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Dresdner Nachrichten : 07.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192708073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-07
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.08.1927
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Nr Zö7 Sette 15 Die grolien iZamttlen -er deutschen Farbe. Tie größte den,,che Akliengeseüschasl. die I.G. Farben- tnduüme. konnie >» Slejen Tage» ein Fest begehen. Einer ihrer ^eucr, Geheimer ötegierungsral Dr. Franz Oppenheim, be ging ,einen snniniidsiebugsten Geburtstag Früher mehrere Iahrzehnie laug Generaldirektor der Berliner Akttengeseü- jchaii iur 2l»ttln>abrttattvn. abgekürzt Agfa genannt, ging Ge- lieimral Oppenheim mit seiner Geseüschas» I1»2ö in den großen sich damals bildenden Farbentrust. dessen Verwaltunggrat er jetzt angehöri. Sv nennt sich der engere, aus eis Köpfen be stehende Ausjchnß des über sünszig Mitglieder zählenden Aus. sichlsrales der I. G. Farbenindustrie. der natürlich zu groß ist. um vst znsammenbernsen zn werden. Die lausende Oberleitung des gropen lenstes ist daher Ausgabe deS BerivaltungSrales. Vielerlei verivaudschasiliche Fäden bestehen zwischen de» Vorstands- und AussichtSraiSmitgliedern des FarbentrusteS, l'lußenstehenden kanm erkennbar. Sie sind eine Folg« des Zu- samuienschiveipens der großen chemischen Unternehmungen, die vor ihrer Umwandlung in Akliengescllschasten ursprünglich alle einmal Famitienbesitz waren. Sv gibt eS eine Reihe glücklicher Großaktionäre der I. G. Farbenindustrie. die in ihren SaseS Millionenpakete dieser deutschen Slandardaktie haben und außerdem im Anfsichtsrat des FarbentrusteS 140 600 bis 50 066 Mark Tantieme iahrlichs sitzen bzw. Söhne und Schwiegersöhne in die hochdotierten Posten des Vorstandes oder VerwaltungS- rates gebracht haben. So ist der Loh» des oben erwähnte» GehrimratS Oppen heim. Dr. Kurt Oppenheim, ordentliches Vorstandsmitglied der I. G. Farbcnindilstrie, während sein Schwiegersohn, Staats sekretär a. D. Ernst v. Simsvn, der zuletzt die wirtschastliche Abteilung des Auswärtige» Amtes leitete, dem VerwaltungS- rat der Farbentrnsks als sogenanntes tätiges AnfsichtSratsmit- glied angehört. Gründer und erste Direktoren der 1865 errichteten Ba- dischen .'lnilin- und Sodasabrik, des eigentlichen Kernstücks der I. G. Farbenindnslrie. waren die Herren Heinrich Brunck und Siegle. v)hre Löhne und Schwiegersöhne haben den ererbten Aktienbesitz, der vor und nach dem Kriege immer wieder sungte, behalten, so daß sie heute zu den größten Aktionären des Iardenirnstes gehören. In seinem AufsichtSrat ist dieser Aknen beim durch Kvmmerzienrat Lothar Vrnnck aus Mann heim und den durch seine Medium-Experimente bekannten Münchner Psychiater Freiherrn v. Schrenck-Notzing, dessen Gattin eine geborene Siegle ist, vertreten. Ein anderer Grün der und Großaktionär der Badischen Anilin- und Sodasabrik war der Stuttgarter Industrielle »knosp, denen Enkel Freiherr v Sunolin ebensaiis un Anssichtsrat des FarbentrusteS sitzt. Junggeselle und einer der bekanntesten Mäzene der ReichS- hauptsladt. nt er viel in der 'Welt zu sehen, in der man sich nicht gerade langweilt. Sobald er irgendwo erscheint, stecken alle die Kopse insainnien und slnsterie cs sich neidvoll zu: „Der hat nenn Millionen Farbenaklien! Das sind nach dem heutigen Kurs stand über dreißig Millionen." AnS der Firma Meister, Lucius und Brüning entstanden die späteren Höchster Farbwerke, die ebenfails l925 in dem Farbeinr'uü ansgingen. Ihre Gründer waren zwei Schwager, Wilhelm Me vier und Engen Lucius. ein Bruder des 1888 von Friedrich IN. baroiiiiierten Freiherr» Lucius v. Valihausen, der von >Mü bis I8üü preußischer VandivirtschaflSminister war. Beide batten Töchter des bekannte» Frnnksnrter MalerS Becker geheiratet, in denen Hause Bismarck als Bundestags- Gesandter init seiner Gattin viel und gern verkehrte. Die Tochter deS MalerS. Frau Marie Meister, geborene Becker, das sogenannte „Merle", wurde damals die intimste Freundin der späteren Fürstin Johanna Bismarck und blieb cs, bis der Tod sie trennte. Der dritte Gründer der Höchster Farbwerke war der kurz vor seinem Tode »vbilitierte Geheime Kommerzienrat Adols v. Brüning, dessen Gattin der alten Berliner Färber» samiiie Spindler entstammte. Die Erben der drei erfolgreichen Kompagnons Meister. Lucius und v. Brüning sind auch heute noch im Besitz großer Pakete von Farbenaktien und haben natürlich eine tut- sprechende Anzahl von AnssichtSratSiiiandaten in der I. G. Far- benindnsrrie. Die Familie Meister vertritt der älteste Sohn deS Herrn Wilhelm Meiner, der I8AI nobilitierte Wirkliche Ge heime OberregiernngSrat Wilhelm v. Meister, zuletzt Regie rungspräsident in Wiesbaden, und sein Schwager, der mit einer geborenen Meiner vermählte Herr Adols vom Rath. Von den Brünings sitzen die Herren Adols v. Brüning, Gesandter a. D., und Walter v. Brüning, Polizeipräsident a. D., ferner der mit einer verwitweten Frau v. Brüning, geborene» Sichert, ver mählte RegiernngSpräsidcnt a. D. v. Steinmcister im AufsichtS« rat deS FarbentrusteS. Der dritte Gründer der Höchster Farb werke, Eugen Lucius hatte nur ein einziges Kind, eine mit dem holländischen Grasen Schimmelpenninck verheiratete Tochter. Ihr großer Besitz an Farbenaklien wird im AnssichtS- ral durch ihren im Haag lebenden Sohn, den Grasen billiger Schtmmelpenuinck, und den mit ihrer Tochter vermählten Freiherrn Moritz v Bethmann, Ehcs des gleichnamigen Frank furter Bankhauses, repräsentiert. Ilebrigens haben sich Enkel kinder der Herren Meister, Lucius und v. Brüning unterein ander verheiratet. Herr Wvlsgang v. Meister ist Gatte von Marie Luise v. Brüning, während sich der cbengenanntc Gras Sctümmelpenninck mit Fräulein Ruth v. Meister vermählt hat. 'Ans einer Privatfirma. nämlich der Firma Fr. Baner S- Eo.. sind auch die cbeniallS 1625 in dem Farbentrnst ans gegangenen Eiberielder Farbwerke entstanden. Ihr Gründer, Kommerzienrat Friedrich Bayer in Elberfeld, hatte außer einem Sohne zwei Töchter, von denen die ältere den ver storbenen Parlamentarier Freiherr» v. Gamp-Massannen, die jüngere das ebensallö verstorbene HerrcnhauSmitglicd Dr. Henry v. Böttinger heiratete. Für den großen Banerschen Erb besitz an Farbenaktien sitze» heute drei Enkel des Begründers im AnsnchtSrat der I. G. Farbenindustrie, nämlich Dr. Richard Bayer und die Rittergutsbesitzer Waldemar v. Böttinger und Freiherr Botho v. Gamp-Massannen. Aber auch der Nachfolger des Kommerzienrats Baner in der Leitung der Elberfelder Farbwerke. Geheimrat DuiSberg, der die größte Znhl von Ehrendoktorhüten in Deutschland hat und jetzt den Farbentrnst als erster Aussichtsratsvorsitzender leitet ist Großaktionär der I. G Farbenindustrie. Sein Sohn Karl Ludwig DniSberg sitzt dort ebenfalls als AussichtsratSmit- glied Unter dem Bühnenname» Karl Acbaz ist er Mitglied des Deutschen Theaters und heute wohl der einzige deutsche Schauspieler, der im Aussichtsrat eines großen Unter nehmens sitzt. — «Dresdner Nachrichten" — Die vierte große chemische Firma, di« im Farbentrust auf. ging, wa, die Frankfurter Ehemische Fabrik von Leopold Easjella ä. Eo.. die viele Jahrzehnte hindurch der Familie Ga»> gehörte. Auch ihre Mitglieder sind Großaktionär« des Farbentrufte», dessen AussichtSrat der über achtzigjährig« Ge- Heime Kommerzienrat Lev Gans und seine beide» Nesse» Karl und Arthur vom Weinberg, die bekannte» Rennstaübesttzer. an- gehören. Da» sind die groben Familien der deutschen Farbe, seit vielen Jahrzehnten Hauptaktionäre ,,nserer chemischen In dustrie. Sir kennen den innere» Wert ihres Besitzes und be trachten daher ruhig lächelnd, jahraus, jahrein, das Aus und Ab des Farbenkurseö an der Börse. Vermischtes. Sine Loch,eil in -er Berliner VefellschoN In Berlin fand am Freitag in der Katser-Wilhelm- GedächtntSkirche die Trauung des Kammerpräsidenten Dr. Kurt von Kleefeld mit Gubrun Gräfin Schwerin statt. Der Feier wohnten u. a. der Schwager deS Bräutigams. Außenminister Dr. Dtresemann mit Gattin, der Ehrenpräsident des RetchSverbandes der In dustrie. Gehcimrat Sorge, und viele bekannt« Persönlich keiten ans Politik. Wirtschaft und Gesellschaft bei. Thea Basches Srsolge i« Amerika Aus Neuyork schreibt man »ns: Leit Ende Juli weilt Thea Rasche, die deutsche Knnst- sliegertn. in Amerika. Bor mehr als zehntausend Zu schauern hat sie ans dem Curtts-Flngfeld bei Ncunork mit ihrem Flamingo-Flugzeug den ersten Schauflug unter nommen und dabei alle möglichen Arten der Luftakrobatik gezeigt, so daß es der Menge unten kalt überlist »»d sie ihrem Erstaunen und Ergötzen an de» halsbrecherischen Kunst stücken. die eine Frau vollfiihrte. begeisterten Ausdruck ver lieh. Sämtliche Evolutionen erfolgten mit vollkommener Sicherheit. Als Fräulein Rasche ihrem Flnmewg entstieg, halten mehr als ein Dutzend kräftigster Polizisten alle Hände voll zu tun, ihr die begeisterte Menge vom Leibe z» halte». Maior John T. Fanchcr, einer der Direktoren des am 23. und 24. September in Svokane im Staate Washington stattstiiden- den Nationalen Luft-Derblis, Uberbrachte ihr eine Einladung zur Teilnahme an dem große» Wettbewerb an dem sich etwa 4M Flugzeuge um die 36 666 Dollar betragenden Preise be werben und zn dem sämtliche Trnnsatlantikflieger. Lind- bergh. Ehaniberlin. B»rd, Aevsta, Noville und Väschen. ihr Erscheinen zngesagt haben. Fräulein Rasche hat die Einladung angenommen, dagegen bis jetzt die ihr angebotene» zahlreichen Vandenille- und Filmkvntraktc abgelehnt. Diele Ablehnungen begründete sie mit der Erklärung, sie sei nach Amerika ge- lommeii. nur um die Frenndschast und de» guten Willen der Amerikaner zu werben sowie auch im Interesse des Flug wesens. nicht aber, „m ans ihre» Kunst- und anderen Flügen Geld herauszuschlagen. Als sie dnö Flugfeld verließ, drängten sich ihr so viele Bewunderer zu Fuß und im Auto nach, daß eine BerkchrSsperre von einer Meile Länge entstand. Sin neues Mordopfer Karmanns feflgefleUl Nach langer Zeit ist nunmehr die Identifizierung eines der bisher unbekannten Opfer des Hannoverschen Massen mörders Harmann gelungen. Es ist dies, wie aus Mährisch-Ostran berichtet wird, der Sohn eines Leberhändlers Bcinkorn in Bereczke in Karpatho-Rnßland. Der falsche Arzt. Nagele gesteht, seiner Gattin Gift verabreicht z« haben. Aus Ni a r i e n b a d wird uns gemeldet: Die sensationelle Gtstmordassäre von Martenbad vom Frühjahr letzten Jahres ist noch in bester Erinnerung. Der 25 Jahre alte Handlungsgehilfe Eduard Nagele aus Inns bruck. der längere Zeit als Diener bei einem Arzt beschäftigt war. hatte sich daselbst einige medizinische Kenntnisse an- gecignet und gab sich dann als Arzt aus. Er lernte die Tochter des ehemaligen Marienbader Hoteliers Stvhr. der gegenwärtig in Hall in Tirol ansässig ist, kennen und heiratete sie. Im Juli letzten Jahres wurde Nagele unter dem Ver dacht verhaftet, seine Gattin auf der Hochzeitsreise in Marienbad vergiftet zn haben, um sich in den Besitz der an sehnlichen Mitgift zu setzen. Nagele hatte nach eigenem Ge ständnis seiner Frau Injektionen verabreicht, denen sie nach wenigen Tage» erlag. Die vvrläusigc Mitgift seiner Frau im Betrage von 60 660 Kronen und 26 600 Schrveizer Franken hatte er behoben und war nach Innsbruck zurttckgekehrt, wo seine Verhaftung erfolgte. Die Leiche der Frau Nagele wurde drei Wochen nach der Beerdigung exhumiert und vom Prager Institut für gerichtliche Ehemie untersucht. Das Ergebnis ist bisher nicht in die Oefsentlichkeit gedrungen. 'Nagele hat nun eingestanden, daß er seiner Frau eine Algovaii-Inicktivn gegeben hat. Algopan ist ei» alkalvidisches Opiat, das bei' körperlichen Schmerzen und als Heilmittel verschrieben wird. In den Handel kommt es in Tabletten und alS Pulver, die znm Injiziere» verwendeten Präparate enthalten ei» Hundertstel Prozent Algopan. Die höchste zu lässige Dosis ist 6,64 Gramm in 21 Stunde». Gewöhnlich nimmt man 6,62 Gramm. In den Händen des Nichtsachmannes oder des Verbrechers kan» Algopan sehr gefährlich werden, Algopan wird nur auf ärztliche Berschreibnna verabiolgt. Be- einer Durchsuchung wurde» bei 'Nagele Rczeptsormularc ge sunden. die er sich offenbar noch aus früherer aufgehoben hatte. Auch stieß man ans eine »msnngreichc Korrespondenz, die Nagele mit einem Berliner Hciratsbnreau geführt lnttte, bei dem er Vermittlungen no» heiratslustigen Mädchen und Witwen suchte. Darunter befand sich folgendes Schreiben Nageles: ,^>ch möchte wieder heirate». Ich bi» 25 Jahre alt. l 72 Meter hoch, beruflich »nd gesellschaftlich gut gebildet. Bin gutmütiger Eharakter, jedoch von ernster Weltanschauung. Meine erste Frau ist nach »cnntägiger Ehe gestorben. Ich besitze 10 066 Schweizer Franken »nd bin von Beruf Arzt. Bitte besorgen Sie mir eine sehr vermögende Dame. Alter und alles andere gleichgültig. Dr. mcd. Nagele." Dielen Brief sandte Nagele unmittelbar nach dem Tode seiner iungcn tzIattin an daö Heiratsbnreau nach Berlin. Nagele wird sich demnächst wogen des Verbrechens des Giftmordes an seiner Frau vor dem Schwurgerichte Innsbruck zu ver antworten haben. Sonntag, 7. August 1877 ** Der Streit am die „Kniende". Trotz des Beschlußes der letzten Stadtverordnetenversammlung von Duisburg, daß LehmbruckS Plastik „Die Kniende" wieder im Tonhallen- garte» ausgestellt werde» soll, kommt die Disknisiv» darüber nicht zur Ruhe. In der vergangene» 'Nacht wurde nun vc», unbekannten Täter» aus dem Sockel im Tonhallengarien eine Büste von Richard Wagner aufgestellt und folgende« Platat angebracht: „Lin Borichlag zum Frieden. Ehrt eure deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister. Daß ine Wagners Ruhm in Duisburg soll vergeh n, möge er ans dem Sockel im Garten der Tonkunst steh'»." Die Polizei hat diele Inschrift entsernt. * Sine Greisin non Ameisen ansgesrcsse«. Das Opl r einer ebenso grauenhaften wie ungewöhnlichen Tobesmancr ist eine siebzigjährige Fra» namens Balbtna aus einem Dörfchen im brasilianischen Staat Paranil geworden. We wurde im Schlaf von einem Heer großer Ameisen überfallen. Unfähig, sich der gefräßigen Tiere zn erwehren, litt die a,»ic Alte entsetzliche Qualen. Durch ihr Wimmern ausnieriiom gemacht, waren schließlich die Nachbarn herbetgceilt, die. »mb. dem sie die Tür etngeschlagen hatten, die Greisin in el> c Ecke des Zimmers, bedeckt mit Ameisen, vvrfanden. die ber.'üs die Haut ihres Opfers abgenagt hatten. Der ganze Köi r war eine einzige blutende Wunde, in der die Tiere hern.n- krochen. Unter furchtbare» Schmerzen gab die Unglück! u,e bald darauf ihren Geist aus. ge weniger die grau an Hai, defiv mehr brauch» sie. «Frauen tragen heutzutage welliger als je zuvor, aocr sie geben für ihre Kleidung mehr ans als zu irgendein r anderen Zeit 8er Geschichte. Sv wenig jedes einzelne tticil» Raum einntmmt, so ausgedehnt ist die Garderobe, und >e Schnetderrcchnungen werden immer höher." Mit dieser F. l- stellung leitete der Direktor eines großen Londoner Wai u- Hauses, Sir Wood»,an Bnrgidge, Enthüllungen ein, die cr über den Luxus der modernen Frau machte. „Es klingt pa a- dvx," fuhr er fort, „aber die moderne Mode der „klein:» Fähnchen", die man für Kleider ansgibt, hat eine ungeheme Steigerung in der Verwendung des Materials zur Folge >c- habt, »nd die Mode-Indnstrie beschäftigt mehr Menschen ' je zuvor. Die erstaunlichste Zunahme ist in Seidenwaren ,m bemerken. ES wird heule fünfmal mehr Seide verbraucht als , in der Zeit vor dem Kriege, »ud der Bedarf steigt immer noch. Ein seidenes Kleid war in de» Vorkriegszeiten der Luxus >cr wohlhabenden Frau. Heule trägt es iede Arbeiterin, lind erst bei den Strümpfen! Jede Frau, auch die einfachste, tnü,t seidene Strümpfe, und sie braucht viel mehr Paare, als sie m jene» Tagen hatte, da sie Ttrümpse aus Wolle und 'Baum wolle trug. Man braucht heute so wenig Stoff sür ein Seiden kleid. daß jede sich eins leisten kann. Seidenkleider aber er- fordern seidene Unterwäsche: ja, »ran muß sogar bei Baum wolle und Wollkleider», so selten sie jetzt auch sind, seidene Unterwäsche tragen, weil sie sonst nicht sitze» und eine schlechte Figur machen. Jede Frau, reich oder arm, hat mehrere Kleider. Eine Arbeiterin kann sich heute ein Kleid an einem Abend machen, während ihre Mutter Woche» dazu brauchte, »nd während für die Mutter das gute Kleid ein großes Er eignis war und sie dieses wohl ihr ganzes Leben lang ir»g, wird die Tochter ihr neues Kleid höchstens ein paar Monaie tragen, auch wenn eS noch durchaus nicht abgenutzt ist. Frauen, die heute nur ein Kleid für das „Gute" und ei» Alltagskleid haben, gibt es kaum noch. Fast alle haben eine Garderobe mit viele» Toiletten. Die Ansprüche der Frau sind i» jeder Hinsicht gestiegen, nicht nur in Kleidern und Strümpfe», son dern auch in Hüten und Unterwäsche. Allerdings tragen die Damen Unterwüsche tm alten Sinne heute nicht mehr. Die Zeit der vielen wollenen Nnterröcke ist vorbei. Aber spare» kann man deshalb doch nicht, denn die Unterwäsche muß von Seide sei». Aehnltch ist es mit dem Korsett. Zwar trägt man heute weniger Korsetts als früher, aber man gibt sehr viel mehr dafür aus. Früher wurde ein Korsett Jahre getragen, heute höchstens Monate, weil jede Frau das neueste Modell haben will, und außerdem braucht man Korsetts sür die vcr- - schiebensten Gelegenheiten, für den Alltag, für den Sport usw." Diese Revolution der Frauenmode zeigt sich in den Zahlen, die Bnrgidge für die Entwicklung der englischen In- ' dustrie angibt. Ein Siebentel der englischen Arbeiterbenölle rung ist in der Konfektion tätig. Es gibt mehr als 286 666 Schneider, gegen 206 000 Schneiderinnen und Putzmacherinnen in England. Gegen 40000 Personen'sind in der Fabrikation von Seide und künstlicher Seide angcstellt, 24 000 in -ec Lpitzensabrik. Die jährliche Schnhrcchnung der englischen Frauen beläuft sich auf 25 Millionen Pfund, wvflir 36 bis 46 Millionen Paar Schuhe gekauft werden. Die Ausgaben für Seide un- andere Kleiderstoffe gehen ins Fabelhafte. Tie englische Dame gibt 14 Millionen Pfund jährlich für Hüte ans und viele Millionen Pfund sür das Beiwerk der Mode. I» Sen letzten drei bis vier Jahren sind 2266 neue Mvdcgeschnste entstanden, durch die das in dieser Industrie arbeitende Kapi- . lal um 22 Millionen Pfund erhöht wurde. Der Lippenstift im Müdchen-Gymnasium. <B s ii einer Pariser Mitarbeiter! n.j In Berlin hat jüngst, laut deutschen Ieitungsstimmcn, der Direktor eines Mädchengymnasinms den Schülerinnen den Gebrauch des Lippenstiftes in der Schule untersagt, ans die Beschwerde des Baters l!> einer Gymnasiastin ivnidc jedoch von der Vorgesetzten Stelle entschiede», daß der Lippen stift der jungen Peiinalerinncn in der Handtasche »nd seine Benutzung vom Schulleiter nicht verboten werden dürfe. TaS sind Maximen, die selbst in Paris nicht gelte», wo man doch den Fassadenanstrich des weiblichen Antlitzes längst zum Prinzip erhoben hat. In de» Pariser und erst recht in den provinzialen Lyzeen bzw. Gymnasien dürfen sich die Schüle rinnen, die dort- ihr „llnoonlnurönt" (mittlere und höhere Reifet erstreben, nicht schminken, auch nicht die Lippe» färbcn. Die jungen Damen legen deshalb meist vor dem Unterricht ihre künstlichen Farben ab, um sie nachher wieder an.»- bringen. Kein Wunder, daß Hand- »nd Taschentücher in kcii Schultoilcttcn bzw. in den Handtaschen auösehen wie die Ab- schminklappen in den Garderoben der Bnhneiiwelt. Ver schiedentlich haben Gymnasiastinnen versucht, das Färb n- verbot ihrer Lehrer zu durchbrechen, die sich aber mit streiy cr Würde und ganzer Autorität an die Bestimmung hiellcii: Lippenstift und Schminke sind in den Unterrichtsstunden r r- pönt! In Parts! In Berlin scheint man nach den anfanis zitierten Meldungen „moderner" sein zu wolle».
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