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n. -HG7 »»««««. 7. ««,«>« i«r Gegründet 185« Vradtaiückrtst- M«chrichte» D»«»s»» 1s-rnivr»ck»r»Sa«»«lin»»««ri 2S 20 Nur Mr NaL>l»lr>rLid«, 20011 B-zugs-N-bühr St«,»li»u«i»er 18 «vt,n«t, Anzeigen-Preise: SchrMrikm, und L<mvta«s<dift,slrll»: »»ilu»«-«»» SS/42 Druck u. D«rla, von Ltevtch ck Nutchurdt tn Drertev V«kickeck-Ko»t» tOSS Dreuven Nachdruck um mil drutlicher Ouellenanaade >.Drr«dnrr Nackr.'» »ulSitia Unverlanal» Schriftstück, werden nicht nusbewabrt Oake Hülkerl Prager 81rLÜe, Loks 8t6oa1vn»traü«. ^ a li f 6 8 8 e ii s u klur nock bi» ainaebi. SSittwocb Im Vergnügungspark »banck» Ubr <üa grüSta Attraktion ckar östrrsit - Os» OssoksQ Rüstungsmärchen des Besatzuugschess. Ein Phanlasieberichl -es Generals Guillaumat als Ursprung -er Sehe gegen Deulschlan-. Cooll-ge verzlchlel endgültig aus die Präsi-entschaslskan-i-alur. — Bombenanschlag aus die Aeuyorker Unlergrundbahn. Die Unlerlagen für Droquevilles Dehauplungen. Paris. 6. August. Die Pariser Zeitschrift „Aux EcouteS" veröjsciitlicht den Wortlaut eines Geheimberichtes Ge neral Guillaumats an Kriegsminister Patnleve und Außenminister Briand, der von der nationalistischen Presse nachqcdruckt wird. Dieser Bericht dürste wohl auch dem bel gischen Kriegsminister als Unterlage für seine Anschuldigun gen gegen Deutschland gedient haben. In dem Bericht wird behauptet, daß nach Erkundigungen des srauzösischen Generalstabes die deutsche Regierung sei« un gefähr einem Jahre die Ausbildung «ilitiirischer Kräfte i« be setzten Gebiet plane. Während früher die Reichsregierung die Sicuorganisatipu von militärischen Kräfte« nur im »«besetzte« Deutschland betriebe« habe, f« «Erde« fetzt in de« besetzten Gebieten ^zahlreiche verbände geschaffen, deren Ziel die Rekr«, ticrung und militärische Ausbildung der Jugend fei. Go hätten sich viele Sportgesellschaften gebildet, die die jungen Leute im Marschierer» und tn körperlichen Hebungen unter, richteten Auch mache sich ein deutliches Bestreben der Bevölke rung gellend, sich unter den verschiedensten Vorwänden »u be- waffnen. Reitervereine, deren bis setzt 3ö festgestellt seien, die aber kaum ein Drittel der im besetzten Gebiet be stehenden Gruppen darstelllen, versuchten Reiter und Geschütz führer aus,»bilden. In dem Bericht wird ferner die Entwick- jung des deutschen Flugwesens und des SegelslugeS im besetzten Gebiet als Gefahr für die Besatzung hingestellt. Ferner soll die Verbesserung des Straßen- und Eisenbahnnetzes sowie der geplante Bau von neuen Brücken bezwecken, die Schnelligkeit des deutschen Aufmarsches zu erhöhen. Auch die Verbreitung des Radios soll nach General Guillaumat die Schlagkraft des deutschen Heeres verstärken. Am Schluß beS Berichtes hebt General Guillaumat hervor, daß die der ReichS- regiernng gewachten Konzesstone» kein anderes Ergebnis ge habt hätten, als Deutschland weitere militärische Vorbereitun gen im besetzten Gebiet zu ermöglichen. Die Anwesenheit der alliierten Besatzungsarmee verlangsame wenigstens die Ent wicklung eines Programms, besten Ausführung man nach der Räumung des besetzten Gebietes nicht umhr verhindern könne. * Der Lügenbericht Guillaumat» ist ein neue» Glied in der langen Kette von Beweisen, die nun vorltegen, daß die ganze sogenannte „Verständigungspolitik* Frankreichs nur noch dar- aus auSgeht, durch die Verbreitung von Märchen über deutsche „Rüstungen" Vorwände zu schaffen, die es ihr ermöglichen sollen unter dem Beifall der Welt die aus der offiziellen Fest- stellung der deutschen Entwaffnung sich ergebenden Folgerun- gen zu umgehen. Die Behauptungen dcö Besatzungögenerals sind im einzelnen so töricht und lächerlich, daß sie einer ernst haften Prüfung nicht standhalten können. Sie beweisen aber, daß die Angst unserer ehemaligen Kriegsgegner vor der deut schen Volkskrast so weit geht, daß sie gegen alle Verträge und Satzungen allmählich jede körperliche und sportliche Betäti gung tn Deutschland überhaupt als Vorzeichen einer küns- tigen Rache fürchten. Und weiter zeigt Guillaumats Bericht, daß es immer und immer wieder der engstirnig-militaristische Widerstand der hohen Militärs ist, der jede vernünftige Re gung der französischen Außenpolitik, wie sic im Sinne Brianbs liegen mag, unterdrückt. Die Gefahr dieses Treibens liegt darin, daß die französischen Propaganbaberichte kritiklos von der Weltpresse ausgenommen werden und daß so allmählich tn aller Welt der Eindruck entsteht, als wenn Frankreich tatsächlich vom deutschen Reoanchegeist bedroht und deshalb im Rechte wäre, wenn es die Erfüllung der Verträge und seiner Ver sprechungen verweigert. ES ist deshalb jetzt höchste Zeit, baß durch eine großzügige deutsche Aktion die Wahrheit aufgedeckt und das Pariser Ränkespiel durchkreuzt wird. Die Skala -er Kriegsschuld. Ein Vortrag deS Amerikaners Barnes in Budapest. Budapest, 6. August. Der auch in Deutschland bekannte amerikanische UniversitLtöprofessor Harry Barnes hielt in Budapest einen Vortrag über die Frage der Kriegsverant- wortung, tn dem er erörterte, wie unrecht es sei. die Verant wortung für den Krieg den Mittelmächten airsladen zu wollen. Gestützt auf zahlreiche Dokumente, erklärte er, daß die Ver antwortung für den Weltkrieg etwa wie folgt den einzelnen Ländern zur Last gelegt werden müsse: In erster Reihe seien Frankreich, Serbien und Rußland verantwort lich, sodann erst in weitaus geringerem Maße Oesterreich und endlich zuletzt England, Italien und Deutschland, da diese letztgenannten in dem kritischen Zeitraum von 1914 für eine friedliche Lösung gewesen seien. Ueber die Friedcnsver- träge sprechend, erklärte Barnes, daß diese ohne jede Be achtung historischer Tatsachen zustandcgekommen seien. Es muß immer wieder fcstgestcllt werden, daß die Verträge von Versailles, St. Germain und Trianon das größte Verbrechen an der Gerechtigkeit, daS jemals in der Welt vorgekommcn ist, bedeuteten. Um daS begangene Unrecht wieder gutzumachen, sollten die Vereinigten Staaten von Amerika ihre finanzielle Macht dazu benutzen, um Frankreich und England dazu zu bewegen, den Gedanken an jede Reparation ganz auszugeben. Wenn man nicht danach trachte, das Verdorbene wieder gut zumachen, so habe das Geld den Krieg, besonders auch den Frieden verloren. Saceo un- Danzelll. Die beiden Namen Saceo und Banzetti sind augenblick lich in aller Munde. Seit Wochen sind in der Tagespresse fortgesetzt Meldungen enthalten, die sich mit dem Schicksal dieser beiden Menschen beschäftigen, und in den letzten Tagen haben in verschiedenen Ländern Kundgebungen zu ihren Gunsten stattgefunden. Um was für Leute handelt es sich? Die Genannten sind Italiener, die im April 1920 im ameri kanischen Staate Massachusetts unter der Beschuldigung eines Raubmordes verhaftet und im ordentlichen Prozeßverfahren zum Tode verurteilt wurden. Nach einer soeben erlassenen Verfügung soll die Hinrichtung der Verurteilten in den nächsten Tagen mittels deS „elektrischen Stuhles*, der in Amerika an Stelle des früher üblich gewesenen Galgens all gemein eingeführt worden ist, vollzogen werden. Gegen die Vollstreckung do^ Todesstrafe hat sich ein Proteststurm er- hoben mit der Begründung, baß es schon an sich eine Grau samkeit sei, einen Menschen, selbst wenn an seiner Schuld keine Zweifel beständen, nach so langer Zeit dem Henker zu überliefern, daß aber in diesem Falle sogar ein Justizmord in Frage käme, weil Saceo und Banzetti nur auf Grund eines ganz unsicheren Indizienbeweises verurteilt worden seien. Die BestimmungSgrünbe der zugunsten der beiden Delinquenten entfachten Bewegung und die Kreise, von denen sie vornehmlich getragen wird, müssen näher unter die Lupe genommen werden, wenn man das richtige Augenmaß zu diesem Falle gewinnen will, der zunächst eine rein iuner- amerikanische Angelegenheit darstellt, aber durch eine die nationale Schranke durchbrechende Agitation einen internatio nalen Charakter angenommen hat. Vorweg ist znzugeben, daß der sehr lange, sechs Jahre betragende Zwischenraum, der zwischen dem im Juli 1921 ergangenen Urteil und dem jetzt zur Hinrichtung angesetzten Termine liegt, für das natürliche menschliche Empfinden, wenigstens auf unserem Erdteil, etwas Peinliches hat. Der Amerikaner denkt aber über diesen Punkt durchgängig anders. Es ist dort Lurch, aus nichts Seltenes, baß Urteil und Vollstreckung zeitlich sehr weit ausetnanderliegen, und die öffentliche Meinung hat sich an diesen Zustand so sehr gewöhnt, daß sie nur in ver schwindendem Umfange daran Anstoß nimmt. Man hat es bei dieser Unzuträglichkeit mit einer spezifisch amerikanischen Erscheinung zu tun, die in der Eigenart des dortigen Prozeß verfahrens begründet ist, da» der Verteidigung ungeheuer weitgehende Möglichkeiten zur Verschleppung der letzten Ent scheidung einräumt. Demgegenüber stehen die amerikanischen Behörden auf dem Standpunkte, daß die Länge der zwischen dem Urteil und dem BollstreckungStermine liegenden Zeit für sich allein nicht als Milderungsgrund zugunsten der Ber. urteilten bewertet werben dürfe. DaS ist des Landes so der Brauch. Wie die Stimmung tn amerikanischen Kreisen ist, erhellt aus der durch da» Wolffsche Telegraphenburcau ver- breiteten Mitteilung, daß neben einer Reihe von mißbilligen« den Telegrammen „zahlreiche Glückwünsche aus allen Teilen Amerikas bet Gouverneur Füller eingegangen sind, in denen lobend anerkannt wird, baß in dem Verfahren den amerikanischen Gesetzen und der Gerechtig- keit Genüge geschehen sei*. Schwerer wiegt natürlich die Behauptung, daß Saceo und Banizetti unschuldig feien. Könnte das tatsächlich nachgewiesen werden, ließe sich dafür auch nur eine große Wahrscheinlich keit ins Gefecht führen, so wäre allerdings ein wohlvegründc- ter Anlaß dafür gegeben, baß ein PulSschlag allgemeinen Mitgefühls die kulturelle Menschheit durchzitterte. Ein Justiz mord ist etwa» so Furchtbare-, er erschüttert bas natürliche Rechtsbewußtsein ber zivilisierten Menschheit so tief, daß seine Wirkung weit über die Grenzen deö einzelnen Landes hin- ausrcicht und überall bas menschliche und rechtliche Empfinden tn Aufruhr versetzt. Wenn man aber in der Presse, die sich ber Verurteilten besonders lebhaft annimmt, nach irgend welchen konkreten Angaben und Tatsachen zur Entlastung der Verurteilten sucht, so wird man schwer enttäuscht. Man findet nur die stets beweiSlvS wiederholte Formel, daß der In- dtzienbcweis auf schwachen Füßen stehe. Dabei wird aber die Tatsache gar nicht berücksichtigt, daß die amerikanischen Behörden volle sechs Jahre Zeit gehabt haben, um alle von ber Verteidigung obrgebrachten Einwänbe gründlich zu prüfen. Trotzdem steht die behördliche Ueberzeugung von der Schuld der Verurteilten heute noch völlig fest, wie aus der Begründung hervorgeht, die ber Gouverneur von Massachusetts, Kuller, seiner Entscheidung betgegeben hat: Amerikanische Propaganda -er Tai. Dombenallenla! aus -ie Neuyorker Uniergrun-bahn. Kommunistische Methode der Kundgebung sür Saceo »nd Banzetti. Re«,»«r,S. «ngust. Um Mitternacht explodierte» mit heftiger Wirkung zwei Bomben an der Untergrnndbahnstatio« der 28. Straße ans der Untergrnndbahnstrecke Brocklyn—Man hattan. Durch die Explosion wurde« tausende von Personen gefährdet. Glücklicherweise stockte der solgcnde Zug bei ber Erschütterung sofort durch automatische Einrichtung. Wie berichtet wird, sind sechs Personen verletzt, zwei liegen sterbend im Krankenhaus. Die Polizei vermutet als Attentäter An hänger von Saceo und Banzetti. Die Attentäter ent kamen in Antos. An vier anderen Untergrundbahnstationen wurde« ebenfalls Bomben gesunden. Durch de« Luftruck zer brachen Hunderte von Fensterscheiben ans dem Broadway. Die Polizei bewacht alle Untergrundbahnstationen. Neuuork, «. August. Zu den kurz vor Mitternacht er- solgte» Bombencxplosionen tn vier Neuyorker Untergrund, bahnhösen gibt die Neuyorker Polizeibehörde folgen- des bekannt: Die Explosionen ereigneten sich sämtlich tm Stadtzentrum zwischen ber 23. und 83. Straße. Die Explo- Ion an der 28. Straße war so heftig, daß am Broadway ie Fenster tn sechs Häuserblocks zertrümmert und in den nahcgelegenen großen Hotels viele Personen aus den fen wurden. Auf den Untcrgrui Stühlen geworfen wurden. Auf den Üntcrgrunbbahnhöfen wurden mehrere Personen verletzt, einige von ihnen haben schwere Verletzungen bavongetragen. In den wegen der ExplostonSgase angrhaltenen Zügen brach eine Panik auv. Bombenwurf in eine Kirche in Philadelphia. Reuyork. 6. August. Ehe sich die Aufregung über die Explosionen auf der Untergrundbahn gelegt hatte, traf hier aus Philadelphia die Meldung von einer neuen furchtbaren Explosion ein. Dort hat ei» unbekannter Täter eine Bombe durch ein Fenster einer Kirche geworfelt. Die Explosion rief in dem vornehmen Wohnviertel Phila- delphias, in dem die Kirche gelegen ist, große Bestürzung hervor. fW. T. B.) Für -ie Degna-igung Saccos un- Vanzetlls. Paris, 6. August. Bor dem amerikanischen Konsulat in Lille demonstrierten gestern abend Kommunisten durch Pfeifen und feindselige Zurufe für die Begnadigung Saccos und VanzettiS. Als Polizei etnschritt, kam es zu einem Handgemenge, wobei ein Polizist verwundet wurde. Der Bürgermeister von Lille hat an den amerikanischen Botschafter in Paris ein Telegramm gerichtet, in dem er das amerikanische Volk beschwürt, „wenn nicht den Schrei der Gerechtigkeit, so doch den Schrei des Mitleids zugunsten SaccoS und VanzettiS zu hören*. ' Der lösliche Grenzkonflikl bei Venlimiglla. Beschieß««- eine» Zuges durch Italiener. Paris, 6. August. Nach einer Meldung des „Journal* aus Nizza ist schon wieder ein französischer Zug an ber italienischen Grenze beschossen worden. Der Eisenbahnzug, der gestern abend von Bentimiglta nach Brocca bei Cannes ab uhr, wurde kurz nach hem Verlassen des BahohosS durch Italie ner beschossen. I» Kreisen der französischen Eisenbahner herrscht große Erregung. (TU.)