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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.01.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090122027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909012202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909012202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-22
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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Dresönev Nachrichten. Freitag, Januar 1«VV M» Nr. LE seine ««spräche, worauf dieser für den -ertlichen Empfang dankt« und setn« Anerkennung über di« vorzüg lichen militärischen Leistungen aussprach. Sr trank aus das Wcchl des l7. Ulanen Regiments und schloß mit einem Hoch au-f Oberstallmeister v. Harcak und Oberst Frhrn. v. Milkau. Zum Schluß ergriff der Herr Vberstallmctster daS Wort und widmete der treuen Kameradschaft herzliche Worte, währeltd Prinz vou Lodkmvttz auf das Wähl des Ossizierkorp» trank. — Heute vormittag ll Uhr 30 Min. reiste der Erzherzog vom hiesigen Hauptbahnhos« wieder ab. König Friedrich August begleitete ihn nach dem Bahn höfe. Kammerball Gestern abend 8*4 Uhr fand im König!. Residenz schlosse ein Kammerball statt, zu welchem gegen WO Eiuladungen ergangen waren. Unter den Ge ladenen, die sich im Stncksaale und im großen Ballsaale gesammelten, besanden sich: der bayerische Gesandte Gras ». Montgclas, Ser österreichisch-ungarische Gesandte Frei- Nerr v. Braun, der preußische Gesandte Prinz zu Hohenlohe- Oeliringen nebst Gemahlinnen, der Gras zu Solms-WUden- fele nebst Töchter», die Ltaatsminister Tr. v. Rüger. Tr. r>. Otto. General der Infanterie Freiherr v. Hansen »nd Tr. Beck mit Geinaliliniicn, der Präsident der Erste» Siündekammer Obersihosmarsch-rU Graf Vitzthum v. Eck städc. der kommandierende General -cs l!l. Armeekorps, oicneml der Artillerie v. Kirchbach mit Gemalrli», sowie Damen und Herren der König!, und Prinzlichen Hos- siaateu und der Aristokratie usw. Se. Majestät der K ü n i g >nit Lr. König!. Hoheit dem Erzherzog Karl Franz I o s ep h o o n O e st e r r e i ch. sowie Ihre K önigl. Hoheiten Ser Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde erschienen -segen 8-^ Uhr unter den Festteilnehmer» und hielten zu nächst einige Zeit Cercle ab. Hieraus begann der Tanz mit einem Walzer. TaS Souper wurde um ll Uhr im Bankett- und Eckparadesaale an kleinen Tischen ein genommen und nach diesem der Tanz bis 1 Uhr fortgesetzt. Bald daraus zog sich Ser Königliche Hos zurück. Tie Ball- musik spielte das Trvmpetrrkorps des Gardcreiter-Regi- menkS. - * Soeben ist der Bericht der außerordent lichen Deputation der Zweiten Kammer über den Entwurf zu einem Wahlgesetz für die Zweite Kammer cr- ichienen. Ter Bericht ist vom 20. Januar baliert, die Tcpn- ration lxit also noch gestern unmittelbar nach der Verhand lung iu der Ersten Kammer ihre Beschlüsse gefaßt. Die Deputation beantragt: l. ihre Beschlüsse v v m 1. u n d 2. Dezember 1008, as den mittelst des Königliche» Dekrets Nr. 12 den Ständen vorgclegten Entwurf zu einem Wcr-lgesetze für die Zweite Kammer der Stan-evevsamm- lnng in -er eosten F-assnng abzulehnen. i>1 den gesamten Eventualgesctzentwurf nrit den beschlossenen Abänderungen samt Schluß, Eingang und Hederich ritten, im übrigen nn- oerändert in der Fassung der Anlage X anzuuchmcn — fallen zu laffen: 2. in sachlicher Uebereiustiminlliig mit der Ersten Kammer as das mit dem Königlichen Dekret Nr. 12 vorgelegte Wahlgesetz nir die Zweite Kammer in der aus der Anlage I- ersichtlichen Fassung einschließlich der Anlage IV X anzunehmeil, bl die hierzu eingegangenen Pelitivncu, soweit sie nicht durch die gefaßten Beschlüsse er ledigt sind, aus sich beruhen zu lassen. Selbstverständlich stimmen die hier als 1' und iV lv bezeichneten Anlagen voll ständig mit den Vorlagen überein, welche die Erste Kammer zu Vesthlünen erhoben Hai. Der 'Antrag ist unterschrieben von den Mitgliedern der Deputation: Opitz, Vorsitzender. Dr. Vogel, Dr. Schanz, Pflug. 'Andrst. Dr. Brückner. För ster. Gontard, Hähuel. Hettner iMitberichterstatlerl, Heit mann. Kleinhempcl, Dr. Kühlmvrgeii ,Berichterstatter», Langhammcr. Merkel, v. O.uersurlh, Dr. Spieß, Traber und Tr. Zoephcl. — Di« neue ärztlich« Gebührentax« ist bekanntlich bereits im Fahre 1008 von den ärztlichen Bezirksvereinen und den Aerzte-Kanlmern durchberaten und auch vom König!. Landes- medizinal-Kollegium nachgeprüst worden. Bis jetzt steht jedoch die ministerielle Genehmigung dieser neuen Taxe noch aus, da aus den Kreisen der Krankenkassen Petitionen Hegen diese neue Taxe eingegangen sind, infolge deren das Ministerium weitere Erörterungen in dieser Frage angestellt hat. —* Dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Sühn, der bei der am letzten Sonntag stattgesundencu Wahlrechts- demonstralivn eine am Altmarkt stehende Droschke bestiegen hatte und au 'eine Genossen eine Ansprache hielt, ist von der König!. Amtsanwaltfchast wegen Verstoßes gegen das Vereins- und Verlammliingsgesetz eine Strafverfügung über 80 Ml. Geldstra'e zngestellt wurden. Zn seiner Hand lungsweise wurde die Abhaltung cnier Versammlung unter freiem Himmel erblickt, zu der zuvor die Genehmi gung der Polizcidirektiou einznholeu gewesen wäre. — Von den am Sonntag verhafteten Demonstranten sind zwei Personen dem Gericht zur Aburteilung zngeführr worden. - * Eine Arbeitsloscn-Vcrsammlnug fand Heine vor mittag 10 Uhr im „Tiooli" statt. Schon cnva eine halbe Stunde vorher mußten der Saal, wie überhaupt der Ein- guna zum Haas durch ein geringes Polizeiaufgebot wegen Ilebcrmllniig gesperrt werden. Es inochien ctiva knapp 2000 Personen anwesend sein. Doch >ammcltcn sich auf der Wettiuerstraße während der Dauer der Versamm lung noch einige Hundert Arbeitslose an. welche leinen Einlaß mehr erhalten konnten. Der Verkehr durch die Straße wurde dadurch zwar er'chwert, doch vermochten die anwesenden Gendarmen ihn aufrecht zu erhalten. 'Nach einer kurzen Eröffnungsansprache des Versammlungs leiters hielt Arbciteriekrctär Mxnke eine l^stündige Rebe über bie ArbettSloffgkett im allgemeinen und die in Dresden im besonderen. Nach nattonalökonomtschen Be. trachtungen über die Ursachen der Arbeitslosigkeit, ttebervro. duktion usw. führte der Referent ein große» Zahlenmate- rtal auf. um zu beweisen, daß dir Zahl der Arbeitslosen mit tedem Fahr« zunehme. Die Red«, die sich oft in derbe» Kraftausdrücken erging, wurde zuweilen von stürmischen Zurufen. Knirdgebungen de« Betsalls und der Entrüstung, unterbrochen, so daß üer Vortragende sekundenlang nicht zu verstehen war. Nach den üblichen Ausfällen gegen den Kapitalismus und heftigen Angriffen gegen die Konserva- tiven des preußischen Herren, und de« Abgeordnetenhauses ging -er Referent auf die Ntaßnahmen ein. di« die deut- scheu Städteverwaltungen zur Abhilfe -er Arbeitslosigkeit qetrosfen hätten: er rühmt« besonders München. daS gestern 80000 Mark zur Linderung dieser Not auSgcworsen habe. Dann wandte sich der Redner in scharfen Ausdrücken gegen die Haltung der bürgerlichen Parteien im Dresdner Stecht- Parlament und rieb sich besonder» a» der Haltung des Stadtverordneten-Vizevorstehers »Unrasch und Konsorten". Drei Forderungen stellte er aus: Einführung der Arbeits losenversicherung. Errichtung eine» ZentrakarbeitSnacb- weises und die neunstündige Arbeitszeit. Gegen das Ende seiner Rode hin ermahnte er di« Anwesenden wiederholt, ruhig nach Hause zu gehen und keinen Anlaß zu Zusam menstößen mit der Gendarmerie zu geben. »Unser die Rache! Trotz alledem!" schloß der Referent. Danach fand eine Resolution elnsttmmige Annahme, in der Staat und Kommune ersucht werden, unverzüglich geeignete Maß» nahmen zur Milderung der durch die Arbeitslosigkeit her- vorgerusenen Not zu ergreifen. Um die Einführung einer staatlichen Arbeiterversichernng zu fördern, sollen Rat und Ltadtverordneteii^Kollogium von Dresden dem Anträge der Gewerkschaften gemäß eine Hauszäblung vornehmen und Reichsregicrung und Reichstag um das Zustandekom men einer Arbeiterversichernng angehen. Bis dahin möge der Rat größere Mittel als bisher zur Beschäftigung von Arbeitern zur Verfügung stellen, die bisher in Angriff genommenen Arbeiten seien unzureichend. Daher solle der Rat Gelder zur Unterstützung der Arbeitslosen bereit- stellen, damit den Gewerkschaften Zuschüsse geleistet werden können. — Ein Antrag, das Bureau mit dieser Resolution als Deputation zum Oberbürgermeister a»f -as Rathaus zn schicken, wurde ebenfalls einstimmig angenommen: über einen weitergehenden Antrag, bei ihm selbst im Land tag, falls er dort anwesend lei, vorstellig zu werden, wurde nicht abgestimmt. Schließlich sprach noch ein früherer städti scher Arbeiter Preißler über angebliche Mißstände bei der Ausführung städtischer Arbeiten. Nach einer noch maligen Aufforderung, ohne Demonstration ruhig nach Hause zu gehen, wurde -ie Versammlung geschlossen. — Langsam strömte» die Anwesenden hinaus auf die Wet- tlncrstraße. wo sie von den dort angesammelten Hunderten mit Hallo und lauten Zurufen empfangen wurde». Bald war die Straße in ihrer ganzen Breite von Menschen io dicht gefüllt, daß der Verkehr gehemmt wurde. Die Gen- dgrmcriemgnuschgst war zeitweise nicht imstande, die Mitte der Straße für den Wagenvcrkekir frei zu halten. Ihre Versuche, die Menge zu zerstreuen, wurden, soweit sich dies beobgchten ließ, von -ene». die der Versammlung nicht bcigewohnt hatten, mit Fohlen ausgerrommen. Als das Gedränge durch die immer noch aus dem „Tivoli" strömen den Arbeitslosen, darunter auch Frauen und Mädchen, immer stärker wurde, setzten sich die dem Postplatz am nächsten Stehenden nach der Stadt zu in Bewegung. In ungeordnetem Zuge ging cs nach dem Postplav und von hier teils durch die Brüdcrgassc, teils durch die Wils druffer Straße nach der Schloßstraße und dem Altmarkt. Wieder waren alle Straßen und tilassc». wie am Sonntag, von einer dichten Gendarmeriekette abgcsperrt. Der Ver kehr in den vom Zuge berührten Straßenzügen stockte natürlich, zumal da — um 12 llhr war man vom „Tivoli" abmarschiert — infolge des Mittagsschlusses der Geschäfte die innere Stadt an und für sich belebter als sonst war. In der Schloßstraße staute sich die Menge zu einem dichten Knäuel, den Gendarmerie zu Fuß und zu Pferde ver geblich zu entwirren suchte. Immer wieder drängte die Menge gegen -as Schloß hin vor, fo daß die Gendarmen oft rings eitigcsclKosscn waren. Die Situation nahm einen immer bedrohlicheren Charakter an. zumal setzt auch Johlen und Schreien einsetzte, Die Passanten der Schloßstraße, die die Postenkette passieren wollten, mußten genau ihr Ziel angeben, bevor sie durchgelasien wurden. Da erschien — es ivar inzwischen -^l llhr geworden — ein großes Gendarmerie-Aufgebot zu Pferde unter Führung eines Leutnants in der Schloßstraße und nahm hinter der Posten kette am La-eu von Jordan u. Timaeus Aufstellung, cmp- samren von einem wilde» Johlen der Menge. Jetzt sah man die Führer -er Arbeitslosen ihre Genossen zur Ruhe und Umkehr erinohncn. Sic drängten sie immer weiter vor sich her bis zum Altmarkt und forderten sie, schließlich auch mit Erfolg, zur Heimkehr auf. Hinter ihnen drang setzt auch die Gendarmerie wieder vor. io daß kurz nach t Uhr die drohende Situation vorüber war und der Vcr- kebr — auch der der Omnibuswagen, die bisher aus dem Altmarkte hatten umkehren müssen — wicderhergestellt werden konnte. Freilich bildeten sich an den Straßenecken noch manche kleinere Trupps, die nicht wanken und weichen wollten. Stach 2 Uhr boten die Straßen — abgesehen von mehreren Doppelposten — das gleiche BUd wie sonst. — Inzwischen hatten sich die Beauftragten der Arbcitslosen- Beriammluitg, Engel. Pötzfch und Steg! ich. auss Rathaus begeben, wo sic vom Bürgermeister Dr. Kretzsch- mar in Vertretung des im Landtage weilenden Ober bürgermeister» sofort empfangen wurden. Die Erschiene- nrn überreichten di« Resolution und legten die Gesicht»- punkte dar, dt« zu deren Annahme geführt hätten. Bürger meister Dr. Kretzschmar führte im Anschluß an den hier, auf bezüglichen Inl-alt seiner Ansprache, dt« er in der ersten Stadtverordnete,ifltzung diese» Jahre» an die Stadt verordneten gerichtet hatte, au», wie er auf die wirtschaft lich immer noch ungünstlge Sage, die sich auch in der Ver mehrung der Arbeitslosen äußere, und darauf bingrwiosen habe, baß die städtische Verwaltung e» auch in Zukunft unablässig für ihre wichtigste Pflicht erachten müsse, diese» Verhältnissen ihre besonder« Aufmerksamkeit zu widmen. Sr betonte, daß hiernach doch für niemand ein Zweisel darüber bestehen könne, daß die städtische Skrwaltuna -ie Frage der Arbeitslosigkeit fortdauernd im Auge behalte, was sich auch daraus ergebe, daß die Erhebung einer ander- weiten Arbeitslosenstatistik bereit» in die Wege geleitet sei. bet der zugleich ermittelt werden soll, ob und inwieweit ein Zuzug von Arbeitslosen von auswärts in Frage komme, für die au» städtischen Mitteln zu sorgen die städtische Verwaltung sich nicht für verpflichtet erachte» könne. Die städtische Verwalt»«« habe im übrigen ihr besonderes Augenmerk darauf gerichtet, den Eintritt der Arbeitslosigkeit bei den von der Stadt beschäftigten Arbei tern möglichst zu verhindern, wie sich daraus ergebe, daß nahezu 2300 Arbeiter weiter beschäftigt und nur 240 ent lassen worden seien, was aber auch nur vorübergehend ge schehen wäre. Daß einzelne Arbeite» nicht ln dem beab sichtigten Umfange bereits in Angriff genommen worden seien, erkläre sich lediglich daraus, -aß die WttterungSver- hältnisse -te» unmöglich gemacht ltätte». Der Rat lasse sich aber die Beschaffung von Arbeitsgelegenheit nach Kräf ten angelegen setn. Wenn er seine Genehmigung zu Stra- ßrnbauten in -er Südvorstadt gegeben habe, deren weitere Inangriffnahme bei der Höhe des Schätzungswertes von 278 000 Mark baldige reichliche Arbeitsgelegenheit erbrin gen werde, so sei dies hauptsächlich mit aus dem Grnn-e geschehen, um zur Vermehrung der Arbeitsgelegenheit bei zutragen. Er gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß seine Darlegungen die Anwesenden davon überzeugen werde, daß die städtische Verwaltung nach Kräften bemüht sei. der Arbeitslosigkeit entgrgenzutreten, daß die Erschic tienen ihrerseits dazu beitragen würden, -aß diese Ucker zrugung auch in weiteren Kreisen Platz greise, und daß sie insbesondere ihren Einfluß dafür geltend machen wür den, daß lärmende Kundgebiiiigeii, zu denen hiernach gar kein Anlaß sei. iliiterblicben. die nur geeignet seien, Be niiriihigung in die Bürgerschaft zu tragen, also die Wirt- ichasttichc Entwicklung zu stören und zu benachteiligen. Die Erschienenen sicherten dies zu. — Auch in -er heutigen Stadtvervr-netensitzung »vird die Angelcgeicheit erörtert werden. —* Co n cessio niertcr Sächsischer Schisser- Verein Dres - e n. Die -für heute angezeigte außer ordentliche Versammlung findet erst am 23. -. M. bei Kneiist, nachmittags '-H Uhr, statt. —* Die Hauptverhandlnnge« vor dem Schwurgerichte in der ersten diesjährigen Sitzungsperiode sind wie folgt anberaumt worden: Rio „tag, 28. Januar, vorm. 0 Uhr: gegen den Schreiber Ernst Oswald Fischer aus Gohlis wegen Verbrechens im Amte: vorm. '-11 Uhr: «egen den Korbmacher Friedrich August Grahl aus Copitz wegen Sittlichkeitsoerbrechens: — Dienstag, 2V. Januar, vorm. 0 Uhr: gegen das Dienstmädchen Lina Elise Merkel aus Mylau wegen Zeugennieineides. Unterschlagung. Dieb stahls und versuchten Betruges: — Donnerstag, 28. Januar, vorm. 0 Uhr: gegen die Dienstmädchen Frieda Martha Helm aus Schönheide und Anna Alma Barth« ans Lockmitz wegen Mordes: — Freitag, 20. Januar, vorm. 0 Uhr: gegen den vormaligen Straßenbahnschassner Otto Schulze aus Zittau wegen Verbrechens im Amte: vorm. Isll llhr: gegen den Musiker Otto Bruno Hau- schild gen. Kaulsutz aus Pirna wegen schwerer Urkun denfälschung. —» Ein schwerer Unglückssall ereignete sich heute vor mittag lO Uhr in der 'Nähe der „Waldschänke" am neuen Paradevlatze. Ein Reiter, ein Herr v. Welck. stürzte in folge Schcucns des Pferdes herunter und erlitt einen Lchädclbruch. Herr Dr. Möbius-Klotzsche wurde an die Unglücksstätte gerufen und legte einen Verband an: bald daraus traf auch der Militär->Sanitätswagen ein, welcher den Schwerverletzten nach dem Lazarett brachte. —* Pollzcibericht. 2l. Januar. Bezugnehmend ans den Polizeiberichi vom 14. Januar, den Taschendieb Schlosser Bruno Klügel und Genossen betreffend, die unter Um armung der betreffenden Personell diesen Uhren und Geldtäschchen au» den Taschen gestohlen haben, ist noch zu bemerken, daß bei -cn Tätern noch drei Taschenuhren gesunden worden sind, die von derartigen Diebstählen Herrührcn. Die eine Uhr, eine silberne Herren- Nemolltviruhr, ist einem Manne am 1. August 1008 sam ersten Bogeliviescn-Sonnabcnds auf der Vogelwiese gestoh len worden, die andere, ebenfalls eine silberne Herren Rcnwntoiruhr, will einer der Täter Ende September 1008 bei der Bedürfnisanstalt am Löbiauer Rathaus gefunden habe», während die dritte Uhr, eine silberne Herren Schlüssel-Uhr, einem Manne Anfang Dezember 1008 auf dem Wiener Platze in den vor dem Hauptbahnhofe liegen den Anlagen abgenommen worden ist. Anzeigen sind hierüber noch nicht erstattet worden. Die Eigentümer dieser Uhren werden ersucht, sich bet der Kriminal-Abteilung, Zimmer 37. zu melden, wo -ie Uhren auch zur Ansicht aus liegen. — Wie hier «»gezeigt worden ist, soll eine unde- ciner beinahe meckernden vox Humana. die sonderbarer Weise nicht in den Gesamltlang des wundervollen Orgel werkes passen wollte und die Sittard in einem der Reger- 'cheil kleinen Stücke um seine schönsten Wirkungen brachte. Vielleicht ist der Klang derselben auf der Orgelbau! ein anderer, als im Schill, eine Erscheinung, die man bei vielen großen Werken beobachte» lanii. —er. ->* Richard Strauß-Vortrag. Vor einem ansehnlichen Hörerkreise hielt gestern abend Herr Direktor Richard Kaden in -en Räumen der „Pädagogische n Musi k »ch u l e" lRäckiiitzstraßc 20s eine» au vielen feinen Be merkungen reichen Vortrag über den Komponisten der „Salome" und ..Elektra". Der Eingang des durch Bei spiele am Klavier erläuterten Vortrags wandte sich pole misierend gegen die witzelnde und ach'elznckende Art. mit der vor kurzem Tr. Otto Nkitzel in einem hier vor Fach musikern gehaltenen Vorträge, der das gleiche Thema bc- öandcltc. über gewisse Eigenheiten und Bizarrerien der Straußscheir Musik abgcnrteilt habe. Insonderheit nahm der Vortragende den „Zarathusträ'-Komponisten gegen -cn Nejpclschen Vorwurf in Schutz, als vH Strauß nur um ie-en Preis das Neue, den Fortschritt, die Sensation suche. Strauß habe vielmehr nur die letzten Koiiseauenzen ans -e» Bestrebungen eines Berlioz und Liszt lin seinen Pro- gramnrsinsonienl »nd in gewissem Sinne auch eines Richard 'Wagner sin seinen Opern» gezogen. In seinem Suchen nach möglichst rvahrheitsgetreuem musikalischen Ausdruck »all Gefühlen, Stimmungen, programmatischen Texten oder auch <wic in -er „Salome" und „EIcktra"s ganzer Dramendichtungen, die ursprünglich als gesprochene Schau spiele gedacht waren, habe er allerdings ost das ideal Schöne mit Füßen getreten, habe aber auch anderseits durch An- weiiduna charakteristischer Tonfiguren »Personal- oder Ge- sühlSmotivel die Stimmungsmalerci »nd -ie naturalistische WlrklichkeitS-arstellung auf eine Hölie gebracht wie kein anderer vor ihm. Aus einer gedrängten Darstellung -es Ltraußschen Lebens, und Werdeganges suchte der Dor- iragende darzutim, wie Strauß nach etngehenber Beschäfti gung mit den musikaltichen Klassikern und Romantikern vor allem durch -as eifrige Studium der Ntehscheschen Philosophie in -ie Bahnen seiner heutigen Produktions weise gedrängt worden sei. Blonderen Dank erwarb sich der Vortragende wohl bei den meisten Hörern durch den Schlußgedanken seiner gewandte» und anregenden Aus führungen, -aß man nämlich trotz des eminenten formalen Könnens und trotz aller sonstigen unleugbaren Vorzüge des „Salome"-SchöpserS dock» noch eines Gewaltigeren zu harren habe, dem der groß« Wurf gelänge, eine harmonische Vereinigung der in Strauß verkörperten naturalistisch-. realen Tendenz mit der idealistisch-himmelwärtssührenden Richtung unserer großen Tonherocn älterer Observanz hcrbcizusilhrcn. Letzte Worte. Bon -ein englischen Dichter Charles Wolfe, der dieser Tage gestorben ist, wir- berichtet, daß seine letzten Worte gewesen seien: „Schließ' mir dies Auge auch noch: bas andere ist schon zu, und dann leb' wohl." Wildenbrnchs Sterbewort soll gewesen sein: „Lieber Gott, laß mich noch nicht sterben". Diese zwei so verschie denartigen Aussprüche von Dichtern vor ihrem Tode lassen an Anssprüche berühmter Männer nberhanpt in ihrer Sterbestunde denken. Nirgends wohl ist die Legende so geschäftig gcwcien als in dem Streben, -en Großen no.h bedeutsame Bekenntnisse in den Mund zu legen, bevor sie ihr Leben ansgchaucht. So Hai man Schiller «nd Fried rich dem Großen tiefsinnige Attsruse tun lassen, während uc doch ganz stumm ins Jenseits hinüberschlnmmerten. Be» Goethe ist das vielbesprochene „Mehr Licht" ins Symbo lische gedeutet worden, während es nur eine letzte Bitte war. bie Fensterladen zu öffnen. Wahrscheinlich aber hat er dlc Lippen das letzte Mal zu einem freundlichen Wort an seine «Lchwirgertochtcr Ottilie geöffnet, wie denn auch Lessing mit der begütigenden Bitte an seine weinende Stieftochter: „Sei ruhig, Maschen" verschieden ist. Immer hin gibt eS eine Reihe gut beglaubigter letzter AuSsprüch« von berühmten Sterbenden: andere solcher letzten Worte sind in die Geschichte eingegangcn und beleuchten mit einem Schlaglicht noch einmal «in ganze» Leben, ja, eine ganze Zeit. So ist e- mit den Sterbeworten römischer Kaiser, wie sie uns Sueton überliefert. Als der Soldatenkatser Besoafran da» Ende herannahen fühlt«, ließ er sich auf die Füße helfen und sagt«: „Ein Kaiser soll stehend sterben", und danir mit grimmiger Sarkastik: „Wahrlich, ich fühle schon, wie ich ein Gott werde". Hohnoolle Verspottung sener Apotheose, dir die Römer ihren Herrschern zuteil werden ließen. Berühmt sind die Todesworte Neros, der die Rosse seiner Verfolger durch die Nacht sich nähern hörte, den Vers eines griechische» Tragikers über den sanfte» Klang -er Hufe zitierte und sterbend in die Worte ausbrach: „Welch ein Künstler sinkt mit mir dahin". Der Stoiker Cato von Ukiea sprach, als er den Freitod wählte: „Nun .rst bin ich Herr meiner selbst". Unter den geschichtlich denkwürdigen TodeSmortcn neuerer Zeit sei der tragische Ausruf des auf dem Schafott sterbenden Karls I. von Eng land erwähnt: „R>>m<-mvar" lgedcnkc!): als Kontrast stehe diesem Worte der letzte Ausspruch seines Sohnes Karl II. gegenüber: „Labt die arme Nclly nicht verhungern": dann bat er mit einem Scherz die Anwesenden um Verzeihung, daß er sie solange mit seinem Sterben ausgehalten hätte. AIS der Beichtvater an Richelieu aus seinem Totenbette -ie Frage richtete, ob er sctnew Feinden vergeben, ant wortete der Kardinal: „Ich hatte keine Feinde, außer denen des Staates": mit dieser feinen Distinktion hauchte er seine Seele ans. Sein Nachfolger Mazarin bewies seinen auf das Irdische gerichteten Sinn, indem er weh müttg auf die um ihn ausgchäuften Kostbarkeiten blickte und mit dem Seufzer verschied: „Das alles muh ich zurück- lassen". Skeptisch blieb der Philosoph Hobbes bis zum letzten Atemzug, indem er kurz vor seinem Hinscheiden murmelte: „Ich tue einen bangen Sprung ins Dunkel." Nelsons lebte» Wort, als er nach -er Nachricht vom Steg bei Trafalgar auf dem Deck seines Schlachtschiffes starb, soll geioesen sein: „Gott sei Dank, ich habe meine Pflicht getan!" George Washington seufzte: „Es ist gut." Die letzten Worte, die uns von Scott in dem Augenblick seines Todes berichtet sind, zeigen die selten« Güte de» Dichters. Sein Schwiegersohn Lookhart wollte seine Töchter rusen. „Nein," sagte Scott, „störe sie nicht. Die armen Kinder, ich weiß, sie sind die ganze Nacht aufgewescn, Gott segne Euch alle!" Manche Großen des Geistes drücken auch noch In ihrem letzten Wort die Leidenschaft au-, der sie ihr gan ze» Leben geweiht. GainsborouqhS letzter Gedanke aalt seiner Kunst und seinem großen Vorbild« van Dyck. „Wir kommen all« in den Himmel," sagt« «r, „und van Dyck ist
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