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7ß. Tahr-arr-. SS Moniag» rr. Februar isrs «ea-lonlchrAi »«chrichl« Le«»»». Eernlprech»» > Samm«tnmmne»: SS 241. v« wr Noch>s«sprtlch«i 20011. vom t». dt,SS. g«druar IV2V det lit,p. Meiinaltger Zuftellun» ket »au, l^üward. <)LAUZ5 * IDtzvUljt Plltibezug-,pr«t» tür Atonal Februar 3 AIar«> ohne PoshustellungsgedUhr. «In,,!»»««« I« Dt» «Inietaen w«rd»n nach Soldmard berechn»»: dt« «tntpaMa» 30 min breite Anzetgen-Preile: «VÄLNS. NLVSL «ukerbalb 200 PIg. dfferlengebiikr 10 PI». Ausw. AuIIräge neyen Darausbezadt. SchriMetkung und ^auplgelchästitlell»! M»rlr«str»!,e 3S/42. Druch u. Verlag von Uteptch » Reich«»» tn Dresden. Polllchech-Konlo 1OSS Dr«»b«». Aachbruct> nur mit deutlicher vu»U»nanaad» »Dresdner 4Io«t>r ", »uläNta. Unvertanat» SchrtNIiüche werden nich« autdewadrl Oake Hülkerl VsrlsS lH - IVIsssLln wr Pap»«u»>», a>»», r»k«r, r»ppl«l>« u,*,. vlütkr ckKIg-Nügel -kisnos praxvr 8traüe, Leke SläonlenslraSv. ksrct. bksnrse ' krager 5trske 12 kernruk I6Z7S Studentische Befreiunssfeier in Mn. Slresemann hält in einer Ansprache an -er vollstiin-igen Zurückziehung -er Besatzung sest. Die Schwlerigkelken -es Aeichsbahnbelriebes. — Die For-erungen -es -butschen Gartenbaus. — Moskauer Massento-esurteUe. Eine Re-e Stresemanns. Köln, 20. Febr. Aus Anlaß der Befreiung Kölns ver anstaltete heute die Kölner Studentenschaft einen Fcstkom- mers. Den großen Saal der Kölner Bürgergcsellschast, von dessen Wünden und Decken schivarz-mciße und rot-mcistc Fahnen und Banner herabhingen, stillten etux» 0000 Studenten und ihre Gäste. Bon den Emporen hob sich der Kranz der Damen tn farbenfrohen Gewändern ab. Unten im Saale ein nicht minder lebhaft gemischtes Bunt. Studentenmützen in allen Farben leuchteten von den Tischen. Der Fanfarcn- marsch leitete die Feier ein. Unter seinen Klängen zogen M Chargierte in WichS mit den Fahnen ihrer Korporationen in den Saal und nahmen auf dem Podium Aufstellung. Dichte Nethen von roten, gritnen, weißen und schwarzen Pckcschen hoben sich vom Hintergründe ab. in ihrer Mitte ein Fahncn- Ivald in allen Farben. * Der Borsitzende der Kölner Studentenschaft, Cand. jur. Krämer, begrüßte die Kestteilnehmer und sagte 1» seiner Ansprache: Wir spüren in seiner ganzen Grausamkeit den tragischen Schmerz der Jugend, bei der dem über großen Helfenwollen nur ein zu geringes Helfenkönncn gcgen- libcrstcht. Die kühle Vernunft sagt uns. daß unsere Zeit noch nicht gekommen ist. Wir müssen in Ruhe abwarten, erst lernen und Kraft sammeln bis zu dem Tage, wo man uns ans Steuer ruft. Dann soll es an unserer Bereitschaft nicht fehlen. Der heutige FestkommerS soll ein Bekenntnis unserer Frci- hcitslicbe sein. Der Rektor MagnificuS der Universität Köln, Professor Dr. Stier-Somlo, feierte die Universitäten als Kulturstätten der Nation, die berufen seien, die nationalen Gemeinschafts- ideale hvchzuhalten und zu fördern. Er wandte sich dann gegen die im Auslande beliebte, aber unrichtige Behauptung, daß gerade die deutschen Universitäten ttbernationalistische Propaganda trieben. Wir wollen, sagte er, als Vertreter der Universitäten nicht nur Frieden und Freundschaft mit der Welt, wir müssen sie haben, »vir sind auf sie angewiesen. Eine gewisse kulturelle Juternationalität »vird das Rhein land bei aller Bodenständigkeit immer aufweiscn als Grenz land und infolge seiner zahlreichen Verknüpfungen mit einer Anzahl uingcbcnder Länder. Tie Universität wird inter nationale Fragen der Kultur, der Sprache, des Rechtes, der Wirtschaft immer im Auge behalten und fördern Helsen. Aber wir bleiben mit aller Kraft des Herzens eine deutsche Uni versität mit deutschem Kulturgcist, den mir hier zu pflegen haben. Der Ksslner Dompredigcr, Pater Dionysius, hielt die offi zielle Festrede. Er sprach von der denkwürdigen Befreiungs nacht unter den gewaltigen Türmen des Kölner Domes an dem Tage, wo die letzte Fessel einer langjährigen Schmach von einem Teil des deutschen Volkes genommen wurde. Reichsaußenminlster Stresemann hielt dann folgende Ansprache: In der deutschen akademischen Jugend bestehen, wie im deutschen Volke, verschiedene Einstellungen gegenüber dem Reiche und seiner Fortentwicklung. Die einen verfallen i» träumende Resignation über alte Größe und Herrlichkeit, andere warten auf ein Wunderbares, das sic mit heißem Herzen ersehnen, ohne zu wissen, woher cs kommen und iver cs schassen soll. Wieder andere Kräfte glauben, daß es für Deutschland richtig sei, die Entivickluug der Welt abzuwarten und sich erst dann mit aktiver Politik in diese Entwicklung cinzustellen, wenn die Umrisse künftiger Entwicklung sichtbar sind. Mag für den einzelnen Menschen, der den Weg von großer Macht und von Einfluß und Glück zur Armut und zu Unglück dnrchgcmacht hat, der eine oder andere Weg möglich sein, für diejenigen, die für die Neichscntwicklung verant wortlich sind, gibt eS nur eines, das ist die Politik tätigen Milschaffens nach Urnen und nach außen. Diese Kärrner arbeit mag manchem als eine ideallose erscheinen: sie ist es nicht. Denn nur aus dem langsamen Fortschreitcn im täg lichen Kampfe ergibt sich der Fortschritt, sieht man den Weg. der zurückgelegt ist. Gegenüber allen Kritiken über manche nicht erreichte oder manche getäuschte Hoffnung, über manche geistige Einstellung, die sich nicht schnell genug in Taten aus- wirkt, darf doch das eine gesagt werden: wer zurückschaut auf die Politik der letzten drei Jahre tn Deutschland, der muß mit Blindheit geschlagen oder von schlechtem Willen beseelt sein, wenn er nicht anerkennen wollte, baß wir ein gutes Stück "orwärtS gekommen sind tn der Konsolidierung deutscher Souveränität nach innen und deutscher Geltung nach außen. In dem Kampfe zwischen Rechtsanspruch «nd Machtgesühl hat schließlich -och tn der Befreiung -er nördlichen Rhein, landzone der Gedanke des Rechts gesiegt. Jede wettere deiitsche Politik kann nur das Ziel haben, auf diesem Weg« sortzuschreitem Deutschland wird stüttdig bereit sein, im leiste des europäischen Wiederaufbaues mit offener Tmp- sänglichkett für die gegenseitigen Argumente Verhandlungen Lber sein« Stellung »« andere» Mächten »u führen. Aber wen« der Geist von Locarno Sinnbild künftiger europäischer Politik ist, dann muß seine weithin sichtbare letzte Auswirkung die schließliche Zurückziehung der Truppen aus dem besetzten Rheinland« sein. Ich kann mir nicht denken, daß man in» Lager unserer ehe maligen Gegner anders denkt. In dem großen Saale des Foreign Office in London, in dem die Locarno-Verträge unterzeichnet wurden, hing, für diesen Tag herbctgeschasst, das Gemälde von Lord Castleragh. Wenn dieses Symbol eine über den Tag hinausgehende Bedeutung haben soll, dann kann eS doch nur die sein, daß das England der Gegenwart mit dein Vertrage von Locarno dieselbe Politik treiben will, die einst Englands Vertreter auf dem Kongreß tn Aachen gegenüber Frankreich getrieben hat, als er den Gedanken vertrat, Frankreich wieder als Großmacht in den europäischen Konzern aufzunehmcn und zum Zeichen dessen die Truppen der damals Frankreich besetzt haltenden Mächte von Frank reichs Boden zurückzuzichcn. Diese Frage der Zurückziehung mag eine Frage der Verhandlungen sein, eine Frage der Technik, aber sie ist dt« logisrhe Auswirkung einer neue« europäischen Situation, die das Problem der Sicherheit der Länder durch andere Wege lösen will, als durch die der militärischen Gemalt. So gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß die Glocken am Rhein nicht zu lange schweigen müssen, um die »vettere Freiheit deutschen Bodens zu verkünden, um der so schwer getroffenen rhein- ländischen Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, mit der ganzen Freude rheinischen Gefühles sich als Künder eines freien Deutschlands zu fühlen, das tn Frieden und gegen seitigem Verstehen mit der Welt zu leben gedenkt. Die Desahungsslärke im Äheinlan-. Brüssel. 20. Febr. Amtlich wird gemeldet: Vor der Räu mung betrug die Zahl der Besatzungstruppen 73100 Fran zosen. 12 000 Engländer und 14 000 Belgier. Seit dem 1. Februar ist die Truppenzahl aus 69 000 Franzosen, 7600 Engländer und 7600 Belgier reduziert worden. Forderungen der Wirkichasksausschüsse fllr die besetzten Gebleie. Köln, 20. Febr. Ter Wirtschaftsausschuß für die besetzten Gebiete beendete infolge der nunmehr vollzogenen Räumung der Kölner Zone heute seine Tätigkeit in seiner jetzigen Zusammensetzung und nahm ein« neue Gruppierung für die besetzt bleibenden Gebiete der zweiten und dritten Bcsctzungszone vor. In dem Bericht des Wirt schaftsausschusses, den der Syndikus -er Kölner Handels kammer erstattete, heißt es n. a.: Das Ergebnis von Locarno bedeutet für die besetzten Ge biete vorläufig insofern keinen Erfolg, als die Gegenseite nur zögernd an die Verwirklichung der sogenannten Rückwirkun gen herangeht. Der Wirtschaftsausschuß hat daher die Neichs- rcgicrung dringend gebeten, alles daranznsetzcn, ans diesem Gebiete größere praktische Ergebnisse durch Bcrhandlungcn zu erzielen. Er fordert auch in diesem Augenblick nachdrück- lichst, daß in Auswirkung der Abmachungen von Locarno und der dort gegebenen besonderen Sicherhcitsgaranticn die zweite und dritte Bcsctzungszone ebenfalls geräumt werden, »nd weiter, baß bis zur Ausstihrnng dieses berechtigten Bcr- langcnö mit tunlichster Beschleunigung die Bcsatznngöstärke wesentlich herabgesetzt und durch weiteren energischen Abbau des Bcrordnnngssystcms der Nheinlandkommissio» alle die Freiheiten des wirtschaftlichen und sozialen Lebens des be setzten Gebietes beengenden Verordnungen beseitigt werden. Die Sachlieserungen nach Frankreich un- Belgien. Berlin, 20. Febr. Für Frankreich sind im Januar 359 Nerträge über Sachliefcrnngc» auf Ncparationskonto im Werte von 21,9 Millionen Reichsmark genehmig» worden. Der Gesamtwcrt, der seit Inkrafttreten des Sachlicferniigs- plancs bis Ende Januar genehmigten Verträge dieser Art be läuft sich auf 186,2 Millionen Reichsmark. Im Vergleich zu den sämtlichen Vormonaten ergibt sich eine bcträchiltche Steige rung von Anzahl und Gesamtiocrt der Verträge. Besonders be merkenswert sind unter den Verträgen drei große Verträge über Spiritus, Streichhölzer und Teer. Im übrigen handelt es sich um die Lieferung von Papiermaschinen und anderen Jndnstrieerzcugniffen, von Vieh, Holz »nd Zucker. Auch der belgische Sachlicferungsvcrkchr zeigt im Januar nach Anzahl «nd Gesamtwert der Verträge steigende Tendenz. Einschließlich einiger Nachträge wurden für Belgien 'im BerichtSmonat 199 Berträge genehmigt, im Gesamtwcrt von 9,7 Millionen Reichsmark. Der Wert, der bis Ende Januar überhaupt gcnchnitgtcn belgischen Verträge über Reparaitons- sachlteferungen beziffert sich auf 86,1 Millionen R.-Mk. Die Beträge betreffen im wesentlichen die gleichen Maren wie bei Der Fall Don-i. Bor dem römischen Senat als oberstem Gerichtshof würbe in diesen Tagen der schon einige Male begrabene Prozeß gegen die fallite „Banca dt Sconto" wieder ausgenommen. Hinter dieser äußerst verschlungenen finanziellen Angelegen» heit mit aufdringlich politischem Einschlag aus der prä» faschistischen Aera steht im mysteriösen Halbdunkel ein Mann, der aus zcitpsychologischen Gründen einige Aufmerksamkeit verdient. Signor Bvndi war nicht nur ein großer Finanzier» ein Mann, welcher der angeschwollcucn italienischen Kriegs- Industrie angeblich wieder ans die kranken Beine Helsen wollte, welcher die verschiedensten Finanzierungen erleichtern und sein Portefeuille dabei gebührend füllen durfte, sondern, und wir cs sich jetzt zeigt, auch rein menschlich eine nicht »rnbedeutende Erscheinung in der Reihe der internationalen Friedens» slibnstier. Max Bondi ist kein Uritaliener, und seine Wieg« wurde nicht ausschließlich von der römischen Wölfin geschaukelt; die Bondis gehören zu den ältesten Stützen des Prager Ghettos. Max nahm nun einen der zahllosen Wege, die nach Rom führen, wurde reich, heiratete, wurde noch reicher und nahm dann einen anderen Weg, der a>us Nom wieder heraus» führt. Das war vor wenigen Wochen. Es dauerte nicht lange, und die italienischen Behörden verspürten plötzlich ungeheure Sehnsucht nach dem reiselustigen Bankier. Rohe Menschen nennen eine solche amtliche Gesühlswallung kurz und grob „Steckbrief": in besseren Kreisen spricht man von einem gericht lichen Wunsch nach Ausklärung, der infolge anderweitiger A4« Haltungen nicht erfüllt werden kann. Herr Bondi nmr un» behindert nach Paris gefahren, wo er mit seinem angeheirate ten Verwandten, dem bekannten Riitomobilsabrikanten Citroen, Unterredungen wirtschaftlicher Natur gehabt haben soll. Daß das Resultat für den Anfang wenig befriedigend war, erhellt ans dem Umstand, daß man Herrn Bondi bald darauf tn London, später in Berlin sicht. In Berlin erhält er Nachricht von dem ihm nachcilcndcn Steckbrief, der zu den Briefen ge hört, die ihn nicht erreichen. Denn Bvndi muß gerade nach Norwegen reisen, ein Land, das die Beförderung solcher Briefe ablehnt. Dort soll er setzt sein und sein gewohntes Leben alS Grandseigneur wcitcrführcn. Er hat den blauen Himmel NomS und die Campagna mit der Mitternachtssonne und den verschneiten Bergen des Nordens vertauscht: alles andere ist beim alten geblieben. So heißt es wenigstens, eine römische Zeitung will cs ganz genau wissen, nachdem so viele andere bis letzt nie erraten lmben, wo Max Bvndi ist und was er lrcibt. Man darf anuchmcn, daß mau diesmal die Wahrheit erfahren lmt. Denn cs ist sicher, daß Herr Bondi bis jetzt nichts unternommen hat, um die Zahl der ^schädigten zu vermindern. Und es ist auch richtig, daß sich Signora Bondi derzeit an der Eötc d'Azur aiifhält, nachdem ihr luxuriöses Leben in Nom, nach der Flucht ihres Mannes, unliebsames Aufsehen erregt hat. Und in Monte Carlo, in Mcntone oder Cannes mutz sich Frau Bondi keinen Zwang antun, kann täg lich andere neue Toiletten und die feenhaftesten Perlen tragen. Sie kann cs schon deshalb, »veil ihr aufmerksamer Gatte auf der Dnrchrcisc in Paris nicht vergessen hat. ihr rasch wieder ein neues Kollier zu kaufen. Allerdings hat er vergessen, ein anderes einem römischen Juwelier zu bezahlen. Schließlich: niemand ist vollkommen, jeder hat seine kleinen Fehler, selbst Herr Bondi. Verfahren gegen die deutschen Abgeordneten Slldrirols. Wien, 20. Febr. Nach Meldungen aus Bozen haben die italienischen Behörden das Strafverfahren gegen die beiden Südtirolcr deutschen Abgeordneten der Kammer, Baron St ernbach und Tinzl. angeordnet und den Kammer präsidenten um Genehmigung der Strafverfolgung ersucht. Baron Sternbach und Tinzl sollen angeblich ohne vorherige polizeiliche Anordnung Versammlungen abgchalten haben. «> Frankfurt a. M., 2>. Febr. Die vom Oesterretchtsch- Deutschen Volksbunb heute vormittag im Schumann- Theater veranstaltete Kundgebung wurde zu einem macht vollen Bekenntnis flir das Deutschtum tn Südttrol. Mit be sonderer Begeisterung wurden die Ausführungen des Natio nalrates Simon Abram aus Innsbruck ausgenommen, der ein packendes Bild von Südtirols Leiden und Kämpfen um sein Deutschtum gab. Nniversitätsprofeffor Heinrich v. Ficker- JnnSbruck wies entschieden die Behauptung der Italiener zurück, daß Südtirol alter römischer Kulturboden sei, und betonte, daß alles von Salnrm bis znm Brenner fett 1500 Jahren deutsch sei. Landtagsabgeordneter Rapoldt- Innsbruck sprach tn bewegten Worten den Dank der Süb- ftroler aus. Nachdem noch verschiedene Retchstagsabgcord- nete das Wort ergriffen hatten, fand die Kundgebung mit dem Gesang des Dentschland-LiedeS ihren Abschluß. WTB.) Rom. 21. Febr. Die Agenzia Stefani meldet: Die vom österreichischen Bundeskanzler Dr. Ramek dem italienische« Gesandten tn Wien abgegebenen Erklärungen sind oo« Regierungschef alS befriedigend erachtet worden.