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Dresdner Nachrichten : 14.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188206140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-14
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.06.1882
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Attcrandrien. Die Bevölkerung ... ^ , . „ , ^ . Iillltllulllujktllllilllu. Credit für den Botschafter am Vatican ab. iDie egnviischen Tluppcn sind auf Befehl Derwisch Paschas aus religiöse Leidcnschasten verursacht worden — Die Hammer nahm in zweiter Lesung die Wiedereinsührung der 12,000 Mann verstärkt worden. Die Zahl der Tasten wird aus I Gründe vorhanden. Ehescheidung an. >50 geschätzt (andere Berichte sagen 38). Der Khcdive und Terwisch I Die Ereignisse >uü> durch es sind keine politischen Rr. urs. Witlenitig von, IS. Juni: tparometer mach «rscin Pvsolt, WnNftrr.rc ld «Ava», 7 >1.) s 7üSMig., seit „cs,er» unverändert. Thrrinomcliogr n.Sieaum.: Demdcr.iv" W.,Z > niedr. Demv. , Sächsle ?ev:v. Id »W. E>id-WI»d. Vedeilt, antdeilrrnd. s Aussickiten für den 1-1. Juni: Bei starkem Nordwcst veränderliche Bewölkung mit Niederschlägen, kühl. 14. Funk. Ociantwouticher Ncd.rctcur filr Ptzlsllfchtö Dr. Emil vierey in Dresden. Die längst erwartete Tabaksrcde des Fürsten Bismarck liegt nunmehr vor. Sie wird Freunde wie Gegner des Monopols ent täuscht haben. Sie brachte Beiden allerhand Ueberraschüngen. Daraus war man zwar allseitig gefasst, aber man hatte doch er wartet, daß der Gcdankengang des Reichskanzlers einen etwas höheren Flug nähme. Die Tabaksrcde glich einem Rennpferd, das aus der Bahn nuSbricht. hier einige interessante Evolutionen macht, dann ln die Balm zurückkcbrt, aber ermüdet und verspätet am Pfosten ankommt. Einen Preis kann der Renner nicht erhalten. Iran bat von der zweistündigen motorischen Leistung des Fürsten den Ein druck, als ob es me' r eine Rede über als für daS Tabaksmonovol gewesen wäre. Vieles gab der Sprecher zum Angchör, was mit dem Monopol nur im lockersten Zusammenhang stehtManches, was dafür vorzubringen wäre, lieh er unerwähnt. Fn einem grossen Theile seiner Auseinandersetzungen gab sich Fürst BiSmarck lediglich als der prcuhische Ministerpräsident, hinter welchem der deutsche Reichskanzler völlig zurücktrat. So sind alle die langen Ausfüh rungen über die Mangelhaftigkeit der preußischen Klassen- und Ein- kommcnsteucrgesetzgcbung, über die Nothwcndigkeit der Ausbesserung der preußischen Richtergelialte, über die Verwendung der Monopol- Erträgnisse zu Erleichterungen der preußischen Gemeinden in Bezug aus ihre Schul- und Armcnlast rem innere preußische Angelegen heiten, die als solche das Reich nur indirekt angelie». Fürst Bis marck selbst würde cs mit Fug und Recht als ein Sich-Vordrängcn dcS PartikulariSmus rügen, wenn etwa ein hessischer oder mecklen burgischer Minister den Reichstag mit einer Schilderung der Un zulänglichkeit der dasigcn Steuergesetzgebung behelligte. Allgemeine Gesichtspunkte für den Monopolgedankcn si-hrte dessen Vater nur nebenbei, vereinzelt und erst am Schlüsse der Zweistundcnredc inS Gefecht. Es ist zuzugebcn, daß daS direkte Steuersystem auch seine großen Mängel und Härten hat. Ist cs doch auch nur Mcnschcn- wcrk! Die Exekutionen und Pfändungen sind eine seiner dunkelsten Schattenseiten. Hiervon wissen alle die Bürger, welche sich als eines Ehrenamtes der Eintreibung oder der Abschreibung der in exigiblen Lteuerrestc zu unterziehen haben, ein Lied zu singen. Bei den indirekten Steuern gicbt cs freilich keinen gerichtlichen Exekutor von Fleisch und Bein. Aber der Arme, der nach BiSmarckischcr Tendenz keine direkten StaatSsieuern mehr zahlt, wohl aber alle seine Lebens- und Gcnußmittel viel höher bezahlen muß, wird des halb doch den Stcucrcxckutor nicht los. Freilich pfändet dieser ihm nicht die Möbeln ab, aber er sitzt ihm im Magen und mahnt ihn noch viel eindringlicher, sich im bisherigen Verbrauch von Lebens und Gcnußmittcln Entbehrungen auszulcgcn. DaS Nichtigste bleibt immer cm verständiges Nebeneinander von direkten und indirekten Steuern. Hüte man sich, die indirekten Steuern unerschwinglich zu erhöhen! Hand und Bein hingegen hatte die Bismarckische Rede in dem Theile, der sich gegen das Fraktionswcsen im Reichstage und die Cliqucnwirthschast richtete. Tie Bismarckische Schilderung trifft vollkommen zu. daß die Zerrissenheit der Volksvertretung in aller hand Fraktiönchen die Schöpfung großer sozialen Reformen hindert. ES ist sa bekannt, wie die Scheelsucht und daS Hcrrschaftsgclüste der Fortschrittspartei neidisch die Verwirklichung der Kranken- und Unfallversicherung zu hintcrtreibcn nicht ermüdet. Wenn der Reichs kanzler der Unfruchtbarkeit des parteizcrrisscnen Reichstags den Patrio tismus der deutschen Fürstenhäuser als leuchtendes Vorbild cnt- gegenhält, so seben wir darin mehr als eine oratorische Huldigung gegen die persönlich in der Hosloge des Reichstags vielfach an wesenden Mitglieder deutscher Dynastien, welche die Taufe des kaiserlichen Urenkels nach Berlin geführt hatte. Bismarck täuscht sich in keinem Stücke, wenn er zu den deutschen Fürsten das Ver trauen bekundet, daß sie den nationalen Gedanken allezeit Hochhalten. Die Macht der deutschen Fürsten aber wurzelt zu nicht geringem Theile in der Liebe ihrer Völker. Wenn ein Volk weiß, daß sein König schweren Steuerdruck von ihm abzuwendcn entschlossen ist, z. B. durch das Tabakömonopol, so schaart cS sich noch mit ganz anderem Eifer um seinen LandeSvater. Bismarck rief dem Reichs tage zu, er verlange von ihm eine Quittung, daß ihm das Monopol verweigert werde. Nun, diese Quittung wird er erhalten. Er hat sie auch schon verschmerzt. Bedarf das Reich weiterer Einnahmen, so zeigen die Konservativen dem Kanzler den Weg dazu: eine stärkere Besteuerung der Börscngeschäste und deS Branntweins als GcmißmittclS. Auf diese Weise ist endlich von dem einfältigen Tabak-Monopol loszukommcn, das den Fürsten Bismarck wie ein Klotz am Fuße an der großen politischen Arbeit zum Heile Deutsch lands hindert. Die Befriedigung über den Sturz des Jntriguantcn Jgnaticfs ist in Europa allgemein. Ucbcrall hat man das Gefühl von einem Alpdruck befreit zu sein. Ter europäische Friede athmct erleichtert aus. Fn seinem 1-lmonatlichen Rcgimcntc hat jener Ränkeschmied Fgnatiest Nichts gctlian, als Rußland zu isoliren und daS Mißtrauen aller Mächte gegen das Zarenreich zu erwecken. Ebenso unfruchtbar war seine Thätigkeit im Fnncrn. Die Einsetzung von Kommissionen hatte nicht den mindesten gesetzgeberischen Fortschritt zur Folge. Die Zustände im Fnncrn des Reichs sind trostloser denn je. WaS schließ lich den Sturz des verlogenen Ministers verursachte, ist bis jetzt das Geheimnis« weniger Eingeweihter. Verschiedene feindliche Strömun gen wurden zuletzt so stark. daß sie vereint ihn wegschwcmmten. Fgnatieff's vornehmste Gegner waren der Großfürst Wladimir, Fürst Qrlow, russischer Botschafter in Paris, und der Gch.-Rath Katkow. Seine Entlassung war ein förmlicher Sturz, nicht einmal die sonst üblichen „Gesundheitsrücksichten" finden sich in dem kaiser lichen Ukase angcsührt. Der Zar muß sehr unzufrieden mit den Leistungen seines früheren Lehrers gcwcfcn sein. Dessen AintS- nachsolger, Grafen Tolstoi, schildert man übereinstimmend als einen leidenschaftlichen Verfechter deS orthodoxen NussenthumS. Unter dem vorigen Zaren war der Graf der Qberprokurator des heiligen Synod und Minister der VolkSausklärung. Fn wie trübseliger Weise dieser Frömmler dieses Amt verwaltete, davon spricht beredter als alles Andere seine starke Verminderung der rufsiichen Volks schulen und die Unisormisirung und Militänsirung der Hochschulen. Er russisizirte Alles, was er konnte, die polnische Universität Warschau wie die polnischen Gymnasien, er hatte bereits die Russifizirung der deutschen Universität Dorpar vorgcschlagen, den Bcamtcnstand säuberte er non alten nicht russi'chen Elemente. An den höheren Untcrrichtsanslalten führte er daS Stuvium der klassischen Sprachen mit äußerster Strenge und Härte, >a biS zur Unvernunft durcher mußte daS Unterrichtsministerium wegen totaler Unfähigkeit aus- gelnni. Dieser fanatische orthodoxe Moskowiter tritt nunmehr an die Spitze der inneren Verwaltung. Welche Hoffnungen darf man aus solchen VollSverdnmmcr setzen? Bei den Nachrichten anS Egypten muß man daran scsthalten, daß Alles aus französischen uno englischen Quellen fließt. Man weiß jetzt, daß der Aufruhr dadurch entstand, daß ein Malteser in Alexandrien einen Araber erschlug. Daraufhin rottete sich die Be völkerung zusammen. Die ConsuIn suchten sich ihrer LandSIeutc an- zunclimcn und hierbei kam cs zu jenen bcklagcnSwertkcn Verwun dungen. Ei» AuSbruch in Eniro, daS sich von scbcr durch den GlaubcnScifer seiner Bevölkerung ausgezeichnet hat, war übrigens eher zu erwarten als einer in "Alexandrien, dessen Bevölkerung man zwar schon in der alten Zeit den Abschaum von drei Weltthcilen genannt hat, das aber gerade als Seestadt mehr einen internatio nalen als einen spezifisch islamitischen Ehcuaktcr trug. Die Euro päer tragen zum Tbcil Schuld an den Excesscn. Als Derwisch Pascha vor einigen Tagen in Eairo ankam, liefen mehrere Hundert Muselmänner der niederen Klassen unmittelbar vor und hinter dem Auszuge her und schrien: „Allah, mache den Islam siegreich! Allah, vernichte die Heiden!" Die in den Dcrandas der Gaslhöfe versammelten europäischen Zuschauer baden darüber gelacht. Es dürfte ihnen jetzt, wenn sie von den Vorgängen in Alexandrien hören, daS Lachen vergangen sein. Der orientalische Fanatismus hat seine groteske Seite wie jeder Fanatismus; zum Lachen bietet er aber im Allgemeinen wenig Anlaß, denn er arbeitet gern i« Blut. ES ist daber recht begreiflich, wenn die wcstmächtlichcn Ad mirale sich hüten, durch Ausschiffung von Truppen diesen Fanatis mus noch mehr zu reizen. Der europäische Friede ist durch den Tumult in Aleraudricn an sich nicht bedroht; die barfüßigen Tur banträger in Alexandrien und die in goldgestickten Pantoffeln in Koustautiuopcl werden sich beruhigen, sobald die französisch-englische Flotte nicht mehr Egypten bedroht. Fine baldige Rückberusung ist daher ein Gebot der Nothwcndigkeit. Daun kann Europa allenfalls aus einer Konferenz die Zukunft dieses Landes zu ordnen unter nehmen. Egypten tousunurt jetzt jährlich für etwa 1-kO Mill. Bk. Erzeugnisse europäischen Gcwcrbfleiscs, cS sendet uns für mehr als 200 Milk, seiner Erzeugnisse — wir haben Alle ein Fntcrepc da ran, daß dieses Land friedlich nufblübe. Ntncste Tklrgrgmmc der „Dresdner Nachr." vom 13. Juni. Berlin. Reichstag. Die Debatte über das TabakS- Monopol wird fortgesetzt. Abg. Richter-Hagen: Die gestrige Rede dcS Reichskanzlers sei nur eine neue Auflage der Rede, die er am 17. Mai 1879 gestalten. Es scheine sich bei ihm eine stereotype Rede nuSznbilden, die er allemal hält, wenn er neue Steuern bewilligt basten will. Fn derselben treten die zu fordernden Steuern zurück, wäbrcnd der Truck der bestellenden Steuern mög lichst grell hervorgebobcn wird. Daß die Exekutionen Wegfällen sollten, sei schon in der 1879er Rede betont worden, seitdem hätten sich die Exekutionen vermehrt. Der Exekutor der indirekten Stenern sei der Hunger, der viel schlimmer sei, als der Exekutor der dirckkcn Steuern. Fetzt soll die preußische Klasscnstcner, die schon seit 60 Fahren bestelle, die Auswanderung verursachen, und zwar in Verbindung mit den amcrünnischen Schutzzöllen! Merkwürdig, daß jetzt, wo wir dieselben Segnungen der Schutzzölle erhallen, die Auswanderung nach Amerika gerade am stärksten ist. Fn der gestrigen Rede habe der Reichskanzler weniger ver sprochen als 1879: je mebr Steuern und Zölle der Reichskanzler bekomme, desto weniger verspreche er. WaS der Reichskanzler bisher versprochen, daS zu decken, dazu reichen 5 TabakSmonopolc nicht auS. Redner stellt die Versprechungen des Reichskanzlers unter daS Wnchcrgcsctz. Von dem Monopol würden 2 Mill. etwa aufBcrlin kommen, während die Klassen- und Mietbstcuern in Berlin ca. 14 Mill. bringen. Die gestrige Rede des Reichskanzlers sei eine Wahlrede gewesen. Man solle erst die gegebenen Versprechungen erfüllen, cbe man neue Steuern aufschütten läßt. Die Härten der preußischen Steuergesetzgebung ließen sich bcgucm obne neue RcichSsteucrn beseitigen. Die ReichScinnahmcn seien noch stetig im Steigen be griffen; angemessene Sparsamkeit heiße nur, daß man nicht sosort die höheren Einnahmen durch Mehrausgaben paralusirt, daß man sich nicht zu einer Colonialpolitik hinrcißen lasse, wie dies mit der Scunoasragc versucht wurde. CS werde viel zu splendid gebaut; in kleinen Qrtcn trcsse man oft RcichSgebäude» Postgcbüude und Kasernen, die gar nicht in die Gegend passend. Die alte preußische Sparlamkeit sei in der Mil- liardcnzcit untcrgegongen. Die Steuerreform solle nur zur Ent lastung der Reichen, des Großgrundbesitzes, dienen. Der Kanzler beklage sich mit Recht über dilatorische Behandlung; von der Fortschrittspartei wisse er yanz genau, was von derselben zu bekommen sei. Diese dilatorische Behandlung schasse ewige Beunruhigung. DaS vorige Abgeordnetenhaus sei das conicr- vativste gewesen, das seit langen Fahren existirte: es seien mehr Lanoräthe darin gewesen als Mitglieder seiner Partei. Aber der Reichskanzler könne eben mit keinem Parlamente auvkoimncn. Dem Abgeordnetenhaus«: sei die Auflösung «»gedroht worden, weil es daS Fell dcS noch nngcsckosscncn Bären nicht vcrthcilen wollte; um wieviel mehr müßte er den Reichstag auflöscn, der den Bären gar nicht schießen wolle. Diese Drohung von einer fortgesetzten Auflösung dcS preußischenLandtags sei eincVergewaltigung dcSVotks- witlenS. So habe noch nie ein Monarch zur Voltsvcrlrctnng gesprochen. Der Reichskanzler sage: er setze seine Hossnnng für Erbailung des ! nationalen Gedankens ans die Dunasticn; die Dynastien seien nichts ohne das Volk und Alles mit dem Volke. Die Ablehnung dcS fremden Monopols sei eine nationale Thal. (Lebhafter und wieder holter Beifall links, Zischen rechts.) Schatzsekretär Scholz: Fn noch viel höherem Maße als die Rede deS Reichskanzlers sei die Rede Richters eine Wiederholung. Man solle doch nicht immer die unwahre Behauptung wiederholen, der Reichskanzler Hobe Versprechungen gemacht und dieselben nicht gestalten. Tic 1879er Zollgesetzgebung sei nur der Anfang der Steuerreform gewesen. Der Vorredner stabe gesagt, der Reichskanzler scheine gar nicht zu wissen, daß 1873 ein neues Steuergelctz erlassen worden; inan jolitc es doch nicht >ür zulässig, erachten, daß dem höchsten Beamten des Reiches und Preußens zugcschricben werde, er kenne die Gesetzgebung nicht. Die von.Richter vorge- schlagcnen Mittel für die Steuerreform seien rein negativer Art. Abg? v. Minnigerode: Die Zabl der Exclutionen habe sich nicht, wie RiclUer gesagt, in den letzten Fahren erhöh!, sondern vermin dert; der Reichskanzler habe dies zahlenmäßig »ccstgcwiesen. Die Exekutionen gingen im vorigen Fahre von l.U-ü/O!) aus MO,000 zurück. Die Komcrvativen rcvräscntirten im preußischen Aegcord- nctenhorlsc nicht mehr als ein Drittel, bildete» also uichIS weniger als die Majorität. Als der Rcichskairzler gestern an den nationalen Sinn appcllirte, wurde auf der lullen Seite gezuckst; das ist der Tank, der ihm von jener Seite zu Theil wird. Ter Reichskanzler hat einmal gesagt: Ter Tabak müsse mehr blute»; die FauschriitS- partei läßt die Talakintercssenten für sich mehr bluten. Mir Theil der Eonservaliven werde für, ein anderer gcge»2 eas Monopol stimme», beide Theile aus rein sachlichen Gründen, denn das Monopol sei durchaus leine Parteisrage. Tie Straß» hurgcr Fabrikate würden systematisch diSlrcd-irirt. Die Pelitiancn gegen das Monopol rührten aus Fntercsicuteulreisen her; daS sei daS gute Recht jener Leute, aber die Tabalfabrilauten «eien doch noch nickst die ganze deutsche Nation. (Bravo rccists.t Abg. vr. Windthorst: Er habe seine und seiner Fre»nLc Stellung in der ersten Lesung klar und deutlich ausgesprochen und cs liege kein Grund vor, diese Stellung zu änderü. Der Fort schritt verdanke «eine letzten Erfolge lediglich dem Geranien des Monopols. Weder Kcmmissivnsbcrnthung noch Bericht seien objektiv. Sie werden gerade erst Argumente für das Monopol liefern. Er wünschte völlige Beseitigung deS MonopolgedankenS; dazu aber hatte es einer eingehenden Prüfung bedurft. Die Rede des Reichskanzlers enthalte gar leinen "Verzicht auf das Monopol. Aus der Geschichte des englischen Parlamcnis gebe hervor, wie eine Fdce, die ursprünglich zurückgestoßen wurde, nach und nach festen Fuß zu fassen vermag. Das kolkte die Gegner des Monopols vor sichtig machen. Er bitte die Regierung, eine Erklärung an' Verzicht dc§ Monopols atzugeben. Ter Gedanke des Reichskanzlers sei be deutend, aber er (Redner) werde sich von dessen Richtigkeit nicht überzeugen können. Man wolle die Gemeinden soulagiren, aber sehr viele Gemeinden würden gerade durch Einführung dcSTabcllS- monopols schwer belastet, ebenso die Hansastädtc, die Angeln des Handels. DaS Verwendungsgesetz sei in« vreußischcn Abgeordneten hause abgelehnt worden, weil cs allseits als Präjudiz für das Monopol aufgefaßt wurde. Aber eine Verwendungsgcsetzgebung ohne Steuerreform sei undurchführbar. Wenn er das Monopol für gut stielte, würde er cs dem jetzigen Regiment«: bewilligen, weil er überzeugt sei, daß dieses die Mittel zu den gewünschten Zwecken verwende. Er bitte das Monopol abzrilebnrn. Abg. v. Kardorss: Hobe Besteuerung von Tabak und Branntwein hätte eine ethische Bedeutung. Tie Einnahinen ans dem Monooo! seien aber nicht so hoch, als daß er eine so große wirthschaftiiche Umwälzung ver antworten möchte, wie sie das Monopol unbedingt nach sich ziehen muß. Die politischen Bedenken gegen das Monopol könne er nicht anerkennen. Die Staats-Fndnsiricn nützen den parlamentarischen Strömungen viel nicl r als der Ncgierungsgewalt. Richter habe die Eventualität der Anflöirmg des Landtages als eine Vergewaltigung des VolkswillcnS hingestellt-, was sei denn aber jene Wahlagitation, in welcher dein Volke gesagt wird, daß die Negierung den Acrmcrcn zu Gunsten der Reichen belasten wolle. Er bestreite dein Abgeordneten Ur. Bambcrger daS Recht, im Namen der deutschen "Ration zu «prechcn. Die Angriffe ans den Reichskanzler könnten nur den Zweck haben, demselben seine Stellung zu vergällen und dem deutschen Volle die Freude an der Herrlichkeit deS dentscben Reiches zu hin dern. (Beifall rechts, Zischen links.) Untersiaatssckretär IP. von Mayr: Das Monopol ermögliche diel che Besteuerung des Tabaks. Die Regierung dürste fick durch den Umstand, daß damit die Wall- len in ibr feindlichem Sinne bceinsiußt werden würden, nicht abhalten lassen, cS vorzuschlagcn. Das Monopol habe einen außer ordentlichen sknatserhaltendcrr Gedanken. Abg. v. Ludwig beantragt Zurückvcrwcisung des 8 1 an die Kommission zum Zwecke der ein gehenden Prüfung der Zisicrnangaden :c. (Heiterkeit.) Abg. von MagdzinSki setzt die Vortheilc auseinander, die das Monopol für die polnischen Landestbeile bringen würde. Die Polen könnten aber lein Vertraue» zu der jetzigen preußischen Regierung staben, weshalb sie gegen das Monopol, ebenso aber auch gegen alle Resolutionen stimmen würden. Schluß der Diskussion wird' abgclclmt, Vertagung beschlossen Berliner Börse. Die Börse verlief ziemiicb lustlos. Von Eiscnbalmen waren nur Maricnburger, I Proz. höher, und Qst- prcußische Südbahn belebt. Andere Bahnen ohne Leben. Banken schwach, Creditaktien ö Bll., Tisconio 1' » Proz, niedriger. Berg werke und Industrien ruhig und fest, Dcnlsche Fonds desgleichen, Russische Wertste schwächer, Tcsierr. Renten leblos. AranNur» n. M., 10. Juni. Nl-kr!'?. vrckai 27.V ,. S!aM?I>»! n Lom- bardcn -—. Mcr Loolk . TiUn-ri-entc—. Pap>c>rk!Ue —. a!,ui-ikc 270,62. Oeslcrr.MoldrkNle - . Ui:g.Owl!>rk»lk . 77kr Ruslk» —. Nulscu —. S. rric»Il»>I->k,» . Ncucfle Uil6»r. 6wld»nle>Sc —. :!. d>>cnau-.UMc . Uli« garnchc Pav-rrrciUe —. Tiücemo .»6,27,. Sg»plcr —. Nul'i,«. Wi«», I!. tzunl. Abkild?. ürkdil 2->7>M. Nrn-rk SUmnun ^ Par»i>, 12. Imii. (Tailich.) ü.'eiüc kO.NO. Anicil!? IW.-W. c-a.^2. Staonbodil «NL.c»>. LomdardeiiüvL,«!. »e. PiivrilStk» i.'e.nnicr : e-:',c-0. -707'. - r?»«. vokales und LiichsischcS. - lieber den Ansentbalt unseres Königs in Berlin wild noch Folgendes berichtet; Am Sonntage hat Se. Majestät gleich dem Kronprinzen Rudots v. Lest erreich und dem Herzoge von Aosta der Messe in der HcdwigSkirche beigcwolmt und späte: im Schlosse seinen Militärbevollmnchiigten, Sberstlientenant v. d. Planitz, den Generalmajor v. Verdy du Vernois, sowie die nach Berlin tom- mandirtcn sächsischen Efffzicre, wie die Mitglieder der Reichs-Kom mission zur Ausarbeitung eines bürgerlichen G,-st-tzl'uc> >., Tber- laiidesacrichtSpräsident v. Weber und Geb. Rätst Prof. Windschcio, die sächsischen Reichstagsabgeordneten und einige andere Personen in Audienz cmvfangcn. Am Montag fuhr Se. Majestät mittelst Extrazugs nach Potsdam zum Besuch bei den tronprinzlichcii und anderen Herrschaften. — Vergangenen Sonntag den II. Funi wurde in tzicsiger F o s e p b i n c n st i f t s k i r ch e das Frobiileichiiamc.seil nachträglich durch feierliches Hochamt und daraus folgender Prozession begangen. I. Mas. die Königin Earola, als allerhöchste Voislebcrstr dieser wobitbätigen Anstalt, beehrte das Hobe Fest mit ihrer Gegenwart. Herr Hospredigcr Wahl nebst zwei Assistenten cclcbrirten das Hoch amt. Tre Kirche war mit Andächtigen bis aus den letzten Platz gefüllt und mit Blumen, Maien und Palmenbäumen geschmückt. Die StistSsräulcins und die Stiftsmädchcn mit brennenden Wachs kerzen in den Händen bildcte» die Prozession, welche dem eelebri rcndcn Priester, der die Monstranz unter einem, von vier hiesigen Herren getragenen Baldachinen trug, folgte». Der zum Konsul.der Vereinigten Staaten von Nord. «nelHa in Chemnitz ernannte H-eir Fv!n Flinu ist von Sr. Mst. dem König in dieser Eigru'cöait an.rk-ünn :
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