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Dresdner Nachrichten : 08.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189005085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-08
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.05.1890
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I« VsckDm«, .Clbnsekd* traf «ad chn ele Der Vorfall wuche sofort dem deut! eldet. welcher auch »tue Mudltche lluterl rialeitete und dem Retchsamt für auswärtige Angelegenherten Be richt erstattete. Der aiigeschosseire Bootsmann lst noch jetzt arbeit«- urisählg. er verlangt von der Haiti schen Regierung eine Entschädi gung von «00 Dollars. Al« Abicnder der verhängnchvollen Kugel wird der wachthabend« Offizier des »Toussaint L'Ouverture" Le- zetchaet. In Altenbura antwortete der Sailer einem bäuerlichen Redner aul seine Ansprache: »Ich bin bestrebt, das Wobl aller Stände und aller Klassen »u fördern, bekondech auch da« der Baurm. Daher wünsch« ich. daß die Bauernschaft stets tu Frieden ihre Felder be bauen kann und dafür will ich wirken, so lange ich lebe." Dl» Nnteroffijier-DIenstpriiimen, welche jetzt gefordert werden, lallen verwendet werden, um zur Entlastung der Offiziere eine aiiSaedebiite Verwendung von Unteroffizieren in manchen Dienst- ,weine» zu ermöglichen. Die Dienstprämten solle» mit den Dienst- jahren steigen uns an Stelle der einmaligen Beihilfe von 165 Mark lür Unteroffiziere trete», welche nach zwölfjähriger aktiver Dienst zeit aus dem Heere nuSlchcide». Es wird erwartet, daß die Unter- Miere künftig durchschnittlich länger dem aktiven Dienst erhalten bleiben. Bezüglich der Duelle der Offiziere soll nach auswärtigen Blattern der Kaiser gesagt habe», es müsse verhütet werden, daß Offiziere im Duell ihr Blut vergieße», das sie dem Baterlande ichuldig sind. ES müsse sich ein anderer Weg finde» lasse», aus dein ein Offizier Genugthnung für Verletzung seiner Ehre erhalte. Weiter bemerkte der Kaiser, er achte jede Ueberzcugung und wünsche nicht, daß Jemand direkt oder indirekt genöthigt werde, ganz genau io zu denken, wie etwa ei» Höherstehender. Jeder möge seine eigenen Gedanken über Einzelheiten haben, wenn er in der Haupt sache nur treu zum Striche stehe. Infolge der bedingungsweise» Frclgebung der Einfuhr dänischer Schweine find die Preise in Dänemark so erheblich gestiegen, daß die Schlächter WiSmars von der Einfuhr dänischer Schweine abge sehen haben. Ter Tischlerfireik zu BreSlau ist aus'- Nene ausgebrochen, da die Arbeitgeber die Unterzeichnung einer sogenannten „Fabrikord- nung" von den zur Arbeit sich anmeldendrn Geielle» verlangt haben. Gegen den antisemitischen Abg. Pickenbach war von Seiten seiner Gegner verbreitet worden, derselbe hätte sich der wucherischen Ausbeutung eines Dr. Ziemssrn in Berlin schuldig gemacht und wurde dies durch einen Brief des Herrn Pictenbach an de» letz teren zu erhärten gesucht. Demgegenüber wird nunmehr vom „Reich-Herold" festgeslellt. daß der betreffende Briet ohne Wissen und Genehmigung de» Adressaten von Pros. Stengel in diesem veröffentlicht winde, daß der angeblich „Bewucherte" überhaupt von einem Wucher nichts weiß und daß er selbst schiedsgerichtlich eine llikläruiig nbaab, in welcher er seine Ueberzeugiing von der Acht barkeit Pickcnbach's auSivricht. ES scheint demnach die ganze Affaire ani ei» höchst vciwerilicheS Wahlmanövcr gegen den siegreichen Bickenbach hinauSznlansen. Tie vom akademischen Senat verhängte Suspension des Corps Menania in Freiburg ist vom badischen Ministerium aufgehoben worden. Ebenso sind die vom Senat ausgesprochenen Relegationen der Ehrcnrichter im Duell Veriug-Salomvn aufgehoben worden. Oesterreich. Die NcgierungSvoilagc. betreffend die Ab änderung der Landtagswahlordnung iür den böhiniichen Groß grundbesitz. ist nunmehr sestgestellt: dieselbe ermöglicht dem ver- sassimgStieileu Großgrundbesitz die Erlangung von 20 Mandaten sin den Neichsrath. In Wie» überfiel am Montag rin unbekannter verlotterter Blnirhe vor dem Bühneneingang des Carl-Theaters den dort Volle» stehenden Wachmann Tögel und flach denselben mit einem Schiiappmesfer. Der Wachmann stürzte blnicnd zusammen- er ist tödtlich verletzt. Der Attenläler stellte sich leibst der Polizei. Es ist ein Schrillgießer Namens Ofienhäußer. Der Trunkenbold ver übte die Thal anscheinend im Säuferwahnsinn. Schloß Weinzierl nächst Poechlar», in welchem zur Zeit ein Schutz-Institut für verwahrloste Knaben untcrgcbracht war, ist ab gebrannt. Von den Zöglingen ist keiner zu Schaden gekommen. Tie Jnngezechcn bereiten einen Sturm von Petitionen gegen den Ausgleich vor. In Ebelgassing bei Wien haben 650 Arbeiter der Maschinen fabrik Ciahloii nnd Shuttleworth und 950 Arbeiter der Teppich- labrik Haas die Arbeit eingestellt. Ter Auöslnrid der Maschinen- cnbe.ter in Prag, der Gcrbcrgesellen in Agram nnd der Bäckergesellen »i Pest dauert fort. Ter Gerichtshof in Klansenburg heichloß, den von Frankfurt a. M. geslinhlclen Bankier Waltzkampi nicht ansznliesern, da die Urtter- iacbnag ergab, daß Wahlkampf das ungarische Bürgerrecht nicht vettere» habe. Tie in den Tuchfabriken von Bielitz streikenden Arbeiter haben nach Festsetzung eines für dieselben gümtigeri Tarncs vollzäblig die Arbeit wieder ausgenommeii. Die normale Lage ist^wieder hergc- iielli Der letzte von den bei den Bialaer Excezseir Lichwerverwnn- dcte» ist seine» Verletzungen erlegen. Eine Anzahl von Erdarbeitern aus der Triester ReichSstraßc bat die Arbeit eingestellt lind eine Lobnerböhnng lind achtstündige Arbeitszeit begehrt. Die Streikenden hcwarsrn den Polier mit Steinen. Die Wachmannschall stellte die Ruhe wieder her und verhaftete die Rädelsführer. Ungarn, lieber die Arbeiterbewegung erhält der „Pestcr Lloyd" folgende Miltbciliing: „ES ist kein Zweifel, daß man eS hier mil einer neuen Internationalen zu ihn« hat, deren Begrün dung während deS vorjährige» Arbeiterkongresses zu Paris erfolgt ist, daß »ehcn den dort veriantbartcn bekannte» Resolutionen des KviigicsscS auch geheime Beschlüsse gefaßt wurden, welche eine Kaiiil iesorganisation des Proletariats betreffe». Dir oberste Leit ung dieser internationalen Vereinigung schenit sich gegenwärtig in Teulichlaiid zu befinden, für jedes Land scheinen teurer Ceniral- koiiiiiees bestellt worden z» sein, welche wieder mit einzelnen Lokul- koiintecS i» Verbindung siebe», die sich streng an die ihnen zugehen- den Weismigc» zu holten haben. Für das Bestehen einer derartigen Organisation sprechen »nch die sinigsten Ereignisse in der Haupt stadt Ungarns. In erster Linie wird an der von dem Variier Kon greß beschlossenen Konzentralion der Arbeiler in den Gewerkverenicn gearbeitet, parallel mit dicicr Bewegung gebt die Agitation durch Pcrlncilnng von Httigichriileii und iozinlisliichcn Blätter» nnd in weiterer Folge die Organiintion von Ansitänden zu dcni offen cin- gcslandcnr» Zwecke, die Arbeiter zum Kainvienegen das Kapital vor- znbcreiteii. Von den Führern wird das Schwergewicht ans die gllichzettige Arbeitseinstellung ganzer Gewerbe und Industriezweige gelegt. Bei Ansständen tritt die internationale Organisation oer Arbeiter am deutlichsten z» Tage. Ei» Wiener Telegramm meldete den bevorstehenden Ansbrneh von Aussländcn in den österreichischen Juteiahrike» und in der Pester Jrilesabrck, nnd die in letzterer ge pflogenen Erhebungen der Polizei haben wcrthvvlle AuNchlussc er geben. ES wurde feslaestellt. daß die Arbeiler der Pestcr Jntcradrik mit ihren österreichische» Arbeitskollege» brieflich nnd «ns dem Drahlwcgc i» enger Vcrbiiidung sieben. Ei» ähnliches Vorgehen wurde beobachtet bei den Pester und de» Wiener nnd Prager Arbei ter» der Oesterreich-Ungarischen Staatsbah». Bezüglich der Aus- stände einzelner Arbcilcrnvcige i» Ungarn ist rS erwiese», daß die Weisungen dazu von Budapest auSgrhen, und daß Sendboten tliä- lig sind, uin zu einer und deriellien Zeit i» Budapest und in der Probinz in verwandten Arbeit-szweigcn Arbeitseinstellungen herbei» Zufuhren. ES ist den Behörden trotz emsigen Fvrschens nicht ge lungen, den Führern ans die Spur zu kvminen, und es konnten, wie bei dem Rummel der hiesigen Mühleirarbciter, nur einzelne Individuen gefaßt werden, die für die Leiter das Knironeirinttcr bilden, während letztere selbst aus sicherem Hinterhalt weiterhin die Aufregung schüren. T>e Pester Prügclszene ans dem Ncimplatze halte ein blutiges Nachiplei. Zwilchen Herrn Robert v. Knlschenbach und Herrn Richard Stern hat nämlich infolge deS NriicontreS ein Säbclonell slattgksttiwen. Stern wurde an Brust. Kops und Seile schwer verwundet. Auch Knlschenbach wurde sebr schwer verwundet; seine Verwundung wurde unter besondere» Umständen herbclgeführt. Nachdem Herr Stern bereits verwundet war. ergriff er mit der linken Hand den Säbel seine- Gegners und führte gegen dcnielben mit aller Kraft einen wuchtigen Hieb, durch ivclchcn Kutschenbach schwer verwundet wurde. Angesicht- dieser Regelwidrigkeit sprangen die Sekundanten rin. Die Cartclltrttger Kulscbcnbach's fertigte» ein Protokoll an. welches auch von denjenigen Stern's nnterzeich. net wurde. Beide Parteien wollten daS Duell erst mit Pistole» unter der Bedingung auf Treffen auökämvicn. die Sekundanten gaben dies jedoch nicht zu und vereinbarten das Säbelduell aus absolute Kamvfunfähigkeit. Frankreich. Earnol speiste Montag beim russischen Bot schafter Baron Mvhrenhelm, der ihn mit dem Ceremoniell der Monarchen behandelte, das beißt, die Ankündigung, daß aufaetraaen sei. wurde an Earnot gerichtet, und die Herden Ehrenplätze des werven u»o oem rveiep iiiniic ,,oige geienier rveroen. hoffe er, daß die Beziehungen zwischen dem Präieklcn Ärmeinderalh aus dem Fuße gegenseitiger Höflichkeit sich würden. DeSpreS erklärte sich durch die Antwort beirie- ..... und der Hausfrau «ahmen der Präsident Mid leine ,ltn ein. Am 21. Mai tritt Carnot eine neue achttägige noch Montpellier. Ntme», Bcsanvon u. s. w. an. lräsident Earnot wird sich am 27. d. nach Velfort beaeben. Das Dekret über die Befugnisse des GenrraisiabrS und seine» Chef» (nach preußischem Muster), sowie die Ernennung Mirtbel'S zum Chef de» Generalstabe» sind durch da- amtliche Blatt ver öffentlicht worden. Auiseben erregt in Pari» die Verhaftung de» Baron« Calve- trognat. Sprößlina» einer angesehenen Familie und Bruder» zweier ehemaliger Abgeordneten, wegen Betrugs. Er bat verschiedene Opfer um »Ivel Millionen beschwindelt. Man glaubt, die Familie werde die Betrogenen entschädigen und weitere» Aergenriß verhüten. In der Teputlrtenkammer interpellirte Despres wegen der besonderen Umstände, welche bei der letzte» Ausgabe de» Parlier Sladt-Anlehen» obgewaltet: er konslatlrte, daß Unregelmäßlgkeilen zum Nutzen von Gememdcräthcn stattgeiunde» hätten und verlangt eine Untersuchung Chautenipö, ehemals Präsident des Pariser Gemeindeiath». rechtiertigte das Verfahren de» Gemeindcrathes und rügte bei dieser Gelegenheit, daß sich der Seinepräsckt am I.Mai rin Stadlhause cinauartiert habe. Der Minister des Innern, Constans, giebt zu, daß bei der Ausgabe der Anleihe Mißbräuche vvn Seiten des mit der Ausführung betrauten Beamten slatt- aehabt hätten; der Beamte sei abgelebt worden. Der Minister führte aus, daß der Eeinepräsekt berechtigt sei. seine Bureaus im Stadthause ausziischlage». und erklärte, dies Ncchl werde ausrecht erhalten werden und dem Gesetz müsse Folge geleistet werden Trotzdem hoffe und dem erhalte» würden ....... digt. Tarant wurde eine von Perier vvrgeschlaycne Tagesordnung, i» welcher die Erklärungen des Ministers gebilligt werden, mit litt gegen 45 Stimmen angenommen. Louise Michel hat im Juni sich vor den Assncn wegen Aufreiz ung zum Mord und zu Plünderungen zu verantworten. AuS Kotonn in Dahomey wild gemeldet, der Kreuzer „Ker guelen" sei nach Whydab abgegaiigen, um die Antwort ani das Ultimatum wegen AuSwechielnng der enropäsichen Gefangene» zu erhalten. Im Falle der Weigerung würde Whydah von Neuem bombardirt werden. Die Behörden von Wiiydah Kütten angeblich 10 Tage Aufschub für die Herausgabe oer Gefangenen verlangt. Vor dem Beginn der Sitzung hat ein Irrsinniger in den Cou loirs des Palais Bourbon Zettel crffichirl, welche die Inschrift tragen: Für u»S den Butterlcller! Der Irrsinnige wurde ver haftet und zur Wache gebracht. Montag Nacht machten 8000 Meuterer einen regelrechten An griff auf die Börse in Roubaix, sie wurden jedoch zurückgeworsen; andere Banden überfielen drei Fabriken, mißhandelten die Beamten lind erzwangen die Arbeitseinstellung. Bei dem Angriff der Arbei ter aus eine der Spinnereien in der Vorstadt Saint AndrS gaben die Truppen Feuer, wobei Arbeiler schwer verwundet wurden. In Lille nahmen 16 Fabriken die Arbeit aus, 74 feiern nock. M Sozia- lislenführel wurden verhaftet. Ein Einvernehmen zwilchen den Ar beitern und den Arbeitgebern ist in Tonrcoing und Roubaix nicht erzielt worden. Der AnSstand delmt sich immer mehr aus. Tie Kavallerie mußte cinichreiten. Einige Militärs und mehrere Privat personen sind ernstlich verwundet worden. Die Lage ist in der ganzen Gegend thntsächlich sehr beunruhigend. Auch in Lille kam es zwischen einer Patrouille und streikenden Arbeitern zu einem Handgemenge, zwei Arbeiter wurden verwundet, sieden verhaftet. AuS Cannes schreibt man dem „Sprudel": Ter Zustand des ExkaiicrS von Brasilien. Tom Pedro, ist, wenn auch angenvlickiich kein bedrohlicher, doch ein bossnnngsloscr. Neben nnd infolge des ur sprünglichen DiabetcSleidenS hat sich eine rapid soctjchreitende Lungen- tubereulose entwickelt, weiche leine Kräfte vollständig koniumirt und ani seinen Gcniülhsznstand deprimirend wirkt. Ter sonst io geistig frische, stets lernbegierige nnd thäiige Mann, der allen Bestre bungen stets io lebhafte und warme Thcilnahmk zeigte, ist jetzt ganz apathisch und i» sich gekehrt und wortkarg. Paris. Am Montag starb der Nestor der französischen Maler. Robert Flein», Mitglied der Akademie. Seine Werke zah len zu den angesehensten Frankreichs. — In Amsterdam findet demnächst eine große KatzenaussteUnng statt, welche 144 verschiedene Katzcnarien ansivelien wird. Die Ausstellung wird beschickt von Holland mit 170 Exemplaren, von Belgien nnl 68, von Frankreich mit 275 nnd in einzelnen mehreren Exemplaren von säst allen Hauptstädten Europas. — Lim Montag wurde in Blois der Raub mörder Ändert mittelst Guillotine bingelichtet. Ändert hatte eine» armen Kameraden um ciniger elender Sons willen in bestialischer Weile ermordet. Als man ihm um 4 Uhr Morgens dre Milthciliing »rächte, daß er einige Sinnden später zu sterben habe, benahm er sich frech nnd förmlich nbcrmüthig. Er verlangte ein opulentes Esten, Wein nnd Evgnac nnd setzte sich mit rchembar trefflichem Appetit zu Tisch. AVer kaum hatte er das Mahl begonnen, als ihm auch schon die Bisse» im Munde stecken bliebe». TieicS plötz liche Verlöschen des siechen Ucbermnthcs ries das Erscheinen des ScharsriristerS hervor, welcher zum Zwecke der „Toilette" die Zelle betrat. Während der peinlichen Pcvcednr verließ den Dclingncii- ten der letzte Rest von Fassung und mehr todt als lebendig mußte er xni» Scbassvt gebracht werden. Italien. Offiziell wird erklärt, der König habe die Haltung des Mmi'tc,Präsidenten Erispi im Mimstcrralhe anläßlich der Senatsabsliinmnng über dre Reform der össcntllchen Wvhllhälig- kcitsanstaitcn vollständig gut geheißen. Im Miiusterralhe sei die Auflösung der Kammer nicht diskntirt worden. Eine größere Anzahl Arbeiterinnen, denen sich zahlreiche Arbei ter zngcscllt hatte», machten in Livorno den Verinch, vor der Prä fektur zu demonstrircn. Nach erfolgter Aufforderung wurde der Platz geräumt. Von den Verhafteten wurden mehrere zu l Monat bis 2 Jabren Halt vernrtheiit. Spanien. Die Arbeiterbewegung in Spanien zeigt, wie die Sozialdemokratie, auch wenn sie einmal den besten Willen haben sollte, Ordnung und Ruhe zu halten und maiwoll auszutreten, doch stets weiter nach links gedrängt wird und am der abschüisigen Bahn nicht anhallen kann Während die sozialistiichcn Führer ursprünglich den l. Mai als Feiertag begehen wollten nnd die Feier des 1. Mai als schädlich bezeichnete». setzten cS die Anar chisten durch, daß am l. Mai nicht nur demonstriit, sondern der Ausstand aller Gewerke erklärt wurde. Derselbe sollte bis zur allgemeine» Annahme der Windigen Arbeitszeit dauern. Die Sozialdemokraten fügten sich, veranstalteten am 1. nnd 4. Mat Berinininlnngcn und bctbeiligtcn sich an allen Ansitänden und Straßentnmnlten. Tem Volk lenchiele der Unlerichicd zwilchen Anarchisten und Sozialdcinolratcn nicht ein. Len neuesten Be richten zufolge ist eine weientliche Besserung der Lage cingctrctcn. In Madrid wird in allen BeruiSzweigen wieder gearbeitet. Die Stadt ist ruhig. Kleine Gruppen von Arbeitern begaben sich in die ÄaSiabriken nnd versuchten die doitigim Arbeiter zur Arbeits einstellung zu verleiten, sie wurden jedoch von der Polizei hieran gehindert. Belgien. Ter ieit vier Tagen i» Lüttich anSgebrochene Streik, dem man anfangs sehr geringe Bedeutung zmchricb, droht jetzt sich j ans das ganze Kohlenbecken von Lüttich auSmdehnen. Zwischen Bergarbeitern nnd Polizeiagenten hat ein Zusammenstoß stattge- sundcn. Tie Bergarbeiter im höchsten Grade darüber aufgebracht, dass sie unaufhörlich von Polizisten beobachtet wurde», umzingelten eine Gruppe von Agenten; diele zogen den kürzeren nnd mußten die Gefangenen, die sic gemacht hatten, frellassen. Tie Stimmung ist hochencgt. England. Be! PortSmouih wurden Versuche zum Ausicage des Wettkampfes zwischen Panzer nnd Geschütz unternommen. Al» Ziel scheibe diente das Schiff „Nestel". Die benutzte 10'/- Zoll dicke nnd 10's Tonnen wiegende, anS Stahl und Eisen bestehende Panzerplatte der Firma Eonunell u. Co. Shctfieid bewährte wie derum ihre Vorzüglichkeit. Weder die Palliier Granaten noch die Holtzer'ichen Projektile vermochten die Platte zu durchbohre», wurden vielmehr an derselben zersplittert und thcilwrise zu Staub zerrieben. Erst nachdem die Platte sich durch die viele» Schüsse eihltzt und daS Geiüge sich gelockert hatte, zeigten sich Sprunge. ES wurde aber hinlänglich bewiesen, daß die Besatzung eines mit solchen Panzerplatten versehenen Schiffes gegen das feindliche Ka- nonensener völlig geschützt ist. Ein dcnticheS Konsortium kaufte die große Stahlgießerei in Glamongaiiibire zum Zwecke der Anfertigung der ManneSliiann'schcn Projektile an. Tie Kundgebung im Hydcpark war. begünstigt von schöner Witterung, wohl eine der imposantesten, welche Londcn jemals gesehen bat. Duett oder indirekt war nahezu eine halbe Million Mrnichrn an der Kundgebung betheiligt. Dabei herrschte trotz de» zuweilen starke» Gedränges vollkommene Ordnung. Ein Ein schreiten der Polizei war nirgends erforderlich. Die Rednertribünen lvarcn halb kreisförmig anfaestcllt. von Bannern der Gewerke um geben. IN. A. hielt auch Frau Avelina, die Tochter von Marx, eine Rede, daS internationale sozialistische Element war durch den NiMsten Stevnlak, den Redakteur de» .tsoziawrm.- «eamrm und den Franzosen Paul Lafargue vertreten. Dle gehaltenen Reden waren ziemlich maßvoll, aber nicht durchweg loyal. So sagte BumS, als di« Kapelle vorüberzoa, welche die Marseillaise spielte: „Diese Melodie gefällt uns besser al» daS ,,Ooä savo tbv qusou". Die Bewegung zu Gunsten der achtstündigen Arbeits zeit hat. worüber schon früher gemeldet wurde, eine Spaltung »m Lager der Trade Union» erzeugt, die bei der Kundgebung scharf zu Tage trat. Die beantragten Resolutionen brachst« diese Mei nungen zum entsprechenden Ausdruck. Tie Legallsten, wie sich die Anbänger des zwangsweisen Arbeitstages nennen, trauen einer freiwilligen Vereinbarung mit den Arbeitgebern nicht so recht, weil sie glaube», sie könnte in schlechten Zeiten leicht rückgängig gemacht werden. — In schlechten Zeiten werden die Arbeiter froh sei», überbaupt Arbeit zu erhalten, aeichweiae daß sie aus der kurzen aei Je schlechter die Zeiten sind, umio zum Vortheil der Arbeiter — die Arbeitszeit bestehen sollten, kürzer ist ohnehin — nicht Arbeitszeit. Russland. DaS Einfältigste, was bisher rnisiiche Hetzblätter ersonnen habe», um innerhalb der Völker des Dreibundes Mißtraue» zu säe», ist wohl eine Auslassung der „Now. Wremja", »ach welcher der Kaller von Oesterreich den dcntschcn Kaiser gebeten habe, ihm leinen zweite» Sohn, Prinz Eitel Fritz, als künftige» Thronerben ru überlassen. Als Ursachen führt man an — die Unlust des direkte» Thronerben, des Bruders de» Kaisers, die Regierung zu übernehmen, die gleiche Abneigung seines ältesten Sohnes nnd das Mißtrauen Kaiser Franz JoieiS gegen seinen zweite» Nesse», endlich die Abneigung auch der übrigen Erzherzoge, zu regieren. Andererseits lobt man den vortrefflichen Charakter des Prinzen Eitel von Preußen (7 Jahre alt! D. Red.), der der Liebling Ber lins nnd Potsdams ist, nnd erwartet schließlich eine Sicherheit vor sozialen und politischen Gefahre», wenn man deö denstchen Kaisers sicher ici. Ei» Hohenzvller an» den Habsburger Thron! ES ist aber Nichis so dninm, es findet leine Giänlngen! Nuicrika. In Philadelphia wurde 2000 Zinnnerleuten von ihren Arbeitgebern der achtstündige Arbeitstag bewilligt, die Arbeit geber der übrigen Streikenden lehnten die Forderung ab. Die mclstcn Arbeitgeber i» Brooklyn bewilligten die Forderungen der Zimnicrlcnle. Eine Fcnersbnmst zerstörte das Irrenhaus in Longnc Point (Distrikt Onebek). Es sollen 150 Personen hierbei umgetommen nnd 100 verletzt lein. Südamerika. Depeschen aus Buenos-Ayres widersprechen der Nachricht, daß in Paraguay eine Revolution ansgebrochen sei, und besagen ferner, daß die Unzufriedenheit bei Volk und Armee von Nord- und Süd-Braiilien wächst. Kunst nnd Wissenschaft. -h I» der Königl. Hosoper begann vorgestern als Jaust m Gounod's „Margarethe" Herr von Bandrowski vom Stadttheater in Frankinit die Reihe inner Gastspiele, denen be kanntlich ein bindender dreijähriger Vertrag zu Grunde liegt. Herr v. Bandrowski kommt direkt von Wien, wo er als Gast der Hos- oper ganz bedeutende Erfolge erzielte nnd sich die Anerkennung der hclvorragcnden Presse erwarb. Nach seinem vorgestrigen Anstreten zu urlbcile», scheint Herr v. Bandrowski zu den berufenen Künstlern zu zahlen, anS denen sich anSerwählte Sänger zu bilden pflegen, ^ie Stimmmittel sind schön und ausgiebig, erreichen ihren vollen Glanz vorläufig aber doch erst in der Höhe. Das tieie Register klingt gegen diese kräftige und machtvolle Höhe etwa» matt und die Mittcllage »ock nicht fertig^ ausgeglichen. Am schönsten und wirknnasvoUslcn tlang die Stimme in den dramatiichen und leidcnschasttichen Momenten, i» zarten und lyrischen Stellen er schien sic dagegen etwas ichwcriüllig und unfertig in der Abtönung. Tie Behandlung des FalietS, der Kopfstimme überhaupt, bedarf noch der Aussetzung, wie sich auch in der allgemeinen Art und Weise seines Vortrags noch Manches anSsctzen ließe. Aber alle diese kleinen Schwachen werden von den Vorzügen des Künstlers weit überholt und ein Engagement ist unter allen Umständen warm zu hesülwvrlcn. Herr v. Bandrowski gehört der Bühne erst vier Jahre lang an und verspricht für die Zukunst Bedeutendes. Die Fülle und Kraft seiner Mittel, seine männlich-schöne und sym pathische Erscheinung, seine Darstellung lassen eine ganz hervor ragende Krast für unser Hostheatcr erwarten. Die nächsten Rollen werden dem Gaste übrigens Gelegenheit geben, sich in den ver« ichiedenarligsten Particcn zu zeigen. Heute Abend singt Herr v. Bandrvwsti den Rienzi, Sonnabend den Siegmund und Sonn tag den Fra Diavolo. Herrmann Starcke. f Unerwartet verstarb vorgestern in Strehlen der als Ucber- setzer und auch als selbstständig ichassender Dichter vielgeschätzte Dr. Edmund Dorer im Alter vvn 59 Jahren. In ihm verliert das deutsche Schrntthum einen der ausgezeichnetsten Kenner und Vermittler spanischer Literatur. -I- Leipzig, 6. Mai. Heute Abend ging Millöcker'» „Armer Jonathan", der bereits auf eine Reihe größerer Bühnen — im Dresdner Residcnzthcater 40 Mal — zur Aufführ ung gekommen ist, auch im Leipziger Stadlthcatcr zum ersten Male in Szene und ward auch hier im Ganzen recht freund lich ausgenommen, wiewohl verschiedene banale Textstelle» bei einem nicht geringen Theil der Zuhörerschaft Oppositionen hcrvor- ricse». Gespielt Waid Vvn den meisten Tchrstcllcm vortrefflich, nnd einen erklecklichen Theil des Erfolges verdankte das Stück hier eben dem Spiel der Hauptdarsteller. Der Preis des Abends ge bührt dem Herrn Franck als Jonathan, dem Herrn Searle als Jmvrelario Tobias Quikly, Frl. E. Görlich (vom Dresdner Nesi denztlieater) und Frl. Barley als Molly. Herr Franck, früher c>» beliebtes Mitglied deS Dresdner Residcnztheatcrs, war als armer Jonathan sowohl im ersten Akt, wie er überall das ihm wider sahrcnc Mißgeschick bejammert, als auch in den folgenden Aklen, wo Jonathan „sich im Grundbesitze wiegt", eine köstliche Bnhnen- signr, welche auf's Erheiterndste wirkte, und fand in Frl. Barley, ieriicr gleich ihm aus dienendem Stande zu Glanz und Macht ge langte» Molly ein würdiges Seitenstück, das sich zumal in der schmucken Toilette des zweiten Aktes ganz allerliebst airsnahin. Herr Searle. der sich i» der Rolle des Quill» sehr glücklich beim Publikum des Leipziger Stadttheaters einsührte, erntete gleich im ersten Akte mit seinem Liede „Ja nur ein Impresario" stürmischen Beifall und war auch in Maske und Spiel so cmcr- kcniienöwerlh, daß iein Eintritt in den Verband deö Leipziger StadtlhcaterS, nach dieser euren Probe zu urthcilen. als ein wirk licher Gewinn bezeichnet werden darf. Auch der neue Tenor. Herr Schnelle, als Mr. Vandergold. fand sich mit seiner ersten grolle glücklich ab. Geradezu überrascht hat Frl. Gorlich. Um Mittag telegraphisch gerufen, traf sie hier gegen 6 Uhr Abends ein und sang ohne jede Probe eine Stunde später die schwere und heikle Partie der Harriet. Sic erwies sich als eine Sängerin von Bedeutung, prächtigen Dritteln und vornehmer Schule, und fand ihre schöne und künstlerische Leistung eine überaus warme und herzliche Ausnahme. Das Stück war vom Obcrrcgisscnr Gold berg geschmackvoll und mit Geschick i» Szene gesetzt und wird nach Vornahme einiger wünschenSwerther Kürzungen voranösichllich auch hier eine Reihe Wiederholungen erleben. f Ans Coburg wird geineldcl, daß der noch nicht ein Jahr als Intendant thätige Kammcrherr v. RekowSki vom I.Mai d. I. ab von der Leitung der Hoskapell- und Theater-Intendanz entbunden worden ist. Der Wahn war kurz, die Ren' ist lang! -s In Greifswald findet nächsten Freitag die Erstarifführnng eines neuen Schauspiels „Felicitas" van Enrt Gcncke statt. Der junge Schauspieler und Dramatiker, dessen EcstlingS- traaödie, die „Eralda Landanv", Talent verriet!!, ist ein Dresdner Kind. Herr Kurt Gcncke folgt demnächst einem Ruse als Drama turg nach Kiel. ! Die Feindseligkeiten zwischen der Genossenschaft deutscher Büh irena ir gehörigen und dem deutsche» Bühiieii-Vcrern haben durch die kürzlich in München stattgchabtc Genccalvcriamm- lnng deS Letzteren an Schärie und Gereiztheit nur gewonnen. Von Seiten oeS BühiieiiverciiiS wurde u. A. beschlossen: „Tie Bencfizvorstellnngen der bezeichnete» Art finden zum Besten dcnticbcr Bühneiiangrhörlgcr aut den VercinSbühnen zwar weiter statt, die Erträgnisse derselben werden indcß bis ans Weiteres vom Präsidium in der Kasse des Bühnen - Vereins auibcivalnt und verwaltet, und erst die nächste Generalveriainmlllna enttcheidct über die defini tive Verwendung. Ter bisherige Modns der Einziehung von Ge- nossenichastS-Bctträgeir durch die Bnrcaiix der VcrcinSbnhncil wird vorläufig ausgehoben". Genossenschaft und Bühnenvcreine bleiben demnach in dem bisherigen Zcttvünniß und jedenfalls ivird es nun an der Genossenschaft sein, sich ihrer Haut kräftig zu wehren. «-< w k T-V § O»' 8- ZA * ScchSzebn udelige junge Damen sind in Venedig Dienstag v. W. in der Nacht aus einem voriichmcn Konvikt entwichen, und zwar über die Lagune, wobei» sie in Eimaiigclung einer Gondel daS Wasser durchschritten haben müssen. Die Angehörigen der Mädchen sind troitlvs. znmal cs bishernicht gelungen ist. die aben teuerlustigen Jungfrauen wieder zur Stelle zu schaffen.
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