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7-. Jahrgang. AS ISS Abenö-Äusgabe Don»er»Iag, 1. A»r» ISA! Gegründet 18SK »rohlanichnft: «»chricht», D»»,«»>. F»rulpr»ch«r-Samm»inumm«r! -S S^l. Nur sür Nachlg.Iprlch,! SO Oll. vom >. dt» ti. «vril ISLtz dvi lüalich »w«t,nul>g»r Juftrllung jret Kou» I. t» stlr L»ü«I April z W»rk ok», PoN»»ft«llung»ä«dtWr Voftd»M«»vr«t»' Bezugs-Gebühr Dt« «NjKarn « ^ Anzeigen^Preik: aub»rt>a>d 200 Ptp. Vls«rl> SO Word. »n««du Schrt>U«>tung und Äauplgetchitft»sl«tl«: «»rt«»l>r»I,, SS,-»2. Druck u. Verl», oon Meplch ck »etch«rdl in Dr«»d»n. PoMcheck-NonIo lOSS Dre»d»n. Nachdruck nur mit »»»Ilicher Vvellenunaad» «»Dresdner Nachr.-> »ulitsli». Unverln»»,, SchriNIckck« werd-n nicht auldvwadrl. Mets Steuerprogramm ansenommen. Die Gefamtabfttmmung in der Kammer nach einer 12 ständigen Nachtfitzung. Deukschlan-S Enlschluhfreiheit in -er Aatskommission. - Aamek über Oesterreichs wirtschaslspolitische Arbeiten UN- Ziele. Die Nachtsihung -er Pariser Kammer. ID u r ch F u n k s p r u ch.) Paris. 1. April. Die Kammer hat mit S»6 gegen ISS Stimme« den Stncracsetzcntwnrs Perets in seiner Gesamtheit «»genommen. Um 13^- Uhr dcntschcr Zeit war die Nachtsitzung s« Ende. Die Einführung de» Eiusnhrmonopols sür Zncker wurde mit 230 gegen -'S» Stimme» beschlossen. Die Beratung der Umsatz st euervorlage begann IN Uhr abends. Der Gencralberichterstatter erklärte, daß der Finanzausschuß die verlangte Erhöhung als eine nur für das Budgetjahr 1023 in Aussicht genommene Massnahme anschc. Während die Kvinmniiisten Zurückstellung der Vorlage ver langten, liehen die Sozialisten und die Republik«, n i s ch - d e m o k r a t i s ch c V e r e i n i g u n g erklären, das, sie sich der Abstimmung enthalten würden. Dagegen be tonte Tardieu, daß er die Steucrgesetze und auch die Er höhung der Umsatzsteuer a n n e h m c n werde. Auch der radi kale Abgeordnete Bannet erklärte, das, er für die Um satzsteuer stimmen werde. Aus dem weiteren Verlauf der Aussprache ist zu erwähnen, das, der kommunistische Antrag aus Zurückstellung des Umsatz- jteuerartikels, nachdem Finanznnntster Peret dagegen» gesprochen uuh die Vertrauensfrage gestellt hatte^sUt 227 gegen 103 HliWme» abgelehut wurde. U« 7,20 ahr «»r^«K deutscher Zeit wnrde der Paragraph de» Steuergesetzentwurfes über Sie Erhöhung der Umsatzsteuer mit S07 gegen IS« Stim me» angenommen. sW. T. B.) Sleeg bleibl Generalresi-enl von Marokko. Paris, 3. April. Briand hatte ein Dekret unterzeichnet, nach dem die zeitweilige Mission des Senators Steeg als Generalrcsidcnt von Marokko erneuert wird. — Ti<5 franzö sische Verwaltung in Rabat dementiert die Gerüchte, »ach denen die Truppen Abd el Krims die französische Front durch- brachen haben sollen. Es wird erklärt, das, die Lage un verändert sei und dast die unterworfenen Stämme sich alS durchaus zuverlässig erwiesen hätten. sTU.) „Die franzSMche Sprache ln Slsatz.Lolhriugen." Die „Neue Zürcher Zeitung" brachte kürzlich unter dieser Ucbcrschrjst folgende Meldung aus Paris: In Paris bildete sich aus Elsässern und Lothringern unter dem Vorsitz von Albert Earrs eine Gesellschaft mit dem Titel „l-saguc l>l»lioaole", die es sich zur Aufgabe stellt, durch Veranstaltung von Vorträgen. Sprachkursen und Theatervor- stellungen die Kenntnis der französischen Sprache in Elsast. Lothringen zn fördern. CarrL belegte die Notwendigkeit dieser Aktion aus den Auflagezissern der elsaß- lothrtngischen Zeitungen. In Lothringen existieren I« Zeitungen, vier französische mit einer Auslagezifscr von 26 000, drei zweisprachige mit 1730 und neun deutsche mit einer Auflage von 82 600 Exemplaren. Im Elsaß stehen den elf französischen Zeitungen mit einer Auslage von 42 000 im ganzen 33 deutsche Blätter gegenüber mit einer Auflage von 372 200 Exemplaren. Mit der französischen Nationalität der „geraubten Pro vinzcn" ist es also doch nichts. FranzöstschesSulrigenspielgegenAizaKhan? Ei» französisch-persischer Zwischenfall. London, 1. April. Nach einer Meldung aus Bagdad traf dort aus Persien ein Franzose Namens Debaunnan unter Bedeckung ein. der nach Frankreich ^,rr Mmrteilun« MergePVtt werben soll. Er wirb beschuldigt, ' die Kopie eines dem frühe Sen französischen Gesandten in Teheran Bvnzon, an Berthclot gesandten Briefes an sich ge bracht zu haben, in idem der neue Schah abfällig benrteiit «nd eine Politik der Unterstützung des früheren Schahs angeregt wuvde. Abschriften dieses Briefes sollen der neue Schal, und der So-wjctr>er1reter erhalten haben, was zur Entlassung Bonzons, sowie aller französischen Offiziere im Dienste der persischen Regierung gesührt habe. Zu dem in der letzten Woche vom neuen Schah vcranstal tetcn diplomatischen Empfang solle» die Vertreter aller aus wärtigen Länder, außer dem sranzösischcn, geladen worden sein. Der Zwischenfall habe dem französischen Prestige bei der jetzigen persischen Regierung in politischer und kommer zieller Sieziehumg beträchtlich geschadet. lW. T. B.) Mimischer Aries. Deutschland und die Ratskommission. Die sreie Enlschliehung unbeelnkröchligl. Eine offiziöse Auslastung der „Tagt. Rundschau". Berlin, i. April. Z»m Beschluß der Reichsregicrung, sich an den Beratungen der Studicnkommission des Völkerbundes zu beteiligen, schreibt die „Tägliche Rundschau" in einem anscheinend offiziös becinslnßten Kommentür. daß bei der Stellungnahme zu der Einladung zn berücksichtigen ge wesen sei, daß die Anregung zur Einsetzung der Kommission von Deutschland auSgcgangcn ist. Voraussichtlich werde dieser deutsche Vorschlag »och veröffentlicht werben, und cs werde dann daraus hcrvorgchcn, nach welcher Richtung die deutsche Delegation eine Voruntersuchung der Frage sür nötig ge halten habe. Ferner sei ins Gewicht gefallen, daß in der in «Yens veröffentlichten Kundgebung der Locarno-Mächte di« Ausrechterhaltung und die Fortentwicklung der Locarno- Politik als notwendig bezeichnet worden sei. Es könne htnzngefügt werden, daß non französischer Seite inzwischen Mitteilungen erfolgt seien, die darauf schließen ließen, baß mau in Paris das Verhältnis zwischen Deutsch land «nd Frankreich so anffastc, als ob Deutschland tatsächlich sch»« in den Völkerbund ausgenommen sei. Es handele sich dabei nicht nur um Morte, sondern man werde auch damit rechnen können, daß die Verwirklichung gewisser Fragen, so z. B. auch die Verhandlungen über die Lnftschissahrt, vor einem befriedigenden Abschluß stehe. Es bedürfe nach allen Er klärungen, die der Reichskanzler und der Rcichsaußcnmiiiister kürzlich im Reichstage abgegeben haben, kaum noch der aus drücklichen Feststellung, daß die Entschlicßnngsfreiheit Deutsch- laudS durch die Teilnahme an den Arbeiten der Kommission i» keiner Weise beeinträchtigt werde und daß Deutschland »ach wie vor freie Hand behalte, sein Eintrittsgcsuch an La« Bvlkerbund znritckzuziehcn, wenn di« Skrhandlnngen sich in einer Richtung entwickeln, in der Deutschland nicht folgen kan«. Deukschlan- elrrsluhlos, wenn -ie Rals- skaaken einig. London, >. Avril. Nach dem diplomatischen Korre spondenten des „Dailn Telegraph" herrscht in den aus wärtigen Aemtern noch eine große Unklarheit über üaS Verhältnis Deutschlands in der Völkerbundskommission ,um Studium der endgültigen Verfassung des VölkerbnndSratcS. Die nach Berlin entsandte Einladung zur Ernennung eines Vertreters tn der Kommission hülle sich über die Ausgabe und die Befugnisse der Kommission tn Schweige». Sic enthalte nur eine sehr allgemein gehaltene Erklärung daß die Kom mission nur autorisiert sein werde, dem Völkcrbnndsrate E»pfehl««gen in der Form eines Minderheits- «nd eines Mchrhcitsberichtcs zu machen. Es sei ferner voracschlagen worden, daß die deutschen Delegierte» bei der Kommission dieselben Rechte wie die Delegierten der Mitalicderstaatcn haben sollte». Juristisch sei das aber ein sehr strittiger Punkt: denn fetzte mau den Fall voraus, daß alle zehn Ratsktaaten die Zweidrittel der Kommission ausmachten, unter sich z« einem einmütigen Beschluß über die Beschaffung neuer ständiger oder nichtständiger Litze kämen, dann würde dieser einmütige Beschluß nur noch der formalen Ratiii- ziernna durch den Völkcrbnndsrat selbst «nd einer Majori tät der Pölkcrbundsversammlung bedürfen, um in Kraft zu treten. Deutschland sei noch nicht Mitglied des Völkerbunds rats und könne, in welchem Falle cs auch sein Vetorecht aus übe. keinen Einflu ß haben, falls man sich über die Frage der Aendcrnna in der Zusammensetziina des Vültcrbnnds- weitcrc Aufklärungen in dieser Frage bitten werde. lT.-U.) Die drohenden Gegensätze in -er Siu-ien- kommijsion. Bandcrvelde über die Genfer Tagung. Pari«, 1. März. Der „Figaro" veröffentlicht heute ein Interview mit dem belgischen Außenminister VanVer ve ldc über seine Eindrücke ans der letzten Genier Tagung. Zu Beginn seiner Ausführungen erklärte Vanderveldc, er möchte nicht belgisch oder srauzösisch. sondern „europäisch" sprechen. Die Genfer Tagung sei daran gescheitert, daß «an in der Erweiterung des Völkerbnndsratea einen Interessen» konflikt erblickt habe zwischen Deutschland und Polen. Diese Einstellung haben Briand wie Strnniki bedauert. Man habe in Genf eine Krise des Locarno-Geistes und eine solche des Völkerbundes erlebt. Die crstcrc sei aber glücklich über wunden worden. Er könne versichern, daß die Bcrstäu- d i g u n g s f o r m el. die man in Gens gesunden habe, keine Kommuniquöphraie genn.se» sei. Ueber die Krise des Völkerbundes könne man jedoch rtuftc Befürchtungen nicht verheimliche«. Vanderveldc äußerte die Vesürchtiing, das, sich die Schwie rigkeiten im Mai oder September wiederholen könnten. Es sei zn befürchten, das, man in der Stndicntom- miision d«S Völkerbundes dieselben prinzipiellen Gegensätze antrefsen werde, wie aus der Genfer Tagung. Schweden und einige kleine Staaten würden wahrscheinlich g c g e n die Erweiterung de» Rates mit Ausnahme DcutschlairdS sein. Auch Brasilien werde hartnäckig seine» Anspruch ans einen RatSsitz ausrccht erhalten. Diese Schwierigkeiten wttr, den die Locarno-Politik gefährden und den Völkerbund töd lich lähmen. ,Ttt.) «Vo» unserem ftündigen römischen Karre,poirdenten.i Rom, den 29. Mürz. Ostern steht vor der Tür, aber merkwürdig, niemand will cs noch so recht glauben: es fehlt etwas zu den römischen Ostern: die Sonne und die Deutschen! Voriges Jahr prangten die Hänge von Pincio und Gianicolo und die vatika nischen Gärten im vollen Frtthlingsglanz, Tausende von deutschen Reisenden, und namentlich Pilgern zogen an dächtig von Wunder zu Wunder, und die Hoteliers und Ge schäftsleute rieben sich vergnügt die Hände. Diesmal will die Sonne nicht heraus, unendliche Regenschauer prasseln nieder auf die bunten Regenschirme der Blumenstände an der Spani schen Treppe und die noch komischeren, unter denen die römischen Droschkenkutscher thronen! Die Hotels aber sagen: ein täglicher Ausfall von gut tausend P«rso»e»! Engländer und Amerikaner bringen es nicht ein; sie trinken bekanntlich Wasser und geben keine Trinkgelder. Tie so klagen, täten gut daran, einmal mehr in die italie nischen Zeitungen zu gucken: die Schimpfreüen Mussolinis sind ja nur der Generalbaß, -essen Melodie täglich hundert kleine Musikanten wiederholen und variieren: „Wie man mit den Dentschen reden muht". „Gegen die Wiederkehr der deutsche» Hrgemorrte?V „Jtzder Italiener ist hundertmal mehr wert als irgendein Ausländer!^, „Die Deutschen sind schwer von Be griffen!" nsw. Das ist es. gute Leute, waS uns abhält, dies Jahr den Weg über die Alpen zu nehmen, von unseren leeren Portemonnaies ganz abgesehen. Niemand bet uns hat noch Lust, in Euren Gefängnissen die Läuse Eurer Bummler und Gauner zu teilen und in Kettest vorgeführt zu werden, weil er ein paar Knaben vom venetianischen Kanal photo graphiert hat. was — wie nicht alle Well misten kann — -ie Ehre Italiens beleidigt, oder weil er tn der Eisenbahn einen Platz belegte, aus dem ein Jüngling seine Beine ausstreckt, der sich nachher als faschistischer Onorevole entpuppt. Das alles haben wir ja erlebt und andere auch, wie jener Engländer, den vor ein paar Wochen einige übereifrige Mtliz- bengel in Genua aus dem Zuge zerrten, weil er — einem antifaschistischen Studenten ähnlich sah! Dem will sich doch keiner mehr aussetzen, der in Ruhe ein paar Ferientage in der Sonne sein will. Der Prestigefimmel zeitigt in diesem Jahre überhaupt immer wunderlichere Blüten: fortwährend werden neue Uniformen erfunden »nd ausprobiert, von dem goldstrotzenden Diplom aten- frack des neuen „Gouverneurs" von Rom svor zehn Jahren war er ein kleiner Spediteur), der 30000 Lire kostet, bis zu den städtischen Schutzleuten, die jetzt in schwarzem Tuchhelm ganz nach englischem Muster shundert von ihnen wurden zur Instruktion nach London geschickt) den immer wilderen Verkehr in den engen Gaffen dirigieren, einen weißen Stab tn der weißbchandschuhtcn Rechten. Nicht genug damit: soeben wird von einer hohen Kommission eine neue Gala - Unisorm für alle Offiziere aus schwar zem Tuch geprüft, weil das Feldgrau die schönen Formen dieser Rümersünglinge nicht genügend zur Geltung bringt. Besonderen Spaß gewähren dem deutschen Soldatenaugc die Kolonialossizicre, die man in Rom zu ihren langen Khaki- Hosen braune Halbschuhchen und gelbseidenc Strümpfe tragen sieht: diesen Herrchen haben die Damen natürlich auch schon längst ihre — Korsetts vererbt. In den letzten Tagen strömen wieder — in Extrazügen — Tausende von Miltzsaschistcn nach der Hauptstadt, um wieder einmal den Römern und den Fremden die Macht des Faschis mus vor Augen zu führen: alle öffentlichen Gebäude, die Ministerien. Bahnhöfe, die Post, tragen an der Frontsette seit kurzem etn a»S grün-wciß-rotcn Glühbirnen gebildetes riesiges Rutenbeil, das dann am Abend weithin erstrahlt: in den Schaufenstern der eleganten Geschäfte am Korso stehen Gipsbüsten Mussolinis, die mit den aufgeworfenen Lippen und dem ans halbgcschlvssencn Augen hcrvorschießenden instcren Blick kaum als Schmeichelei gelten können, aber so will der „Faschist der ersten Stunde" den Duce sehen. Dazu tcht sein neuester Aufruf an allen Mauern und darin kehrt immer wieder das magische Wort „Battaglta" wieder; alles ist für den Faschismus Battaglia. Kamps: er hat schon ein Dutzend solcher Bataillen „gewonnen" und eine Mtttags- zcitung trägt die riesengroße Uebcrschrift: „Sin ungeheures Heer «artet ans die kommenden Schlachten!" Man darf das nicht zu tragisch nehmen: zu solchen Bataillen gehören auch die um den Getreideanbau, bi egen den Mietwucher, die sür die Hebung des Südens Italiens. Solche Ausdrücke reißen den Italiener nun einmal aus seiner herkömmlichen Dolcefar- nicntc-Stimmung und es ist vielleicht die beste Art. dieses Volk zu nehmen: aber wo ist die Grenze? Wann kommt die wirklich ernste Schlacht, wo es nicht auf den schicken Schnitt und den feurigen Blick ankommt sondern auf Zähigkeit und Entsagung? Es wird auch tn diesen Tagen, in denen erneut o viel vom Geist von Locarno die Rede war. hier sehr viel — und von verantwortlicher Seite —> von dem „Recht Italiens ans Expansion" geschrieben. „Die Phase der Sicherheit", sagt der „Popolo d'Jtalta", „sehen wir jetzt als abgeschlossen an: Mnffolini hat klar gesprochen nnd er weiß