Suche löschen...
02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1922
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220727022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-27
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»k 34» Dresdner »nchrichte« - »r. >»»» Donnerstag. 27. InU 1«2 «ette 4 sich t» Anspruch nimmt, -aß sie allein die ganz« Christen, heit umfassen müsse unü, alle staatlichen Gebilde unü politi scheu Strömungen überdauernd, dereinst wieder die gesamte christliche Menschheit unter ihr Zepter bringen werde. Wenn derartige Anschauungen und Ansprüche für die Politti! setzt sck acta gelegt werden sollen, so märe das in Wahrheit eine staatSpolttische Tat erste» Ranges. Selbstverständlich würden der Zentrumspartei, wenn sie sich auf eine rein politische Betätigung im vaterländischen Sinne etnstellt, und wenn sie wirklich durchsetzen kann, daß katholische Wähler eine größere Zahl ntchtkatholtscher Mandatbewerber durch ihre Stimmabgabe durchbringen, auch in evangelischen Volkskreisen, soweit sie nicht auf einen orthodoxen Stand Punkt eingeschworen sind, stärkere Sympathien zuteil werben können. Bet der Aufstellung nichtkatholischer Kandidaten wird die Zentrumspartet der Zusammensetzung der Partei Rech nung zu tragen wißen, die so ziemlich alle sozialen Stände vom Großunternehmer und Großgrundbesitzer bis »um Parteisekretär und Landarbeiter umfaßt. Wenn, einige Meldungen der „Kreuzzeitung" Über starke Austritte auS den sozialistischen Gewerkschaften zutrafcn, erschiene» die Bestrebungen, dem Zentrum neue Kräfte an Wissen und Intelligenz zuzusühren und Machtzuwachs zu verschaffen, auch nach dieser Seite nicht aussichtslos. Jedenfalls steht die Sozialdemokratie der „Christlichen Partei der Mitte" durch aus nicht unbedingt ablehnend gegenüber, wie nachstehende Aeußerung des „Vorwärts" vom 2L Juli beweist: .ge deutet dieses politische Christentum die Anwendung gewisser sittlicher Grundsätze ans die Politik, jenseits aller Dogmen, so bleibt eine zeitweilige Kooperation zwischen ihm und der Sozialdemokratie möglich. Will es aber eine katholsche und evangelische Klertkalisierung de- öffentlichen Lebens, dann droht eine neue Komplizierung unserer knnerpolitischen Verhältnisse durch kulturpolitische Kämpfe schlimmster Art. DaS in dem Aufruf dcS ReichSparteiausschusseS gesteckte Ziel wird nur dann zu erreichen sein, wenn sich das Zen trum den Forderungen der neuen Zeit anpaßt, und zwar nicht nur in seiner Stellung zu Staat und Wirtschaft, sondern ganz besonders auch in seiner Schul- und Kulturpolitik. Unvergleichliche, unvergängliche christliche Kulturgüter, zu deren Erhaltung die Zentrumspartet nach ihrem Aufruf sich verpflichtet fühlt, sind dem evangelischen BolkSteil das Befrciungswerk der Reformation, das Freisein von jeg lichem Bevormunden und Ueberwachen in geistigen Dingen und vor allem die CwigkcitSwerte des Glaubens, beS Ge wissens, der Gedankenfreiheit. So sehr eine große, fest geschloffene deutsche Berfassungspartet bedeutungsvoll wäre als Gegengewicht gegen die sonst übermächtig werdende Sozialdemokratie, um Preisgabe oder auch nur um An zweiflung oder Anfeindung der Grundlagen des deutschen Idealismus, mit dem Luther, Kant, Lessing und Goethe daS deutsche Volk zum ersten der Erde gemacht haben, wäre sie zu teuer erkauft. Der Plan deS Zentrums enthält aber auch eine ernste Mahnung für dte Rechtsparteien. Die Absicht, die Zen- trumSpartei zu einer deutschen Verfassungspartei ohne Klaffen-, Standes- und Konfessionsunterschiede auSzugeftal- ten, zeugt von richtigem Verständnis für die Zeichen der Zeit und zieht aus der Erkenntnis deS Führers der Deut schen Volkspartei Dr. Stresemann. daß ein Wiederaufbau Deutschlands einzig und allein auf dem Boden der republika nischen Verfassung möglich ist, die notwendige Konsequenz. Wenn bei einem Zustandekommen einer großen deutschen BerfaflungSpartei die Rechtsparteien nicht einen Teil der Kosten tragen sollen, werden sie gut tun, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, daß auch diejenigen ihrer Mitglieder, die auf dem Boden der republikanischen StaatSversassnng stehen, sich im Sinne dieser ihrer Ueberzeugung weiter betätigen können, da nur auf dieser Grundlage dte rechtsstehende Sozialdemokratie für vollen Einsatz ihrer Kräste zur Wiederaufrtchtung der deutschen Wirtschaft und deS deutschen Volkstums dauernd gewonnen werde» kann. Ae Iuterpellationsdebatte im bayrische« Landtag. München, 26. Interpellationen Lerchenfeld ts. G. beschuldigte Abg. tn-besondere den Ju den Auseinandersehungen in -er Deukschnalionalen Dolkspariei schreibt der Abgeordnete Graesin der „Deutschnationalen Parteikorrespondenz": ,Hst es ein Wunder, wenn verantwortungsbewußte deutschnationale Politiker di« Pflicht fühlen, aufs neue ernstlich die Frage zu prüfen, wie man die Wiederholung so folgenschwerer Täten des politischen Terrors seitens ver bohrter Leute von rechts für die Zukunft verhindern kann? Einen unmittelbaren Einfluß können wir in dieser Hinsicht nicht ausüben: Die Mörder Rathenaus und ihre Helfers helfer gehören unserer Partei nicht an. Die Deutsch, nationale Volkspartet hat zu wiederholten Malen in öffentlichen Erklärungen betont, daß sie jede politische Ge walttat verabscheut: sie hat. wenn ihr Gerüchte von pntschistischen Absichten zu Ohren kamen, öffentlich vor solchen zwecklosen Unbesonnenheiten gewarnt. Genützt haben alle diese Bemühungen nichts: es haben sich immer wieder außerhalb der Partei stehende, rabiate Leute zu ver brecherischen Torheiten bereit gesunden und dadurch unserer aufsteigenüen nationalenSache schwerenSchaden zngefügt. Kann man es angesichts dieser Erfahrung be sonnener Parlamentarier unserer Partei verdenken, wenn sie eS satt haben bis zum Halse, sich immer wieder von den Gegnern mit einem Scheine des Rechts vorwerfen lassen zu müssen, als ob sie irgendwelche, auch noch so lose Ge- finnungsgemeinschast pflegten mit Anhängern deS politischen Terrors! Will man eS ihnen verübeln, baß sie nun, da alles andere nicht geholfen hat, einen letzten Versuch unter- nehmen, um das Unwesen rechtsradikaler Desperado- und Katastrophenpolitik zu ersticken? Dieser letzte Versuch konnte nur in der partei mäßigen Trennung von Persönlichkeiten be stehen, deren persönliche Art der politischen Betätigung sich der Gesamteinstellung der Partei nicht einfügte: Persönlichkeiten, die, ohne selbst auch nur tm entferntesten an Akte des politischen Terrors oder der Ungesetzlichkeiten zu denken, einer politi. scheu Methode anhängen, die allzu leicht das Gebiet deS Sachlichen verläßt und zu persönlichen Schärfen greift. Auch «ine solche Methode kommt in der so gespannten Zeit, in der wir jetzt leben, in Gefahr, in unreifen Köpfen den irr sinnigen Gedanken auszulösen, als ob illegale politisch« Handlungen ein der Nation bienendes Werk seien. Indem dte leitenden deutschnationalen Partei-Instanzen die Trennung von dieser Methode vollzogen haben, brachten sie zum Ausdruck, baß unsere Partei bet voller Bei behaltung ihrer sachlich entschiedenen nativ- nalen Opposition-st cllung gegen das herrschende Regime, in der Verbreitung ihrer Auffassungen eine agi tatorische Linie innehalten muß, die nicht zu einer unerträg lichen Steigerung der Gegensätze im deutschen Volke führt, sondern den von der Partei vertretenen Gedanken der Volksgemeinschaft Rechnung trägt." Stresemann über da» Derhütints zn den Deutschnationaten. El-erseld, 26. Juli. Bet einer hier abgehaltenen volks- parteilichen Veranstaltung äußerte Dr. Stresemann, nachdem er erneut erklärt hatte, daß die Deutsche Volkspartei auf jede» Fall positive Arbeit auf dem Boden der heutigen StaatSform leisten wolle, das Verhältnis zu den Deutschnationalen werbe so lange getrübt bleiben, bis die Deutschnationale Bolkspartet ihre Rethen gesäubert und den alten Grundsatz: .^Opposition auf jeden Fall" aufgegeben habe. Großfürst Nikolo! angeblich ln Bayern. Berlin, 26. Juli. Dte in Berlin erscheinende russische Zeitung „Rul" teilt mit, der ehemalige Oberbefehlshaber der russische» Armee Großfürst Nikolai Nikolaje- wttsch, der sich bisher in Italien aushtelt. sei letzt nach Bayer«, wo sich auch andere führende Persönlichkeiten der russische« Reaktion «rufhielten, übergestebelt. Juli. I» der aus dte Beantwortung brr durch den Ministerpräsidenten Grafen 1) folgenden Jalerpellationsdebatte Acker«««» lSoz.j dte Interpellanten, ^ Grafen Pestalozza. daß st« den Leoprech ttug.Prozeß in gehässiger Weise gegen dt« RetchSreaterung ausnutzen. Dem Ministerpräsidenten sei e» zu danken, daß er durch seine AuSführungeu nicht noch dazu betgetrage» habe, dte Atmosphäre weiter zu vergifte«. Die Kardtnal- frage laute fetzt so: Wie kommt eS. daß bi« französische Re- gierung gerade München als Sitz für die ÜntermtnierunaS bestrebungen gegen dte ReichSregterung auserkoren habe* Redner stellt dem Grasen Lerchenfeld daS Zeugnis aus, daß er alles getan habe, um gute Beziehungen zwischen Bauern und dem Reiche herzustellen. Er habe aber die schwere Be lastung nicht bestanden, die ihm nach der Ermordung RathenauS auferlegt wurde. Er hätte nach seiner ganzen bisherigen Haltung daran festhalte» müssen, daß die republikantschen Gchutzgesetze auch tn Bayern durchgeführt werden. Dte gestrigen Erklärungen d«S Ministerpräsidenten seien auch etne Kapitulation vor der Diktatur der Straße gewesen. Hierauf wird die Wetterberatung auf den Nachmittag vertagt. In der NachmtttagSsttzung erklärte der AVg. Niekisch (Unabh.j, wie Leoprechting, so hätten auch andere mit Frank reich konspiriert. Leoprechting set nur der Wegbereiter der jetzigen Politik gewesen. Die bayrische Regierung habe dte Partei der Meuchelmörder ergriffen. sDer Redner erhält einen zweimaligen Ordnungsruf.» Niekisch schloß, die bayrische Negierung solle sorgen, daß sie nicht vor dem Urteil der Geschichte tn eine Linie mit Leoprechting gestellt werde. »Präsident Königsbauer bezeichnet diesen Ausdruck als etne unerhörte Beleidigung der bay. rischen Regierung. Abg. Dr. Horlacher »Bayr. Vp.s ruft: So ein Kerl sitzt im bayrischen Landtag. Auch Abg. Horlacher erhält einen OrdnungSr uf.» Abg. Dr. Dirr »Dem.» erklärte, die ganze heutige Debatte nütze weder Bayern noch Deutschland etwas. Dte Deutschen wünschen setzt tn den Parlamenten ihre schmutzige Wäsche vor den Äugen des lauernden Auslandes, anstatt gemeinsam in aller Stille und nationaler Zusammengehörigkeit mit jeg lichem Unrat aufzuräumen. Er warne, das Feuer weiter zu schüren. Gehe der Zwiespalt so weiter, wie könne mau daun z« einer Revision des FricdenövertrageS von Brr- äilleS, zu einer entschiedenen Abwehr in der Schnldsrage, zur Einheitsfront, zur Revision der Rcparationskoste» und zu Erleichterungen im besetzte» Gebiete komme»? Abg. Dr. Roth »Äayr. Mtttelpartei» fragte den Ministerpräsidenten noch, ob er jemals Informationen vom Grasen Zech über die Berichte LeoprechtinaS erhalten habe. Ob er dafür sorgen wolle, daß Graf Zech und Darb von München abberufen werden, ob er von der ReichSregterung eine wahrheitsgemäße Auskunft über de» Fall Lndendvrff- Lylander verlangen wolle. Ministerpräsident Graf Lerchenfeld erklärte auf etne Frage des Abg. Ackermann, daß gegen den Grafen Äoth- mer ein Verfahren beim OberreichSanwalt anhängig sei. Auf die Fragen Dr. NothS erwiderte der Ministerpräsident, ölange er im Amte sei. habe Graf Zech über Leoprechting mit ihm erst gesprochen, nachdem Leoprechting bereit- fort war. Vorher habe er diesbezügliche Mitteilungen nicht er halten. Ueber das Telegramm nach Innsbruck werde er an die zuständige Reichsstelle eine weitere Anfrage richten. Zur Frage der Abberufung dcS Grafen Zech könnte der Mtntsterrat erst Stellung nehmen, wenn eine Antwort aus Berlin eingctroffen sei. Er habe bereits hcrvorhcben müssen, daß die Grundlage sllr eine ersprießliche Tätigkeit deS Grafen Zech in Verbindung mit der bayrischen Regie rung nicht mehr gegeben erscheine. Daraus ergeben sich ohne weiteres die notwendigen Folgen für alle Beteiligten. Darauf wurde dte Besprechung geschlossen, »vtdj Beschlüsse des Ueberwachungsausschusses -es Reichstags. «DraStuieldungunsrerverlinerEchriftlrltnng» Berlin. 26. Juli. Der UeberwachungsauSschuß des Reichstages hielt heute eine Sitzung ab. tn der er sich u. a. auch mit den neuen Besoldungserhöhungen der Beamten befaßte. Diese Erhöhungen fanden die Zu st im- mung des Ausschusses, ebenso die vorgesehene Erhöhung der Bezüge des Reichspräsidenten auf einen JahreSbetrag von 1.8 Million Mark. Zur Frage deS bayrischen Verhaltens gegenüber dem Reiche schlug Abg. Dltt» manu lUnabh.s vor. daß der Ausschuß sich an den Reichs präsidenten wegen Eiubernsung des Reichstages wenden sollte. Der Vorsitzende des Ausschusses, Abgeord neter Müller-Frauken ISoz.s erklärte sich bereit, mit der Negierung wegen einer Einberufung des Reichstages Fühlung zu nehme«. Sonst stehe eS den Parteien aber frei, wegen Einberufung des Reichstages sich an den ReichS- tagspräsidente« z» wende», wenn sie eine solch« für not wendig hielte». Berlin. 26. Juli. Dte heutige KabinettSsttzung. die um X12 Uhr begann, wurde um 1 Uhr abgebrochen. da der Reichskanzler wegen anderweitiger brtvgender , schäfte abberusen wurde. Für abends ü Uhr war ot»e neue KabtnettSsttzung festgesetzt worben. >»- schließend daran fand ein Mtntsterrat mrtrr de« Borsitze de» Reichspräsidenten statt. An der veratuu» habe« sämtlich« Mitglieder de» Kabinetts tetlaenomme«. auch der RetchSwehrmintster Dr. Gebier, der sich gestern «och t» München aufgehalteu hatte. Keine Erwetterunp der Koalition in Bayern. «tische», r«. Juli. Amtlich wird «itgetetlt: All« Nachricht«» n«d Gerüchte Itter et»« Erweiter»«« der Koalition oder über et«« v«rhandl»ng darüber, sawle di« Meldungen über die bereit» erfolgte »der t« »»»Acht stehende Besetzung de» Ha»delS«i»isteri«mS si«d fatsch. SS habe» bis letzt weder «ach der materielle« »och »ach der persönlichen Seite irgendwelche Besprechung«» darüber ftättgesunden. lW. T. B.i Professor vr. v. Satter lehnk ab. München, 26. Juli. Ter Staatsrechtslehre! der Uni versität München Professor Dr. v. Kaller hat die an th« ergangene Berufung an de» DtaatSgerichtShof abgelehnt. —— Die Meinung Frankreichs über den Konflikt. Paris, 26. Juli. Die »ranzbsisch« Preis« schenkt dem Kousllkt zwischen Bayer» und de« Deutsche» Reiche seit gestern eine besondere Ausmerkiamkeit. Der „Temps" widmet der Angelegenheit eine« besondere« Leit artikel. und fragt, wie eS möglich sei, daß Bayer» ml« «»» gefähr 7 Millionen Einwohner» periodisch den übrige« Teil des Reiches mit nngesühr SS Millionen Einwohnern Hera«»» fordere. DaS sei «in Widerspruch, dem gegenüber Fra»!, reich nicht gleichgültig bleiben könne, well e» der unmittelbare Nachbar des Dentschen Reiches und sogar et««» bayrischen Gebietes, der Pfalz, sei. Die bayrische Regier»»« habe sich osfeu gegen die deutsche Regierung ausgelehut. Si«e Erklärung erwartet daS Blatt in de« PartiknlariSmn» BayernS und bari«. daß eS in dem gesamten Reiche Mitschuldig« finde und daß diejenigen, die hierbei ihrer Mitschuld an» wenigsten bewußt seien, auch die wirkungsvollste« Helser seien. Wiederum findet das Blatt, dab di« Verwaltung de» Dentsche« Reiches wie beim Heere mit versteckten und agressive« Monarchist«» durchsetzt sei. Wenn die ReichSregterung sich etwas weniger damit beschäftigte, gegen Frankreich zu kämpse«, und «i» wenig mehr damit, ihren vsseutliche» Dienst z» reinige», daun würde sie nicht di« Demütigung haben, vom „Schützenkönig in Bayern" ein« Niederlage beigcbracht zu bekomme». — Da» „IonrmA deS Dsdats" ist der Ansicht, es handle sich in erster Linie, wie die Deutschen es nennen, um eine Machtprobe. Frank reich werde je «ach AuSsall der Entscheidung selbst festste!«» könne«, auf welcher Seite die größt« aller Sympathien sich befinde, und ob das Reich nicht in Bayern selbst Unterstützung finde. Es set nicht Sache Frankreichs, sich in diesen Streit ein» zumischeu. besten Anfang und Abschluß immerhin dazu augeta« lein würde«, sich über die politische« Verhältnisse in Bayer« zu unterrichten. Ans alle Fälle brauche der Konflikt t» Frankreich keine Illusionen zu belebe«. Bayern sei ultra-reaktionär und nationalistisch und «S sei in de« Maße partiknlaristisch. tu dem die Reichspolitik seinen Wünsche» nicht entspreche. Man würde sich aber irren, wen« «an sich einbilde, daß dte ganze Aufregung Frankreich von großem Nutze« sein könnte, was di« Ausführung be» Frtedensvertrages anlange. Dem AnSlande gegen über habe die deutsch« Siuheitssront bestanden. Man könne seine Politik nicht mehr ans der Idee einer dauernde« Reibung zwischen Nord» «nd Südbentschland ansbane». lutd! Dr. Pekersen über die Politik -er Mitte. Hamburg, 26. Juli. In einer Versammlung der Deut schen Demokratischen Partei in Hamburg erklärte der Vor sitzende der demokratischen RetchStagSfraktion, Abg. Dr. Petersen, etne Verstärkung der Koalition nur nach links sei innen- und außenpolitisch nicht erträg lich. Bei der Deutschen BolkSpartei set etue Schwenkung zur Politik der Mitte festzustellen. Go habe sich in erster Linie die Schwerindustrie de» RheinlandeS und Westfalens für dte Rep«, bIik erklärt. StinueS habe nach dem Mord a« Ratheua» erklärt, daß die Mordkugel, die Rathena« traf, auch ble Monarchie endgültig getötet habe. Auch Dr. Gtrese««»» erklärte, daß die Republik für de« Wiederaufbau dl« ei»ztg mögliche StaatSform sei. Dte Politik der Mitte bedeute keinen Gegensatz zu der sozialistischen Arbeitsgemeinschaft, sondern sie bezwecke neben und mit ihr etne Vereinfachung der parlamentarischen Zusammenarbeit. Wie dte Deutsche BolkSpartei in Preußen mit den Sozialisten tn guter Koali tion arbeite, so sei eS auch tm Reiche möglich und zu er streben. Einer Regierung von Stresemann bis Crispte«. hinter der der größte Teil beS deutschen Volke- und auch ein Teil deS deutschen Kapital» stehe, werde bas Ausland tn der Anlethefrage viel mehr Vertrauen entgegenbrtnge«. Bei längerem Moraiorium neue Garanlien! Berlin, 26. Juli. Wie die Dcna berichtet, ist die französische Regierung bereit, das Mora torium auf das Jahr 1922 zn bewilligen. Wenn jedoch dte englisch« Regierung ans der Bewilligung eines Moratoriums auch für ISS» bestehe» sollte, so müßten nach Ansicht der französischen Regierung dasür be sondere Garantien in dem von PoiucarS angeden» teteu Sinne von der deutschen Regierung gegeben werden. PariS, 26. Juli. „Petit Parisien" schreibt, ma» bleibe in Paris tatsächlich überzeugt, daß der kaum verhüllt« Bank- rott Deutschlands weniger den ltvv Millionen Goldmark- Zahlnngen au die Reparationskommissto«, di« seit dem Mai 1821 erfolgten, znznschreibcu sei, als der verhäugniS- vollrnPolitikderdcutscheuJnd«striellen.s!j Wen» Frankreich einer Herabsetzung der Schuldenzisfer» zustimme, werde eS schärsere Sontrollmaß, nahmen sordern. Es sei beispielsweise nicht überraschend, wenn die sranzösische Regierung vorschlagen würde, die am S. Mai angenommene Reserve zu beseitigen, die dem GarantieanSschuß verbiete, in die deutsche Verwaltung ein zugreife«, und ihn dadurch jeder wirksamen Aktion beraube. Diese beiden Standpunkte schienen also noch weit vonein ander entfernt zn sein. Sie wurden übrigens auch »och nicht endgültig anseinandcrgesetzt. lW. T. B ) Die Londoner Besprechungen. Paris, 26. Juli. Die Pariser Blätter nehmen an. baß die Londoner Unterhandlungen am 7. oder 8. August beginnen und bis gegen den 15. August bauern werden. Das „Cablogramme" bemerkt, Lloyd George wolle eine AuS- spräche mit PotncarS unter vier Augen vermeiden. Deshalb bestand er auf Zuziehung Italiens und BelgtenS. Dte italienische Politik set trotz des Mißerfolge«, den Schanzer in London erlitten habe, nach wie vor england- freundlich und anttfranzöstsch. Tie Belgier, die lange mit Frankreich eng zusammengegangen seien, hätten sich neuerdings tn der Reparationskommtssion gleichfalls auf die Seite Englands gestellt. Lloyd George hoff« daS Brüsseler Kabinett mehr und mebr auf die Sette England» ziehen zu können. Eine französische Note nach London. lE lauer Drabtb«r>»t der .Dr«»dn. a ck, r t ch t » N"Z London, 26. Jult. Au» offiziöser Quelle wirb bestätigt, daß heute eine »eue Note der französischen Regiemurg i« London überreicht worden ist. Frankreich erhebt» wie wir hören, tn dieser Note keinen Einspruch gegen die An wesenheit der belgischen und italienischen Vertreter bet der Konferenz für die Neparationsfrage in London. Ins besondere soll der Bericht des Garantiekomitees gemein schaftlich mit dem italienischen Vertreter geprüft werde«. Die Beratungen über dle deutsche Note. Paris, 26. Jult. Dte Vertreter der Bureau» für die Ausgleichszahlungen der alliierten Länder haben gestern und heute über die deutsche Note an dte alli ierten Regierungen beraten, tn der die Herabsetzung der monatlichen Zahlungen von 2 Millionen auf 500 000 Pfund Sterling verlangt wird. An den Verhandlungen «ahme« teil Vertreter Frankreichs, Großbritanniens. Italiens, Belgiens, StamS. ferner ein Vertreter für daS AuSgleich- bureau tn Straßburg, sowie Vertreter beS französische« Bureau- tn Berlin. Nach dem „TempS" ist eS möglich, daß die Diskussion über daS deutsche Verlangen auch noch morge« fortgesetzt wird. >W. T. B.s - Enlenleverhandlungen über die Ausgleichs zahlungen. Paris, 26. Juli. Dte angekundiate Konferenz der ver bündeten A u S g l e t ch S ä m t e r ist hier zusammengetreten, um die deutsche Note vom 16. Jult, dte den Verbündeten durch die deutschen Botschaften in den verschiedenen Haupt städten überreicht wurde, zu besprechen. Deutschland ersucht um eine andere Regelung deS Ausgleichsverfahrens und beantragt, die vereinbarte AusgleichSrate von 2 Millionen auf 500 000 Pfund Sterling monatlich zu ermäßigen. Fcauk- reich vertritt demgegenüber den Standpunkt, baß eS sich bet dem Ausgleich und den SchtebSgertchtSsprüchen um Ber- pflichtungen von Privatpersonen handele, für di« das Reich nicht ctnzutreten brauche, und daß von Stundung »tcht dte Rede sein könne. Der 2. Internationale Ariedenskongreh. London, 26. Jult. Gestern wurde tn Anwesenheit vv« 500 Delegierten, die 20 Nationen vertreten, ber Zweite Internationale Friedenskongreß eröffnet. Fisher erklärte als Vertreter der britischen Regierung 1» seiner Rede, da» Hauptziel ber britischen Politik sei die Er- Haltung des Frieden». ES set höchste Zeit, baß ein wirk licher Fortschritt auf dem Wege des internationalen guten Werkes gemacht werde. Dte Welt müsse von der Last ber Rüstungen befreit werben, damit mindesten» während «t»er Genvratio» et« »euer großer Krieg «»«Lall« sei.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)