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Dresdner Nachrichten : 19.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188201197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-19
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.01.1882
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Vro8äov 1882. «,K»ii» Mil, 7 u»r «, der «t»rdüton! Viartenlnohe l». «iimmieaienitdret» vl-rtellibrNA i»»«el «aifi,e.. durä) dir Po« » Ml»« 7» tz-sne Numm. 10 Psp» «uslee» 37000 «rempl. tzltr dleRü^ndeetiiaesandieiiNv «uijeryoe m«»; sich die Siedactt»» nicht »erdmdlich. «imonce» Mr uni nehmen am Die «nunncen-Nureaui »„»»>«», «ei» » 0a«I««i — «u»ots «uNei — Lau«» ch Lamp.; — Innatiden»«»!: — «. Mull«, in «ürli«: — »«». «letz in Magdeburg; — I. «arck » No. in Halle; — Eleiuer m Hamburg Tageblatt für Mlitik, illnterhaltung, Geschöstoverkelir. Lör/endeMt, Fremtenliste. 27. FadrMvß. »Nieral« werden M-r1«nsik-t- >7 dl« Nachm. » Uhr angenommen. Lonmag» bi» Mittag««« Utz«. gn illeusmd! »irr an Wochentagen: ge. Ikliisleiga'sk Nr. b dir Nachm, li Uhr. — Tie ernchalrige PeM»ctle kostet >b Alge. Siilgclandt Lü Psge. 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Mltillvr, Uranerfttnmno Lcr. 37, <h»ti»nteile-, 8plot- uu6 -,»«11« rnua»'«>u-Ilsiul uni;. von Otto vrmill N vreieit«;i« Kleino plauensoks Vssso IS VNlpjjoKIt olodr. ?deqrapl^n. VlitrJltlyjwt-, 'sele^Iisn^. Vlitrndloi^or- I'iiisiiiiMn. Loiickests ^uskülirnnx. Lillixsto I'roiso. Rr. 1« i Wltteruiig vom >8. Januar: Barometer nach vdkar Bösvld, walsir. 10 <?lbds. ä N.) > 7fto Mtll., seit geger» I Mill. gejallen, Thcrnwineiivg . n. Neanm. I Temper. 0," A., niedr. Temv 2»,» A.. höchsie Temp. N ° LI. Nord-SLcs, L!>»d. Bedeckt. 1 Aussichten slir den 19. Jauttar: Neblig, trocken, Temperatur um Null. Tonnerstag, 19. Januar. vetze der sich drängenden politischen Ertchgn^e etwas stattet, soll mit der Würdigung der Tcbancn über das ^ wesen fortgesahrcn werden. «erantwortlicher Redakteur sür PvlMichkö vr. Einil Bicreg t» Dresden Alle parlamentarischen Mülilcn in Deutschland klappern jetzt gleichiseitig. Wohl läuft aus den Wablgängen genug deö MchleS heraus, nicht immer aber sagt eS dem Geschmacke zu und wenn es mit dem Schwerspath kirchenpolitiicher Fragen gemischt wird, liegt es dem Volke recht unverdaulich im Magen. Fcdeukalls ist die deutsche Publicistik, so atheniloS sie ihres Geschäftes wartet, nutzer Stanoc den Verhandlungen der zahlreichen Volksvertretungen so zu folgen, dah sie dem Publikuni die Bedeutung de? Verhandelten und Beschlossenen immer rasch klar machen könnte. Wollen die Zeitungen nicht wichtige Stofse ganz übergebe», so mutz ihr geschriebenes Wort dem in den Kammern gesprochenen nachbinkcn. In diesem Falle sind wir heute bezüglich unserer Landtags-Debatten. Sorgte am Dienstag die 2. Kammer sür das leibliche Wohlergehen zahlreicher Landestbeile, indem sic ihnen die längst ersehnten Schieiienver- bindungcn bewilligte und die zum Eisenbalmbau erforderlichen Millionen flüssig machte, so hatte sie wenige Tage vorher bei der Beratbnng deS UntcrrichtSbudgets für die geistige Nahrung des gesammien Landes wahrhaftig auch nickst gekargt. Ein Rückblick aus diese Verbandlnngcn ist nickst ohne Werth. Gar manche der dabei gemachten Bemerkungen verdiene« ein nachträgliches Wort der Würdigung. Ein großer Tbcil der Untcrrichtsstatistik, deren An fertigung der Abg. Bebel beantragte, ist bereits durch daS freiwillige Vorgehen des Ministers v. Gerber beschafft worden. Bebel kann diese Statistik unmöglich studirt haben, vielleicht hat er sie gar nicht gelesen, sonst hätte ein in den parlamentarischen Formen so erfah rener Debattirer, wie er, nicht einen Antrag von solcher Allgemein heit cingcbracht, der in seinem größten Tbcile völlig überflüssig war. Der Referent Mlemann konntd in Kürze «»sichren, daß in Sachsen iin Jahre 1880 nicht weniger als 20 Millionen Mark auf das Unterrichtswesen verwendet worden seien, wozu der Staat als solcher über 4'/e Millionen Mark zuschictzt. Die Höhe der ans den Volks- untcrricht verwendeten Summe gereicht gewiß unserem Lande zu hoher Ehre. Etwa zu drei Vierteln jener Summe wird von den Gemeinden und ans milden Stiftungen aufgebracht, etwa ein Viertel trägt der Staat aus seinen Mitteln bei. Es war in der Ordnung, daß die Kammer den theils überflüssigen, theilü viel zu weitgehenden Bcbci'schcn Antrag ablchnte, wenn aber die Staatürcgierung Anlaß nähme, eine Statistik über die Ausgaben der Gemeinden und die Beiträge der milden Stiftungen zum Schulwesen anzufcrtigen, so würde damit unter Umständen wcrth- volles Material zur Beurtheilung praktischer Fragen 'herbcigcschaftt. Die Gemeinden werden sich die Fürsorge sür ihr Schulwesen nicht von Herrn Bebel nehmen lassen. Ter Staat wird sich auch ferner, trotz Bebel, im Volksichulwesen daraus beschränken, ärmeren Ge meinden Unterstützungen und Schulzuschüffe zu gcwäbren. Die Schule wie das Armenwescn, daS die Sozialdemokratie so gern zu allgemeinen Staatscinrickstungcn mache- möchte, werden mindestens auf eine unabsehbare Zeit hinaus Gcmeindesache bleiben. Bei der Berathung der höheren Lehranstalten kam zur Sprache, daß jetzt Uebcifluß an Juristen, Lehrern der Mathematik und der neueren Sprachen, sowie an Technikern und Ingenieuren herrscht, daß hingegen das Studium der Theologie immer noch verhältnis mäßig seinen Mann nährt. Der volkswirthschasiliche Niedergang, den der Freihandel über Deutschland herbeigesührt, batte sür zahl reiche große industrielle Etablissements die Folge, daß Mechaniker und Techniker aller Ast nicht mehr untcrkamcn; der Rückgang deS Eiscnbahnbaucs großer Linien bewirkte eine ungünstige Gestaltung deS Jngenieurbcrufs. In beiden.Hinsichten bat unser Land wohl die schlimmsten Zeiten hinter sich. Eine Besserung ist unverkennbar, immerhin aber ist das Fach namentlich der Ingenieure noch über setzt und gewissenhafte Eltern werden sich hüten, ihre Söhne diesem Berufe zuznführcn. Noch kläglicher sieht cS aber mit den Lehrern der Mathematik und der modernen Sprachen nuS. Von den Hunderten von Jünglingen, die an der LandeSiinivcrsität und der polytechnischen Hochschule sich diesen Berufen widmen, ist aus den sächsischen Bildungsstätten nur in besonderen Fällen Platz. Die Ucbcrproduction gerade hierin ist höchst bedenklich. Wohin soll es führen, durfte der Referent Starke fragen, wenn gegenwärtig in Leipzig soviel Philologen studiren, daß kaum der 20. Theil und von den 100 Hörern der neueren Sprachen nur 2 ln Sachsen Ver wendung finocn können? Der Staat übernimmt durch Errichtung so vieler höherer Lehranstalten eine Verantwortung, die er nicht zu tragen vermag, denn viele Eltern vertrauen diesen ihre Söhne in der etwas oberflächlichen Meinung an. daß sic später als Gmnnasial- und Realschullchrcr ihr sicheres Brod finden. Wir erziehen uns ein „gelehrtes Proletariat", wie Abg. Uhlcmann meinte. Die Meinung vieler Eltern, ihr Sohn müsse „studiren", ist ein unheil voller Jrrtbum, der jenen Mißstand steigert. Statt einen Jungen ein richtiges Handwerk lernen zu kaffen, führt die Eitelkeit von Vater und Mutter ihn thörichtcrweise dem gelehrten Berufe oder doch mindestens dem Kausmannstandc zu, als sei dieser etwas Besseres. Als sei ein Tischler, der etwas Ordentliches leistet, nicht' ein zehn mal nützlicheres Gescttschasismitglied, als ein halbgebildeten Kauf mann oder ein Assessor, der bis zum Halse studirt hat I Auch daS juristische Studium hat heutigentags nur geringe Chance». In Folge der Justizorganisaiion sind so viele ältere Herren pensiomrt worden und jüngere Kräfte in höhere Stellen gekommen, von denen sie nickt so bald wegsterben werden, daß die Jurislcn-Earriöre heut zutage kein sonderliches Avancement verspricht. Treffliche Worte sprach der Herr Minister Über die wahre Be deutung, welche die Realschulen 2. Ordnung ftn Unterrtchtövlane einnehmen sollen. DaS Publikum betrachtet sie zum Theil als Realschulen 1. Ordnung mit Abzug der Obcrklassen, was sie ent schieden nicht sind; vielmehr sollen sie holiere Bürgerschulen sein, sie sollen ihre Zöglinge nicht zu gelehrten, sondern zu den Berufendes GewerbestandeS vorberciten. Die Regierung vcrjvrach die Förder ung der Realschulen S. Ordnung in ihrer Entwickelung dahin, daß sie nicht die jungen Menschen aus der Sphäre des Geiverbcstandes Herausstellen, sonvcrn im Gcgcntheilc ihnen für den Gewerbcstand eine bessere und erfolgreiche Vorbildung geben. Hoffentlich bricht sich im Lande diese Erkeimtniß von dem wahren Ziele der Real schulen 2. Ordnung immer mehr Bahn I Zu der vom Abg. Starke angeregten Frage der llcbcrbürdung der Schüler mit Lehrstoff äußerte sich der Minister mit folgender ausgezeichneter Ausführung: Ich habe cö wir in meiner Stellung zur ernsten Ausgabe wer den kaffen, der klcberbürdung, wo ich cs konnte, mit der größten Entschiedenheit entgegen zu treten. Ich wüßte nicht zu sagen, wie oft ich im mündlichen Gespräch mit Gnmnajiallehrc'rn diese Ange legenheit verhandelt habe. Fch habe gar oft gesehen, daß ein aus der Schule überbürdeter junger Mann, wenn er zu dcn Univcr- sitätssludien kommt, seine Fachmilienschaft nicht mit der erwünschten Frische ergreift, sondern als ein Icrnmüdcr Mensch zu ihr hinzutritt. Wenn die Ucbcrbürdung bloS in einem Mißbrauch der Lcbrer be stände, daß sic etwa ihre Schulaufgaben zu sehr bäiften, daß sie cS fehlen ließen an derjenigen gegenseitigen Verstän digung, welche erforderlich ist, um dem Anwachsen der häuslichen Ausgaben zu begegnen, indem etwa Jeder sür sich allein obne Rück sichten aus Andere seine Hausaufgaben gäbe, — dann könnte durch Weisungen gcbolfen werden — und cS bat leiten des Ministeriums nicht an solchen Weisungen gcsehlt. Aber die Sache liegt zum Theil auch in Gründen, denen schwer bcizukommen ist, in Momenten der allgemeinen Entwickelung unserer Wissenschaften. Unsere Philo logie und Mathematik haben in den legten Jahrzelmten einen völlig andern Charakter angenommen. Unsere Pnilologie ist nicht mehr jene humanistische Wissenschaft, die wir Alle ans der Zeit unserer Guniiialialstut'ien kennen, bei der es hauptsächlich daraus aiikam, so weit zu gelangen, daß man durch die Lectüre der alten Klassiker in den Geist der Antike eindringc, solidem es ist eine überaus seine und schwierige Linguistik geworden, welche die Ansprüche der Gram matik in einer Weise steigert, die früher so nicht bekannt war. Ich be trachte es als meine besondere Ausgabe, auch in dieser Bczicbmig in mündlichem und schriftlichem Verkehr geltend zu macken, daß es nichtdie Aufgabe des Gmnnasiuins sei, Philologen zu bilden. Aber ich künipse liier mit einer Erscheinung, die aus dem inneren Wesen der modernen Entwickelung unserer Wissenschaft hervorgeht. Ein anderer Umstand, der eine so große Veränderung derLehrweisc aus unseren Gnmnanen und Realschulen hervorbringt, ist das Spcciaiistcntlnim! Die Ael- teren unter Ihnen, die Gyninasicn'und Realschulen besucht baben, .werden sich erinnern, daß sie den Unterricht von Lcbrern genoffen haben, welche mehrere Fächer gleichzeitig lehrten, die gleichzeitig philologischen und >»athematisck>en Unterricht gaben, und cS sind Viele sür diesen Unterricht mit Recht noch jetzt dankbar. Das bat ganz antgebört! Jetzt greift jeder künftige Gnmnasiallehrer schon auf der Universität ein sperirllcö Fach: er wird Mathematiker, er wird Philologe, und in der Philologie Gräcist oder Latinist. Ein Ginniiasiallchrer, der mit dieser Ausrüstung, mit dieser wissenschaft lichen Specialtcckmik seinen Schülern geaenüberiritt, saßt sie in ganz anderer Weise auf, als der frühere Lehrer, der den allgemeine» Ueberblick über das Ganze wahrte und jederzeit das einem jeden Lehrstoff zukoniinende Maß cinzuhalt'n verstand. (Sehr wahr!) ES ist daS eine Sache, gegen welche sehr schwer anzutänivscn ist. DaS immer weitere Svecialisiren geht aus den Universitäten io weit, daß z. B. in der Jurisprudenz kaum ein Gelehrter noch in Deutsch land lebt, der, wenn er daS Privntrecht vertritt, eS nicht als eine unberechtigte Anforderung betrachten würde, wenn ilnn die Entschei dung einer Frage auS dein Strafrecht oder dem Proceßrecht angc- sonnen würde. DaS ist ganz anders geworden, als ftülicr, wo ein Professor zwar seine Specialwiffenschaft batte, aber daneben auch die Bebcrrschung der übrigen Disciplinen als unbestreitbares Recht und als Pflicht erachtete. In trüberer Zeit naln» man nicht an, daß ein junger Mann, der von der Universität ging, durchaus fertig wäre -, man batte daS Vertrauen, daß, wenn er ans der Universität sich eine tüchtige wissenschaftliche Bildung erworben habe, sein spä teres Leben nun dazu dienen würde, ihn sortzubiidcn und erst sicher und fest zu macken. In dieser Beziehung ist ein Umschwung der Ansichten eingctreten. Man bat die Meinung, daß man vom Ler nen aus dem Leben Nichts erwarte», daß vielmehr die Schule schon Alles bringen solle. (Eebr richtig!) Die Schule soll Alles anti- cipiren; waS der Mensch irgend einmal wissen, was er irgend ein mal lernen muß, soll er schon in der Schule lernen, womöglich soll »nun auS der Universität schon als fertiger RegiernngSrath lieranS- trcten (Heiterkeit), mit einem Wort, als ein fertiger Mann, der nichts mehr zu lernen hat. Daher kommt cs, daß jetzt der Zeitraum der akademischen Studien so sehr verlängert wird Sic uörcn jetzt allgemein, daß man z. B. in der Jurisprudenz unter 4 Jahren nickst glaubt, zum Examen hintreten zu können. Man ver langt von dem Examinanden nickst allein die vollständige Beherr schung aller wissenschaftlichen Disciplinen. sonder» er soll auch schon in die spccicllcn Regeln der Verwaltungsvraxis seines Vaterlandes eingewcilst sein. Früher nahm man an, daß er daS auS der Praxis lernen und daß er eS sehr schnell lernen würde, wenn er nur gut vorgedildct wäre. DaS wirkt nun auch auf die Gymnasien. Auch ans den Gnninnflen hat man sich vielfach der falschen Vorstellung hingegcben, alS sollte daS Ziel derselben sein, eine ganz fertige all gemeine Bildung zu geben. Ja, meine Herren, eine fertige allge meine Bildung ist da noch nickst zu erreichen; viele Menschen er reichen sie niemals im Leben (Heiterkeit); aber wer sic erreicht, der wird auch sagen, daß daS Beste, was er bat, erst später durch das Lernen im Leben erworben worden ist; und ick glaube, man trübt das Charakterbild eines GnmnasiumS. wenn man ihm schon die Aus gaben dev späteren Lebens beilegt. Wo ich Gelegenheit habe, über diese Frage an geeigneter Stelle in Eonversation zu treten, pflege ich wohl den Versuch zu machen, den Einen oder Anderen sür meine Anschauungen zu gewinnen. Ich habe auch oft die Freude gehabt, daß die Herren, mit denen ich eine solche Eonversation geführt habe, ibr volles Einvcrständniß mit mir erklärt baben; wenn dessen un geachtet die praktische Wirkung dieses Cinvcrständnifses nicht immer der Erwartung zu entsprechen schien, so muß ich annehmcn, daß liier allgemeine Schwierigkeiten vorliegen, denen der Einzelne nur bis zu einem gewissen Grade beikommen kann. Ich kann aber versickern, daß ich in dieser Art zu wirken fvrtfahrcn werde (Bravo!); denn ick bin der Meinung, daß die Bedeutung, die die Gvmnasicn so ruhmvoll biSher im Kulturleben unseres Volkes gehabt habe», init der Fcsthaltung ihrer wirklichen Aufgaben steht und fällt, nno daß sie sich nickt von ihren eigentlichen Zielen hinweg ans ein Feld drängen lasten dürfen, aus welchem sie ihre bisherige Bedeutung für unsere Deutsche Geistesbildung verlieren. Dieser trefflichen Darlegung des Sachverhaltes bat man nickt nötbig Etwas beizusügen. DaS Land wird hieraus den Emst und di« Äemiffenhoftiakeit des MaimcS erkennen, der an die Spitze deS! verantmortungSrerchsten AweigcS im Staatsdienst gestellt ist: der Ausbildung und Erziehung des Heranwachsenden Geschlechtes. Den ^ Grundsätzen selbst wird inan wohl allseitig seine unumwundene Zustimmung ertheilrn. In den nächsten Tagen, so weit die äschernd-1 ^>t gc- sschui- NttlesttTklestraliimc der „Dresdner Nachr." vom IS.Januar. Berlin. Reichstag. Der den BW MLK neuen Reichs- tagSgebäudeS betreffende Nachtrag zum M ich Mn s Hai IS - Etat pro 1882,83 wird einstimmig und debattelos genehmigt. Zur 3. Lesung des Windtliorst'schcn Antrages, betreffend Ansteckung des Gesetzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchen ämtern erklärt v. Lw-Freudcnstabt: Er als Württem bergen wünsche die Beendigung des Kulturkanipscs in Preußen; möchte, daß das württcnibergisckie srievlichc Verbültiuß auch in Prerrßen erreicht werde! llr. Rcichcnsperger-Erefeld befürwortet den Antrag Windt- borst eingebcndst, woraus derselbe mit ^/»-Mehriieit Annahme findet. Die Verkündigung dieses Resultates wird im Ecntrum mit lelwas- tem Beifall ausgenommen. Laster begründet sehr ausführlich den von den liberalen Fraktionen cingcbracksten Entwurf eines erweiter ten HaftpflichlgesctzcS. Ter Arbeitgeber sei im Stanoc. die Beitrüge zu leisten. Die Antragsteller wollten weniger einen Versicherunge- zwang als vielmehr eine gesetzliche Verpflichtung des Arbeitgebers zur Sicherung des Arbeiters. Für eine Verstaatlichung des Ver sicherungswesens sei keine Nothwcndigkcrt vorhanden; der Arurdcs- rath wird über die Zulässigkeit der einzelnen Gesellschaften zu entscheiden haben. Der vorgciegte Antrag sei auch mit eorpo- rativcn Verbänden vereinbar. Er glaubt, daß er mit den übri gen Antragstellern sehr wohl daran gctban hat, den Antrag cin- zubringcn. StaatSmonopol und Staatszuschuß würden die sociale Frage nickst zum Abschluß bringen, sondern nur Unheil stiften. Tie Liberalen könnten nie zustimmcn, daß Allen Beiträge zu Guirsten einzelner Klassen zngemutbet werden. Tie Regierung habe eure ncsthwendige Reform aufgel,alten, indem sie einen völlig undnrch- dackstcn »nd unklaren Gesetzentwurf einbrachte. Er habe ganz ob jektiv referirt und hoffe, daß die folgende Diskussion eine ebenso ruhige sein würde. (Bravo links). Geh. Reg.-Rath Lehmann: Ter Entwurf überlasse die Ausführung der wichtigsten Punkte dem Bnndesrathc; der Vorwurf der Lückenbaftigkeit re., den Laster gegen den vorjährigen Ncgicrniigöentwurf erhoben hat, fällt danach aus den vorliegenden liberalen Entwurf zurück. Ter letztere sei thatsäckstich zum Vcrsichcrnngszwange übergegnngen; der Vorredner habe zwar von einer Kautionsstellung gesprochen, aber über die Höbe der Kaution babe er nichts gesagt. Es würden schwerlich Ver sicherungsgesellschaften ibren Betrieb sortsctzcn, wenn ihnen die in dem Entwurf e>wohnte» Normativbcstimmungcn oetronirt würden; ohne solche Bestimmungen ist aber ein Versicherungszwang un denkbar. Mt diesem Entw rf dürfe man nicht den Anspruch er heben, daS Bedürfnis) zu befriedige», welches die Regierung mit ibrem vorjährigen Entwürfe decken wollte. Sonneniann: Ter Antrag enthalte viele gesunde Gedanftm, sei aber ans halbem Wege stehen geblieben. Fortschritte deyelbcn seien: Anzeigcpflickst, Versicherungszwang und Ausdehnung der Haftpflicht. Ein großer Fehler aber sei, daß man den VersicbenmgSzwang aus Äctien- gesellschaftcn verwiesen, anstatt auf öffentliche Anstalten, selbst redend nicht bnrcnulrattichen Charakters. Unfall- und Inva liditäts-Versicherung seien nicht zu trennen und mittelst korporativer Verbände auf dein Boden der Bernisartcn dnrchzu- fübren. LaSker entgegen bemerkt Redner, daß nur durch interna tionale Vereinbarung wirklich Bedeutendes in Bezug auf Fabrik gesetzgebung geleistet werden könne. l)r. Buhl micdcrbolt, daß kei neswegs die Unterzeichner deS Antrags niit allen einzelnen Beslim- niungcn desselben einverstanden seien und vertritt im Ueb- rigcn den Standpunkt des Antrags, der seinen Namen trägt. Rrchter-Meißen weist nach, daß mir große Acticngescllschasten mit kolossaler Kapitalskraft die Versicherung, wie sie der liberale Entwurf scstsctzc, in die Hand nebmen könne. Der Entwurf sehe demnach an die Steile der EtaatSuiitcrstützung daS Acticnkapital. (Bravo.) Redner zerpflückt ferner unter Beifall den Entwurf. Ur. Hirsch für den Entwurf. Genosscnschaflcn brauche man nicht erst zu schaffen; sie beständen bereits in den Gewcrkvercincn :c. Die Sitzung wird auf niorgen vertagt. Glasgow. Ein der Anchorlinie angeböriger Schiffsbauhof ist heute früh durch Feuer vollständig zerstört worden. Ter Schaden wird auf 20,000 Pfund Sterling geschätzt. Berliner Börse. Heute vollzog sich eine Besserung gegen gestern, allerdings unter starken Schwankungen. Pariser Mel dungen zufolge hat sich dort die Mcdio-Liauidation ohne jede Zah lungseinstellung vollzogen, was hier einen günstigen Eindruck machte. Auch in Wien scheint inan im Anfangs - Stadium einer Beffrrung zu stehen. In Credit - Acticn herrschte heute ein fieberhaftes Geschäft; sic notiren 11 Mark über gestrigen CvnrS der Nachböric. Franzosen blieben 6, Lom barden 6'/e Mark besser. Für Okerschlcsischc Eisenbahn sprachen wieder VerstaatlichungSgerückitc; sie gewannen 5 Procent und wurden in überaus großen Summen gehandelt. Auch östcrr. Bahnen erholten sich. DiSconto waren zu 2, »cutsche Dank zu 1 Proc. besserem Conrsc stark belebt; Cassabankcn still. Laura 1' e, Dort munder 1'» Proc. hoher; andere? Montanwcrthe meist schwach. Deutsche Anlagcwertlic still, unverändert, fremde besser; Ungarische Goldrcntc und Italiener bevorzugt. Lokales »nd Sächsisches. — Sr. Exe. dem Staatsminister von Fabrice ist die durck den Tod deS Freiherrn von Falkenstein erledigte Function eines Ordenskanzlers übertragen morden. — Dem Kaufmann Emil A limann hier ist daS Prädikat eineS „.Herzog!. Braunschweigischen Hoflieferanten" verliehen worden. — Ueber den Nachfolger des verewigte» Kgl. H a n s »> i n i st crö vr. v. Falkenstein kursircn mebriache Gerüchte. Den, Herkommen gemäß wird dieses oberste Hosanil durch einen im Staatsdienst langjährig bewährten Staatsdicncr von adeliger Geburt besetzt, wie es m der letzten Zeit die Herren Staatsmimster v. Zeschau und Do. v. Falkenstein waren. Sonst würde wohl der hochverdiente Geh. Rath Or. Bär, in den letzten Jahren die Seele des.Cans- miiiistcrinmS, am ehesten berufen jei». seinen Cbcs zu ersetzen. Wäre vor einigen Jahren die Stelle eines Hausministers zur Vaeanz gekommen, so zweifelt Niemand, daß der Herr Staatsminister Dr. v. Friesen nach seinem Rücktritte aus dem unmittelbaren Staatsdienste diesen Ruheposten erhalten hätte, aus welchem viel leicht auch seine Celbstbiographie ungeschrieben geblieben oder wenigstens nicht Iierausaegeben worden wäre. Wie jetzt die Dinge stehen, heißt es, daß folgende hohe Beamte bei der Besetzung des erledigten Hokamtes in Frage kommen: von den höchsten Hoschargen der Overbosmarschall Hr. Baron v. Könnentz und der.Hausmarschall Graf v. Vitzthum. von aktiven Staatsbeamten der Staatsministec deS Innern, Hr.v. Nostitz-Wallwid, der Generaldirektor dcr StaatS- cisenbalmcn, v. Ticknrschkn, der geh. Leaationsrath v. Watzdorf und der Leipziger Kreishauptmann Graf Minster. Der Posten eine-
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