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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051214014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905121401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905121401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-14
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1905
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«kd lir Vbsauauna Listiger Grubenaale und de» bei Spren gungen sich biiocnoen Pulverdampfe- werden elektrisch ange- lrskden: da»I«lb« gilt größtenteil- auch von den Pumptverkeu, die die Schachte vor dem »Ertausen" zu bervahren haben, — fast alle Arbeit-- und Fördermaschinen rm Bergwerke, aber auch beim tzüttenbrlriob Mali- und Richtmaschinen. die Porrichtungeo zum Heben, Senken, Forlbeweaen der Gießkessel uü -roßen Stabtblücke. der fertigen und halbfertiaen Guß- ugniss«, die elektromagnetischen Sortier- und Separier» «sw> werden jetzt fast au-schlieklich mit Hilfe der „ hmr deS elektrischen . 5—10 Jahren wsichE ^ Maschinen, ufn»! werden letzt Elektrizität anaetrieben. Diese enorme gunabu BetliroeS in den letzten 5—10 Jahren ist oesonders auf zwei ßtta« neuere Erfindungen zuruckznführen: aus die Erftndung Äeneralor-GaSmaschinen. die bei der dabei ermöglichten Sierwendung der den Hobösen sonst nutzlos entströmenden sogen. Gichtgas« eine aukeroldentlich billige Kraftquelle für den An- iricb der Dynamomaschinen und damit für die Erzeugung des elektrischen Strome» liefern, und ferner eine Erfindung, die es ermöglicht, die gerade beim Bergtverks- und Hültcubetriebe un vermeidlichen groben Schlvankungen im jeweilig benötigten Arastauftvande auszncleichen bezw. zu regulieren. Diese letzt- erioahnte Erfindung bcrukt in der Hauptsacbe auf der ElN- schaltung massiger, au» bestem Gußstahl hergestellter, scheiben- ortiger Schwungräder, die sich mit ungeheurer Geschwindigkeit s80 Meter in der Sekunde! um ihre Achse drehen. Einmal in Schwung versetzt, besitzen diese oft <0 000 Kilogramm schweren Näder eine solche Energie, daß sie nach dem Anfhören der Krast- zufnbr noch 3 bis 8 Stunden selbsttätig wciterlausen. Die durch viele grobe Lichtbilder erläuterten Ausführungen des Vor tragenden fanden dankbarste Ausnahme. — Den soll enden Haupt vortrag, der ebenfalls von zahlreichen Lichtbildcr-Projektionen begleitet war, hielt Herr Dozent Franz Fürstenberg (Berlin! über: -Neuesnnd N e u est e s aus dem Gebiete der klein- sten Lebewesen". Unter diesen verstand Redner die der Pflanzenwelt angehörigen Bakterie» einerseits und die der Tier welt zuznrechneuden Urtierchen oder Protozoen andererseits. Der Vortragende erläuterte die verschiedenen Formen, Ne- weaungs-, Ernährungs- und Fortpslanzunasarten dieser Lebe wesen, ihre Lebensbedingnnacn und vor allem ihre mehr oder lveiriger verhän, nisvollen Einwirkungen aus den menschlichen und tierischen Organismus und griff daher insonderheit die- jenigen Bakterien und Protozoen heraus, die als gefürchtete Krankheitserreger zu gelte» haben. In 60- bis l20 0Msacher Vergröberung konnten die Vcrfamnilungsbesucher beispielsweise die Schwindsucht--, Diphtherie-, Pest-, Tyhhns- und Ebolera- bazillen, sowie die zu den Prolrozoen gehörigen Erreger der Dvs«„terr«, der Schlafkrankheit, des Malariasiebers usw. im Lichtbild« sehen. Auch dieser lehrreiche und sormgewandle Vor trag fand reichen Beifall. — Tie nächste Vortrcigsoersammlnng wird erst am 2. Januar n. I. lcruSnahinsweisc an einem Dienstag! stattsinden. Inzwischen werden sich die Vereinsmit glieder ober noch am 20. Dezeniber bei einer Besichtigung des neuen Güntzbades und am 29. Dezember gelegentlich eines Theaterabends lim Gewerbelmuse! zuiammensinden. — Im „Linckescbeu Bade" gab es am Sonntag ein Dresd ner K o ni p o n i st e n - K c> n > e r t. Herr SlobSlwnrisl Hclbig halte es untrinvmmen, ein Programm aus Werken nieist noch lebender heimischer Tvusetzer zusornmeuzustelteir. das tiotz dieser Brtchränkiriig des Irrleiessanteri und musikalisch Wertvolle» genug bot. Trenklers „Versailler Siegesiellmarscli" cAuueemarscl, 2tXV machte den Anfang. Ihm folgte nie melodiöse Ouvertüre „Vom Fels zum Meer" von Oesterreich. Der vor wenige» Iabreir ver schiedene E»rli war durch ei» Schwermut atmendes ..Klagelied' für Cello vertrete», das Herr Be.gzog, begleitet auf dem Harmo nium. technisch sauber »ud feinsinnig vorlrna. Von Bernhard Schuciver horte man ei» theurarisch interessantes Jngeudwerk „F'üblinaswoge»". Ter zweite Programmier! wurde errrgeleitet H»t Trarsekrs „Akademischer Fest-Onvertnre", i» der die bekann teste» tnid schönsten Stndenlenlieder mit künstlerischem Geichninck »nd in origineller Bearbeitung verwoben sind, Tie Liederkourvo nisten Jüngst und Tcmmler waren durch je eins ihrer volkstümlich gewordenen Lieder vertrete». Erstercr durch „Entsagung", letzterer durch ..Heimweh", die durch ein Waldr oindoppelguorlett in Igilberstcr AoSlübrnug geböte» wurden. Bo» Müller gelangte z>t>» Vortrag der prickelnde ..Ziehrer-Walzer" und von Sclmlz- Bentben die nrnsikalischen Bilder ,,A»s meiner Wiener Musik- mnpve", von denen die brillant gespielte „ClowriSzrrre" nnd das poiiipösr „Anslieleri der Krost»rc»ick>e»" iviederl/rüt werde» ninble». Der letzte Teil des Programms enthielt bewahrte Rrvertoirftückc als: Krelschniers Krörrungsriiorsch ans.,Tie Frülnnger", Platzbeckers Ouvcrtrrre zur» „Wahrherisnirrnd", die fciselnde Pioginmmmnsik von Weiß „Tie Ansivandrrer" und KcilS „Hosball Polonäse". TIk Kapelle des Schützen-Regiments R'r. >08 spielte sämtliche Stücke vortresslich, nrit Hingevnng nnd kiirrstle>ircher Beseelung. Es batte sicher groben Fleißes bednrst, um den Konzerlverncheui ein srckcheS Ptogramrn in solcher Anssnhrnng bicien z» könne». Herr Stabshouusl Hel big und seine durchaus tüchtige Schützeu- Kapelle iandcn auch die verdiente Anerkennung des trotz des vor weihnachtliche» GeschäslSjonntags zahlreich erschienene» Pnhliknrns. — Der Verein für Verbesserung der Frauen- kkeidurig plant auch in diesem Winter einen Gesellschaftsobend auf dem Belvedere und zwar am 8. Januar I'.»«X>. Tie Besucher kr»d gebeten, in ihrer Kleidung Gestalten ans den« Volkslied aller Länder irr,d Zeiten darzirsielle». doch sind auch sommerliche, Slrand- oder Tennis Kostüme willkommen. Ausgeschlossen sind nur dem intim ländlichen Charakter des Abends errtlprechend Frack. Smoking, Rock und grobe Gesellschastsloilette der Tarnen Nach dem an kleine» Tischen eingenommene» Mahle toll für die Unterhaltung durch innsikaliiche Darbietungen und einen Neige» junger Damen in ki'irrsilcnicher Gemairdurrg gesorgt werden, woran sich Tanr für die Fksllettirehiner auscbließt. — Morgen findet der letzte Ez)>e>i»rental-Abend von Leo Erichsen im Mnseirhansr bei eriiiäblgteri Preisen statt und bietet ein besonders reichhaltiges Prvgramm. Karten sind bei F. Nies (Kaufhaus! zu haben. — Ihre Majestät die Kö»igi»-Witwe besuchte die beiden Geschäfte des König!. Hofkurbinachers H. Sch » rrg . Seestrabe 5 und Große Planerische Straße >2, »»d machte darf Einkärrse. — Dir kleinen Prinzessinnen Margarete »nd Alir besirchten die Aus stellung des L>l'ezini-P,rppe»geschcifts von Frl. Margarete Fritzsche. Maxii»llia»s-Allee. — Gestern nachmittag in der 5. Stunde entstand im Schau- enster einer Drogerie Mari sie u. a. 5 Gaslaternen durch Steinwürfe zertrümmerten. Die Angeklagten gaben teils ihre Schuld zu, teils bestritten sie diele und sprachen den ganzen Vorgängen den Ernst ab und stellten Zolles lediglich als «inen sogenannten „Studenten-Ulk" in. Die Verteidiger schlossen sich der» an,' während der ,taatsanevalt den Aufruhr für erwiesen dielt uno euie-ange- mesfene Bestrafung empfahl. Ter Gerichtshof erkannt« für den angeklagten TechnrkuniKuBesucher HHmann auf V2 Jahr Ge fängnis wegen Aufruhrs und 65 Mark Geldstrafe: der Tech nikums-Schüler Lippmann erhielt 300 Mark Geldstrafe, ein weiterer Angeklagter bekam 3 Monate Gefängnis, während der vierte 100 Mark Geldstrafe erhielt und der letzte freigcsprochen wurde. — Die von ihrem Manne, dem Musterzeichner Malier in Meerane durch einen Schuh in den Kops schwerverletzte Frau Wolter ist nunmehr auch ihren Verätzungen erlegen. — I» der Schule zu Oberoder witz tritt die Diphthe- rtttS unter den Kindern in bedeullicher Weise arrf. Es selbe» bereits 40 Kinder, Leider sind auch bereits drei Fälle mit töd lichem Ausgang verlaufen. — Die Svinnereijirma David Wild in Werda» hat für die am Sonntag in Königsberg a. d. Eger in Böhme» cin- geweihte neue e v a n g c l i s ch e K i r ch e znnr zweiten Male eine Summe von etwa 15 000 Kronen gezeichnet. SlnS den amtlichen Bekanntmachungen. Die den Hufbeschlag ausübenden Schmiede Karl Mar Huhn, Alträckrutz 13, und Gustav Robert Werft, Scheune,rhos- straße 3, welche das Prädikat „geprüfter Hufschmied" zu führen berechtigt sind, habe» sich hier niedergelassen. Von beute ab werden von den städtischen Leihamts- g e s ch ä i t s st e l l e n — Neusiädter Nathans und Malerni- straße >7 — auf die zum Versatz znaelnssenen Wertpapiere und Sparkassenbücher Tarlebne gegen Zinsen z» 7 vom Hundert jährlich, anstatt wie bisher zu üsß Prozent vom Hundert, ge wahrt. nster einer Drogerie Marien ho s st rage 50 sBorstadt ieschen! beim Anzünden einer Flamme ein Schoufcnster- r a n d. durch den die Wattedekoration, sowie die Scheiben des Fensters zerstört und die Auslage, wie Parfümerie», Seifen u. v. 0., mehr oder weniger beschädigt wurden. Tic herbcigerusene Feuerwehr kam, da das Geschäftspersona! das Feuer inzwischen gelöscht hatte, nur kurze Zeit in Tätigkeit. — Ter heutige» Numincr dieses Blattes liegt für die Stadt- auflage eine Weihnachts-Preisliste von I. Bargo» Söhne, hier, bei: außerdem für DteSden-Nenstadt eine Aus verkaufs-Anzeige von Hermann Arndt, Wäsche- und Weißwaren-Geschäft, Bantzrrer Straße 53. — Der berüchtigte Hotcldieb Wenzel Marwairek. welcher in der Nacht zum 7. Dezember aus der Heilanstalt Svnneirstei», wohin er zur Beobachtung seines Geisteszustandes gebracht worden war, airSgebir'che» ist. wurde in A rr s s 1 g v e r b a s te t. — Die Karabiniers Reiher, Seisert »nd Wagner von der 5. Eskadron des Karabinier-Regiments in Borna, die sich eigen mächtig von ihrer Truppe entfernt hatten, wurde» vorgestern in Plauen i. V. airsgegrifscn und durch ein Lrilppenkommando des 134. Jnsaickerie-Regiinents in ihre Garnison zurückgebracht. — In Leipzig sind die etwa 3000 Textilarbeiter der großen Vanmwollerispinnerei in eine Lohnbewegung «rnaetreten. Sie fordern eine Lohnerhöhnng und vom 1. Januar IS06 ab die zehnstündige Arbeitszeit. — Chemnitz, 12. Dez. Noch immer haben sich die Ge richte mit den in der Nacht zum Sonntag, den 17. September, in M ncker schon da» wtiktweidaer Lw . . nttzer Schwurgericht eine Anzahl Vcrnrteilnngen vorgenommen. Heute batten sich wiederum TechnikumSSchüler vor der zweiten Straslammer de» Chemnitzer Landgerichts zu verantworten. Angeklaat waren 5 TechnikumS-Besucher, darunter 2 Ausländer, wegen Aufruhr» und Sachbeschädigung. Den meisten Anae- klagten wurde durch die Zeuaenauslogen nochgcwiesen, daß sie -sich bei diesen nächtlichen Ruhestörungen, wobei sich eine nach Tausenden zählende demonstrierende Menschcnmenae zusammen ' " " schuldig gemacht haben. gefunden, der Sachbescs zng schuldig gemacht indem Tle Ncde des Grafen Posa-owSky in der vorgestrige» Ncichstagssihnny trägt ganz de» Stempel einer gingen rheinriichc» Leistung, wie ste. vnrr per, Bülnwschc» Knrrv- gcbnirge» crpgci'eben, der Reicvslag nur selten z» börerr tzelvrirint. Die großzügigen Aussnbrnnge» des tsiedneis über die Sozial politik. die in nnsercm telegrnpbtschen Beri ht bereits in allen weieuilicben Pnirlten wiedergegebe» sind, fanden die geipannie'Ir Ansinerkinmleit des Hauses und ernteten levhaften Beifall Früher hat ja Gras Pniadowskr, sich rnebisnch veiechtigten Tadel durch seine allzu große Konnivenz gegenüber der Svziaidcinofraiie zngeir'gcn. Diesmal aber wird man iln» allgerneln beislimme» miisic», wenn er die Notwendiglkit einer scharten tlrrlerscheidnng zwilchen der modernen Arbeiterbewegung nrro der sozialdemolra lüchen Bervcgnirg betont nnd von diesem Standpunkte ans die industriellen »nd die Arbeilerirrleressen abrvägt und beleuchtet, datnu auch nicht einseitig z» nngnnsten der Arbeiter Partei ergreist londerrr »rit bovem silllrche» Ernst die llnlernehiirer und die ganze bürgerliche Gcrellichasi an ibre sozialen Pstichlen erinnert. Das eine allerdings ist nicht zu verkennen, daß irr der Praxis die vv» denr Grasen Posadvwsln verlangte Unterscheidung in eben dem Maße schwerer wird, wie sich auch die nicht innerlich sozialdenrv- tratisch gesinnten Arbeiter dem Terrorismus der Sozialdemokratie nnterwerse». Ans der Rede seien hier »och diejenige» i» unserem Berichte »1» ganz kurz berührten Darlegungen heroorgehoberr, die sich ans die Diäte » frage beziehe». Hierüber führte der Staatssekretär ans: Ich komme rinn ans die Frage der Tagegelder. Ich gestehe zu. daß für die Gewährung von Tagegelder,1 gewiise sachliche und Nntzlichketlsguirrde geltend gemacht werden können: aber es wer den dagegen auch sehr schwerwiegende politische Gründe ins Feld geführt. Ich will nicht ans die Veilassring Hinweisen, nnlcr deren bestehenden Paragraphen das jetzt verjamnrelke Hans gewählt ist. Ich will mich aber aus eine andere Tatsache stützen. In der» erste» Jahrzehnt deS bestehenden Reiches hat das Parlament nnd mit ihr» die Regierung nicht io unter der» Absentismus ge litten wie jetzt, und gleichzeitig wirb mnir doch behaupte» könne», daß auch die Wohlhabenheit der Kreise, aus denen die Mirglreder des hohen Hauses üheiwiegend hervorgehc», im allgemeine» sich nicht nriwcsenltich gelruhcir hat iWidcrlprnchi, gchobe» hat mit der Wohlhabenheit des ganzen Volkes. tWiderstunch.) Gewiß meine Herren! Firner muß ich doch auch a» die Tatsache erinnern, r wenn man die>e Frage einmal hier erörtert, daß für eine gar,ze Reche von Mitgliedern des hohe» Hauses die Gewährung von Tagegeldern gar keine wirtschaftliche Bedeutung hat, »nd daß sie vielfach durch arrderwcirigc Verhältnisse verhindert sind, den Sitzungen bkiznwohne». Woran liegt diese Eocheinniig? Sie liegt mcirres Erachtens daran, daß wir i» den letzten :ju Jahren eine große Anzahl von »erre» politische», kommunale», fachmänni schen Körperschaften yeschajse» haben und hierdurch »nser öfseirt- liches Lebe» ein so lnte»>wes geworden ist, daß die Mitglieder dieses hohen Hauses auch durch die Teilnahme an vielen andercri Korpe»chasten in Anspruch genommen sind. - ich verweise in der Beziehung arrf den Parlamentsalriiariach. Man fragt sich in der Tal, wie es einem »och so arheitStäbigen Manne möglich sei» kann, alle dicje Aasgaben zu ersnllea. Dieser Zustand, diese Ab Haltung durch andere wulstige Pstichlen im öfscullichc» Leben würden auch durch die Tagegelder in keiner Weise beiciiigt wer den. tWlderspriich.I — Vielleicht »»» die Doppelnrandate, aber nicht die Tätigkeit in arideren öffentlichen Körperschaften. (Wider spruch und Unruhe links.l Außerdem baden wir hier im Hoden Hanse etwa 5 bis 6 Monate jeden Tag in der Woche Plenar sitzungen von täglich 5 Stunden und darüber. Für die meiste» Mitglieder des Harstes, die anweiend sind, haben vorher drei stündtge Kommiiiionssitzniigen siattgefunden. Dazu komme» die Fraltlvnssitzunge». An die Tätigkeit der Vertreter der Regierung, die außerdem eine große lausende Verwaltung zu besorge» haben, will ich gar nicht erinnern. Das ist in bet Tat eine Anforde rung. die an die geistige und phhsstche Kraft des Mannes gestellt wird, der mir die gesundeslrn und kräftigste» Naturen überhaupt lange Widelstand leiste» können. (Sehr richtig!> Wo bleibt aber bei dieser intensiven Beschäftigung, die von den Mitgliedern des hoben Hauses und von den Mitgliedern der Regierung verlangt wird, noch die Zeit zur Vorbereitung? Diese überlastende Tätig keit. wie sie von Jbne» und von uns ver angt wird, ans dein Gebiete der Gesetzgebung, muß schließlich zur Erichlafsririg und Verflachung des politische» Lebens und zu Wiederholungen sichren, und ich iche i» diese» äußeren Umständen ederilo sehr den inneren Grund des Abscirkisrnris. wie vielleicht in den wirtschaftlichen Verhältnissen, die mit der Tiätenlosigkeit verbunden sind. Ich versichere Ihnen, daß mir auch Herren, die bier auf der Tribüne arbeite», die Herren Berichterstatter, erklärt baberr, das Material, welches ihnen zustösse, wäre ein io kolossales, daß sie trotz ihres lebhafte» WrinkcheS sehr häufig bedeutende Reden, wichtige Er- llärniig'-n gar nicht genügend verarbeite» könnte», weil die Arbeit des laufende» TagcS die Arbeit des vorhergehenden überwältigt. Ich meine, diele innere» Grunde und diese Zn'tärrde, von denen Sie selbst urrbesriedrgt sind und auch die Regierung niibefriedigt sein muß, dränge» mit innerer Notwendigkeit zu einer knapperen Behandlung unserer Geschäfte stehr richtig!>. »nd so weit es an der Regierung liegt, wird sie mit gutem Beispiel vorairgeben. Dazu kommt »och, daß i» der Tat — keiner der Herren »rag es mir übelnehme», denn es bezieht sich das teilrveise auch ans die Regierung — der Wert von Reden verhältnismäßig nicht >0 nachhaltig ist, wie man glaubt. Tie Personen, die bier ans dc» Tribünen sitze», stelle» doch nur einen kleine» Teil des denische» Volles dar, »nd nirtcr diesen sind noch sehr viele Aus länder. die diese interessante Nummer, wen» sie in Berlin sind, mitiiehinen, einmal einer Sitzung im Reichstage beizirivohne». Ferner, waS die Wiedergabe der Rede» in den Zeitungen betrisst, so werde» diese Rede» zurecht geschnitten für den Abgeordneten der eigene» Partei und »ach dem politischen Standpunkte der Zeitung. Ich will den sehen, meine Herren, der sich ans den Zeitungsberichten wirklich ein objektives Bild über das machen kann, was bier vvrgegcirigcn ist. (Sehr richtig N Wenn beispielsweise eine Zeitung sagt, daß wir das englische Handrls- vrovisoriirm voraelegt hätten, sei eine nirbegrestliche Maßregel der Regierung, so kann vo» den Freunden dieses Handelsproviso-- rinm» mit EngelSziriigen geredet werden: so wird das ans die Kreis« in der Provinz, die mir die eine Zeitung lesen, gar keinen Einstich haben, den» die bekomme» dir andere» Aerißernnacir eben acrr nicht oder nur sehr sninmarisch zn lesen. lZwischernrrse.) Sie, meine Herren, mögen verschiedene Zeitungen lesen, in der Provinz liest man aber meist nur eine Zeitung, und aus diele ist die Meinung deS LeserS in der Provinz geeicht. Im allgemeinen haben Reden auch nur eine geringe suggestive Kraft. Ich glaube nicht, daß jemals z. B. der Herr Äbg. v. Kardorsf über zeugt worden ist durch eine stiebe des Herrn Abg. Bebel, wenigstens glnrrbe ich »lcht, daß er jemals aiiders gestimmt bat: und >o glaube ich arrch rrmgekehrt nicht, daß der Herr Abg. Bebel drrrch eine Rede des Herrn Abg. v. Karborss irr seiner Ansicht oder Abstimmung wesentlich beemslußt wird. Es kommt eben nicht so sehr daraus an, waS zur Begründung oder Bekämpfung einer Vorlage gesagt wird, sondern wie durch die gesetzgebende Versammlung im Wege der Gesetzgebung de» geistige», Wirtschaft lichen und politischen Pedürsriissk» des Landes genügt wird und wie die Gesetze in> Lande demnächst ausgesichlt werden. Ter -eillsch-vrilsilillnische Zwischenfall mit dem Kanonenboot „Panther" ist noch nicht völlig aujge- klärt. Zunächst müilen deshalo weitere Meldungen des Schisfs- koinmauoante». Koroellenkapiläus Grasen Sauliiia-Jelljch, ab- gewartct werden. Tie Meldung, daß der brasilianiiche Gesandte ln Washington wegen des Vorfalles nrit dem oiiierikancsckcn Kriegsjekrelär Rvvl konferiert habe, wird vom brasilianischen Minister des Auswärtigen selbst dementiert. Die deutsche halbamtliche Darstellung des Falles ist in folgender Meldung der „Köln. Ztg." enthalten: „Nach hier vorliegenden Depeschen aus Rio de Janeiro und Jtaha!»), wo sich der Zwischeniall mit dem „Panther" ereignete, erhält man >ekt folgendes Bild: Bon Bord des .^Panther" war ein dcunchcr Malroje desertiert, wie es scheint, aus Anstiflen eines in Jlchccht) lebenden Reichsdeutschen, namens Steinkof. An Land befind liche Uiiterosjiziere des „Panther" haben nun diesen Stenums genliiden und ihn stark drirchgeprngell, aber nicht an Bord des „Panther" gcschlepvt. Was aus dem desertierten Matrosen ge worden ist. weiß man nicht, jedenialls hat man ihn nicht wieder gesunden nnd ihn somit auch nickt an Bord des „Panther" bringen können. Davon, daß ein Brasilianer in den Streit verwickelt und an Bord des „Panther" gebracht worden sei, ist hier nickst vos mindeste bekannt. Solange nicht nähere Nachrichten eiurrer- fen, ist nickt recht ersichtlich, wodurch eine Verletzung der brasilianischen Gebietshoheit stattgefnirden haben könnte. Sollte sich Herausstellen, daß von Mannichaiten des „Panther" Brr- stoße gegen das internationale Recht begangen lind, so würde sich ein solcher Zwischenfall bei de», irenndliche» Verhältnis, das zwilchen Deutichland und Brasilien besteht, zweifelsohne in bc- sriediaender Weise beilegen lassen. Es ist richtig, daß sich der Brasilianer in Rio eine große Erregung bemächtigt hat und daß der Ztvischenkall im Parlament in scharfer Weise erörtert wurde. Unrichtig aber ist, daß Schiffe der brasilianijchcn Kriegsmarine weaen dieses Zwischenfalls in Dienst gestellt und nach Süden geschickt seien, u«', wie es in einer Tevesche hieß, Len „Panther" an der Wiederholung lo'cher Nebergrisfe zu ver hindern. Die in Rede stehenden brasilianischen Kriegsschtfsc sind lediglich zur Vornahme taktischer Hebungen in See ge gangen und ihre Fahrt hat mit dem Falle des „Panther" nichts zu tun. Hierüber sind von der brasilianischen Negierung ganz vssene E'Tärunaen abgegeben morden. Sollte die brasilianische Negierung sich, wie noch Depeschen aus Rio und Washington anzunehmen ist, bei der deutschen Regierung beschweren, so wird die Beschwerde selbstverständlich in sachlicher Weise geprüft werden, und wir zivesteln nickt an einer glatten Erledigung, sobald man nach einachenden Berichten von beiden Seiten crst ganz genau sehen wird, wie der Fall in Wirklichkeit liegt und »'vratif die Br>,silianer ihre Beschwerden begründen." Die Be schwerde der brcrssiianischen Negierung in Berlin ist inzwsichen bereits erfolgt, wie gew-ldet wurde. Durch weitere, der „Köln. Ztg." zugcganoene Nachrichten ist nunmehr sestgestellt, daß der Deutsche Ctcinhosf zu Unrecht be schuldigt wurde, einen deutschen Matrosen zur Desertion ver leitet zu haben. Ebenso ist es unrichlia, daß Sieinhofs von den deutschen Malrosen vervrügelt worden ist. Wäbreno man aber bisher über den Verbleib des desertierten deutschen Matrosen nom nichts wußtL. ist nenecdinas die Meldung eingegangen, daß er sich wieder an Bord des „Panther" befindet. TlilicSjlcschichte. Der „Vortväris" - Konflikt Hot ein für „die Sechs" recht unrühmliches Ende genommen, indem diese, wie bereits erwähnt, vor dem Generalgewaltigen Bebel ihren Kratzfuß gemacht und pater peaeavi gesagt haben. Die ganze Cache hat sich ziemlich unvermittelt Abgespielt. Noch am Sonnabend erschien die Broschüre „der Sechs" mit den heftigsten Angriffen gegen Partcivorsiond und Ketzergericht aus der Bildsläche, und schon am Sonntag daraus enthielt der „Vorw." die mitgeteille Erklärung „der Sechs", die die Broschüre förmlich widerruft. Hm! Für den „Mannesmut" „der Sechs" ist das nicht gerade bezeichnend. Vielleicht hat aber auch Herr Bebel erkannt, daß sich mit der neuen „ruppigen Redaktion" doch nicht auf die Tauer auskommen läßt, und das hat ihn seinerseits zur „Milde" gestimmt. M aljo! Ob sich die Herrschaften nun wohl auf die Dauer besser vertragen iverden? Die „Post" beflecket den unerwarteten Ausgang des Han dels mit folgenden launigen Bemerkungen: „Der Ausgang der Pariei-Burleske erinnert aufs neue an den Skandal-Parteitacr in Dresden, wo man sich gegenseitig mit Schmutz bewarf und dann alles wieder gut sein ließ und tat, als handle cs sich nur um ein Mißverständnis. „Das große Mißverständnis" betitelte sich auch das während des berüchtigten Dresdner Partei- Inges gelegcnllich einer Parteisestlichkeit im ,,Trianon^zur Er götzlichkeit der Teiinebmer herousgcgebene Witzblatt. Schon da mals wurden in dieser anonym erschienenen, wie es hieß, von Ledebour verfaßten Bierzeitung die Führer der Revisionisten, der „Neserveleicknant" Heme, der „Bruder des MäntelgcichäfteS in der Kronenstraße", Gradnaner, und der „Mann seiner Frau", Dr. Braun — „meine Iran ist ganz derselben Meinung", lautete sein Refrain — gröblich verulkt. Angesichts des ab stoßenden Possemvesens, das sich soeben wieder im roten Lager abspielte, drängt sich jedem die Frage aus: Kann man jemals „die Sechs" noch ernst nehmen? Kann man das Zentral- organ für solches politisches Hanswursttum noch ernst nehmen? Kann man überhaupt die ganze Partei noch ernst nehmen? Ist die ganze Sozialdemokratie nicht eine einzige große Hanswurstiade?" — Die „Schlei. Ztg." urteilt: „Das klingt sehr demütig, wird Wohl aber ab- gekartetes Spiel sein. Der Leitung der sozialdemokratischen Partei mußte viel l^ran liegen, daß die unbequeme Affäre aus der Welt geschafft nnd die „Einigkeit" in der Partei doku mentiert werde gerade jetzt, wo sie im Parlamente das große Wort führen will. Man kann aljo wob! nnnehmen, daß „die Sechs", die doch im Grunde trotz der Affäre waschechte „Ge- nassen" sind, sich selbst ans dem Altar der Partei geopfert haben. Die Folgezeit wird vielleicht erkennen lassen, um welchen Preis." Die Lage in Rußland wird augenblicklich durch zwei Momente bczeicynel: die Mab- nung Wittes an die Nation, zur Ordnung zurnckzukehrcn. und die Verhaftungen von revolutionären Führern in Petersburg und Moskau in Verbindung mit dem sonstigen Vorgehen der Regierung gegen den Verband der Verbände, lieber die Unter- brechung des Eisenbahn- und telegraphischen Verkehrs zwischen den baltischen Provinzen und Petersburg fehlt jede Nach- richt. Tic letzten Mitteilungen berichten über Kirchcnschän- dunyen, Mordtaten und Plünderung. Die Angrisssluit der baltischen Bevölkerung wächst immer mehr. An verschiedenen Orten wurde Militär von der Bevölkerung angegriffen und eni- waisnet. Die Eisenbohndircktion Wirballen meldet, daß der Zug verkehr mit der Rigo-Orcler Bahn und Tioinsk und Koschcdary und mit den Südwestbahnen über Bialystok ge sperrt ist. In Czernowih kam aus Kiew über Nowosielitza folgendes Telegramm an: Der Mörder des Generals Socharow ist keine Frau, sondern, wie bereits kurz erwähnt, der Schlosser- gehilse Gabriel Worvschnikow ans Jekaterinmodar, der, als Frau verkleidet und sich taubstumm stellend, dem General eine Bitt schrift übergab. Sacharow wohnte beim Bürgermeister von Kiew und wurde, von drei Kugeln durchbohrt, tot aufgesunden. Mau batte Woroschnikow verhaftet, doch beireiten ch» schon in Dresdner Nachrichten. Str. 846. Serie 3. »» Donnerstag. 14. Dezember Ittltt»
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