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Dresdner Nachrichten : 07.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188509077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-09
- Tag 1885-09-07
-
Monat
1885-09
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.09.1885
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lee. dem. »en. eafl- der als: »Mtz- ,ne». hrci- t. - cl,er iter. zielte >» lt ,et inn . ,nn uck das Bauern en auk- §. I. vi-tlL- ortosrri » bin Aniuel- lt. I st ^llig lachsti,. »mp» ltttn, Kn, an t. >e »nv Bedin- Revier- Hölzer neben i fasse» Tiebel MIcr ergasse idlung- uckerci :rei. ndkkti. erfand ll. »e, >" icnlin- '»isitii. Krait- ibc»d>' ftacht-Trlegrammr. iW!kG'!»ZA^?wl,d von vo Gendarmen bewacht, militäriß Dn militärisch« und der poli- hscheClub verlangen Revanche -ege,, Deutschland. Die libe ralen Blätter fordern einstim mig die KriegSerklämng. Baris. Der.Debat" be-l trachtet die fpamfche Regier-' una vor die Alternative eines diplomatische» Bruches oder, einer inneren Krisis gestellt Tageblatt für UolitiK, Aickk-Mu,. KtMlsoerkesr, ZSchiikrichk. Mmienlisse. Nacht-Telegramm. Madrid, 6. September. Die Regierung ist entschlossen, alle lerneren antideutschen Kundgebungen zu verhindern. Mehrere Leitungen werden ge richtlich verfolgt Der König Nt »ach dem Nathe der Mi- ' »istcr entschlossen, alle diplo matischen Mittel zu erschöpfen, um einen Bruch mit Deutsch land zu vermeide». « Vorrede -luskükrunzsvu. Loliäo Lroiss. U kill'. Löfllp, >Vs1tmorstrL88ö 26, orstv KtaZo. L! Olttetlieks» Heil- 8vz'»hrig« kürkalg«, leiäsa " ^ 8ctn.ilel>c>-4N!»>s!«-A^ «v-VMF «>d«, I^ii. riutiUnten.sükllledUl. ^ 6or Oro^kinvr OomNl lv-ttalono, rttxrv'lueirt vLvk Aojekminssov u. Kriedvn in « A Ltzilok 15 ?f.. 12 inol. olvkranlvr Llvsipo 1 Al. 7ü A A AndiLÜten von l>ro»j<1eu und «»Heludiivker tiedvelr, A ^ oavineioiiue»', ^ ..K § ^u-tliUrrUck« UlUdtrirw kro^li^on Kordon zrrliUr» ui-kOLvbHN und n»ed Lin»- A stA vNrlK trruio,» vorr,tmdl. A K KeNino, I>r«»«1eu, « A tZoplilonetr. « u. 1VlI»iivu<r«rr«kr. 21d. um kostplutr. ^ l-sboridran, v< »illlsMMN'iil MKtz!>l «Mil. Nk. 250. 30. Zülirgnng. Auflage: 40.000 Srpl. ««Sllqiki, kür d« 7. eeptcmdrr: SkdNicslwi»» mlttlcrrr Stärke. Thcllwcile !^ bewölk., aber >r»«e„. Wärmer. j DrOSVeN, MlMIUll, L.'SrpLvr. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, 6. September. Dem in der Schling der int. Tele- Mphenkonserenz vom 3. d. gesichten Beschlich der Annabme des cmZeitlichen Tarissystems für Europa ist auch Schweden desinitiv bcigctreten, svdak die vertragsmäßig iwtlgvcndizze Einstimmigkeit niiiiiiiehr erzielt ist. Bon den cxtraeuropäiichen «taaten erklärten Japan und Brasilien ihre Bereitwilligkeit, unter gewissen Be dingungen eine Ermäßigung ihrer Tcleäravventarise um 25 Prvz. euitretcn zu lassen. Die definitiven Erklärungen der Kabclgejell- iäwiten für den großen oceanijchen Bertchr dagegen stehen im Wesentlichen immer noch aus. Paris, 5. Scpt. Der „Tcmps" nicldet aus Rom. daß große 7>»ppe»ansainmlungen in den italienischen Häsen slatlsindcn; die Pc'iimmnng derselben sei absolut unbekannt: vielfach wird hier von liichsvpsigen Chauvinisten scliärtuiig des deutschen Flaums Allianz zu einer Nlarokko gesichert nabe Cardiss. An Bord des hier vor Anker liegenden, von Bar celona gekommenen Dampfers „Crainda»" ist Abends ein Arbeiter, der Nachmittags zum Einladen von Koblen gedungen worden ivar, diniie» lt Stunden an der Cholera gestorben. Durch die ärztliche Iliiiemichuug ist sestgestellt, daß es sich um einen Fall der asiati sche» Cholera handelt. Die Leiche wurde in'S Meer versenkt. Ter Taimncr wurde nach der Quarantäne gebracht und dort desinfizirt. 7 ic Mannschaft des Schisses wurde bei der vorgenommencn ärzt lichen Untersuchung gesund befunden. N«wi>ork.s, Skvtdr. Melil 3,M. Rvikicr Wi es. vcr Lctobcr so'/-, vcr November »LN. Mais >N tzinierwetzen so. ver Ecvtbr. New) so. ÜraiLt s'/.. Paris, 8. September. Bei dem zweiten Schützenfest zu Vin- ccnucs, welches diesmal der besonderen Einladung folgend 20 Mit glieder der ivanüchen Kolonie besuchte», indem sie ein Banner trugen »ul der Aunchrlst „Nieder mir Deutschland, cs lebe Spanien!" trat wieder einmal so recht der feindselige Charakter der Franzosen gegen uns zu Tage. Paul Teronledc, »n Namen der Patrioreiiliga, ve- grichie die spanischen Tclcgirten. und gab den spmpathischen Ge- nidlen Frankreichs gegenüber den Unruhestiftern spanijcher Nation Ausdruck; u. A. sagte er, daß die Franzosen mit größter Hoch achtung und Bewunderung zu den Spaniern ausschen müßten, da wäre», Kien die Repräsentanten aller Partei*« Frankreichs, wie vre ipamichen Telegirtcn auch alle Meinungen ihres Vaterlandes ver- »älcii, sie wären Alle einig in dem Haffe gegen Deutschland und dcicit, jede germanische Invasion entschieden znrückzinvlesen. Spa- lueii eigne sich durch seine Küstenbeschasfcnheit schon prächtig zur Penheidignng gegen die schwache Seemacht — des „brandenburgi- schcu PlnrfgraienthumS" und der Patriotismus des Heldenvolkcs, das de» Cid geboren, käme gewiß über den gezwungenen Milita rismus der deutschen Gegner. Als Frankreichs Armee, dank dem Pcnalh der kaiserlichen Generäle, von den preußischen Truppen ge- R,lagen war. erhob sich das Bvlk in seinen FranctireurS und entriß dtm ..hlutdürstigen Lämmergeier" seine Beute. Die Begeisterung lwruu'ge Alles, und Spanien wird auch einen Beweis davon liefern. Cuicr der »panischen Dclcgirten dankte der Patriotenliga für den wmmcii Empfang, sie seien nicht nur derselben Ansicht wie die Fiaiizoicii, wndern gehörten auch demselben Baterlande an, dem Paierlaude der Freiheit, der Ehre und des Friedens. Ihre Ehre »ud Freiheit würden sie stets wahren, wo cs auch immer sei und wie auch der Gegner heiße» möge, sie seien jeden Angenblick bereit 'iir dieselbe zu kämpfe» und wenn cs sein muß zu sterben I Um 5 Uhr nennten sich die Spanier von den Franzosen unter begeisterten Hcclnuien aus die verbündeten lateinischen Raccn. gestern Mittag r vr. tbg. Dressen, den 7. September. — Jbre König!. Majestäten babcn sich gel 12 Mir in Begleitung der prinzlich Georg'scbcn Familie von Nieder KKip mittelst ExtrazugcS über Döbeln nacd Grimma begeben. Nachdem bür dinirt worden war, fuhr Se. Maseilät per Wogen nach bei» Jagdschlösse 'Wermsdorf, wo in dieser Woche große Jagden abgeballen werde» sollen. — Tie Nachrichten ans Spanien bildeten den Haupt- gewrächsnosf des gestrigen Tages. Ueberall erörterte man die Frage: kommt es zum Kriege zwischen Deutschland und Spanien'( und ühcrall kam man zu dem Ergebnis;, daß dies höchst imwahr- ühmilich sei. Darin war man aber ebenso einig, daß Spanien voll ständige Gemigthuuiig für den Tcutlchtond zugcfngtcn Sctümps zu lcisicu und die Schuldigen zu bestrafen habe. Die Ereignisse haben, um die telegraphischen Meldungen zusaiumeiizuiasseii. folgende» Ver laut genommen: 3 spanische Kriegsschiffe „Manila", „San Quintin" und „Belasco" wurden am 10. Aug. von dem Gonverneur der Pbiliv- vmcu aus Manila nach de» Carolinen gesnndt mit dein Austroge, letz tere zu besetzen. Die „Manila" scheint als erstes Schiss am 21. Aug. vor der »roßten Earolineninsel. Pap, angekvmmen zu sein und drei Tage verloren zu hoben, den Auftrag auszutiihren. Wo m der Zwischenzeit die übrigen zwei Schiffe waren, ist nicht ersichtlich. Als »uii am 24. Aug. die „Manila" endlich zur Besitzergreifung schreite» wollte, war inzwischen ein deutsches Kanonenboot an Ort und Stelle erschienen, welches nicht so lange zögerte, sondern sofort Mannschaften ausichisstc, die deutsche Flagge hißte und somit die Intel unter deutsche Schiitzhcm'chaft stellte. Der Kommandant der ..Manila", Namens Ecivrilcs, erhob Protest und kehrte uiivcrrich- letcr Sache nach den Philippinen zurück. Hier ist er, gleich den Kommandanten der beiden anderen spanischen Schisse durch Tele gramme von Madrid ans abgeictzt worden. Ter Name des flinken deutschen Kanonciibvotes, das den Spaniern zuporkam, wird nicht gemeldet: ebenso wenig weiß das Publikum, welche deutsche Kriegs- ikhine außerdem im Stillen Ozean sich befinde». In Madrid waren Gerüchte verbreitet, daß ein Seegefecht slattgefundcn habe, bei dem das spanische Kriegsschiff „Valesco" in de» Grund gebohrt und >cm Kommandant schwer venvundet wurde. Sofort als die olle» Nachrichten in Madrid eintralen, daß Deutschland nach dem Grundlage „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" den Spaniern znvor- getvmmcn sei, hob König Alsonso daS Hoflager in La Granja aus, nub begab sich nach der Hauptstadt. In seiner Begleituuglkain der dcnlsche Gesandte, Gras Solms, nach Madrid. Die Negierung gab ihm zum Gesandtschaftshotel eine starke Eskorte mit, doch wurde er persönlich nicht belästigt. Umso abscheulicher halte der Madrider Pöbel vor dem GcinndtschaltSgebändc gehaust. Sollte Spanien für diesen Schimpl nicht auSreichcnbe Gemigihnnng leisten, so wird Deutschland sofort alle diplomatischen Beziehungen zur spanischen Regierung abzubrechen haben, lieber die Möglichkeit einer Kriegserklärung braucht man sich nicht den Köpf zu zerbrechen. Die Carolineninjeln bleiben zunächst im deutschen Besitz, und die wenuatlmuna über das resolute Verfahren des deutschen Kanonen» bvvt-Kvmmaiidaiiten, das sich sehr bell von dem dreitägigen Zögern des Spaniers abhebt, wird in Deutschland allgemein getheilt werden, lieber die Lage der deutschen Gksaiidlschast in Madrid schreibt man der „N. Ztg.": Die deutsche Gesandtschaft in Madrid bewohnt in der Straße Jsabetta la Catolica de» Mittlern Stock. Tie genannte Straße gehört keineswegs zu den größeren der spanische» Residenz, ist vielmehr ziemlich eng und winklig; umgehen ist die Straße von Quartieren, die durch die niederen Klassen der Madrider Bevölkerung bewohnt werden. Um zu dem Wappen über der nur müßig hohen Hausthür zu gelangen, bedarf cs keiner besonderen Vorbereitung. Die Entwickelung von Militärmacht in der engen Straße mit selbst für Madrid mangelhaften Zugängen ist allerdings nicht ohne Schwierigkeit; es läßt sich leicht denken, daß ein aus der Nachbar schaft zusammcngeströmter Mob für eine Zeitlang in dieser Straße do- miniren kan». Tie Fenster des Erdgeschosses sind mich Madrider Sitte vergittert. Da zu den Volksvergnügen der Madrider neben den Stiergesechten von Zeit zu Zeit ci» Ltraßcnciiislauf oder eine Revolution gehört, die seit einer lür spanische Begrissc außerordent lich langen Zeit sistirt Ware», so ist der Eiter, welcher der Madrider Pöbel bei dieser Gelegenheit entwickelte, nm so verständlicher. — Der Kgl. preußische Gesandte ani Votikan, Herr v. Schlözcr, weilt augenblicklich i» Dresden bei seinem Bruder, dem kaiserl. russischen StaatSrath Nestor v. Schlözcr. — Freitag Abend fand in der Prinzlichc» Billa in Hosterwitz eine kleine Ta nz-S oiree statt, welcher auch die Königliche» Majestäten beiwohnten. — Wie uns eine Depesche auS Görlitz meldet, bat die Aus stellung gestern ihren Millionsten Besucher in der Person deS Hrn. Hauptmann und Steuerinspektor Liebeneimer aus Dresden zu ver zeichnen gehabt. — Wegen eine« eigcntlmmlicben Betragens — man konnte nicht daraus klug werden, ob cs ein Gauner oder ein geistig schwacher Mensch war — wurde am 3. Scptbr. in Kamcnz ein junger Mann scstgenommen, der sich Graf Alfons v. Ncu-Höllcnstein, vom Ritter gut Terben bei Langebrück-Tresden (?), Sobn des Major a. D. v. Höllenstein auf Terben, gebürtig aus Breslau, und einer ge borenen v. Laritz, Dresden, Bergstraße, nannte. Nach einer aus Berlin cingctrofsenen Nachricht ist der Betreuende ein frecher Dieb auS Berlin: der Kellner Wünsche. Mit diesem Namen ist derselbe auch bei der flmbrt nach Hoversiverda in Skaske angerufen worden, hat aber den Rut nicht beachtet. Wünsche ist gebürtig auS Zehista bei Pirna. (Der Frack rc. trägt den Stempel des König!. Schau spielhauses in Berlin.) — Uebcr das am Sedantage bei Kühnitzsch am Kamvsbergr ab- geballene DivisioNs-Rennen, dem der Divisions- und Brigade-Kommandeur, sowie fast sämmtliche Ossiziere der Division und eine große Zuschauermenge aus Wurzen und Umgegend bei wohnten, wird nachträglich Folgendes berichtet: Am ersten Rennen — leichte Stccple-Chaic — bctbciligten sich sechs Reiter. Als Sieger gingen hervor: Sec.-Lieutcnank Scharnke, Lcc.-Lientcnant v. Salza und Scc.>Licnienant Susiert II., sämmtlich vom Oschatzer Ulanen- Regiment. Am zweiten Rennen — Divisions-Jugd-Rennen — nahmen 9 Reiter Tbcil und es errangen sich Preise Sec.-Liculenant Zschille vom Husaren-Regimcnt Nr. 19, Rittmeister v. Milkau und Prem.-Lieuicnänt v. Camve, Beide vom Oichatzcr Ulancii-Regiment. Am drillen Rennen — schwere Stcevle-Cliase — detheiligten sich wiederum 9 Reiter und es siegten die Herren Rittmeister v.'Mitkau, Prcm.-Lieutcnant v. Coinpe, veide vom Oscbatzer Regiments, und Rittmeister v. Carlowitz vom Husarcn-Regiment Nr. 18. Die Distanzen betrugen bei lebr schwierigem Terrain beim ersten nnd zweiten Rennen 3500 Meter und beim dritten Rennen 3000 Meter. — Vorgestern Abend in der 8. Stunde kam in der 3. Etage eines Hanses aus der Marschallstra ßc ein Stubenbrand aus, bei welchem einige Möbel und Gardinen in Brand aeriethc». Bon den ringctroffcncn Feuerwachen trat nur die von der Blasewitzerstraße in Tbätigkcit. — Die Zeichnungen für die Arbeiterkolonie betrogen im Bezirke der Amtshanptmcimischalt Plauen bereits über 1800M. Heute Mittag findet bekanntlich lsicr in Braun's Hotel eine Ver sammlung für Begründung einer Arbeiterkolonie in Sachsen statt. — Ani dem zu den Freihcrrlich v. Burgk'schen Stcinkohlen- werkcn gehörigen „G lnckaus - Schach t" landen vorgestern in der Grube während der Mittagsschicht die BerghäuerTrenkner aus Nicderhäßlich nnd Zimmermanii aus Neu-Coschutz durch hercin- brechende Kohle ihren sofortigen Tod. — Bor fünfzig Jahren. Aus den Erinnernngen eines alten Dresdners. Im Jahre 1835, wo der Ban der Leipzig-Dresd ner Eisenbahn zwar projektirt, aber »och nicht begönne» wurde, begannen, wenn man zm» Leipziger („weißen") Thore hinmiskai», dort, wo jetzt „Stadt Metz" ist, die Gclrctdeieldcr, welche zu dem großen Sladtgute auf den Scheunenhöscn gehörten und die große Fläche ciiinahmcn, welche jetzt von io vielen Ci!cnbahiibnuten und Wohnhäusern ^der Moschinenhans-, Hcllcrstraßc rc.) bedeckt sind. Tie „goldene Lonne", ein beliebter Bergnüguiigsort, lag vollstän dig ländlich. Tie Meißner Straße war damals sehr belebt, ins besondere zur Zeit der Leipziger Blessen; denn der ganze Frachtver kehr aus Schlesien und Nutzwild kam die Bantzner Straße herein und ging dann über Meißen weiter. Aber auch sonst war die Meißner Chaussee srcgucntirk, in der schönen Jahreszeit wurden viele Partien zu Wagen nach Meißen, oder (für den Nachmittag) nach der ^goldene» Weintraube" unternommen, deren Wirth, Herr Heine, ei» großes Renommee hotte. Als im Sommer 18W von Dresden ans die erste Strecke der Eisenbahn bis zur Weintraube eröffnet wurde, war mehrere Wochen an dieiem Anhaltspunkte ein riesiger Bcrkchr. In den Nachmittagsstniiden gingen die Züge (nur init osscnen Wngen) fast ohne Pause hin und her; der Welii- traubcnw'rth hatte hart an dem Anhaltspunkt Nestanrativnslokalitäten errichtet, ja der Dresdner Bäckermeister Meurer (lebt jetzt als Rentier und viclsachcr Vorstand in Wasewitz) sogar cineii Niesen- backoic» erbaut, so daß bei jedem anlonimenden Zuge neubackener Küche» zu haben war. — Bor 50 Jahren war aus halbem Wege nach Ncudvrs nicht nur eine Schissmühle, sondern auch eine damit verbundene Restauration, die an schönen Sommerabende» bei dem Scheine der niitcigchenden Sonne viele Besucher aller Stände her- bcilvckte. Nendorf war zwar damals schon zu Dresden gehörig, hieß „Stndt Nendorf", hotte aber in viele» Stücken seine eigene Verwaltung und seine Gerechtsame. An der Schule arbeitete nur ein Lehrer, Fichte, der aber als glücklicher und geschickter Nelkenzüchter sich auch außerhalb seines Wohnortes einen Nomen erworben hatte und zur Zeit, wo seine Blumen in voller Blütkc standen, viel besucht wurde. Pielchen war vor 50 Jahren viel kleiner als jetzt. Besonders be kannt war in Dresden das Pieichner Chausseehaus, weniger wegen der Pierdeabgabe. die dort erhoben wurde, als weil der damalige § Einnehmer nebenbei eine gut verwaltete Restauration hatte, und besonders zur Mostzcit sich große» Zuspruchs crsrculc. Das reizende Schlößchen in Ucbigau verlor durch die Aktie>:malchi»kiibolianstalt, die aber lein langes Leben hatte und beim ersten Dresdner Krach Pleite ging, ebenso wie die Zuckersiederei aut der Packhosilraße. wurden „das Paradies" und „der Russe" Jahrzehnte hindurch be liebte Erholungsorte der Dresdner, Namentlich feierte man am dem Russen gern Familienfeste, lind ich erinnere mich genau eines Sonntags, wo mit einer Art Entsetzen erzählt wurde, datz bei der am Tage vorher stattgeiundene:! Hochzeit eines Dresdner Bürgers während der Toset eine Fontaine von purem Champagner na Gange gewesen sei. Kötzschenbroda war vor 50 Jahren nur cm Ort von bescheidener Größe seitwärts der Chaussee. Wie hat sich dort Alles geändert! Zwar hat der ursprüngliche Ort noch die damalige Phliiivgiwime. aber Hunderte von Billen sind ringsum entstanden. Die Bahnhossrestauraticm repräsentirt fast einen Weltverkehr^ hat im Mai ihre „Erdbeermessc" und sieht nicht blos an schönen Som- merabciiden >» ihren Gartenraumen die Kötzschenbrodaer Kolonie, sondern auch zmu Frühschoppen emeritirte Geistliche und Lehrer, pcnsionirtc Qmzicre und Eivilbeamtc, privatisirende Apotheker und angehende RentterS zum geselligen Verkehr versammelt; der rüh rige Wirth sorgt nicht blos für eine sehr reichhaltige Zcitnngslcktürc, sondern auch snr eine preiswürdige Spciscnkartc. Das alte gemüth- lichc „Gießemaims" am Fuße der Fricdensburg, wo im Laute der Zeit jo manche Flasche Meißner getrunken, so manche Verlobung gefeiert worden, hat leider! der nivellircndcn Neuzeit zum Opscr fallen müssen; istHotcl »nt Restauration an diese Stelle gekommen. Und wie hätte ein biederer Bewohner von „Kötzschber" vor 50 Jahren träumen können, daß eine wohlcingcrichtete Konditorei, daß Kaufläden mit großen Schaufenstern und manche andere Annehmlich keiten Kötzs'chenbrooa das Aussehen eines Kurortes gehen würden, ja, daß eine ani Orte erscheinende Zeitung nicht genüge, sondern daß zwei Kötzschenbrodaer Journale sich Konkurrenz machen müßten! Da malS amtirtc daselbst Pastor Trautjchvld, der als Kanzctrcdncr und als gemülhvollcr Dichter in Dresden sehr angesehen war. Und nicht selten kam es vor, daß sich Dresdner Brautpaare von ihm in der kleinen Kirche von K. trauen ließen. Jetzt allerdings hat dicParochie mir großem .uosieiiamwande einen Rcnovationsbau der Kirche ansge- sührt. der fast einem Neubau gleichkommt, denn mir Weniges ist von oer alten Kirche übrig geblieben. Eme Tochter Trautjchold's ward Meister Nietschels Gattin, und dieser gründete sich ein statt liches Heim auf der „Langegasse" (das später Geh. Rath Tr. v. Ammon, alsdann Hauptmann Käufser besaß, und m welchem sich jetzt die städtische höhere Töchterschule bcsindct): die Medaillons an der Front des Hauses sind von Rietschel selbst modcllirt. In Kötzschenbroda weilt die bekannte und beliebte Schriftstellerin W. Heimburg, deren neue Erzählung in der „Gartenlaube": „Trutchens Heirath", von der Leserwcll sehr shmpathisch ausgenommen worden ist. Die Heimburgsche bescheidene Billa liegt etwas versteckt, aber anheimelnd an der Gartcnsttaße: am Rheine lucht sich die Besitzerin jetzt neue Kraft und neuen Stoff für die Winlerarbcit. An der Meißner Straße unterhalb Kötzschenbroda liegt Zigichewig, einst in Dresden viel genannt und bekannt. Tenn, wer nach Meißen wollte, zu Fuß oder zu Wagen, der hielt in Zitzschewig Einkehr. Und die Meißner und Oschatzer Botcnwagen warteten so lange, bis auch der letzte Passagier sein Bierleichen oder seinen Schnitt Meißner Schieler getrunken hatte. Wer wußte vor 50 Jahren in Dresden etwas von Nadebeul. wenn nicht etwa die „Rohmtran" dorther mar k Ja selbst, als die Leipziger Bahn eröffnet war. lag Nadebeul abseits vom Weltverkehr und in einem stillen Winkel hinter dem Gebüsche ver steckt. Und jetzt ist es die Lommerresidenz so mancher viel bekann ter Persönlichkeiten, früherer und jetziger Primadonnen, Heldcn- spieler und Liebhaber, Regisseure und Mlisiktchrer, ja Opermänger, die in ihren Mujestundcn griechische Klassiker in der Ursprache leien oder am den Morltztmrgcr Teichen ans wilde Enten jagen; kurzum: man kann auf dem Wege von Ravebeul nach der Meierei im Lösz- nitzgruiidc an einem schönen Sommertage bcgnemlich die nencstc Kunstgeschichte Dresdens stndiren, wozu die gestifteten Ruheplätze längs der Waldpromenadc willkommene Merkzeichen bieten. In voller dörflicher Eiiiiamkcit, wie vor 50 Jahren, liegt noch Kaditz, dessen große, Jahrhunderte alle Linde zuweilen einsamen Wanderern vderSchulkiasscn, die dcn üblichen jährlichen Sonmicripaziergang hal ten, rum Zielpunkt dient. „Wackerbarths Ruhe" beiÄötzschcnbroda hat im Lause der Jahre vcrschicdciiilichcn Zwecken gcvient. Bor 5«) Jahren war in diesen Räumen eine weithin berühmte Erziehungs anstalt für Knaben höherer Stände (nach dem Muster der Salz- maniifchen Anstalt in Sclmcpseitthal). An dieser Anstalt war ». A. der als Direktor der Leipziger Bürgerschulen nnd als päd. Schrift steller berühmt gewordene Dr. Vogel als Lehrer thätig: ein anderer Lehrer. C. Reinhardt, übernahm, als die Lange'iche Erziehungsan stalt finanzieller Schwierigkeiten halber aufgelöst wurde, die 1836 neubcgrunvcte Volksschule in Niederlößnitz und war auch bei den Honorativnen der Lößnitz so beliebt, daß es ihm nicht möglich war, allen Anerbieten zu Privatiinterncht gerecht zu werden. Von Sei ten dankbarer Kollegen wurde ihm nach seinem 1858 erfolgten Tode ein Grabstein gestiftet. — Bor 50 Jahren, wo wir weder von Algier, noch von Malta Frühkartoffeln beziehen konnte», kamen ans Niederlvßnitz die ersten reisen Kartoffeln auf den Dresdner Markt. Und weil vor Ende Juli, Jakobi, öffentlich überhaupt keine Kartoffeln verkauft werden dursten, so brachten die Weinbauern aus vcr Ober- und Niederlößnitz vom Anfang Juli an früh beim Morgengrauen die neuen Kartoffeln zur Stadl und gingen damit in die Hotels hausirc», wo man bei vreiswürdiger Waare an den ersten Liescrtagen gern pro Metze 20 Ngr. zahlte — „Ja, ja, die Sakscn scm Helle!" Das bat kürzlich wieder einmal ein biedres Bäuerlein ander sächsisch-böhmischen Grenze bewiesen. Der Mann hatte „drüben" zwei Ferkel gekauft, aber nur für eins den geieglichen Cmgangsioll bezahlt. Ta meldet ihm ein guter Freund, die Zollbeamten kämen aus lein HauS zu. uni aller Wahrjcheinlichkcit nach daselbst eine Durchsuchung lvorzu- nelnnen. Unser 'Mann abntc natürlich, wem der Besuch galt und war in nicht geringer Verlegenheit, wohin er in aller Eile daS eine Ferkel verstecken solle. Doch die Noth macht erfinderisch. Rasch cirttchlossen nimmt er einen der kleinen Grunzer, legt ihn in die Wiege und zieht die Gardinen vor. AIS die Zollbeamten eintreten, finden sie den Bauer die Wiege schaukelnd und ein Ammenliebchcn dazu brummend. Sie fordern ihn aus. bei der Haussuchung zu gegen zu sei», er aber schaukelt fort und jammert über sein armes klankcs Kleines, das er nicht verlassen dürfe. Da erbietet sich denn einer der Zollbeamten gutmüthig dazu, seine Stelle zu vertreten. Ter Bauer ist damit einverstanden, legt aber dem menschenfreund lichen Plan» dringend an'S Herz, ja recht leise zu schaukeln und vor allen Dingen nickt die Gardine» zurückzuzichen, denn wenn das kranke Kind ein fremdes Gesicht sähe, das könne sein Tod sein. Der Zollbeamte beruhigt den ängstlichen Vater» setzt sich an die Wiege, schaukelt leise und singt dazu die alte Weise: „lchlas' Kindchen schlaf', dein Vater hüt'die Schaf'", während seine Kollegen eifrig — natürlich vergebens — daS HauS durchsuchen. Der Bauer hat fick aber, wie „LckwrcrS Jam.-Bl." weiter mitthcilt, erkenntlich erwiesen, indem er dem humanen Zollbeamten ein vaar Tage darauf
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