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— die sich bereits schlafen gelegt hatten — hatten ge« glaubt, der Thurm wolle einfallen, so heftig hatte er hin« und hergeschwankt; in niedrigem Gebäuden halten sich die Möbeln bewegt und Tassen und Gläser geklirrt, wie wenn Jemand beim Gehen über die Stube stark auftritt. — Uebrigens hat man dieselbe Wahrnehmung nicht nur in Zwickau, sondern auch auswärts gemacht, und erzählte vorgestern Morgen ein in Zwickau anwesender Gastwirth aus Kirckberg, daß während eines dumpfen donnerähnli- chcn Getöses Gläser in einem Schranke seiner Stube an einander geschlagen wären und eine Tafelwage auf einem Tische zu schwanken angcfangen hätte. — Eine erhebende Demonstration fand dieser Tage in Karlsruhe statt. Am 30. April trat, wie uns von dort geschrieben wird, Dawison im Hoftheater als „Bon jour" in dem Stücke: „Die Wiener in Paris" auf. Statt des „Gott erhalte Franz den Kaiser" sang der Künstler folgendes Lied von Wilhelm Riese (W. Friedrich) nach der Melodie der österreichischen Volkshymne: Gott erhalle Deine Gauen, Schönes. hebrcS, deutsches Land, Liebe, Eintracht und Vertrauen Gurt' um Dich ein festes Band; Geb'n verbunden Alle Stunden Deutschland« Männer Hand in Hand, Dann blüht Segen Allerwegen Unserm deutschen Vaterland! Kaum daß das Lied zu Ende war, erhob sich daS ganze Haus, wie ein Mann, und die begeisterte Stimmung machte sich in der großartigsten, feierlichsten Weise Lust. Bolle fünf Minuten dauerte das Jubelrufen und kein Auge blieb trocken. Tagesgeschichte. Böm Kriegsschauplätze berichtet das „Dresd. Journ.": Die Richtung, in welcher das kaiserliche Heer marschirt, läßt vermntden, daß es seinen Marsch von Tortona gegen Novi (zwischen Alessandria und Genua) nimmt, um dort eine große Operation auszusühren und den von Genua herbeieilenden Franzosen den Weg zu versperren. Allen Andeutungen zufolge sind die französischen Colonnen kei neswegs noch in so großer Zahl auf piemontcsischem Bo den eingetroffen, wie die Brüsseler Blätter glauben ma chen möchten. Es ist eine Tkatsache, daß die Franzosen ihre Artillerie nicht über den Mont-Cenis bringen konnten und nach vergeblichen Versuchen ihr Geschütz umkehren lassen mußten. Wahrscheinlich werden die ei erncn Wür fel auf dem grünen Plane zwischen Novi und Vercelli rollen, also auf dem Schauplatz der Schlachten von 1799 und 1800. Die Piemontesen, welche 1848 zwischen Po und Etsch die Wichtigkeit eines durch parallele Ge wässer gezeichneten Festungssystems studirtcn, denen die selbe durch Radetzky eingebläut wurde, haben seit dem Pariser Fiedenscongreß zwischen Po und Tanaro ein Fe- stungsdreicck ausgenommen; sie haben die auf dem linken Tanaro-Ufer liegende Citadelle von Alessandria verstärkt, und begannen die Befestigungen der 25,000 Seelen zäh lenden Stadt auf dem rechten User, welche Napoleon nebst Mainz und Antwerpen als Eckstein seines Reiches ansah, wieder auszurichten. Die Oesterreicher haben offen bar zwei Hauptziele. Das ihres rechten Flügels, der über Novara und Vercelli vorgeht, und wodl nur eine Demon stration gegen das militärisch unwichtige Turin macht, hat die Hauptaufgabe, einen Theil der Franzosen zu beschäf tigen und die Eisenbahn ihnen wohl bis zur Dora-Bal te«, an welcher die Piemontesen sich befestigt haben, zu zerstören. Damit vertheidigen sie das auf dieser Straße bedrohte Mailand. Die Hauptsache aber ist, daß die Oesterreicher das piemontesische Heer in und um Alessan dria isoliren und zu einer Kapitulation zwingen, ehe ihm Entsatz durch die Franzosen kommt. Die Franzosen kön nen nun theils auf der von Turin über Asti gegen Alessan dria fühlenden Eisenbahn anrücken, theilS von Toulon über Genua durch die Eisenbahntunncl des Slppcnnin, um bei Novi in die Ebene zu treten. Dieses letzte franzö sische Corps möchte wohl bei der ungeheueren Kriegsdampf- maüne Frankreichs sich schnell verstärken. Die Aufgabe der Oesterreicher ist, dieses Corps getrennt zu schlagen und das letztere in die Tunnel zurückzuwerfen. Deshalb sind sie gewiß bei und hauptsächlich unterhalb Pavia über Ti cino und Po gerückt und über Castelnuovo und Voghero vorgerückt, um einerseits Novi zu nehmen, andererseits Alessandria von Asti abzuschneiden. Berlin, 3. Mai. Die Bundesstaaten haben sich geeinigt, die eigentliche Mobilmachung noch zu verschieben, dagegen die Kriegsbereitschaft zu beschleunigen. Gegen über dem französischen Armeccorps bei Nancy treten deutsche Truppenkörper am Oberrhein zusammen. Das franzö sische Korps bei Nancy zählt einige schwere Reiterregimen ter. Die Infanterie wird erst in den Garnisonen mobi« lisirt. Der Prinz,egent hielt gestern eine Truppenbcsich- tigung in Potsdam ab, wobei er eine ernste der Zeit an gemessene Ansprache an daS Ofsiziercorps richtete. Die „Kreuzzeitung" dementirt das Gerücht von der Reise des Prinz-Regenten nach Myslowitz und Wien. — Das heu tige Bulletin über daS Befinden Humboldts lautet: Kräfte sehr gesunken, Zustand in hohem Grade bedenklich. Turin, 4 Mai. Die Oesterreicher haben gestern bei Tortona Brücken über den Po geschlagen. Paris, 3. Mai. Heute ist folgendes kaiserliches Manifest erschienen: „Indem Oesterreich seine Armee auf das Gebiet des Königs von Sardinien, unsers Alliirten, , einrücken läßt, erklärt es uns den Krieg. Es verletzt so mit die Verträge. die Gerechtigkeit und bedroht unsere Grenzen Alle Großmächte haben gegen diesen Aggrcssiv- act protestirt. „Nachdem Piemont den Bedingungen, die den Frieden sichern sollten, beigetrcten war, fragt man sich, welches der Grund dieser plötzlichen Invasion sein kann. Es ist der, daß Oesterreich die Dinge bis auf die sen äußersten Punkt getrieben hat, daß es entweder bis zu de» Alpen herrschen, oder Italien bis ans adrialische Meer frei sein muß. Denn in diesem Lande ist jeder un abhängig gebliebene Winkel Land eine Gefahr für siinc Macht. Bisher ist die Mäßigung die Regel Meines Auf tretens gewesen. Jetzt wird die Energie Meine erste Pflicht. Möge sich Frankreich bewaffnen und entschlossen zu Eu ropa sagen: ich will keine Eroberungen, aber ich will ohne Schwäche meine nationale und traditionelle Politik auf recht erhalten; ich -.beobachte die Verträge unter der Be dingung, daß man sie nicht gegen Mich verletzen will; ich respectire das Gebiet und die Rechte, der neutralen Mächte, aber ich gestehe offen Meine Sympathie für ein Volk, dessen Geschichte sich mit der unsrigm verschmilzt und welches unter fremdländischer Unterdrückung seufzt. Frankreich hat seinen Haß gegen die Anarchie gezeigt. Es hat Mir eine hinlänglich starke Macht geben wollen, um die Begünstiger der Unordnung und die unverbesserlichen Menschen dieser alten Parteien, die man ohne Unterlaß Museum, «gl. »emätdrgatrrw »«> swtnger, Sonn- u. Fetrriag, -staturdiftortschr» Museum im swmger, freier Eintritt Dienstag, (von 12—S U.), Dienstag, Donnerstag u. Freitag (von 10—< U.) Freitag v. 8—1V U., Montag. Mittwoch, Donnerst, u. Sonnabend freier Eintr., Mont. u. Mkttw. (v. 10—4 U.) geg. Karten ä b Ngr., n. Anmrld. K Pers. 1 Thlr., Pers. » Ngr. Dir.; Prof. Reichenbach. Sonnabend« (v. 10-1 u.) gegen Führung (6 Pers » Lhlr.l y Mineralogische« Museum im Zwinger, Dienst, u. Freu, freier Historische« Museum i« Zwinger, «egen «arten ü 2 Lchlr. Eintritt v. 10—12 Uhr. Mont., Mtttw. u. Donnerst, v. S—ir u. für ö Personen gültig. Direktor: Krankl,ng, «ophtenstr. 6. gegen k Rgr- Eintrittsgeld. Direktor, Professor «einitz.