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Dresdner Nachrichten : 07.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188707074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-07
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.07.1887
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Gchmbtisch Mt auf «nem kleinen Wandbreit ein Motxll der Siegessäule auSMetall f seitwärts de-Tische- bängt derKlingelzug, durch welchen »er Kaiser den dienstchuenden Adjutanten ruft. An " A LoUettenzünmer mit zierliche» Wand ' letzten N. diesen Raum stößt schränken. Durch Salonwagens, der ein kleine- diele- ^ zwei kleine t man in de» lebten Raum des opdaS. einen Klapptisch und einen , »wet kleine Tophi ratze» Spiegel enthält. Mit dem kaiserlichen Salonwagen in direk kr Verbindung steht rin zweiter Salonwagen, siir da» unmittelbare Befolge bestimmt. Wenn man die Treppe zu diesem erstiegen hat. gelangt man zunächst in ein kleines Gemach mit Waschtoilette und dem Notlügen Zubehör. Em Gang sübrt am inneren Wagen ent lang. au» welchen die Thuren von süns separaten KabinetS münden. Jede einzelne enthält eine» Klapptisch und zwei kleine Evvhas. Alle diele Zliinnerchc» sind mit den Räumen des Kaiser» durch Telegraphen verbunden. Aus dem Gange befindet sich eine Noch- brenne. Nachdem durch die Abreise des Kaisers nach Ems dessen Wieder herstellung konslatirt ist. rühre» sich auch in Königsberg die Hände schon fleißig zu de» crsorderlichru Vorbereitungen für den Empfang des Monarchen bei dessen für den Herbst beabsichtigten Besuch. Die Provinz hat sich definitiv entschlossen, den Kaiser um die An nahme eines ballartigen AbendlestcS zu bitten. Nachdem Prinz Heinrich mit seiner Division von Blidbootcn am Sonntag Mittag im Kieler Hafen eingetrvfscn, ist die ganze Torpcdvbootsslvtille unter Befehl von Korvetten-Kapitän Tirpitz dort wieder vereinigt. Am Sviintag ist auch das Panzerschiff friedlich Earl", Komm. Kapt^z. S. Stempel, i» Kiel rnrgetroffen. „r um m glchifs zu dem zii fvrmirenden LMeeaesckwader als Flaggst dienen. Am 20. v. M. sind die'schüfe der 1. Division dcs Manöver- geschwadcrs (Panzer „König Wilhelm", „Kaiser", „Oldenbura" und „Pieil") vereinigt, und der Gcschwadcrches Contreadmiral Paschen hat seine Flagge auf „König Wilhelm gehißt. Schon am nächste» Tage begannen die tlebuiigssahrten der Panzerdivision an der schleswig-holsteinischen Ostküile, Svndcrbura. Eckernsöcde und dien« sladt wurde besucht, Sonntag ankerte die Division in Kiel, ist in zwischen aber wieder aus einige Tage in See gegangen. Im Wahlkreis Sagan-Sprvtlau haben k»e Nativiialliberalcn und Jreikvnicrvativen den nationalliberalen AmlSrath Reinecke als Kaiidivalen siir die Reichstagswahl ausgestellt. In Hamburg ist eine größere Sendung sozialdemokratischer Truckschmlen von der Polizei mit Beschlag belegt worden, gerade als sic »ach Berlin befördert werden sollte. Tie Kitte wog 15 Centne» und enthielt n. A. lOO Exemplare des bekannte» Bebcl- schcn Buches „DaS Weib in der Bergangenheit, Gegenwart niid Zukunft"; 800 svzialdcinokratische Liederbücher und einen Posten der »cucsle» Nummer des „Zürich. Sozialdem ". Dies Blatt führt r» den .Kreise» der Eingeweihten den Namen: „S—t" oder „Slaalsanzriger" oder „Schwcizerküse". während der richtige Titel nie genannt wird. Drei Maurergesellen, welche am 14. März d. I. aus einem Neubau in Hamburg erschiene» und die dort arbeitenden Kollegen unter Drohung zwingen wollten, die Arbeit niederznlegen, wurden jetzt zu je drei Wochen Gesüngniß verurtheilt. I» Duisburg erhängte am 3. ds. eine Wittwe Haberkamm ihre beiden Kinder, schnitt die Leichen dann ab, legte sie m's Bett und erhängte sich selbst. Im „christlichen Verein junger Männer" hielt neulich Pastor Bartz vom UntersuckniigSgesängniß Moabit einen Vortrag über: das heutige Verbrecherth u >». seine Wurzeln und seine Be mühe man die Sünde bekämpfe» und christliche Charaktere bilden. Tie nachhaltige Kraft zur Nlederhaltung der Leidenschaften sei das Wort Gottes. Dieses den Vvlksnia»en nabcznhringcn, sei die Pflicht icdes Einzelnen. Redner empfahl hierbei Enalands Beispiel zu folgen und Reltungshäuscr zur Ausnahme unv Erziehung ver wahrloster Kinder zu gründen. Jeder aber, der in irgend einer hervorragenden Stellung sich befände, müsse Wachsamkeit über sich selbst und über die ihm Unterstellten gewissenhaft beobachten. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß das Kunstbnltcrgesctz, nachdem Preußen sich für die Annahme der Vorlage nach den Be schlüssen des Reichstages entschieden hat. die Zustimmung des Bundesrakhes erhalten wird. Wenn Preußen sich nicht ent schließen konnte, die nur mühsam zu Stande gekommene Vorlage fallen zu lassen, nur weil hinsichtlich eines einzigen, allerdings wich tigen, Punktes ein Widerspruch vorhanden war. so gilt es ais sicher, daß die anderen Bnndesregierungcir in ihrer Mehrheit den gleiche» Standpunkt cinnchmen werden. . Oesterreich. In Hamburg war am Sonntag die Kaiserin von Oesterreich unter dem Jnevgnito einer Gräfin von Hohenems emgclroffcn, um der Schwester Heinrich Heines, der Frau Charlotte Emden, einen Besuch zu machen. Die Kaiserin hat den Umweg über Hamburg nach dem englischen Seebad Cowes auf der Insel Wight, wo sic einige Wochen zu verweilen gedenkt, nur aus In teresse lür Heine »na seine Familie gemacht. Mit größtem Interesse unterhielt sich die Kaiserin über die neueste Heine-Literatur und nahm die ii» Besitz der Frau Emden befindlichen Heinc-Nelignieii, Bucie, Manuskriplstücke unk Pvrtraiks in Augenschein- Bet ihrer Ankunft gegen 10 Uhr war die alle Dame noch nicht zum Empfang eines Besuches bereit, aber die Kaiserin wartete, nachdem sie sich der Tochter der Frau Emden zu erkennen gegeben, bis ihre Toilette beendet war. Der König von Serbien ist lilllimehr aus Wien über Pest nach Belgrad abgcreist Im deulichcn Gmnnasimii in Leinberg, wo ein Abiturient den Kronprinzen Rudolf als Vertreter der Wissenschaften und Förderer jedweder wissenschaftlicher Bestrebung anredcte, erwiederte derselbe: Ich freue mich, daß im fernen Osten die deutsche Sprache und Wissenschaft in so gedeihlicher Weile gefördert werden. Die Bevölkerung Nordmährcns und des benachbarten Schlesiens athmct aut, seitdem sie weiß, daß jener Mordgcsellc, welcher durch mehr als sechs Wochen Angst und Schrecken im Lande verbreitete, sich biulcr Schloß und Skiegel befindet. In der Frohnvcste zu Chrudiiu fand die Agnoseirung jenes-Individuums statt, das Ende Ju», ,» Malm sch Nvthwasser eingesangcn wurde. Der Wach-Jn- speltor der Mi'irauer Strafanstalt, Faltmek, welcher zum Kreisge- richle Eh'.iidnn geführt wurde, um den verhafteten Revolvcrmaiin zu agiwseireu, erkannte in demselben mit Bestimmtheit den Sträf ling Auw» Schimak. Derselbe wird beschuldigt, nicht weniger als sechs Morde, drei oder zivci Mordversuche und eine stattliche Anzahl von Eiichruchsdichstählen verübt zu haben. Ob er Evinpliccii hat, konnte bisher nicht eruiit werorn, Stach den bei Schimak ge fundene» Auszeichnungen scheint dies jedoch der Fall zu sein. Diese i» slcnvgrm'hischcn Scbnftzriche» abgeiaßlen Anizcichnungen wurde» m», überictzl »nd brachten eine» völligen Rand- und Mordplan zu Tage, welchen Schimak in der nächsten Zeit aussührcn wollte. Schimak, welcher auch eine Landkarte Oestetreich-Ungarns bei sich trug, halte cme Art ProicriPtionSliste cntlvvrsc», »> welcher Per sonen und Aemtcr verzeichnet waren, bei welchen man Einbrüche insceniren konnte. Sechzig bis achzig Adressen standen dem Raub mörder »nd seinen Genossen zur Ämüaung. Da heißt cs ». A.: „Nach drin 1. Juli (Brunner Markt) sind ans der Post in Roth- wasser viele Tausende zu holen". „N. St. hat stets 50-—60,000 fl. zu Hanse". „Bei St. ist es schwer etwas zn machen, würde sich aber ansmhlen". „Der N. hat einen bösen Hund". „Pfarrer N. ist ein alter Man», der nur eine Köchin bei sich bat. Diese wird seine Erbin sein". Bei jeder Notjz bcsindet sich die Bemerkung: „ist schwer zu machen — ist leicht zn machen." Ungarn. Näheres über die Thnanntßatroneii - Katastrophe. Fünfzig Zöglinge der Iaszlicrenncr-Honved-Husaren-Cadcttenschule unternahmen unter Führung,des HanptmanuS Szakacs einen Aus flug in die Umgebung der Stadt, während dessen auch Dtmamit- pwben veranstaltet werden sollten. Früh 7 Uhr war die Truppe marschbereit und machte sich wohlgemuth auf den Weg. Der Ziel punkt des Ausfluges >var ein von der Stadt ungesähr eine Stunde weit gelegenes Terrain, welches häufig zu militärischen Uebungen brnützl wird. Hier angelangt, ruhten die Cadctten ungefähr eine Stunde aus, nach welcher Frist ihnen der Hauptmaiin einen wissen Amtlichen Vortrag hielt, worin er ihnen die vorzunchmenden Lvnainiwcrsiichc theoretisch erläuterte. Es war dieS der letzte Vor trag, den Szakacs seinen Zöglingen halten sollte, da die Cadctten ichon in den nächsten Tagen zu Offizieren vvrrückcn sollten. -Kurz vor 12 Uhr hieß der Hauptmann die Zöglinge sich m Reib und Glied stellen und uni ihn einen Kreis bilden, während er sich daran machte, vor seinen Zöglingen mit Thnamilstangen Versuche anzu stellen. Er holte zu diesem Zwecke aus dem Munitionswagen mehrere Dhnamitstangen hervor, behielt eine derselben in der Hand, während er die anderen in einer Entfernung von ungefähr drei Schritten behutsam auf die Erde legte. SzakacS nahm nun ein . Zündhölzchen und zündete mit demselben, unter gespannter Aus- 1 merkin,«t<-r lämintlichcr Anwesenden, das eine Ende der Thiiawit- «n. «ie an der Tkange angebrachte Lunte fing sofort und der Hauptmann hatte kaum so viel Zeit, um da- . ndhvlzchrn wegzuwersen. unglücklicherweise fiel da- Zllnd- ölzchen gerade auf die von Szakacs kaum drei Schritte ent- ernten und mitten in dem von der Zuhörerschaft gebildeten Kreise liegenden Dynamitstanaen, welche sofort mit einem fürchterlichen Knalle explobirten. Die Wirkung war eine entsetzliche. Haupt- man» SzakacS und noch drei Offiziere, Oberarzt Koller. Oberleut nant Hübner und Leutnant Batogh. ferner 18 Cadctten stürzten sofort todt zusammen: 20 Zöglinge wurden durch die Splitter so schwer verwundet, daß kaum Hoffnung vorhanden lst, daß auch nur einige von ihnen am Leben erhalten werden: auch die anderen 11 erhielten schwere Verletzungen, aber man hofft, daß sie durch die Amputirung der verletzten Glieder ain Leben erhalten werden können. Kaum eine halbe Stunde »ach dem UnglückSsalle war der Schauplatz der Katastrophe bereits von einer großen Menschen menge gefüllt, welche Alles ausbot, um den Verwundeten die erste Hilfe zu biete». Von einer rationellen Hilfeleistung konnte natür lich keine Rede sei», da weder die Zahl der Aerzte noch das Ver bandmaterial ausrclchten. Die Verwundete» wurden im städtischen Kranlenhause untcraebracht. Die Aerzte erklärten, daß der Zustand eines Theiles der Verwundeten so bedenklich sei, daß eine sofortige Amputation vorgenommen werden müsse. Zehn Verwundete wurden im Laufe des Nachmittags einer Amputation unterzogen; Oderselben erlagen kurz darauf der Operation. Ein Budapcster Telegramm des Correspondenz-BureauS giebt die Gciammtzahl der Verunglückten auf 40 an. Schwer verwundet sind 27, leicht verwundet 8 Personen. Frankreich. Angesichts der zahlreich einlaufendcn Austritts- erklärnngcn und der TadelSknudgebuiiac», die von den Provinz auSschüssen votirt worden sind, hat die französische Patrioten! iga die Nothwendigkeit erkannt, ihre jüngsten Heraussorderniigen und Un geschicklichkeiten zn vertheidigc». Sie thut dies in einer „Erklärung des leitenden Ausschusses", welche das Vcreinsorgan „Le Drapcau' enthält. Darin giebt sic zu, daß sic die Tendenz verfolgt, Elsaß Lothringen „zu befreien". Das Leipziger Urthcil gegen Köchlin wird dadurch nachträglich noch gerechtfertigt. Die belr. Stelle lautet: „Europa bat es mehr als je nöthig zu wissen, daß über nuferen Ichwachcn und wechselnden Negierenden in Frankreich eine starke, zusammenhalteiidc, brüderliche Station steht, die bereit ist, jeder großherzigen und gerechten Sache zuzujubeln und zu diene», und die ihre» Boden eben io wenig aufgiebl wie ihre Bürger. Was uns betrifft, so sind wir vor Allem und ausschließlich Männer der Landesvertheidiguiig, eben so eifrig bemüht, die Unabhängigkeit unseres Vaterlandes zn wahre», eben so begierig, dessen Gebiets- theile zu befreien, wie besorgt, unsere Arbeit und Arbeiter gegen einen fremden Einbruch zu schützen. Wenn wir auch dieser Aufgabe ohne Ungeduld und Herausforderung nachlebcn, so sind wir doch gewillt, >m eigenen Hause frei und Herren zu sem, wie Henri Martin uns sterbend geratheii hat. Dieser stolze Rath ist unser erstes Gesetz, und indem wir heute dem General Boulanger treu bleiben, wie wir seiner Zeit Gambeita treu geblieben, sind wir nur folgerichtig gewesen." Tie Armeckommission hat die Vorlage wegen versuchsweiser Mobilisirung eines Armeekorps im Prinzip angenommen, mit dem Vorbehalte icdvch, die Details erst zu bcrathen. nachdem eine Be sprechung mit dem Kriegsminister stattgesundcn har. Die internationale Konferenz zum Schutze der unterseeischen Kabel ist jetzt geschlossen. Das Inkrafttreten der Konvention erfolgt am 1. Mai 1888. Das vom Ministerpräsidenten Nonvicr in der Deputirtenkainmer cingebrachte Budget schlägt weder eine Anleihe, noch eine neue Steuer vor, ebenso hat das Cabinct bei Ausstellung desselben so wohl von einer Zuschlagtaxe aus Alkohol, wie von einer Besteue rung der bewegliche» Werthe abgesehen, wie sie von dem früheren Cabinet vvrgefchlagen waren. Das Gleichgewicht zwischen Ein nahme und Ausgabe wird lediglich durch Ersparnisse hergestellt, von welchen 89 Millionen auf das ordentliche und 60 Millionen auf das außerordentliche Budget entfallen. Paris. Das Hotel Bristol beherbergt seit Montag einen seltenen Gast,^ den Prinzen Dcvawougs Varo-Prakar, Bruder des Königs von -L-iam, welcher i» Bankok den Posten eines Minister präsidenten bekleidet. Ter Prinz bcgicbt! sich von hier zunächst nach Berlin und Wien. — Am Montag wurde unter immensem Andrang desPvbelS der alte Cvmiiiuiiist Jules Bonlabert begrabe». Ec war nach den Ereignissen von 1871 zn lebenslänglicher Depor tation verurtheilt worden und verbüßte diese Strafe bis zur Am nestie auf der Jw'el Ducos. Lonne Michel dielt an seinen. Grabe eine larmoyante Rede mit obligaten Krokodillstbräne», vermochte aber i» keiner Weife die Tausende von Gaffern zu irgend einer ausschrciteuden Handlung oder Kundgebung zn bewegen, und so verlief der dann geplante Skandal ruhig nn Sande. — Pasteur hat, wie schon kurz gemeldet, durch de» Tod eines seiner Patienten eine neue nicht unempfindliche Schlaupe erhalten. Am Montag starb nämlrch m der Pasteurschen Klinik mit allen Kennzeichen der fürchterlichsten Tollwut!, der Arbeiter Paul Hnrot, welcher ani 20. Mal von seinem eigenen Hunde gebissen wurde. Ter Unglückliche hatte sich sofort »ach der Verwundung der Bcbandlung Pasteurs überlassen und war von diesem 18 Mal mit dessen Lhmphe cnutc- risirt worden. Aber schon vier Wochen nach der ersten Jmpinng stellten sich Krämpfe der verschiedenste» Art ein und vom letzten Sviiiinbend ab war der Ausbruch der Tollwuth unverkennbar stünd lich zn erwarten. Am Montag, als die Tollwuth ausbrach, mußte der Arme wie ei» reißendes Thier gefesselt werden; derTodeskamps dauerte volle 3 Stunden. — Am Montag wurde unter Jnspectivn des Generals Fcrron ein Sanitälszug zum Transport für Schwer- vcnvundele auf der Strecke zwischen Paris und Havre cxperimeii- tirt. Der Zug bestand aus 25 Packwagen. Jeder Wagen enthielt s«. Wünsche England -och lehL seine Absichten gegenüber em Sultan und den Machten zu erfüllen, und werbe die Ratiffci- rung nicht ablehnen, wenn sie von der Abreise deS englischen Spezialgesandten Drummond Wolfs, welche jedenfalls in wenigen Tagen erfolgen werde, angeboten werde. Eure Verlängerung ver Frist werbe Indessen nicht zngestaiideii werden. — Das Unterhaus nahm sodann »ach zweistündiger Debatte mit 153 gegen 148 Stimmen den von ber Regierung bekämpften Antrag Atberley JoneS an aus Vertagung des HauieS behufs Besprechung der Tbat- sache, daß von der Polizei »»rechtmäßig gegen Mädchen Anklage wegen Prostitution erhoben sei. Die Regierung sagte eine gericht liche Untersuchung zn für den Fall, daß eine den Thatbcstand be treffende schriftliche Erklärung ver Behörden vorgclcgt werde. Das Haus vertagte sich hierauf, ohne in die Tagesordnung cingetreten zu sein. London. Die Kaiserin von Oesterreich ist unter dem Titel einer Gräfin von Hohenembs in der österreichische» Gesandtschaft abgestiegen und gedenkt incognito einen Monat in London zu verweilen. — Das Jubiläum der Königin ist gewiß in allen Herren ländern mehr oder weniger würdig gefeiert worden, am originellsten wurde es aber von zwei Engländern, Mrs. Henderson und Ricrs begangen, welche am JubitäiimSIaae den Momblanc bestiegen und auf dessen höchster Spitze, 4810 Meter über dein Meeresspiegel, de» Voll savo ttw tjuve» mit dem Nisicv. sich jeden Augenblick den Hals zu brechen, ertönen ließen. Nach Abiolvirnng dieser Thatiache stiegen sie herab und meldeten der Königin telegraphisch die Auf opferungsfähigkeit ihrer patriotischen Gesühlc. — Der große Ballon „Meteor" des Aeronauten M. Lhoste, welcher von Dnnkergue aus eine Reise über den Kanal unternommen hatte, traf Montag Mitter nacht 2,800 Bieter über der Mündung der Themse in England ein. Hier paisirte irgend etwas am SichecheitSoeiilil, sodaß der Ballon sofort mit reißender Schnelle zn lallen begann und vom Sturme in den Kanal geschleudert wurde. Glücklicherweise siel er ummttel- bar vor dem Steamer „Zaums" in's Meer, dessen Mannschaft die Rettung des Mrs. Lhoste möglich machen konnte. Ter Ballon, welcher einen Werth von 80,000 Frcs. repräscnlitte, ging verloren. Norwegen. Das Shvrting nahm einstimmig die Vorlage über die Heeresoraanisativn an. Rntzlanb. Die Negierung hat kürzlich prinzipiell die Erbauung von drei Eisenbahnlinien in Sibirien beschlossen, und zwar der Linie Tomsk-Irkutsk in der Länge von 1600 Kilo meter, einet Schieiicuverbindung vom Baikalscc nach Stretensk m der Länge von 9M Kilometer und einer von Wladiwoslvck nach dem Usinriland mit einer Länge von 400 Kilometer. Für die Durchführung der Vorarbeiten ist bereits ein Betrag von -100,OM Rubeln ansgcsctzt worden. General Aimeirkow, unter dessen Leitung gegenwärtig die Buchara durchschncidende Sektion der transkaspi schen Bahn von Tschardschni nach Samartand in Angriff genom men ist, wird bei de» Vorarbeiten zu den sibirischen Bahnen nicht betheiligt sein. Für spater jedoch ist sein Eingreifen bei den sibiri schen Projekten in Aussicht genommen, da man seine Ersahrungen im Bahnbau unter schwierigen Umsländcn sehr hoch aiilchlügt. Tie drei „Linien" sind übrigens in Wirklichkeit drei Abschnitte einer nngehcnercn Linie vom Tomsk bis Wladiwoslvck. Türkei. Nach Depeschen aus Erzcrum flehen jetzt 30,OM Nüssen an der armenischen Grenze. Es heißt mm. Rußland wolle die Pforte aussordern, die im Berliner Vertrag für Armenien zuge- sagten Reformen schleunigst auszusührc». Bulgarien. In der Sobranje-Sitzmig, welche vom Vorsitzen den ohne jede Programmrede eröffnet wurde, erschien die russen- sreundliche Opposition nahezu vollzählig. Diese zählt 80 Mann; im Ganzen giebt es 434 Deputate. Schon vor Beginn der Sitzung erzählte man, die Opposition werde einen Scandal provociren. Ihr erster Redner, Niivw, griff die Regierung heftig an, wurde aber druck Zwischenrufe der Majorität am Weitersprechen verhindert und schließlich durch den Vorsitzenden von der Tribüne cntienft. Hieraus wurde zum Präsidenten Dr. Tontschew (Ruincliotc) gcwähir. In der Miltwoch-Frühsitzniig der Sobrauje rcicrir!c K>-ischew über die Rundreise der Dcvuttttcn durch Europa. Er kvnslattttc inft Be dauern, daß die Anstrengungen der Deputation, die europäischen Hofe mit Ausnahme Rußlands zur Einigung über den vu'g.ittichen Thrvncandidatcn zu bewegen, mißlungen seien. Tröstlich seien jedoch die Sympathien, welche die europäischen Großmächte und Völker der bulgarischen Sache entgcgcnbringeii. Gestützt auf diese, ist cs der bulgarischen Regierung gelungen, einen geeigneten Eandidatcn bereits zu finde». ES sollen Garantien dcftüc bestehen, daß der Throneandidat, dessen Wahl am Donnerstag erfolgt, die Wahl an- nehmen werde. Eine besondere Deputation, in welcher ein Türke und ein bulgarischer Bauer sich befinden, soll nach Wien reisen, um dem erwählten Prinzen von Evbnrg die Wahlakte zu übelbringen. Ter bedciltendsteJnweiier lnSofiabekam vomMagistrate den Auf trag, einen silbernen, vergoldeten Teller, auf welchem dem neuen Fürsten Brod und Salz überreicht werden soll, in der kürzesten Zeit hcrzu- stelle». Tie Zeichnung des Tellers machte der deutsche Baumeister Swaberaer. Tie städtischen Architekten arbeiten die Pläne von Triumphbogen und Ehrenpisrten ans. Afrika. In Abhssinicn ist ein Anssland zn Gunsten des vom NcguS gesangen gehaltenen Lohnes des Königs Theodor auSgc- vrochcn. Mn 8 Patcntbetteii, welche derart ausgestellt waren, daß zwischen jedem ein kleiner Raum übrig blieb, welcher den Sauttätsgelulfen die freie Emulation um das Lager ermöglicht. Sowohl die Verladung wie die Ausladung der Betten und ver singirten Verwundeten soll sich mit großer Präzision und zur vollen Zufriedenheit der Jnspcc- torcn vollzogen habe». Italien. Rach den Erklärnngcn, welche der Minister des Innern, Crispi, in der Deputirleiikammer abgegeben hat, herrscht zwischen Italien und England in der cgyptstchen Frage volles Einvernehmen; beide Länder haben in Egvpien die gleichen Inter esse». Diese Erklärung bat aber weder in Frankreich noch m Spanien angenehm berührt. Die „Epoea", das Organ CanovaS del East illos. des Führers der konservativen Opposition in Spanien, betont »ist Nachdruck, daß England die spanische Regierung vom Abschluß der englisch-türkischen Evnventio» über Eayplcn nicht in Kcniftniß gesetzt und damit sein früher gegebenes Versprechen ge brochen habe. Besonderer Werth ist diesem Einspruch nicht beizn- legc». In Frankreich aber ergreift man gern die Gelegenheit, Spanien gegen England und Italien ausznspielen. Lediglich in diesem S'une ist die bereits envähntc Aeußcrung des „Jvnrn. des Tebats" aufzufasse». Der Zweck der ganzen Auslassung, Spanien den Gedanken nahe zu legen, daß ein Anschluß an das stanz ösisch- rnssiiche Bündnis; ihm Bortheile und eine erhöhte Machtdedeutung in Aussicht stellen würde, liegt klar zu Tage. Es fragt sich nur. ob das ,,Jvnrn. des Dcb." blos im eigenen Namen gesprochen oder ob es „nn Aufträge" geredet hat. U Belgien. In Antwerpen fand in einer Droguenhandlung eine bedeutende Explosion von Naphta statt, durch welche das Magazin zerstört wurde. Etwa 10 Personen befinden sich uuier den glühenden Trümmern, drei wurden bisher schwer verwundet hcrvorgezogc». England. Auch in England wehrt man sich gegen die Täuschung des Publikums mittelst der Kunstbuttcr und der Mar- garinfabrikate. Sir Robert Paget hat im Unterbaust eine Vor lage über Ersatzmittel iür Butter eingebracht. Ter zur Prüfung eingesetzte Ausschuß entschied sich siir den Entwurf, vmchärft jedoch die Bestimmungen desselben beträchtlich. An Stelle des Wortes Ostomargarine wurde überall das Wort „Butternie" gesetzt. Jedes Packet, welches Butternie enthält und zum Verkam ausgeboteu wird, muß in wenigstens */« Zoll großen Buchstaben die Aufschrift „Butterine" tragen und beim Einzelvcrkauf muß sogar „Buttcriue", nicht Butter daraus stehen. Ter Untcrstaatsstkretär des Acußeren, Fcrgusson, erklärte im Unterhaus, Frankreich habe jüngst das englische Protektorat über Dongarita (?) formell anerkannt; falls die französische Flagge dort noch wehe, werde sie vermuthlich bei der ersten Gelegenheit eiime- zogen werden. — Was die Konvention über den Handel mit Gc- rdnken in der Nordsee angehe, so erwarte die Regierung eineMit- rrsolgen solle, sobald die holländische Re- rank- geregten Avänvcrungc» erhalten (st thcilung Hollands, welche erfolgen solle, gicrung Kcnntniß der Ansichten Belgien-, Dänemarks und ,, reichö über die von Deutschland angeregten Abänderungen ery ' v. - - M. Falle werde irgend eine Note erlaffen werde», welche den Si»i> des Hauptinstrummts ändern oder England irgend welche Last oder Verpflichtung ouslege. (Natürlich I England ist schon schlau.) Ob gleich die verlängerte Periode für Ratificirung der Konvention nb- Aenillctvu. Im Nesidcnztbeater geht heute durch das Walliierthcatcr- Enstmble das Gondinet'ickc Lustspiel „Ein Großstädter" in Szene, welches morgen durch den G. v. Mostr'ichen Schwank „Der Zngvogc l" abgelöst wird. Wie im „.Hyvochouder" sind auch im „Zugvogel" die Hauptrollen in Händen derjenigen Mit glieder des Enstmblcs, für welche Moser dieselben geschrieben hat. Dir.Lebrun, Blencke, Guthery und Fri. Meyer sind in hervorragen der Weist tm „Zugvogel" beschäftigt; die übrigen kleineren Rollen sind mit den Herren Barthold. Schacht und den Damen Winkler, Mellenthin ic. besetzt. Der lustige „Zugvogel" wird sich sicher auch für die Kasse der Wallnerianer als solcker erweisen. -j- Als Dirigent für die im nächsten Jahre in Bayreuth ge planten „ Pariisal "-Aufführungen ist Capellmeister Nikijch von Leipzig cmseriehcn worden. s- Am 29. August sind cs gerade 100 Jahre, daß Schillers „Don Carlo s" seine erste Anfsüyrnng erlebte. Diese erste Jnscc- nirimg des Werkes geschah unter Ludwig Schröder an der Ham burger Bühne. -s Die Direktion des Leipziger Stadtcheatcrs veranstaltet, wie mehrfach erwähnt, gegenwärtig eine» W a g n er-E U c l u s, ber die Theilncchmc des Publikums in lliigcwvhnlichcm Maße fcssttt. Die bis jetzt erfolgten Aufführungen von „Ricnft" bis- zn „Tristan und Isolde" fanden vor völlig gefüllten Häusern statt, und nach den auswärtigen Anmeldungen zu urtheilen, die zu dem in dieser Woche zur Aufführung gelangenden „Ring des Nibelungen" vorttegen. dürfte die Thcilnahme sich bis zum Schluß des Ehclns noch steigcrn. Uebcr alles Erwarten hinaus sind diese Anffübrungen musikalisch wie steirisch glänzend vorbereitet. Vorzugsweise sind die „Meister singer" und «Tristan und Isolde" m einer Weist auf die Bühne gestellt, die auch auf den erste» Theatern kaum übertrosstn werden kann. Durch die einzelnen Darbietungen sowohl, wie durch den Aiidriessen hervor- Das Publikum wie die gesammte Leipziger Presst sind voll Anerkennung über diese neueste Leistung des Leip ziger Stadttheakers. f Die Aufführung der Over „ DcrMikado" ist in Japan selbst auf Schwierigkeiten gestoßen. Als dort eine englische Wander- akstllschaft, die „Salinga Opera-Boiifst", um die Genehmigung zur Aufführung einkani, versagte sie der Minister des Acußeren und der britische Generalkonsul in (Yokohama drohte mit gerichtlicher Ver folgung. Erst als der Tilcl „Mikado" in „Drei kleine Schulmädchen" umgcwandell und jede Beziehung auf javanische Beamte und den Mikado ausgcmcrzt waren, war die Aufführung möglich. In der Kgl. Hoskuiisthandlimg von E r n st Arnold sind neu ausgestellt: Professor Bernhard Plockhorst «Berlin): „Die Frauen am Grabe Christi" und „Moses Leichnam wird von Engeln gen Himmel getragen", zwei biblische Bilder, welche in tiessler Em pfindung geschaffen und in einer Leuchtkraft der Farben zur Dar stellung kommen, wie sie selbst bei Plockhorst, der durch leuchtende Farbengebung sich seinen Namen errungen, nickst immer zn sehen sind. Ferner eine große Abcndlandschnst von Paul .Koken (München), die von den letzten iLlrahlen der uiitergehendcn Sonne wie vergoldet erscheint. I. Wöpsner ('München) schildert in großer Naturwahrheit ein „Gewitter auf dem Chirmstc". auf welchem Landlcnte mit einen, Hcmchiss gegen die empörte» Wogen kämpfen. Zwei kleinere Landschaften Von Marie von Kendell: „Peistuor ani der Insel Wight" und „Sommcrbad Lynmonth" sind durch hübsches Colorit gefällig, doch sonst nickst bedeutend. iS 7» »
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