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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030319027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903031902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903031902
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-19
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
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Dresdner Nachrichten Donnerstag. tck. März Ltr. 78t aetegenhett so korrekt und einwandfrei benommen, wir nur möglich. Das; der Hobe Bundesgenosse des sächsische» König» auch dieser Meinung sei. wird durch seinen deutlgen Besuch am Dresdner Hose bekundet und bestätigt, und deshalb begrüben wir. wie gesagt, den kaiserlichen Besuch gerade jetzt mit besonderer Befriedigung." —* In einer vom Nationalliberaleil Deutschen Reichs verein gestern abend in MeinholdS Sälen ver- anstalteten zahlreich besuchten öffentlichen Bersarnmlung sprach Herr Hosprediger Rouge aus Potsdam über: „Die ultra- m o nta n e Gefah r". Der Vorsitzende. Herr Stadtrat Landrichter Dr. Heinze. betonte zilnächst >n einer kurzenBegrüßungSansprache. daß gegenwärtig in Deutschland neben oem gewaltigen Ringen im wirtschaftlichen Leben um die materielle Wohlfahrt des Volkes »och ein weit schärferer Kampf um die geistigen Güter entbrannt sei. ES gälte deshalb, bei den bevorstehenden Wahlen Stellung gegen eine Gefahr zu nehmen, die namentlich für Sachsen, die Wiege des Protestantismus, eine doppelt schwere sei — den Ultra mont a n i 8 m u s. Hierauf erteilt er Herrn Hofprediger Rogge das Wort, der einleitend ooransschickte, daß er bemüht sein werde, in seinen Ausführungen die Gefühle der katholischen Glaubens- brüder in keiner Welse zu verletzen, denn jede religiöse Ueber- zeugung sei heilig. Auch gelte dix Abwehr nicht den Katholiken, sondern dem fanatischen Katholizismus, dem Ultramoittamsmus er allein sei der Feind. der zu bekämpfen sei. Die deutschen Protestanlen wollten nichts anderes und begehrten nichts anderes, als die Anerkennung seitens der in der katholischen Kirche lnabgebenden Persönlichkeiten, dann könnten Katholizismus und Protestantismus Schulter an Schulter gegen die antichristlichen Machte, gegen alle aus den Umsturz bestehender Verhältnisse ans- gehenden Parteien erfolgreich ailkämpfen. Einzig der Ullramoniamsllills mache dles unmöglich, der Ver treter jener Anschauung »nd Richtung >n der röinisch-katbo- lischen Kirche, daß der Papst die einzige unfehlbare Autorität für alles ist. Die Papstdiktatnr sei der Grundgedanke des Ultra- inonlanismus. Damit aber steile ep sich in direktem Gegensatz .um Staate, er erblicke in diesem eine profane, aber nicht der Kirche völlig ebenbürtige Institution. Entsprechend der Idee von der Weltherrschaft des Papstes, gehöre der Mißbrauch der Religion zu politischen Zwecken auf sein Programm. Laien- iveit und Klerikale würden aufgesordert, mit dem Stimmzettel lii der Hand „praktischen Katholizismus" zu treiben. Es fehle auch dem Ultramontanismus an jedem nationalen Ge fühl. Das habe der Mannheimer Katholikentag bewiesen. Noch gefährlicher aber als die antinationale Gesinnung sei das Verhalten des UltrainontanismuS gegen alle Errungenschaften der Wissen- sctzast und der Kunst. Er gebe grundsätzlich davon aus. jeden Flügeischlag wissenschaftlicher Freiheit, der sich in katholischen Kretzen fühlbar mache, in brutalster Weise niederzuhalren. Nicht bloß die Professoren, sondern auch die studierenden katholischen Meise suche er sich dienstbar zu machen, er trage den konfessio nellen Dualismus schon in die Jugend hinein, und daS sei eine weitere Gefahr. Ebenso ließen die Ziele, die der Ultramontanisnius mit seinem neuesten Ansturm ans paritätische und Simultanschulen verfolge, keinen im Zweifel. Es gälte stir die deutsche Staats- regierung daran sestziihalten. daß die Schule eine Einrichtung des Staates bleibe sanhaltender Beifalls, und daß sie sich ein Mitregieren des Katholizismus nicht gefallen lassen dürfe. Weiter kam Redner auf die Gefahr und die Macht der nltraniontanen Presse ;n sprechen, die vor keiner Verleumdung, keiner Entstellung aller geschichtlichen Wahrheit zurückschrecke; er erinnerte auch daran, wie sie , ihre Brandfackel an die Schätze unserer nationale» Literatur lege und die Heroen derselben in ähnlicher Weise wie Luther als unsittliche, verwerfliche Menschen hinsteilc. Der hauptsächlichste Dräaer dieses finsteren ultramontanen Geistes, der unstr ganzes Volksleben zu uitterwnhlen drohe, sei der Jesuitenorden. Und daher die einmütige Aufregung des deutschen Volkes über die vom Reichskanzler Grasen Bülow in Aussicht genommene Aushebung von 8 2 des IesiiitengesetzeS. Es müsse mit Bedauern erfüllen, zu sehen, daß der großen Zahl von Zugeständnissen, welche dem Zemr-um bereits gemacht worden sind, unter vielen Kniebengungen gegen Nom wiederum ein neues hinzu- gefügt werde, was ganz dazu angetan sei. den llltramoiilanismus zu immer weiteren Forderungen zu ermutigen. Das anfängliche Schweigen des deutschen Volkes war das Zeichen der tiefsten Er bitterung über das Zurückwcichen der Staatsrcaierung vor Rom. Es zeigte, daß das Vertrauen z» Ka ser »nd Reich immer mehr uns mehr ins Wanken zu kommen drohe. Mehr Entrüstung aber als die Ankündigung der Aushebung dieses Paragraphen, habe die Begründung erregt, die von einem gänzlichen Mangel an Verständ nis der Imponderabilien :n der evangelisch-lutherischen Bevölke- nalion habe rung Dentichlands Zeugnis avlege. Die stumme Reiianalic aber bald einem kräftigen Erheben der Volksstimme Platz gemacht, die auch dm ultramontane Presse nicht mehr zu überhören ver möge. Die Protestanten seien verpflichtet, an die Staats gewalten die Frage zu richten, seit wann sie das Reckt haben, aus den evangelischen Glauben eine Meute los zulassen., Die Wiederkehr der Jünger Loyolas werde die evangelische Kirche in einen stetigen Belagerungszustand verletzen, der sie oon friedlichen Werke» abziehe. Die Protestanten aber wollten den Frieden im Lande, und die Verantwortlichkeit für eine Störung desselben falle der Regierung auf das Gewissen. Einen Kampf der Geister brauche der deutsche Protestantismus nicht zu scheuen, aber es werde kein solcher kommen, sondern ein Kampf mir Mitteln, die der ehrliche Kämpier verabscheuen müsse, und vor welchen keine Regierung und kein Gesetz schützen könne. So gewiß der Iesiilttsmils die Verkörverung der Intoleranz und die Seele des Uliramoittanismns sei, so gewiß sei er ein Feind des Vater landes. Der Protestantismus befinde sich in der Lage der Not wehr. was könne er tun? Vor allein gelte es. in allen Kreisen des protestantischen Deutschtums das protestantische Gefühl zu wecken, denn Lauheit sei oon jeher der stärkste Bundesgenosse des Ultra- montanismus gewesen. Für die idealen Güter des Volkes gelte es dos Heranwachsende Geschlecht zu erziehen. In dem Matze, als sich das deutsche Volk dem Rufe: „Katholisch ist Trumpf" ent- aegenstelle. würden sich auch die Machthaber im Reiche davon >>berzeugen müssen, daß mit dem religiösen Gefühle kein politisch Spiel getrieben werden dürfe. Das evangelische Volk müsse aber auch die Slaatsrcgierung in die Lage sitzen, sich in allen Fragen Aufträgen vergeuden müssen, und erst zuletzt bei Georg Wigand, und da ich bei meinem Sohn gan; frei zu Werke gehen konnte wurde es erträglicher." Am l. Juli 1883 aber, ein Iadr vorm Hinschciden des Künstlers, hatte Dürr noch die hohe Befriedi gung, auch den geiamten Verlag von Richters Sohn, I. H. Richter nr Dresden, behufs Veranstaltung würdiger Reuansgaben an sich ,n bringen, und die (Genugtuung, daß Ludwig Richter diese seine Befriedigung teille, indem er ihm unterm 27. Juni 1883 schrieb: „Sehr verehrter Herr und Freund! Es war für mich eine große Ireude, als ich von meinem Lohne vernahm, daß der in der Stille achegle Wunsch — der Verlag desselben mochte in Ihre Hände kommen, in Erfüllung gegangen war. Ich bin des guten Glaubens, meine einfachen Holz-, aber doch nicht hölzernen Kinder werden „nkcr Ihrer und Ihres Herrn Sohnes Pflege noch einen recht ge segnete» Nachsommer erleben . . . und daß meine Arbeiten noch lange nicht eingeschlasen sind. sondern sortleben und wirksam sind, während ihr Urheber nichts mehr tun kann, als mit Hand und Herz sinnen Segen zu geben zu fernerem Gedeihen." Die zahlreichen, von dem Lohne verlegten Werke des großen Meisters, die nun alle in Dürrs Verlag ubergegangen waren, um gleichfalls fortan immer neue, diesem Verlag zur Ehre gereichende Auflagen zu er fahren, waren zumeist in den Jahren 1855 bis 1870, in Ludwig Richters Glanzzeit, entstanden: cs sind dies die „Christensreude'. Las „Bater-Unser". „Schillers Lied von der lfstocke", „Fürs Haus". „Neuer Strauß fürs Haus", „Unser tägliches Brot", „Bilder und Vignetten", „Aus Ludwig Richiers Trizzenbuck". „Altes und Neues", die „Naturstuüien , das „Photographische Richter- Album". „Ter Kindcrengel", „Der gute Hirte" und „Es war ein mal". wnue als Wandschmuck die „Ehristnacht". „Genoveva", der „Christliche Haussegen" und die „24 Volksbilder", alles Werke, die ewig und unvergänglich, zumal seit ihrer Verjüngung durch Alplions Dürrs Verlag im deutschen Volke sortleben werden, weil sie aus dem Herzen des Volkes selbst hervorgegangen und keiner Mode unterworfen sind. Sie werden um so zuversichtlicher sortleben, je mehr es, was der Fall, dem Verleger andauernd Herzenssache ist. diesen Schatz voll Schönheit und Poesie durch neue, wohlfeile Ausgaben immer weiteren Schichten des Volkes zu erschließen, dieses Volkes, dessen Sinn für die Kunst mit vor allem geweckt zu haben dos Verdienst ebenso Ludwig Richter« selber wie seine» kunstbegeisterten Freundes und jetzigen Verlegers MH«N» Dürr ist. Brofeffor Dr. Karl Si«g«n. auf dt« eoanaelische Bevölkerung stutzen Zu können. . EngererZu- sammenschluß der evangelischen Landeskirche sei unbedingte Not wendigkeit. Wenn erst vas Kaiserwort: „Ein Gott, ei« Kaiser, e i n Reich" wieder zur Wahrheit werde, dann tverde dir Zeit ge kommen sein, wo die ultramontane Gefahr überwunden am Boden liegt. — Der Beifall, der dielen Schlußworten folgte, war ei: geradezu unbeschreiblicher, und «L dauerte geraume Zeit, «he fit die Wogen der Begeisterung soweit gelegt hatten, um folgende Reso'utio» einstimmig anzunehmen: „Die am Abend de» 17 März auf Einladung des Nationalliberalen Deutschen Reichs- Vereins versammelten vielen Hundert, Dresdner Bürger richten da» ehrfurchtsvolle Ersuchen an den Hohen Deutschen BundeSrat. der Aufhebung von Paragraph 2 des Jesuitengefetze» sein« in diesem Sinne abzngeden." Hw. . mit eine», dreifache» Hoch auf König, Kaiser und Reich geschlossen. —* Mit einem Konvent ball beschloß am Dirn-tag abend die priv. Bogenschützcn-Gilde in dem mit der Grsell- schasts-, der Damen- und der Kinderfahne. Teppichen, Wappen und Herrn Dekorationsmalers Schlenkrich das Entree des Jestsaale» zu einem türkischen Salon umaewandelt worden, der während der Tanzpausen als behagliches Ruheplätzchen gern ausgesucht wurde. In althergebrachter Weile leitete das Fest em opulentes Souper ein, das von Herrn Traiteur Arlt in bekannter aus gezeichneter Weise auSgestattcl worden war. Musikalische Dar bietungen der Kapelle des Leib-Grenadier-Negiineitts und eine Reihe von Trinkspriichen trugen wesentlich zur Belebung der Tafel bei. Herr Vorsteher Stadtrat Weigandt knüpste an den Besuch des Ka.serS an, der es sich nicht habe nehmen lassen, den geliebten Laudeshcrrn vor seiner Abreise nach dem Süden zu begrüßen. auS dem dieser hoffentlich recht gesund wiederkehren würde, und er hob sein GlaS mit dem LVeinsihe: Gott segne. Gott schütze unseren König. Das geschästsführende Vorstandsmitglied. Herr Schiffs, eigner Schulze, berührte in seiner Rcde zunächst das feste Zw aminenhalten und die Zusammengehörigkeit der Bogenschützen, als dessen Symbol die Fahne gelte, die ihren, wenn auch fried lichen Liegeslaus. schon seit Jahrhunderten verfolge. Im weiteren warf er emen Rückblick aus die abgclaufene Saison, konstatierte mit Befriedigung deren gelungenen Verlauf und begrüßte schließ lich das diesjährige Schukenkönigspacir, aus dessen Wohl er sem Glas leerle. Losort erhob sich der Schützenkönig. HerrKartonnagen- fablikant O. Fischer, zur Erwiderung. Als der Herbst ins Land ging, sei ihm die KöiugSwürde aufs neue zugefallen: heute sei er 'ereil, Re alkehrwürdigen Insignien wieder abzulegen. Wenn er die Zeit seines Regiments an sich vorüberziehen lasse, so müsse er mit Dank bekennen, daß ihm von allen Seiten die freundlichsten Esisinnungen enteegengelragen worden seien. Er lasse indessen die Frage offen, ob der Schützenkönig auch in Wirklichkeit der beste Schutze sei. Den Begriff eines solchen erläuterte er hieraus in kurzer, gebundener Rede und schloß mit dem Wunsche, daß, obgleich viele in der Gilde gewiß gute Schützen seien, sich doch jeder be mühe» möchte, der beste zu werden. In diesem Sinne brachte er sein letztes Hoch als Schützenkönig der alten lieben Bogenschützen- silde. Hieraus hieß Herr Stadtrat Weigandt das ehemalige Bor- tandsmitglicd Herrn Geh.HosratTr Mehnert herzlich willkommen, >er immer noch den, Vorstande mit seinem bewährten Rate zur Seite stehe. Herr Geh. Hosrat Dr. Mehner» sprach für diese An erkennung zunächst seinen Dank aus, kam dann auf die guten Bürgertunenden der Bogenschützen zu sprechen, und verglich schließ lich den Besuch des Kaisers an unserem Köuigshofe mit dem Anfänge des Frühlings, der »ach den schweren Zeiten des letzten Winters nicht nur in unserem Sachsenlande. sondern vor allem auch in dem Herzen unseres Königs recht bald einziehen möge. Diese mit zündenden Worten vorgetragene Rede klang aus in einem dreifachen Hoch aus Le. Maiestäl den Kaiser als Frühlingskünder, in das alle begeistert eiiistimutten. Herr Prioatus Adam fesirte mit schwungvollen Worten die Frauen, auf deren Grazie und Schönheit er sein Glas leerte. Herr Dekorationsmaler Schlenkrich hatte auch diesmal den Pegasus bestiegen und gedachte der Presse und der zur Verschönerung des Abends beitragenden Künstler, während Herr Prioalus Biener sein Glas auf die Vorsteher leerte. Ein laun ges Taiellsid bildete den würdigen Schluß des Soupers. Die künstlerischen Darbietungen des Abends wurden m der Haupt- lache von Frl. Rosenberger in anerkennenswerter Weise bestritten, die. von Frl. Bauer siinsmnig begleitet, einige Lieder von Brahms und Schubert sang. Reicher Beifall wurde hierfür beiden Damen zu teil. Der sich an die Tafel anschließende Ball erreichte seinen Höhepunkt in einem reich ansgestatteten Gabentanz, der eine Fülle vornehmer und praktischer Geschenke bot. bim Welche Stunde die Teilnehmer schließlich zum Aufbruch rüstete», weiß nur der Bereinschronist zu vermelden. —* Polizeibericht. 18. März. Auf der Königsbrücker- straße wurde am Sonnabend vormittag ein Herr von einem Fleischerwagen überfahren und erlitt eine starke Quetschung der rechten Hand und des rechten Fußes. — Am 7. d. M. ist vom Güterboden des hiesigen Güterbahnhoss weg eine Kiste, gcz. D. O. 50, Glaswaren enthaltend, abhanden gekommen und vermutlich gestohlen worden: cs ist aber auch nicht ausge schlossen, daß sie oon einem fremden Kutscher versehentlich mit auf- geladen worden ist. Etwaige Mitteilungen über den Verbleib der Kiste werden an die Kriminal-Aoteilimg, Hauptpolizei, Zimmer 29, zu 6. Unbek. 905 erbeten. — 'Dem Seemannsamte in Hamburg ist der Nachlaß eines am 19. September 1902 in Qsndje verstorbenen Mannes eingeliefert worden, dessen Person bisher nicht festgestellt werden konnte. Der Unbekannte hat sich fälschlich die Namen Seewald und Friedrich Wilhelm Kriegerstein aus Löwenberg beigelegt und ist zuletzt als Matrose an Bord de» Hamburger Dampfers „Günther" bebienstet gewesen. Er soll in Dresden geboren sein, hier das Tischlcrhandwerk erlernt und später nach Beendigung seiner Wanderschaft in einer hiesigen Dampftischlerei in Arbeit gestanden haben: auch soll er in Dresden verheiratet gewesen sein, seine Ehefrau aber verlassen haben. Es wird gebeten, Mittellungen, die zur Feststellung der Persönlichkeit dienen können, an die Königlich« Polizeioirektion, Abteilung O. hier zu richten, wo sich auch etwaige Angehörige wegen Ueoernahme des Nachlasses melden können (Aktenzeichen: Totenreg. 132s. —* Schwurgericht. Gegen den W>rtschoftsgehilfen F. Oskar Haupt aus Bobersin und den Maurer K. Fried. Ernst Kunze au« Dresden fft Anklage wegen schweren Diebstahls und vorsätzlicher Brandstiftung, gegen den 07jährigen Müller und Wirtschastsbefitzer Friedrich Ernst Haupt, den Vater des Erstgenannten, wegen Hehlerei erhoben worden. Haupt jun. und Kunze werden ve- schuldigt, in der Nacht zum 22. Dezember 1900 in Seifersdors bei Rodeberg die Scheune des Gutsbesitzers Zumpe erbrochen, daraus 12 Zentner Getreide gestohlen und sodann das Gebäude in Brand gesteckt zu haben, während Haupt sen. zum Umsatz eines Teile- des gestohlenen Getreides bcigetragen haben soll, obwohl er um dessen unredlichen Erwerb wußte. Bald nachher wurde gegen die heuligcil Angeklagten die Untersuchung eingeleitet, doch mußte schließlich das Verfahren eingestellt werden, den» die Haupt- bcschnldigteii schworen Stein und Bein, daß sie unschuldig seien. Der Diebstahl war mit so großer Frechheit und Dreistigkeit aus- gesührt, daß nur ganz gewiegte Einbrecher als Täter in Frage kommen konnten. Daß zu diesen aber Kunze und Haupt jun. ge hören, bewies die Folge. Die Einwohner von Seifersdors, Lausa. Medingen wurde» vom Jahre 1901 an durch eine große Menge schwerer Einbruchsdiebslähle erschreckt. Endlich gelang es, die Bande zu fassen. Dazu gehörten Haupt und Kunze. Beide kamen als Angeklagte vor das hiesige Landgericht. Haupt leugnete hart näckig, während Kunze sofort ein umfassendes Geständnis ablegte. Haupt erhielt wegen 12 schwerer Diebstähle 12 Jahre Zuchthaus, R. wegen 4 schwerer Diebstähle 4 Jahre Zuchthaus. Beide ver büßen die ihnen ouserlegten Strafen gegenwärtig in Waldhelm. Da überdies nachgewiesen wurde, daß H. auf feinen Raubzügen stets einen geladenen Revolver bei sich trug, mußte man ihm nach dieser Verurteilung auch den verwegensten Spitzbubenstreich »u- trauen. Tie Untersuchung in der vorliegenden Strafsache wurde darum wieder ausgenommen. Da die Angeklagten m der Vor untersuchung bis aufs äußerste geleugnet haben, wurden zur Haupt- verhcmdlung 25 Zeugen und als Sachverständige die Herren Ober- medizinalrat Dr. Donau und Professor Dr. Steglich geladen. Wider Erwarten tauschten Haupt jun. und Kunze ihre in der früheren Verhandlung gespielten Rollen. Erster«» legt gleich zu Beginn der Verhandlung ein umfassendes Geständnis ab, in der Erwartung und Voraussetzung vielleicht, daß ihm höchstens noch 3 Jahre Zuchthau» znerkannt werden können. E« wird nach dem Geständnis Haupt- folgendes festgestellt: Haupt sen. besitzt in Med,«gen «in Seme» Anwese» von 5 Scheffeln Land und hat <uss Lausaer Flur noch 4 Scheffel gepachtet. Im Jahr« 1900 die Ernte besonder» schlecht ausgefallen, weshalb der Sohn aus dm Gedanken kam, au» fremden Vorräten zu schöpfen. Schon einige Tage vor dem 32. Dezember hatten Haupt jun. und Kunze ,ge- schästeholber" die Umgegend nach Diebesgeleaenheiten ausgekund- fchaftrt und kamen am Abend de- 22. Dezember a» die Zumprsche Scheune, die isoliert auf dem Felde steht. Da» Tor, das «äh Hauvt» Behauptung nur durch «inen davoraelegten Stein ge. schlossen war. wurde geöffnet, di« Spitzbuben sackten 12 Zentner Getreide ein und trugen d»e Beute in» Freie. Um den Trantpnt war ihnen nicht lange bang«. Beide begaben sich in eia beaoch. barte» Gehöft, bespannten «inen im Hose stehende» Wagen mit einem älteren Pferd«, welche» Haupt im Stalle sorgfältig au»gesucht halt«, luden da» Getreide aus und fuhren in aller Äemüt-ruhe nach dem eine Stunde entfernten Medingen, nach der Besitzung de» älteren Haupt. Pferd und Wagen wurden noch in derselben Nacht dem Besitzer zurückaebracht, da» Pferd ordnungsmäßig abgeschirrt und wieder im Stalle verwahrt. Bei der auSgerauvten Scheune vor- beikommend, faßte Haupt dm Entschluß, einen Brand zu legen, um die Spuren des Diebstahls zu verwischen. Während Kunze draußen wartete, steckte Haupt da» auf der Tenne lagernde Strrih in Brand: dann liefen beide querfeldein, während die Scheune voll ständig niedrrbrannte. Am anderen Tage wurde da- gestohlen« Getreide gereinigt und für 66 Mk. verkauft. Am Morae» schon hatte Haupt len. KO Pfund Roggen bei einem Bäckcr in Medingen gegen Brot umgetautcht. Me drei Angeklagte behaupten, daß Haupt sen. von dem Getreidediebstahl nicht» gewußt habe, wie ihm auch die früheren Einbrüche verheimlicht worden seien. Die Be weisaufnahme dagegen ergibt die Schuld sämtlicher Angeklagten. Kunze hat sich einem seiner früheren Komplizen gegenüber mit der Ausräubung der ZumpeschenScheunc undderBrandstiftuna gebrüstet und Hauvt sen. konnte niemals korrekte Angaben über seine Ge- trcidevorräte machen: insbesondere muß ausfallen, daß er an dem Tage der Brandstiftung mehr Getreide besaß, als er von dem Er trägnisse seiner kleinen Wirtschaft überhaupt haben konnte. Tie Verteidiger, Reckt-anwälte Dr. Knall, Dr. Lanoheineken und Bursian-Wilsdruff können sich unter der erdrückenden Wucht des Belastungsmaterials nur darauf beschränken, die Straftaten ihrer Klienten in milderem Lickte erscheinen zu taffen, während Staats- anwalt Dr. Herzog aus strenge Bestrafung plaidiert. Die Ge schworenen sprechen den Angeklagtcn Hauvt jun. des einfachen Diebstahl- und der Brandstiftung unter Ausschluß mildernder Ilm- stände, den Angeklagten Kunze de» Diebstahls unter Ausschluß mildernder Umstände, den Angeklagten Haupt sen der Verheim- licbiing des gestohlenen Gutes schuldig. Daraus spricht der Ge richtshof folgendes Urteil: Haupt jun. erhält eine Gesamtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Kunz« eine solche von 5 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, und 5 Jahren Ehr verlust. Haupt 1 Jahr Gefängnis, 2jährigeu Ehrverlust und Zu lässigkeit der Polizeiaufsicht. —' W««»rde»Ichi der Hmndnrger «erwart« vom l«. Wir,, »in Maximum von über 780 Mm bedeckt Nord-Rußland, ein Minimum unier 7«o Mm. befindet fich nordwestlich von Schottland, dessen Ausläufer noch niedrigeren Drucks sich nach dein »anal erb recken. Deutschland bat meist ziemlich milde« und trübe« Wetter, im Norvwefien ist es regnerisch. - Wahrscheinlich ist milde« W-Iler. im Norden stellenweise Regen. TakeSfteschichte. X Dorisches Reich. Das Kaiserpaar nimmt am 28. April an der Vermählung des Grofchcrzogs von Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Karoline von Rc»ß älterer Linie teil. Von der Feierlichkeit begeben sich der Kaiser und die Kaiserin direkt ge- ineinsam nach Italien, wo sic, wie schon gemeldet, am 2. Mai in Rom eintresfen. Daß diesmal der Kaiser und die Kaiserin zusammen zum Besuch an dem italienischen Königshofe eintrefse». gibt diesem Besuch« eine intimere Bedeutung und macht cs de- «reiflich, daß auch in Rom besondere Veranstaltungen zur Be grüßung des deutschen Kaiserpaares getroffen werden. x Der erste Vneprüsident des Reichstags Graf Stol- berg-Wcrnigerode ist erkrankt und muß da- Bett hüten. x Der Zentralverband deuticker Industrieller dielt in Berlin eine Trlkgiertenveffainmlinig ab. Diese nahm bezüglich der Handelsoerlräge eine Resolution an. die den Ab schluß langfristiger Handelsvertiäge unter Bindung bezw. Hkrab- letzung der für die deutlcdr Au-ludr wichtigen fremden Zoll'itze und die Sickerung der Meistbegünstigung befürwortet und bei den Handelsvertragsverhandlungen eine weitere Er mäßigung der IndnstrieMe möglichst ausgeschlossen zu sehr» wünscht. Geheimer Finanzrat Iencke betonte in der Eröffnungs rede den Erfolg der Düsseldorfer Ausstellung und fuhr fort: Einen Glanzpunkt der Düsseldorfer Ausstellung bildete die Aus stellung der Firma Krupp. Ich darf dies umsomehr sagen, als ich gar nicht mehr pro ckomo spreche, seitdem meine Beziehungen zu der Firma gelöst sind. Tic Ausstellung der Firma Krupo fand den ungeteilten Beifall des In- und Auslandes. Damals weilte der Inhaber der Firma noch unter den Lebenden, die Anerkennung, welche der Firma zu teil wurde, war seine letzte große Freude. Em trauriges Geschick hat ihn aus der Hohe seiner Schaffenskraft dem Leben entrissen. Er hatte seiner Ver waltung die Aufgabe gestellt, das gesamte Arbeitsgebiet der Firma Krupp zur Darstellung zu bringen. Diese Aufgabe war aus eine glänzende Weise gelöst. Nach Schluß der Ausstellung wurde der Inhaber der Firma aus dem Leben gerufen. Die tragischen Umstande, unter denen der Tod erfolgte, sind noch in unser alter Gedächtnis. Das hochherzige, ritterliche Eintreten Sr. Majestät des Kaisers und Königs für den verstorbenen Freund soll in der deutschen Nation und in der deutschen Industrie nicht vergesse» werden. sBrifall.s Rheinlastd-Westsalen hat m einer imposant«! und erhebenden Trauerfeier seinen Gefühlen weihevollen Ausdruck gegeben, und die Kundgebung, die von dort ausgegangen ist, hat ihren Widerhall in ganz Deutschland gefunden. Das Direktorium deS ZentralverbandeS hat sein Beileid in einem Schreiben an die Frau Witwe des Verstorbenen und an daS Direktorium des Werkes zum Ausdruck gebracht. Es sei aber auch mir heute, wo die Delegiertenversammlung wieder zum erstenmal Zusammentritt, eitdcm sich das Grab über diesem größten deutschen Industriellen -schlossen hat, gestattet, einiges zu seinen Ehren zu sagen und ..rugnis davon adzulegen, daß der Name Krupp im Zentral- verbande nicht vergessen werden wird. Redner gab dann unter lebhaftem Beifall ein von wärmster Anerkennung getragenes Bild des Charakters und der Leistungen deS Verstorbenen. General- ekretär Bueck erschien, nach lebensgefährlicher Erkrankung im verflossenen Winter, wieder frisch und in alter Kraft auf dem Plane und nahm die Glückwünsche seiner zahlreichen Verehrer u seiner Genesung entgegen. Er erstattete den Geschäftsbericht, >ei welchem er der Sorge darüber lebhaften Ausdruck gab, daß die Sozialdemokratie behördlicherseits jetzt nicht mehr als Umsturzpartri, sondern als Arbeiterpartei, also als bürgerliche Partei innerhalb des Rahmens der gegenwärtigen Gesellschafts ordnung angesehen und behandelt würde. Der Kampf gegen die Sozialdemokratie sollte daS hauptsächlichste Ziel der maß- gebenden Kreise und der bürgerlichen Parteien sein. Das werde aber bedauerlicherweise nicht erkannt. Es frage sich, ob die zur Schrankenlosigkeit ausgeartcte Freiheit der Rede, der Presse und wohl auch deS Vereins- und Versammlungsrechtes ferner, vie bisher, als unbedingtes Korrelat der höchsten Staats- und lnlturentwickluna anzusehcn sei, oder ob nicht gerade die Erhaltung >r» Staates und unserer Kultur unbedingt Remedur erfordere. Redner kritisierte zum Schluß den im Reichstage etngebrachlcn Antrag v. Heyl auf Hinaufrnckuna der Altersgrenze für sagend- sich« Arbeiter auf 18 Jahre und Verkürzung der Arbeitszeit für Arbeiterinnen. Er legte der Delegiertenversamuilung einen An- trag vor. daß sie in der Verwirklichung deS Anträge« v. Hehl einen in hohem Maße schädigenden Eingriff in die Interessen der In- dustrie und Arbeiterschaft erblicke und da» Dlrektorium beauf- trage, alle ihm erforderlich erscheinenden Schritte zu tum u« zu Verbindern, daß diesen Anträgen von den gesetzgebenden Gewalten Folge gegeben werde. Dieser Antrag wurde einstimmig ange nommen. — Stach einem Referat über die Novelle -um Kranken- verslcherungSgesetz wurde die Versammlung geschlossen. x Rußland. Die Kaiserin-Mutter ist nach Kopen hagen abgereist. x Amerika. Der Senat zu Washington ratifizierte den Panamakanalvertraa mit 73 gegen ü Stimmen. x Nach elnem Bericht de» amerikanischen Konsul» ia Montevideo stehen 9000 Mann im Amruhr gegen di« Regierung. In der Umgegend vonMontevideo i einen bedenklichen Charakter an. der amerikanilchen Flotte, da» " hat Befehl «halten, die amerlkam
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