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Dresdner Nachrichten : 29.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188701294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870129
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-29
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.01.1887
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1877 kdtt» Ur.eine »Yahl Wnd« lnMnonmck SÄmeft. Re nur für Droschken uÄ> Werdebabne» Verwendung sinde» sollen. Die tzerstclluua von 75.000 Mrlinn»Bonibcn soll der Kriegs minister General Boulanger sorl>cn an leistungsfähige Firmen der Privatindustrie in Mittel« nnd Güdlrankreich vergebe». Diese um fangreiche Bestellung repräsentirt einen Bekaa von nicht weniger ad v.700,000 Frcs. Deutscherseits ist bekanntlich der Wunsch nuS- gedrückt worden, daß den drutjchr» Schweselälhcr-Fabrikrn ein mög lichst ansehnliche, Antheil an dieser Summe zufallen möge. Verschiedene Noten auS dem Prcßburean dcS KrieasministerS erkläre» die Erzählungen verschiedener Korrespondenten fremder Blätter über angeblich« Unterhaltungen mit Bvulanger für reine Erfindung. Eine Note in der „Liberts" fügt hinzu, der Minister habe seit 8 Tagen diesen Korrespondenten seine Tvitre geschlossen. Eine Note der „Agence libre" dementirt speziell die durch einen Korrespondenten d» .Daily TelWraph" dem Minister zugeschrie- bene Aeußerung, daß er im Halle eine- Krieges mit Deutschland dciniisionireu werde. Paris. Eine neue Zeitung .Le Liberal" ist in Paris erschie nen: dieselbe macht einen Appell an den wahren Patriotismus der Rechten, in dem der Triumph der Anarchisten nicht nur die Kom mune im Ännern, sondern auch den Krieg nach außen bedeuten würde. Die Rechte soll sich, um dies zu verhindern, mit der Linken verbinden und «ine starke, unerschütterliche Republik schaffen. — Die französischen Truppen haben mit der Räumung Tamataves be gonnen und wird dieselbe m acht Tagen beendet sein. Die Tele- graphenlmie von Tamatave nach Tananariva ist ebenfalls in An griff genommen. — DaS Schwurgericht deS Departements der Ost- omenäen hat den Redakteur der .Berit-", Ulhsse Crouzet. frcige- sprochen. Derselbe war vom Maire von Perpignan wegen ver leumderischer Beleidigung verklagt worden, indem er in verschiede nen Zeitungsartikeln darauf hingewicscn hat. daß der Bürgermeister Trinkgelder annehme, sich grober Parteilichkeit und sträflichen Eigennutzes schuldig gemacht habe. Diese Enthüllungen haben all gemeine Sensation erregt. — Der Herzog von Nemours hat lein in der Avenue du BoiS de Bologne gelegenes Hotel an Baron Moritz Ephrussi, Schwiegersohn Rothschild'«, für 8,400.000 Francs verkauft, wodurch er 900,000 Francs verdient. Er selbst batte es von der Gräfin Fleury gekauft. — Eine der wohlthätigsten Institu tionen von Paris hat den Tag ihres dreijährigen Bestehens ge feiert : daS in der Avenue du Maine 20!, neben der Kirche von Montrouge gelegene .Asyle maternel", in welchen, die am 10 Tage nach ihrer Entbindung auS der .Maternite" entlassenen jungen Mütter mit ihren Kindern Aufnahme sinken, ohne Rücksicht auf Religion und Nationalität. Ein wahrhaft trauliches Heim em pfängt den Fremden beim Eintritt, die weiten sauberen Schlafiäle, neben jedem Bett eine kleine Hängematte mit weichen Betten darin Nil die in weiße Hüllen eingepackten Kinder. Es sind seht Ri Pen sionärinnen Mit ihren Kindern darin, jeder Nationalität angchorig und manche auS sehr gebildeten Ständen, die ihre für weitere 10 Tage Ausnahme finden. Sie erhalten außer Nahrung und Logis noch Wäsche für die Kinder und für hier Person, außerdem ein weißes Häubchen, eine weihe Schürze, ei» Paar warme schuhe und ein wollenes Tuch, während sic bei den gewöhnlichsten Hebammen M Francs zahlen müssen, ohne das Geringste weiter außer Kost, Logis und Medizin zu erhalten. Hier spiele» sich die süßesten Liebesjzenen ab, die Szenen der erhabenen Mutterliebe! Italien. AlS in Salerno Abends der Pfarrer von Sant Peter, Monsignore Miele, nach celcbrirter Messe aus der Kirche trat, wurde er von einem unbekannten Manne mit drei Ncvolver- uhüssen niedergestreckt. Ter Thätcr ist entflohen. Tie Teputiltenkammcr hat vor Eintritt in die Spczialdcbatte des Budgets auf Wunsch des Ministerpräsidenten Depretis aus drücklich demselben ein klares Bertlauensvotum ertheilt und zwar »ut 22!» gegen 154 Stimmen. Es bezieht sich das auf die Vor kommnisse ani Rothen Meer. Am 2?. d. rückten 4 Kompagnien Jnsanterie ans ihren Garnisonen ab. desgleichen au« Vicenza 2 GebirgSgcschütze und a»S Pavia 1 Geniekompaanie. Die Truppen schissen sich am 1. Februar in Neapel ein und gehen unter dem Befehle eines Majors nach Massauah. In Aquila sanken in der Zeit vom 26. d. halb 8 Uhr Nach mittags dis zum Donnerstag 70/4 Uhr früh siebe» Erdstöße, worunter drei stärkere, statt. Rein Menschenopfer ist zu beklagen. Belgien. Eine Vorstellung zu Antwerpen gab zu einem schrecklichen Austritte deM Anlaß. Allabendlich führt als Schluß- sliick eine amerikanische Löwenbändigerin, Fräulein Lconda, ihre 6 gebändigten Löwen vor. Obwohl sie vor wenigen Wochen bereits bei einer Vorstellung durch einen der Löwen leicht verwundet worden war. betrat sie dennoch stets den Käsig nur mit enter Peitsche in der Hand. So auch bei der betr. Vorstellung. Kaum hatte sic aber den Käfig betreten, als zu Aller Entsetzen ein Löwe am sie zmpringt, ihren rechten Vorderarm ergreift und ihn bis auf de» .Knochen zerfleischt. Leonda sinkt mit eurem Schmerzensschrei aus die Knie, der Boden des Käfigs wird durch den Blutstrom ge- iöthct, brüllend zieht sich der Löwe zu den übrigen in der Ecke de« KäsigS zurück. Leonda, die Gefahr, in der sie schwebt, erkennend, ermannt sich nnd eS gelingt ihr mit Hilfe der zueilenden Beamten sich aus dem Käfig zu schleppen. Todesstille herrschte n» Theater; Leonda an« dem Käfig herauStrctend, stotterte, dem Publikum zu gewendet. noch die Worte: „Es ist nichts!" dann sinkt sie sofort bewußtlos zusammen. Nachdem man sic hinausgetragen, stellten hiiizugcciite "Acrztc fest, daß die Verletzungen, da der Knochen ange griffen. lebensgefährlich sind. Bor einigen Tagen erregten die Brüsseler Sozialisten im vlmiiocbc» Theater Unruhen. Es wurde ei» an sich unbedeutendes Traum von Julius Horte. „Der kleine Patriot", ausgeführt. Das S tück spielt in Brüssel während der französischen Revolution: Aus dc»i großen Platze erscheint die rothe Fahne, welche von den vlä- iiuschen Bürgern zerrisse» wird. Dieser Austritt mißfiel den Fran- zöslinaen. sie zischten, konnten aber aus dem Saal cnlicrnt werden unter bei» donnernden Beifall der kleine» Bürgerschaft, welche seit einige» I ihren in diesem bescheidenen Theater das früher unter drückte nationale Wesen licbgewoiine». Darauf entstand ei» Zeitungs krieg, welcher den Gentner „Booruit", das bekannte Sozialisten blatt, zu der Erklärung veranlaßt, unbekümmert um die Lehren der Geschichte, sei nicht die Brabanconne, sondern das französische Kampflied ihre Losung, »nd wenn ein Krieg zwischen Deuischland und Frankreich losbräche, so würden die vlämischcn Sozialisten keinen Augenblick anstehcn, sich zur rothen Fahne zu schämen, und niiier den Klängen der Marseillaise für Frankreich gegen die Tcnischcn zu kämmen. Holland. In Amsterdam fand im Volkspark eine Versamm lung arbeitsloser Arbeiter statt, woran 2000 Menschen thcilnahmen. "Alle Redner sprachen überaus heftig gegen die Bourgeoisie. Die Versammlung entsandte eine Deputation an den Bürgermeister, welcher ausgewrdert wurde, alle für den 70. Geburtstag des Königs bestimmten summen den Arbeitslosen zuzuwenden. Viele auf rührerische Druckschriften wurden vcrthcilt. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. England. Einer Meldung des ,H. T. B." aus Alexandrien -ioolgc soll Fürst Alexander zur Uebenrahme des Oberkommandos scr englische» Trnpven in Wadi Halfa designirt sein. Fürst Alexander wird am Montag sich in Genua nach Alexandrien ein- schisscn. Wie Wiener Blätter melden, reisen Fürst "Alexander und sein Bruder. Prinz Heinrich Battenberg, unter dem Inkognito ,uc:Herren von Hartenau. Fm Oberhaus wie« bei Berathung der Adresse Lord Salis bury die Behauptung Lord Granvillr's zurück, daß seine Rede beim Lerd-Mahors-Banket in Guildball Deutschland entfremdet habe und stellte durchaus in Abrede, daß er sich um die Wiedereinsetzung des Fürsten Alexander bemühe. Die Regierung erkenne in Bezug am die Balkmihalbiniel an, daß Rußland gewisse Aspirationen habe. Tie Regierung wünsche eine Erfüllung der legitimen Wünsche Rußlands: wen» letzteres aber diese Wunsche mit Intoleranz ver- ' eigen sollte, dann würde eine Gefahr für den europäischen Frieden ent liehen. Mit Vorsicht spreche er, Salisbury, von den jüngst ge hegten Befüichtnngen wegen Ausbruchs eines Krieges zwilchen zwei großen Mächte» des Kontinents. Die Regierung dürfe un möglich ihr Auge verschließen gegen die Gefahr, welche dem Fric- dcn durch die zunehmenden Rüstungen drohe; Alle», welche dieser Lawine nahe seien, sei Wachsamkeit nöthig. Diese Wachsamkeit tonne jedoch zum Verdacht sichren und dieser Verdacht endlich den Zuiaiiiniciisivß veranlassen. Allein es sei nichts geschehen, seit er, Salisbury, Minister des Auswärtigen sei, waS andeuten könne, daß die Gefahr jetzt größer sei als früher, und die englischen Botschal tcr in Paris und Berlin seien der Meinung, daß die Situativ» nicht kriegerisch, sondern eher friedlich lei. Er hoffe ernstlich, daß diese Ansichten richtig seien, und daß Europa das schreck liche Unglück eines Konfliktes der rivilisirten Nationen erspart bleibe. Die Adresse wurde angenommen. — Im Unterhaus em klärte Lord Ehurchill. warum er auS dem konservativen Ministerium getreten sei. Dabei verlas er eine Reibe von mit Lord SaliSburn gewechselten Schriftstücken, auS denen sich ergicl», daß Lord Snlis- blitt, daS „Kriegs- und Mannebudgrt" aufrecht erhielt, iveil er k»e Aussichten «ms dem Festland« für schr nnaünflsg «nd l und weil er der Ansicht war. daß England im Falle drucke- eine- Krieg- vorbereitet sein müsse, während Lor trübe M. ^ de» AuS- ... , ... Lord Ehurchill die Ansicht vertrat, daß eine weise auSwäriigr Politik England von fremden Verwickelungen fernhalten nxrde, daß jedoch die von der Regierung einaeschtagene Politik eine gefährliche sei. London. Die Liverpools Zeitung berichtet, daß der Handel in der großen Hafenstadt infolge der pessimistisch«,, Nachrichten auS Berlin sehr damicderliegt und das Vertrauen allgemein geschwun den ist. Es ist außerdem fast unmöglich. 90 Sacke Getreide ani Platze auszutrelben, weil die Deutsche» den ganze» Vorrath heim lich autgekauft und auf ihre Schiffe verladen havcn. Die franzö sische "Regierung ihrerseits hat mit dem Liverpoolcr Vertreter eines Hauses in Chicago einen Vertrag zur Lieferung für 5 Mill. Francs Getreide abgeschlossen. — De» vereinigte radikale Klub in Hacknev hielt eine Versammlung ab. in welcher der Sozialiflensührer Willi ams über die Unruhen in Glenbciah sprach und ein Protest gegen das Verfahren der Regierung erlasse» wurde Gleichzeitig cnipsahl der Redner seinen Gesinnungsgenossen, sich zu,-, Frühjahr kainvs- stthia zu halten, dann würbe gewiß aus den, Kontinent ein Krieg auSvrechen, in den England verwickelt würde, was für die Arbeiter partei der günstigste Augenblick der Aktion wäre — Ein anderes Meeting wurde m Effexstreet abgehalten, bei dem der Pfarrer Shuttleworth die Hautvrede hielt und alle Nothleidenden auffor derte. am offiziellen Tage der Jubiläumsfeier der Königin in einem großen Zuge vor den Palast zu ziehen, in dem sich eben die Sou veränin befinden würde, und sie so durch den Anblick des Elends und der Krankheiten z» überzeuge», daß es für sie mehr z» thun giebt als sich in Osborne zu exiliren. Die Königin habe cm edles Herz, sie sei selbst eine liebende Gattin gewesen und noch heute die vorzüglichste Mutter, die aber auch viele Schmerzen in ihrem Leben erfahren hat, sie wird daher dem Jammer anderer Wittive» und Kinder, der Sorge von kranken und arbeitslosen Familienvätern, von Söhnen, die Stützen ihrer Elter» sein solle», ihr Ohr nicht verschließen und selbst in den Ministerrath trete», nm zu veran lassen. daß die Regierung sich der Hilfsbedürftigen in der einen oder anderen Weise annimmt. Rußland. Der Herzog Georg von Leuchtender» reiste von St. Petersburg in's Ausland. Bezüglich seiner eventuellen Kan didatur sür den bulgarischen Thron sagt die „Neuzeit", daß die ruislsche Regierung iure Ansicht erst dann äugcm dürse, sobald sie überzeugt sei, daß die übrigen Mächte dieselbe billigten. Bulgarien. Die Pforte setzte die bulgarische Negierung in Kenntnis davon, daß sie sich bei den bevorstehenden Verhandlungen nickt als Anwalt dieses oder jenes Theiles betrachte, sondern ihre Ausgabe in der Vermittelung zwischen den gegensätzlichen Inter essen erblicke; sie gedenke mehrere Pnnkie des Zankowschcn Pro- arammes vorläufig ansznscheidcn und die Entscheidung hierüber dem künftigen Fürsten zu überlassen. Diese sind: 1) Die Ent lassung der ausgedienten Mannschaften und deren Ersetzung durch Rekruten; 2) die Berufung eines russischen Generals als Kriegs minister nnd 8» die Wiedereinsetzung der kompromittirten Offiziere. Diese so beschränkte Grundlage für die Verhandlungen scheint der Unterstützilng mehrerer Mächte sicher zu sein; auch Rußland geht nicht so weit wie Zankow. Es wird bestätigt, daß Aussicht aus eine Verständigung in Konstantinopel vorhanden ist. Tcr Großvezier sprach sich ungün stig über des russischen Parteigängers Zankow Programm aus. Der bulgarische Gesandte Vulcovitsch sagte: Tcr türkische Großvezier handle eher wie ein Bulgare als Zankow Das Regierungsblatt „Swoboda" nennt Zankow einen Vaterlandsvcrräther. Die Wen dung in der Auffassung der bulgarischen Frage seitens der Pforte wird aus de» Einfluß des englischen BotfchatterS Sir William White zuriickgesnhrt. Die bulgarische Regierung ist geneigt, die Wahl einer neuen Sobranje zu bewilligen, aber nur für Bulgarien und Ostruinelien zusammen: auch will sie nur das Ministerium des Unterrichts und der Justiz, aber keineswegs das des Innern au Zankowistcn abtreten, damit diese nickt die Wahl fälschen können. An» Vcrsassiingsandcrunaen wird die Negierung vor der Fürslcn- wahl nickt eingehe». — Der Prinz von Battenberg hat nicht de» Herzog von Lenchtenberg, sondern den Prinzen von Oldenburg empfohlen. Rumänien. Ans Anlaß seines Duells mit Fleva bot der Minister des Aeußcren, Pherekibe, dem Ministerpräsidenten Bratiano seine Demission an. Tcr Ministerrath lehnte die Annahme der selben ab. — Die Verwundung des Deputirten Fleva ist eine ernstere, als ursprünglich verlautete. Es droht ihm Verlust eines oder zweier Finger. "Amerika Die schiitzzöttncrischen Demokraten haben ihre Bill über die Verwendung der Ueberichüsse vollendet. Die Tabakssteuer soll abgeschasft »nd der Zoll aus Stablschienen am 13 Doll, herab gesetzt werden. Man schätzt die Mindereinnahme aus Zöllen, welche dadurch hcrbeigesübrt wurde, auf 10,000,OüO, die gelammte Mindereinnahme aber ans 55.000,000 Toll. — Der Senat lehnte mit 24 gegen 16 Stimmen eine Resolulion ab, welche vorschlug, den Legislaturen ein Amendement zur Verfassung bezüglich des Frauenstimmrechts zu unterbreiten. Aeiliüeton. -s Hofoper, Allst., am 27. Jan. Die erstmalige Aufführung der dreiaktigen Over „Junker Heinz" von Karl P. Perfol! hatte kein zahlreiches Publikum anzuziehen vermocht. Man brachte also kein rechtes Vertrauen dem neuen Werke entgegen; prüfen wir, ob diese Rückhaltnng begründet war. Der Text der Oper, von Franz Grandaur nach der W. Hertz'schen Dichtung „Heinrich von Schwaben" gearbeitet, ist schon vor einigen Tagen in diesem Blatte von anderer Seite besprochen worden. Es bleibt nur zu bcmerkc», daß die vielen Nnglanblichkciten desselben bei der scenischen Darstellung zum Theil noch schöner hervortraten. Daß der Kaiser sich so ohne Weiteres von den Gaunern ansiiliren läßt, daß Prin zessin Agnes »ach kurzem Anicharieu des schlitzenden Junkers sofort entschlossen ist, ihn z» heiratbc» nnd zur Erreich»»» dieses Zweckes einen kaiserlichen Brief vernichtet und einen selbstgesertiaien unter schiebt, daß die drei Gauner im letzten Akte, nach den Proben von Frechheit, die sie im ersten gegeben, so gut wie gar keinen Bersuch machen, sich dnrchznlügc». erschien, wie gesagt, auf der Szene noch unglaublicher, als Venn blosen Leien dcS Textbuches oder des Klavier ausznges. Würde die Handlung ihre« deulsch-bislvrischen Gewandes entkleidet, verlegte man sic vielleicht in daS Morgenland mit seiner Märchensreundlichkeit, so würde man sich weniger an die textliche» Unmöglichkeiten stoßen. Den richtige» Standpunkt sür die Musik dieser Oper zu finden, ist nicht ganz leicht. Es zeigt sich in ihr das Bestrebe» eines Komponisten, der in älterer Weise musikalisch em pfindet nnd erfindet, sich in der Form den Errmigcnschasten der Neuzeit anzunähern. Die Erfindungskraft Perfalls reicht gerade hin, um Lieder und Verwandtes oftmals mit rechtem Glücke zu schassen. Hier finden sich hübsch abgerundete, ansprechende Mclodie- biidungen. zuweilen auch harmontzch glückliche Wendungen. Die größeren Selbstgespräche jedoch, welche die neuere Richtung an die Stelle der "Arie gesetzt hat, »nd noch mehr die arios-deklamatorische Behandlung der Rede und Gegenrede, die man früher mit Recitatip oder gesprochenem Dialog erledigte, haben dem Komponisten sichtlich Mühe gemacht. Hier fehlt der große Zug, und setzt sich hier Alles aus kleinen Brocke» zusammen, die nicht zu interrssircn vermöge». Noch dazu haben diese Einzelihcile melodisch wie rhythmisch ein so verwandtes Gesicht, daß sie bald eine eintönige Wirkling machen. Einer Eigenthümlichkeit dcS Komponisten sei noch gedacht, die heut zutage, da inan an schart sinngemäßes Accentutren der Rede völlig gewöhnt ist nnd liiiiiwidriae Betonungen nur in älteren eiugclebtc» Gesangwerken ertrügt, höchst auffallend ist. Ec betont oft »»richtig »nd hat sich geradezu angewöhnt, Perioden dreisilbig zu endigen, sodaß der Accent aus die drittletzte Silbe fällt, gleichgiltig ob der selben die Betonung mit Recht rukonimt, oder nicht. In harmo nischer Beziehung bedient sich Pcrsall sehr selten der neuen Er rungenschaften, jedoch sind einige glückliche AuSnahmsfälle zu lon- statircii, die sich besonders »1 der Tuoszenc zwischen Agnes und Heinz finden, wie überhaupt der zweite Akt der inusikciliich werth- vollste ist. Tic Instrumentation bewegt sich im Allgemeinen gleichfalls auf den alten Bahnen. Einzelne hcrvvrtretende Momente aus diesem Gebiet sind z. B. in der Erzählung des Kaiser« im 1. "Akte, vielfach im zweiten Akte, wo sich recht duslige, lawchrge und auch licbeSüderschwänglichc Färbungen finden, und, mit humo- rislnchcr Wirkung, in der Musik z» dem Ehor der rüclkehrcndcn Bewaffneten am Schlüsse des 1. Aktes und in der Begleitung des Vogtes Gerold im 8. "Alle. Die Singstimmen „nd in den nicht- deklaniatoriicben Partien recht gut und wirksam verwendet, der Chor sogar sehr geschickt, sodaß einzelne Motive, welche der Ehor nach de» Solisten wieder bringl, hier erst recht zur Geltung kommen. Schwach, wie schon erwähnt, sind dir arioS-dcilaniatorischcn Stellen, in denen dem Komvonistrn auch oft die Silbcnzabl unbeguem ge worden ist, iodaß er sich mehrfach gcnöthigt ge'chen hat. zur Auf- rcchtkrhaltung der Taktverdältnisse ein Hänichen Silben schnell ivegsprrchen zu lassen. Die ansprechendsten Stücke der Oper sind beim z, dizs Quartett „Gepriesen st« »»» v>»»»" «>>" ;>»>>!> .iegiried-Lied; im 2. Akte der Mädchrnchor „Am Himmel steht'. das Lied „Es thät ein Fräulein", Vesten Refrain der Ehor später allerliebst verwendet. Einzelheiten oft reizender Art in der Solo- 'zcne deS Heinz und in der Duoscene mit Agnes, welche Szene, wie chon gesagt, den musikalischen Höhepunkt der Oper bildet; »n 3. Akte endlich das hübsch gesteigerte Ensemble mit Ehor „Wie leuchtet ihr", der Sologesang der Prinzessin „Ein Mädchenherz" (mit hübscher Flötcnbegleitung) nnd Heinz' „Lebewohl" Von den Jniirumentaisäue» — Ouvertüre, zwei Akt-Einleitungen und der Marsch im 1. "Akte — dürste die aus Motiven der Oper ent wickelte Ouvertüre der beachtenswerthestc sein Die Art der Be gabung Verfalls verweist ihn ans die Komvositio» kleinerer Fonnen, insbesondere aus die des Liedes — Solo-, Eul-mble- wie Ehorlied. — sodaß sich für ihn als die geeignetste dramatische Gestattung das Sing spiel mit Dialog ergirbt, welches immer noch bei glücklichen Trxtcn, insbesondere wenn ec komische Partien enthielte, sei» großes Publi kum haben würde. — lieber die hiesige "Aufführung unter Schuchs Leitung, dürfte der Komponist säst durchgängig seme Freude gehabt haben. Die Titelpartie war Herrn Erl übertragen wvioe», der sich dieselbe mit großer Sorgfalt zu eigen gemacht hatte. Eine festere, mehr reckenhafte Haltung, sowie männlicherer Ton der Stimme im I. "Akte würden aber richtiger sein. Die Weichheit in de» "Agnesszcncn gelangen ihm sehr gut, ebenso nahm er im 8. Akte die Anfangs vermißte Festigkeit mit guter Wirkung a». Sehr nn- ruerkeiiiien war die seine "Ausgestaltung seines Monologs bis zum Einschlafen am Quell. Seme anSgczeicbneie Partnerin, Frau Schuch (Prinzessin Agnes), traf in vollem Maße die Mischung von Lieblichkeit, vornehmer Anmuth und kluger Unternehmungslust, welche in dieser Figur vereinigt sind, und sang sein abgetönt und mit ihrer bekannten technischen Fertigkeit. Die mittelalterlichen Kostüme, insbesondere das erste, kleideten sic ganz reizend, wie auch Herr Erl ganz vortrefflich anssah. wenn auch diese zarte JünglingS- haitigkeit nicht dem Charakter des im Walde ausgewachsenen tapferen DreinschlägerS entspricht. Mit viel Würde und prächtig gesundem Tone stattete Herr Scheidemantel seinen Kaiser Konrad aus. Und Ersteres ist bei Kaisern und Königen auf der Bühne selten leicht, well sich dieselben »ach Anordnung der Textdichter und Eomvo- msten oft geduldig in Situationen sügen müssen, die sie im Lebe» nimmermehr ertragen würden. Ganz prächtig war Frl. v. Chavanm als Kaiserin. Ihr gelang es, durch ihren temperamentvollen Gesan» durch ihre wunderschöne Stimme und durch ihr beträchtlich fortge schcittcncs Spiel den ersten lcbhaiteii Beifall des Abends zu er ringe». Die Entwickelung dieser Künstlerin geht so tüchtig vorwärts daß wir von ihr wohl noch mit der Zeit das Höchste erwarten dürfen. Die drei Ganner wurden durch die Herren Decarli, Meincke und Äutschbach daraestellt und bemühten sich dieselben mit gutem Erfolge um das Gesingen ihrer Rollen. Herr Decarli wäre dabei hervoczuheben, wie er auch äußerlich so hünenhaft unter den Dreien hervorragte, daß die Heldenthaten deS Junker Heinz, dieses lieblichen Jünglings, um so größeren Respekt erwecken mußten. Die treffliche komische Charakterisirung des Vogtes Gerold durch Herr» Jemen sei mit besonderem Lobe erwähnt. "Alle übrigen kleineren Partien — Crusius. Hiltrudc, Bertha, Bürgermeister und Stadthanptmann — wurden angemessen ausgeführt durch Herrn Jost, Frl. Löffler und Frl. Schacko, sowie die Herren Lurgenstein und Kruis. Der Cbor war besonders trefflich. Ganz ausgezeichnet sangen die rück- kehrenden Bewaffneten ihre Pianissimostellen im 1. Akt nnd der weibliche Chor im 2. Akte. Die Kapelle bewährt? ihre selbstver-' stündliche Vorzüglichkeit. — Die "Ausnahme des Werkes war >m Durchschnitt keine warme. Einzelne Stellen wurden jedoch lebhaft ausgezeichnet, so. wie schon erwähnt, der Gesang des Frl. v. Cha- vanne, einzelne Momente in Herrn Scheidcmantels Rolle, nament lich aber auch die Leistungen des Paares Schuch-Erl im 2. Akte. Alle 8 Akte wurden mir zweimaligem Hervorruf ausgezeichnet, von denen daS zweite Mal etwas mühiam zu Stande kam. Am Schlüsse mischte sich auch Opposition in den Beifall. Eugen Krantz. e DaS R es id enztheater giebt heute zum 31. Riale das „Mädel mit Geld". -s Vesper in der Kreuzkirche, heute Nachmittag 2 Uhr. 1) Fantasie (k-moll) sür Orgel von M. Brosig. 2> „Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer", "Arie von F. Mendelssohn, gesungen von Herrn 6smi. tbecil. Eesar. 3) Andante reli-cioso für Orgel von "A. Hcnselt. 4) „Hebe Deine Augen ans", Engel-Terzett cius dem Oratorium „Elias" von Mendelssohn. 5) „Sei stille dem Herrn", Arie von Mendelssohn, gesungen von Frl. Adele Lindau. f Die zweite K amm ermus i k s 0 irce der Herren Kammer- musiker Heß. Blumer, Stenz nnd Schreiter wird am 7. Fcvruar in Braun's Hotel stattfinden. Zur Ausführung gelangen : Trio E-dnr von Mozart, Klavierquartett von Rheinberger und Klavicrqnartett von Schumann. Im 3. Abonnement-Konzerie der Herzog!. Hofkapclle in Brannschwciq hatte Frl. Therelc Malten einen für Braun- schwcig beispiellosen Erfolg. Die Künstlerin sann die große Arie der Rezia si,Oberon"), „Isoldens Liebcstod" und Lieder von Schu mann nnd Schubert unter steigendem Enthusiasmus des Publikums, das sie schließlich durch eine» dreimaligen Hervorruf anszeichnele. 7 Unsere frühere jugendlichc Heroine Frl. Herin > nc Bre > er ist (vom Schweriner Hostheatcr koimnend) in Dresden wieder cm- getroffen, um als nenenaagirtes Mitglied unserer Hofbühne und als Nachfolgerin Frl. Hells ihre frühere künstlerische Wirksamkeit mit 1. August wieder ausznnchmen. 7 In der Notiz über den am 14. Januar verstorbenen Magde burger Kapellmeister Karl Götze haben sich einige Ungenau«»-, keilen befunden, die auf theilweiser Verwechselung mit dem noch jetzt in Leipzig als Gcsanglehrer lebenden Franz Götze, dem Vater der Dresdner Gcsanglehrerin "Auguste Götze, beruhen. Beide waren zu Liszl's Zeit in Weimar thätig und curenten sic sich des Wohl wollens und der Förderung durch diesen Großmeister der Kunst. Franz G. aber war Sänger nnd Karl G. Cbordircktor. Später war Karl als Kapellmeister angestellt in Chemnitz, Stettin, Breslau, Berlin (bei Krolls eine längere Reihe von Jahren> „nd zuletzt, und zwar seit September 1886, am Magdeburger Stadttheatcr, dessen Oper er in ungewöhnlichen Flor brachte. Außer den schon erwähn ten Liedern, sowie vielen Klavicrsache», sind a»ch mehrere Opern aus seiner «zcdcr bclvoracganaen. von denen „Gustav Wasa", ur sprünglich der „Held des Nordens" genau»!, über verschiedene Bühnen mit Erfolg gegangen ist. Seine letzte Oper „Judith" war aui den 15. Januar zur ersten Aufführung in Magdeburg angesetzt, am 14. aber starb Götze nach achttägiaem Krankenlager; gewiß ei» traglichcs Geichick! Kinder hat Karl Götze drei hinterlasfen: eine Tochter Josefa, die nicht zur Musikwelt gehört, nnd zwei Söhne, Karl, der ältere, ist Eontrabassist und hält sich wohl noch in der Schweiz au»; der lungere, Franz, wurde Dirigent, und war zuletzt am "Altenburger Hofthcater angestellt. 7 Frl. Her »1 > uc Spieß hat sich auf der Fahrt von Königs berg nach Berlin eine Erkältung zugczogen. welche sie für einige Tage am Singen verhindert. In Folge dessen ist das für Dienstag den 1. Februar in Aussicht genommene Konzert — zu welchem schon beinahe sämmtliche Billcts vergriffen sind — bis ans Werte res verschoben worden. Der Tag, an welchen! das Konzert statt- findüt. wird demnächst bekannt geinacht werde». Tie gelösten Billets behalten selbstverständlich ihre Giltigkeit. 7 Im lausenden Jahre finden in Bmyeuth kc>»c"Aufführungen statt, dann aber sollen daselbst fünf Jahre hintereinander „Parsisal" nnd „Tristan" abwechselnd je mir einem anderen Werke des Meisters zur Darstellung gelangen. 7 Pianist Mrs. Am es wird im Verein niff den Herren Kammcriilusikern ElSmann, Hüllweck, Nutzer nnd Teutschcr am 18. Februar im Saale des Hotel de Sore ein Konzert veranstalten. 's Dem Berliner W ng » e r B e r e i » ist sür die Gcdäch!- nißseier (13. Fcbr.) seitens der Waguericben Erben die Gesammt- "Ausführung dcS „Rhcingold" gestaltet worden. 7 D«e New-Porter „ T r i st a n"-Aufführungen mit Albert Niemaiu: sollen an fünf "Abende» 110,000 Mt. ciiigebrachl haben. s Ter Orden „vour le merita" »ür Wissenschaft und Künste, welcher io >en de» Evinponiste» Brahms und Verdi durch Kaiser Wilhelm ertheilt wurde, halten bis jetzt nur folgende Mu siker erhalten: Mendelssohn - Vartholdv. Meyerdcer, Rossini und Franz LiSzt. * Der Schah von Persien ist jüngst einer große» Gefahr aus gesetzt gewesen. Bei einer Bärenjagd im Distrikt von Doschan Trpeh wurde er zugleich von zwei Baren angegriffen, uud nur durch die Geistesgegenwart eines Dieners entging er dem Tode. Ci» paar Tage vorher hatte ihm eine gleiche Gcsalu während einer Tigenagd gedroht, welcher der österreichische Gesandte, Baron Kvsjek. beiwohnte. Der Tiger wurde unge'ähr 50 Schritte vom Schah erlegt. , , ' Boshaft. „O. Sie wissen gar nicht, wie ich die Männer hasse!" — „So k Sollte Ihnen wirklich 'chon Ciner zu nahe getre ten sein 71" ^ 2. 0
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