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Dresdner Nachrichten : 30.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-30
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.01.1874
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«e,kl« 7 Uhr m d«i «»»»dili»n MarttNlNat« I». »d«n> n«MM»t»r«>» »l«rt«I!»dr. Ilch N»r., durch die pich « «,r. in»»,!»« Nummern I Nur. «uslage: 23000 »rdl. k»r dl« Nit^nabe «Inge- landler Vianuicriplc «acht sich die Ncdactlo» «icht «erbiildUch. Inseraten-dlnmidme ou»> Ivtiri-: U-»-»» t«i» uuck V«-I»e in Hamdurg. Ber lin, Wien, Leidjiz. Vasil, lvreslau, nraulsull a. M. — Kali, tlu»»» in Brrlt», Skchjla. Mcn, Hamburg, isranlsurl a M.. Mim- cyvn. — vuuda L i'o. in Nranlsnrl a. M. — >e. >»l»c in Ldcini»». — U>- »». l-chtt», iiuIUer » v«, t» Part». Tageblatt für Unterhaltang imd Geschästsvcrlehr. ^Druck und üigenthum der HerauSqeber: Litpsch k Netchardt in Dresden. Derantwortl. Redacteur: Julius Neichardt. Anseraiewerde« Marien träte IS eingenommen biß Äb.« Uhr. Eonnraks »i» Mittags IS Udr. -« Neustadt: arohe -Ivsier. fiojse ü bl» Vlvd. Uhr. 7)cr Raum einer ein jsastiaci, Pi>tit->eise kostet l', Pfa. tLuiftesondt die Zelle 4 Nar. Dine Slarantle iür da nach utägiae Eriche^ uen der Inserate lvird nicht gegeben. Auswärtige Annoncen. Aufträge von unü unbe kannten Ntrmen u. Per- sonen tnierirell wir nur gegen Pränumerando- Zahlung durch Dri^f- marken oder Posteintih- düng. V Silben kost-n Nt, Nar. AuSwärt ge können die Zahlnna auch auf eine DresdnerrZirina anwetlen. Die < Rr. 30. Neunzehnter Jahrgang. MItredacteur: vr. Ln,» Für daö Feuilleton: LuNvIgz Nl»rtn>»»ii. Dresden, Freitag, 30. Januar 1874. Fiir die Monate Februar und Mär; werden Abonnements in der Expedition, Maricnstraße Nr. 13, so wie für auswärts bei den Postämtern zu 17 Ngr. angenommen. Politisches. Alle Parteien machen bei Stichwahlen größere Anstrengungen, als bei den ersten, unentschieden bleibenden Wahlen. Vor Allem suchen sie die dritte rcsp. auch die vierte Partei zu gewinnen, deren Candidaten es nicht zur Stichwahl gebracht haben. Diese Minori täten befinden sich immer in einer Art Zwangslage. Ihres Wahl rechts sich zu enthalten, kann man ihnen nicht zumuthen; vielmehr sinirt man ihnen an, ihre Stimmen dein Candidaten der ihnen zu nächst stehenden Partei zuzuwenden. Patriotismus wie Partei interesse rathen gleichmäßig zu solchem Vorgehen. Aber auch inner halb ihrer eigenen Anhängerschaften bieten die zur Stichwahl an die Urne berufenen Parteien das Möglichste auf, Rekruten zu werben Md die Reserven ins Gefecht zu führen. Daher stimmen bei Stich wahlen gewöhnlich 3, 4, ja 7—8 Tausend mehr Wähler ab, als bei den ursprünglichen Wahlen. Bei den 47 Stichwahlen, die bis zum 28. Januar vorzunehmcn waren, tritt nun eine Thatsache recht deutlich hervor: das Mißgeschick, das die Socialdemokraten erlitten haben. An Rührigkeit, an Energie haben sie cS, beim Styx! nirgends fehlen lasten; ihre Parteigenossen machten, um in der Sprache der Socialdemokraten zu reden, „wahrhaft heroische Anstrengungen". Ueberall strömten ihrer Werbetrommel Tausende zu. Aber anderer seits rührten sich auch die Gegenparteien. Tausende von ruhigen Bürgern, wir schelten sie Spießbürger, die Socialdemokratcn schmähen sie Mastbürger, sind allmählig über den Umfang der so cialdemokratischen Agitation stutzig, ängstlich geworden. Was sie bisher in größter Seelenruhe als Etwas, was sic gar nichts, was höchstens die Polizei anginge und die Staatsamvaltschasten intcres- sire, ansahen, das brennt ihnen jetzt auf einmal auf die Nägel. Mit einem Male fällt cs ihnen wie Schuppen von den Augen, dkß das Wahlrecht auch für sie da ist, daß der Stimmzettel ein Ding ist, das auch sie zusammqpgcfaltct in die Urne legen können; sie kriechen aus dem Dunstkreise, den Faulheit und Gedankenlosigkeit um sie ver breitet, heraus, und üben ihre staatsbürgerliche Pstrcht aus. Wen» das allgemeine Wahlrecht in seiner diesmaligen Erprobung einen greifbaren Erfolg gehabt hat, so ist cs der, daß es Tausende von Schlafmützen aufgcschüttclt hat. Dies hat sich in Schleswig-Hol stein, Hamburg und Berlin erwiesen, wo die vereinigten OrdnungS- partcien gegen die Lassallcancr Front machten, das zeigte sich in Altstadt-Dresden und Borna-Pcnig-Rochlitz, wo die socialdemokra tischen Candidaten um je über 1000 Stimmen in der Minderheit blieben. Insofern haben die Stichwahlen eine tröstliche Seite. In welcher Weise übrigens die Lassalleatter beflissen sind, sich geistig für die Wahlen vorzubereitcn, dafür wollen wir hier einen Beleg beibringen. Sehr oft wundert man sich, daß eine Anzahl von den Agitatoren dieser Partei ein für ihre sonstige gesellschaft liche Stellung und ihr übriges Wissen hohes Verständniß sürVolks- wirthschaft entwickeln. In hundert Fällen läuft viel unverdautes Zeug, viel Halbwissen, sehr oft crastes Ucbertreiben und gehässiges Erhitzen dunkler Instinkte, schlimme Leidenschaft unter. Nicht selten aber entwickeln diese Agitatoren staunenöwerthe Kenntnisse. Die Lassallcaner Berlins — wir sprechen nicht von der Sozialdemokratie Bebel-Liebknechts — schulen ihre begabteren Köpfe durch das Stu dium volkswirthschaftlichcr Bücher. Sic senden sic in die Hörsäle von Professoren der Nationalökonomie an der Berliner Universität. Und der bekannte Berliner Strcikcbruder, der Maurergeselle Grott- kau, erklärte dieser Tage, als er gefragt wurde, warum er sich denn Ächt als Candidat bei den Ncichstagsivahlcn aufstellen lasse, allen Ernstes: er habe in seinem Wissen über volkswirthschaftliche Dinge noch zu große Lücken, um seine Stellung als RcichStagsabgeordneter auch ganz auszufüllcn; er glaube jedoch, durch eifriges Studium bis zur nächsten NeichstagSivahl das Fehlende nachgeholt zu haben und werde sich dann um ein Mandat bewerben. Was thun nun. solchen achtungSwcrthcn Bemühungen gegenüber, unsere Regierungsbehör den? Was die besitzenden, die gebildeten Clastcn? Tausende von studirtcn Leuten gicbt es in Stadt und Land, die sich in solchen Fragen wie neugeborene Kinder verhalten. Unsere Geistlichen sind pielzusehr in dogmatischen Streitigkeiten verwickelt oder mit der Psttge ihres Haushalts beschäftigt, die Lehrer ringen zu hart um's tägliche Brod, die Juristen käucn ihre Spitzfindigkeiten wieder, die juristisch gebildeten Beamten besorgen ihren Büreaudicnst, die Aerzte ihre Patienten, und Niemand findet Zeit, das Volk über wirthschast- stiHe Dinge aufzuklären. In größeren Städten geht etz noch an; da versammeln wenigstens im Winter Vortragende ein lernbegieriges Publikum. Was geschieht aber auf vcm Lande, in kleinen Städten? Die Bestellung von Neisepredigcrn, die volköwirthschastlich richtige Anschauungen verbreiten, erscheint uns als eine dringliche Sorge der gebildeten Elasten. Und Denen, die auf Universitäten studirtcn, empfehlen wir inständig die Beschäftigung mit der Nationalökonomie, Um bei künftigen Wahlagitationen sich nicht verblüffen zu lassen, mmn ein sozialistischer Agitator mit Bruchstücken einer oft mißver standenen WirthschaftSlehre den Eindruck eines tiefen Denkers auf die Masten zu machen droht. Mit Befriedigung registrirm wir, daß der Bundcsrath sozialen Fragen etwas näher tritt. Der Handelsausschuß des BundcsratheS beantragt, hinsichtlich der Sonntagsarbeit der Frauen und Minder jährigen in den Fabriken, sowie hinsichtlich der ArbeitSüberbürdung »n Werktagen Erhebungen anzustcllen und die Bundesregierungen vufzufordern, diese Erhebungen durch geeignete Organe vornehmen, die Resultate aber dem Reichskanzler mitthcilcn zu lassen. Von dem Ergebnisse soll ein Beschluß über eine Enquete durch Abhörung Sachverständiger abhängig gemacht werden. > In anderer Richtung sucht die östreichische Negierung einem tiefen wirthschaftlichen Schaden zu begegnen. Sie will da« Actien- gesetz reformiren. Erst die verheerenden Wirkungen des Krachs haben zu diesem heilsatnen Entschlüsse gedrängt. Es mußte die Gefahr, daß das KapitalsassoziationSwescn in der Form der Aktien gesellschaft seinen ganzen Kredit einbüße, hervortretcn, um die Ge setzgebung zu veranlassen, neue Einrichtungen zu treffen, welche die Sicherheit dafür bieten, daß Kapital astoziiren nicht gleichbedeutend seit mit Kapital verlieren. Es war nothwcndig, daß leichtsinnige Gebahrung, stupide Fahrlässigkeit, egoistischer Mißbrauch, gewinn süchtige Ausnützung, raffinirte Voranstellung des Privatinterestes und selbstverbrccherische Aneignung und Ausnützung von Seite der Gründer von Aktiengesellschaften und ihrer Verwaltungen sich häuften, um endlich energische Strafbestimmungen hervorzurufen. Es konnte nicht mehr so fortgehen, wie bisher. Den Gründern, und wären es auch die ehrenhaftesten, unbescholtensten und geschäfts kundigsten Personen, hätte sich auf Grund des jetzigen Actien- Gcsctzes das Capital nicht mehr zur Verfügung gestellt. Die Gefahr war vorhanden, daß die wirthschaftliche Entwickelung, die trotz aller Mißstände an das Actimwesm sich knüpft, abaeschnitten würde. Der neue Actiengesetzentwurf umschreibt in ziemlich genauer Weise die Verantwortlichkeit der Gründer, welche für ihre Angaben haftbar erklärt werden, er dcfinirt die Verantwortlichkeit der Verwaltungen, die mit ihrem Vennögen und ihrer Person für die Correcthcit ihrer Geschäftsführung im Sinne des Gesetzes einzustehen habm, er nor mtet die Rechte der Actionäre bezüglich des Einblickes in die Gebah rung der Anstalt, der sie ihr Geld anvcrtraut haben, er beseitigt nach Möglichkeit die Einflußnahme der Strohaetionäre auf die Ab stimmungen bei den Generalversammlungen und, was die Haupt sache ist, er proklamirt das Princip der durch das Gesetz ebenso be schränkten, als geschützten Freiheit als Dasjenige, welches mit der von den Actionären, als den zunächst Betheiligten, unausgesetzt ge führten Controle die Wiederaufrichtung der so schwer heimgejuchten, wirthschaftlichen Form der Capitalsastociation durch die Aktie mög lich erscheinen läßt. Während Deutschland in England für seine Politik einen hoch- ansehnlichen Bundesgenossen findet und dip ProtestantenmcetingS die Gemeinsamkeit der Interessen Deutschlands und Englands gegen Nom darthun. erkälten sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien. In keMnM aewinnm die Sympathie» für die Fran zosen immer mehr me Uebcrhand, und in der Frage Lamarmora- BiSmarck steht die öffentliche Meinung Italiens ganz auf Seite des Generals Lamarmora. Derselbe gilt dort als Ehrenmann Md man glaubt nicht, daß er Aktenstücke gefälscht habe. Vor wenig Tagen feierte der älteste Sohn des Kronprinzen von Preußen seinen Geburtstag. Nach dem Hosbericht bestand ein Haupttheil der Feier darin, daß der Prinz mit feinem Bruder «ach Spandau fuhr, um unter Leitung eines Generals die dortigen Sehenswürdigkeiten zu betrachten. In Spandau giebt es aber außer Soldaten, Kasernen, Gcschützgicßereien, dem mit dem RcichS- kriegsschatz gefüllten JuliuSthurme nichts SehenSwerthcs. So wird dem künftigen Herrscher Deutschlands schon von Jugend aus eine streng militärische Erziehung gegebm und die kriegerische Ader der Hohenzollern belebt. Locales «nd Sächsisches. — Der Oberhofmeister I. M. der Königin Mutter, Wirklicher Geheimrath von Minckwitz hat das Comthurkreuz 1. Klaffe AlbrechtS-OrdenS erhalten. — Als unser Königspaar am 28. Januar in Leipzig, umbraust von dem Jubel der Bevölkerung, angekommen war, erwiderte Se. Maj. der König auf die Begrüßungsrede des Bürgermeister vr.Koch Es ist mein Wunsch gewesen, alsbald nach beendigter Trauer nach Leipzig zu konimcn und den Dank auszudrücken, für die innige Theilnahme, die mir die Stadt Leipzig zu allererst mit in schwerer Zeit bewiesen hat. Ich habe zwar meinen Dank bereits Einzelnen unter Ihnen ausgesprochen, aber ich habe doch der ganzen Stadt danken wollen, wie ja auch die Theilnahme eine allgemeine gewesen ist, und das thue ich heute. Die Stadt Leipzig ist zwar der Zahl der Bevölkerung nach die zweite des Landes, aber in manchen Be ziehungen doch die erste. Durch ihren Handel, ihren Gcwcrbflciß, ihre Universität ist sie weit über Sachsens Grenzen hinaus bekannt, und ich habe Leipzig stets, wie mein verstorbener seliger Vater, für eine Perle in der Krone Sachsens gehalten. Ich wünsche, daß die vertrauensvolle Gesinnung, welche die Stadt Leipzig meinem ver storbcnen Vater stets bewiesen und von welcher ja auch ich schon zahlreiche Beweise erhalten, auch auf mich übertragen werde. Ich meinerseits werde gewiß, was an mir ist, dazu beitragen, mir dieses Vertrauen zu bewahren und Leipzig, das meinem Herzen so nahe steht, die Stellung zu erhalten, die es verdient. — Hierauf erfolgte der Einzug durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt. Leipzig wußte die Ehre, daß cö die erste Stadt ist, welche das KönigSpaar besucht, zu würdigen. Am Augustusplatze, Eingang der Grimmaischenstraße, war eine impo sante Ehrenpforte errichtet, an welcher die Majestäten durch 50 Ehrcnjungfrauen begrüßt wurden. Aus dem Marktplätze war die Studentenschaft in vollem Wich«, die Militärvereine und die Cor- porationen mit ihren Fahnen postirt. Auf eine Anrede des Stadt- verordnetcnvorstehers vr. Gcorgi dankte herzlich der König. Nach mittags halb 2 Uhr war Empfang des Raths und der Stadtverord neten. Hierauf besuchten die Majestäten das berühmte typogra phische Institut von Giesccke u. Devricnt und nahmen mit ersicht lichem Interesse Kenntnis; von den Einrichtungen dieser Anstalt. Mt großer Galatafel im kgl. Palais, zu der viele Einladungen er gangen waren und mit einem Fackelständchcn der Gesangsvercine schloß der Tag. In den Abendstunden traf von Dresden S. k. H. der Prinz Georg mit seinem Adjutanten von Ehrenstein in Leipzig ein. Die hohen Herrschaften jagten gestern im Ehrenbergcr Reviere. Nach dem „Dr. Journ." war für gestern ein Besuch des Schützen hauses projectirt. Ihre Majestät die hat gestern die Damen des Albcrtvercins empfangen, woran sich große Damcn- cour schloß. — Der Herr Finanzminister v. Friesen hat in der Sitzung der 1. Kammer neulich'nachgcwiescii, daß der sächsische Staat inner halb der letzten 15 Jahre nicht nur sämmtliche productive Aus gaben, mit Ausnahme der Kosten der Eisenbahnen, sondern auch sämmtliche unproductive außerordentliche Ausgaben für den Bau von Gebäuden für alle möglichen Staatszwecke, aus den Ueber- schüssen der laufenden Verwaltung bestritten hat, und auch noch die Summe von 17,389,949 Thlr. übrig geblieben ist, die noch nutzbar in Eisenbahnen angelegt worden ist. — Einem Expose; des Herrn KricgsministerS über die Militär bauten entnehmen wir noch Folgendes: Dieselben werden einen Flächenraum von über 146 Hektaren bedecken; das Terrain ist in folgende 5 Abschnitte getheilt: 1) zwischen Nadebergerstraße und Kannenhcnkelweg für zwei Jnfanterieregimcntscasernen, 2) zwischen Kannenhenkelweg und Prießnitz — für Cadettenhaus und Hospital, — 3) zwischen Prießnitz und der Chaussee von KönigLbrück — für das Arsenal mit Dcpendenzen — 4) zwischen Chaussee von KönigS- brück und Schlesischer Eisenbahn — für Erbauung der Rauchfutter-, Körner- und Mehlmagazine. Militärbäckerei, Waschanstalt und der Garnisonverwaltung — 5) westlich der Schlesischen Bahn bis an den weiten Neustädter Kirchhof — für die Militärreit- und Straf anstalt, die Cavalerie-, Artillerie- und Traincasernen. Vor Allem macht sich die Herstellung einer Straße nöthig, die dazu dienen soll, die Anfuhre des Baumaterials, sowie die Communication mit und zwischen den einzelnen Bauplätzen zu erleichtern, nach Vollendung der sämmtliche« Neubauten aber diese sowohl unter sich, wie mit der Stadt in Verbindung zu sehen. Der zunächst in Angriff genommene Tract dieser Straße geht von der Königsbrücker Straße bei der Schmelztiegelfabrik in nordöstlicher Richtung bis zur Radeberger Straße bei dem Waldschlößchengrundstück. — Im Jahre 1838 hat der damalige Oberberghauptmann v. Herder eineSchnft veröffentlicht, in der er die Anlage eines tiefen StollnS vom Elbspiegel bei Meißen bis nach Freiberg als dringend nothwendig für die Fvrtexistenz d«S sächsischen Bergbaues empfahl Er wollte durch diesen Stölln die Hindernisse beseitigen, die dem Grubenbetrieb« bei zunehmender SÄK durch di« Eptfersunader Wüster, durch die Förderung und die WM«l«si»AMtstünden. Man hat sich jedoch damals bloS entschlossen, den Rothschönbcrger Stölln zur Erhaltung und Belebung des Bergbaues zu bauen. Seit 1843 hat man mit dem Bau begonnen und hat bis Ende 1872 12,871 Meter mit 8 Lichtlöchern hergcstcllt. Es bleibt nur noch die Aus führung von 995 Metern mit 3 Lichtlöchcrn übrig, d. i. noch 7,18 Procent des ganzen Baues, die bis Ende 1875 ausgeführt sein wer den. Der Stölln kostete bis jetzt 1,982,824 Thlr., seine Bollendung erfordert noch 250,000 Thlr., darunter 25,000 Thlr. zur Entschä digung für Wasterentzichungen an Grundbesitzer, auf deren Areal mitunter unbedeutende Klüfte und Gänge dem Wasser einen Weg von der Erdoberfläche nach der Tiefe öffnen. Die Finanzdeputation der 2. Kammer glaubt, daß, wenn man hätte voraussehen können, welcheSummen dieserStollnbau verschlingen würde, erwohlschwer- lich begonnen worden wäre. Nach Lage der Sache bleibt nichts übrig, als die Summe zur Vollendung zu bewilligen, was Referent Beyer empfiehlt. — Von mehreren Seiten erhalten wir bestimmte Angaben, baß Nationalliberale Dresdens sich bei der Stichwahl ihres Stimm rechts enthalten haben, um nicht dein ihnen unbequemen vr. Minck witz zum Siege zu verhelfen. Andere haben geradezu geäußert: sic würden, da Goldschmidt nicht gewählt sei, nun für Jacoby stimmen. Bezeichnend ist folgender Vorgang: Ein Kaufmann, der auf der Moritzstraßc einen der glänzendsten Cchautäden besitzt, hatte als eifriger Goldschmidtianer auch seiner Zeit den Wahlaufruf für den Leipziger Candidaten unterschrieben. Er war zugleich Mitglied des Wahlvorstandcs aus der Moritzstraße. Als dieser Vorstand einen Augenblick Zeit hatte, übten die Herren selbst mit Ausnahme des be- zeichnetcn Kaufmanns ihr Wahlrecht aus. Gefragt, warum ex nicht abstimme^. antwortete er: Minckwitzcn möge er nicht und Jacoby kenne er nicht. Man machte ihn darauf aufmerksam, daß cs hoch seltsam sei, wenn der Wahlvorstand nicht einmal vollständig ab- sümme. Nun, da werde ich mir helfen! dachte er, nahm ein Stuck Papier und beschrieb cs mit den, Namen eines Dritten. Man sagte ihm zwar, daß solchenfalls sein Stimmzettel wahrscheinlich der einzig ungjltige sei und man sofort wissen werde, iver diesen Zettel abgegeben habe — er führte seinen Vorsatz aber aus. Bei der Aus zählung fand sich wirklich ein Zettel, der nicht aus Minckwitz oder Jacoby lautete, sondern den schlechten Witz enthielt, daß er einen ruhigen, seiner Freundlichkeit halber allgemein geschätzten Herrn vorschlug. Soweit ist also die Verbissenheit gegangen, daß einzelne Goldschmidtianer lieber den Socialdemokratcn, als der verwandten Fortschrittspartei Hilfe leisteten! — Ucbcr das immer lebensvoller sich gestaltende Project der rechten Elbufer-Bahn schreibt man uns aus Schandau noch Folgen des : „Mit Recht betonen Sic die Wichtigkeit einer Zweigbahn ab Loschwitz via Blasewitz nach Altstadt-Dresden; man ist ganz Ihrer Meinung in dieser Beziehung, wie in der Eingabe an das königliche Finanzministerium bereits gesagt worden; auch hat diese Vartantc im TracirungSplane ausdrücklich Aufnahme gesunden, indem man, ganz analog Ihren Aeußerungcn, einen Kohlen- und Steinbahnhof in der Gegend der Vogelwiese errichtet dachte. Und zwar hatte man in dieser Hinsicht die bevorstehende größere Bauthätigkeit, resv. da« Areal der verschiedenen Baugescllschaften, denen billigste Zuführung des Steinmaterials von hervorragender Wichtigkeit ist, im Auge. Die Errichtung einer vierten Wagcnklaste, zur schnellsten und vor- thcilhaftesten Beförderung der mit Dresden täglich verkehrenden weniger Bemittelten, ist auch von ollem Anfang an vorgesehen. E« ist selbstverständlich, daß die rechte Elbe-Bahn für die Leipzig-Dres dener Bahn von umso größerer Wichtigkeit sein muß, als dir drchm»
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