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^Ponnlog, 24. Uugust 1924 Im Fluge durch Amerika. Bon Rudolf Lothar. Renyorker Eindrücke. — Der Amerikaner. Ich widerstehe der Versuchung, über Neuyork zu schreiben. Ungezählte Schriftsteller kommen alljährlich nach Neuyork, landen im Hudson, lassen sich von Neuyork überwältigen, be täuben, entzücken und begeistern, oder deprimieren und ent setzen, und schreiben darüber in den Leitungen ihrer Heimat. Es erscheint fast unmöglich, über Neuyork etwas Neues zu sagen. SS ist mit allen seinen Glanz- und Nachtseite» — wobei die Nachtseite die glänzendste ist, denn das Schönste und Urberwältigendste, was es -ein Fremden zu biete» ver mag, ist der Broadway bei Nacht mit dem Feuerwerk der Reklame über dem Geschiebe des Mcnschenstroms — tausend mal beschrieben worden, impressionistisch und pointillistisch, mit breiten und spitzen Pinseln, mit Bleistift und mit der Radiernadel, mit hellsten ansgesetzten Lichtern und tief nach- gedunkelten Schatten. Was soll ich da Neues erzählen?!! Die einen sagen, Ncunork ist Amerika, so wie Paris Frankreich bedeutet. Die andern beteuern das Gegenteil: Rcuyork ist nicht Amerika. Um Amerika zu kennen, muh man »ach dem Westen gehe». Gcwtff ist Neuyork nicht Amerika. Aber es ist sozusagen sein Mund. Neuyork sriht die Ein wanderung, Neunork spricht die Sprache des Landes. Was Rcuyork sagt, hört die Welt. Neuyork ist der ausgesperrte Rachen, Neuyork ist das Sprcchivcrkzeug des Amerikaners, nicht Washington, wofür Amerika gedacht wird. Die Ge danken von Washington werden durch die Ncnnvrker Heilun gen der Welt mitgcteilt. Neuyork ist ein Frcff- und Sprcch- wcrkzeug, das immer in Bewegung ist. Aber nicht alles, was cS an Menschen schluckt, wird vom Lande verdaut. Das Heer der Untaugliche», der Gestrandeten, der llntcrgrhendcn und Versinkenden ist gewist nicht kleiner als die Schar derer, die «nfffaflend sich empvrriiigen, sich durchschlage» »nd sich assimi lieren. Denn daraus kommt eS an. Der Amerikaner, der «ich heute mit Stolz einen huudcrlprvzentigen Amerikaner nennt, stammt ja auch von Einwanderern ab, und seine Vor jahren sahen irgendwo in Europa. Denn es gibt keine ein geborene amerikanische Kulturrossc, Trotzdem oder deswegen «st Raffe das amerikanische Ideal. Eine Rasse zu werden, ist der Traum Amerikas. Db es diesen Traum sc im anthro pologischen Sinuc erleben wird, ist fraglich. Aber ist denn die Schädelfvrm die Hauptsache? Wichtiger als die Schädel- iorin ist der Schädclinhalt. Und es gibt heute bereits ein — Dresdner Nachrichten — amerikanisch«» Gehirn, d. h. eine amertkanisch« Denkart, ein panamerikanische» Gefühl, ein panamerikanisches Ideal. ES gibt — wer wollte es leugnen? — den typischen Amerikaner. Die Welt erlebt das einzigartige Schauspiel, dah durch Zucht wahl und Kamps nms Dasein tatsächlich eine neue homogene Rasse entstanden ist. Neuyork, sagte mir ein Kenner der Stadt, ändert sich aller drei Jahre. Es ist eine fortwährend fluktuierende Stadt. Aber die Verändern»» der Straffen, die Veränderung des Stadtbildes ist doch nur rein äufferlich Die Stadt verändert vielleicht ihre Züge, nicht aber ihr Gesicht. Das kommt daher, ivctl auch das Ansnehme» und Verwerfen der neu Anlangen den, die Scheidung zwischen assiinilativnssähigcn Elementen und Fremden, die ewig Fremde bleibe» werden, im amerika nischen Tempo vor sich geht. Dieses Tempo ist nicht Meiische»- willc, sondern offenbar Naturzwang. Ein kategorischer Im perativ des Bodens und der Lust. Nirgends auf der ganze» Erde ist bas Lebenstempo so schnell wie in Amerika. Wer ankvmmt, muff init, oder das Schwungrad wirst ihn beiseite. Und weil das Assimilationstempo i»> Einklang steht mit dem Lebenstempo, sehen wir mit Staunen, wie die Kinder von eingcwnnderten Europäern amerikanisch denken und suhlen und a»sangen, amerikanisch auszusehen. Und die zweite Generation ist bereits so sehr Vollblut, das, der Nu Klux Klan sie bereits als hundertprozentig anerkennt. Dieser Geheim bnnd, dessen Macht in Amerika unbeschreiblich ist, hat den Rasscnsanatismns a»f seine Fahne geschrieben. Er akzcpiert und fordert, was der Rasse förderlich ist. Der amerikanische Typus, das hcifft der Typus des drüben lebensfähigen Mensche», ist nur ans der Geschichte des Landes zu verstehen und zu erklären. Goldsucher und Abenteurer waren die ersten Einwanderer und Pioniere. Und alle, die da folgte», das Land eroberten, sich im Kampfe gegen die Indianer scstsetzten, die Scholle urbar machten »nd Städte bauten, waren Leute, die von Europa nbgesalle» waren. Sic gingen aus der alten Welt in die neue, weil sie in der alten unzufrieden und gedrückt waren, weil sie drüben Freiheit »nd ei» Feld für ihre Tatkraft suchten. Um sich als Pioniere zu behaupten, muffte» sic unerschrocken und energisch, nüchtern und ruhig sei». Die Neugierde, in buchstäblichem Sinne die Gier nach Neuem, trieb sic übers Wasser. Der Optimismus hielt sie aufrecht in allen Gefahren und Widerwärtigkeiten. Die Pioniere hatten alle ihre Eigenart, waren alle scharf nm- rissenc Individualitäten. Es waren niemals Herdenmenschen, die sich unters Joch duckten. lSvnst wären sie in Europa ge- bliebcn.j Aber trotzdem mufften sic drüben ihren Führern Itr. Z34 Seife 9 folgen, denn es gibt keine erfolgreiche Expedition ohne Disziplin. Und alle diese Eigenschaften -es Pioniers sind heute zn den typischen Eigenschaften des Amerikaners geworden. Jeder Eharakterzug des Amerikaners ist avatisttsch zu erklären. Der heutige Amerikaner ist tatkräftig »nd energisch, ruhig und nüchtern, optimistisch und enthusiastisch. Im Grunde einer jeden Abenteurcrlust steckt ja der Enthusiasmus. Wer sich nicht für da» unbekannte Ziel der Ferne enthusiasmieren kann, der bleibt zu Hause. Der Enthusiasmus ist eine der besten und gefährlichsten Eigenschasten des Amerikaners. Wird er mit den richtigen Tchlagworten angesacht, dann stammt er lichterloh empor. Wir verbrauchten und abgenützten Europäer, die wir uns am Feuer des Enthusiasmus so oft die Finger verbrannt habe», staunen über die leicht beweg liche amerikanische Raffe. Sie hat eben noch den Enthusias mus der Jugend, ja oft sogar den des Kindes. Denn auch eine gewisse Kindlichkeit gehört zn de» Rasseeigentümlichkeitcn des Amerikaners. Diese Kindlichkeit tritt uns oft in über raschender Weise entgegen. Im Hotel Biltmore in LvS Angeles tagte während meiner Anwesenheit ein groffer amen tanischcr Frauenkvngreff, der in höchst ernsten und langen Sitzungen alle wichtigen moralischen und kulturellen und poli tische» Fragen des Landes besprach. Die gediegensten, ernstesten und würdigsten Frauen des Landes nahmen daran teil. Als ich eines Abends in mein Hotel zurückkchrle, ivar die Halle voll mit Kvngreffdamen, cs müssen ein paar hundert gewesen sein, und alle hielten grvffe Gladiolenstengel in der Hand »nd sangen im Ehvr: »Der Mat ist gekommen . . ." Diese gottgefällige Kindlichkeit des Amerikaners ist auch der Grund, warum er eine so Helle Freude am Spaff, an jedem Scherz, an jedem Witz ha». Ich mar immer der Meinung, das, es nichts Wundervolleres gibt, als herzhaft zn albern. Der Amerikaner albert mit Leidenschaft. Und man kommt ihm nur näher — ans dem Wege des Humors. Wer einen Spaff versteht und im rechten Augenblick einen richtigen Spaff zu machen iveiff, der ist sein Mann. Ein Leben ohne Humor ist für ihn undenkbar und unerträglich, lind nur wer den ameri kanischen Humor, der das ganze Leben durchdringt, zu würdigen wciff, versteht Amerika. Ter Pionier war immer ans sich selbst gestellt. Selbst ist der Mann! ist auch heute die amerikanische Grundmaxime. Und man könnte die amerikanische Lebensform«-! so fassen: Lerne selbständig sein, aber füge dich ein. Und diese Formel ist in der Tat die Grundlage des ganzen amerikanischen Lebens. vsnkgsscllRstt Sckreiten, Struck Le Lo. Wiiisenbaiirstrake 26 Tel.: I725I u. 17425 Ostr'ag» cier» sie sr»s»*sn, mit 30°/«! Oie Isinliigeii rveräen ans Inäustrie-Orunästticke an erster Stelle hypothekarisch »ickerxrestvllt Wir erteilen vorteilbatteste veratung bei äer Unterbringung von üeläern Wir übernebmen rur Wskrung »Iler Interessen äie laukencls Kontrolle von Wertpapieren aller ^rt otnie ttinterleßunA ^egen ßserin^e Oebülir. vurek Aassa-kinküuks konnten wir «rus»»S«8 - IVISt,«! teils uolsr isscsisllungsweci vrwsrdon unci stollon cllsss ru kadeltiatt billigen kreisen rum Vvrksukl SoKIslLllFHMSr kinrslns ^öde! jsäsr Lrl ILlöbsIbsus ur»cl Werkstätten ^SX ^sffe 8ölme 4^ s» IVIsi-sekLl»- 4D sit-sLs Herbsl-Musker-Messe Leipzig. Schier Transport lür Mehgüler millel» vastkrasl- ^agen» am pr«I4»p, pan 2». 4KUPUS4 «»2». vadelchluh den 26. August, nachm, 4 Uhr. »pooitlon, zerulpr. .1300«, 3201t. Gerokstrahe II. Die Jag- ^r hiesigen «stemeideslur Ist srel u. so» am Sonnabend, »e» ZS. 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