungen trifft die Türkei ihre Vorkehrungen. An den Konstantinopler Werkstätten ist man eifrig mit der Her stellung von Munition und sonstigem Kriegsmaterial beschäftigt. Gegen die türkische Sitte arbeitet man anch noch nach Sonnen untergang bis tief >n die Nacht hinein. Je notwendiger jetzt Geld benötigt Ivürde, um so fühlbarer macht sich die vollständige Ebbe in der Staatskasse. Allgemeine Bestürzung hat die Entdeckung großer Unterlchlelfe in den Vilajeis-Finanzverwaltungen hervor- acrusen, welche zur Einsetzuim einer Unzahl von Inspektions- Kommissionen geführt hat. Die Unterschleife häufen sich in er- schreckender Weste, kein Wunder eigentlich, denn ein Beamter, der durch 4 bis 5 Monate keinen Pfennig Gehalt bekommt, macht sich dann selbst bezahlt, denn leben muß er. Die maßgebenden Kreise bewahren äußerlich ivohl ibre unerschütterliche Ruhe, im Innern vermögen sie sich aber nicht über den Ernst der Sache hmtveg zutäuschen. x Tic Revolutionäre Koben einen entscheidenden chlag geführt und die Eisenbahnbrücke bei Diewdieli, die größte Estenbahnbnicke Makedoniens, mit Dynamit in die Luft gesprengt. Hierdurch erscheint die Eisenbahnverbindung sowohl mit Saloniki, als auch mit Konstantinvpel gänzlich unter brochen. Ter offenkundige Zweck dieies Attentates in die Ver hinderung weiterer Truppentransporte nach dem Vilaiet Monastlr. Billctichaller aus, fordern drohend chr Geld zurück und versperren w den Nachdröngenden den Weg. 'Nach wenigen Minuten ist die Treppe so mit Rauch gefüllt, daß es unmöglich wird, hinab .w steigen. Niemand weiß, ob noch PeZonen unten zurück- geblieben sind. Tie Feuerwehr eilt herbei, Polizei und berittene Gardisten sperren die Straße in weitem limkreste ab. Man be- nirchtct das Einstürzen der brennenden Gewölbe. Der Polizei- vrä'ekt Lcpine versucht zweimal, mit mehreren Beamten die Treppe hinabziisieigen und muß jedesmal umkehren. Man rechnet, oaß der Zug 240 Insassen gehabt hat, aber nur 50 haben sich inelder. Ein Arbeiter kommt iveinciio und erzählt, er vermisse Hüne Frau. Ein Feuerwehrmann mit Rauchhelm lvird hinav- gela'sen, gibt aber sofort das Notzeichcn und wird wieder hinauf- gizogen Tie hinabgcsandtcn Wasserstrahlen sink wirkungslos, lim 3 Uhr morgens entschließt man sich, die Straße und das Bahngewoibc zu sprengen und eine Ocsfnung zu schaffen. Dian lwrt unter der Erde das Geräusch der eiiistürzcndcn Eiienbogen, Uw '.,4 Uhr morgens findet ein Feuerwehrmann, der durch die Lcstiiung eingedrungeiistst, einen verkohlten Leichnam, Der Feuer- - 'klirmann wird selbst fast leblos hcraiisgezogen und ins Hospital gZchafft. Um ' Z Uhr werden am Fuße der Treppe des Bahn- lipies Mcinlnwniant sieben Leichen gesunden. Zwei Leichen älterer, zwei jüngerer Männer und drei Frauen: diese sieben Leichen sind diejenigen von Personen, die gerade ihre Äillete losen wollten und von der anstürmenden Menge umgerannt wur- d ii Eine Dame hatte sich nr das Billelbnrcan geflüchtet und wurde dort lot vorgesundcn. In diesem Augenblick glaubt man, daß weitere Tote sich nicht im Tunnel befänden, aber bald zeigt sich,, daß diese Annahme irrig ist. Dicht am Balinhofe Eouronnes werden drei andere Leichen entdeckt, uns gleich darauf solat noch enie weit iurchrbarere Entdeckung. Im Winkel des Bahnhofes liegen übereinandergcslapclt ganze Haufen verkohlter Leichname. Tie Toten gehören meistens dein Arbettcrstande an, doch findet man auch Leichen einiger elegant gekleideten Damen, ^chr zahlreich sind die Klnderleickwn. drei iieaen dicht bei einander und scheinen Geschwister zu sein. Alle diese Leickjen werden ans dem gual- menden Tunnel hcraufbesördert und ans die Ambulanzwagen ge laden. während weck hinten an der Abspcrrungskette eine dichte Menge siebt, und die Frauen nach ihren vermißten Männern schreien. Einer der Feuerwehrleute, die unter den ersten gewesen waren, welche die Leichen fanden, berichtete: „Wenn ich hundert Jahre alt würde, dieser grausige Anblick mutz mir unvergeßlich bleiben. Unsere Aceiylenlampen beleuchteten ein entsetzliches Bild, Rings alles finster, denn die elektrischen Lampen waren sofort erloschen," Während der Pompier noch sprach, wurden abermals Leichen vorbeigetragen, zwei Mädchen im Alter von etwa zehn und sechzehn Jahren, Tie Wangen der Toten waren gerötet, die Haut zeigte breite Sprünge, Eins der Mädchen hielt ein Rosen bukett kramvfl-ast fest. Ter Feuerwehrmann fuhr fort: „Ich bin der Meinung, daß alle die Unglücklichen einer Person folgten, welche dem Ausgange zustrebte, Kämpfe wie damals bei dem großen Bazarbrande scheint es nicht gegeben zu haben. Tie Aerinsten müssen alle binnen weniger Sekunden niedergesunken sein," — Ein Apotheker, der davongekommen ist, erzählt über die Dchreckensszencn: Wir fuhren ruhig im Zuge dahin. Plötzlich kam der Zug zum Stehen, mitten aus der Strecke, Tie Lichter in den Waggons erloschen, wir tvaren im Dunklen, Wir sprangen aus dem Waggon auf den Damm, Ter Tunnel war auch dunkel. In der Ferne, etwa 350 Meter entfernt, sahen wir das Zucken bläulicher Flammen, Rauch erfüllte den Tunnel, Tie Menschen drängten verzweiflungsvoll, Rettung suchend, vorwärts, sie lappten an der Wand im Dunklen, Der Rauch wurde immer dichter. Immer näher sahen die Unglücklichen die Oiesahr des Todes kommen, immer verzweifelter wurden die Anstrengungen der Rettung suchenden Unglücklichen, Sie drängten sicl zwischen der Wand des Tunnels und dem Zuge zusammen, alles wollte vor wärts stürmen, um ins Freie zu gelangen und dein immer stärker werdenden Rauche zu entgehen. In der Verzweiflung gab es ein wildes Ringen »m das Leben, In diesem vcrzweiflumMollen Kampfe, in welchem jeder den Vortritt suchte, der ihm Rettung bringen sollte, gelangien die Unglücklichen aneinander. Ein Mann erwürgte seinen Nachbarn, um dem Tode zu entgehen, aber er fand wohl auch selbst den Tod, Die meisten Opfer sind an dieser Stelle gefallen, wo die Unglücklichen stoischen Mauer und Train ringcsperrt waren. Man macht für die Katastrophe die Wahl des Materials der Waggons verantwortlich, welche aus dem harzigen Holze der amerikanischen Pecktanns hergestellt sind. Vor anderthalb Jahren ereignete sich auf der Lwerpooler unterirdischen Bahn aus gleichen Ursachen eine ähnliche Katastrophe. Dian hat hier die Warnung nicht beachtet. Dieses furchtbare Unglück, bemerkt ine „Tägl, Rundsch". muß eine sofortige Prüfung aller Unterpflasterbahnen auf ihre Feuersicherhcit veranlassen. Am bedenklichsten scheinen die Tunnel zu sein, die auf einer langen Strecke nur an ih-re» Enden zugänglich sind: es loärc zu erwägen, ob nicht jeder der artige Tunnel in gewissen Entfernungen von einander Einsteige öffnungen haben müßte, die den Hugang zu den einzelnen Strecken des Tunnels unabhängig von seinen Mündungen gestalten. Es ist der Fall denkbar, daß ein längerer Tunnel durch irgend einen Zufall, der sich innen dicht vor seiner Mündung abgespielt hat, durch Trümmer usw, völlig verstopft oder durch Jener unpassierbar ist, sodaß Hilfe erst kilometerweit vom anderen Ende her ge bracht werden kann. Der ganze Zug mit allen seinen Insassen kann inzwischen verbrennen, während vor dem Tunneleingang, keine 100 Meter von der Unglücksstcllc entfernt, Hunderte von hilfsbereiten Menschen sichen, aber wegen der Trümmerbarnkcchen, wegen des Feuers oder Qualms nicht hincinkönnen. Die Pariser Untergrundbahn erstreckt sich über das ganze städtische Weichbild und gliedert sich in sechs selbständige Teil- strecken, die zusammen rund 52 Kilometer lang sind. Außer diesen ist noch eine durchkreuzende Bahn von 14 Kilometer Länge ge plant, die das städtisckie Weichbild in der Richtung von Sudwest nach Nordost durchfährt, und, in Auteuil beginnend, bei der Place du Daniibc in Bellcvillc endigt. Von der Gesamtlänge der ge nehmigten Linien liegen 70 v, H. im Tunnel, 16 v, H. sind Hochbahn und 14 v, H, in offenen Einschnitten auszuführen, Uebrigens ereignete sich am Dienstag abend um 6>K Uhr auf dem Bahnhofe Place TrrneS der Stadtbahn ein ähnlicher Vorgang, wie am Montag, aber ohne ernste Folgen, Ans einem Motorwagen entstand ein Brand, der zwar alsbald gelöscht wurde, aber doch Anlaß zu einer Panik unter den Fahrgästen gab. Zwei Damen sprangen aus dem Wagen und erlitten leichte Ver letzungen.
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