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Dresdner Nachrichten : 07.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192708073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-07
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.08.1927
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>27 eit der r w,k ersche» iduu« nz zur ersitzen it Ich schr» Politik, dtelei utscheii nnover »itgsen billig« Regie. >g und Nord- or dek Ober- oliiiker mderis Bei- tberale rg uut ng des dcrung kam « den den resorm n auch träte» r linke Partei Partei- Reichs, rallibe- in men. titsche» nsoser» lvieüer. 2, starb lautere licht z» I u n g.I ensaus. rdnctea ugcben, :mokra- in. dei» !N. Zu. um ge. rhätten, Herr» alt N- irungen ein und iern Ich nal der och vor ie vom i Wtrth eigene ung,» chwerer rs Zen. tläning 7. isrr! -»E „VrkBdnkr ItachrichiknE —» Nr. Z»7 Sette S llz Völker, »en Sr> de And« »er t, «S«> T. Y., m. l». 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Aber bis jetzt bestehen noch die eigentümlichen Anordnungen, daß das Tragen und Aushängen von schwarz, rot^oldnen Fahnen ldie nichts mit unserem neuzeitlichen reichsdeutschen Dreifach zu tun haben, die vielmehr die all. deutschen Farben der Deutschen tn Oesterreich vor dem Kriege darstellen). das Tragen von Abzeichen in diesen Farben und daö Tragen von anderen verfassungswidrigen lein sehr dehn- barer Begrifft) Abzeichen und Emblemen, die Ausschmückung mit Blumen und Girlanden bet Farbenzusammenstellungen, welche Schwarz »Not. Gold ergeben könnten, die Teilnahme sonstiger Vereine und studentischer Verbände ohne besondere ! Bewilligung durch die Neudecker politische Beztrksverwaltung verboten sind. Trotzdem nimmt daö diesjährige Bundes- lest, an dem auch viele Reichsdeutsche teilnehmen, einen erhebenden Verlauf, dafür bürgte schon die Arbeit, die der Bund im vergangenen Jahre geleistet hat. Mir liegt ein Auszug aus setnem am Sonntag zur Verlesung gelangten Jahresbericht vor, und eö verlohnt sich wirklich, ihm einige Zahlen zu entnehmen. Ende 1926 zählte der Bund rund 1300 Ortsgruppen mit I4N9VO Mitgliedern. Sie sind in 58 Bezirksgruppen ein- geteilt und brachten insgesamt 414 831 Kronen Mitglieds, beitrage auf. Außerdem steuerte» die 4SO Gründer, 21 Gönner und «i Stifter 88 000 Kronen bet. Was wurde für diese an sehnlichen Beträge praktisch geleistet? Andere Vereine ähn licher Richtung erhielten 05 000 Kronen Unterstützung, davon 47VO» für kulturelle, der Nest für wirtschaftliche und hnmani- tSre Zwecke. Zu einem Schulneubau wurden 20 000 Kr. lkihmetse gegeben, einem Theatervercin 5000 Kr., einer Ge nossenschaft für Spielwarenerzeugung SO000 .Kr. Insgesamt wurden 110 000 Kr. Darlehen gewährt. Zum Zwecke der Erhaltung deutschen Grundes und Bodens wurden MOOO Sr. aufgewendet, die allerdings zum Teil besonderen Sammlungöergebnissen entnommen wurden. — Der Eigen- besitz dev Bundes besteht aus dem St. Margarethen, bat», zwei Waisenhctmcn und dem sogenannten Schweden- bcrg bet Starkstadt. Daö Margarcthenbad konnte 102« 717 Besucher mit einer Einnahme von 230 00» Kr. aufweisen. Nicht unbedeutend war der Erfolg auf dem Gebiete der Auf- klärnng durch Druckschriften. Vom Bundeskalender wurden 18 000 Stück, vom Iugendbüchlein 10 000 Stück und vom Taschenkalender 5000 Stück abgesetzt. Man vergleiche damit die Arbeit der reichsdeutschen Vereine gleicher Art und man wird den Deutschböhmen den Vorrang einräumen müssen. Dort steht man allerdings unmittelbar im Kampfe, am eigenen Leibe empfindet man die Rotivendigkcit, für die deutsche Sache zu arbeiten und zu opfern. Aus einer be sonderen. uns im Reiche in dieser Form ganz unbekannten Quelle flössen dem Bunde 1026 fast 20 000 Kr. zu: aus Ver mächtnissen. Besonders wertvoll ist die Bundesarbcit auf rein wirt- schaftlichem Gebiete durch die vom Bunde begründete Kreditanstalt der Deutschen in Prag. Sic ist eine Bank und verdiente, von allen Reichsdeutschen, die tn der Tschecho-Slowakei eine Geldanstalt zur Vermittlung ge brauchen, benutzt zu werden. Sie zählt zurzeit über 20 000 Mciiosscnschaster mit einem eingezahltcn Betrage von rund 211 Millionen Kronen, bei 53 Millionen Haftungsvermögen. Das Vcrivaltungövcrmögen hat die Summe von 650 Mil- lioncn bereits weit überschritten. Die Spareinlagen erhöhten sich von 366 aus 438 Millionen Kronen. Ein besonderer Wohlfahrtsverein „Nrü Verbund" hat bisher über eine halbe Million Kronen an Hinterbliebene ausgezahlt. Weniger erfreulich ist, was der Jahresbericht über Er- sorschung, Werbearbeit und Sprachgrenzwesen berichten muh. Im geschlossenen deutschen Sprachgebiete ist die Lau- heit und Gleichgültigkeit in deutschen Kreisen die gleiche ge blieben. Der Widerstand unserer Deutschen beginnt auch an der Sprachgrenze nachzulasscn, während aus der anderen Seite der wirtschaftliche Kampf zuungunsten der Deutschen weitcrtobt. Da gibt es nur ebne Hilfe: der Zusammenschluß und die Besinnung auf eigene Kraft. In dieser klaren Er kenntnis hat der Bund seine Arbeit getan: Aufrechtcrhaltung der ständigen Fühlungnahme mit allen Ortsgruppen und Bezirksverbänden. Ein Wanderredner und 14 Werberedner waren dauernd unterwegs. Die Leitung selbst nahm an 4» Versammlungen im Lande teil. Es gelang endlich auch im Böhmerwaldgebiete festeren Fuß zu fassen. Dem aus- klärendcn und werbenden Gedanken diente auch die Bun- »«»wauderfcha«. viel »rfolo« wurden auf dem Gebiet« ber Erforschung erzielt. E» wurden mehrfach VeschäftSver- btndungen zwischen Erzeugern und Verbrauchern hergestellt, besonderes Augenmerk ans die Heimindustrie tn den Notstandsgebieten und an de« Sprachgrenzen gelegt. Im vühmerwalde und im «dlergebtrge wurde der Absatz der Erzeugnisse der dortigen Bevölkerung organlstert und auch der Sommerfrischen, und Fremdenverkehr zu heben versucht. Bemerkenswert ist die Arbeit des Hauptausschusses für VolkSschutz. Sein GesamterforderntS betrug nicht weniger al« 671 000 Kr., davon für die Waisenfürsorge 2S4 000, für Weihnachtsbescherungen 78 000, für Unterstützungen 178 000, für Schulausgaben 151 060 und für die Heranbildung tüchtiger «erzte ««OM Kr. Das Wirtschaftsunternehmen des Bundes arbeitete mit erhöhtem Erfolge, was wir daraus erkennen können, daß allein in ihm ein Umsatz von 885 üOO Kr. erzielt wurde. Ueber 460 000 Schachteln Streichhölzer und »50 000 Wehrschatzmarken wurden abgesetzt. Wir sehen gerade hier, was planmäßige Arbeit erreicht. Bei dem Kapitel der Volksbildung schließ lich sei darauf htngewiesen, daß der Bund zurzeit eine Wanderbücheret mit 114 Koffern zu je 40 Bänden unterhält und an Iugendbünde und Bezirksverbände an der Sprachgrenze Bücherspenden im Werte von 6000 Kr. abgab. Wozu ich alle diese Zahlen ansühre? Um unseren Lesern tm Reiche zu zeigen, wie intensiv unsere Volksgenossen tn den bedrohten Gebieten für die Erhaltung deutschen Volkstums arbeiten, und daß eö daher auch tn ver- stärkten, Maße unsere Pflicht ist, ihnen beizuspringen, denn was sie arbeiten, daö arbeiten sie zu guter Letzt für uns. 1..K. Vor -em -rutschen Ozeanstug. Europa und Bremen startbereit. Dessau, 5 August. Rach den letzten Dispositionen, die in Dessau ans Grnnd deS alle Erwartungen iibcrtressenden RekorbflugeS getroffen worden sind, gelten die beiden Maschinen »Europa" und »Bremen" „ach Vollendung des ProbeslugcS der Piloten Loose und Köhl von Montag ab als startbereit zum Ozcanslng. Bis zu diesem Termin nimmt man an. daß sich die Nekordflieger N i st i c z und Edzard von den Strapazen ihres 52stündigen Fluges er holt haben werden, und daß auch die Ikeberholnng ihrer Maschinen und des Motors auf der Werst beendet sein wird. Insbesondere des Junkers I--V-Mvtor wird nach dieser ge waltigen Kraftprobe bis in dir kleinsten KonstruktionSteike auf etwaige Abnutzungen hin untersucht werden. 25000 Dollar für einen Ozeanflug nach Philadelphia Berlin, 5. August. Das „Philadelphiaer Bulletin", eine der größten amerikanischen Zeitungen, hat der Deutschen Luft hansa mitgcteilt, daß sie einen Preis von 2 5 000 Dollar für denjenigen Ozeanslieger ausgesetzt hat, der als erster ohne Zwischenlandung von einer europäischen Hauptstadt nach Philadelphia fliegt. Bis zum 4. August 1928 muß dieser Flug dnrchgesührt sein. <T.-U.) Chamberlin will den Rekord brechen. Ncuuork, 5. Aug. Chamberlin erklärte, er beabsich tige, den von Deutschland errungenen Danerslugrekord wieder an sich zu bringen. Nach seinen Mitteilungen wird er ver suchen, mit einer in Amerika gebauten Maschine 60 bis 70 Stunden in der Luft zu bleiben. Zu den Aeußerungcn ChamberltnS über den deutschen Rekord wird noch ergänzend gemeldet, daß ihn dieser Rekord nicht überrascht habe, denn er habe bei seinem Aufenthalt in Deutschland viele ausgezeichnete Flugzeuge gesehen. Um den Rekord der Junkersflicger zu brechen, brauche er nur ein Bcllanca-Flugzcug. Die „Columbia", die für den Ozeanslug 375 Gallonen Betriebsstoff an Bord hatte, könne 500 Gallonen mitnehmen nnd dann 00 bis 70 Stunden in der Lust bleiben. Wie aus Port Nichmvnd jNeunorks gemeldet wird, hat Bellanca, der Konstrukteur der „Miß Columbia", erklärt, die Pläne für den Bau von 10 Flugzeugen, die mit ver schiedenen Neuerungen ausgerüstet sein würben, seien bereits entworfen. Er hosse, daß Chamberlin mit einer dieser Maschinen einen neuen Dauerslug unternehmen und den Weltrekord wieder an sich bringen werde. Vor einem Ozeanslug Drouhins. Paris, 5. August. Ein Flugversuch, der heute morgen mtl dem „Blauen Vogel" auf dem Flugplatz in Le Vourget zum ersten Male mit einer Belastung von 51i00 Kilogramm ge macht wurde, ist mißlungen. Wie bei den früheren Ber- suchen, so war auch diesmal wieder eines der Näder des Lauf gestells gebrochen. Dagegen hat Drouhin heute mit der »Co lumbia" einen gelungenen Probcflug unternommen. » Paris, 5. August. Der sllr den Ozeanflug bestimmte „Blaue Vogel" hat nach Ausbesserung seines heute vormittag erlittenen Schadens heute abend die Probeflüge wieder aus- genommen und ist mit 0500 Kilo Belastung aufgesttegen, die 0700 Liter Brennstoff entsprechen, also ungefähr der Menge, die für den Ozeanflug mitgenommen werden soll. lWTB.j Wie Havas berichtet, beabsichtigt Marinelcutnant Parts binnen kurzem mit einem Wasserflugzeug einen Lang- streckeurekvrd aus der Strecke Frankreich—Südamerika aus- zustcllen. Er unternimmt gegenwärtig Probeflüge tn der Gegend von Marseille. Beachtung -es deutschen Rekords in Paris. Parts, 6. Aug. Der Nckordflug der deutschen Flieger Risttcz und Edzard wird von den Pariser Zeitungen in großer Aufmachung bekanntgegeben. Interessant sind Auslassungen, die der „Jntranstgeant" an diese Mitteilung knüpft. Er erklärt, daß, ebenso wie zur Zeit Wilhelms II. für die Marine Propaganda gemacht wurde unter dem Schlagwvrt: „Deutschlands Zukunft liegt aus dem Wasser", heute in derselben Großartigkeit für die deutsche Luft- schiffahrt gearbeitet werde. Das sei etwas, was den Franzosen fehle. Das französische Publikum müsse auf- gerüttelt, mitgerissc» und interessiert werden, damit die fran zösische Aeronautik wieder, wie im Jahre 1918, die aller anderen Nationen überrage. Cholera in Persien. Deutsche Impfstoffe durch Flugzeug herbeigcschasft. In den ö st l t ch e n Provinzen Persiens ist eine Choleraepidemic ausgebrochen, zu deren Be kämpfung der Regierung umfassende sanitätspolizeiliche Maß nahmen ergriffen hat. Die Sero-bakteriologische Abteilung der I. G. Farben Industrie A.-G. in Höchst am Main lieferte hierzu 100 000 Packungen Choleraimpfstofs, die mit einem Flugzeug der Deutschen Lufthansa von Frankfurt am Main über Moskau direkt nach Teheran befördert wurden, so daß innerhalb drei Tagen der persi schen Bevölkerung die erforderlichen Heil mittel zur Verfügung standen. In der gleichen Weise sind seinerzeit beim Ansbruch der Typhusepidemie Impsstosse nach Hannover befördert worden. (WTB.j Neues Erdbeben in Nordosl-Iapan. tDurch Knnkspruch.j Tokio, 6. Aug. DaS nordöstliche Japan ist von einem Erdbeben heimgesucht worden. Die Erderschtttterungen sind die heftigsten, die seit 30 Jahren in dieser Gegend wahr, genommen worden sind. Die Eisenbahn- und tele- graphischen Verbindungen sind unterbrochen. In Fukushima sind mehrere Häuser etngestürzt. Mehrere Personen sollen verletzt worden sein. Die Erschütterungen wurden auch in Uokobama verspürt. lWTB.j Todbringender Wettersturz bei Salerno. Einer Meldung aus Neapel zufolge richtete bei Salerno ein Wolkenbruch schweren Schaden an. Die Wasserleitung wurde zerstört, die Straßen durch mitgeriflenes Gestein stark beschädigt. Häuser wurden unter Wasser ge setzt. 13 Menschen wurden verwundet und mehrere getötet. Ein Doppelmörber begnadigt! Frankfurt a. M„ 5. August. Das preußische StaatS- ministerium hat den zum Tode verurteilten Doppel - Mörder Willy Hermann aus Ossenbach zu lebens länglichem Zuchthaus begnadigt. Hermann hatte im August vorigen JahrcS die Skjährige Kindergärtnerin Huf nagel und ihre Schwägerin, die Säjährige Frau Hufnagel aus Darmstadt, durch Ncvolvcrschüsse getötet und die Mutter der Frau Hufnagel schwer verletzt. Emil Noide. Zu feinem 60. Geburtstag am 7. August. Seit dem Frühjahr dieses Jahres wandert eine an zwei hundert Gemälde und viel Aquarelle umfassende Gesamt schau von Emil Noldes Lcbenswerk durch einige Kunststätte Mittel- und Westdeutschlands: ausgehend von Dresden, wo Nudvls Probst, einer der eifrigsten und verständnisvollsten Förderer der modernen Kunst, das riesige Material aus ösfeullichem und Privalbesitz zusammengebracht hat. Hier geschah das in seinen Widersprüchen Rührende, daß ein großer Apparat offizieller Ausschüsse und Ehrungen mit prominenten Namen von öffentlichem Charakter auf einen Künstler traf, dessen Malerei so bedeutend und repräsentativ ist, wie seine Persönlichkeit privat und von einer fast ängst lichen Zurückhaltung. Nolde mußte 00 Jahre alt werden, btö die deutsche Ocffentlichkeit in offizieller Weise von chm Notiz nahm. Aber populär ist er noch tn keiner Weise geworden. Ja die NeichShauptstadt, sonst stets bereit zu behendem Weih- rauchstreuen, hat noch niemals an ihn gedacht, cs sei denn in negativer Weise. iObwohl er seit Jahrzehnten hier wohnt, und zwar tm Verkehrsmittelpunkt, an der Tauentztenstraße). DaS liegt an der Abneigung Noldeö, sich heranvzustellen und seine Kunst zu propagieren. Man muß zu ihm kommen, und man wird nur vorgelassen, wenn man Beweise gegeben bat, daß man seine Kunst wirklich liebt. Die Welt schätzt nicht derlei Schwierigkeiten. Um zu öffentlichem Ruf zu gelangen, muß man verstehen, sich In Szene z» sehen. Zum anderen aber eignet sich NoldcS Kunst auch nicht zur Propaganda. ES ist wenig Artistisches tn ihr, wenig, was den Snob, und ebensowenig. rvaS den Mann ans dem Mittelstand anzielit. Seine Malerei wendet sich an ungebrochene Instinkte, an das Gefühl für Farbe und für starke Darstellung: Dinge, sttr die unsere Zivilisation vielfach die Empfindung tn hohem Grade verloren hat. Die natürliche Folge einer solchen Zurückdrängung ist aber, daß die Freunde Noldes eine bis zum Fanatismus gehende Liebe für ihn und seine Kunst empfinden. In einigen Museen und Prtvatsammlnngen Deutschlands haben sich seit zwanzig Jahren die schönsten Beispiele seiner Malerei ver sammelt. Ihre Besitzer und Leiter wissen, daß die Zukunft ihrem Meister gehört: die Zukunft, die auch darüber ent scheiden wird, ob Noldes Kunst wirklich von so einseitig ger manischem Charakter ist, daß kein anderes Volk etwas von ihr wissen will — oder ob die Intcusiläi ihrer nationolcn straft so groß tst, daß sie über die Grenzen dringt. Tenn wirklich liegt hier ein Fall von nationaler Be- londcrhett vor. Nolde, der am 7. August 1807 t« Nolde bet Tondern geboren wurde, an ber Flensburger Schnthschule 1885 btö 1880 seine erste Ausbildung genoß und erst 1961 zur malerischen Ausbildung tn München gelangte, tst nach Geburt und Wesensart ein extremes Beispiel germanischer und tm besonderen norddeutscher Rasse. An keinem der Lebenden kann man eine nordische Sonderart von solcher Stärke und Tiefe entdecken, außer bei dem Norweger Munch. Vieles eint die beiden: Neigung zu tragischer Vertiefung, Darstel lung des Leidens, äußerster Grad von Ausdruck — aber mehr noch trennt sie. DaS große Ausdrucksmtttel von Mumh ist die Linie, seine Bedeutung liegt tm Aufspüren »eS Symbolischen. Mensch und Landschaft stehen unter unbedingter Herrschaft seiner Subjektivität, seines bösen Blicks. lDer spätere positive Munch scheidet vom Vergleiche gänzlich aus.) Nolde ist wett mehr Augenmensch und darum Maler — oder vielmehr etn von der Farbe Besessener, dem die Welt voller Abenteuer der tausend Farben steckt, und ber eine Sache ganz bestimmt nte> malS alö Symbol, sondern als Eigenwert und Mikrokosmos betrachtet, der aber eigentlich immer das Umfassende eines Mikrokosmos hat. Subjektiv in seiner Kunst tst die Karbe und die Empfindung: beides entspringt der urgermantschen Lust am Fabulieren. Das tst eS, was romanische Ordnungs liebe. was gallische Klarheit uird theoretisches Acsthetisicren fauch bet Deutschen wie Scheffler und Meier-Graefe) nicht begreifen können und darum für unkünstlertsch halten: die Hingabe an eine grenzenlos schweifende Vorstellung, die ganz ursprüngliche und barbarische Kraft der Gesichte. DaS Phan- tasicersüllte der Nordischen Kunst erstreckt sich schlechthin a»f alles, von reinen Märchen- und Spukerfindiingen, die aus germanischer Urzeit hercinzuragen scheinen, dis zum Still leben und der simpelsten Landschaft, die alle den höchst per- sönlichen Stempel seiner Weltanffaffung und Farbigkeit tragen. Es besteht darum auch gar kein so großer Unterschied etwa zwischen einem MaSkensttlleben und einer ChrtstuSlegende Noldes. Was jene so gewalttätig, ungewohnt und urwclthaft macht, die Mächtigkeit der Farbenviston und der Komposition, erschreckt den ästhetischen OrdnungSmann auch in der Kreu zigung oder Grablegung, und was in diesen an mystischer Religiosität glüht, findet sich kaum gemildert in Stlllebcn oder Landschaft. Darum war auch der Weg von den flammen den Blumengärten <ll>08> zu den ersten und sogleich maß gebenden religiösen Bildern von 1900 iAbcndmahl nsw.) ein kurzer nnd selbstverständlicher. M — darf das äußerliche Moment dieses RZi.'ioje» in Kons: n!*i Ob.rl.hu^ei!, man darf sogar zugcven, oa» er keine Ausnahme von der These macht, daß unserer Zeit religiöse Kunst versagt sei. Obwohl seine i«n»b Kokoschka») Werke, Bilder wie Graphiken sicherlich das Tiefste an religiöser Darstellung bedeuten, was unserer Zeit gegeben tst, so erscheint -och die Wahl deS Themas nebensächlich neben der Intensität deS Gefühls, die alle seine bedeutenden Schöpfungen belebt. DteS Gefühl der Weltverbundenheit, der grenzenlosen Versenkung tn die Gegenstände der Natur und seiner Phantasie ist so inten siv, daß wir es religiös nennen dürfen: der Ernst seiner Visionen läßt keinen Zweifel daran aufkommen. Aber dies eben, daß es sich auf alle Dinge, auch auf die groteske« Spuk- wesen, auf Variätsszenen und exotische Landschaften, so gleich mäßig verteilt und in den Christuslegenden nur thematisch sich sublimiert, ist ein Beweis für seine ganz persönliche Her kunft und Artung. Nolde, der Mensch und der Maler, läßt nirgends einen Zweifel an dem sittlichen Ernst und der mysti schen Tiefe seiner Gesinnung auskommen: religiöse Symbole hat er für unsere entgötterte Welt damit nicht erschaffen. Seine Bekenntnisse sind subjektiv wie seine Form, so er schütternd sie oft auch sein mögen. DaS Groß« und Bedeutsam« seiner Kunst liegt in der Echtheit solcher Bekenntnisse, in -er Reinheit feines Wollend und ber Konsequenz feiner Kunstmittel, dir immer die Karben, fläche war, selbst in der Zeichnung und ber von ihm ausgiebig kultivierten Graphik. Munch und auch Kirchner Überireffen ihn tn der spezifischen Qualität des Graphischen, das in der Linie und der Flächenbewegung liegt. Noldes Graphik, un gerade seine schönsten Radierungen und Holzschnitte mit ihrer saftigen Schwarz-Weiß-Wirkung, ist immer Ausfluß farbigen Empfindens. Vielleicht sind darum seine Aquarelle durch ihre Mittelstellung und der Intensität fließender Faibenflächcn daS Vollkommenste, dessen sein Genius fähig ist. Dr. Paul F. Schmidt. Kunst und Wissenschaft. Beginn der neuen Spielzeit tn den Siaalstheaiern. Am 14. August beginnt in beiden Sächsischen Staats theatern die neue Spielzeit. Im Opernhaus wird außer An recht gegeben: „Lohengrin" sAnfang 6 Uhr), tm Schauspiel- Hans außer Anrecht: „Prinz Friedrich von Homburg". Am 15. August ist der Sptelplan: Opernhaus, AnrechtSrcihe I, „Rigoletto" iAnfang ^8 Uhr): im Schauspielhaus, Anrechts- reihe U, „Des Meeres und der Liebe Wellen" iAnfang Uhr). f Die Komödie. Heule und morgen finden Wiederholungen des Spieles „Sine glückliche Ohe" von Peter Nansen statt. Die Be setzung ist die der Erstaussitlnniig. In den Hauptrollen: Fettete Niedermayer, Inge Helgard, Aisred Haasc, Johannes Kleiner, Horn
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