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Dresdner Nachrichten : 02.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189005028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-02
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.05.1890
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« s i 'S -8 ix » L ^ ^ t-s « « p ^ L k» a* <- -r r» L > ^ Die Versammlungen waren sämmtltch nur mittelmäßig besucht. Ueber dir im Trianon folgt unten der Bericht eine» dabei Gewesenen. In Sieg s Sälen sprach als Berichterstatter der Reichs taasabae- ordnete (smanurl SLnun: der i>ie>chslngsabqeordnete Bebel erarif niedrere Male das Wort, während Herrn Singer ini Trianon das Wort nichr ertheilt ivmde, Im Weißen Adler sprach der Irland tagsabg. >r,iden. Nederall wnrde die von den sozialdemokratischen Reichst»,isat'gevidneteii anigesetzte Resolution, welche den Acht slundcntag und die Beschlüsse des internationalen CvngresscS dem Reichstage nelinonsweise nnterdreitet. angenommen. — In den M iltaas tt n n d e n änderte sich das Straßenbild. Es war die Zeit gekommen, wo die Sozialdemokraten und ihr Nachwuchs zu dein Anssliig nach der Schweizerei in Lmrhivitz anfbrachen. Dies gcichab von de» verschiedenen Sainmelgnartieren aus: doch zogen auch Vttele »ns ihren 29ol»inngen dabin. Mit ihnen nalimeu zahl- reiche Neugierige, welche überall dabei sein müssen, wo Etwas los ist, den aleirhe» Weg. Außerdem machte das prächtige Wetter, das wahrend des ganzen Tages benschte. Bielen Luit, sich an dem N sttage zu betheiligen Es wnrde truppweiie niarschirt oder virlme! r > annl: bald in kleinen Trupvs zu 5—10. auch In grü nere» zu r , - >0 29o ein größerer Trupp sich in Bewegung seine, war r»r durch weiße Armbinde mit Inschrift als solcher erkennt licher Ordner dabei Die Zerrte zogen ruhig plaudernd hinaus. Auch hier wir die Arbeiterjugend i» überwiegender Anzahl ver- lreie», doch helheilmlen sich namentlich in de» späteren Nach- »uiiaas'tiindrn gu-h viele allere Personen. Auch eine Anzapl Kranen nahm a» dein Ai, »tage kheih noch mehr aber junge Mädchen, dem An scheine n nb .itarteilermnen. Die Krauen hatten znin Tbcit ihre Kinder »üi zebrariil : ioaar Kindenvagen rehlten nicht. Die Mehrzahl der All er war gut getteidek nno im ^r'iiiilagsl'nl! der gewöhnliche Arbeiten»,! war enttrb>eden iii der Minderheit. Etliche Thcil- neliiner trnaen rolbe Blniiten i»> Knopfloch oder rotbc Kcdern am Hute, Das männliche «.Noble,bl zog meistens rauchend fürbaß: die meinen trugen Tp-izieriwrke, Auch mehrere inngere EleganIS waren zu sei e:i Der Weg »ach LosriM'itz loilldc mit verichiedener Oselegenhrit nnüttgelegt, 'brauche fn'aren in Droichken nach Blase- Witz oder bis zum Wachs,blopchen: die Dambii,hisse waren stark beucht, desgleichen die Pferdebahnen ans beide» Elbnier», Die .Hamann is'e ging wdech zu K»s;e. sowohl über Pla-ewitz, alS über die Ai-giiNns' und Marienbrrrckc die Bantznerslraße entlang. Die Prensrheiuneitge wn,bs »nmermrhr an und hallte sich: denn wenn auch tir lleineren '.'lbilteilniigen ansgedro-hen worden war, so ver einigten sich diele doch allmählich zu starken Prassen, sodaß nament lich d:e Pantziieriliaße zeitweilig vollständig mit Menschen überiäl war, Tas genieimame Ziel Aller war die Schweizerei in V'osch nür, 'Anrb ans einrelnen Orte» des Plaiienschcn Grundes waren starke Planen eingetrr'ssen, — Abends halb!> Uhr ward uns die erfreuliche Meldung, daß in der ganzen Atntshariplmann'chaft Dresden All'ladl iigendivelchc Ruheslörung nicht vorgckomiücn ist, — Die P o l,k -s versa in in l n n g, mit welcher die Sozial demokratie im Trianon die Feier des 1, Mai erössnetc, war ni.lus iveniger als eine :l>>a>se>il,,'ttam»iln»g. Der Saal ivar kaum zu d ,si Ta'rta eilen gesiillk, kaum 5,00 Personen waren anwescnd, nnlrr deiien si,l> noch gegen 5-0 '.'lnhänger anderer Parleicn befan den, Nur insi"em war die Phrisiognomie des Ganzen eine einheit liche, als das weilanS grosue Komingent von jungen Leuten im "Alter Von 16-22 Jahren geslellk ivurde, wälirend ältere 'Arbeiter mir in ver'chwindenden Ansnahmen vertreten waren. Die Ver- sammlnng ivurde gegen 9'Ubr vom Tuchler Herrn Scholz eronnek, der mil einigen väterlichen Worlen die anwesende» jungen Lenie vor dein übermässigen Biergeniiß zu so früher Morgeusmnde ivarnte, ivo inan „noch nichts 9,'echtes im Leibe habe", und ans die 'Nachmittags in dieier Hinsicht zu lösende schwere Ausgabe hm- wieS, Die Hanplrede hielt Buchhändler Herr Goldllein über den G'liindigeii '.','ormaIarbellStag, Seine AuSsührniigen snchlcn in bvgiriiilcher und ükonoiniicher Hinsicht diese Forderung des Pariser Soziaüüeiikongres'es z!, begründen, Im Berlans des Borttags, der rubig und sachlich war, sleltte der Reiclent den R'luiidigen ArbeilStaa keineSivegS als das cigenlliche Ziel der Sozialdemokratie dar, Bieluiehr müßten die Arbeiter, welche, wie die Bäcker, >eh! 14-46 Skiiiidei: arbeiten, zunächst ans den 10—IWlnndigen Ar beitstag dringen, dagegen werde man später auch nicht bei 9 Stunden stehen bleiben, sondern 6 oder 4 Stunden amlreben. Freilich werde der Handwerker- und kleinere Gewerbcsland schwer unter der Abkürzung der 'Arbeitszeit leiden, aber die Arbeiter seien die erüen und die Hauptsache «ei, daß der 'Arbeiter ein Da sein führe, das ihm nicht den blosen LebrnSnnicrhall gewähre, sondern dem Grundsatz enlipreche: „Ich bin Mcnich, ich will in erster Lutte genießen". Eine derartige Wendung der Brrhälinisse sei möglich, o.llcrdingS nicht aus Grundlage der heutigen sozialen und politischen Geiell'chaftsordmmg: es müsse au deren Stelle eine neue Ordnung antgerichlet werden, Redner schloß mit der Bern-leimig. daß man nur aus takliichen Gründen seht das Maß dt'! Arb tiszeit »nf 8 Stunden ansdehne. Lcbhattcr Beifall folgte seinen Auseinandersetzungen, .Hierauf wnrde von dem Ervssncr der Versammlung sene voir den sozialdemokratischen RcichstagS- abgcordneten verfaßte Resolution verlesen, die in allen Versamin- lnngen zum Boitrag kam. Sie unterbreitet die Pariser Kongreß- beschlüise oem Reichstage, Sie wurde „einstimmig" angenommen, da die Gegner sich nicht bei der Gegenprobe alS Nicht-Sozial demokraten kenntlich machen wollicn. Als sich der Neichslagsabg. Ringer hieraus zum Worte meldelc, wurde rhm dasselbe von dem überwachenden Polizeikomnusiar nicht gestattet, dagegen konnten Herr Schlosser Siegerin und Herr Tischler Krüger noch einige bei- stlmmeude nn0 erweiternde Bcmcrknngcn zu dem Hauvtvortrage mache», wobei namciirtich der Letztere die geringe Zahl der An wesenden beklagte. Mit mehrfachem Hinweis ans die N'othwendig- keit, auch Nachmittags die Ordnung aufrecht zu erhallen, und einem dreifachen Hoch au> die internationale Arbeiterbewegung ward die Beriammlnng geschlossen. — Ter Ausflug, welchen die feiernden Arbeiter nach Lo sch witz am 'Nachmittag des I, Mai unternähme», gewann schon daduich einen ruhigeren Charakter, daß die Behörden die um»assend- iten Maßregeln zur Auirechterhallmig der Ordnung getroffen und dies den bekannteren Kübrern der Sozialdemokratie mitgetheilt hat ten, Ein gemein-amer Aiitziig, sowie das Anstimmen von Liedern artt dem Wege war veiboien worden, daher zogen die Thcilnehmen- den in ktemeren oder grogeren Gruppen die Landstraße hinaus oder beniit'lui die Damvsi'r und Psertebahnen, um das Ziel, die Schwei zern in Loirhwitz, zu erreichen, Tie Srdnnng wurde nirgends ge- >!vrt, Lierkraiionsmänner, durch weiße Binden als Ordner kenntlich gemacht, gaben sich alle Mühe, nwücrhaste Ordnung anirecht zu rrhalteu. Auch die zahlreichen Hausfrauen, welche Kinderwa schiebend sich awchlossen, trugen zu dem friedlichen Berlauie In der Schweizern in Loichwitz blieb daS Bild gleichfalls ein ruhiges: nur vereinzelt einmal wurde Polizei sichtlmr. Ein Militär, nusgcbot war übcrhanvt nicht von Nochen. 'Ans den zahlreichen Terrassen des großen Gartenlokales hatten sich im Ganzen gegen 6000 Per oncn znsammcngesnnden, unter ihnen die Reichstagsahgeordne- >en Singer, Bebel und Wurm. Herr Bebel war in Begleitung seiner Gattin erschienen. Die Reichstagsabgeordnelen stellten sich gegen ' r5 Uhr cm, als schon die Schweizcrei dicht besetzt war. Eine Kesirede oder gemeinsamer Gesang fand nicht statt, nur ver einzelt tonte aus kleinen Grnpven ein Lied zur Keter des Tages: do>l concertirte eine Musikkapelle, Aut gelben Zetteln wurde ein Irsird von Herweg!) verlhcilk. So lange die Herren Bebel und Singer nnivriend waren, bildeten sie den Mittelpunkt des Tages. Sie muhten einen Nnndggng durch das Gartenlokal, je nach zehn Schritten wurden sie von brausenden Hochs der an Tischen sitzen den oder im Grünen lagernden Genossen emvsangen und wie Mr- slen gew iru , Aut dcr obersten Terrasse harrte ihrer der Photograph, um den Angenlsiirk im Bilde sestzuhalten. Rings um die Kührer grupvirlcn sich die Scbaaren der Anhänger, um gleichfalls sich photo- graplsiren zu lassen. Tie Hitze brannte stark, Staub füllte die Keh len, da war es kein Wunder, daß die ungeheuren Vorräthe an Bier im N» verschwanden, TaS Ganze war eine friedliche Frühlings- Partie. Um '/s7 Uhr wurde der Rückweg angetreten, um im Tna- non beini Cvnccrt oen Tag, lioffentllch ebenso sricdlich und ruhig wie bisher, zu beschließe». — Zu dem angekündigten Zuge der Sozialdemokraten nach der Lößnitz ist cs nicht gekommen, obichon ein Massenansflug der feiernden Arbeiter nach der »Meiere t" lange Zeit geplant war. So waren denn während der Nachmittagsstundcn des sonnigen Kiüliiahrstogcs in dem romantüch gelegenen Grunde nur verrlnrell wenige Arbeiter da, die sich ruhig verhielten und alsbald wieder entfernten. Tir gehegten Befürchtungen gingen mithin glück licherweise auch dort nicht in Erfüllung. — In Chemnitz waren gestern in den weitaus meisten Kabriken alle Arbeiter vollzählig zur Arbeit erschienen. San» ruhte die Arbeit nur in der Chemnitzer Werkzeug-Maschinenfabrik, deren Direktoren im Gegensatz zu den anderen dortigen Arbeit gebern den Arbeitern de» Lug freigegeben hatten. Abends waren mehrere vfsenlliche Versammlungen angesagt, an denen sich 1- bi- 20,000 Arbeiter betheiligen sollten. agcn bei -Wie man unS au- Aretberg melde», ist daselbst der Tag völlig ruhig verlaufen. Die Arbeiter sind, wohl ohne usnahmk, ihren Verpflichtungen gegen die Arbeitgeber nach- gekommen und habe» die Arbeit nirgends verlasse». Da- gilt so- wobl von de» Grube»- und Hüttenarbeitern wie von den in den Kabriken und Werkstätten Beschäftigte». Abend- sollte im Restau rant .Glückaus" eineBersammlung stattfinden.-Auchau-Ehem- n i tz wird telegraphisch miigetheltt. daß der gestrige Tag ruhig verlausen ist. In der Sächs. Medstuhttabrik von Schvnherr hat beispiel-weite kein einziger Arbeiter gefehlt, desgleichen wird von Glauchau. Werdau. Zwickau ic. gemeldet, daß weder die Arbeits einstellung einen ncnneiiSwerthrn Umsang erreicht hat, noch auch Ruhestörungen vorgrkomme» sind, — Auch in Leipzig wurde am I. Mai fast ausnahmslos gearbeitet. — BorgeNern Nachmittag »ahm in Leipzig dcr derzeitige llsetor nmzzniüe»!' in der Aula die seierlichr Berpsilchtung von einige» siebzig iiokribirte» Studireiiden vor. Diesem solennen Akt ging eine Ansprache voran-, an deren Schlüsse sich Redner »och besonders an die beiden initaiiiveseiiden König!, Prinzen Johann Georg und Mar. deren Inskription uumitleibar vorher im Beisein des Herrn Rektor« im Senats- »nd Rekiorsaale vorarnommen worden war. wendete. Dieselben gaben dann, wie die übrigen Sludireiiden, den Handschlag als neue akademische Bürger ab Diele nicht abgesoiweiic, sondern gemeinsame Berpflichtimg der beiden Prinzen bei allgemeiner Inskription erfolgte aus deren eigene» Wunsch, — In Hirrschoss's Restaurant hat sich am Freitag die hiesige Ortsgruppe de« Vereins »ür Schulreform konstttuirt und ist als Ortsgruppe dem Bcrein für Schulreform m Berlin bei- aclrelen. Die Haupldcslimmnngen des hiesige» Vereins lauten: Zweck des Vereins ist, bei seinen Mitgliedern Interesse und Bcr- täudnitz tür das gesammte Schulwesen sowie iür eine zeitgemäße Reform derselbe» zu fördern und auch aus weitere K cene in gleichem inne einznivirkcn, Zniiächlt sucht er folgende Koidernngen zu verwukliche» : I> Enie csicheiiliche mebrklassige (>echsklaisiges Mittel- chule als B 'rberettnng iür höhere Schulen. 2) Größere Fürsorge für die körperliche Entwickelung der Jugend, 3> Zweckmäßige Vor bildung der künftigen Lehrer fnc ihre» Berns als Lehrer und Er zieher, Mitglied des Vereins kann Jeder werden, dcr in Dresden oder Umgebung wohnt und einen jährlichen Beitrag von mindestens 2 Mk, zahlt. Der Berem hält alljährlich mindcslcns sechs Mitalieder- ätzunge» ab. Von Zeit zu Zeit sollen auch ösienlliche Sitzungen mit Vorträgen statlsinden. In den Vorstand de» Vereins wurde» hiernach gewählt Pros. Vetter, Pastor Gamper. Dr, Schumann, Tr, Proll, — Im Inicratentheil des henligen Blattes findet sich eine Einladnng zu einer diesbezüglichen Bersammlunm — Vom Dresdner Verein zum Schutze der TKiere er halten wir nachstehende Zuschrift: Es ist mit Recht daran» hinge- »viescn worden, daß die K atzen die größten Feinde der Singvögel sind. Große Gärten, in denen säst gar kerne Singvogel mehr vor handen, sind, nachdem man eiirrae Jahre die Katzen gclödkel, mit Hunderten von -Singvögel» bevölkert worden, AtS Hansihiere sind die Katzen zu schütze», eine wildernde Katze ist aber ein Raublhiec. Andererseits ist es zu beklagen, daß die Katze» vit sehr grausam getödtet werden. Das Schlimmste aber ist, daß die Katzenbesitzer meist sämnrtlicho junge Katzen leben lassen, sich aber nicht Weiler »in sic kümmern und sie nicht süttern. Man wllle die jungen Kätzchen soiott nach der Geburt durch einen Schlag aus den Hinter- kopf schmerzlos und schnell tödien. Um dies aber zu erreichen, müßte eine Katzensiener, wen» auch nur in sehr mäßiger Höhe (etwa l Mark-, eingeiühit weiden. Dann würden nur so viel Katzen, als nr Vcrlilgnng der Mänie nöllpg, gehalten, ordentlich gefüttert und ieanssichttgt werden. Die Kairo als HauSthier wird Jedermann gern schützen und dulden. — Dcr soeben erschienene 27. Jahresbericht dcS Kaufmän nischen Vereins zu Dresden vom I. April 1699 bis ttl, Mürz 1890 girvt in allen seinen Theilen ein Bild gedeihlicher Entwicke lung, Bewnders bat sich in dem von Herrn Bankier Wictte gelei teten Vereine die Ucberzcngnng geltend gemacht, daß die Aufgade eines lansmännisihrn Vereins nicht mir in unterhaltenden Vor trägen und Kesllichkciten ihren Ausdruck finden solle, sondern daß sowohl die engeren Interessen des Handelsstandcs selbst als auch die großen Tagcssragcn de? allgemeinen gewerblichen und cullu- rellen Lebens nichl nnbeachiet bleiben dunen. — Das MannsaktnrwaarenhanS Adolvh Renner. Altmarkt, hat der heutigen GesamintmiSgabe einen Prospekt beigcgeben. — Gestern Vormittag hat die B ed u i n e n - Kar a w an e Dresden wieder verlasjcn und sich'nach Chemnitz begeben. Beim Transport ihres Gepäckes zeigten sie sich recht gelenkig. Als sie sich in ihre»! Waggon häuslich niedergelassen, wurd.n sie beim Ver zehren von rohen Zwirbeln und euilgcn derben Stucken trockenen Brotes gestört und konnten ihre Eßbegicrde nach cmigem Zögern in einem anderen Waggon erst wieder »orlseken. — Tein Glasergehilicn Herrn Heinrich Nob, Bäßler wurde für «eine 26jährige ehienvolle Thätigkeil in den nämlichen AibeitSver- hällnissen ein B e > o b i g u n a s d e k re t von der König!. KrciS- haiiplmanmcha'i ziigesieltt, Wät»cnd dieser 26 Jahre war Herr Bäßler in Stellung bei Herrn Glaiernieister Stadtrath Wetzlich, — Ediions Phonograph wird heittc im grolzen Saale des Gewcrbehauics ein Concert veranstalten. Es ist hierzu die Kapelle des 2, Grenadier-Regiments Nr. 101 unter Direktion des Herrn Schröder gewonnen worden. Ter Phonograph wird die Mnsikptöccn, welche die Kapelle spielt, sofort rcprodiluren, — Leipzig, den 1. Mai, Zu dem von heute Moraen 8 Ubr ab im Gaschen zu Oetzsch slatlsindenden Conccrl batten sich bis um 9 Uhr Vormittaas insaciammt ca, 1000 Personen einschließlich der Kranen und Kinder cingcsunden. 'Nachdem traien noch vereinzelte Nachzügler ein. sodaß sich die Zahl dcr Theilnehnicr um ciniae Hunderl vermehrte. Ten Weg nach Oetzsch legten die Beiucher des Concerles einzeln oder in Trupps zurück. In Oetzsch selbst ist es bis Keule Mittag durchaus ruhig zugcgaugen, zumal inwlge eines Jcrthnms die Musik ausgeblieben war uno das Concert msolge dessen überhaupt nicht stattfand, TaS Programm für die um 7 Uhr beginnende Abendseier besieht aus Io Nummern und zwar 6 Eon- certslücke», Prolog, zwelmaligem allgemeinen Geiang und etwaigen freien Vorträgen. — Gesten» Nachmittag in der 2, -stunde rst beim Zuianimcnkcppeln der^Wagen aut dem Bäurischen Bahnhof der am 28, Mai 1871 in Sondersdors bei Bitteneld gcboiene Wagen- rückcr Fleischer durch eigene Unvorsichtigkeit mit oem linken Ober arm zwischen zwei Puffer gekommen, wobei derselbe ihm vollständig zermalmt wurde, ivdaß er dem bedauernswcrthen jungen Manne unverzüglich ampuiirt werden mußte, — Anläßlich des grstrjgen preußischen Bußtages kamen aui dem Eilenburger und Magdeburger Bahnhof gegen 11,000 Meßbesucher hier an, die meist mit den Abend- zügen Leipzig wieder verließen, — Ein recht unliebsamer Vorgang spielte sich am Montag in Wölfnitz ad. Em Trupp von 80 bis 100 stellnngspfllchtigen jungen Leuten zog unter Adsingung sozialdemokratischer Lieder durch den Ort, Wegen Ruhestörung winden mehrere der Sänger einge steckt, Die klebrigen versuchten in unzulässiger Weise ihre Befrei ung. indem sie, wie man uns meldet, die Thurcn des VerhaitungS- lokaleS ausdobrn. Sodann zog man mit wüslcin Geschrei durch Löblan. woselbst bekannten, dort aufhältlichen sozialdemokratischen Führern Hochs dargcbracht wurden. Die Tumultuanien sehen em pfindlichen Strafen entgegen. — Landgericht. Bon der 3. Ttraikammer wurde gestern der Kaufmann Robert Hermann Hilbert zu 6 Monate» Gesängniß verurtheilt. Ter 22 Jahre alte, schon vorbestrafte »nd zuletzt in Lockwitz wohnhaste Angeklagte hatte drei Wechsel über 283 Mk. 30 Pig. bez. 194 Mk. 20 Pfg. und 137 Mk. gefälscht. - Am 11. Novbr. v, I. Bormittags erlitt der auf einem Mörtelwagen stehende, mit Abladen beschäftigte Handarbeiter Boden aus Welichhufe eine Quetschung des Knöchels am linken Fußgelenk, und die Schuld hieran trug der ca. 21 Jahre alte Schirrmeister Arthur Robert Klemm insofern, als dieser seinen Wagen, ein Last« geirhirr. rückwärts nach dem Mörtelwagen geschoben hatte. K. ver wirkte deshalb wegen fahrlässiger Körperverletzung 20 Mk. Geld strafe. — Minna Clara Martin, ein am 23. Februar 1876 geborenes Schulmädchen, fälschte zwei Zettel mit v«r Ausschrstt »Liebe Schwiegermutter!" und einer entsprechenden Unterschrift zu dem Zwecke, von der Schuhmachcrswittwr Beckert Darlehen von je 3 Mk. zu erhalten. Die zu 3 Monaten Grfänaniß verurtheilte jugendliche Schwindlerin fugte den schriftlichen Darlehn-geiuchen noch mündliche Bemerkungen bei, und e- gelang ihr auch. 2 Mk. von der getäuschten Frau B. ,u erhalten. — Gelegentlich etne- Znsammentreffen» mit dem vielbestrasten Kutscher oer Dünger exportanstalt. Karl Schlenker, auf der fiskalischen Stinke zu Gorbitz mochte diesen der Gendarm Polheim aufmerksam, in Rücksicht aus das Steigen der Chaussee bei großem Glatteis Vorspann zn neh men. Gegen diesen im Interesse der gequälten P'erde ersolgten Vorschlag de» Beamte» verwahrte er demente: ,Do- itz meine Sache der Zoolog^^eÄnmmnenen Worte. 3Tagen Gesängntß verurtheilt. er! M L beute oder gestern. eamte» verwahrte sich der grob« Kutscher, indem » tsi mein« Sache. Sie denken wohl, ich bin von , da schneiden St« sich l" Zuguterletzt beleidigte chlenker unter Hknwei- auf den endarmen mit einem der, schössengericht zu 1 Woche gestern da» Landgericht auf Berufung der Staatsanwalts Strafe auf 2 Monate Gefönyniß. — Der Fabrikarbeiter Hermann Wagner m üvvitz störte am »rüden Morgen de« l9. Februar d. I. durch sein Verhallen die Nachtruhe in Pirna «nd beleidigte hierauf den rubraebtetciiden Schutzmann Richter durch den Zuruf: .Halt' dir G-. dummes L-I" Als der beleidigte «camse zur Ärretur W.'s schreiten wollte, ergriff dleler die Flucht und suchte seinen Verfolger mit der Drohung: »Komi»' nur her, ich sieche Dich nieder, ich renne DIr's Messer in den Leib!" abzubalten. die Ane- tur auSziisühre». Außerdem fälschte Wagner ein ArbeitSzeugnlß durch Abänderung,, der Jahreszahl. Vom Schöffengericht Pirna z» 3 Monaten 1 Woche Gefängniß und 3 Tagen Halt verurtheilt, setzte gestern daS Landgericht am Berufung W.'S die Strafe aui 3 Wochen 4 Tage Gesängniß und lO Mk, Geldstrafe ev. 2 Tage Haft herab, wobei zu Gunsten deS Angeklagten berncksichligt wurde, daß er noch unbescholten war und sich infolge Genüsse« von Spirituosen „»einer hochgradigen Aufregung befunden hatte. — Die von dem Müllrrgesellen Friedrich Evrentrant riiigcleate Be rufung gegen seine Brrurthcilung wegen Widerstande» zu 4 Monaten Scsängnlß wurde verworfen. Sortsetznng de- örtlichen TbeileS Seite v. TageSgeschichte. Deutsche- Reich. NeichSdankpräsident v. Dechend ist in Berlin am 30, April Abend» gestorben. Die als Organ deS Fürste» Bismarck geltenden »Hamburger R-icdr," pvlemisiren in beachieusweither Weise gegen die Preß- slimmen, betreffend den deutschen Niederlassmigsverirag mit der Schweiz. Das Blatt bemerkt, die bisherigen Aenßermiaen bekun den. dap, die Blätter über dcn Zweck dcS diplom-uischen BorgehenS iin Falle Wohlgemitth nnvollstandig unterrichtet sind. Nicht ein Salis»aktiansverla»gen iür ungeschickte Polizeiageme», sonder» eine Cinwirknng aus die schweizerische Negierung bchuts Acnderung ihrer Stellung zu den deutschen Sozialisten sei damals erstrebt worden. Was die Berner Regierung bisher in dieser Richtung actdan habe, sei die Folge des ventschen diplomatischen Vorgehens. Und dies wäre auch mit der imaginären Verschlechterung dcr Stellung der wandernden Bevölkerung Südl'adeiis nicht zu lhenrr erkanit gewesen, die überdies durch einen Spezialvertrag dagegen gesichelt werden könnte. Tie »Hamburger Nachrichten" wenden sich in einem Artikel gegen die Unterstellung, ein etwaiges Auttrclen des Fürsten Bis marck im Reichstage oder im Herrenhause werde eine Fronde be deuten und seine Triebfeder sei Verstimmung über persönliche Zurücksetzung. DaS Blatt erklärt, es habe geglaubt, seine jünast- erfolglc Erklärung, der Fürst denke nicht daran, gegen die kaiser liche Politik und deren Vertreter, v. Eaprivi. Stellung zu nehmen, würde die Gernchic von der angeblichen Fronde verstummen lassen. Die; tri aber an dcr Eigenart einer gewissen Preise gescheitert, die daS als selvstverständlich aniichmc. ivaS andere Beurtheller minde stens als wenig anständig, strenge Richter als VoterlandSverralh bezeichnen würden, Fürst Bismarck, der 40 Jahre an seinem Werke gearbeitet habe, sehe es als unehrenhaft an, für, abziimende,,, wo er glaube, auch jetzt »och nützen zu können. Seine lange Dienstzeit verleihe ihm ein hohes Maß von Objektivität. Auzzerdem werde die srühcie Politik in der Hauptsache »orlgesuhzt. Wenn die deutich- sreisinmac Presse meine» sollte. HochmnIH sei das Hauptmotiv, das den „alten Kanzler" beseele und »bin sein »aufgezwungenes Still leben" uneriraglich mache, so würden andere Bcmtheiler «inen neuen Beweis eines seltenen Pflichtgefühles dann finde», wenn »ein in manchen Empfindungen verletzter Staatsmann" noch ein mal in die parlamentarische Arena herabsteige, nicht um sich mit seinem 'Nachfolger zu messen, sondern um da znm Wöhle des Vater landes mitzuhelfcn, wo seine Stimme und sein Rath nicht teicht ersetzbar sind. Der Beschluß der Eisenbahnkommission deS preußischen Abge ordnetenhauses, die Regierung aufzusordern, eine Verringerung der Zahl dcr Billetsorten emtteten zu lassen, ist genau das Gegcntheil dessen, waS man eine Reform nennt, und enthält außerdem eine innere Unmöglichkeit. Da die Kommission den gewiß sehr beschei denen Antrag Bröniel auf Beseitigung dcr RückfahrtbilletS und ihre Erlegung durch allgemein billigere Fahrpreise abaelehnt hat, so würde zur Herbeiführung einer Verminderung der Zahl dcr Billet- sorten nichts Anderes übrig bleiben, als die Ausgabe direkter Billets nach möglichst vielen Stationen zu beschranke». Daß hierin einer seits eine neue Belästigung für daS Publikum liegen würde, ivelche unterwegs zur Lösung neuer BilletS gezwungen wäre, liegt auf dcr Hand. Aber selbst die Eisenbahiivenvaltungen würden sich dadurch nur ihre Mühe vergrößern: aui gewissen Untenvegsstationen wür den sämmtliche Reisenden gezwungen sein, dcn Zug zu ve>lassen und zmn Billclschalter zu stürzen. ES giebt letzt, ganz abgesehen von den Rundreisebillets und dcrgleichenganz besonderen Verunstaltungen, nicht weniger als 15 Billetwrlen zwilchen ic zwei Stationen, und da hin und her zwei verschiedene Billets ausgcgeben werde», so sind 30 Billetsorten nöthtg. um auch nur den Verlchr zwischen zwei Stationen zu vermitteln: 4 Billets für die Perloncnzüge und die vier Ktassen. 3 SchnellzngSbillets, 3 RückfahrtbilletS, 3 Kinder- billcts, 1 Militärbillei und 1 Hundebillet. Früher war der Wirr warr noch etwas größer, denn erst seit einem Jahre gelten die NückiahrtbillelS auch für Schnellzüge ohne besondere Zuschlagbillcts. ES ist unerfindlich, wie der Beschluß der Kommission des Abgeord netenhauses ausgefübrt werden soll, wen» keinerlei Preisermäßigung euttrcten soll. Die Beseitigung der Zuichläae iür Schnellzüge bei einfachen Billets, die aus dcn preußischen Bahnen für Rück'ahri- billcls jetzt aufgehoben sind, würde allerdings die Zahl der Billct- sortcn um 4 veri»indern. Aber das auch will ja oie Kommission nichl einmal. Ter Beschluß ist somit nichts als eine völlig inhalt lose Redewendung, ein Messer ohne Klinge, welchem der Stiel fehlt. (Franks, Ztg.) Der Erzbischof v. Schreiber ln Bamberg hat für da- Ar- beitcrinnenhcim 6000 Mk, gespendet. Der russische Student Weller, der unter dem Verdachte deS Landesverraths verhaftet, aber nach Einstellung deS Veifahren- durch daS Reichsgericht freigelassen worden war, ist nunmehr au- Deutschland ausaewiesen worden und hat Berlin verlassen. Der »Times" wird an« Sansibar gemeldet, daß die deutsche Flotte und alle Damvier Wißmanns südwärts abgesegelt sind, um Kilwa zu bombardircu und aus diese Weise Wißmann, welcher mit 12l» Sudanesen zu Lande angreisen will, zu unterstützen. Kilwa lei sehr stark befestigt und es werde ein hartnäckiger Widerstand erwartet. — Ein deutscher Dampfer ist mit 400 Sklaven und freien Arbeitern, welche zur Herstellung der Kongo-Eiienbabn angeworben worden sind, nach dem Kongo abgeiegelt, nachdem eine sorgfältige Untersuchung seitens der deutschen Behörden stattbatte. — Infolge der Rinderpest sind die Fleischvorräthe in Sansibar auSgegangen und es herrschen Hungerpretse; die Flotte ist auf Salzfleisch beschränkt. Die 'Novelle »m Gewerbeordnung, gewöhnlich »Arbeiterschutz- gesctz" genannt, ist im Bundcsrath soweit gefördert, daß sie oem Reichstag bald nach seiner Eröffnung rnaehen wird. Auch die Militärvorlage, die sich, wie e- heißt, zunttchst noch ln bescheidenen Grenzen halten soll, wird beim Beginn dcr Session oder bald nach demselben elngcbwcht werden können; die Kolonialvorlaae dagegen wird wobl noch einige Zelt brauchen. Da diese sttmmtllchen Ent würfe ihrer Natur nach an Kommissionen verwiesen werden müssen, so werden für da- Plenum des Reichstages voraussichtlich längere Pausen entstehen. Die Stadt Berlin war am 1. Mai, wie Depeschen, die biS zum Mittag reichen, melden, völlig ruhig. Die Straßen bieten daS ge- wöbnliche Bild. Feiernde Arbeiter, die einer nicht besonders zah reich besuchten Morgenversammlung beigewohnt, wurden dur Schutzleute zerstreut. Eine große Anzahl 'Feiernder begab sw morgens nach den» Grunewald und anderen Ausflugsorten ln der Nähe Berlins. Au- den Vorstädten wurden bisher keinerlei Unruhen gemeldet. Au- Metz. Wielbaden, Münster. Stroßburg" und Nürnberg wird berichtet, daß dort alles arbeitet. In Neunktrche» sind die Bergleute der Stumm'schen Werke, sowie die anderer Werke voll zählig anaefahren: ebenso ist im Dortmunder Revier von einer Arbelterseier nicht- bemerkbar. Dt« königlichen Fadrlken in Span dau such in vollem Betriebe. I» Zwickau sowie in den Fabriken ruhia gearbeitet. Nir Nuhestörunaen statt. In Mülhausen tm Nsätz nähme der vcreitS Streckenden alle Arbeiter, ebenso in den anderen Städten von Ellaß-Lotbrinacn. In Danzig wird fast üvernll gear beitet, nur eine Oelmühle, sowie einig« Bauplätze feiern. Die bet den Festungsbauten beschäftigten Arbeiter wurden durch junge Burschen aufgestachelt und verließen die Arbeit. Die MdelMhre, wurden sofort verhaftet. Ansammlungen auf dem Marktplätze wu»- den polizeilich zerstreut und Volksversammlungen unter freiem tzim-
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