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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.04.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130409026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-09
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
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Lrerdner Nachrichten , Nr. S7 «nt Sei» Deutschland nichts gemein haben kann. Gegen diese neue Gefahr muß Deutschland sich durch neue RUstun. gen nach Osten bin zu schützen suchen. Als patriotischer Staatsmann mußte Bethmann-Hollweg unbedingt auf diese Gefahr Hinweisen. Dem Reichskanzler mutzte natürlich der Latz, das, Frankreich im Halle eines Krieges (England nntersiützen ivürde, als patriotischer Vorwand dienen." Dieser Latz ist besonders für die Öffentlichkeit berechnet. Der »Standard" bringt die Rede unter der lieber» schrist: »Deutschlands Kriegsbereitschaft." Das Blatt schreibt: »Das geschickte Kompliment BethmannS »> v r der englischen Diplomatie und sein Dank für die Erfolge der Bvtschafterkonferenz finden hier freundliche» und liebenswürdigen Dank. Dagegen enttäuscht die Nichtbeantwvrtung deS Churchillschrn Vor schlages eines RüstungSfrierjahres." Die »Times" schreiben: .Der deutsch« Reichs kanzler hat von der augenblicklichen Lage im wesentlichen die gleiche Auffassung wie Sir Edward Grey. Der Kanzler sprach die wohlverdiente Anerkennung für die autzerorüenilichc Hingebung und den versöhnlichen Geist aus, die der Staatssekretär in der Leitung der Besprechun gen der Botschafter bewiesen hat, und daß Deutschland sich in demselben Sinne bemüht habe. Das halten wir für absolut richtig. Weil Deutschland so gehandelt hat. ist Sie Erhaltung des europäischen Friedens möglich gewesen." Der Berliner Korrespondent der .Times" erklärt: „DeS Reichskanzlers sorgfältig ausgearbeitete Rede ist besser zu lesen als zu hören: sie wird in der Öffentlichkeit eine bessere Ausnahme finden als im Reichstag." „Dailn News" sagen: »In seiner gestrigen Rede sprach der deutsche Reichskanzler über den Vorschlag Chur chills in Ausdrücken, die zwar nicht bindend, aber durch aus verschieden von den Aeutzerungen waren, womit der artige Vorschläge vor zwei oder drei Jahren ausgenommen wurden. Er sprach mit Enthusiasmus von den besseren Be ziehungen -er beiden Länder." Was sagt Fraukreich- Selten Kai in Paris eine deutsche Kanzlerrcdc eine so! einmütige Beurteilung gesunden als die Ausführungen Bethmann-Hollwegs. „Petit Parisien" schreibt: „Der Reichskanzler Kai die herzlichen Beziehungen zwischen Deutschland nud Rußland hervorgehoben, er hat aus die guten dentsch-sranzüsischen Be ziehungen hingewieseu und die englische Politik gelobt. Man iragi sich unwillkürlich nach den Gründen, die die Hceres- verstärkungen herbeigesubn haben." — Das Journal" meint: Die deutsche Regierung gedenkt, nichts au ihrer Politik ',u ändern: sie verfolgt auch weiterhin das Sustcm des trockenen Pulvers. Sie will nur stets die größte Kraft entfalten, ohne jemals gezwungen zu sein, davon Gebrauch zu machen " Hossuungssreuöig blickt „Echo de Paris" in die Zukunft: „Deutschland will siegen, wenn der Krieg aus- bricht. Das in die »amtliche Schlußfolgerung aus der KanzlerreSe, die das deutsche Volk billigt. Aber wird der Krieg ausbrech e n ? Nachdem wir den Kanzler gehört habe», glauben wir noch weniger daran, als vo r- h e r. Das ist vielleicht das beste Lob, das wir seiner Rede zollen können." Die gesamte Presse weist aber natürlich daraus hin, daß Frankreich aus die deutsche M i l i t ä r v v r l a g e a u t w o r t e n m ü s s e. So heißt es im »Evenement": „Die logische Holge der .Kanzlerrede wäre ein AbrüstungS- vorlmlag. gleichwohl ist seine Folgerung eine andere, nüm- ttch der Rus au das deutsche Volk, neue Militärlasten auf sich zu nehmen. Frankreich sieht sich infolgedessen gezwungen, au Rüstungen Deutschland gleichzukommen." ,im gleichen Sinne schreibt „Lanierne": „Um die deutsche Militärvorlage zu rechtfertigen, muß Sie deutsche Regierung das Schreck gespenst eine-' kriegerischen Ehauviuismus in Frankreich erimeiueu lassen. Der kriegerische Chauvinismus existiert aber nur in der Einbildung des Kanzlers. Deutschland kann jederzeit den Beweis dafür haben, cs braucht nur die setzt dein Reichstage vorliegende Militärvorlage zurückzu- ziehen, und die französische Regierung wird sofort ein Gleiches unternehmen. Da Deutschland sich aber nicht dazu entschließen kann, sind wir gezwungen, mit einer gleichen .Kraslansrrengung zu antworten." - „Antvrite" geht noch weiter und erklärt kategorisch: „Wenn nach dieser Rede des Kanzlers die D.vuuerteulaiuiuer noch zögen, die drei jährige D>eu st z e i l einstimmig anzuuehmen, so sind ihre Mitglieder Hochverräter und müssen erschossen werden." „L a H r a n e e" schreibt: Der deutsche Reichskanzler weiß besser als irgend jemand, daß wir nicht so unvernünf tig sind. Aber er hat cs vvrgczogen. von unserer kriegeri schen Stimmung zu sprechen, wohl wissend, daß er damit unseren Sozialisten ein Mittel in die Hand gibt, um das Gc>etz über die dreijährige Dienstzeit zu bekämpfen. — „A uror e" meint: Die Stelle über die internationale Politik kann nur gebilligt werden. Die Entscheidungen der Londoner Konferenz müssen nach der Ansicht deS Reichs kanzlers möglichst rasch durchgeführt werden. Diese Aus sasinna haben wir immer geteilt. Das ist auch die einzige Haltung, die zum Abschlüsse des Friedens führen kann. Mit der gleichen Einmütigkeit, mit der die sranzösische Presse die Notwendigkeit militärischer Gegeumaßregcln be tont, wein sie des Kanzlers Schilderungen der französi schen B o l k s ß i m m u n g zurück. So schreibt der „Figaro": „Es gibt in Frankreich keine überreizten Chau vinisten, es gibt auch keinen absoluten Glauben an einen Krieg, wie ihn Beihmann-Hollweg ankündigt. Man bars nicht daraus, daß in diesem Winter auf zwei oder drei Pariser Bühnen patriotische Stücke aufgeführt wurden, schließen, daß das französische Volk nach Revanche dürstet. Die RSntgenstrahlen in der Medizin. Nie har eine Entdeckung einen so schnellen Siegeslauf genommen, wie die der Röntgensirahlen. In der kurzen Zeit von 17 Jahren habe» Technik und Wissenschaft ein Ge bände errichtet, das wir staunend betrachten, an dem wir das Maß menschlichen Könnens ermessen, haben die Röni- gennrahlen nach zwei verschiedenen Leiten hin große Ge biete erobert: Einmal haben sic fruchtbringend gewirkt ans die weitere und tiefere Erkenntnis menschlicher Leiden, anderseits nehmen sie auch teil an ihrer Bekämpfung. Denken wir an die exakte Diagnose der .Knochenbrüche, wo heute ein einziger Blick den Arzt über Lage. Horm der Brnchcnden orientiert und im weiteren Heilungsprozeß die nötige Kontrolle ohne Entfernung deS Verbandes er möglicht. Besonders beim Ansfindcn von Fremdkörpern, wie 'Nadeln, Kugeln usw.. im Innern des Körpers dienen die Rönigenstrablen direkt als Wegweiser und gestatten so eine genaue Lagcbesiimmuna und damit die Möglichkeit eines erakicn operativen Eingrisses an der der Platte ent sprechenden Stelle. Bahnbrechend waren hier die Unter- mchungen von Königsfeld. Erwähnt sei ferner die Lungendurchlcuchiung. die be sonders bei dem Verdachte aus Lungentuberkulose die Diagnose sichert. Parallel geht hiermit die Anwendung der Röntgcn- itralilen in der Tberavie. Hier ist cs einmal das große, schier unermeßliche Gebiet der Hautkrankheiten, aus dem sich die Röntgenstrahlen den ersten Platz errungen haben, ohne die eine Beseitigung mannigfacher Hautlciden heute überhaupt nicht mehr denkbar ist. Sehr segensreich erwies sich die Einwirkung der Rönigenstrablen bei stark jucken den Hauterkrankungen an verschiedenen Körperstellen. Weiter lernte man mit Hilfe der Röntgensirahlen, Drüsen anschwellungen am Halse ohne Operation, ohne entstellende Narbe zu beseitigen. Desgleichen verkleinerten sich unter ihrer Behandlung Milzcrkrankungen. oberflächliche Ge schwülste. ja. selbst Drüsenanschwellungen im Innern. Ge- DaS nationale Smpsindcn Frankreich« ist durch die «gadir-KrisiS «ntsaltet worden. Für diese Krisis ist Frankreich doch gewiß nicht verantwortlich. Die große Mehr heit der Franzosen wünscht mit allem Nachdruck den Frieden, aber einen würdigen, stolzen Frieden. Hai der Zeppelin- Zwischenfall nicht in glänzender Welse die Korrektheit und Höflichkeit der französischen Regierung und die voll- ständige Ruhe de« sranzösischen Bürgertum» gezeigt- Deutschland will sich den Ueberschuß seiner Bevölk«rung zu nutze machen. Das ist sein gutes Recht! Niemand kan» «S darum tadeln. Aber ist es nicht auch das Recht und die Pflicht seiner östlichen und westlichen Nachbarn, aus «Iner so außerordentlichen Hceresvermehrung die Schlußfolgerung zu ziehen und ihre eigenen Miliiärkräsie in dems«lben Maße zu erhöhen-" — „Radical" meint: »Beihmann irrt, wenn er die Gefühle unserer Chauvinisten mit denen der französische» Demokratie für identisch erklärt. Man ist besonders im Ausland zu leicht geneigt, Frankreich nach Paris, dein Paris mit seinen aristokratischen Rcakiio- nären, z» werten. Ans diesen Kreise» dürft« auch der deutsche Botschafter und wahrscheinlich der Kanzler selbst seine Ansichten über unsere Republik gewonnen haben. Wenn der deutsche Reichskanzler die Franzosen bester kennen würde, so ivürde er nicht die ruhigen, bedachten Franzosen mit den überreizten Chauvinisten in einen Topf werden." Das linksstehende Blatt macht also die französische Aristokratie für den Ruf des Chauvinismus, den Frankreich im Auslande nun einmal hat, verantwortlich. — Endlich erklärt sich IaureS in der »Hiimanits": »Welcher Unsinn zweier R«gi«rungen, die «rnsthast den Frieden er streben und doch verdammt sind, ununterbrochen gegen «inand«r zu rüsten, und ihre Böller in einen Krieg treiben können, den sie selbst vvn Herzen verabscheuen! Der Tag wird zweifellos kommen, wo beide Nationen sich erstaunt fragen werden, wie sic so lange solch unsinnige Re gierungen ertragen konnten." Neueste Drahtmelduugeu vom 8. April. Deutscher Reichstag. Berlin. iPriv.-TelI Die erste Lesung der Wehr- Vorlage wird fortgesetzt. Die Tribünen sind bei weitem nicht so stark besetzt wie gestern. Adg Dr. Bassermanu snatl.j: Der Reichskanzler hat durchaus Recht, daß bei einem Weltkriege Deutschland nicht verschont bleiben würde, und daß es sich dabei um Existenzfragen handelt. Wer an diese große Mikltärvorlage mit ihren großen Lasten herantritl. der muß in erster Linie prüfen, ob in der Tat die internationale Lage sich so verschlechtert hat. daß es not wendig ist, den letzten Mann einzustellen. Seil der BiS- niarckschen Perivde haben sich die Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland in dem Augenblicke verschlechtert, da Rußland und Frankreich einander näher kamen. Deutschland ist dann anfgeblüht und ans dem Weltmärkte besonders für England ein unbequemer Kvnknrreni geivvröe». Es ist richtig, daß auf dem Gebiete der Stärkeverteilung durch den Balkan- krieg Veränderungen vorgekommen sind. An die Stelle des europäischen türkischen Reiches treten anspruchsvolle slawische Staaten. Das kommt weniger für uns als für das befreundete Oesterreich in Betracht. Oester reich Ungarn mutz im Südosien infolge der Erstarkung des südslawischen Elements auch stärkeren militärischen Schutz ausrichte». Auch K o » st a n t i n o p c l bietet KonfliktsLosf sür die Zukunst, da manche Staaten von der Einver leibung Konstanünopels träumen. Weiteren Anlaß zu Kon flikten kann das unabhängige Albanien bieten und vor allem Kieinasicn, wo wir nnmittelbarc deutsche Interessen haben. Wir -reuen uns der Erneuerung des Dreibundes, der sich in den letzten Wirren wieder bewährt Hot. Die Eroberung von Tripolis nimmt aber gewisse Kräfte Italiens neu in Anspruch. Das jetzige russische Kabinett ist gewiß von friedlichen Tendenzen geleitet, aber es fragt sich, wie lange das Regiment dieser Minister dauern wird. Das pan- slawistische Element zeigt sich mit der Politik des setzigen Kabinetts unzufrieden. Es wird uns niemand verargen, wenn wir uns gegenüber solchen Komplikationen rüsten. Darin liegt keine Angrifföpoliiik, wenn wir Königsberg mit stärkerem Schutze versehen. Der sozialdemokratische Redner lmt Sic Gefahren des Panslawismus und auch des Chauvinismus in Frankreich mit leichter Hand beiseite ge schoben. Aber man dars doch nicht übersehen, daß das sran- zösische Miliiarorgan, die »France militatrc". und andere Blätter eine Teutschcnbetze in Frankreich betreiben, an der selbst ruhigere Zeitungen tcilnehmen. Deutschland Hai niemals daran gedacht, mit Frankreich einen Krica anznsangcn. um Eroberungen zu machen. Tie jetzige Stimmung Frankreichs geht zum Teil ans die Marokko- Krisis zurück. Die Entsendung des »Panther" nach Agadir Hai die sranzösische Empfindlichkeit sehr tangiert. Die Hoffnung, mit dem Preisgebcn von Marokko im Aus tausch gegen das Kongogebiet diese Stimmung in Frankreich zu beseitigen, hat sich nicht erfüllt. Ter französische Ueber- mut, nicht in der Regierung, aber in manchen Teilen der Bevölkerung hat sich immer mehr gesteigert und hat auch unerfreuliche Folgen gehabt, wie den Boykott deutscher Waren. Der Redner widerspricht der Annahme Haases, schwülste im vorderen Brustraum. Tie Röntgenstrahlen treten so an die Stelle oft lebensgefährlicher Operationen, stellen, wie z. B. bei der Leukämie sWcißblttiigkeiis. einer besonderen Art der Milzanschwellung, die erste erfolgreiche lebensreiiende Behandlung für den sonst verlorenen Pa tienten dar. Anderseits hatte Schclling Erfolge der Rönt genbestrahlung bei Ischias und anderen Nervenschmerzen, bei Asthma usw. beobachtet. Aber damit wurde diesen Strahlen, in ihrer Anwendung noch keine Grenze gesetzt. Ihr Siegeslauf ging weiter! In jüngster Zeit ist den Strahlen ein großes Gebiet ans der Frauenheilkunde erschlossen worden. Es gelang Manfred Fränkel der Nachweis, daß gewisse Störungen, wie sie bei Frauen öfters Vorkommen, durch Röntgen» strahlen beseitigt und aus die Norm zurückgesührt werden können. Ja, er konnte zeigen, daß aus gewisse Geschwülste im Körper, die durch den übermäßigen Blutverlust, den sic hcrbeiführcn, leicht lebensgefährlich werden können, die Röntgensirahlen in zweifacher Weise segensreich, sa rettend einwirken: durch Herabsetzung der Blutung und Verklei nerung der Geschwulst eincrsetis, und anderseits durch Hebung des Allgemeinbefindens. Ein weiterer Vorteil dieser neuen Behandlung liegt neben der Vermeidung der Operativ,, in der Schmerzlosigkeit des Verfahrens, ferner in der Sicherheit des Erfolges, der von namhaften Klini kern voll bestätigt wird, und in der absoluten Ungesährlich- kett der Methode: denn die heute noch im Publikum gel tende Ansicht über die Gefahr der Röntgcnvcrbrcnniing ist irrig. Im Gegensätze zur Operation hat diese Behandlung aber noch einen ganz erheblichen Vorzug. Während man bei der Operation Organe entfernt, die dann nicht mehr ersetzbar sind, beeinflussen die Rönigcnsirahlcn diese Or gane günstiq, ohne sic total, respektive in ihrer inneren Wirksamkeit zu zerstören. Die Röntgensirahlen übcrtrefscn also die Operation, weil sie »nacfährlich. ohne Organvcr- lusic den HcilungSprozeß herbeisührcn. Ja, sie treten oft als heilbringend ein, wo nach Ansicht großer Kliniker unsere heutige Therapie versagt. daß di« deutsch« Politik Frankreich zur Wiedereinführung der dreijährigen Dien st »eit trelbe. Die ver schlechter»««, der internationalen Sage ist ln erster Linie aus Len sogenannten Imperialismus zurückzusühren. die starke veovlkerungSzunahme in vielen Ländern drängt zu einer überseeischen Betätigung. Dadurch werden neue RetbungSflächrn zwischen den Staate« geschossen, und diese werden zu einer Verstärkung ihrer Machtmittel gedrängt. Immer tritt die Macht eines Staates in den Vordergrund, die sich durch Schaffung immer größerer Schlachtflotten und Heere zeigt. Deutsch land hat sich an diesem Wettlauf« erst spät beteiligt. Unsere Bilanz ist nicht aktiv, unsere Erwerbungen sind gering. Aber wett über daß. was die kühnsten Erwartungen an- nehmen konnten, sind die Kosten sür unsere Rüstungen gestiegen. Darin liegt wieder «in gewisser SonfliktSstosf. Fürst Bülow hat zweimal darauf htngewiesen, daß für «ns eine Politik unerträglich sein würde, die uns etnkretst und lahmlegt. Auch bei den Sozialdemokraten wächst da» Ber- ständnis für unsere Weltpolttik. Die Kriegsgefahr ist in den letzten Jahren permanent gewesen. Deutlich trat sie hervor, als Oesterreich die Herzegowina und Bosnien nahm, und jetzt bei dem Balkanstrei«. Man kann nicht, wie Haasc es getan hat. von einer Presttgepolittk Oesterreichs sprechen, im Gegenteil, diese Politik war sehr bescheiden. Früher hieß eS bet den österreichischen Staatsmännern, der Weg nach Saloniki muß für Oesterreich-Ungarn offen bleiben. Das war das große Ziel. Die Sache liegt heute so: Oesterreich wollte die Adria frei erhalten und Ser bien dort keinen Hafen etnräumen, in der richtigen Erkenntnis, daß serbische Häfen auch russische Häsen wären. Seine zweite Forderung war die Unabhängigkeit Albaniens. Daraus ist der bedauerliche Streit um Skutari hervorgegangen. DaS kann man nicht als Prestigepolitik bezeichnen, im Gegenteil, sie ist eng gesteckt, enger, als man es in Oesterreich durchweg billigt. Der Tadel, daß wir Oesterreich in der bosnischen Frage und heute auf dem Balkan treu geblieben sind, ist unberechtigt. Wir mußten Treue halten. Diese Politik beweg» sich durchweg auf den Bahnen der alten Bismarckschen Politik. Dieser hat e» seinerzeit als die gefährlichste Situation bezeichnet, in die Deutschland geraten könnte, wenn ein Bündnis zwischen dem europäischen Westen und Osten zustande kommt. Da mals hat er daS Bündnis mit Oesterreich abgeschlossen und daran sestgehalten und gletchzettig den Rückversiche- runsvcrtrag mit Rußland geschlossen, um eS von Frank reich fern zu halten. sFortsctzung im Morgenblatt.) Wechsel in hohen militärische« Stelle«. Berlin. DaS »Militärwochenblait" meldet: Pelk- mann, Generalleutnant und Inspekteur der 1. Fußartil- ierie-Inspekiton, wurde in Genehmigung seines Abschieds- gesuchcs mit der gesetzliche» Pension zur Disposition ge stellt. Nvldechen, Generalmajor und Kommandeur der 25. Feldartillerie-Brigade, wurde zum Inspekteur der 1. Fußarüllcrie-Inspektivn ernannt. Freiherr von Seckenüvrfs, Generalleutnant von der Armee, und v. Schwerin, Generalleutnant und Inspekteur der 1. Kavallerie-Inspektion, wurden in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt. Generalleutnant Brecht. Kommandeur der 1. Kavallerie-Brigade, wurde zum Kommandeur der 1. Kavallerie-Inspektion, v. Glasenapp, Oberst und Kommandeur des Dragoner-Regiments »Prinz Albrecht von Preußen" sLiith. Nr. ij. zum Kommandeur -er 1. Kavallerie-Brigade ernannt. Die Anträge des Staatsanwalts im Stallmaun-Prozeß. Berlin. Im Stallmann-Prozcß wurde heute vormittag die Beweisaufnahme geschlossen. Darauf bc- gründete der Vertreter der Staatsanwaltschaft, StaatSan. maltschastSrat Dr. Weismann, die Anklage. Am Schluß seines Plädoyers beantragte er gegen Stall, mann zwei Jahre Gefängnis und Anrechnung von sechs Monaten Untersuchungshaft und gegen die beiden anderen Angeklagten je drei Jahre Ge fängnis. Einberufung eines mecklenburgische« Landtages. Schwerin. Das Regierungsblatt gibt bekannt, datz der Grotzherzog aus den k. Mai einen außerordent- lichen Landtag nach Schwerin etnberufen wird. Als einziger Gegenstand der Verhandlung gelangt zur Be- sprechung die Aendcrung der bestehenden Landesverfassung, Erkrankung des Papstes. Rom. Der Papst, dessen Gesundheit noch nicht völlig wieder hergcstellt war, ist von neuem krank geworden. Es wird versichert, daß die am t. d. M. den lombardischen Pilgern gewährte Audienz und die gestrige den Papst stark ermüdeten, obwohl er vorsichtigerweise keine Rede ge halten hatte. Die Slcrzie hatten dem Papste geraten, sich sür längere Zeit Schonung auszuerlegen, doch wollte dieser die Audienzen nicht ausfallen lassen. Auch wünschte er. die Konstantinseier durch die bekannte Rede zu eröffnen. Ter Gang des Papstes durch den Saal der Seligsprechung, wo eS stets kalt zu sein pflegt, trug zur Verschlimmerung seines Zustandes bei. Der Papst hatte gestern nach der Audienz Fieber. Dr. Marchia Fava wurde am Abend in den Vatikan berufen, wo er zusammen mit Dr. Amici eine lange Untersuchung vornahm. Kava verließ dann den Papst, während Amici die ganze Nacht bei ihm wachte. Heute früh besuchte Fava wiederum den Papst, der zu Beit liegt. Der Besuch dauerte eine Stunde. Die Schwestern des Papstes wurden von seiner Erkrankung benachrichtigt und besuchten ihn heute daraufhin. Die angesetzicn Audienzen wurden abgesagt. Merlembach lLothringen). Bei einer Explosion in der hiesigen neu eingerichteten Sauer st off-Fabrik wurden gestern abend der Werkmeister und zwei Arbeiter getötet. Ein Arbeiter wurde schwer verletzt, Tic Gebäude sind vollständig zerstört worden. Paris. Die deutsche Kolonie veranstaltete gestern abend im Palais d'Orsay ein Festmahl zu Ehren des zum preußischen Gesandten in Darmstadt ernannten Botschafts rats Freiherrn v. d. L a n ck c n - W a k e n i tz. Der Bot schafter Frhr. v. Schorn gedachte in eindrucksvoller Rede ber sehr verantwortlichen diplomatischen Tätigkeit deS Bot schaftsrates. der Kaiser und Reich überaus ersprießliche Dienste geleistet habe und einen glänzenden Beweis dafür bilde, daß die von mancher Seite gegen die deutsche Diplom matte erhobenen Vorwürfe ungerechtfertigt seien. SerMches und Sächsisches. Dresden. 8. April. —* Die 7. Kompagnie der Kö»igs»Gre«adiere (1. Leib- Grenadier-Regiment Nr. IW kann heute auf die 2ö. Wiederkehr deS TageS zurückblickcn, an welchem Sc. Majestät der König als Kompagniechef die Führung übernahm. Aus diesem Grunde fand heute mittag eine rein militärischeFeierauf dem Kaserncn- hofe des Regiments statt, an der die gesamte Generalität, das Ofsizicrkvrps, die ehemaligen Offiziere der 7. Kam. pagnic. die aktive Mannschaft und die ehemaligen Ange hörigen derselben teilnahmcn. Um 12 Uhr trafen Se. Mas. der König und Se. König!. Hoheit ber Kronprinz mit großem militärischen Gefolge ein und wurden von dem Kriegsminister Generaloberst v. Hausen, dem kommandte- renden General d'Elsa und dem Kommandeur des Regt,
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