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Dresdner Nachrichten : 24.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192408240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-24
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.08.1924
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Sonntag. 24. August 1S24 — Dresdner Nachrlchlen — Nr. ZZ4 Seit- » 10. Sonnlag nach Trinilalis. Nach altem Brauche gedenkt die christliche Kirche am 1V. Sonntag nach Trinitatis Ser Zerstörung Jerusalems. In r»tom sielst »vch der Tilusbvgen, den das damals die Wett be herrschende Bvlk seine», siegreichen Fcldlierrn und nach malige» Kaiser errichtete. In der heiligen Stadt aber sammeln sich seitdem an jedem Freitag Israeliten vor der Klagemauer »nd weine» »m das, was ihnen verloren und in Neuer und Sturm nufging. Für uns Christen bilden jene Bvrgünge im Jahre 70 nach Christus mehr als eine geschichtliche Erinnerung. Der Herr hatte sie in Worten vvrausgesagt, die für alle Zeiten ihren warnenden E rnst behalte». So liegen die Schicksale sämtlicher Völker darin beschlossen, »nd wir sollen genau prüfen, inwie weit sic uns heute angchen: „Ala Jesus nahe hin,tu kam. sah er die Stadt an und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du wüsstest, zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Friede» dient! Aber nun ift'S vor deinen -lugen verborgen." iLnk. 1». 41. 42> Zweimal hat Jesus nach de» biblische» Berichten geweint: einmal am «Kratze des Lazarus über die Tnrannei des Todes, »nd einmal angesichts der dem Untergänge geweihten heiligen Stadt. Wir lieb mnsile er Jerusalem haben: mehr noch als das gesangenc Volk in Babel es tat, das sich beschwor: „Ver gesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechte» vergessen!" Das gros;e, schimmernde, vor ihm liegende Jerusalem, über das hinweg er aber im fernen Westen schon dir Wolke aus steigen sah. die sich zum Wetter erweiterte, ans dem verheerend der Blitz niederzucken sollte. So ivnrden seine Träne» zu Feuertrvpfcii. Was war schuld an Jerusalems Untergang? Das, cS „nicht wiihtc, was zu seinem Frieden diente!" Das« es die werbende, loclende Stimme des Evangeliums den unerfüll baren Forderungen des Gesetzes opferte! Das? es den ans Kreuz schlug, der ihm die Erlösung brachte und unter dem Stabe „Sanft" tLach. II, 7, io, sein König sein wollte. Und wen» es I,eute noch erwartet, das, das im uralten, den Tempcl- platz nmsäumendcn Gestein sich abhebendc vermauerte goldene Tor noch einmal zum Einzüge des Messias sich öffnen werde, so ist ihm mit der Zerstörung Jerusalems ein für allemal darauf die Antwort gegeben. Je höher Jerusalem stand, desto tiefer ist es der verkannten Heimsuchung zum Opfer gefallen. Deutsches Volk, du reich gesegnet gewesenes deutsches Volk, weiht du denn, was zu deinem Frieden dient? Wie Roms 'Adler in ihren Fängen Israels Blüte davontrugen, sind heute noch immer Feinde tu der ganzen Welt dabei, uns das Herzblatt aus unserem Wesen herauSzubrecheu. Nicht das, wir mit der Welt auf allen änheren Gebieten des Lebens in Wettbewerb getreten waren, machte unsere Gröfte ans: waö »nS besonders erhöhte, waren die Siege des lauteren Evan geliums. die wir in einem besonderen Kapitel der Reich- gvttesgeschichte erlebten, lind ed sollte sich nicht rächen, men» wir das mit widerchristlichem Undauke belohnten? I Wenn wir den nun schon so lange entbehrten Frieden anderswo suchen wollten als bei dem, der ihn uns bot — nicht „wie die Welt ihn gibt?!", wenn wir im Hinweise auf das im Mittel punkte der Zeit stehende Kreuz es nicht mehr erprobten »nd glaubten: „In diesem Zeichen wirst du siegen? !" Wer hoch steht, der sehe wohl n, das, er. nicht falle Deutsches Voll, sorge und schasse, das, dein Heiland nicht auch über dich weinen mns;! cb. Evangelische Keerschau in Miinchen. Der Evangelische Rund alS der Anwalt der deutsch-cvan gelischcn Interessen in unserem Vaterlands ruft seine Eie treuen ans allen deutsche» lKanen in den Tagen vom 20. August bis 2. September zu einer evangelischen -Heerschau nach München. „Des evangelischen G laube » s H err ltchkei t", das ist die Losung, unter der die ganze Tagung stehen soll. Bereits am 28. August finden vier Sonder konferenzen statt, am Freitag, -cn 20. August, hält der Zentral Vorstand seine Sitzung ab. Der Sonnabcndvormittag ruft die Mitglieder des Gesamtvvrstandcs und der Nachmittag die Ab geordneten und Mitglieder zu Versammlungen, in denen di Belange der Bnndesarbcit zur Sprache kommen. Ilm 6 Uhr sindct eine össentliche BegrnsrnngSseier statt, nach der das Festspiel: „Das getreue Augsburg" zur Ausführung gelangt Am Sonntag werde» in allen evangelischen Kirchen Fest gvttcsdienste abgehalten. Unter den Festprcdigcrn befinden sich der LandeSbischos von Sachsen l>. Ihmels und Ober konsistorialrat kl. K ö l tz s ch. Der Abend bringt zwei ösfent liche Versammlungen und eine Wiederholung des Festspiels Montag, de» I- September ist vormittag die gros,e Haupt versammln»» mit dem Vortrag von Gel,. Konsistorialrat sl. Holl über „Reformation und Urchristentum" und abends die vaterländische Feier, deren «Keneraltheina das Lnthcrivort bildet: „Für meine Deutschen bin ich geboren, meinen Deut schen will ich dienen." Dienstag, den 2. September, endet die Tagung mit einer Fahrt an den Starnberger Sec und einer Feier am Bisniarckdenkmal ans der Rvttmannshöhc. Wellunlergangswelker. Nun habe» wir glücklich an de», kritischen Tage, der uns die von ach so vielen — man ahnt ja gar nicht, wie viel tausende von Herzen und Herzchen heute bebbcrn — ge fürchtete MarSbcgegnung bringt, statt des alltäglich gewöhn ten himmlischen Drciminntensprihers einen ausgesprochenen soliden Land oder, wie man in Süddentschland so sinnfällig sagt, Schnürl- oder Spagatlregcn. der so richtig bis ans die Haut dringt. Das, der mit funkelndem eFnerauge bcrnicdcr- blinzclnde kosmische Wanderer wie seine sanfte abendliche Ge nossin Frau Luna sein Rcndevonz mit Mutter Erde hinter einer undurchdringlichen feuchten Gardine abhalten würde, zeugt zwar von einem Zartgefühl, das man dem rauhen Ge selle» nicht zngetrant hätte, wird aber bei den berittenen und den Hunderttansendcn nnbcrittcne» „Sternguckern" auf wenig Gegenliebe stoben. Aber nicht nur die Astronomen geraten nachgerade in gelinde Verzweiflung, auch die SvnntagsauS- slügler, das italienische Brüderpaar Pinto — übrigens keine Nachfahren von Earl Maria von Webers „Die drei Pintvs" —. denen sich das Pittver im Nenstädler Stadion allmählich in Brei verwandelt, und die Landwirte flehen inbrünstig das, endlich einmal der oberirdische Wanerrohrbruch repariert ivird. Hoffentlich beschert uns Mars, ie weiter er sich von uns entfernt, ans seiner Rückseite wieder das von allen er hoffte warme Sommerwetter. Wie die „offiziellen Wcttcrmachcr" die Lage anschcn, zeigt folgender Wochenbericht: Nach der hochsommerlichen Wärme der Vorwoche war die Witterung während der lebten acht Tage in Mitteleuropa überall kühl, veränderlich und sehr wechselt'»!!: zum ersten Male in diesem Sommer hat sich eine volle Woche hindurch kühles Westwctter erhalten, wie cs in io vielen anderen Sommern oft wvchcn- und monatelang fast ohne Unter brechung herrscht. In diesem durchweg warmen und rück- schlagsreien Sommer wirkt dagegen das etwas längere Vor herrschen des ozeanischen Wilternngstnpns schon ausfallend, obgleich weder die Niederschläge »vch die Temperaturen be sonders empfindllch geworden sind. Auch an den kühlsten Tagen wurden Ist Grad Warme überschritten, meist sogar be trächtlich. so das, die Höchsttemperaturen gewöhnlich nicht weit von 2«> Grad Celsius blieben. Wcngleich die weitere Entwicklung der Wetterlage noch undurchsichtig ist. so besteht doch einige Wahrscheinlichkeit für allgemeinen kontinentalen Druckanstieg und damit für zu- n e h in ende Aufheiterung und langsame W i e d c r e r w ä r m n u g. Gedanken und Einfälle. HelfferlchS Vergesse». — Der unrasierte Bräutigam. — «lautes -lnscrktchung. — Säulenheilige im Wasser. — Bor dem Er scheine» eines neue« Lexikons. — Die Bequemlichkeit. — Gewähr des deutschen Ausstiegs. — Die lugendliche Strastenbahn. Wenn man jetzt so durch die Straften geht, 's ist ein sich zu erfassen. Und wieder da gibt es Käuze. So konnte wunderliches Werkeln und Schassen an allen Häusern. Als man kürzlich bei Antons einen sehen, der an einer seichte» Deranslallungen in der Iahresschau. Heute Sonntag abend findet ein aroftes Fencrivcrk statt, wie es schon letzthin so lebhaften Beifall gefunden hat. Am Dienstag, nachmittags 4 Uhr. wird ein Voaelichieften für Damen und Herren abgchalten, zu. dem eine Anzahl wert voller Preise vorgesehen sind. Nachmittags und abends sindct bei Illumination Tanz im Freien statt aitt einem Podium, das ans dem Kandclabcrplntz errichtet ist. Am Donnerstag, nachmittags V Uhr, wird das Tagessenerwerk in japanischer Art hätte sich eine griesgrämige Erscheinung, die jahrelang über die. Städte im ganzen deutschen Reiche hereingeblickt hat, in der Stille eines grauen Morgens verzogen, so wird gebaut, so steht man Gerüste vor den Straftensrvntcn und in den Höfen ivachsen, so wird geputzt, bemalt, werden silberweift glänzende Dachrinnen aufgelegt, -talkone, Gitter, Türen er neuert und gestrichen — kurz, ein Frühling, wenn auch so be scheiden, wie der feindliche Druck es eben erzwingt, ist im Anbrechen, ein erster Hauch erwachender Sclbsttätigkeit streift durch die Städte- Und so kümmerlich die Verhältnisse i», E)c- schästöleben auch liegen, so mühsam die Betriebe arbeiten — eine Grundlage, auf der man sicherer stehen kann, ist doch iviedergewvnnen. Gedenken wir aber nnch, wem wir diese Erneuerung — mag sie immer zaghaft sein, sie ist doch Er neuerung — verdanken? Von ihm ist schon lange nichts mehr übrig als nur die Asche, so sehr wir seinen Ueber- zennnngsmut und seine Grnndhafligkeit der Uebcrzcngnng heute gebrauchen könnten. Traurig zu sagen, das, er das Ge deihen seines Werkes, der Ncnlenmark, nicht mehr sehen kann, an dem — vergleichen mir uns mit Oesterreich — unsere Selbständigkeit und unser letzter geringer Stolz noch hängen: Hclsferich. Wie wenig verstehen wir cS nur, die Volks tümlichkeit von deutschen Taten, die doch so verloren selten sind, zu besorgen! Helsserich ist nicht das einzige Beispiel Mich immer von neuem darauf gewiesen werden, daft der Dank an diesen Mann allen Städten Deutschlands, auch Dresden, eine Schuld ist? „Er rettete uns aus der In flation." Die wenigen Worte, z» einer Tafel, ans der st'in Bild stünde, mären das Grösste, was man über ihn ansbe wahren könnte — und sollte. Und wenn die Städte, traft seines Werkes, heute wieder anfangen können, cmpiIrzu-- kominen, so sollte in ihren Säckeln der Betrag und in ihren Rathäusern die Stelle — von jedermann neidlos gewürdigt — übrig sein — zum Nachdenken! Aber die Betrachtung der Gegenwart führt nicht nur zurück zn den Wurzeln des Bestehenden, sie führt auch voraus und lehrt, an Besserung arbeiten, in brüderlichem Geiste, zum Wohlc von allen. Wenn man den Gang durch die Stadt, den wir im Ansang erwähnten, nicht wochentags, sondern Sonntags antritt. so sieht man da ja allerdings nicht mehr viele Geschäfte offen. Erinnert sei nur, daft nun selbst die G c s i ch t S - B e r s ch ö n e r u n g s r ä t e ihre Feier- tagöarbcit abgesagt haben und, mit Ausnehmung der Brantsrisur, Sonntags keine Modellierung der Geschöpfe und Gcbärtc mehr vollbringen, -lest im int ist also — was im ersten Augenblick befremdet —, da» die Braut zwar im Lvckcn- vder Bubischmnck zur Kirche fahren kann, daft der Bräutigam aber kratzbürstig zu Hänpten der Hochzeitstafel thronen mnst. Vor der Berührung mit ihm mnft gewarnt werden. Er sticht. Oder wie heisst cs im Hohenlied, in Vorahnung solchen Ge schehenS ics kann nun als Anftrittslicd dcS »nrasiericn Braut gesponsen gesungen werden: ,FKer ist, der hcranskommt, herrlich wie die Sonne, schrecklich wie HcercS- spitzcn?" Aber cs war nicht das Ziel dieser Betrach tung, unseren Nenner ans der Weide deö Uebermntcs auszn- tnmmeln. Setzen wir unseren Gang fort. Wir kommen jetzt an einem Geschäftsraum vorbei, der — buchstäblich bis zur Türe — drückend voll Menschen steht. Eine Stätte der „Wetter". Frauen und Männer und junge Burschen, dir Sportzeitung in der Hand, buchstabieren und buchstabieren, willens, sich, wie Faust, eine Beschwörung znrcchtznbrnncn, auf die sie dann den richtigen Tipp finden. — Gegen diese Renaissance des Wcttcns — seit Klaute! — soll gc- wift kein Wort gseprochen werden. Erstens, weil es doch ver gebens wäre, zweitens, weil in dieser primitiven Welt nun einmal jedes Tierchen Anspruch aus sein Pläsierchen hat. Hin- gcwicscn aber darf werden, welche Summen durch diese zeit- gemästc Stnrmflnt des Wettcns brachgelcgt werden, die unser Wirtschaftsleben fühlbar befruchten könnten. An welchen Ecken und Enden das Geld heute fehlt, das weift ja jeder. Und damit wollen wir uns denn nnch schon bescheiden. An der Elbe ist jetzt das Angeln die groftc Mode. Kundige werden zu beurteilen wissen, worin der Grund da für zu suchen ist,- für die Strandbummler ist damit jeden falls eine gesuchte Anregung gegeben. Das ist auch so ne Sache, Uber die sich stundenlang reden lieftc: was das „Bei spiel" ilies: Suggestion» bei den Leuten vermag. Man geht etwa über eine Elbbrückc und urteilt ans dem Mcnschenanf- lauf an der einen Seite, daft ein Greis ins Wasser ge sprungen oder ein Schiss mit Mann und Maus versunken sein müsse. Alles biegt sich erregt, gebannt, stier über die Brüstung, Jungen mit bloften Beinen halten, gucr über die Steinwandung schwebend, offenbar kaum noch das Gleich gewicht: sogar ein Polizeihund ist mit den Vorderbeinen hinausgesticgen und steht — fertig zum Sprung. Jetzt kommst du und wirst dich gleich mal überzeugen. Nun werden wir die Sache sofort haben- „Bitte, einen Augenblick. Ich bin Mitglied der Freiwilligen Sanitütskolonnne." — Was gibt's? — — Das fahrplanmüsstge Dampfschiff nach Meisten durch kreuzt eben den Brückenbogen. — AchnlicheS an Mcnschcn- aittlänscn kann man bei den 'Anglern alle Tage erleben. In dessen sei zugegeben, daft dies seltsame Völkchen beharrlicher Menschen — Diplomaten und Seclenkäufer sollten stets aus Anglcrkrctsen genommen werden — immerhin mehr Stofs zum Zuschaucn gibt, als der fahrplanmäftige Dampfer nach Meisten lohne dessen Kommandierenden irgendwie zn nahe zn treten!». Man freut sich z. B. über die Kriegsbeschädigten, die findig genug gewesen sind, diese Beschäftigung als geeignet für Stelle vielleicht zwei Meter vom User ab im Wasser a»s einem Feldstuhl fast und seine Beine ganz geschickt noch über der Feuchte verstaut hatte. Wenn der berühmte Fisch des Propheten Jonas geschwommen gekommen wäre, — hier hätte er, wie s Münchhausen erzählt, Mann und Stuhl zu gleich schlucken können. Einsiedler lm Wasser — wie es in Aegnpten ja auch Heilige gegeben hat, die auf Säulen ihr Leben zubrachten. Haben Sie übrigens schon — die Frage gehört eigentlich nicht ganz in den Zusammenhang — ein Abzeichen am Rocke? Man staunt geradezu, wenn man sich innerhalb und anftcrhalb der Eitn mal seine Leute ansicht. Der eine hat ein farbiges, der andere ein Figuren-, der dritte ein Formenabzeichen, aber jeder hat eins, und in dieser Be ztchung — wir schlagen ein „Lexikon der zurzeit gebräuch lichstcn Abzeichen in Dresden" vor — haben wir wirklich den Punkt Frankreichs in den Tagen des zweiten Kaiserreiches besetzt, wo Bismarck in Paris auf Schritt und Tritt auch einem „ülnimic-ur clvoor,!" begegnete. Aber ein Unterschied ist da. Bismarck setzt auseinander, warum die Franzosen so versessen auf Abzeichen waren. Ihre Eitelkeit blühte sich damit. Und wir? Misstrauisch mustert man den Entgegen 'kommenden, dessen Abzeichen noch unerkennbar ist. Turner oder Sportler, Stahlhelm oder Reichsbanner, Freund oder Feind? — so steht in diesem Misstrauen geschrieben. Es ist etwas Gutes und etwas Deutsches um das Bckennertmn. das die Gesinnung auch im Schmucke knndtut, aber diese Ab zeichen führen uns nicht zueinander, sie trennen uns. Sv ist ja der Deutsche. Er vergisst, daft der, der ein „seind liches" Abzeichen trägt, darum immer noch deutsch spricht! Wobei freilich die letzte Frage bleibt, ob cr'S auch schreibt. Bekanntlich streiten wir Deutschen uns ja um jede Ouartstullc. Wir streiten uns um die Reichssarben. um die Konfession, warum also nicht auch um die Schrift? Ein biftchen Streit muntert auf, bringt Leben in die Radio zeit«:. Also die Schrift! Es würde, Gottlob, zn weit führen, das Für und Wider dieses grvften Trojanischen Krieges hier anseinanderzurollen. Genug, eine ganze Anzahl Dresdner Ge schäfte hat jetzt die „Usance" ausgenommen, denGordischenKnoten durch die einfache Verfügung zu zerhauen: Es wird Lateinisch geschrieben. — Dagegen kann, wenn nicht in fünf Minuten ein erbitterter Zwist die beiden Parteien die Straften durchsetzen soll, nichts gesagt werden. Be merkenswert bleibt höchstens der Grund für jene salomonische Entscheidung: Ins Ausland zieht doch nur die Lateinschrift, also... die liebe Beguemlichkeit. Und dazu darf man denn doch etwas äuftern. Ein Grund der Uebcrzeugung mnft gelten, ein Grund der Beguemlichkeit — jetzt — nicht! Bei nahe kindisch ist es ja, was wir alles ans purer Begucmlich- kcit — teils geschehen lassen, teils selbst tun. Zum Beispiel: eine Rede gegen die Entente halten — und hinterher Apfel sinen zur Ergtticknng speisen. Hitler Uniform tragen — und Zigaretten rauchen. Nationale Blätter lesen — und da neben belgische Weintrauben ans der Schüssel langen. Alles elende Säumigkeit im 'Nachdenken und ein Schlaf, dessen er schütterndes Getön den Knffhänscr aufreiften sollte- Es ist gewift, daft der Bestand des Deutschen Reiches nicht ins Wanken kommt, wenn ein Dresdner Geschäftsmann seine Lehrlinge ans Lateinisch nnlcrnt. Wegen der Schrift gewinne» nur den Frieden nicht, so wenig wir durch die Austilgnng von Fremdwörtern den Krieg gewinnen konnten. Aber durch die Gesinnung, die hinter solchem Handeln steht, verlieren wir, durch die nichtswürdige Lässigkeit, die immer aus morgen und auf die vielen anderen zeigt, nie aber inne wird, daft die eherne Stimme dcS Schicksals sie, gerade sie, meint.... Aber am Schlüsse noch ein Wort zur Versöhnung, ein Wort über neutrale Angelegenheiten, ein Wort aus bürger lichem Gewissen heraus, sozusagen. Ist Ihnen nicht auch schon die Verjüngung unserer Straften bahn ausgefallen? Man denke liier nicht an den Anstrich einzelner Wagen, die ans Gründen der Steigerung des Verkehrs viel leicht hier und da sichtbar werden. Aber die Personalien der Straftenbahu verjüngen sich so! Früher war auch das Recht, den Nock eines städtischen Straftcnbahnschaffncrs zu trage», an ein gesetztes Aeuftere geknüpft. Und cs must zugegeben werden, daft damit mancherlei Vorzüge verknüpft waren. Der Straftcnbahnschafsner ist eine Respektsperson lsoll es wenigstens sciitt. Der Respekt soll sich ans verschiedene Lebensalter, Temperamente, Bernfskreise, Zustände er strecken. Unsere allen Straftenbahnschasfner brachten dazu etwas mit, was die Nachkricgserwachscnen nicht besitzen können: militärischen Schliff. Sic baumelten nicht, sondern standen kerzenstramm: sic guckten nicht lässig und halbtrüumend oder hcitcrlingshaft, sondern ernst, fest, bestimmt. Man nehme den Fall, die Fahrgäste beschweren sich über einen be trunkenen Mitreisenden und wünschen dessen Entfernung. Alles kommt darauf an, was der Schaffner jetzt für ein Kerl ist bzw. ob's einer ist. Ist er nämlich ein Schlappschwanz, so wird er unfehlbar ein Theater ohnegleichen entfesseln: im anderen Falle wird die Angelegenheit in fünf Bierminuten erledigt sein- Der Schaffner kann aber noch ernstere Ans gaben zu bewältigen bekommen. Es kann ein Unglück ge schehen, eS kann geschehen, daft er ein Vorbild an Geistes gegenwart, Entschluftsähigkeit und Ruhe geben mnft. Man must also mit der Auswahl für ein derartiges Amt sehr vor sichtig sein, und man kann nur wünschen, daft die Straften- bahnverwnltnng es bei ihren Neucinstcllnngcn gewesen ist, Den jugendlichen Schaffnern sei in diesem Sinne ein herz liches „Glück zu!" ans die Reise gegeben. wiederholt. Am Sonnabend, nachmittags 4 Uhr. wird ein groftcS Kinderfest veranstaltet. Es beginnt mit einem Umzug unter Führung der Musikkapelle, der Tiere, die bei dem letzte» Kinderfest so groftcs Entzücken erregt haben, und einer be sonderen Attraktion, nämlich einem Stelzcnlänser mit seinem Partner Chaplin, die auch während des Kinderfestes Vor führungen darbictcn. Es fehlt auch nicht die bei den Kleinen so beliebte Pvnnkntschc. Anschlieftcnd Topsschlagen, Stil springen. Sackhüpfen, Klettern, Knchenwettcsscn. Eierwett- lausen. Maibanmreigen. Vvgelschicftcn usw. Verschiedene Spiele sind mit einer Prcisvcrtciliina verbunden. Abends sindct ein Fackelzug mit der Kapelle statt Das Fest schliefst ab mit einem kleinen Feuerwerk, darstellend „Fridolin, ans dem Delphin davonsabrend". Für Sonntag den 81. August, ist wieder eine der beliebten bengalischen Beleuchtungen des gesamten AuSstellnngSparkeü in Rot- und Griinsencr ange- sctzt. Ferner sei noch darauf aufmerksam gemacht, daft in dem bekannten Tanzpalast Libelle ab Montag, den 25. August, die Hometrainer-Truppe des Dresdner Rennfahrers Richard Schröter verpflichtet worden ist. Jeder der sechs ausgezeichneten Fahrer startet an einem Abend zweimal in vier 8twnden. ES sind hierzu verschiedene Preise und Prämien anSgcsctzt. Die Nennen selbst werden durch ei» Schiedsgericht überwacht, so daft Genstihr geboten ist. daft die sportliche Durchführung einwandfrei geschieht. Die Bekanntgabe des ewciligen Siegers erfolgt durch eine selbsttätig funktio nierende elektrische Mvinent-Zielbelcuchtuiia. — 8!I. öffentliches Singen. Montag, abends 7 llljr, singen Kinder der 40. Volksschule im Walde hinter dem Wilden Mann. — Das ans Leise geschnitzte Denkmal Augusts deö Starken, das ans der Dresdner Seisenmcsse allgemeines Aufsehen erregte, stellt die Firma Bergmann n. Co. bis ans weiteres in der Carola- Parsümcric in der Iohaiin-Strastc, Ecke Schicstgassc, ans. Wie wir in dem Bericht über die Seisenmcsse bereits meldete», ist das .Kunst werk aus einem sechs Zentner schweren Block der bekannten Stecken- pscrd-Lilienmilch-Seisc von dem Bildhauer Schlesinger in F-rcital modelliert worden. — Platzmnslk auf dem Altmarkt am Tonntag kTrompcterkorpö der 4. Nachrichten-Abteilung,. Leitung: Obermnsikmeister B » hl - mann. Largo von Händel. Kuvertüre z. Qp. „Oberon" von Weber. Nordisches Bukett. Clmraktcrsttlck von Beck. Wiener Blut. Walzer von Stmiuft. Dtvcrttsscment a. d. Vorspiel „Nhctngvid" »on Wagner. Kaiscrparvle, Marsch »on Teile. — Wegen Abwesenheit der Mnsikkorps von Dresden während der Herbstübungen sinden am Spin,tag, den 7. und 14. September, keine Platzmnsike» statt. ^ — In der Grosien Wirtschaft im Eroften Garten gastiert am sonntag zum zweite» „nd letzten Male die Kapelle des ,<re„s,isch-n Insanterie-NegtmentS Nr. >2 tcyarnisou Magdeburg, unter Leiinng von Obermusilmeistcr Büchner. worden durci, inline krrllidi empfohlenen 8enk- unck klattkuüeilllLLeil kekoben. Trinkninrion und ein« individuelle snciim«1rini5c1i6 keiirmriliinst Siegern den k^klen ! I-inus ttslinsek. Po8tpla1r HIilKl. Iillillsk. IMdiiillsii. Skliclilmösiieil. »Mel m HiMsiiiiklM Issvuv 8edukpttv8v! Wenn Sie auf elegantes Aussehen Ihrer Schuh« Wert legen, so dürfen Sie nicht Unmassen farbiger, harziger, »nangenehm riechender Schuh creme auftragen. In wenigen Tagen ist das empfindliche Leder un ansehnlich, wird brüchig und hart. Benutzen Sie deshalb die farblose überfettete wohlriechende Cdclcrrme 1',,koi-nii. 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