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seine« Pointe auf die Dresdner Gemüthlichkeit hinauSlief, soviel Herr Protze aus Chemnitz noch die Söhne des deutschen Batet- landeS und Herr Goldschläger Schultz die Verdienste des Direk tors und Lehrer der Gewerbschule in's Gedächtniß rief. Endlich nahet sich zur Freude Aller noch einmal der Her« Baumeister Günther; er bestieg wieder den Pegasus und ritt auf die deutsche Presse los. Er gedachte -er Macht der deutschen Presse und wir. die Schreiber dieses Blattes, bekamen mitunter ein Kläpschen. Aber — keine Rose ohne Dornen — der Red ner brachte zuletzt ein Hoch den „Dresdner Nachrichten", was einen rauschenden Wiederhall fand und wofür wir uns hiermit nachträglich noch schönstens bedanken. Vergessen sei nicht, daß hierauf die Namen Derjenigen verlesen wurden, die zu einer Hausbauschenkung beigetragen, was sofort Veranlassung zu wei teren Geschenken gab und auch in weiterer Folge dem Zwecke immer mehr zusühren möge. Auch verfehlte Herr Schmiede meister Werner nicht, im Besitz einer kräftigen Baßstimme, ei nige Lieder vorzutragen, während vom Gewerbeverein zu Zit tau ein Begrüßungs-Telegramm einginz, das sofort vom Herrn Oberinspecwr Tauberth eine Beantwortung empfing. Dem letzt genannten verdienstvollen Manne wurde noch eine besondere An erkennung dadurch gespendet, indem man ihm ein Album über reichte, welches die Portraits des Vorstandes enthielt und aus dem Atelier deS Herrn Krone trefflich hervorgegangen war. Ueberdics wurde aber auch sämmtlichen Anwesenden das pho tographische Portrait des Herrnß Oberinspector Tauberth ge spendet. Speisen und Weine erfüllten alle Ansprüche und ehren Küche wie Keller des Braun'schen Hotels. So endete das Fest des Gewerbevereins in der freudigsten und herrlichsten Weise, durchweht vom ächten Geist des Bürgerthums und städtlicher Geselligkeit. — Auch die Erbsen, die Lieblingsspeise so Vieler, müssen sorgfältig untersucht werden, bevor man sie genießt, da sich in jüngster Zeit herausgestellt hat, daß einige Arten derselben (welche? ist noch nicht festzestellt) von einer bösen Plage heim gesucht werden. Eine Familie in hiesiger Stadt fand die für den Mittagstisch zubereiteten Erbsen von dermaßen schlechtem Geschmacke, daß der Genuß derselben unterblieb, da auch das Aussehen der Speise nicht ein normales war. Bei ärztlicher Untersuchung zeigten sich dieselben in Größe und Farbe ganz gesund, nur bei sorgfältiger Prüfung einzelner Exemplare wurde eine dunkler erscheinende Färbung von runder Form auffällig. Vei subtilen Messerschnitten an jener Stelle stellte sich heraus, daß die Erbse hohl war und nur die äußere Umhüllung noch besaß In jener hohlen Stelle befand sich ein Käfer von der Größe eines Holzwurmes und darüber. Versuche an mehreren Erbsen ergaben ein gleiches Resultat; war die Ablösung des äußeren Randes ohne Verletzung des Thicres geschehen, so zeigte sich dasselbe als lebendiger und schneller Läufer, auf den die plötzliche Veränderung durchaus keinen lähmenden Eindruck machte. Erbse für Erbse fand man erfüllt je mit einem sol chen Insassen, ja einige Käfer sind bereits von selbst ausge krochen und haben nur die hohle Schale der Erbse zurückgelas sen Vor vielen Personen hat der hiesige Stadtwundarzt Herr Freiesleben in diesen Tagen Enthüllungen der Käfer vorgenom men und das Faetum bereits an zuständiger Stelle zur Begut achtung mitgetheilt. Fachmännern steht Vorgenannter zum Be huf« weiterercr Untersuchungen gern nut dergleichen Erbsen zu Diensten. — Dem Briese eines sächsischen Militärarztes eutnehmen wir folgende Schilderung: „Rendsburg, am 6. Februar. Ob gleich wir Sachsen uoch in keinem Gefechte war.n und, wie es jetzt scheint, auch schwerlich dazu kommen werden, so arbeite ich doch jetzt gerade so wie kaum im härtesten Feuer. Am 3. d. M. Abends 11 Uhr kam der erste Transport verwundeter Oester reicher und Dänen aus dem Gefechte hier an; nun denke Dir, welcher Trouble, es waren keine Verbandsiücke, keine Betten, keine Decken, keine Lagerstätten, nicht einmal ein leeres Haus und, was das Schlimmste, keine Aerzte der Oesterreicher hier Was nun können 3 sächsische Aerzte, so viel waren wir nur, weil die anderen nicht aufzutreiben waren, unter 830 gräßliöj Verwundeten, die theilwktse kein Wort deutsch sprachen, an fangen - Wir haben MeS gethan, was möglich war, und konnten früh 10 Uhr am 4. Februar sagen, «s hat jeder seinen Verband. Die Kugeln der Dänen, welch« wir ausschnitten, haben ein horrentes Gewicht und find gerade noch einmal so schwer und groß als die der Oesterreicher. Die Verletzungen waren oft fürchterlich und selbst für den Arzt Schauder er regend, sehr häufig von oben, weil sie in Folge ihrer Schwere mehr im Bogen fliegen, in die Brust eingegangen und unter den Schulterblättern heraus. Trotz des großen Mangels an allem nur Röthigen wurde doch bald Rath geschafft, und heute, wo sich die Zahl der Verwundeten hier bereits auf 423 hin beläuft, hat ein Jeder ein Bett mit Strohsack, weil unsere Soldaten den ganzen Tag über stopfen, Decken, Verbandmittel; alle Frauen, Jung und Alt bringen von ihren Händen gezupf ten Charpie, alte Leinwand, Binden, und was das Nöthigste, Lebensmittel in Massen. Wir hatten vergangene Nacht 8 Todte, mrunter 2 Offiziere, und der österreichische Major v Stranskh, der einen Schuß in den Unterleib erhielt, starb diesen Morgen; Alle sächsischen dienstfreien Aerzte sind täglich in die Spitäler beordert. Wie der Zufall oft die Kugel führt, habe ich bei verschiedenen meiner Patienten gesehen; ich verband einen jungen Jäger (Deutschböhmen), der mir seinen ganz durchlöcherten Hut, in dem zwei Kugeln, seinen durchlöcherten Tornister, in dem eine Kugel durchgefahren war, zeigte, und schließlich hatte ihm eine vierte Kugel den Vorderarm durchschossen, doch die Knochen dabei nicht verletzt. Gestern führte man 190 Mann kriegsge angene Dänen hier durch, denen man es ansah, daß sie nicht auf Leben und Tod gekämpft hatten, da nur Einer einen Streif- chuß am Kopfe erhalten hatte; die dabei gaffende und in einem gewissen düsteren Schweigen verharrende Menge der Zuschauer wurde bei dieser Procession plötzlich von einem Schusterlehrling durchbrochen, der mit einem Freudenschrei ausruft: „Ei, unser Geselle, dort geht er." Viele von diesen Leuten hatten hier in Rendsburg noch vor Kurzem gestanden nnd wurden auch teil weise von den Dienstmädchen mit Händedruck empfangen, schie nen sich überhaupt sehr gern in ihr Schicksal zu ergeben. Große Massen von verwundeten Pferden führt man oft hier durch, die oft kaum noch lausen können, weil bei jedem Schritt, den sie thun, eine Masse Blut aus der Brust oder dem Schenkel rc. hervorquillt rc." — Es dürfte nicht uninteressant sein zu erfahren, welchen Nutzen noch manche für werthlos gehaltene Sache zu bringen vermag und wie Industrie, Chemie und sonstige Factoren deS von der Speculation ausgebeuteten täglichen Verkehrs ofv die unscheinbarsten Dinge zu Gelds macht. So z. B der Oeffen- und Ofenruß, der bislang als ganz wcrthlos in die Aschegru ben getragen wurde, neuerdings aber eine ganz eigenthümliche uns zur Zeit noch nicht bekannte Verwendung findet. Dieser Nuß wird jetzt von vielen Maurern, Oessen- und Ofenkehrern scheffelweise gesammelt und mit 10—15 Ngr. der Scheffel be zahlt. Wieviel kann da allein in Dresden zusammen gebracht werden. Das I. Dienstmann-Jnstitut hat Auftrag, bezügliche Anmeldungen anzunehmen und an den Besteller zu befördern. — Ein treffliches Bier wird jetzt im Hofbrauhause ver- schänkt. Es ist der berühmt gewordene Hauffe'sche Bock, dessen Trefflichkeit schon seit einigen Jahren bei Eröffnung der Sai son die Feinschmecker massenweise in das Haus in der Ama lienstraße führt, um sich einem ähnlichen Genüsse hinzugeben wie die Münchener, wenn im dortigen Hofbräu und Löwen bräu die Bockquelle zu strömen beginnt. Jung und Alt, Vor- n hm und Arm kauft sich ein Töpfchen und freut sich der ani- mirten Stimmung die dieses gesunde Bier erweckt Wir erin nern uns nur bei Eröffnung deS Waldschlößchens eine ähn. liche bierlechzende Versammlung aller Stände beisammen ge sehen zu haben, wie die, welche sich jetzt täglich im Hofbrau» hasse versammelt — Einem Mitglieds des 2. Theaters wurde vor einigen Wochen aus einer neben der Bühne befindlichen unverschlossenen Kammer ein Herrenmantel entwendet. Wie man hört, sind gestern von der Polizei zwei junge Leute eingezogen worden, die im Besitz des Mantels in dem Augenblicke angetroffen wurden, als sie ihn eben an einen Dritten verkaufen wollten.